„Corruptor – Im Zeichen der Korruption“ ist der zweite Hollywoodeinsatz für Hongkongstar Chow Yun Fat nach „Replacement Killers“.
Nach dem Beginn, in dem eine Nachrichtensprecherin dem Zuschauer über den Bandenkrieg in Chinatown zwischen der Jugendgang Fukien Dragons und der Triadenfamilie Tong aufklärt, sehen wir wie eine Bombe in einem Laden hochgeht. Mitglieder der Dragons erschießen noch den Ladenbesitzer. „Corruptor“ ist ein wirklich kompromissloser Film, der das Bandenkriegszenario in voller Härte zeigt.
Derweil besucht der chinesische Cop Nick Chen (Chow Yun Fat) einen anderen Ladenbesitzer, als auch in dessen Geschäft Mitglieder der Dragons auftauchen. Als diese Nick zum Verschwinden auffordern und bedrohen, macht dieser kurzen Prozess mit den Gangstern und lässt nur einen am Leben. Nick Chen ist ein zwiespältiger Held: Denn auch wenn er ohne Gnade die Regeln übertritt und Selbstjustiz übt, so scheint er doch rechtschaffend zu sein und richtig zu handeln.
Dann wird der weiße Polizist Danny Wallace (Mark Wahlberg) Chens Abteilung zugeteilt. Dieser tobt, da kein Chinese einem weißen Cop traut und Danny zudem noch ein Greenhorn ist. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten freundet sich Nick mit Danny an – aber Nick hat keine weiße Weste, denn er lässt sich öfter auch mal von den Tongs schmieren...
„Corruptor“ nutzt das Szenario in Chinatown, um einen wirklich interessanten Film zu kreieren. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Chow Yun Fat, der beinahe so cool ist wie in seinen HK-Filmen der Marke „Hard Boiled“.
Die Story ist eher lose und besteht aus vielen Sub-Plots. Grober roter Faden ist der Bandenkrieg zwischen den Dragons und den Tongs; aber es geht auch viel um Ehre, Moral und Freundschaft. Insofern ist „Corruptor“ ein Film, bei dem das Drumherum etwas wichtiger ist als die Story. Trotz allem bietet das Drehbuch doch ein paar überraschende Wendungen, die Zuschauer bei Laune halten.
Die Atmosphäre bietet gutes Chinatown-Flair. Regisseur James Foley, mit dem Mark Wahlberg schon vorher in „Fear – Wenn Liebe Angst macht“ zusammenarbeite, hat das Feeling des Chinesenviertel New Yorks sehr schön eingefangen. Dabei bringt er das System, wie es in Chinatown läuft, gut rüber: Denn obwohl viele Handlungen der Protagonisten (z.B. Korruption) scheinen zwar oberflächlich falsch zu sein, innerhalb des Systems von Chinatown erscheinen sie dem Zuschauer aber auf irgendeine Weise richtig. „Corruptor“ porträtiert den Sumpf aus Moral, Korruption, Verbrechen und Freundschaft, in dem sich die Protagonisten bewegen, auf eine aufregende Weise.
Die Action bietet einige Shoot-Outs und Verfolgungsjagden, hierbei sind die Schießereien heftig und teilweise auch recht spektakulär. Das Gewaltlevel wirkt teilweise wie ein Hammerschlag auf den Zuschauer: Denn wenn flüchtende Gangster eine Kreuzung verstopfen, indem sie Autofahrer erschießen, um die Cops an der Verfolgung zu hindern. Hierbei ist es schon verständlich, dass für ein R gekürzt wurde (wer schon mal die unrated Version im Making Of auf der Kinowelt DVD gesehen hat, wird mir sicherlich zustimmen). Trotzdem wirkt „Corruptor“ schon ein wenig verstörend auf den Zuschauer.
Mark Wahlberg strengt sich redlich an und liefert auch eine recht gute schauspielerische Leistung, aber gegen Chow Yun Fat zieht er eindeutig den kürzeren. Denn der coole Hongkongchinese kann auf faszinierend einfache Weise die subtile Aussage einer Szene einfangen. Die Bösewichte sind zwar ein wenig Klischee, aber sie machen ihre Sache nicht schlecht. Das Oberhaupt der Tong Familie heisst übrigens Benny; die gleiche Rolle wurde von Kim Chan auch noch in „Lethal Weapon 4“ gespielt.
„Corruptor“ ist ein atmosphärisch dichter und düsterer Action-Thriller mit viel Atmosphäre, der durch das Fehlen einer durchgehenden Handlung leider Potential verschenkt.