kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 24.05.2015
Den dreißig Jahren Abstand zur Originaltrilogie begegnet Ur-Regisseur George Miller mit der erdenklich nüchternsten Vorgehensweise: Reduzieren, bis nur noch eine gerade Linie von A nach B und zurück existiert. Dem geht eine kluge Beobachtung voraus, denn wer heute eine alte Franchise wiederauferstehen lässt, versucht sie dabei in der Regel in allen Belangen zu übertreffen, was meist in Maßlosigkeit resultiert.
Miller hingegen stellt alle Regler auf Null. Bis auf einen. „Fury Road“ ist voll aufgedrehte Road Action mit einer Immersion, wie sie das zeitgenössische Actionkino eigentlich gar nicht mehr kennt. Die Entscheidung, die Psychologie der Charaktere nicht weiter zu vertiefen, ist eine bewusste. Auch wenn das bedeutet, dass die eigentliche Titelfigur nicht mehr macht als grunzen und ein paar Mel-Gibson-Manierismen zu imitieren, was die martialisch aufspielende Charlize Theron im Bewusstsein vieler Zuschauer zur eigentlichen Hauptfigur befördert.
Wichtiger sind die grellen Farbkontraste zwischen Ziegelrot, Chemiegelb und Azurblau, das monströs-pervertierte Fahrzeugdesign und die Echtheit der Autostunts. Nicht in die Story soll man hineingezogen werden, sondern in die unmittelbare Situation. Scheuklappen werden getragen, lassen sogar den Umgang mit 3D-Effekten schlüssig erscheinen.
Mit typischen Endzeit-Themen wie Wasser- und Benzinknappheit wird gespielt, sie erlangen aber keine weiterführende Bedeutung, sondern sind lediglich eine Problematik des Moments. Dem facettenreichen Wahnsinn der Figuren, die allesamt in ihrem eigenen Kaninchenbau schweben, wird damit Genüge getan, denn nur den Wenigsten traut man in dieser Welt so etwas wie ein Zukunftsbewusstsein zu. Das erlaubt dann auch abwegige Absurditäten wie die jaulende Schlachtgitarre mit Gummizug, die den Treck sozusagen mit einem In-Movie-Soundtrack versorgt.
Letztendlich vor allem ein Konzentrat von „Der Vollstrecker“, eine einziges langes Wüstenrennen in grellen Tönen, das so lange spannend bleibt, wie jemand vergisst, die motivierende Verfolgungsmusik im Radio auszuschalten.
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