„Flop Gun"
Nostalgie hat auch seine Schattenseiten. Schwelgt man in alten Erinnerungen, oder will diese gar wiederbeleben, findet man sich gern mal in der Schublade der ewig Gestrigen. Der afroamerikanische Regisseur Mario Van Peebles kann es sich darin schon mal gemütlich machen. Mit seinem Flieger-Actionfilm „Red Sky" ist er gefühlte 25 Jahre zu spät dran.
Denn wer will heute schon noch blasse, in olivgrüne Overalls eingezwängte Modeltypen sehen, die am strahlend blauen Himmel ein paar Zirkusnummern aufführen? Tom Cruise hat das glücklicherweise erkannt und sich bisher erfolgreich gegen eine Fortsetzung der Genre-Referenz „Top Gun" zur Wehr gesetzt. Nein, heute muss man schon ein mit allen Wassern gewaschener Navy Seal sein, wenn man das US-Militär publikumswirksam abfeiern will.
Aber damit nicht genug. „Red Sky" - wie schon der „pfiffige" Titel aufdringlich suggeriert - singt auch noch das Hohelied russisch-amerikanischer Kooperation, wenn nicht Freundschaft, und ist damit auch nicht gerade am Puls der Zeit. Wenigstens konnte man mit Terroristen als Bad Guys nicht viel falsch machen, rangieren die auch aktuell nach wie vor am untersten Ende der globalen Beliebtheitsskala.
Kaum überraschend, das sich in dieses insgesamt anachronistische und altbackene Szenario vornehmlich Kandidaten aus der bestenfalls zweiten Reihe verirrt haben. So kennt man Rudelführer Cam Gigandet hauptsächlich als Nebendarsteller in mediokren TV-, oder Direct-to-DVD-Produktionen. Ähnliches gilt für seinen Widersacher Shane West, der als Lead Character in dem misslungenen Agententhriller „Die Echolon Verschwörung" schon mal seine Austauschbarkeit und Ausdruckslosigkeit recht eindrucksvoll vorgeführt hat. Bleibt noch die sich in vergleichbar seichten Gewässern tummelnde Rachael Leigh Cook als unvermeidlicher, zwischen den beiden Rivalen stehender Love Interest. Fragt sich nur, was immerhin "Independence-Day"-President Bill Pullman in diese laue Fliegersause verschlagen hat. Als Aufwind für seine seit längerem mindestens stagnierende Karriere taugt dieses "Top-Gun"-Gedächtnisspektakelchen jedenfalls kaum.
Ach ja, eine Handlung gibt es natürlich auch noch. Butch Masters (Cam Gigandet) und Tom Graig (Shane West) sind die Top-Piloten (natürlich) einer fliegenden Elite-Staffel (klar). Nach einem missglückten Einsatz werden sie unehrenhaft entlassen, obwohl sie nur Befehle befolgt hatten.
Jahre später erhält der inzwischen ins zweite Flieger-Glied gerückte Butch die unverhoffte Chance zur Rehabilitierung. So soll er eine Massenvernichtungswaffe ausschalten, die die Weltwirtschaft in den Ruin treiben könnte. Als einer der Gegner entpuppt sich dabei unvermittelt (Überraschung!) sein alter Kumpel Tom. Dass Butch inzwischen mit dessen Ex-Verlobter (Rachael Leigh Cook) turtelt (Überraschung 2!), gibt der Auseinandersetzung zusätzliche Würze.
Dieser Dutzend-Plot wird dann auch noch narrativ völlig unnötig mit einer an den Haaren herbeigezogenen amerikanisch-russischen Kooperation aufgeplustert, die wohl einzig und allein dem Umstand geschuldet ist, dass man auch russische Geldgeber für das Projekt begeistern konnte. Schlussendlich gibt es natürlich auch noch (Achtung Spoiler!) einen Maulwurf in den amerikanischen Reihen, der Regisseur Mario Van Peebles - allerdings nur aus seiner Sicht - endlich mal wieder die Gelegenheit gibt vor der Kamera zu (ch)agieren.
Wenig überraschend ist das Ganze weder sonderlich spannend, noch visuell in irgendeiner Form raffiniert inszeniert. Die Flugszenen können ihre zweitklassige CGI-Herkunft zu keinem Zeitpunkt verbergen und die Darsteller liefern durch die Bank ihren Fähigkeiten entsprechende Durchschnittsvorstellungen.
Das gilt leider auch für Regisseur Van Peebles. Mit „Red Sky" stellt er einmal mehr unter Beweis, dass er die mit seinem vielversprechenden Regiedebut („New Jack City", 1991) verbundenen hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Vielleicht sollte er sich wieder mehr der TV-Arbeit widmen, wo er immerhin bei so namhaften Serien wie „Sons of Anarchy", „Damages" und Law & Order" hin und wieder das Zepter schwingen durfte. Höhenflüge sind da auch etwas leichter zu bewerkstelligen.