Dummheit, dein Name ist DOA!!!
DEAD OR ALIVE, das ist der Name einer sich gewisser Popularität erfreuenden Prügelspielreihe aus dem Hause TECMO (Ninja Gaiden), welche spielerisch irgendwo zwischen Segas VIRTUA FIGHTER-Serie und Namcos TEKKEN angesiedelt ist. Neben durchaus vorhandenen spielerischen Qualitäten besticht DOA vor allem mit einer erfreulichen Auswahl an wohlproportionierten Schlägerinnen, deren beträchtliche Oberweiten den User mit netten Bounce-Effekten betören.
Nun lag der Gedanke nahe, nicht nur dickbebrillte Videospielnerds an dieser Art optischer Leckerei teilhaben zu lassen, sondern die anspruchsvolle Thematik allen Liebhabern cineastischer Genüsse zur Freude äquivalent für die Leinwand aufzubereiten. An dieses hehre Unterfangen wagte sich unser hauseigener Bernd Eichinger als Produzent höchstselbst, offenbar eine Manifestation seines Willens, nach allerlei tendenziell anspruchsvollen Produktionen wie DER UNTERGANG oder DAS PARFÜM auch der eher trivialen Kinokost ihren gebührenden Platz in seinem Schaffen einzuräumen.
Als Partner holte er sich den videospielerfahrenen Paul W.S.Anderson, seines Zeichens MORTAL KOMBAT-Regisseur, an Bord, mit dem der Constantin-Bernd schon bei den beiden RESIDENT EVIL-Teilen kollaboriert hatte. J.F.Lawton, der unter anderem den Steven Seagal-Klassiker UNDER SIEGE script-technisch auf dem Gewissen hat, wurde engagiert, um die Videospielhelden mit einer für ihren Leinwandauftritt notwendigen Hintergrundgeschichte zu versehen.
Regie führte Corey Yuen Kwai, neben Yuen Woo Ping der international wohl renommierteste unter Hong Kongs Martial-Arts-Regisseuren und verantwortlich, neben vielen HK-Klassikern wie FONG SAI YUK, RIGHTING WRONGS oder BODYGUARD FROM BEIJING, für die Action der meisten amerikanischen Jet Li-Filme als auch der beiden erfolgreichen TRANSPORTER-Teile. Dem drückte man 20 Millionen US$ nebst zwei Seiten Drehbuch in die Hand und schickte ihn nach China, auf dass er dort mit einer Handvoll mäßig bekannter und noch mäßiger talentierter Darsteller Brauchbares auf die Beine stelle.
Unter den mäßig Talentierten waren allerdings erschreckend wenige, die über einen Martial-Arts-Background verfügten, die meisten waren einfach nur blond, durchschnittlich betittet, aber willig, sich einem Crashkurs in Sachen Beineheben und Strippenziehen zu unterwerfen, der sie nach nur drei Wochen in die Lage versetzte, bei Bedarf die Fresse kämpferisch zu verziehen, den knackigen Arsch gekonnt vor die Linse zu halten, sich am Flaschenzug durch den Bambuswald zerren zu lassen und wenn´s brenzliger wurde ganz unauffällig zu verdrücken und sich vom Double vertreten zu lassen.
Als schauspielerische Autorität heuerten die Produzenten den guten alten Eric Roberts, vom B-Sumpf schon leicht moderig wirkend, an, welcher den knittrigen, dennoch Bermudahemd tragenden Doktor Donavan spielt, einen permanent grinsenden Zeitgenossen, der die Schar der mäßig Talentierten, im Film großartige Kampfkünstler aus den verschiedensten Stilen und Berufsgruppen verkörpernd, mit Hilfe von elektronischen Mitteilungs-Wurfsternen auf seine CGI-Insel einlädt zum Zwecke des sich gegenseitig auf die Schnauze Hauens. Unsere Helden nehmen auch alle begeistert an, folgen den Anweisungen des Organisators, begeben sich per Flugzeug und Fallschirm zur Insel, kraxeln die computergenerierte Klippen- und Tempeltapete hoch und treffen sich endlich in der an ein Ferien-Resort gemahnenden Kampfstätte, wo der Empfang gar herzlich ist. Vom Doktor werden sie auch gleich informiert, dass sie es sich jetzt durchaus gutgehen lassen, aber auch stets auf der Hut sein sollten, denn die Kämpfe, an deren Ende ein verlockendes Preisgeld von 10 Millionen US$ stünde, könnten überall und immer stattfinden, die Teilnehmer würden spontan per TV-Armband über ihren nächsten Opponenten informiert. Gesagt, getan, schon bald prügelt sich die ganze Bande windelweich, selbstverständlich ohne sich durch wie auch immer geartete Verletzungen den durchgestylten Look zu versauen. Zwischen den Kämpfen trifft man sich auf eine Partie Beachvolleyball (inspiriert durch das Volleyball-Spin Off der DEAD OR ALIVE-Serie) oder geht privaten Untersuchungen nach, über die nicht zuviel verraten werden soll, hält sie der Drehbuchautor doch offensichtlich für so wichtig, dass er wertvolle Zeit, die mit Action verbracht werden könnte, für sie opfert.
Noch vor dem großen Finale entdecken unsere mittelmäßig talentierten Lieblinge ein großes Labor mit obskuren Maschinen, werden sich der Relevanz dieser Entdeckung mit den Worten: „Sie beobachten uns ständig!“ „Diese perversen Schweine!“ bewusst, lassen sich gefangennehmen und bald darauf wieder befreien, kämpfen gegen, ach ja, geheim, darf ich nicht verraten (derjenige hat aber schonmal in den ersten beiden BEST OF THE BEST-Teilen ordentlich ausgeteilt, kleiner Tip für die ganz Schlauen), zum guten Ende explodiert CGI-Island dann auch noch computergeneriert, das Böse ist besiegt, die mittelmäßig Talentierten triumphieren ebenso wie die Dummheit, deren Hohelied mit diesem schönen Film gesungen wurde.
Nun ist Dummheit bei einem Actionfilm, speziell aus dem Bereich Videospielverfilmung, gar nicht mal so schlimm, es kommt nur darauf an, sie zeitlich im Zaume zu halten und ihr gehörig was entgegenzusetzen, vorzugsweise Action. Dies tut der Film, überzeugt dabei aber eher quantitativ als qualitativ, was mich so langsam an den Fähigkeiten des von mir einst kultisch verehrten Action-Maestros Corey Yuen zweifeln lässt, welcher jetzt schon seit Jahren auf zwar professionellen, aber arg uninspirierten und routinierten Niveau inszeniert, siehe TWINS EFFECT 2, siehe SO CLOSE, siehe THE ONE. Wenig hilfreich sind dabei die größtenteils recht hüftsteif wirkenden Darstellerinnen, bis auf Tina Armstrong-Darstellerin Jaime Pressly, welche mit beeindruckender Physis und Beweglichkeit ihre Szenen beherrscht, agieren diese doch eher schwach in den Kampfszenen, was durch Schnitt und Strick nur teilweise kompensiert werden kann. Überhaupt dominieren in vielen Szenen Close-ups und durchschnittliches Wirework statt echtem Martial Arts, trauriger Höhepunkt ist dabei der Kampf zwischen Tina und Zack, was um so betrüblicher ist, da beide Darsteller einen fitten Eindruck machen. Erfreulich dagegen der Auftrtritt von Ngai Sing alias Collin Chou als Hayate, ebenso der witzige Cameo-Auftritt von MORTAL KOMBAT-Star Robin Shou als wenig erfolgreicher Piratenchef.
Gibt es in den ersten beiden Dritteln des Filmes aber zumindest ab und an schöne Action zu bestaunen, wird es im Finale sehr dünn, ramschiges Effektspektakel und spannungsheischende Storyentgleisungen dürften wohl nur den wenigsten Zielgruppenangehörigen schmecken, zudem zieht sich die ganze Chose auch noch ziemlich in die Länge. Wer auf einen saftigen Endfight hofft wird enttäuscht, immerhin sieht die finale Explosion ganz manierlich aus, im Gegensatz zu vielen anderen der von der Hong Konger Effektschmiede Menfond (TWINS EFFECT 1+2, NEW POLICE STORY, LEGEND OF ZU) erstellten CGI, welche offensichtlich von preiswerter Natur sind und ihre künstliche Herkunft nie zu verbergen trachten.
Einen deutlich gediegeneren Eindruck macht da schon die Optik von DOA, Venus Keung (SO CLOSE) und Kwok-Man Keung (TWINS EFFECT 2) erledigen beide einen ausgezeichneten Job hinter der Kamera und hüllen die edlen Leiber in einen ebensolchen Look.
Wenig edel dagegen die Ausstattung, teures Trash-Ambiente für Geschmacksgestörte, musikalisch kongenial von scheppernden Technobeats und soften Synthie-Streichern begleitet, dennoch nicht unpassend zu solch einem Film, der sich mal wieder nicht so richtig dazu entschließen kann, einfach nur hirntote Action zu bieten, stattdessen zu häufig auf hirntote Handlung setzt, deren viele selten dämliche Details aufzuzählen hier kein Platz ist, und damit ultimativ scheitert. Dummheit sollte auch im Actiongenre eher toleriert als zelebriert werden. Wer allerdings gerne hübschen, halbnackten Weibern beim Gliederverrenken zusieht und dafür auch mal das eine oder andere Auge bei den zahlreichen Mängeln zudrückt, wer für einige gelungene Szenen auch ein Dutzend missratener in Kauf nimmt, wer bei Storytrash tendenziell eher lacht als weint dürfte sich mit DEAD OR ALIVE zumindest einigermaßen gut unterhalten, aber ganz klar auf B-Niveau.
Fazit: Im Kino völlig falsch aufgehoben, bietet DOA zumindest solides Videothekenamusement, nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.