kurz angerissen*
Andächtig erzählt Anaud des Pallières von einem Einzelnen, der sich in der gedanklichen Wendezeit von rein absolutistischen zu dezentralisierten Machtverhältnissen seine eigene Gerechtigkeit schafft und dabei nicht in erster Linie für die eigenen Opfer eintritt, sondern für seine Prinzipien, die er als legitim genug betrachtet, dass sie für alle gelten müssen. Dazu holt der Regisseur nicht weit aus, sondern bleibt dicht an den Ereignissen im Konkreten, aus denen es übergreifende Folgen selbstständig herauszulesen gilt. Schlachten finden nicht in der Bildmitte statt, sondern irgendwo im Hintergrund, inmitten der kargen Gras- und Steindünen der in wechselhaftem, ausgeblichenem Zwielicht gebadeten Rhône-Alpes.
Rechtsverhältnisse werden nur in direkter Anrede an den Protagonisten thematisiert, den Mads Mikkelsen mit ähnlicher Lakonie verkörpert wie seinerzeit in „Walhalla Rising“. Der grummelnde Soundtrack bleibt über einen langen Zeitraum nur eine Ahnung, oft wird er auch von reinen Windgeräuschen vertreten, was die vorherrschende Nüchternheit unterstreicht. So ist „Michael Kohlhaas“ beileibe kein Rachefilm im Hollywood’schen Sinne, keine egozentrische Vergeltung für Leid, das nur dem eigenen Leib widerfahren ist, sondern eine Grundsatzdebatte, die Jahrhunderte nach Entstehung der Novelle und weitere Jahrhunderte nach den tatsächlichen Ereignissen noch immer Aktualität für sich beansprucht.
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