kurz angerissen*
Die Verfilmung des noch sehr jungen Romans gleichen Namens bahnt sich seinen Weg durch das überlaufene Zombie-Genre mit einem Diskurs zwischen Mensch und Zombie, an dem ungewöhnlicherweise diesmal auch der Zombie selbst teilnimmt. Dadurch, dass im präsentierten Szenario die befallenen Kinder Phasen des klaren Verstands durchleben können und weiterhin ein spezielles Kind Zentrum der Handlung ist, nimmt „The Girl With All The Gifts“ eine außergewöhnliche Perspektive ein, die der weit streuenden Untoten-Thematik tatsächlich noch einmal neue Impulse verleihen kann. Auf diese Weise gelingt es dem Film, über die gesamte Laufzeit immer wieder unvorhergesehene Wendungen zu nehmen.
Das soll nicht verschleiern, dass sich sowohl Film als auch Vorlage beim Design von Zombie und Endzeitwelt kräftig bedienen. Derweil England bereits in Danny Boyles „28 Days Later“ von rennenden Menschenfressern überlaufen wurde, erinnern Pilzsporenbefall und die Rückkehr der Natur in verwaiste Großstadtgebiete so massiv an das Artdesign des (noch vor dem Roman veröffentlichten) Videospiels „The Last Of Us“, dass man beinahe von einer inoffiziellen Verfilmung sprechen könnte.
Wo die Mischung aus Mythologie, dystopischem Realismus und Genre-Alternation zu einem erfrischenden Ansatz führt, erscheint der Erzählton allerdings etwas sprunghaft. Der mit einem ungewöhnlichen Soundtrack aufbereitete Einstieg wirkt durch das bewusste Auslassen von Hintergrundinformationen angemessen geheimnisvoll, bevor die Situation Stück für Stück entblättert wird. Dennoch hat man das Gefühl, in einige Bereiche der Handlung nicht ausreichend eingeführt zu werden, was auch daran liegen mag, dass man sich nicht ganz darauf einigen kann, mit welchem Ton oder aus welcher Richtung man sich dem Sujet nähern möchte. Die Märchenästhetik von „Es war einmal“ beißt sich mit dem militärischen Ansatz und den teils drastischen Darstellungen, die aber wiederum meistens im Off ausgespielt werden. Mittendrin Hauptdarstellerin Sennia Nanua, eine vielversprechende, charismatische Newcomerin, die in dieser Rolle aber irgendwie falsch aufgehoben scheint.
Trotzdem ist „The Girl With All The Gifts“ eine intelligente, moderne Alternative zu den klassischen wandelnden Toten nach Romero, deren spannende Prämisse auch genug Platz für Fortsetzungen böte.
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