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Review

kurz angerissen*

Ein Fremder kommt an einem kleinen Kloster vorbei und benötigt ein wenig Hilfe an seinem Wagen. Auch das Kloster ist hilfebedürftig, denn das Dach verlangt nach einer Reparatur. Was als normaler Handel zwischen dem Durchreisenden und der Oberin beginnt, entwickelt sich zu einer längerfristigen Verbindung auf unbestimmte Zeit.

Die Handlung ist ein detailgetreues Abbild christlichen Glaubens: Sie erzählt eine Abfolge von unspektakulären Ereignissen, die einfach so und ohne jeden mit weltlicher Logik erklärbaren Grund geschehen. Der Aufbau der Kapelle vom ersten Stein bis zur schlussendlichen Signatur des Handwerkers ist ebenso offensichtlich in seiner Symbolik wie der von Sidney Poitier dargestellte Fremde: Dieser taucht nicht nur ebenso unverhofft auf wie er irgendwann verschwinden wird, auch begegnet er der geschäftlich zunächst egoistischen Oberin mit einem Verständnis, das dem Großteil des Publikums in der gleichen Situation wohl fremd wäre. Er verhält sich, obgleich er durchaus auch wechselnden Gemütsstimmungen unterliegt, fast schon irrational gutmütig und vertrauenswürdig, so dass seine Funktion in diesem Plädoyer für Nächstenliebe relativ unmissverständlich klar wird. Poitier interpretiert seinen Charakter als arglos, bodenständig und gibt ihm den Anschein, „einer von uns“ zu sein; jemand, der mit jeder Art von Mensch gut zurecht kommt, der aber dennoch seine speziellen Macken hat, mit denen er überhaupt erst menschlich erscheint. Die direkte Art seiner Erscheinung hatte nicht nur den ersten Oscar für einen schwarzen Darsteller überhaupt zur Folge, sondern überträgt sich auch mit Leichtigkeit auf den Film, der somit zu einer lebensbejahenden, gänzlich schlichten und auf jeder Schiene zugänglichen Erfahrung wird.

*Weitere Informationen: siehe Profil

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