Er war der Rockstar unter den Effektemagiern der 1980er/1990er-Jahre. Seine besten, oft mit einem surrealen Einschlag versehenen Arbeiten (A Nightmare on Elm Street 4: The Dream Master, Society, Bride of Re-Animator, Necronomicon) sind legendär. Die Rede ist vom Japaner Screaming Mad George, der am 7. Oktober 1956 in Osaka das Licht der Welt erblickte.
Und "screaming mad" sind auch die Spezialeffekte, mit denen er den 1989 entstandenen Schlangenschlocker Curse II: The Bite veredelte. Die ersten achtzig Minuten wird mit den Effekten ein wenig gegeizt. Hier eine bizarre Schlangen-Hund-Mutation, die kräftig zubeißt, da eine deftige Gore-Szene (wie z. B. die Sequenz, in der einem Mann das Herz durch den Schlund entfernt wird). Alles ganz nett, alles sehr schräg, aber nicht besonders spektakulär. Doch dann kommt das Finale, und dieses entschädigt für alles (nicht daß viel entschädigt werden müßte; der Film ist durchwegs recht unterhaltsam).
Erzählt wird die Geschichte von Clark Newman (J. Eddie Peck), der mit seiner Freundin Lisa Snipes (Jill Schoelen) eine verhängnisvolle Abkürzung durch ein schlangenverseuchtes Atomtestgebiet nimmt. Prompt wird Clark von einer Giftschlange in die Hand gebissen, doch ein hilfsbereiter Geschäftsmann spritzt ihm sofort ein Antiserum. Blöd ist nur, daß es das falsche ist, wobei ich allerdings bezweifle, daß gegen den Biß irgendein Antiserum hilfreich gewesen wäre. Clarks Hand verändert sich langsam, nimmt mehr und mehr die Form einer Schlange an, die noch dazu ein teuflisches Eigenleben zu entwickeln beginnt. Und mit der Mutation geht eine Verhaltensänderung einher, denn Clark verwandelt sich vom netten, sympathischen Typen zum aggressiven, frauenschlagenden Arschloch.
Curse II: The Bite hat mit seinem unmittelbaren Vorgänger, dem vom Schauspieler David Keith (Firestarter) inszenierten Streifen The Curse (der auf H. P. Lovecrafts genialer Erzählung The Colour Out of Space basiert), nichts gemein und ist völlig eigenständig. Regie bei dieser internationalen Koproduktion (USA/Japan/Italien) führte ein gewisser Frederico Prosperi, der sich als Fred Goodwin ausgibt. Im Prinzip ist Curse II: The Bite die Trashvariante von The Fly, ohne jedoch die emotionale Dimension und erzählerische Raffinesse von David Cronenbergs Meisterwerk zu erreichen. Trotz der hirnrissigen Story funktioniert die konsequente Mischung aus Tier- und Körperhorror überraschend gut, nicht zuletzt dank Jill Schoelen, die als Heldin in Bedrängnis nicht nur sehr sympathisch rüberkommt, sondern auch absolut umwerfend aussieht (selbst von Kopf bis Fuß schlammverschmiert ist sie zum Anbeißen süß).
Etwa achtzig Minuten lang ist Curse II: The Bite also ein gefälliger wenn auch wenig aufregender Horrorstreifen, mit dem einen oder anderen Durchhänger, nicht wirklich plausiblen Aktionen der Protagonisten, und wenig bis kaum Spannung. Danach kracht es im Gebälk, denn der Showdown in einer Schlammgrube hat es in sich, da läuft die Phantasie von Screaming Mad George (bzw. die der Drehbuchautoren Frederico Prosperi und Susan Zelouf) Amok. Das ist schleimig-groteske Low-Budget-Spezialeffekte-Kunst vom Feinsten, wenn Clarks Körper das Menschheitsstadium hinter sich läßt und eine Vielzahl unterschiedlich großer Schlangen gebiert. Das hievt den Streifen für Genrefans gleich mal in eine Must-See-Dimension.
Fazit: Curse II: The Bite ist ein bizarrer Mutationsschocker, der mit der schnuckeligen Jill Schoelen, der sehenswerten Special-Make-Up-Kunst von Screaming Mad George, und dem phantastischen Finale ordentlich punktet. Ein Guilty Pleasure, das man immer mal wieder gerne einlegt.