kurz angerissen*
Peter Bergs Verfilmung des ohnehin bereits umstrittenen Tatsachenberichts von Navy Seal Marcus Luttrell kann man als patriotisches Teufelswerk verfluchen; genug Anhaltspunkte bietet er. Die einschwörende Pre-Title-Sequenz mit ihren dokumentarischen Ausbildungsausschnitten hat eine beinahe schon sektenhafte Wirkung nach außen, der Drill macht deutlich, dass jegliche Art von Reflektion ausgeschaltet werden muss, um die Extremsituationen im Krieg überstehen zu können – und doch wird die Schlüsselszene des Films, das Aufeinandertreffen mit afghanischen Ziegenhirten, mit einer menschlichen Handlung bedacht, die zum schlussendlichen Massaker führt.
Ab hier spätestens beginnen die Geister, sich zu scheiden. Erwartungsgemäß bleiben die Taliban ohne jede Charakterzeichnung, sondern stellen für den kleinen US-Trupp eine gesichtslose Bedrohung von mehreren hundert Mann dar (dem Prinzip folgend: Je größer die Gegnerzahl, desto höher die Empathie für die Seals).
Immerhin weiß man bei der Darstellung des afghanischen Volkes zu differenzieren und lässt Einheimische, die sich gegen die Taliban auflehnen, eine entscheidende Rolle in der Handlung einnehmen und widmet auch ihnen die Texttafel vor dem Abspann, nicht der Tapferkeit der Seals, die in der Filmhandlung schon genügend zelebriert wurde.
Eine solche Zweiteilung der afghanischen Bevölkerung ist zwar bei weitem noch nicht genug, aber es ist immerhin mehr, als man von manch anderen reaktionären Kriegsactioner erwarten kann.
Der eigentliche Fokus sollte bei der Rezeption auch eher auf dem technischen Aspekt liegen, bei dem es wohl keine zwei Meinungen geben dürfte: Berg inszeniert die allmähliche Dezimierung des Teams hart, roh, brutal und ohne Gnade. Inhaltlich mag man sich wieder fragen, wie die Männer Dutzende Einschüsse (inklusive Kopfschuss) und steile Abstürze von Schieferbergen hinab auf spitze Steinkanten und Baumstämme überleben können, die Wirkung wird aber nicht verfehlt. So sehr die gesamte Präsentation den Nationalstolz anheizen mag, zumindest wird deutlich, dass das Ganze mit verdammt üblen Verletzungen und unangenehmen Situationen verbunden ist, bevor möglicherweise der Tod eintrifft. Rein filmisch gehört „Lone Survivor“ damit zu den packendesten Genrewerken der letzten Jahre. Bezeichnend, dass Wahlberg, Hirsch & Co. dazu nicht schauspielerisch glänzen müssen (was hinter diesen Bärten auch eine Herausforderung gewesen wäre), sondern nur physisch; Eric Bana nicht einmal das.
(6.5/10)
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