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Review

Johanna Wokalek spielt die Tochter eines Dorfpriesters, die 814 in Ingelheim zur Welt kommt. Entgegen den Willen ihres Vaters lernt sie von ihrem Bruder Lesen und Schreiben, was sie binnen kürzester Zeit sehr gut beherrscht, weswegen ihr, als einzigem Mädchen, der Besuch der Domschule gestattet wird. Später beschließt sie, sich als Mann zu verkleiden und geht nach Fulda ins Kloster, wo ihr wahres Geschlecht unerkannt bleibt. Dort beschäftigt sie sich mit Heilkräutern und Medikamenten und wird später der Leibarzt des sterbenden Papstes, gespielt von John Goodman, in dessen engsten Kreis sie schließlich rückt. Als der Papst stirbt, wird sie seine Nachfolgerin.

"Die Päpstin" ist eine der teuersten deutschen Produktionen der letzten Jahre und sollte als Monumental-Epos aus deutschen Landen wohl auch zu einem weiteren Aushängeschild des Kinos "Made in Germany" werden, nicht umsonst befinden sich mit John Goodman, David Wenham und Anderen ein paar international bekannte Namen im Aufgebot, aber ein Meisterwerk ist der Film, der ursprünglich von Volker Schlöndorff realisiert werden sollte, definitiv nicht geworden, sondern ein durchschnittliches, aber durchaus unterhaltsames Drama.

So erweist sich Sönke Wortmann, der zuletzt mit dem Dokumentarfilm "Deutschland. Ein Sommermärchen" in Erscheinung getreten war, durchaus als routinierter Geschichtenerzähler und erzählt den Stoff sehr flüssig, sodass ein ordentlicher Unterhaltungswert durchaus gegeben ist, aber zu keinem Zeitpunkt der Eindruck entsteht, dass er durch das Leben der späteren Päpstin hastet. Der Plot ist, wenn auch vollkommen fiktiv, wie es die Legende um die Päpstin nach aktuellem Erkenntnisstand ebenfalls ist, durchaus interessant aufgebaut und wiedergegeben, dramaturgisch nicht ungeschickt angelegt und so ist dies ein solides Unterhaltungs-Drama, auch wenn es zu mehr nicht reicht.

So lässt sich dem Historienfilm zwar nicht absprechen, dass sich Garderobe und Ausstattung durchaus sehen lassen können und besonders die deutschen Landschaften, mittelalterlichen Dörfer, teilweise auch Burgen und Klöster visuell ein bisschen was hermachen, genauso, wie die wenigen Kampfszenen, aber spätestens bei der Animation vom Rom des 9. Jahrhunderts sieht man dann doch überdeutlich, dass die Filmemacher hier an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gestoßen sind und auch die Pappkulissen diverser Schauplätze in Rom hinterlassen keinen sonderlich guten Eindruck, was aber im Großen und Ganzen noch zu verschmerzen ist. Etwas störender ist es da, dass der Score sehr unauffällig bleibt, denn so fehlt auch der akustische Eindruck einer gewissen monumentalen Größe, die dem Film sicherlich gut getan hätte.

Als Zeitportrait versagt "Die Päpstin" derweil auf ganzer Linie, auch wenn historische Authentizität selbstverständlich in keiner Weise zu den eigenen Ansprüchen gehört, aber die mitunter arg verklärte Darstellung der mittelalterlichen Verhältnisse, stört dann doch gelegentlich. Besonders bei Graf Gerold, dem Liebhaber der Päpstin, der ihre Emanzipation und ihre Übernahme des Heiligen Stuhls ohne Weiteres toleriert, in einer Zeit, in der die Gleichberechtigung praktisch unvorstellbar war, wirkt einiges ziemlich unglaubwürdig, was umso störender wird, da sich der Film selbst mitunter viel zu ernst nimmt. Die Emanzipation der Protagonistin, deren Wissensdrang und Wille, etwas zu bewegen durchaus ordentlich dargestellt werden, ist ebenfalls nicht allzu glaubhaft, was aufgrund der guten Leistung von Johanna Wokalek aber nicht so stark ins Gewicht fällt.

Denn diese verkauft sich in der Hauptrolle sehr gut. Ihre Verunsicherung und Angst, von den Mönchen im Kloster, oder später im Vatikan als Frau erkannt zu werden, bringt sie hervorragend auf die Leinwand, macht aber in den wichtigen Szenen einen wirklich starken Eindruck, womit sie die Anforderungen ihrer Rolle ausgezeichnet erfüllt. Der präsenteste und beste Darsteller ist jedoch ein anderer und zwar John Goodman, der in bester Spiellaune als Papst auf ganzer Linie überzeugt und das ernste Geschehen durchaus ein wenig aufzulockern weiß. David Wenham zeigt daneben zwar eine solide Leistung, wirkt mit seiner allzu verständnisvollen, weichen Art in seiner Zeit aber beim besten Willen ein bisschen fehl am Platz, während der restliche Cast größtenteils überzeugt, wobei vor allem Iain Glen als Johannas tyrannischer Vater einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Fazit:
"Die Päpstin" unterhält durchaus auf solidem Niveau und das über die volle Laufzeit, hat jedoch keinen epischen Atem, da es an wirklich gewaltigen audiovisuellen Eindrücken mangelt und erlaubt sich auch bei der Darstellung des Mittelalters ein paar wirklich grobe Schnitzer, die besonders deutlich ins Gewicht fallen, da sich der Film selbst enorm ernst nimmt. Solides Mittelmaß, zu mehr reicht es hier nicht.

61%

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