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14.09.2024

DIE WAFFEN DER FRAUEN (1988)

Die Sekretärin Tess ist froh innerhalb einer Männerwelt endlich für eine Frau zu arbeiten, zumal diese sie motiviert mit guten Ideen ruhig zu ihr zu kommen. Als sie dies tut, wird sie jedoch von ihrer Chefin Katherine um besagte Idee betrogen. Ein Skiunfall kommt ihr zu Gute. Nun da Katherine außer Gefecht gesetzt ist, gibt sich Tess als ihre Chefin aus, um das Projekt voran zu treiben. Hierdurch lernt sie Jack kennen und lieben, der mit Katherine liiert ist...

Radio als Zwischenstation...

Zwar erleben wir noch viele geschlechterbedingte Ungerechtigkeiten mittels Frauenquote, unterschiedlicher Gehälter zwischen Mann und Frau, u.ä, seit der 80er Jahre hat sich die Arbeitswelt, sowie die Denkweise beider Geschlechter im emanzipatorischen Sinne dennoch stark gewandelt, so dass das eingeschüchterte Verhalten der Protagonistin und ihre Vorgehensweise, wie sie es allen beweisen möchte, mit Blick von heute etwas arg einfältig wirkt, dies vielleicht auch schon zur Entstehungszeit von "Die Waffen der Frauen", ich weiß es nicht. Dennoch ist diese weitere Variante des ein Jahr zuvor erschwindelten Jobs in der Finanzwelt in "Das Geheimnis meines Erfolges" ähnlich sympathisch ausgefallen, wie dieser. Was dort in der Yuppie-Welt angesiedelt zur Romantikkomödie wird, ist es hier in der unterdrückten Frauenwelt, die jedoch gegen das einseitige Klischee des Geschlechterkriegs steuert, indem thematisiert wird, dass in hohen Positionen Egoismus zum Vorwärtskommen bis zu einem gewissen Grad mit dazu gehört und somit keine reine Männerkrankheit ist. Die stets sexy agierende, ohne es darauf anzulegende Sigourney Weaver darf diesen unterkühlten Karrierefrauen-Part übernehmen, als der Aggressor der Handlung, während als Gegenpol Harrison Ford herhalten darf, der mit seiner gewohnten Mimik Charme versprüht, wenn er verliebt und verwirrt und von Ehrgeiz gepackt versucht Tess und ihre Methoden zu verstehen, beruflich, wie zwischenmenschlich. Dass ein solch naiver Stoff ebenso blauäugig sein obligatorisches Happy End erfährt, braucht nicht zu verwundern, erklärt mitunter aber auch, warum "Working Girl" (Originaltitel) trotz Sympathie für die Stars und kurzweilig funktionierender Unterhaltung nicht zu den großen Romantik-Komödien seiner Zeit zählt. Vielseher dieser Hollywoodphase können aber ruhig einmal reinschalten. Mike Nichols liefert eine solide Arbeit ab, in welcher er aus dem klischeebeladenen Drehbuch eine Geschichte zaubert, für deren Figuren man sich dennoch interessiert bekommt. Erfolgreich genug, um es zwei Jahre später zu einer Serienvariante zu bringen, war das Werk jedoch schon. In dieser spielte Sandra Bullock die Hauptrolle, bevor sie berühmt wurde.  Wiki

06.06.2021

AMERICAN BEAUTY (1999)

"American Beauty" wird seinem Ruf gerecht eine hervorragende Satire auf das Spießertum, die Jugend und die Midlife Crisis zu sein. Er serviert seine Abrechnung empathisch zart dargeboten, ohne deshalb die Dinge zu verschönen oder nicht hart genug zu thematisieren. In seinem Mix aus Drama und Komödie spielt er mit verschiedenen Wahrnehmungen, Mentalitäten und unterschiedlichem Generationendenken, kann damit bei Jung und Alt gleichermaßen punkten, und teilt in die konservative Ecke ebenso aus wie in die liberale. Lebenslügen, stille Wahrheiten, Normen und Regelbrüche sind sein Thema, gewitzter Weise den baldigen Tod des Protagonisten von Anfang an ankündigend, um dementsprechend mit den Erwartungen des Publikums spielen zu können. Kevin Spacey passt derart genial in den Charakter Lesters, dass man sich kaum vorstellen kann Chevy Chase in dieser Figur zu erleben, dem man diese Rolle zuvor anbot. Auch die restliche Besetzung ist stets tadellos auf die jeweilige Figur abgestimmt, und das Drehbuch nah am Seelenleben jeglicher Person dran, selbst an jenen, die offensichtlich negativ gezeichnet sind. 

Im Gegensatz zu früher kam mir das Spiel mit der morbiden Poesie des Nachbarjungen nicht mehr so emotional nah wie in jungen Jahren, aber das beweist nur auf wie vielen Ebenen "American Beauty" zu funktionieren weiß, nun wo ich im Mittelteil meines Lebens mich umso besser mit Lester identifizieren kann. "American  Beauty" geht ehrlich mit den Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Charaktere um, ganz direkt, ohne zu verschönern, zu verharmlosen oder zu überdramatisieren. Dass er gegen Ende geradezu poetisch verträumt auf das Leben als Gesamtereignis blickt, ist kein Bruch dieser Regel, sondern lediglich einer Erkenntnis der Hauptfigur geschult und gleichzeitig ein hervorragend emotionaler Motor für das angekündigte Ableben, welches sich nun, gerade in diesem Augenblick, umso bitterer anfühlt, wenn gleichzeitig auch in gewisser Weise gnädig. Jede kleine Geschichte schließt gleicher Maßen interessant, manches lässt sich erahnen, anderes überrumpelt einen regelrecht, und am Schluss hat man einen wertvollen Film gesichtet, der einem ein gutes Lebensgefühl gibt, obwohl er so gnadenlos mit unseren Fehlern der Alltäglichkeiten abrechnet. Nur die wenigsten werden das hoch-romantische Regie-Debüt des späteren James Bond-Regisseurs Sam Mendes lediglich ein einziges Mal gucken, bei all dem was es sensibel dargeboten, mal mehr, mal weniger subtil eingebracht, zu entdecken gibt - zumindest wenn man kein Herz aus Stein besitzt.  OFDb

02.05.2021

DIE GLÜCKSJÄGER (1989)

Obwohl "Die Glücksjäger" in einem der besten Jahrzehnte US-amerikanischer Komödien entstand, scheute ich mich lange Zeit ihn zu sichten. Gene Wilder kenne ich lediglich aus "Frankenstein Junior" (sehr lustig) und "Sherlock Holmes cleverer Bruder" (gar nicht lustig), und mit Richard Pryor tat ich mich schon immer schwer, sei es als Schwachpunkt im amüsanten "Superman 3", oder im missglückten "Das Spielzeug"-Remake "Der Spielgefährte". Selbst im von mir gemochten "Zum Teufel mit den Kohlen" wurde ich mit ihm nicht warm. Umso schöner war es festzustellen, dass mich mit dem im Original sinnvoller betitelten "See No Evil, Hear No Evil" eine flotte, kurzweilige Komödie erwartete, die u.a. gerade von der Performance seiner beiden Hauptdarsteller lebt. Die spielen derart charmant überzogen, dass es eine wahre Freude ist ihnen dabei zuzusehen, wie sie wie Elefanten durch den Porzellanladen trampeln. Hemmungslos nutzt man die Behinderungen der beiden Hauptfiguren für allerlei alberne Komik, mal respektlos, mal respektvoll angegangen. Das war in dieser entspannten Zeit auf diese Art noch möglich und auch vollkommen egal und akzeptiert, so dass das von Arthur Hiller ("Filofax", "Ein Single kommt selten allein") inszenierte Projekt ein Zeitdokument ist, das in dieser Art so in den USA nicht mehr entstehen könnte. 

"Die Glücksjäger" guckt sich wie ein Witz, der mit den Worten "Ein Blinder und ein Tauber..." beginnt, und allein auf dieses simple Niveau wird er auch reduziert. Es darf verwundern, dass dies funktioniert, erst recht wenn man bedenkt wie viele Autoren hier tätig waren, um eigentlich keine Geschichte zu erzählen. Sie hüpft von einem Kapitel zum nächsten, einen roten Faden vorgaukelnd, um in den einzelnen Episoden verschiedenen Möglichkeiten nachzugehen, die Behinderungen komisch zu nutzen. An Ideen mangelt es dabei nicht. Ob es der Blinde ist, der einem Blinden über die Straße hilft, oder das Selbstbewusstsein des Tauben, der glaubt ein von ihm bedrohter Verbrecher hätte Angst vor ihm, weil er nicht mitbekommt dass jede Menge bewaffnete Polizisten hinter ihm stehen, "Die Glücksjäger" bietet jede Menge gute Laune durch allerhand simple Lacher. Freilich fußt manche Idee in der Ausnahme auch mal nicht auf Blindheit oder Taubheit, so z.B. in einem der humoristischen Höhepunkte des Streifens, in welchem Gene Wilders Rolle eine attraktive Frau mit einer Erektion in der Hose bedroht. 

Qualitativ schaut sich das alles nicht wirklich. Ideen werden verworfen (so stehen z.B. beide nur zu Beginn nicht offiziell zu ihren Behinderungen und tun stattdessen so, als wären sie gesund), einmal wird sogar ein Handlungsstrang nach einer Schnittsetzung völlig ignoriert (was glücklicher Weise den Tiefpunkt betrifft, in welchem beide Hauptfiguren zerstritten auseinander gehen). Die hohe Treffsicherheit der Gags und der entspannte Umgang damit etwas derart Sinnloses und Dreistes abzuliefern, lassen aber eher die positiven Seiten des Filmes dominieren, zu denen auch ein überraschend ungewöhnlich besetzter, halbwegs junger Kevin Spacey gehört. Der wird zwar nie zum Highlight des Streifens, weiß in seinem comic-artigen Stil aber ebenso zu gefallen, wie seine sexy Spielpartnerin. Letztendlich sind sie aber ohnehin nur Spielbälle in der Manege der beiden zentralen Helden/Hauptdarsteller, die hemmungslos albern agieren, z.B. in jener lustigen Szene, in welcher der Taube in bekloppt aussehendem Gang laut auf dem Bürgersteig herum trampelt, mit der Begründung man falle damit weniger auf, als wenn er einen Blinden an der Hand leitet. 

Wer mit derartiger Komik nichts anzufangen weiß, wird keinen Zugang zu diesem arg simplen Film finden. Ich hingegen bekam nicht genug von derartigen Szenen und habe mich gefreut, dass den Autoren bis zum Schluss immer neue Ideen oder alternative Varianten bereits genutzter Komik eingefallen sind. Auf ein Schießduell zweier Blinder darf man z.B. bis zum Schluss warten. Und dass ein Tauber eine frisch befreite Geisel animiert sich möglichst still zu verhalten, während im Hintergrund laut die Alarmanlage scheppert, gehört auch zu den vielen funktionierenden Lachern eines letzten Drittels, welches in Sachen Komik den anderen beiden Dritteln in nichts nachsteht.  OFDb

10.03.2021

DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN (1995)

Einen Kriminalfilm fast einzig über Rückblicke im Verhör zu erzählen besitzt seinen Reiz, zumal dieses Stilmittel die Möglichkeit bietet bereits erlangte Blickwinkel aufgrund dessen zu erweitern bzw. zu verändern, dass die Polizei aufgrund ihrer Ermittlungen auf neue Informationen stößt, welche den Verhörten dazu zwingen ein breiteres Spektrum als bislang offen zu legen und ausgelassene Winkel der Erzählung somit zu lichten und Halbwahrheiten zu brechen. So scheint es zumindest, und am Ende einer wendungsreichen und trickreichen Geschichte ist ohnehin alles anders als vermutet - oder auch nicht, enttarnt die letzte Korrektur der Geschichte letztendlich doch das, was der erfahrene Zuschauer ziemlich schnell aufgrund der vorliegenden Figurenkonstellation vermutete. Zugegeben: man war kurz davor von der detailliert "bewiesenen" vorherigen Version überzeugt, das macht die leichte Ernüchterung am Ende dann doch bestätigt zu werden jedoch etwas ärgerlicher. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. Zwar bin ich nach Sichten von "Die üblichen Verdächtigen" nun nicht so euphorisch wie die vielen Stimmen im Netz (dafür ist der Streifen mir dann doch etwas zu Mainstream-lastig ausgefallen), aber das Werk des mehrfachen "X-Men"-Regisseurs ist interessant und atmosphärisch dicht erzählt und bietet allerhand charismatische Mimen, die in ihren Rollen zu überzeugen wissen. 

Dank eines gelungenen Kostüms und einer leicht zu spielenden Rolle überzeugt sogar der mit wenig Talent gesegnete Stephen Baldwin. Es gleicht einem Wunder, dass er nicht neben den anderen Darstellern verblasst, sind doch professionelle Schauspieler mit an Bord, hervorzuheben seines diesbezüglich ein recht junger Kevin Spacey und der unglaublich treffsicher besetzte Gabriel Byrne. Käme nicht irgendwann der Mythos um Keyser Soze ins Spiel, hätte der Film jedoch nur, professionell produziert anzuschauen, sympathisch vor sich hin geplätschert. Erst mit dieser Einführung bekommt die Geschichte genügend Gewicht und Kraft, um auch außerhalb der gelungenen Figurenkonstellation zu überzeugen. Und da der weitere Verlauf sich von da an einzig auf diesen Mythos konzentriert, überrascht es geradezu, dass diese Karte erst so spät, etwa zur Mitte des Thrillers hin, gespielt wird. Gekonnter psychologischer Kunstgriff oder Fehlentscheidung? Das ist schwer zu beurteilen, ist aber eigentlich auch nicht bedeutsam zu hinterfragen, da "The Usual Suspects" (Originaltitel) nicht der große Wurf seines Genres geworden ist, sich nicht großkotzig als gut finanziell gestütztes Projekt, welches er ist, präsentiert und in seiner Art wie angegangen kurzweilig zu unterhalten weiß und dabei weder auf interessante Wendungen verzichtet, noch auf ein durchdachtes und, auf Popkornfilm-Basis, überzeugendes Drehbuch.  OFDb

24.07.2019

DER GROSSE CRASH (2011)

Durch die wahren Ereignisse der Finanzkrise von 2008 inspiriert, erzählt "Der große Crash" wie es in etwa intern in der Investmentbank New Century Financial Corp. zugegangen sein muss, als man sich der katastrophalen Blase, die man ignorant herauf beschworen hatte, bewusst wurde. Das interessante an diesem Filmprojekt ist der menschliche Faktor, den er als Perspektive wählt. Da wird nichts dämonisiert und mit moralischem Zeigefinger hervorgehoben, da erleben wir lediglich diverse Charaktere, wie diese im Angesicht der Tatsachen agieren und fühlen und wie sie alle, egal für wie vorbereitet sie sich auf alles fühlten, mit der plötzlichen Konfrontation der bevorstehenden Insolvenz umgehen. Mit an Bord sind eher kleine Angestellte ebenso wie der große Firmenboss. Realistisch dargeboten wird uns jeder als glaubwürdige Persönlichkeit vorgestellt, und wo andere Projekte sich in Intrigen und Konkurrenzdenken verrannt hätten, da setzt "Margin Call" (Originaltitel) auf den Mikrokosmos der Firma, einem Ort wo man miteinander vertraut ist, wenn auch auf distanzierte Art, und nun in Endzeitstimmung verfällt.

Über aller Dramaturgie schwebt eine gewisse Lässigkeit, selbst bei jenen Mitarbeitern, deren Karrieren nun enden und die noch nicht wissen wie es für sie weiter geht. Der hier dargebotene Arbeitsplatz ist ein Raum der Kühle, in dem es nicht um Warmherzigkeit im solidarischen Miteinander geht. Allerdings eskaliert die Situation nicht in einem "jeder ist sich selbst der Nächste"-Szenario. Im Hauptteil des Filmes geht es nach überprüfter Analyse des alarmierenden Risikoberichtes darum wer die kommenden Entscheidungen solidarisch mitträgt, auf wen gesetzt werden kann und für was, und was dies für die einzelnen entscheidenden Figuren in dieser einen Nacht, in welcher der Film komplett spielt, bedeutet. Am schockierendsten schaut sich in dem ganzen sachlich vorgetragenen Trubel, wie schnell die Entscheidung zum schnellen Schnitt getroffen wird, Alternativen kaum in Betracht gezogen werden und auf Verlierer der Situation keine Rücksicht genommen werden soll/kann/muss. Ob karrieredurchgemogelte Halbversteher in höherer Position, talentierte Analysten oder spontane Global Player ohne tatsächlichen Zugang zu komplexen Hintergründen, ein jeder versucht so gut wie möglich aus der Situation herauszukommen, in einer Nacht, in welcher man aus seinen Träumen gerissen wurde, dass alles immer so weiter gehen könnte wie bisher, obwohl firmenintere Experten bereits etliche Monate zuvor scharfe Bedenken äußerten.

J.C. Chandor schafft es sein Regiedebüt nüchtern, kühl und dennoch aufregend erzählt herüberkommen zu lassen. Tiefe Einblicke in Gefühlswelten werden geboten, ohne diese zu gefühlvoll darzubieten, somit passend zum beruflichen Umfeld der Protagonisten inszeniert, das Ganze stilistisch sachlich vorgetragen, ohne zu verkopft zu wirken, und einen flotten, geradlinigen Erzählfluss präsentierend, ohne zu langweilen oder zu unterfordern. Der Regisseur trifft den richtigen Ton, das Drehbuch setzt die entscheidenden Schwerpunkte, bzw. widersteht auf kontraproduktive zu setzen, die Vergleichsprodukte zu Schwerpunkten gemacht hätten, und fertig ist ein hoch interessanter Einblick in den Mikrokosmos einer Firma, die mit dem Geld anderer Leute Gott gespielt hat. Dieser Aspekt wird aber nie moralisch hinterfragt, sondern stattdessen auf Augenhöhe mit den Filmcharakteren aus der persönlichen Perspektive der früh Eingeweihten betrachtet, womit man weit mehr preisgibt, als jede vorgefertigte Schuldzuweisung ermöglicht hätte. Jeder Zuschauer kann für sich selbst aus dem Präsentierten ernten was er entdeckt. Manipulationen auf das Denken des Publikums finden nicht im Überfluss statt, sprich nicht mehr als es im Medium Film üblich ist, um funktionieren zu können. Schmackhaft wird einem das Ergebnis zudem über die gute Besetzung gemacht, die Demi Moore in einer interessanten Rolle präsentiert, mit Zachary Quinto, der den Streifen auch mitproduzierte, eine charismatisch besetzte zentrale Figur vorlegt und mit Kevin Spacey mal wieder beweist, wie gut ein jeder Film mit diesem hervorragenden Mimen zu funktionieren weiß. Je nach Filmphase konzentriert sich die Geschichte immer verschieden verstärkt auf seine jeweiligen Figuren. Von einer Hauptfigur kann man eigentlich nicht sprechen.  OFDb

03.02.2017

NO PANIC - GUTE GEISELN SIND SELTEN (1994)

Wer auf der Suche nach einem richtigen Anti-Weihnachtsfilm ist, ohne dass gleich die komplette Anarchie in Form von Provokomik ausbrechen muss, und in dem ein versöhnliches Ende durchaus vorhanden sein darf, dem sei zu „No Panic - Gute Geiseln sind selten“ geraten. Nicht nur dass er jegliche Feststimmung in Form entladender Gefühle völlig verdreht und das Fest der Liebe somit zum Aufdecken von Wahrheiten auf den Kopf stellt, auch das erweiterte Familienleben bekommt sein Fett weg, wenn die komplett grauenhafte Verwandschaft zum Essen kommt und der Entführer spontan den Eheberater der beiden Streithähne spielen muss - freilich auf völlig unkonventionelle Art.

Das Chaos hält sich Grenzen. Worauf alles hinauslaufen wird steht von Anfang an fest. Und die Konflikte sind nicht sonderlich innovativ. Aber es ist der Wortwitz einer gelungenen deutschen Synchronisation, die gekonnte Situationskomik und das Spiel der Akteure, insbesondere das der drei Hauptfiguren, was „The Ref“ (Originaltitel) zu solch einem angenehmen Vertreter des Anti-Weihnachtsfilms werden lässt. Da verzweifeln selbst professionelle Eheberater, da verwandelt sich der freundliche Nachbar im Weihnachtsmannkostüm zum versoffenen Lästerer der in den Vorgarten pinkelt, da entpuppt sich eine Großmutter als Kredithai der eigenen Familie, und eingeladene Gäste essen vor dem traditionellen Weihnachtsbesuch noch schnell etwas in der Imbissbude.

„Don‘t Panic“ (Alternativtitel) geht nicht immer den einfachsten Weg, macht Abstecher in Rahmengeschichten, die nicht zwingend sein müssten, wenn er von Machtspielchen bei der Polizei berichtet, von dem verzweifelten Versuch ein Fluchtschiff zu ergattern und wenn es um besagten Weihnachtsmann-Nachbarn geht. Das bereichert „Hostile Hostages“ (Alternativtitel) jedoch humoristisch, auch wenn die Hauptstory davon immer wieder unterbrochen wird. Einzig die Randidee um den kriminellen Sohn ist zu viel des Guten, kommt sie über das armer reicher Sohn-Geschwätz doch nicht hinaus und beschert der ansonsten entspannt liebenswert-gehässigen Komödie eine leichte Theatralik, die nicht zum Restgeschehen passen möchte.

Da dieser Wermutstropfen aber wenig Zeit in Anspruch nimmt und der Rest mittels Entfremdung, Versöhnung und Zusammenhalt eine schöne Geschichte erzählt, ohne dabei all zu gefühlvoll zu werden, braucht man auch gar nicht erst die Nase rümpfen. „No Panic“ ist schlichtweg die familienfreundliche Anti-Weihnachtskomödie, wie es sie viel öfter geben sollte, bei all den üblen Kitschprodukten die sich sonst mit der besinnlich-verlogenen Zeit auseinander setzen.  OFDb

20.11.2016

HOUSE OF CARDS - STAFFEL 4 (2016)

Auf Staffel 4 durfte man zu Recht neugierig sein, war der Cliffhanger der Trennung des Underwood-Paares doch ein echter Einschnitt in die Sehgewohnheiten der Serie und schien reizvolle Wendungen folgen zu lassen. Dementsprechend darf man nach Sichtung der bislang letzten „House of Cards“-Staffel ein wenig enttäuscht sein, steht Frank Underwood doch weit weniger unter Druck als erwartet, und nutzen die Autoren doch einen recht billigen, wenn auch nicht unglaubwürdigen, Ausweg der Lage wieder Herr zu werden, um alles wieder so zu biegen, wie es zuvor war. In dieser versöhnlichen, weniger aufgeregten Phase ist es zwar dann nach wie vor interessant mit anzusehen wie das Paar agiert um seine Zwecke zu erfüllen, da man diesmal nicht unter Druck steht und ein Scheitern dementsprechend nicht zum Skandal werden würde, fehlt es dabei jedoch an echtem Spannungspotential.

So ist es gut dass die Autoren bereits parallel dazu die nächste Krise vorbereiten. Ob diese aber so gewaltig einschlägt wie man zunächst vermuten würde, bleibt fraglich, nachdem die letzte Folge der vierten Staffel bereits aufweist wie es Underwood gelingt mittels schlichtester Rhetorik auch dem ersten Anschlag dieser Phase Herr zu werden. Es wäre schade, wenn „House of Cards“ inmitten der bevorstehenden Thematik wieder ähnlich schlicht vor sich hinplätschern würde wie in den letzten beiden Staffeln geschehen, schaut sich das Konzept zwar nach wie vor interessant, intelligent und unterhaltsam, aber das wahre Potential der Serie wird nun schon einige Zeit nicht mehr ausgeschöpft.

Zudem gewinnt die Reihe nun immer mehr an Seriencharakter, sprich „House of Cards“ hebt sich in seiner Inszenierungsform nicht mehr derart qualitativ von anderen Produkten ab wie zuvor, da sich mit dem Einhalten wiederkehrender Pflichtzutaten kleine Serienkrankheiten eingeschlichen haben. So gehört es z.B. zum Rezept der Reihe dazu, dass Underwood Skandale um seine Person beheben muss. Aber bei all den Angriffen die Underwood in seinen zwei Jahren der Präsidentschaft und gerade nun in den wenigen Monaten des Wahlkampfes öffentlich glatt zu bügeln hatte, wird es immer unglaubwürdiger, dass das amerikanische Volk so schnell vergisst, bzw. durch andere Ereignisse perfekt abgelenkt wird.

Erst der finale Gegenschlag Underwoods, der selbst für seine Verhältnisse ein sehr aggressives Vorgehen ist, richtet wieder die Glaubwürdigkeit der Serie her, da die Geschichte Amerikas bereits gelegentlich bewiesen hat, dass diese Taktik tatsächlich aufgeht. Sollte dieser Aspekt nicht wieder nur als schnell verpuffender Cliffhanger wie der letzte genutzt werden, könnte mit Staffel 5 darauf aufbauend eine tatsächlich faszinierende Geschichte erzählt werden, die etwas kritisch thematisiert, worüber Michael Moore seit je her versucht das amerikanische Volk zu warnen und aufzuwecken.  OFDb

06.02.2016

HOUSE OF CARDS - STAFFEL 3 (2015)

Man sollte meinen mit dem Einzug ins Weiße Haus sei die Geschichte von Francis Underwood zu Ende erzählt, aber der Aufhänger der Geschehnisse nach einem halben Jahr Amtszeit weiß zu gefallen und fordert den skrupellosen Strategen Underwood wieder einmal auf um seine Ziele zu kämpfen. Trotz dieser Krise, der noch so einige weitere folgen sollen, kommt die Serie wesentlich unspektakulärer daher als bislang. Nur selten fällt eine Folge so spannungsgeladen aus wie in den Vorgängern. Mit dem Gucken der einzelnen Folgen kann man sich Zeit lassen, die Cliffhanger drängen einen nicht dazu möglichst bald die Neugierde zu stillen wie es weiter geht.

Das klingt zwar ziemlich negativ, aber qualitativ baut die Serie keinesweg ab. Die Politdebatten und Machtkämpfe stehen diesmal nur noch eine Spur mehr im Zeichen der Dramatik, und wie gut die dritte Staffel tatsächlich ausgefallen ist versteht man spätestens mit ihrem Abschluss, wenn alle Ziele erreicht sind die in vollkommener Ruhe und Gelassenheit vorbereitet wurden und wenn die Fäden ineinander laufen, um in einem großen Ganzen zu münden. Zwar guckt sich „House of Cards - Staffel 3“ eher wie eine Übergangsstaffel auf die längst geplante vierte, aber wie sie die Karten neu mischt ist äußerst interessant ausgefallen, so dass gerade in der letzten Folge einige Überraschungen auf den Zuschauer warten.

Wer laute, schnelle Storys sehen möchte war in „House of Cards“ noch nie gut aufgehoben. Die Serie setzt geradezu auf ihre trockene, verkopfte Art und weiß aufgrund ihrer effektiven Wirkung zu gefallen. Staffel 3 wird dementsprechend erst recht nur mögen wer auf stille Stoffe steht, wer es mag dass die Ereignisse sehr feinfühlig und intensiv erzählt werden, und wer es akzeptiert kurzfristig inhaltlich auch mal anderweitig abzubiegen, bevor es mit dem Hauptplot weiter geht, eben um diesen im Endeffekt emotional und sachlich besser verstehen zu können. Die Drehbücher sind diesbezüglich besonders qualitativ ausgefallen, zumal diese noch zurückgeschraubtere Art als bisher keinesfalls an Unterhaltungswert einbüßt.

Ganz im Gegenteil, die wenigen Eingeständnisse, die man in der Ausnahme unverständlicher Weise an das Publikum des reißerischen Geschmacks macht, sind es die das Kartenhaus für kurze Momente wanken lassen. Diese zeichnen sich meist dann ab, wenn Präsident Underwood als besonders mieses Arschloch gezeichnet wird. Wer die Geschichte aufmerksam verfolgt hat braucht hierfür keine Beweise mehr. Der Mann ist ein Manipulator, ein Mörder und ein Egomane.

Dass Underwood ans Grab seines Vaters pinkelt oder eine Jesus-Statue bespuckt braucht zur Bestätigung Underwoods Charakters wahrlich nur jene Art Zuschauer, für welche die Serie ohnehin nicht zum Lieblingsprogramm gehören wird. Glücklicher Weise gibt es derartige Entgleisungen nur selten und erschüttern nicht die eigentlichen kleinen wie großen Geschichten, von welcher die Staffel handelt. Da es derlei Fehler bereits in den Vorgängerstaffeln gab, wird man wohl auch in der kommenden vierten damit rechnen müssen. Wenn die Qualität dort so erhalten bleibt wie bisher, kann ich mit diesem Wermutstropfen jedoch bestens leben.  OFDb

04.10.2014

SUPERMAN RETURNS (2006)

Zunächst einmal muss ich den Produzenten dieses Films meinen Respekt aussprechen. Nach so vielen Jahren Pause nicht einfach nur einen neuen Superman-Film fertigzustellen, so wie es die Verantwortlichen des „Batman"-Franchise taten, sondern trotz des Flops von „Superman 4“ nach 19 (!!!) Jahren eine echte Fortsetzung der Reihe zu drehen ist mutig und kosequent zu nennen. Toll auch das deshalb die Titelmusik und die Titelsequenz beibehalten wurden. Das steigerte die Erwartungshaltung natürlich enorm. Aber leider habe ich mich zu früh gefreut. Der Film schwächelt, ohne gleich zur Katastrophe des jüngsten „Man Of Steel" zu werden, im Vergleich zu diesem ist „Superman Returns" ein Segen. Aber toll ist das Ergebnis trotzdem nicht zu nennen.

Der Film fühlt sich nicht echt an. Noch extremer als in bisher allen „Spider-Man"-Filmen, inklusive jener mit Andrew Garfield, wirkt der Superheld bei seinen Einsätzen zu computeranimiert, so als würde man das Begleitfilmchen eines Computerspieles anschauen. Auch alles um Superman herum wirkt oftmals ebenfalls zu unecht, weil es, ähnlich wie in "Sky Captain and the World of Tomorrow", noch einmal mit dem Computer bereinigt wurde, wenn nicht sogar komplett am Computer animiert. Und das unangenehmste von allem: die Gesichter der Protagonisten sind so extrem überarbeitet wie die Covergirls der TV Spielfilm, die wie geklonte sterile Möchtegern-Schönheiten aus der Welt der Chirurgie wirken.

Das Casting ist okay zu nennen, kommt aber was Superman und Luthor betrifft leider nicht an die Besetzung der alten Filme heran. Bedenkt man mit wie viel Freude seinerzeit Luthor gespielt wurde und wie lahm der an sich talentierte Kevin Spacey unmotiviert agiert, geht einiges von der möglichen Atmosphäre seiner Szenen flöten. Zumindest sind sie mit ordentlich Humor angereichert. Ohnehin fehlt es dem fünften Teil nicht an der Komik der alten Werke. Allerdings vermisse ich hier einfach das charmante Spiel Reeves, der seinen Clark Kent so unglaublich lustig angelehnt hatte und in seiner Tolpatschigkeit so wunderbar zu beherrschen wusste.

Zumindest Louis Lane ist nun besser besetzt als einst, wirkt nun halbwegs attraktiv, und ihr Charakter wurde modernisiert. Endlich glaubt man dieser Person ihr Talent und Engagement für den Beruf der Journalistin, und endlich wirkt sie emanzipiert genug, um nicht nur das zu rettende hilflose Wesen zu sein, das ohne den Schutz eines Mannes nicht existieren kann.

Warum Superman weg war, warum er wieder da ist und was so alles während seiner Abwesenheit passiert ist, ist eher unspektakulär und einfallslos zu nennen. Ohnehin dümpelt „Superman Returns“ ohne echte Höhepunkte vor sich hin, baut das Szenario zwar zunächst lobenswerter Weise erst einmal langsam auf, so wie es seinerzeit der erste „Superman“ tat, leider erreicht Teil 5 aber niemals dessen entspannte, ereignisreiche Atmosphäre und dessen Spannungsbogen. Okay, der Film ist guckbar, aber er ist im Endeffekt nur lahme Routine. Und in solch einem Zustand können 140 Minuten zur Bewährungsprobe der Geduld des Zuschauers werden.

Etwas schade, da unnötig, finde ich auch die Widersprüche zu den Vorgängern aus den 70er und 80er Jahren. Supermans toter Vater erklärte seinem Sohn einst, er dürfe nur dann eine Beziehung zu einer Erdenfrau führen, wenn er seine Kräfte ablegt. In „Superman Returns“ entpuppt sich Louis Kind nun plötzlich als das vom Krypton-Alien, nur um einen dramatischen Aspekt mehr mit einbringen zu können. Auf solchen Kleinigkeiten herumzuhacken mag Korintenkackerei sein, aber wenn man auf der einen Seite Respekt vor den alten Filmen zeigt und sich an ihnen orientiert, sollte man die dort gelebten Comic-kulturellen Gesetzmäßigkeiten nicht einfach ignorieren und auf Kosten neuer Ideen und mit Blick auf ein junges Publikum verraten.

Wirklich schaden kann das eine Fortsetzung aber ohnehin nicht, die bereits mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. „Superman Returns" ist in der Theorie eine tolle Idee und in seiner Inszenierung kein totaler Flop, aber er ist einfach maues Mittelmaß, und so ungerecht es auch sein mag: schlecht guckt sich oft besser als mittelmäßig, so dass der unterirdische „Man Of Steel“, der von einer Fehlentscheidung in die nächste tritt, zumindest theoretisch betrachtet der interessantere Film ist, einfach weil es überrascht wie respektlos man mit der Comicvorlage umgehen kann. „Superman Returns“ guckt sich eigentlich zu lahm, um als Cineast interessiert zu schauen, was denn nun wirklich schief gelaufen ist.  OFDb

25.09.2014

HOUSE OF CARDS - STAFFEL 2 (2014)

Auch die zweite Staffel der Erfolgsserie „House Of Cards“, einem Remake von drei Kurzserien aus den 90er Jahren, ist wieder flott und interessant erzählt, großartig gespielt und fühlt sich sehr realistisch an. Gerade letzter Punkt war schwieriger zu erfüllen als in Staffel 1, sind die Gegner doch nun genau so große Taktiker wie Underwood selbst, und ist der Versuch den Präsidenten zu stürzen doch nicht nur mit ein paar Vereinbarungen mit Interessenpartnern zu verwirklichen. Underwood steht mit einem Bein im Knast, und diesmal riskiert er wirklich alles.

Dass er auch zu allem im Stande ist, haben wir bereits Ende der der ersten Staffel erfahren müssen, trotzdem trifft einem Underwoods Tat der ersten Folge in der zweiten Staffel wie ein Schock. Eine völlig unerwartete Tat wirft ihren Schatten und sorgt für Probleme, die den Vize und seinen Handlanger noch lange beschäftigen werden. Es krieselt also an allen Ecken und Enden, und so fieß Underwood und seine Gattin auch gezeichnet sind, man hält zu ihnen, frei von Sympathie mit ihnen, einfach weil sie die Identifikationsfiguren sind, aus keinem anderen Grund.

Staffel 2 kommt nie zur Ruhe, auch wenn das Tempo im Mittelteil etwas gemütlicher voranschreitet als danach und zuvor. Langweilig kann es bei der Vielzahl an Personen und inhaltlichen Verästelungen auch gar nicht werden. Man sollte sich unbedingt jeden Namen merken, denn die Verantwortlichen von „House Of Cards“ nehmen keine Rücksicht, erwarten das komplette Durchblicken der bisher erzählten Chose, und das ist gar nicht so einfach bei all dem Wirbel der hier entfacht wird und all der vielen Charaktere, selbst wenn man die Staffel in nur wenigen Tagen am Stück schaut.

„House Of Cards“ blickt nicht zurück, nur immer wieder nach vorne, gnadenlos, und diese Herangehensweise spiegelt passend die Eiseskälte der Underwoods wieder, die einen immer kurzfristig vermuten lassen es würde sich doch eine menschliche Seele hinter ihrer Maske verbergen. Und jedesmal erwischt es den Zuschauer eiskalt erfahren zu müssen, dass da gar keine Maske ist. Macht um jeden Preis, das ist die Devise, das hat sich seit dem Serienanfang nicht geändert, und diesen Grundsatz nun auf höhere Ebene ausüben verlangt andere Taktiken und Verbündete, und wir dürfen immer mit dabei sein - mal dabei zuschauend wie der Präsident die ahnungslose Maus ist, die der Katze zum Fraß vorgeworfen werden soll, manchmal miterlebend wie Underwoods Pläne zurückgeschleudert werden, und seine Gier nach Macht ihm zum Verhängnis werden könnte.

Es bleibt also spannend im politischen Kartenhaus, und es tut gut zu sehen, wie fast das gleiche Niveau der Vorgänger-Staffel erreicht wurde. Die war etwas übersichtlicher und zog die Zügel mehr an, Staffel 2 lässt uns immer wieder mal Luft zum Atmen, um alle Bereiche auszuleuchten und die Schachfiguren in Position zu bringen, im Prinzip ist der Staffelvergleich jedoch nur Kleinkrämerei. Beide sind Unterhaltung auf hohem Kino-Niveau, nicht ganz die Klasse eines „Breaking Bad“ erreichend, aber doch nah dran.  OFDb

22.05.2014

UNZERTRENNLICH - INSEPARABLE (2011)

Das deutsche Cover zu „Unzertrennlich“ suggeriert einen Superhelden-Film, genauer gesagt eine Parodie im Stile von „Super“ und „Kick-Ass“, und wie das im Internet so ist plappern das viele nach. Mit einem solch fehlerhaften Vorwissen geht man jedoch völlig falsch an den Film heran, der eigentlich eine Tragikomödie ist, in welcher die relativ kurz aufblitzende Superhelden-Thematik nur ein Teilbereich dessen ist, auf welche Art Chuck es schafft Li zu größeren Taten zu animieren. Der gute Li hat immer alles in sich hinein gefressen. Nun teilt er aus.

Man muss nicht Einstein sein, um auf den nach etwa 30 Minuten auftauchenden ersten Storyumschwung von alleine zuvor zu kommen. Ein Mann fraß immer alles in sich hinein, hat am Tage seines Suizidversuches eine Begegnung mit jemand Fremdes, der ihm von nun an hilft Selbstbewusstsein aufzubauen, jemanden der wunderliche Dinge auf einem Hochhausdach treibt, nicht in der Wohnung wohnt von der er es behauptet hat und nie von wem Drittes Reaktionen auf sich zieht. „The Sixth Sense“ ist mit dieser Täuschung psychologisch wesentlich pfiffiger vorgegangen (wenn man zuvor weder Trailer noch die Begabung des Jungen kannte), bei „Unzertrennlich“ verrät selbst der auf dem DVD-Cover gedruckte Slogan die erste „Überraschung“: „Halb Superheld, halb Psychopath“.

Kommt nach 30 - 45 Minuten als die Wahrheit heraus, ist das nur für Denkverweigerer eine Überraschung, interessant ist der Film trotzdem, zumal er zur zweiten Hälfte hin ja auch die Aufdeckung dieser Täuschung benötigt um nun seine eigentliche Thematik, die eines zutiefst depressiven Charakters, vertiefen zu können. Nicht alles was uns gut tut ist gut für uns. Und nicht jede Form angeblicher Heilung heilt wirklich. „Unzertrennlich“ schafft was der im Ansatz interessante „Defendor“ leider nicht schaffte: er zeigt uns die Dramatik eines psychisch kranken Menschen und wie tief die seelischen Wunden gehen, wenn man seine Krankheit ignoriert.

Auch „Unzertrennlich“ ist ein Wackelkandidat. So ganz kann er nie überzeugen, allein schon weil die von Kevin Spacey so erfrischend gespielte Figur des Chuck nicht gut genug herausgearbeitet wurde. Regisseur Dayyan Eng scheint nie ganz zu wissen was er eigentlich will. Die Geschichte wird nie konsequent genug, arbeitet sich sogar Richtung kitschiges Happy End vor, was eventuell kulturell bedingt sein kann. Trotz des amerikanischen Zugpferdes Spacey ist „Inseparable“ (Originaltitel) ein chinesischer Film, in China spielend, mit Chinesen besetzt und dementsprechend auch trotz Orientierung an amerikanischen Werken in chinesische Mentalität getaucht. Das Happy End zeigt jedoch, dass die Ernsthaftigkeit der Thematik nicht komplett erkannt wurde, auch wenn es Hintertürchen gibt, die zeigen dass der Schluss nicht völlig optimistisch ausfällt.

Trotzdem weiß Engs Werk auf seine Laufzeit gesehen zu unterhalten und etwas halbwegs ungewöhnliches zu erzählen. Meist stimmt der Ton des Streifens, nur selten erhält die Erzählung atmosphärische Sprünge, dann jedoch wirklich störend, so dass man sich wieder in die Geschichte hineinorientieren muss. Nicht weil sie anders verliefe als gedacht, sondern weil die gerade angenommenen Charaktere wieder zu Theorie werden, zu Figuren in einem Film, und dann dauert es einfach bis man wieder eintauchen kann. „Unzertrennlich“ hat somit seine Schönheitsfehler, unterhaltsam ist er aber allemal, und clever, wenn auch nicht ganz so gewitzt wie von seinen Erschaffern gedacht, ist er auch. „Inseparable“ ist nur eines nicht: ein Film mit Superhelden-Thematik im Zentrum.  OFDb

23.03.2014

HOUSE OF CARDS - STAFFEL 1 (2013)

Die auf einer 90er Jahre Mini-Serie basierende Serie „House Of Cards“ ist gerade zu Beginn keine leichte Kost, kommt die erste Folge doch sowohl etwas wackelig als auch etwas umständlich daher. Der Charakter des Underwood bekommt zu extreme Sprüche in den Mund gelegt, die ihn als Schurke kennzeichnen sollen, die Begebenheiten werden recht kopflastig abgearbeitet, und da nebenbei noch die Charaktere ein wenig zu kurz kommen, bzw. eher die Identifikation mit ihnen, startet die Serie derart schwierig durch, dass manch einer vielleicht danach schon ungeduldig das Handtuch wirft.

Das wäre allerdings schade, denn was der ersten Episode folgt ist eine rundum gelungene Serie, die sich, im Gegenteil zur Vorlage, dem dramatischen Bereich der Geschichte widmet. Zwar ist das Ergebnis nicht so gut ausgefallen wie bei „Dexter“ und „Breaking Bad“, aber auch „House Of Cards“ ist gehobene TV-Unterhaltung jenseits des Fernseh-Niveaus unseres Landes. Für eine professionelle Umsetzung sorgen die Produzenten Kevin Spacey und David Fincher, die nicht die einzigen prominenten Teilnehmer dieser Politserie sind. Auch Regisseur Joel Schumacher lässt es sich nicht nehmen mit Hand an zu legen, und Robin Wright, die Jenny aus „Forrest Gump“, spielt an der Seite von Spacey.

Sympathiefiguren gibt es nicht. Das ist auch gar nicht gewollt. Und wie Underwoods exakter Plan aussieht erfahren wir auch nicht. Wir bekommen ihn Häppchen-weise mit, mal kurz vorher aufgeklärt, mal erst hinterher begreifend. Und ein gutes Drehbuch sei Dank kommt die Rache schleichend, Schritt für Schritt. Beweisen die Verantwortlichen damit Mut zur Ruhe, überraschen sie auf der anderen Seite mit Charakterentwicklungen von Randfiguren, die in anderen Serien über mehrere Staffeln stattgefunden hätten. Damit verlieren die Figuren jedoch nicht ihre Glaubwürdigkeit, und das Tempo auf der einen Seite, unterstützt die ruhige Hand auf der anderen.

Politik und Intrigen, da rutscht man schnell ins Klischee ab. Davon kann sich „House Of Cards“ auch sicherlich nicht freisprechen, aber es ist auch ein in Klischees schwimmender Beruf um den es hier geht, und die Korruption amerikanischer Politik ist ja nun tatsächlich in eine extreme abgerutscht, die keine Satire mehr toppen könnte. Von daher wirkt „House Of Cards“ trotz der anvisierten Bösartigkeit doch immer recht authentisch, was zum souveränen Look, den die Serie in ihrem Stil ausstrahlt, wunderbar passt.

Während die erste Hälfte der ersten Staffel sich schon fast wie die Taten eines Superhelden schaut, der allem Kommenden einen Schritt voraus ist, lernen wir zur zweiten Hälfte der Serie die menschliche Seite Underwoods kennen, die selbstverständlich selbst nicht frei von Fehlschlägen ist. So kommt es immer wieder mal zu Änderungen ursprünglicher Pläne, und die können, wie sich gerade zum Ende hin zeigt, auch mal recht düster ausfallen, düsterer als man es dem Schurken zugetraut hätte.

„House Of Cards“ bleibt also bis zum Schluss überraschend, bietet eine interessante Geschichte, die in mehreren Erzählsträngen gehalten ist und wird unterstützt von Profis ihres Fachs. Ob das nun die Darsteller, die Regie, die Verantwortlichen der Optik sind oder der Komponist des Titelliedes, ein Song der in seiner unterkühlten Art sehr gut zur Psychologie der Serie passt: die Chemie weiß zu stimmen. Also: einmal die erste Folge überstehen, und einer guten gehobenen TV-Unterhaltung steht nichts im Weg.  OFDb

09.02.2013

SIEBEN (1995)

Detective Mill soll den Posten des in Rente gehenden Detective Somerset übernehmen. In der Übergangszeit arbeiten sie zusammen an einer kranken Ritual-Mordserie. Ein Psychopath ermordet seine Opfer nach und wegen der sieben Todsünden...
 
Feiner Sand...
 
„Sieben“ ist ein spannender Thriller mit einem guten, wenn auch etwas aufgesetzten Thema. Die Umsetzung ist sehr düster gehalten, das betrifft sowohl Bilder, wie auch Thematik, Umfeld, Psychologie und die Morde selbst. Diese werden trotz ihrer Extreme nie voyeuristisch eingesetzt, obwohl die provozierende Story auch gegenteiliges hätte zulassen können. Allein aus diesem Grund würden sich „Sieben“ und „Saw“ auch nie ernsthaft vergleichen lassen, wie es das Poster zu „Saw“ dennoch tat.

In „Sieben“ werden zwar unglaublich widerlich ermordete Tote gezeigt, aber die düsteren Bilder ersparen einem den letzten Schritt zum Kotz-Feeling. Das könnte beim zartbesaiteten Publikum allerdings anders sein. Interessant ist hierbei, dass die dunklen Bilder sowohl verstören als auch abschwächen sollen. Meist werden Leichenfundorte mit der Taschenlampe untersucht, da streift der Lichtstrahl nur hin und wieder über die furchtbar zugerichteten Toten. David Fincher war sich aber im klaren, dass das kurze Zeigen in Kombination mit der Phantasie des Zuschauers wesentlich extremere Ergebnisse erzeugt, als eine Voyeurnummer wie „Saw“ und Co.

Aber Fincher setzt noch auf andere Methoden. Ich fand es z.B. eine sehr gelungene Idee, die Großstadt so laut wirken zu lassen, wie sie wirklich ist. Am Anfang noch gewöhnungsbedürftig, sind die Stimmen leicht runtergeschraubt. Ständig sind die Hintergrundgeräusche der Stadt zu hören. Das kommt bei einem gewissen Teil der Zuschauer sicherlich nur unterbewusst an, so dass der psychologische Effekt beim Sichten verstärkt, da von ungewisser Herkunft, wirken kann.

Wer sich von der wirklich gelungenen dreckigen Atmosphäre des Kriminalfalles nicht komplett einlullen lässt, kann auch sehr interessante gesellschaftskritische Aspekte in „Sieben“ entdecken. Das beginnt nicht erst mit den Erklärungen des Täters auf der Fahrt zum finalen Handlungsort. Bereits die Figur, die Brad Pitt so gelungen spielen darf, ist erster Auslöser, und damit ja letztendlich auch der geniale Trick der bitterbösen Schlusspointe. Es drängt sich gerade zu die Frage auf, was das für eine Gesellschaft ist, in der ein so jähzorniger Mann wie Mill bei der Polizei arbeiten darf. Und mehr noch, wie konnte eine so fragwürdige Person überhaupt zum Detective befördert werden? Die Antwort gibt der Mörder selbst im besagten Autogespräch.

Man hat sich an das viele Schlechte im Alltag viel zu sehr gewöhnt. Lügende Politiker werden als normal angesehen, gewalttätige Polizisten sind keine Ausnahme mehr, fast jeder denkt nur noch an sich. Da dies ein Nerv ist, der jeden von uns trifft, ist es nicht verwunderlich, dass mit „Sieben“ und „Falling Down“ gleich zwei Filme gedreht wurden, in denen es um dieses Thema geht. Sie sind mit nur 2 Jahren Unterschied fast zeitgleich erschienen, zu einer Zeit, in der das Problem langsam auch in das Bewusstsein des Durchschnittsbürgers eingedrungen ist.

Wo „Falling Down“ provokativ damit spielt, den Zuschauer zum Sympathisanten der Rolle Michael Douglas' zu machen, erwicht man sich bei „Sieben“ nur für kurze Momente dabei dem religiösen Mörder recht zu geben. In beiden Filmen würde man zwar nie die Taten gut heißen, dennoch steht der Zuschauer orientierungslos mit der Frage im Kopf da, wie er sich sonst von diesen Ungerechtigkeiten in der Welt frei machen kann. Er kennt die Antwort nicht, und die radikalen Lösungen der Mörder kann er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. In gewisser Hinsicht mag das Heuchelei sein, denn beim Akzeptieren der Lügen und Gewalttaten im Alltag ist das Gewissen ohne große Mühen ausgeschaltet. Der Mensch ist ein Gewöhnungstier und reagiert in „Sieben“ nur deshalb so allergisch auf das was er sieht, weil es (glücklicher Weise) nicht Alltag ist.

Interessant ist, dass diese Thematik nur gestreift wird. Finchs Thriller ist zwar dafür da genau davon zu berichten, er ist aber so dicht und düster erzählt, dass er dies gut zu verstecken weiß, um über Umwege beim Zuschauer anzukommen. Der Nachteil einer solchen Erzählweise ist sicherlich der, dass diese Botschaft nicht bei jedem ankommt. Aber Kino ist nur selten bloßes hirnlos Filme gucken. Wer das Medium missversteht, dem kann man nicht helfen. Immerhin weiß „Sieben“ auch diesen Menschen dennoch zu gefallen, eben weil er so ein spannendes Stück Kino ist, das zudem noch hervorragend besetzt ist.  OFDb
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