Harter Mann in Uniform (1993)

Einen schönen guten Abend, liebe Filmfreunde. Wie ein Niemand qua filmischer Persönlichkeitsprojektion zum realen Monster reifen kann - genau dies ist das Thema eines kleinen, größtenteils vergessenen, aber keinesfalls unbedeutenden Filmes, der - weil er sich eines großen, nämlich essentiellen menschlichen Themas angenommen hat -  Wert ist, hier und in diesem Portal erwähnt zu werden. Immerhin kreist sein Anliegen um die erschröcklichen Veränderungen, welche durch das bloße Anlegen einer Uniform aus einem ehemals grauen Nobody den Träger einer allseits respektierten Autoritätsperson zu generieren vermag. Oder - wie skandierten wir einst in jenen Tagen von Protest und Aufruhr? Ich bin nichts, ich kann nichts, gebt mir eine Uniform!!

Nun ja. Henry Adler hat trübe Tage hinter sich, und auch die Zukunft kann nicht wirklich verlocken, aber das Glück des Zufalls ist ihm - dem unauffälligen Bankangestellten - hold und er kann seiner insgeheimen Passion - der Schauspielerei - endlich nachgeben und wird Figur in einer Police-Soap. In der Film-Rolle des Cops Flannagan überschreitet Adler peu á peu die Grenzen zur Wirklichkeit; aus den Proben zu Filmaufnahen entspinnt sich - durch externe Zufälle und eine verkorkste Liebesaffäre angeheizt - eine sukzessive Transformation seiner Persönlichkeit: man beobachte das stetig kunstfertigere Jonglieren mit dem Schlagstock, die nächtlichen Wanderungen durchs heimische Viertel, die manisch-repetitiven Scheindialoge, das Aufkeimen ungehemmter Aggressivität. Kurzum: Der Pseudo-Cop Flannagan, stets am Rande seiner plötzlichen Enttarnung balancierend, verstrickt sich letzten Endes in eine aus seiner Sicht nicht nicht mehr auflösbare Intrige und begeht jämmerlichen Suizid, wobei dies parallel zu dem im Hintergrund laufenden pathetischen TV-Tod passiert.

Dieser eigenwillige, psychologisch einigermaßen plausible, aber insgesamt sperrige Film über die Dimension des Verführbaren nimmt ein demnach hartes, ja schroffes Ende und erlangt dennoch 7/10.