kurz angerissen*
Wie lust- und kraftvoll man mit alten Prämissen spielen kann, die sich bis zu Hitchcock zurückführen lassen. Der Fremde im Haus und all der Suspense, der von ihm ausgeht – Adam Wingard nimmt ihn nicht ernst, ihn und seine zahllosen Themenkomplexe. Von 80er-Jahre-Revenge-Mechanismen bis zum Growing-Up-Jugenddrama wirft er alles in den Ring, kleidet es mit einer abgeschiedenen Breaking-Bad-Optik und einem Refn-Retrosoundtrack ein.
Das kann er sich auch leisten, denn „The Guest“ ist ein bekennendes B-Movie mit all seinen Vorzügen. Es schneidet nur an, was A-Filme ausbuchstabieren müssen. Es muss sich nicht um immanente Logik scheren. Wingard arbeitet in dieser Hinsicht höchst effizient. Die Auflösung schert ihn kaum, also müht er sich nicht um sie und stellt sein Publikum herausfordernd vor eine Zwei-Satz-Enttäuschung, die im Grunde gar nichts erklärt.
Doch welche Fässer lässt der Regisseur von seinem Hauptdarsteller Dan Stevens aufschlagen, der mit vergleichsweise kleinem Kreuz, aber großer Ausstrahlung wie ein rebellischer Steve McQueen durch den Film schwebt. Action, die aus dem nichts kommt, Einzeiler, die den gesamten Sachverhalt auf den Kopf stellen, Klischees, die bestätigt werden- Man verspürt beim Schauen nicht nur das aufrichtige Gefühl von Adrenalin, sondern verfügt leicht zeitversetzt auch über das entlarvende Wissen, dass man gerade mit verhältnismäßig einfachen Tricks manipuliert wurde, insbesondere, als das Drehbuch im letzten Drittel so manchen Tabubruch begeht, wie er zwar heute nicht mehr einzigartig sein kann, richtig angepackt aber durchaus noch zur Verstörung in der Lage ist.
Ein aufregendes, kurz angebundenes Nischenwerk mit ganz speziellem Flair und gleich zwei Neuentdeckungen: Dan Stevens und Maika Monroe, die „The Guest“ beide auf ihre Art als Sprungbrett nutzen werden.
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