"Bottle Rocket" von Wes Anderson
1. Story
Anthony verschwindet heimlich aus der Psychatrie und taucht bei seinem Kumpel Dignan unter. Dieser plant zusammen mit Anthony und dem Fluchtwagenfahrer Bob einen Überfall auf einen Buchladen. Nachdem dieser geglückt ist, setzen sie sich auf der Flucht in einem Motel ab. Dort verliebt sich Anthony in die Putzfrau Inez. Als Dignan und Bob wieder aufbrechen wollen, hinterlässt Anthony Inez das ganze Geld aus dem Überfall. Als Dignan dies erfährt, ist er zunächst sauer, plant jedoch schon seinen nächsten Coup...
2. Schauspieler
Hier sind vor allem Owen Wilson und Luke Wilson hervorragend zum Zug gekommen. Die beiden völligen Newcomer liefern hier jeweils eine perfekte Leistung ab. Owen Wilson spielt den manchmal trotteligen Dignan, der es liebt genaue Details eines Überfalls zu planen, sehr liebevoll und überraschend gut. Dieser Film bedeutete den Startschuss für O. Wilsons glanzvolle Karriere ("Armageddon", "Im Fadenkreuz", "Meine Braut, ihr Vater und ich", "Zoolander"). Nicht so erfolgreich nach diesem Film war Owens Bruder Luke, der hier aber sehr überzeugend und ebenfalls liebevoll die Rolle des mit einem schlechten Gewissen ausgestatteten Anthony spielt.
Auch Robert Musgrave als Bob Mapplethorpe ist positiv zu bewerten, obwohl er den Film durch ziemlich blass bleibt, dies aber höchstwahrscheinlich von seiner Rolle abhängig war. Nicht herausragend, aber gut ist immer noch die Schauspielerin Lumi Cavazos in der Rolle der Putzfrau Inez.
Überraschend in diesem Film ist vor allem der Hollywood-Veteran James Caan, der es nicht nehmen ließ in diesem Independent-Projekt von drei absoluten Filmneulingen (Wes Anderson, O. und L. Wilson) mitzuspielen. Noch überraschender ist jedoch, dass er nur eine kleine Nebenrolle als Mr. Henry hat. Caan spielt gewohnt souverän, obwohl es natürlich schon besseres von ihm gab ("Rollerball").
3. Musik
Für die Musik war Mark Mothersbaugh, (jetziger) Stammkomponist von W. Anderson, verantwortlich. Es gibt keine herausragenden Musikstücke, was man bei einer derartigen Story eigentlich auch nicht benötigt. Mothersbaugh komponierte seichte Stücke, die das jeweilige Geschehen hübsch untermalen. Zudem packten Anderson und Mothersbaugh auch noch britische Rockklassiker der 60 bzw. 70er Jahre ein.
4. Kamera
Für die Kameraarbeit war Andersons (jetziger) Stammkameramann Robert Yeoman verantwortlich. Er zauberte zwar keine ausgiebigen Kamerafahrten in den Film ein, was bei einer derartigen Story auch nicht weiter stört. Die Kameraarbeit kommt zwar nicht über Durchschnittsniveau hinaus, aber es gibt eine Szene, in der die Kamera (Steadycam) perfekt genutzt wurde: Als Dignan am Ende des Films von Polizisten durch das ganze Kühlhaus mit all seinen Gängen gejagt wird. Untermalt von cooler Musik - die perfekte Mischung.
5. Fazit
Wes Anderson ("Rushmore", "Die Royal Tenenbaums")
lieferte eines der besten Regiedebüts aller Zeiten ab. Er baute perfekt seinen feinsinnigen und subtilen Humor in die Handlung ein - man wird zwar nicht vor Brüllen auf die Schenkel klopfen, aber trotzdem ist der Film sehr witzig und humorvoll. In dieser Gauner-Komödie stilisiert Anderson die Pechvögel und Außenseiter zu Helden, was dem Film einen anrührenden Toch gibt. In der Mitte des Films baute Anderson auch noch eine Liebesgeschichte mit ein, die erfrischend gut zur Handlung passt. Leider ist "Bottle Rocket", der leider den unglücklichen und unpassenden dt. Titel "Durchgeknallt" erhielt, in Deutschland extrem unbekannt - es gibt keine DVD, das Videotape ist sehr selten und im TV kommt der Film eigentlich nie (ich hatte das Glück die Sat.1-Ausstrahlung vor kurzem zu sehen).
Jedem, der gute Komödien mag, wird an "Bottle Rocket" gefallen finden. Ich kann euch nur Wes Anderson andere Filme wärmstens ans Herz legen, da sie allesamt diesen feinsinnigen, subtilen Humor haben und wie auch "Bottle Rocket" durch skurille und schräger Verlierertypen punkten.
"Bottle Rocket" - ein skurriles Meisterwerk!
Besucht auch meine dt. Wes Anderson-Fanpage "http://www.wes-anderson.de.vu"
Anspruch: 3 von 5
Action: 3 von 5
Spannung: 3 von 5
Humor: 4 von 5
Musik: 4 von 5
Erotik: 0 von 5
Insgesamt: 10/10