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Review

kurz angerissen*

Während andere Comicuniversen längst nach Realismus streben oder sich zumindest in satirische Muster flüchten, zieht es die Spinne doch immer wieder in althergebrachte Comicreliefs. Da sorgte Marc Webb mit seiner ebenso ansehnlichen wie überflüssigen Neuauflage von 2012 schon für einen etwas ernsteren Anstrich und die Fortsetzung wird dennoch albern. Muss an Peter Parker liegen. In der Eröffnung zumindest verknüpft der Mann im rotblauen Kostüm High-End-Akrobatik in New Yorks Häuserschluchten (mit der bisher wohl furiosesten Spidey-Cam aller fünf Filme) mit Stand-Up-Comedy, und als würde Spider-Man auf seine Gegner abfärben, erscheint Jamie Foxx als waschechte Karikatur wie aus einem Bilderheftchen in diesem – wenn auch CGI-durchwobenen – Realfilm. Halbglatze mit übergekämmten Haaren, Hornbrille, Zahnlücke und Trottelvisage, der Stoff, aus dem potenzielle Rächer geboren werden. Seine nicht nur körperliche, sondern vor allem emotionale Verwandlung vom Bewunderer zum selbsterklärten Erzfeind Spider-Mans kann dahingehend auch nur als comichaft bezeichnet werden, und was in Heftform funktioniert, muss es im Film noch lange nicht.

Derweil Jamie Foxx New York ein neues Stromausfall-Trauma beschwert, wird aus dem ersten Teil vor allem jener Handlungsstrang aufgegriffen, der es Peter verbietet, Gwen zu sehen, so wie er es ihrem damals verschiedenen Vater versprochen hat. Die hieraus entstehenden Konflikte zwischen Liebe und Pflichtbewusstsein füllen einen Großteil der 140 Minuten, sind aber zu dünn, um so viel Laufzeit zu rechtfertigen. Da hätte man sich lieber noch ein paar der klinisch sauberen, audiovisuell jedoch äußerst beeindruckenden Krawallsequenzen gewünscht, in denen es ordentlich knistert. Dass ein Gegner wie Electro die Dunkelheit benötigt, um richtig leuchten zu können, sorgt für spektakuläre Bildkompositionen, bei denen das Blauschwarz des Nachthimmels mit dem grellen Weiß von Blitzen und Videotafeln zusammentrifft.

Der zweite Schurke ist dagegen charakterlich und vor allem darstellerisch interessanter; Dane DeHaan bringt in einem Darstellerpool aus Standards die einzige herausragende Leistung, nimmt allerdings nur wenig, im Endeffekt dann aber doch entscheidenden Einfluss auf die Handlung. Die freundschaftlichen Gesten zwischen ihm und Peter zu Filmbeginn lassen das Umschlagen in den Hass viel glaubwürdiger erscheinen als bei Hauptgegner Electro, der sich trotz seiner omnipotenten Erscheinung immer anfühlt wie ein Handlanger.

Schurke Nummer 3 hingegen ist endgültig notdürftig in den Plot genäht und stellt eher das Kanonenfutter aus Spider-Mans Alltag dar; wie ausgerechnet er die Spannung auf einen dritten Teil schüren soll, wird nicht ganz klar.
Und so stellt sich weiterhin die Frage, wie sich das ganze Reboot-Unternehmen des Marvel-Trapezkünstlers rechtfertigt, denn so gut hat es auch Raimi hinbekommen…

*weitere Informationen: siehe Profil

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