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Review

Wer überzeugter Fan von Bullys Komödienstreich „Der Schuh des Manitu“ ist und gerne die ablehnenden Reaktionen auf den Film im Ausland verstehen würde, für den ist „Mr. Bones“ genau das Richtige. Hier kann man nämlich selbst mal auf der anderen Seite sitzen und sich grün und blau wundern, wieso zum Teufel „Mr. Bones“ in seinem Heimatland so beliebt war.

Parallelen zwischen dem deutschen und dem südafrikanischen Blockbuster sind jedenfalls unverkennbar. Beide werden von regional überaus erfolgreichen Komödianten getragen, wobei Michael Herbig trotz seiner genialen „Bullyparade“ so richtig erst mit seinem ersten Kinofilm als Regisseur und Darsteller (zuvor ließ er ja bereits unter anderem Erkan und Stefan in abendfüllendem Format auf die Menschheit los) den Durchbruch schaffte. Leon Schuster brachte „Mr. Bones“ hingegen von vornherein einem Publikum entgegen, das ihn bereits fast durchweg kannte und liebte; ein Vergleich böte sich hier eher mit Otto Waalkes an.
Des weiteren behandeln beide Filme Kulturen, die von der uns bekannten urbanisierten Gesellschaft abweichen, allerdings geht der „Schuh“ in die Vergangenheit, während der Knochenmann in der Gegenwart bleibt. Zuletzt bedienen sich beide oberflächlich gesehen ziemlich plattem Humor. Und doch waren sie in ihrem Heimatland von Erfolg gekrönt. Abahachi und Ranger lockten Millionen von Deutschen ins Kino, Mr. Bones nicht minder viele Südafrikaner. Warum?

Die Antwort dürfte in der Lokalität liegen. Zumindest „Der Schuh des Manitu“ bietet eine Art unterschwellige Verdickung des von Natur aus platten Humors, die offensichtlich nur Deutsche wahrnehmen oder jene, die sich ausgiebig mit der deutschen Kultur beschäftigt haben. Der Nicht-Deutsche sieht einen klischeebepackten, schwulen Indianer, ein paar billige American Pie-Witze, eine vollkommen blöde Story... und die Frage, was in Gottes Namen ein Grieche in einem Western zu suchen hat. Der Deutsche hingegen kennt die Schauspieler, ihre Marotten, ruft sich die „Bully-Parade“ ins Gedächtnis und lacht über den bayrischen Akzent.
Bei „Mr. Bones“ habe ich also krampfhaft versucht, mich in das Denkschema eines Südafrikaners zu versetzen, um den Regionalhumor zu verstehen. Ich habe die deutsche Synchro ausgeblendet, penibel auf Mimik und Gestik des Hauptdarstellers geachtet, um irgendeine Art von potentiellem Kult zu entdecken, habe der Szenenkonstruktion mehr Beachtung geschenkt als den Pointen. Aber vergeblich: ohne spezielles Vorwissen, sprich ohne ausgiebige Beschäftigung mit der südafrikanischen Kultur ist „Mr. Bones“ ein schwaches Komödchen auf dem Seifenblasen-Niveau von „Good Burger“, wie man sie seit Jahren zu Massen im Sonntagvormittagprogramm vorgesetzt bekommt.

Historisch wäre der Erfolg damit zu erklären, dass weiße und schwarze Darsteller gut durchgemischt sind und allesamt gleichermaßen ihr Fett wegkriegen; im ehemaligen Land der Apartheid ist das sicherlich ein erfolgversprechender Ansatz, wird doch dadurch ein Veto für die Gleichberechtigung eingelegt und der Rassendiskriminierung entgegengewirkt. Damit bekommt die Plätte der Witzchen einen ansehnlichen Unterbau, der nur leider dem deutschen Publikum vorbehalten bleibt. Schusters Einschätzung, der Film sei international adaptierbar, ist damit nicht ganz zuzustimmen.

Thematisch ist das Affentheater eine Mischung aus „Tarzan“, „Yankee Zulu“ (übrigens auch mit Leon Schuster), „Happy Gilmore“ und einer umgedrehten Variante von „Der Prinz aus Zamunda“. Vieles entspringt wieder dem Konzept der Verständigungsschwierigkeiten verschiedener Kulturen, woraus ein Großteil des (na ja) Humors geschöpft wird. Schuster spielt einen verrückten Propheten, der beide Kulturen vereinen soll – ein Kinderspiel für ihn, wo er doch ein Findelkind ist, das in der einen Gesellschaft geboren und in der anderen aufgezogen wurde. Ich will gar nicht bezweifeln, dass etwas an Schusters Performance dran ist, das die vielen Kinozuschauer rechtfertigt. Aber es hat sich mir nicht erschlossen. Fast so, als wäre der Witz in einen Panzerschrank geworfen und mit einem dicken Schloss versiegelt worden. Auf mich wirkte das Gehampel jedenfalls überhaupt nicht lustig.
Nicht viel besser machen es die anderen Schauspieler. Der dicke Schwarze ist die übertriebene Version des lebenden Fettnäpfchens Anthony Anderson, die Frau wird mit einem musikalischen Auftritt eingeführt, der sich ziemlich dreist vor die Geschichte drängt (jede Wette, sie ist in erster oder zweiter Linie Sängerin und hatte hier Gelegenheit, sich zu promoten), und der von Bones ausgewählte König agiert so vorhersehbar, dass man sich als Zuschauer wie ein Wahrsager fühlt.

Ganz schlimm ist der Einsatz von Computereffekten, die erstens in jedem einzelnen Fall unnötig sind und zweitens auch noch stets als solche zu erkennbar bleiben. Im Klartext: sie hinken ihrer Zeit beinahe ein Jahrzehnt hinterher. Und wenn ein Golfball, der durch eine Autoscheibe schlägt, aus dem Computer kommt, da fragt man sich doch: sind die Golfbälle in der wirklichen Welt ausgestorben?
Recht brauchbar sind dagegen einige Stunts gerade gegen Ende, wie z.B. der Helikopter, der von einem Elefanten durch die Luft gewirbelt wird (also nicht, dass da keine CGI-Effekte im Spiel wären). Aber der Aufwand erscheint hier beinahe größer als der Sehwert, denn so richtig im Gedächtnis hängen bleibt nix.

Im direkten Vergleich mit „Der Schuh des Manitu“ bleibt „Mr. Bones“ nun aber trotzdem auf der Strecke, auch fern jeglicher kultureller Verständigungsschwierigkeiten. Während sich die Geschichte um Abahachi und Ranger als waschechte Westernparodie gibt und dies auch teilweise sehr geschickt (man denke nur an Sky du Monts Veralberung des Images eines knallharten Gringos, als er seine Schergen dazu ermuntert, sich noch ein Eis zu holen und dann ins Bettchen zu hüpfen), hat Gray Hofmeyrs Werk aus filmischer Sicht kaum eine Mission, außer eben zu unterhalten. Und das gelingt ihm offensichtlich nur regional. Da haben die Amis, Briten und Franzosen uns anderen offensichtlich noch was voraus.

Fazit: „Mr. Bones“ ist alberner, vollkommen unlustiger Slapstick mit einem annehmbaren Leon Schuster, dessen Humor sich dem Europäer nicht so ganz erschließt. Der Witz ist platt und abgedroschen, die Story nicht der Rede wert. Wie gut der Film wirklich ist, können nur die Südafrikaner entscheiden.

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