Was passiert, wenn ein Hollywood-Studio denkt, ein tot geglaubtes Franchise modernisieren zu müssen? Richtig, wir können uns auf den nächsten seelenlosen, überladenen und völlig unnötig und aufgesetzt auf „cool“ getrimmten Kinderfilm freuen. Denn was bei Indiana Jones, Die Hard und Star Wars funktioniert hat, kann doch für Star Trek gar nicht so schlecht sein. Das dachte sich sicher Paramount, als sie sich dazu entschlossen, einen neuen Star Trek Film zu drehen. Herausgekommen ist ein Film, der so ziemlich alles schlecht macht und auf fast keiner Ebene funktioniert.
Das Star-Trek-Franchise war im Kino noch nie ein großer Publikumsmagnet. Man musste sich immer auf eine eingeschworene Fangemeinde verlassen, die allerdings auch immer zuverlässig wie ein Uhrwerk ins Kino strömte. Um sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien, hat man nun versucht, neue Zielgruppen ausfindig zu machen. Was lag also näher, als mit einem Inszenierungsstil aufzuwarten, der auch schon Transformers zum Erfolg verholfen hat? Die Explosionen sind laut, die Action bunt und die Schnitte schnell. Handlung, Atmosphäre und Charaktere sind bestenfalls zweitrangig.
Nun lebte Star Trek allerdings schon immer auch durch seine grundsympathischen Helden. Diese wurden bisher grundsolide bis hervorragend von William Shatner, Patrick Steward, DeForest Kelly, Michael Dorn oder auch Leonard Nimoy verkörpert. Letzter ist auch der einzige, der immerhin eine Nebenrolle im neuesten Film bekommen hat. Die neuen Schauspieler schaffen es allesamt nicht, auch nur ein Bisschen Charme zu versprühen. Am überzeugendsten ist immer noch Karl Urban als Pille und mit ein paar Abstrichen Zachary Quinto als Spock. Der Rest des Casts bleibt völlig beliebig und austauschbar, was nicht zuletzt auch dem uninspirierten Drehbuch zur Last gelegt werden kann. Auch der Antagonist ist bestenfalls langweilig, aber wohl eher unfreiwillig komisch, wie so einiges an diesem Film.
Die Darsteller sind allerdings nicht annähernd das größte Problem. Es sind die enorm sinnlosen Szenen und Einfälle, die den hoffnungsvollen Zuschauer geradezu schockieren. Das Drehbuch hätte schlechter kaum sein können. Schon der Anfang ist eine einzige Katastrophe: James Kirks Vater muss sich auf der U.S.S Calvin einem übermächtigen Gegner stellen. Heldenhaft opfert er sich selbst und rettet damit Frau und Crew. Soweit, so normal. Dieses Drehbuch aus der Hölle schafft es aber, in diese Szenerie auch noch James T. Kirks Geburt einzubauen. Kurz vor dem eigenen Tod darf der Vater noch das erste Schreien seines Sohnes vernehmen und sich mit der Mutter noch kurz über den Namen einig werden. Diese ganze Szene strotzt vor so viel unfreiwilliger Komik, es ist eine Schande. Und so geht es erstmal munter weiter. Man könnte an dieser Stelle noch eine ganze Armada ähnlich debiler Szenen anführen. Noch schlimmer sind die völlig selbstzweckhaften Action-Einlagen, besonders auf dem Eisplaneten. Der schlimmste Fehler, den sich das Drehbuch jedoch erlaubt, ist die ständige Bemühung des Zufalls. Stellvertretend sei hier wieder die Eisplaneten-Szene genannt. Auch, warum es weder die Vulkanier noch die Föderation schaffen, einen Bohrer abzuschießen, wird nicht erklärt. Man könnte nun entgegnen, dass Star Trek noch nie wirklich „logisch“ war, eines war es jedoch immer: sympathisch und dies ist eine Eigenschaft die dem neuen Film völlig abgeht.
Die Action-Szenen sind Blockbuster-Standard. Es kracht gewaltig, ohne dass es jedoch länger im Gedächtnis verweilen würde. Einfach zu beliebig, wenn auch nicht schlecht, sind die Action-Sequenzen. Was man dem Film zu Gute halten kann, ist, dass er eine gute Balance zwischen der Action und dem Rest findet. Man erleidet immerhin keinen Action-Overkill, aber der Transformers-Generation wird es auch nicht langweilig werden.
Beim Soundtrack hat man sich einen weiteren Patzer geleistet. Er bietet nichts außer Standard Instrumentalklängen und das völlig unpassende „Sabotage“ von den Beastie Boys. Dabei bietet doch gerade Star Trek einige der besten Soundtracks der Filmgeschichte. Das Goldsmith-Theme hätte sicher auch diesen Film aufwerten können. Aber auch der jetzige Soundtrack ist immerhin kein totaler Reinfall, er versprüht nur leider kein Star Trek-Flair.
Fazit: Verjüngen und modernisieren wollte man Star Trek, letztendlich hat man ihm aber die Seele genommen. Der neue Film ist wie ein Schlag ins Gesicht für Fans der alten Serien und Filme. Aus dem, einst so „kultigen“ Franchise für eine überschaubare Fangemeinde wurde ein X-beliebiger, auf Massenkompatibilität getrimmter Blockbuster. Fans von GCI-Materialschlachten, die auf Atmosphäre und intelligente Unterhaltung nicht viel Wert legen, werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, aber fest steht: sollte die Zukunft von Star Trek so aussehen, wird sie ohne mich stattfinden müssen.