Der Horrorfilm der Vierziger Jahre war gezeichnet von einem enormen Qualitätsabfall. Waren die ersten großen Meilensteine um “Frankenstein” und “Dracula” nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern auch künstlerisch hochwertige Genrebeiträge, so setzten die Studios darauf aufbauend immer stärker auf Sequels, die das Publikum kurzfristig befriedigen sollten. Als dann schließlich das neue Jahrzehnt anbrach, waren einige Franchises von Universal schon mehrere Filme alt, und die Qualität war naturgemäß auf längere Distanz ziemlich stark abgefallen. Eigentlich also ein Phänomen, das sich selbst erklärt, weil es voll und ganz den Gesetzen des Filmbusiness entspricht. Allerdings bleibt die Frage im Raum stehen, weshalb nicht versucht wurde, neue Gebiete zu erkunden, die wieder von größerer Qualität hätten sein können.
Da ist natürlich anzumerken, dass Franchise-Crossovers wie das vorliegende Aufeinandertreffen zwischen Frankenstein und dem Wolfsmenschen immer noch erfolgreich genug liefen, um die Reihen hiermit nicht etwa zu beenden, sondern gar noch weitere “Meetings” zu arrangieren, die dann die ganzen Vierziger Jahre beherrschten: hiernach folgten noch “Frankensteins Haus” (1944) und “Draculas Haus” (1945), zwei Filme, denen die Logik inzwischen vollkommen egal geworden zu sein schien. Im vorliegenden Fall ist aber noch ein Bemühen zu erkennen, wenigstens ein bisschen auf eine harmonische Zusammenführung der Handlungsstränge aus der “Frankenstein”- und der “Wolfman”-Franchise zu achten. Beauftragt mit dieser Aufgabe wurde Curt Siodmak, der zuvor schon das Skript zum “Wolfman”-Original sowie zweier Sequels aus der Reihe mit dem “Unsichtbaren” zu verbuchen hatte. Nicht nur dies war ein Grund, auf eine ordentliche Zusammenführung der beiden Reihen zu hoffen; immerhin musste Siodmak sich hier nur mit zwei Monsterreihen aufhalten, während Universal ja bekanntlich später in den Eintopf-Wahn verfiel und alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war, in einen Film stopfte. Außerdem sollte ihm zugute gekommen sein, dass die diachronische und örtliche Eingrenzung sowohl beim Wolfsmenschen als auch bei Frankenstein zumindest teilweise im Unklaren gelassen wurde, was es deutlich erleichterte, die beiden Monster aufeinandertreffen zu lassen.
Die Grundvoraussetzungen für einen ordentlichen Film scheinen sich in den ersten Minuten auch zu bestätigen. Es bahnt sich ein sorgfältig geschriebener Einstieg an, der nichts mit dem Kuddelmuddel späterer Crossover gemein hat. Von Beginn an ist die Erzählperspektive auf den Wolfsmenschen fixiert. Das ist natürlich keine sonderliche Überraschung, denn Siodmak dürfte sich mit der Wolfsmensch-Reihe wegen seiner Mitarbeit am Original nur zwei Jahre zuvor deutlich besser ausgekannt haben, was sich dann auch auf das Drehbuch niederschlug. “Frankenstein trifft den Wolfsmenschen” ist entgegen dem, was sein Titel suggeriert (“Der Wolfsmensch trifft Frankenstein” wäre durch den Austausch der passiven und aktiven Rolle der klügere Titel gewesen), also zweifellos eher dem Wolfsmensch-Erbe zuzuschreiben als demjenigen von Frankenstein. Für jenen Charakter, der wieder von dem etwas ungewöhnlichen Shootingstar Lon Chaney Jr. verkörpert wird, bietet der Film dann tatsächlich auch ein wenig Charaktererweiterung. Es wird zwar nichts erzählt, was nicht schon im Original klargeworden wäre, doch die Sehnsucht danach, den Fluch loszuwerden, wird nochmals deutlicher. Chaney hat bei all seiner naturgemäß begrenzten schauspielerischen Kompetenz die Gelegenheit, im Rahmen seiner Möglichkeiten die schizophrene Rolle weiter auszufüllen, und dies tut er absolut ordentlich. Die Fixierung auf sein Schicksal gibt ihm etwas, das eher selten in einem Crossover wie diesem zu sehen ist, nämlich ein Stück weit Charaktertiefe, und deswegen funktioniert die Verbindung zur Frankenstein-Franchise zumindest oberflächlich betrachtet aus der Warte des Wolfsmenschen sehr gut. Sogar der aus “Frankenstein” bekannte Dorfpöbel, immer noch durch die Experimente bis ins Mark erschüttert, nervt nicht mehr so sehr wie im zu diesem Zeitpunkt letzten Teil “Ghost of Frankenstein”. Der Übergriff des Wolfsmenschen auf das Frankenstein-Universum lässt sogar einen kurzen genialen Moment aufblitzen: Als die Bürger die Straße entlanggehen, ihr Anführer ein totes Mädchen im Arm hält, das angeblich von einem Tier getötet wurde. In diesem Moment wird die Verschmelzung beider Reihen durch den Flashback auf den 31er-“Frankenstein” perfekt. Was also die Invasion der Wolfskreatur in das Reich Frankensteins betrifft, sind dem Werk kaum Vorwürfe zu machen.
Die andere Seite der Medaille zeigt das im Schatten liegende Frankensteinmonster. Hinter dessen Maske verbirgt sich nun eine kleine menschliche Tragödie: Bela Lugosi, der noch zwölf Jahre zuvor aus Stolz und Eitelkeit die Rolle des Monsters abgelehnt hatte, quält sich nun in der bis dato schwächsten und streckenweise wirklich schon peinlichen Frankensteinmonster-Interpretation durch den fünften Teil einer qualitativ abfallenden Reihe, an der er eigentlich niemals teilhaben wollte - während Karloff mit der Rolle zum Star wurde und sie rechtzeitig ablegen konnte, bevor sie an Würde verlor. Obwohl Lugosi in den zwei vorhergehenden Prequels Ygor spielte, dessen Gehirn in “Ghost” in den Schädel des Monsters verpflanzt wurde, ist Lugosi eben leider nicht die erhoffte gute Wahl des Studios, weil er schon rein körperlich nicht für die Rolle geeignet ist, und schauspielerisch wird ihm inzwischen die Motivation vergangen sein, sich in den abgetragenen Schuhen Karloffs nochmal zu Höchstleistungen zu zwingen. Es liegt aber nicht nur an Lugosi, dass der Frankenstein-Part des Films nicht funktioniert. Man merkt auch, dass Curt Siodmak in diesem Bereich nicht allzu sehr bewandert war. Enorme Brüche mit den Vorgaben aus “Ghost” bestimmen die Szene vor Ort, minimale Anteile des Monsters an der Screentime bestimmen die Handlung. Der Trend, das Frankenstein-Monster zur Kulisse zu degradieren, wird hier erstmals klar spürbar, setzte sich dennoch in den darauffolgenden Filmen fort. Karloff hatte also seinerzeit durchaus gut daran getan, seine Arbeit niederzulegen. Es scheint so, als wisse Universal nach vier “Frankenstein”-Filmen nicht mehr so recht etwas mit seinem Monster anzufangen, so dass es inzwischen kaum mehr als ein Mittel ist, die Intentionen anderer, so scheint es wichtigerer Monster zu bedienen. Der unaufgeklärte Nonsens, dass der Wolfsmensch überhaupt bei Frankenstein eine Heilung sucht, bestätigt nur, dass der ganze Frankenstein-Plot überhaupt nicht nötig gewesen wäre, um die Geschichte um Chaneys Figur weiterzustricken.
Roy William Neills Regie erweist sich leider als ein wenig dröge, nachdem der Beginn wie so oft recht vielversprechend ausgefallen ist mit der klassisch anmutenden Befreiung aus dem Grab in einer windigen Herbstnacht. Auch die Kulissen erscheinen auf Dauer etwas einfallslos, wobei für Kenner der Vorgängerfilme besonders störend ist, dass man sich an keinerlei Kontinuität gehalten hat, was das Produktionsdesign betrifft. Die Effekte sind ordentlich, aber rar (im Gedächtnis bleiben die zwei, drei Verwandlungen Chaneys sowie die Zerstörungsorgie im Wasserfall mit den Miniaturbauten am Ende). Die Masken erreichen leider keine Quantensprünge; Chaneys Make Up sieht nicht besser oder schlechter als in “Der Wolfsmensch” aus und Lugosis Frankenstein-Aufmachung wirkt sogar stellenweise etwas schlampig. Schließlich gibt es dann sogar noch den vom Titel mitgetragenen Kampf zwischen den beiden Ungetümen, aber ausgerechnet hier wäre ein solcher Kampf nicht unbedingt notwendig gewesen, während man ihn in den nachfolgenden “House”-Filmen vermisst hatte.
Zurück bleibt die Frage, weshalb sich die Horrorfilme der Vierziger Jahre vollends von den expressionistischen Gedanken löste, die gesellschaftlichen Zustände zu umreißen, um relativ sinnfreie Unterhaltung auf primitivem Niveau zu fabrizieren - ausgerechnet während des Zweiten Weltkriegs. Unterhaltung ist dabei wirklich das Höchste, was man den 40er-Jahre-Horrorfilmen Universals unterstellen kann. Dank Siodmaks Skript erreicht zumindest der Wolfsmensch-Abschnitt dieses niedere Ziel, während Frankensteins Monster, und mit ihm zusammen auch Bela Lugosi, langsam seine Faszination und seinen Schrecken verlor.