Das Bild zweier Erdnüsse in einer verschrumpelten Schale deckt als Metapher alles ab, was Rob Reiners dramatische Komödie ausmacht: alte Herren, verschrumpelt eben, zwei an der Zahl, unter einer gemeinsamen Aura, zur baldigen Versenkung bestimmt. Ob im Magen oder im Grabe, soll dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen.
“The Bucket List” hat im Grunde nur ein einziges Problem. Jene “Bucket List” nämlich, die es sich so bequem gemacht hat im Titel. Dieses mit dem “Carpe Diem” verbundene Klischee so vieler mit dem Tod verbundener dramatischer Stoffe, es entlädt sich in einer hübschen Liste voller bunter Vorhaben, die vor dem baldigen Ableben von Jack Nicholson und Morgan Freeman erledigt werden müssen und die damit bloß eines aussagen: Lebe dein Leben. Jetzt.
Was sich wie ein geglättetes Remake zu “Knockin’ on Heavens’ Door” anhört, hat in der Tat die Grundelemente gemein: Buddy-Comedy-Elemente und Road Movie-Ansätze. Die Perspektive, die Reiner gewinnt, ist aber eine andere. Schon die Vorgeschichten der Patienten sind anders, damit auch ihre Motivation, sich auf den wilden Trip einzulassen.
Ob jedoch altruistische, egoistische oder sonstige Beweggründe die alten Herren auf ihre Tour de Force schicken, wird allenfalls oberflächlich gestreift. Dass auch Fallschirmspringen und Rennen fahren auf der Liste steht, dient, wie man meinen möchte, einzig der Attraktivität der Trailer. Hier kann man so richtig schön die Spielfreude der Altstars unter Beweis stellen: Nichsolson, den man im thematischen Anschluss an “About Schmidt” wieder diabolisch grinsen sieht, ihm den Spaß an der Freude abnimmt. Und Freeman, der kollegial mitgrinst, nur um zu merken, dass er das auch aus eigenem Antrieb kann.
Das Skript kann aber nicht verbergen, hier bloß Zeit zu schinden. Spätere Punkte auf der Liste werden diffiziler weggestrichen, weil sie tiefer gehen als bloßes Adrenalin. In beiden Fällen jedoch schrammt der Film bemerkenswert knapp an der Oberflächlichkeit banalster Hollywood-Tragikomödien vorbei. Wenn man nicht ohnehin schon die Meinung vertritt, dass “Das Beste kommt zum Schluss” eine solche ist. Die Klischeenähe ist greifbar, die Pfade vorgetreten, ähnlich wie gerade bei Aronofskys “The Wrestler” geschehen. Im Gegensatz zu jenem fehlt aber die Grundzutat, die trotz aller Widerstände Individualität vorgaukelt und damit Tiefe erreicht: die einzigartige Hauptfigur. Nun haben wir zwei an der Zahl, beide von knackiger Würze (für ihr Alter) und bemerkenswertem Teamgeist, doch vom Reißbrett können sich weder Nicholson noch Freeman lösen. Da geht Mickey Rourke als erster ins Ziel.
Es mag die künstliche Umwelt sein, die den Sterbenskranken ihre rechtmäßige Authentizität verwehrt und sie im Zaum hält. Freemans Ehefrau etwa, die natürlich zuerst keinerlei Verständnis hat für die Selbstfindungsreise und sich dann doch als verständnisvoller Mensch entpuppt. Oder Nicholsons Privatsekretär, dessen charakterliche Entwicklung über frotzelnden, respektvollen Sarkasmus gegenüber seinem Chef nicht hinaus kommt, der am Ende des Films rein instrumental betrachtet aber immerhin für eine Pointe sorgt, die auf romantische Art an jene von “Sieben” erinnert. Letztlich bewegen sich die Hauptfiguren, so echt sie selbst auch sein mögen, jedoch bloß auf ausgelegtem Hollywood-Parkett. Auch wenn es Spaß machen mag, dort seinen letzten Tango zu tanzen. In Erinnerung bleibt er vermutlich eher nicht.