Halo Legends
Jeder Mensch, der irgendetwas mit Computer- oder Videospielen anzufangen vermag, wird schon einmal etwas von Halo gehört haben. Seit seinem Erscheinen im Jahr 2001 ist Halo zu einem Inbegriff für ein neues Science-Fiction-Franchise avanciert. Neben diversen Fortsetzungen und Spin-Offs gibt es mittlerweile auch eine ganze Reihe von Romanen und Grafik-Novels. Nun schickt sich Halo Legends an, auch im Bereich des Anime-Films seine Fußstapfen zu hinterlassen.
Die Menschheit im 26. Jahrhundert: Sie hat schon lange die Erde verlassen und kolonisiert Planeten in weit entfernten Sonnensystemen. Ermöglicht hat es ihr der FTL-Antrieb, der Raumschiffe in kurzer Zeit über Millionen von Lichtjahren transportieren kann. Hunderte Welten wurden kolonisiert und vom United Nations Space Command (UNSC) verwaltet. Doch in den äußeren Kolonien keimt die Unzufriedenheit gegenüber der Regierung auf der Erde und dem starken Wohlstand in den inneren Kolonien. Es kommt zu einer offenen Rebellion und die äußeren Kolonien drohen im Chaos zu versinken. Um dieses Chaos einzudämmen, setzt das UNSC nicht etwa auf den Verhandlungstisch. Innerhalb von zwei Jahrzehnten wird eine Gruppe von genetisch-biologisch manipulierten Soldaten erschaffen, die diese Rebellion ersticken soll, indem ihre Anführer liquidiert werden sollen. So der Plan. Doch alles kommt anders. Im Jahr 2525 geht der Kontakt zur Kolonie auf Harvest verloren und auf einmal sieht sich die Menschheit einem todbringenden Feind konfrontiert. Sie nennen sich selbst die Allianz (im englischen Covenant) und ihr erklärtes Ziel ist es, die Menschheit zu vernichten, da sie die Menschheit als eine Beleidigung ihrer Götter erachten.
Diese kurze Storyzusammenfassung könnte gleichsam eine Inhaltsangabe für die ersten beiden Episoden von Halo Legends liefern. Und Episode ist auch das Stichwort. Halo Legends besteht aus 7 Episoden, von denen jede ihre eigene Geschichte aus dem Halo Universum erzählt und mit eigenen Charakteren aufwartet. Dabei bestechen die Episoden auch mit teils unterschiedlichem Design. So etwa „Das Duell", welches in einem Aquarell-Look gezeichnet worden ist und die Geschichte eines Shangeli-Gebieters erzählt. Andere Episoden sind in einem eher konventionellen Zeichenstil gehalten. Da Shinji Aramaki (Appleseed) auch einer der wichtigen Hintermänner von Halo Legends ist, darf eine Folge im Cell-Shading-Look nicht fehlen.
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf alle Episoden eingehen, dies wäre viel zu umfangreich. Es sei nur gesagt: Lohnen tun sich alle auf ihre eigene Weise. Allerdings funktionieren viele der Folgen nur, wenn man bereits ein vorhandenes Grundwissen über Halo besitzt, ansonsten wird man möglicherweise nur wenig Freude daran haben. Eine Episode liegt mir jedoch besonders am Herzen. Sie heißt Homecoming und schildert die Geschichte von Daisy-023, einem Spartan II. Hier wird eindrucksvoll das unmoralische Vorgehen des UNCS geschildert, als sie das Spartan II-Programm gestartet haben. Daisy war eines von 75 Kindern, welches im Alter von 6 Jahren von zu Hause entführt worden ist um in militärisches Training und biologische Veränderungen zu erhalten. Um die Aktion zu verschleiern, hat das UNCS Klone der Kinder „hergestellt", die an Stelle der echten Kinder ihre Plätze einnahmen. Mit verheerenden Folgen. Die Klontechnologie ist alles andere als ausgereift, viele der geklonten Kinder wurden krank und starben bald. Aus Daisy jedoch wurde einer der besten Soldaten den die Menschheit zu Verfügung hatte... . Diese Episode ist meiner Meinung nach ein kleines Juwel. Es wird innerhalb von 20 Minuten so viel thematisiert und dennoch auf den Punkt gebracht. Vom erzählerischen Standpunkt her ist die Episode mit die beste und tiefgründigste von Halo Legends.
Doch auch für den Humor wurde etwas getan. „Odd One Out" kommt in bester Dragon Ball Manier daher. Die Episode nimmt sich nicht ernst (und genau deshalb ist sie auch als einzige Episode Non-Canon). Hier wird die Geschichte des trotteligen Spartan-1337 erzählt, der bei einem Übungsflug aus dem Raumschiff fällt, auf einem Planeten voller kleiner Kinder mit Superkräften landet, gegen einen wild gewordenen Brute kämpfen muss und so nebenbei ein komplettes Gebirge wegsprengt...
Für den Halo-Fan ist Halo Legends im Grunde nichts Geringeres, als ein Muss. Bleibt nun zu hoffen, dass ein möglicher Halo-Film ebenso nah den Vorlagen bleibt, wie dies Halo Legends getan hat.
8/10 Punkten.