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Review

Die komplette Serie

Die komplette Serie


Staffel 1
erstmals veröffentlicht: 26.05.2013

Hoch lebe das Kind im Manne! David Duchovny ist genauso sehr Hank Moody wie er Fox Mulder war. Die Serie über den heruntergekommenen Buchautoren ist das sexgeschwängerte Geflecht einer Suche nach menschlicher Nähe in einem emotionalen schwarzen Loch von Stadt, das ganz auf Lifestyle und Ansehen ausgelegt ist. Mit dem Realismus ist es dabei einerseits nicht so weit her (schwer vorstellbar, in welchen Situationen und in welchen Zuständen sich Mr. Moody teilweise mühelos Frauen angelt wie Würmer aus einem Ködertrog), andererseits fällt es positiv auf, dass sich die Serie auch nicht scheut, groteske Szenarien aufzugreifen (Lolita-Syndrom, ein Dreier zur Rettung der Ehe, Squirting, das klimatisch als komische Pointe einer Verkettung kurioser Umstände eingebaut wird, ein kotzender Hank in sehr ähnlicher Funktion). Natürlich bleibt die Sehnsucht nach familiärer Stabilität immer greifbar und dass am Ende doch alles in einer Hochzeit mündet, ist romantischer Zynismus in Reinform und mit ein Grund, weshalb "Californication" gerne als "Sex And The City" für Männer bezeichnet wird.
7/10


Staffel 2
erstmals veröffentlicht: 14.07.2013

Pures Rock’n’Roll. Handlungsstränge verschachteln sich zu unfassbaren Eskapaden mit irrealem Hysteriefaktor, die sich überschlagenden Plots gehen over the top und Hank Moody mit ihnen durch die Decke. Nach dem unwirklichen Ende von Staffel 1 bricht erwartungsgemäß schnell alles auseinander und die verstoßene Hauptfigur darf außerhalb familiärer Muster viele Männerträume ausleben, ohne dass die Sehnsucht nach Stabilität verschwiegen würde. Mit Musikproduzent Lew wird entsprechend eine Figur eingeführt, die als Pfortenöffner und Begleiter in dieser parallelen Welt fungiert.
Bemerkenswert übrigens, wie gut Mädchen Amick immer noch aussieht.
8/10


Staffel 3
erstmals veröffentlicht: 14.07.2013

Der Wechsel des Handlungsortes Richtung Universität wirkt etwas zurechtgeschustert. Warum man diesen Weg gewählt hat, wird angesichts des Überangebots an willigen Studentinnen natürlich schnell klar. Die Qualität der Drehbücher lässt leicht nach, aber für Peinlichkeits-. Zufalls- und Situationskomik ist die dritte Staffel mehr als gut, unterhält Hank doch parallel drei Beziehungen gleichzeitig und muss sich folgerichtig mit ein paar sehr unangenehmen Situationen herumschlagen. Auch sein glatzköpfiger Kumpel („Fleischmützchen“) und dessen Frau schöpfen mit zunehmender Laufzeit aus dem Vollen.
7/10


Staffel 4
erstmals veröffentlicht: 14.07.2013

Die erste Staffel mit einem deutlichen Qualitätsabfall: Nicht nur wirkt Hanks ständiges Beteuern einer Besserung langsam inflationär, auch die als Meta-Spiegelung von Hanks Lebenssituation gedachte Verfilmung von “Ficken & Schläge” funktioniert nicht ganz so gut wie gedacht, auch wenn das Lolita-Syndrom der ersten Staffel auf heikle Art und Weise neu aufgerollt wird. Das unbeachtete Highlight bildet längst Hanks Tochter, die unübersehbar ein glaubwürdiges Produkt des Verhaltens ihres Vaters geworden ist.
6/10

Staffel 5
*Filmriss*
erstmals veröffentlicht: nie
?/10


Staffel 6
erstmals veröffentlicht: 25.06.2015

Das Vater-Tochter-Gejammer wurde zurückgeschraubt, die Rockstarallüren dafür noch weiter auf. Die Rahmenhandlung um den Rockmusiker Atticus Fetch (Tim Minchin) kann nicht verhehlen, dass sich die Autoren kräftig an der eigenen Vergangenheit bedienen, indem sie Hank wieder in den Dunstkreis der dunklen Mächte befördern, wo er einmal mehr (und vielleicht einmal zu oft) etwas über sich selbst erfährt.
Aber das ist ja noch nicht alles; dazu hat Hank Schuldgefühle nach dem Selbstmord einer seiner Exfreundinnen zu bewältigen, was zu Alkohol, Drogen und einer schrägen Selbsthilfegruppe führt, was wiederum für den Guest-Starring-Auftritt von Maggie Grace sorgt, die dem gefallenen Autoren wiederum eine völlig neue Welt aus Konzerten und Tourbussen ermöglicht. Derweil wandelt die Tochter auf den Spuren des Vaters, Charlie kämpft gegen Stu um Marcy (und sammelt zwischenzeitlich homosexuelle Erfahrungen), was eine verrückte Emanze auf den Plan bringt, und und und. Die sechste Staffel ist mal wieder vollgepackt mit Subplots, das eine führt unverbindlich zum anderen, und je schräger es wird, desto alberner wird es auch. „Californication“ ist noch unterhaltsam, aber längst zu einem Zerrbild der ersten zwei, drei Staffeln geworden, in denen sich die Tragik von Hanks Lebensstil deutlich authentischer anfühlte. Schön dass Duchovny auf dem Cover der siebten Staffel einem Sonnenuntergang entgegen fährt und endlich in den Rückspiegel blickt.
5/10

Staffel 7
erstmals veröffentlicht: 18.08.2018

Misst man die Anarchie einer Serie über die Liebe und das Leben daran, wie viele Töpfchen und Deckelchen am Ende der letzten Staffel trotz aller Komplikationen zueinander gefunden haben, so entpuppt sich "Californication" in der vom Abendrot geschwängerten Finalfoge als romantische Hausfrauenkost. Der Wolfspelz des rebellischen Single-Mannes mit der herben Note von Zedernholz wurde aber zugegebenermaßen über all die Jahre mit Stil getragen. Duchovnys halbbiografische Darstellung des sexbesessenen Hank Moody schwankte stets zuverlässig in einer fatalistischen Mischung aus Zynismus, Lakonie und leichtfertiger Take-It-Easy-Attitüde, die mit dem kalifornischen Setting aus Palmen, Filmproduktionsstudios und Sportwagen das ideale Biotop vorfand.

Die letzte Staffel zelebriert das zunächst wie eine niemals endende Party und macht das ohnehin bereits komplizierte Beziehungsgeflecht durch die Einführung von Heather Graham und Oliver Cooper noch etwas komplizierter, beginnt aber bald damit, die Köder für eine sanfte Zusammenführung aller Handlungsstränge auszulegen. Zweifel daran, ob das alles ewig so weitergehen kann, werden an die Oberfläche getrieben; nicht nur beim Hauptdarsteller, sondern beim gesamten Main Cast. Glücklicherweise sägt das nicht an der Glaubwürdigkeit der Figuren, sondern erweist sich als eine durchaus nachvollziehbare Entwicklung.

Bisweilen übertreiben es die Autoren immer noch mit den sich überschlagenden Ereignissen und entlassen dabei insbesondere "Fleischmützchen" und Moody-Sohn Levon nur selten mit Würde aus einer Szene. Und dennoch gelingt der Schlenker in die Vernunft. Dass selbst eine ausdefinierte Männerserie wie diese mit großen Gefühlen endet, stärkt die Hypothese, dass die Bedürfnisse von Mann und Frau sich vielleicht gar nicht so sehr unterscheiden, eben gerade so wie es die ursprüngliche These von "Californication" aussagt. Auch wenn das letzte Bild, Hanks verlassener Wagen mit offener Tür vor einem Sonnenuntergang, noch einmal tiefste Männerromantik bedient.
7/10

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