kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 30.12.2012
Die wohl schönste Liebeserklärung, seit es Memphis gibt. Jim Jarmusch verknüpft die Einzelschicksale dreier Personengruppen – eines chinesischen Touristenpärchens, einer italienischen Frau, die sich von ihrem Freund trennen möchte und jenes Freundes, der gemeinsam mit seinem beiden Kumpels durch die Nacht zieht und Scheiße baut – im Episodenstil miteinander, und doch wirkt „Mystery Train“ nicht wie gestückeltes Episodenwerk, sondern dem Titel gemäß wie eine fließende Verbindung von Einzelteilen, die in Elvis’ Stadt zusammenkommen. Die entweder im Zwielicht oder bei Nacht eingefangenen Aufnahmen der Stadt sehen einfach nur brillant aus – ein zerfallenes Kino, ein fast menschenleerer Platz und ein heruntergekommenes Hotel, alles im mit Atmosphäre pur bestickten Südstaatenflair. Der Film ist voller kleiner Details, die das vermeintlich schlafende Nest, deren Vorzeigehöhepunkte wie Graceland nur in Gesprächen vorkommen, zum Leben erweckt – Orte, die von den Personen mehrmals besucht werden und jeweils andere Details offenbaren, die Bilder von Elvis Presley an den Wänden der Hotelzimmer, deren Portiers auch aus „Four Rooms“ stammen könnten, ein Radiosender, der Tom Waits’ Stimme erklingen lässt und die großen Memphis-Legenden aus Jazz und Blues ankündigt. Alles verbunden lediglich durch vorbeifahrende Züge und einen einzelnen Schuss mitten in der Nacht. Großartiges, poetisches Kino.
*weitere Informationen: siehe Profil