Kurz und knapp – darum geht’s
Manfred Ottmann führt regelmäßig Wohnmobile aus dem Saarland nach Südfrankreich über – und besucht bei dieser Gelegenheit heimlich seine Geliebte Christine. Als seine Frau ihm eines Tages den Geldhahn zudreht, fasst er einen folgenschweren Entschluss: Mit Hilfe eines fingierten Einbruchs will er an ihr Vermögen kommen. Der Plan scheint perfekt – bis ein unerwarteter Motorradunfall seines Mitarbeiters Heinz Messel Kommissar Schäfermann auf den Plan ruft. Als die Ermittler beginnen, Ottmanns Reiserouten zu verfolgen, gerät ein ausgeklügeltes System aus Lügen und Täuschung ins Wanken…
Inhalt der Tatort-Folge „Tote reisen nicht umsonst“
Regenschwere Wolken hängen über der Autobahn, als Manfred Ottmann mit dem Wohnmobil die deutsch-französische Grenze passiert. Das gleichmäßige Rauschen der Reifen beruhigt seine angespannten Nerven. Sein junger Begleiter Heinz Messel ist bereits einige Kilometer zurück mit einem Bündel Geldscheine ausgestiegen – wie so oft, wenn Ottmann seine geheimen Pläne verfolgt.
Der 40-jährige Geschäftsführer der Wohnmobilfirma seiner Frau fühlt sich wie ein Gefangener in seiner eigenen Ehe. Gisela Ottmann, seine Frau, lässt ihn bei jeder Gelegenheit ihre Verachtung spüren: „Du bist nichts ohne mich und mein Geld“, wirft sie ihm immer wieder vor. Jenseits der Grenze hingegen blüht er auf – dort, in einer kleinen französischen Stadt, wartet Christine in ihrer Parfümerie auf ihn, seiner heimlichen Leidenschaft.
Kommissar Schäfermann von der Kripo Saarbrücken steht unterdessen ratlos vor einem Motorradwrack. Der Fahrer, Heinz Messel, ist seinen schweren Verletzungen erlegen. Ein tragischer Unfall – oder steckt mehr dahinter? Die Brieftasche des Toten ist seltsam leer, keine Spur von dem Geld, das ihm Frau Ottmann angeblich mitgegeben hatte. „Messel war öfter mit Ottmann unterwegs“, erklärt seine Freundin dem Kommissar, „aber zurück kam er immer allein.“
Die Fahndung nach Ottmann gestaltet sich wie die Suche nach einem Geist. Das Wohnmobil steht verlassen auf einer französischen Raststätte, während Ottmann selbst wie vom Erdboden verschluckt scheint. Durch die schmalen Gassen eines französischen Grenzdorfs hallt das Knattern eines Mopeds – Christine eilt zur Raststätte, um das verlassene Wohnmobil weiterzufahren und ihrem Geliebten ein Alibi zu verschaffen.
Die trügerische Ruhe des Campingplatzes, auf dem Ottmann eigentlich hätte ankommen sollen, wird durch das Eintreffen von Schäfermanns Assistenten Backes durchbrochen. Zwischen Pinien und im Licht der untergehenden Sonne erscheint die Szenerie wie eine Bühne, auf der ein perfektes Verbrechen inszeniert werden soll. Doch Kommissar Schäfermann spürt instinktiv, dass die Puzzleteile in diesem Fall nicht zusammenpassen wollen.
Als Ottmann schließlich auftaucht und mit gespielter Überraschung vom Tod seines Mitarbeiters erfährt, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem beharrlichen Kommissar. „Ich weiß nichts von einem Unfall“, behauptet Ottmann, während sein Blick unruhig umherwandert. Schäfermann hingegen wird misstrauisch – warum fingiert Ottmann einen Anruf bei seiner Frau, statt direkt mit ihr zu sprechen?
Die sonnendurchfluteten Landschaften Südfrankreichs stehen in scharfem Kontrast zu den dunklen Machenschaften, die sich vor Schäfermanns Augen langsam entwirren. Ein einfacher Verkehrsunfall führt ihn auf die Spur eines viel größeren Verbrechens, das er noch nicht einmal erahnt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tote reisen nicht umsonst“ ist der 116. Film der legendären Krimireihe und der fünfte vom Saarländischen Rundfunk produzierte Beitrag. Für Schauspieler Manfred Heidmann war es bereits der dritte Fall als Kommissar Schäfermann, nachdem er in den ersten beiden Folgen noch mit seinem Kollegen Liersdahl ermittelt hatte.
Die Dreharbeiten fanden im April 1980 statt, wobei sowohl in Saarbrücken und Umgebung als auch in den französischen Orten Pont-à-Mousson und Til-Châtel gedreht wurde. Die grenzüberschreitende Handlung spiegelt sich somit auch in den authentischen Drehorten wider.
Bei der Erstausstrahlung am 21. September 1980 erreichte der Film eine beeindruckende Zuschauerzahl von 18,84 Millionen Menschen, was einer Einschaltquote von 57 Prozent entsprach – Zahlen, von denen heutige Tatort-Folgen nur träumen können.
Regisseur Rolf von Sydow, der später vor allem für die Verfilmung von Rosamunde-Pilcher-Romanen bekannt wurde, inszenierte hier einen der wenigen Tatorte seiner Karriere. Die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV-Spielfilm beurteilten den Film als „Raffiniert inszeniert, aber trivial“ – eine Einschätzung, die dem Status des Films als Klassiker des frühen Tatorts jedoch keinen Abbruch tat.
Besonders interessant: Der Film ist einer der wenigen Tatort-Fälle, in denen der Zuschauer von Anfang an weiß, wer der Täter ist. Diese inverse Krimidramaturgie, bei der nicht das „Wer“, sondern das „Wie“ im Vordergrund steht, war für die damalige Zeit ein innovatives Erzählkonzept im deutschen Fernsehen.
Darsteller
Rüdiger Weigang (Backes)
Dirk Galuba (Ottmann)
Beatrice Kessler (Christine)
Corny Collins (Frau Ottmann)
Germain Muller (französischer Kommissar)
Peter Uwe Arndt (Messel)
Renate Boehnisch (Frau Graefe)
Bibi Jelinek (Frau Leppla)
Simone Muller-Moelle (Serviererin)
Marcel Grandidler
Stab
Regie: Rolf von Sydow
Buch: Hans Dieter Schreeb · Hans Georg Thiemt
Kamera: Michael Faust · Klaus Kuckel
Schnitt: Gisela Zick · Usch Born
Musik: Dieter Reith
Produktion: SR
Dieser Tatort überzeugt durch eine glaubhafte Story, und deren gute Schauspielerische Umsetzung. Die gemeinsame Grenzübergreifende Arbeit der Deutschen und Französischen Polizei ist interessant. Der Tatort führt uns von Saarbrücken bis nach Zentralfrankreich, die Drehorte sind jeweils passend gewählt. Im Grenzenlosen Europa von heute interessant, die damaligen Grenzübergänge mit Schranken und Wechselstuben.
Der Tatort Nummer 116. Hauptkommissar Schäfermann aus Saarbrücken ermittelt. Erst in einem angeblichen Tötungsdelikt, welches sich später als selbstverschuldeter Unfall entpuppte ( Motorradfahrer ohne Helm erleidet schwere Schädelfrakturen ). Nur, dieses Unfallopfer war Begleiter bei einer Überführungsfahrt eines Wohnmobiles nach Frankreich, dessen Fahrer, Ehemann der Auftraggeberin, seine Frau im Laufe der Ermittlungen zugunsten einer geliebten Französin umbringt, ohne von den bereits aufgenommenen Ermittlungen und bereits durchgeführten Befragungen der Ehefrau durch den Hauptkommissar zu wissen. Ein hin und her, jeder glaubt der andere weiß irgendetwas, nur S. hält, unwissend des Mordes an der Ehefrau, die Ermittlungen zum Tode des Motorradfahrers für abgeschlossen. Dann macht der miese Mörder, der den Leichnam seiner Frau nach Frankreich verschaffte, einen eklatanten Fehler und der Fall löst sich, ohne das S. wußte, daß es einen solchen gibt, auf einen Rastplatz von selbst. Ungewöhnlicher Tatort-Krimi, für Rätselfreunde unter den Zuschauer- Detektiven und -Strategen bestens geeignet. Sehenswerte Zufallskriminalistik.
Genau diesen Film suche ich schon lange habe diverse dvd von Tatort aber genau dieser Fall fehlt mir ?
das übliche fremdgehen-thema mit ermordung des/der ehegatten/ehegattin.
leider etwas ausgelutscht, trotzdem hier nochmal ganz gut inszeniert, weil’s erst in der schlußszene komplett auffliegt, obwohl bis dahin alles noch „ganz gut“ aussah.
gibt viele deutlich schlechtere, aber auch bessere to.
Sehr sympathischer Tatort mit Kommissar Schäfermann. Schöne Szenen von der Grenze und der Autobahn. Der sehr spannende Tatort aus Saarbrücken bekommt von mir volle 5 Sterne
Ich finde ihm sehr sehenswert! Schäfermann im Bestform!