kurz angerissen*
Man kann monieren, dass Eli Roth hier ein Terrorspiel ohne echte Pointe oder moralische Wende entwirft, dass er sich eines tieferen Diskurses zum Thema Treue oder zum generellen Umgang von Männern und Frauen mit dem Thema Sexualität entzieht. Dabei wirft er diese und artverwandte Fragen im Entwurf großzügig auf, anstatt sich stumpf auf die Mechanik des Thrills zu konzentrieren. Der cineastische Meta-Kontext des Invasions- oder allgemeiner Terrorfilms wird zwar oberflächlich als Instrument zur Spannungsbildung verwendet. Gerade mit Roths Vergangenheit als Spezialist für blutige, aber auch grobschlächtig sozialkritische Stoffe werden Erwartungen an ein Katz- und Mausspiel mit unschönem Ausgang entfacht. Dass der Regisseur gerade diese Erwartungen jedoch enttäuscht, ist nicht einmal ein überraschender Schachzug; es passt zu ihm, dass er nun auch einfach mal nur "spielen" will und sein Publikum damit mal wieder vor den Kopf stößt.
Dabei birgt die Schlusspointe durchaus ein im erlösenden Sinne komisches Potenzial, was auch an Keanu Reeves liegen mag, dessen Hölzernheit ideal inszeniert wird und der sich aus dieser Hölzernheit heraus zu ein paar schauspielerischen Highlights hinreißen lässt, die man auf diese Weise in seiner Karriere noch kaum erlebt hat. Wenn sich Hass und Verzweiflung zu einer theaterhaften Grimasse vereinen, als sein Körper im Boden steckt und seinen Kopf als mimikrierendes Ei zurücklässt, wirkt das gleichermaßen glaubwürdig wie trash-affin; insbesondere, als König Zufall dann auch noch zu einer Attacke bläst, die es in ihrer böswilligen Gläsernheit so nur im Facebook-Zeitalter geben kann.
Lorenza Izzo und insbesondere Ana de Armas blasen das zwischen Harmlosigkeit und Gefahrensituation in der Theorie fungierende Drehbuch auf dem Bildschirm mit einer gehörigen Portion fatalistischer Erotik auf. Das reicht zwar nicht, um das fragwürdige Handeln der meist ohnmächtig wirkenden Reeves-Figur zu rechtfertigen, es lässt ihre Präsenz im Haus des Ex-DJs jedoch vollmundig erscheinen und zumindest der Reiz, den sie auf ihn ausüben, bleibt nicht verborgen, zumal das von ihm gelebte Familienidyll auch viel über eine wilde Vergangenheit verrät und darüber, dass das synchrone Vorstadtleben deutlich zur Fragilität neigt.
Formell betrachtet voller Strukturschwächen, dreht "Knock Knock" an beiderlei Geschlecht also so manches Knöpfchen, durch das Fehlen einer klaren moralischen Linie vielleicht umso mehr.
*weitere Informationen: siehe Profil