Es mag wie das übliche PR-Gewäsch klingen, wenn Arnold Schwarzenegger im Interview behauptet, er habe Teil sein dürfen des emotionalsten Zombiefilms, der je gedreht wurde. In einer Retrospektive auf das Zombiegenre, dessen Prioritäten im Allgemeinen ohnehin anders gelagert waren und sind, wird jedoch deutlich, dass dieser Slogan für die Kameras im Kern so falsch gar nicht ist: „Maggie“ ist in jedem Fall intim, bewegend und erschütternd wie kaum eine Produktion der letzten zehn, fünfzehn Jahre aus der boomenden Untoten-Subsparte, die sich normalerweise zwischen Horror, Action und Parodie bewegt.
Wenigstens im Film mag einem kein vergleichbares Beispiel einfallen, Parallelen böten sich in Sachen Konstellation und emotionaler Kraft lediglich auf dem Videospielsektor: „The Last Of Us“ basierte, wenngleich spielerisch als opulentes Abenteuer aufgezogen, im Kern auf einer ähnlich humanistischen Beschützergeschichte. Regisseur Henry Hobson, der zuvor unter anderem an „The Last Of Us“ mitgewirkt hatte, wird sich hier eine Scheibe abgeschnitten haben, legt sein Filmdebüt zugleich aber wesentlich kleiner an. Informationen zur Epidemie werden angedeutet, selbst die Vorgeschichte der kleinen Familie muss man sich anhand weniger Andeutungen selbst erschließen. Schauplatz ist lediglich ein Farmerhaus mit anliegenden Feldern und Wäldern. In Großproduktionen so beliebte Zombie-Massenszenen bleiben aus, drei, vier zufällige Infiziertenbegegnungen geben ein eher deduktives Bild der Apokalypse, die mit ausgeblichenen, freudlosen Farben durchdringend in der Luft liegt.
All dies resultiert sicherlich auch aus budgetbedingten Entscheidungen, wendet sich für den gewählten Ansatz jedoch meist eher zum Verwertbaren. Der bärige Schwarzenegger beispielsweise ist in diesem eher ungewohnten Indie-Kontext eine wahre Entdeckung. Auf eingeengtem Raum wirkt er wie ein gefangenes Tier, das mit all seiner körperlichen Stärke nichts ausrichten kann; die Darstellung seines fortgeschrittenen Alters schmeichelt ihm derweil schauspielerisch bemerkenswert. Mögen einige Seiten auch ätzen, dass sein Mitwirken an derlei Filmen ein endgültiges Indiz für sein Karriereende darstellt, so sollte die Actionikone künftig viel mehr solcher Rollen annehmen. Schwarzenegger profitiert auch von seiner jungen Partnerin Abigail Breslin, für die dieser Film viel eher ein Heimspiel darstellt – eine vortreffliche Kombination, resultierend aus einem gelungenen Casting.
Dem subtil sich verändernden Make-Up Breslins, das interessanterweise nicht nur den Weg geradeaus ins Zombiedasein kennt, sondern manchmal wieder zurück ins Menschliche schwenkt, gilt ein hohes Augenmerk und wurde daher auch mit viel Sorgfalt umgesetzt, denn es bestimmt praktisch das gesamte Erzähltempo. Das Skript erweist sich als kaum ereignisgetrieben, sondern orientiert sich vollständig am Befindlichkeitszustand der Hauptperson. Da diese im Laufe der Handlung mal bessere, mal schlechtere Tage erlebt, mag ein Eindruck der Sprunghaftigkeit entstehen, der jedoch die Machtlosigkeit des Vaters nochmals unterstreicht. Etwas intensiver hätte man vielleicht noch die Mutterrolle ausleuchten können, allerdings kann die passive Darstellung Joely Richardsons in dieser Form auch gewollt sein.
Ein bemerkenswertes kleines Drama vor endzeitlicher Kulisse, schwer verdaulich und geschickt besetzt. Die Mühe um einen neuen Ansatz macht sich in vielerlei Hinsicht bezahlt, auch wenn für die ganz runde Note womöglich noch ein wenig Erfahrung der Beteiligten auf ihren jeweiligen Gebieten fehlt. Dennoch, ein Stoff wie gemacht für das Medium Film: Hauptdarsteller und Publikum teilen die Verdammnis zur Handlungsunfähigkeit.