Was Regisseur James Mangold („Identity“) hier mit einem Minibudget von 15 Millionen Dollar mit „Cop Land“ zustande brachte, grenzt schon an einem kleinen filmischen Wunder. Den knackigen Plot schrieb er zumal auch noch selbst und die zur Verfügung stehenden Stars muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Sylvester Stallone, Robert de Niro, Harvey Keitel, Ray Liotta, Robert Patrick, Peter Berg, Michael Rapaport und John Spencer – um mal nur die bekannten, zum Teil nur in Nebenrollen zu sehenden, Namen zu nennen.
In seiner Erzählweise zutiefst altmodisch behandelt „Cop Land“ das Thema „Korruption innerhalb der Polizei“. Eigentlich ein ausgelutschtes Thema, dass Mangold aber kniffelig erzählt, ohne dabei reißerische Action zu Hilfe zu rufen. Schrittweise wird die idyllische Kleinstadt, die sich die Cops außerhalb der Großstadt, in der Verbrechen und Gewalt sich täglich austobt, aufgebaut haben, eingerissen. Ohne sich von Beginn an um diese Missstände zu kümmern entfaltet sich hier ein Charakteraufbau der wichtigsten Akteure, beschreibt ihre privaten und freundschaftlichen Beziehungen und die familiären Situationen. Trotz kleinerer Reibereien scheint der Zufluchtsort für die Hüter des Gesetzes ideal, bis eine Katastrophe geschieht, die ihren Namen in den Dreck zu ziehen droht.
Ohne jetzt zu detailreich auf den Plot eingehen zu wollen, steckt hinter diesem Zufluchtsort, der frei von Gewalt und Brutalität so ideal erscheint, weit mehr, als es die ersten Schlüsse glauben machen wollen. Der Hauptanteil spielt zu Beginn rund um die „normalen“ NYPD-Cops Keitel, Patrick, Berg, Spencer und Liotta, die untereinander gewaltigen Streit haben, dabei jedoch ein Geheimnis hüten müssen. Das Übel um Drogen, Korruption und Geldwäsche bricht erst später heraus.
Mittendrin muss sich Sheriff Freddy Heflin (Sylvester Stallone) zu Recht finden, der nach einer Heldentat in früher Jugend auf einem Ohr taub ist und daher nie für die Elite zugelassen worden ist. Als Sheriff darf er sich hier um Abfall, Parkzettel und Eheprobleme kümmern, wird von seinen Kollegen nicht für voll genommen, ist aber soweit zufrieden mit seinem Leben. Für Stallone bedeutete diese Rolle, nachdem er sich mit „Daylight“ eingestehen musste, dass seine Actionkarriere beendet ist, ein schauspielerischer Neuanfang. Wieder bei Null anfangend zeigt er, mit ordentlichem Übergewicht, die wohl beste Leistung seit „Rocky“. Die Figur des schwermütigen, nicht dummen, aber im Denken etwas langsamen, herzensguten Cop, der alles in Frage gestellt sieht, was er jahrelang für unanfechtbar hielt, passt zu ihm, wie die Faust aufs Auge. Hätte er sich danach öfter ernsthaftem Schauspiel gewidmet und nicht Rohrkrepierern wie „Driven“ oder „Get Carter“ gewidmet, müsste er sich jetzt nicht die Rollen selbst auf den Leib schreiben – und selbst das misslingt. Eingefleischte Actionfans seien daher vorgewarnt, dass ist kein wild herumballender Stallone, sondern ein leiser, verletzlicher!
Dem in nichts nach stehen vor allem Robert de Niro, als verschmitzter, undurchschaubarer Ermittler der „Internen“, Keitel als korrupt, schmieriger Cop und Robert Patrick, mit dickem Schnauzer, als dessen Handlanger. Der zu oft unterschätze Ray Liotta bleibt bis zum Ende undurchschaubar, denn auf welcher Seite er steht, bleibt bis dahin unklar.
Das Ende wird dann mit einem heroischen Einsatz Stallones eingeleitet, der zum zweiten Mal in seinem Leben das Richtige tun möchte und sich einer Übermacht gegenüber sieht. Die blutigen Shoot-Outs hätte das Finale zwar nicht nötig gehabt, aber die Inszenierung aus Stallones Sicht, nämlich ohne ein Geräusch richtig wahrnehmen zu können, beeindrucken, genau wieder der fast schon melancholische Einmarsch ins Präsidium.
Fazit:
„Copland“ ist ein großartig gespielter Copthriller, der das Genre zwar nicht neu erfindet, aber auf alte Tugenden setzt, die heute leider nur noch selten zu sehen sind. Hier sind weder Action noch Effekte die Stars, sondern eine fantastisch aufspielende Riege guter Schauspieler, die in diesem clever erzählten Plot alles aus sich herausholen. Herausragend dabei Stallone, in einer seiner imponiertendsten Rollen seit Langem.