Staffel 1
Die beste Dracula-Story seit Gary Oldman... oder gar Lee?
Wenn Filme zu Videospielen meist schon grauenvoll schlecht sind, wer will oder produziert dann eine ganze Serie? Diejenigen, die ihr Spiel und Produkt wirklich lieben. Leute, wie die Macher der neuen animierten "Castlevania"-Serie. Leider umfasst die Auftaktstaffel nur gerade einmal 4 Episoden, bleibt unter 100 Minuten Spielzeit insgesamt - aber jede einzelne davon ist ein feuchter Traum für Fans der legendären "Castlevania"-Spielreihe. Doch nicht nur Animefans und Zocker der Sidescroller-Vampirsaga sollten sich diesen verlängerten Prolog nicht entgehen lassen - denn man merkt in jedem Frame wieviel Leidenschaft, Wissen und Willen investiert wurden. Eine bessere Umsetzung eines Computerspiels wird schwer zu finden sei... Es geht um Dracula höchstpersönlich, dessen geliebte Frau von der katholischen Kirsche im tiefsten Mittelalter als Hexe verbrannt wird. Nun schwört dieser Rache auf die komplette Menschheit und es liegt an unserem aus der Übung gekommenen Held Trevor Belmont seine Pläne zu durchkreuzen... so viel zur Ausgangssituation der mächtigen und vielschichtigen Saga, über die man in den wenigen Folgen natürlich nicht hinaus kommt. Doch die Lust auf mehr ist entfesselt!
"Castlevania" verbindet westliche und asiatische (Anime-)Kunst zu einem blutigen Gemälde aus Rache, Mut und Magie im dreckigsten Teil des Mittelalters. Wunderschön gezeichnet, mit genug Blutzoll ausgestattet, vermisst man eigentlich nur den ikonischem 16-Bit-Soundtrack oder zumindest eine Anspielung an ihn. Der Rest des heldenhaften Gemetzels trifft den Kern der Sache auffällig gut. Trevor Belmont ist ein herausragender Held, fast schon Antiheld, dem man einfach gerne zuhört und zusieht. Das Script ist hervorragend im Zeichnen von Grauzonen und, außer die teuflisch-böse katholische Kirche, gibt es hier kein Schwarz und Weiß. Eine grausame Welt bevölkert von realistischen Figuren in Grautönen, allesamt mit Fehl und Tadel. Zudem gefällt mir der immer wieder eingeworfene Humor, der mich an Indiana Jones' Abenteuer erinnerte. Und im nächsten Moment reißt ein Höllenwesen einem Priester die Eingeweide aus dem Leib. Einfach eine höchst effektive Mischung, die man an einem Stück wegatmet und die nur viel zu schnell vorbei ist!
Fazit: (zu) kurz, knackig, blutig, vorlagengetreu - die erste Staffel / 4 Folgen sind wohl mit das coolste und beste, was man an Videospielverfilmungen finden kann. Ich will mehr! (8,5/10)