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Review

kurz angerissen*

Man möchte es am liebsten als Traum verstanden wissen, als Alice in Funktion eines Schiffskommandanten durch stürmische Gewässer führt und Angreifer mit trickreichen Finten abschüttelt. Doch nein, diese karikaturistische Auftaktszene der Fortsetzung zu Tim Burtons ohnehin bereits eher miß- als geglückter "Alice im Wunderland"-Verfilmung verortet diesen seltsamen Anflug von Feminismus tatsächlich in der Realität und begegnet damit dem Snobismus auf Land mit Ebenbürtigkeit.
Doch die spätere Flucht in die tatsächliche Traumwelt verspricht keine Besserung. Hier unausgewogene Spektakelbilder aus dem Computer, die anstatt von echtem Surrealismus lediglich die Vorstellung eines solchen durch einen Mainstreamfilm ausdrücken: Zeit, die zu einem riesigen Uhrwerk aufgeblasen wird, ein Königinnenkopf, der die aus dem Vorgänger bekannte Übergröße erhält und weitere Luftballons, mit denen Nichtigkeiten zu großen Bildern und großen Problemen aufgeblasen werden.

Dass praktisch der gesamte Originalcast wieder anwesend ist, hilft dem uninspiriert zwischen Vorgeschichte und Fortsetzung pendelnden Zeitreisefilm keinen Deut; vielmehr macht sich bemerkbar, dass ein Burton und Tiefstform immer noch zu mehr imstande ist als dem, was "Muppets"-Regisseur James Bobin darauf folgen lässt. Die Grinsekatze ist nur noch ein trauriger Sichelmond ihrer einstigen Form aus dem lange zurückliegenden Trickfilm, ein liebes Schmusetier zuguterletzt, eine Bedrohung wie den Jabberwocky existiert nicht mehr und im Fall von Johnny Depps Hutmacher ist allenfalls noch verrückt, wie menschlich er gezeichnet wird und wie sehr er dadurch von seiner eigentlichen Faszination des Unentwirrbaren verliert. Ganz Wunderland hat endgültig seine Unzurechnungsfähigkeit verloren und darf als geheilt gelten; die bunten Farben und die kunstvollen Arrangements sind nichts anderes mehr als standesgemäße Hollywood-Idylle.

Sacha Baron Cohen kann immerhin ein paar Akzente als Zeit setzen, ist aber ein bei weitem zu kleines Rädchen im Getriebe, um die gesamte Maschine retten zu können. Die zweite Ebene der Carroll-Fortsetzung "Alice hinter den Spiegeln" wird nicht einmal gestreift. So gerät die Verfilmung zum vergessenswerten CGI-Pomp, der nichts Denkwürdiges an sich hat – im Positiven wie im Negativen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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