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24.03.2025

Filmtagebuch - Zuletzt gesichtet (3)

Da mir zur Zeit die Motivation üblicher Besprechungen fehlt, möchte ich die letzten Sichtungen zumindest mal mit Kurzkommentaren versehen:

 

No Man of God (2021)

Zum Thema Ted Bundy trotz True Crime nichts reißerisches und geschmacksloses, sondern stattdessen tatsachennah anhand der alten Dokumente und Erinnerungen des Ermittlers erzählt. Wir blicken ein in die Gespräche zweier intelligenter Menschen als eine Art Anti-"Der Totmacher", was sich aufgrund sämtlicher Ereignisse nach der Verurteilung als großartige Kombination zum ebenfalls bemerkenswerten "Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile" herausstellt, der sämtliche Bereiche zuvor thematisiert. Beide zusammen ergeben ein interessantes Rundumwissen, in welcher versucht wird die Natur des Verbrechens zu verstehen, anstatt uns lediglich ein Monster vorzusetzen.  Wiki

 

Rush Hour (1998)

Das übliche Actionrezept zweier unterschiedlicher Cops, die erst zueinanderfinden müssen, verwässert durch Chris Tucker, der stets eine billige Kopie von Eddie Murphy abliefert und dem ohnehin dünnen Konstrukt der wiederholten Anwendung entsprechend oft peinliche Momente beschert. Meiner Meinung nach stimmt die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren ohnehin nicht, und Jackie Chan wirkt, abgesehen von seinen eigens durchgeführten Stunts, auch nicht grad überzeugt vom Stoff, so routiniert, wie er seine Rolle herunterspielt. Ich fand das Ergebnis trotz (?) pausenloser Action arg ernüchternd.  Wiki   


Schizofrantic (1996)

Wieder einmal ein Blick in die psychopathische Serienkillerseele in einem Werk aus der Undergroundszene, von der man eher Härte anstatt psychologischen Feinsinn erwartet. Dass dies auch in einem Produkt aus dem liberalen Dänemark bei höherem Bildungsstand der Fall ist, überrascht wenig, aber zumindest ist man nicht einzig nur um brutale Bilder bemüht, sondern baut tatsächlich manch interessante Zusatzidee ins Krankenbild und den Taten des Massenmörders mit ein. Das füllt zwar keinen Langfilm, eine Kurzvariante wäre reizvoller ausgefallen, lässt einen Blick auf das Werk aber zumindest nicht verschwendete Lebenszeit sein. Auf Amateurbasis solide gespielt!  OFDb

 

Sonic the Hedgehog (2020)

Die Titelfigur ist so lahm und unkreativ animiert, wie sie im Deutschen viel zu brav synchronisiert ist, und so richtig interessant ist auch sein menschlicher Begleiter nicht ausgefallen, aber ob man es glaubt oder nicht, der von Jim Carrey als zum Leben erwachte Comicfigur gespielte Antagonist reißt das meiste wieder raus. Durch den Aspekt Geschwindigkeit gegen Technologie erinnert das zwar alles stark an Road Runner, aber es macht schlichtweg Spaß den Komiker in seiner völlig überzogenen Rolle aus Genie, Wahnsinn und Überheblichkeit beim Scheitern zuzusehen, ohne dass das Drehbuch dabei besondere Raffinesse vorweisen müsste. Glücklicher Weise pausiert Carrey immer nur in kurzen Phasen und zu Beginn der Geschichte, ansonsten ist er pausenlos zu bestaunen, so dass es stets was zu lachen gibt.  Wiki 

 

Das Geheimnis der ewigen Nacht (1956)

Dachte ich zunächst aufgrund einiger Parallelen zu Beginn hier die sowjetische Variante der Triffids zu sichten, so wie es zur Unsichtbarenthematik selten gelistete Werke aus dieser Region gibt, so entpuppt sich alles als doch in eine völlig andere Richtung gehend, leider eine die viel auf Dialog und persönliches Drama setzt, anstatt uns so wundervolle Science Fiction-Momente zu bescheren, so wie jenen während eines unheimlichen Nebels. Gegen Ende startet endlich jene Mission in die Meerestiefe, von der ansonsten nur geschwätzt wird, so dass das Gesamtergebnis mehr vom Hinhalten lebt, als von einer tatsächlich aufregend erzählten Geschichte.  Wiki 

25.12.2023

BRUCE ALLMÄCHTIG (2003)

In seiner etwas arg anbiedernden, moralischen Art mag "Bruce Allmächtig" nicht zu den großen Komödien Jim Carreys gehören, mit etwas Wohlwollen betrachtet und freilich dem Akzeptieren des göttlichen Glaubens in diesem Film kann der Streifen aber durchaus Kurzweile bereiten, so gut aufgelegt wie hier jeder Beteiligte zu Werke geht, um einem Stück Routine einen halbwegs besonderen Anstrich zu verleihen. Steve Carrell darf für einen Moment in direkter Konkurrenz zum Star Grimassen schneiden (und übernahm vier Jahre später in der Fortsetzung "Evan Allmächtig" die Hauptrolle), kleine individuelle Witzchen reihen sich zu den naheliegenden der Ausgangsidee hinzu, Spezialeffekte sind förderlich für die Geschichte eingebracht, und die Moral kommt herzensnah daher, anstatt einzig nervig. Carrey beherrscht die Balance aus Herumgekasper und Dramaturgie besser als in "Der Dummschwätzer", der inhaltlich unter ähnlichen Mainstream-Problemen leidete. Das hilft dem Gesamtergebnis trotz schwächerer Pointen als im Vergleichsfilm ein akzeptables Ergebnis zu erzielen. Man genießt Carrey in der Egophase, schmunzelt über die Konsequenzen seines Tuns und wünscht ihm trotzdem ein Happy End, eben weil, typisch Mainstream, nie etwas zu bösartig stattfindet, als dass es dem Feel Good-Movie-Prinzip schaden könnte. Das wird manchem zu weichgespült erscheinen, zu zahm umgesetzt, schlichtweg zu sehr die Standardformel derartiger Werke anwendend, aber für ein moralisches Stück Routine geht "Bruce Almighty" (Originaltitel) gerade so in Ordnung, weder den Gläubigen, noch den Ungläubigen verletzend, sondern stets darum bedacht darin möglichst vielen Freude zu bereiten. Hätte die Geschichte Potential zu mehr gehabt? Selbstverständlich, sogar mit einem schwächeren Mimen an Bord, dementsprechend braucht es nicht verwundern, dass ich "Bruce Allmächtig" seinerzeit eher nicht überzeugend fand, als er frisch veröffentlicht wurde. Aber mit weit weniger strengem Blick und wenig Erwartungen, wissen die harmlosen Späßchen in diesem Film mittlerweile auch mich zu erheitern. Als Zwischendurchverzehr an einem regnerischen Nachmittag reicht eine Fantasy-Komödie wie diese hier einfach mal aus.  Wiki

17.05.2020

BATMAN FOREVER (1995)

Nach dem düsteren Fetisch-Film "Batmans Rückkehr" wendet sich Folge-Regisseur Joel Schumacher von der Vision Tim Burtons ab und steuert die Reihe wieder mehr in Richtung der 60er Jahre Serie "Batman", welche die Comicvorlage nicht all zu ernst nahm. Es mag zwar keine Geräusche-Sprechblasen mit Piff und Puff geben, und eine gewisse Ernsthaftigkeit liegt noch immer in der Luft, gerade in den Szenen des Titelhelden, aber "Batman Forever" ist sehr bunt und schrill ausgefallen und räumt viel Platz für Humor und Budenzauber ein. Das passt zur Zirkusherkunft Robins, der mit diesem Teil eingeführt wird, und da er zu einer der, meiner Meinung nach, naivsten Ideen des Batman-Universums gehört, ist es wohl besser so den im Vergleich etwas erwachseneren Weg der Vorgänger hinter sich zu lassen. Die Zusammenkunft der beiden Partner wird überraschend glaubwürdig innerhalb eines fantastischen Popkorn-Kino-Szenarios umgesetzt, sie weiß sogar die Geschichte interessant zu halten und wird somit keine der Schwächen innerhalb des mit Val Kilmer in der Hauptrolle überzeugend besetzten Streifens.

Interessanter Weise zeigen sich die Schwächen eher im zu extremen Überagieren der beiden Bösewichter. Jim Carrey gehört zu meinen liebsten Mimen, aber hier geht er selbst mir auf den Senkel, so wie er hier frei jeder Mystik einen meiner Lieblingsgegner Batmans verkörpert. Doch damit nicht genug, selbst Tommy Lee Jones, der Mann mit der eisernen Mine, spielt ausgerechnet hier gegen den Strich ebenfalls auf zu schrille Art. Eine alles überblickende Umsetzung, ein wunderbares Popkorn-Comic-Feeling und eine nicht an erzählenswerten Elementen mangelnde Geschichte lassen den Film, an dessen Stil man sich nach den beiden Vorgängern erst einmal gewöhnen muss, dennoch zu einem amüsanten, kurzweiligen Erlebnis werden, ohne dabei jenes große Kino zu sein, das die Produzenten scheinbar anstrebten. Damit ist "Forever" (Alternativtitel) zumindest noch keine Katastrophe geworden, wie sein Nachzügler "Batman und Robin", der das Franchise einige Zeit, bezogen auf die große Leinwand, auf Eis legte (welche Ironie beim gewählten Gegner Mr. Freeze). Eine unnötige Liebesgeschichte fällt im großen Wirrwarr der Geschichte kaum negativ auf, tolle Spezialeffekte gibt es zu sichten, und ein Schluss-Gag in der Irrenanstalt weiß als beste Carrey-Szene innerhalb des Streifens zumindest mit dem Schauspieler zu versöhnen.  OFDb

09.05.2020

DIRTY HARRY 5 - DAS TODESSPIEL (1988)

"Dirty Harry in Das Todesspiel" (Alternativtitel) interessiert sich nicht mehr wirklich für das politische Umfeld des Polizeialltags. Die Differenzen zwischen Harry und seinen Vorgesetzten finden eher über den Generationenunterschied statt, und selbst die bilden nur noch eine obligatorische Nebensächlichkeit. Krimi-klassischer denn je wird innerhalb der Reihe ermittelt, was jedoch nur die halbe Wahrheit ist, da sich, nicht nur aufgrund des Spielorts an einem Horrorfilm-Set, auch das Horror-Genre ein wenig einschleicht. Während augenzwinkernde Plakate angeblicher Horrorfilme die Mainstream-lastigen Alternativ-Vertreter dieser Filmgattung herzlich persiflieren, wird der zu jagende Mörder ein wenig wie der Killer eines Slashers eingesetzt, in welchem üblicher Weise ebenfalls nach den 10 kleinen-Negerlein-Prinzip die Figuren ihr Leben lassen müssen. Seine Motivation und sein Sadismus, die wohl ein wenig auf den weit intensiver zu wirkenden Scorpio schielen, lassen ihn, lange Zeit anonymisiert tätig sein, ebenfalls wie der Psychopath eines Horrorfilms wirken.

Buddy Van Horn drehte lediglich drei Filme, alle zusammen mit Clint Eastwood, und ist dementsprechend im Horror-Genre nicht zu Haus, was man auch erkennen kann, so wenig wie der die dunkle Seite der Geschichte nutzt und so wenig wie er auf eine düstere Atmosphäre setzt. Das hätte dem eigentlichen Kriminalfilm einen intensiveren Touch beschert, ohne dem eigentlich anvisiertem Ziel zu schaden. Dieses ist ohnehin schlichter Natur, besitzt es doch kaum noch hintergründige Aspekte und dient lediglich dem schlichten Unterhaltungswert. Wahre Gesellschaftskritik wird gegen Meinungsmache ausgetauscht, mit Medienkritik wird zahm umgegangen. Das ist, wenn einmal akzeptiert, als Trivialverzehr auch vollkommen in Ordnung, ist "Das Todesspiel" (Alternativtitel) doch zumindest unterhaltsam ausgefallen. Und den nur halb motiviert agierenden Liam Neeson vor seinem großen Durchbruch in einer für ihn untypischen Rolle zu sehen, passend zu dieser klischeehaft mit Zöpfchen versehen, bietet inmitten der Jagd auf einen Psychopathen seinen eigenen kleinen Schauwert. Das Einbinden der wichtigsten weiblichen Rolle des Streifens funktioniert zudem diesmal wesentlich besser als in "Dirty Harry 3", und seit diesem erwartet man ohnehin nicht mehr all zu viel von einer "Dirty Harry"-Fortsetzung.  OFDb

10.07.2019

EINMAL BEISSEN BITTE (1985)

Im Amerika Mitte der 80er Jahre entwickelte sich immer stärker ein Boom Horrorstoffe in komödiantischer Version abzuliefern. In der Teenfilm-Welle besagter Zeit kreuzten sich diese Genres stark, den ursprünglichen Horrorpart nur noch als Stichwortgeber und Grundlage nutzend, um sich voll und ganz der meist simplen Komödie zu widmen. Mit dem Erfolg von "Teen Wolf" ließen Nachahmer nicht lange auf sich warten, und während der berühmte Stoff mit Michael J. Fox eher mager ausfiel, wussten zwei Komödien zur Thematik eines Teenagers, der zum Vampir wird, in ihrer schlichten Art weit mehr zu gefallen. Der von beiden später erschienene Part mit dem Titel "Liebe mit Biss" erzählt uns von einer angenehmen Metamorphose, ist das Vampirsein dort doch lediglich eine missverstandene Alternativkultur. "Einmal beißen bitte" nimmt die Idee von "Mein Nachbar, der Vampir" vorweg, in welchem ein Jugendlicher errettet werden muss, weil er zum Vampir gemacht werden soll. Ein enges Zeitfenster ermöglicht noch die Rückkehr zu den Lebenden.

Während der direkte Vergleichsfilm auch in seiner Horror-Komödien-Form weit ernster ausgefallen ist und der alternative Teenie-Film sich der braven, seichten Unterhaltung zuwendet, kommt "Once Bitten" (Originaltitel) ungehemmt zotig daher. Hier geht es um Sex, und mag das Ergebnis auch typisch US-bieder ausfallen und weit entfernt einer Sex-Komödie sein, so albert man doch trotzdem innerhalb einer Jugendfreigabe möglichst direkt zum Beischlafthema herum, gern auch mal Homosexualität aufs Korn nehmend oder ohne sich anderweitig für irgendetwas zu schade zu sein. Den meisten Zuschauern von heute wird das nicht mehr schmecken, zumal man recht stillos sehr direkt in die Kacke haut ohne sich um irgend wessen Geschmack zu scheren, aber genau das mag ich an diesem albernen Film, in welchem die schnellen Zoten und das schauspielerische Überagieren wichtiger genommen werden, als eine sinnvolle Geschichte in geschmackvoller Umsetzung. Ein netter, in den 80er Jahren gefangener, Soundtrack untermalt das gar nicht wirklich wilde Treiben, simple Kalauer wissen das kleine Zielpublikum zum Schmunzeln zu bringen, und eine gut aufgelegte Besetzung sorgt für den Rest innerhalb eines kostengünstigen Streifens, dessen Set Design oft mager ausfällt und lediglich zweckdienlich widerspiegelt was authentischer hätte präsentiert werden können.

Inmitten eines ohnehin nie realistisch dargebotenen Streifens macht dies jedoch herzlich wenig aus, und dank eines sympathisch dargebotenen, ignoranten Herumgealbers verzeiht man "Einmal beißen bitte" gern manche Schwachstelle. Sein Plus ist ein junger Jim Carrey, der das Grimassenschneiden noch nicht so perfekt beherrscht wie später, aber bereits mit seinen Gesichtsentgleisungen zu gefallen weiß. Und Lauren Hutton, die in Carpenters "Das unsichtbare Auge" eine starke weibliche Persönlichkeit wahrer Emanzipation darstellen durfte, veralbert hier das Selbstbewusstsein einer Frau mit Zwang zur Kontrolle, also dem weniger ernstzunehmenden Part der Emanzipation. Ebenso wie ihrem direkten Spielpartner Cleavon Little in der Rolle des Butlers Sebastian, sieht man ihr die Freude am Herumblödeln an, so dass all das simple, aber effektive Herumgetue aller Beteiligten den Nagel auf den Kopf trifft. Hier wollte man keine Kunst schaffen. Hier sollte eine simple Art Komödie entstehen, ohne lustlos heruntergekurbelt zu sein, aber auch ohne wahre Größe versehen trotzdem ein nettes Ergebnis abzuliefern. Den einzig nennenswerten Höhepunkt, hinter dem mehr Arbeit steckte als beim Rest, ist eine einstudierte Tanzszene, die wenig subtil, aber wirksam die innere Zerrissenheit der Hauptfigur zwischen beiden Frauen aufzeigt. Und selbst hier verzichtet man nicht auf plumpes Herumgealber, eben weil es zu "Einmal beißen bitte" ebenso dazu gehört wie die Vampirthematik an sich.

Traumsequenzen sorgen für eine direktere Parodie der Horrorgrundlage, darf Jim Carrey hier doch herrlich schlecht kostümiert billige Horrorfilm-Klischees verkörpern, wie sie auch in den "TV"-Sequenzen von "Fright Night" (wesentlich besser ausgearbeitet) liebevoll verspottet werden. Ansonsten geht es den Horrorgehalt fast ignorierend eigentlich nur um den allgegenwärtigen Sex der 80er Jahre. Als herrlicher Tiefschlag präsentiert, verkünden die Helfer der Gräfin zunächst, die einzige männliche Jungfrau, die im Hollywood dieser Zeit aufzufinden wäre, wäre ein 11jähriger gewesen. Schön ist auch ein frustrierter Jim Carrey eingefangen, der an einem Ort des Fummelns abgewiesen von seiner Freundin dem einzigen Auto entsteigt, in dem nichts passiert, während die Fahrzeuge um ihn herum ordentlich wackeln, und selbst eine Maschine einer angrenzenden Baustelle ihm das vorführt, was ihm verwehrt wurde. Wer über solch simple, pubertäre Späßchen lachen kann, ist im richtigen Film. Ich kann das, finde das Ergebnis äußerst sympathisch, eben weil es so unverkrampft verkrampft daher kommt, immer den Bogen wahrer Peinlichkeiten umgeht, weder politisch korrekt ausfällt, noch ständig versucht zu provozieren und bei aller beabsichtigter Comic-Art die sexuelle Verzweiflung des thematisierten Alters zu verstehen weiß. Da die Charaktere einem nicht egal sind, obwohl, oder weil, sie sich stets dusselig verhalten, fällt das nur grob gezeichnete Treiben mit seiner vorhersehbaren Schlusspointe lebendiger aus, als der kühle Bildfilter zunächst vermittelt.  OFDb

10.11.2015

DUMM UND DÜMMEHR (2014)

Dumm und dümmer“ bekam zwar bereits 2003 eine Fortsetzung mit dem Titel „Dumm und dümmerer“ beschert, aber die war in den Hauptrollen anders besetzt und erzählte von der Jugendzeit Lloyds und Harrys und war somit nicht das was man unter einer richtigen Fortsetzung versteht. 19 Jahre nach dem Originalfilm der Farrelly-Brüder kehrten Jim Carrey und Jeff Daniels höchstpersönlich in ihre Paraderollen zurück und die Regie-Brüder gleich mit ihnen. Warum es erst so spät zu einer Fortsetzung kommt erklärt uns der Film auch gleich auf die typische Lloyd und Harry-Art, leben diese doch mental in einer anderen Welt, und diese folgt anderen gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten.

Das ist auch der Grund warum die Komik der beiden Filme zu funktionieren weiß. „Dumm und dümmer“ sowie „Dumm und dümmehr“ erzählen nicht nur von unglaublich dämlichen Typen, man gewährt uns Einblick in ihr Denken und somit in ihre Welt. Das Rezept ist nicht so simpel wie es klingen mag, als Autor benötigt man zum Einhalten dieser Gesetze das richtige Gespür für die Charaktere, was wohl einer der Gründe ist warum die Teen-Abenteuer der Deppen scheiterten. Das Universum der beiden Helden ist die Humorquelle und damit bereits das Zentrum des Films. Die Geschichte wird dadurch zur Nebensache.

Selbstverständlich hätte man eine Weitererzählung des ersten Teiles nicht wirklich benötigt, man kennt ja bereits die Welt der Dummen, und gerade diesbezüglich hat „Dumm und dümmehr“ keine neuen Aspekte die den alten Blickwinkel erweitern. Aber wer Jeff Daniels und Jim Carrey einst in diesen Rollen erlebt hat, so gnadenlos herumblödelnd und dabei so brillant spielend, der kann nicht anders als ein Auge zu riskieren, wissendlich dass Teil 2 lediglich ein Aufguss des Originalfilms sein wird. Dieser war schon keine große Gag-Granate wie der Farrelly-Film „Verrückt nach Mary“, aber er wusste zu unterhalten, er wusste den Zuschauer zum Lachen zu bringen und er wusste einen ins Staunen zu versetzen bei der Beobachtung wie lässig Jeff Daniels mimisch neben Gummigesicht Jim Carrey mitziehen konnte.

Schon Teil 1 erzählte nicht wirklich eine Geschichte, und so ist es im hier besprochenen Film auch. Vielleicht hätte diese echte Fortsetzung nicht schon wieder ein Road Movie werden müssen, und ob jeglicher Verweis auf das berühmte Original unbedingt mit Einzug halten musste ist auch eine Frage für sich, letztendlich ist „Dumm und dümmehr“ aber eine würdige Fortsetzung geworden, nicht besser und nicht schlechter ausgefallen als das Original, und es tut gut zu sehen dass die beiden Hauptdarsteller zwar sichtlich gealtert sind, aber noch immer so talentiert sind wie einst.

So gibt es auch nicht viel mehr über „Dumb and Dumber To“ (Originaltitel) zu sagen. Es macht wie gehabt Spaß den beiden Mimen beim Grimassenschneiden zuzusehen, laut Lachen darf man auch ab und zu und ein erneuter Blick in die irgendwie verdrehte aber doch recht einfach gehaltene Welt der beiden Unterbelichteten tut einfach gut. Allerdings hätte man dafür nicht die Extremkonfrontation mit Amerikas geistiger Elite benötigt. Lloyd und Harry ecken bereits beim Durchschnitts-Ami an. Und da das Humorpotential beim I.Q.-Crash mit den Wissenschaftlern nicht höher ist als in den Szenen zuvor, beweist der Film damit quasi von selbst dass ich mit dieser Behauptung recht habe.  OFDb

16.02.2015

DER DUMMSCHWÄTZER (1997)

Ich liebe Jim Carrey. Er ist einer meiner liebsten Schauspieler, vielleicht sogar der liebste schlechthin. Er ist der einzige Star von dem ich mir tatsächlich jeden Film ansehe, auch jene die eher untypisch für mich sind. Ich mag es wenn er sich in schwierige Rollen hineinversetzt, und ich mag es ebenso wenn er seine umstrittenen Grimassen schneidet. In „Der Dummschwätzer“, einem Film den ich früher sehr gemocht habe, haben mich diese Grimassen bei meiner kürzlichen Neusichtung erstmals richtig gestört.

Da sprechen wir nun nicht von jenen Szenen, die genau auf diese Grimassen setzen. Die sind oftmals umwerfend komisch, z.B. wenn Fletch eine konkurrierende Anwaltskollegin in einem Gerichtssaal nicht anlügen kann, und er seine Antwort auf eine ihrer Fragen gegen den Fluch erkämpfen will und dabei so vulgär und abartig wirkt, dass die Kollegin es für eine beleidigende, kindische Art Fletchs hält auf ihre Frage zu reagieren. Dass Carrey in solchen Momenten improvisieren durfte wie er wollte, beweisen lustige Pannen im Abspann.

Nervig wirkt Carreys Visage immer dann, wenn „Der Dummschwätzer“ emotional wird und man dem eigentlich hochbegabten Schauspieler seine Mimik nicht abkauft, da er in solchen Momenten weiterhin auf Überagieren setzt anstatt auf stille Mimiken. Die Szenen sind ohnehin schon nervig inszeniert, da sie kitschig anstatt ehrlich emotional erzählt sind. Carreys Spiel macht sie jedoch unerträglich. Und je mehr sich Fletch vom Lügner zum guten Vater mausert, der Gefallen an der Ehrlichkeit findet, desto öfter erlebt man solche Szenen, so dass der Film zum Ende hin wahrlich an den Nerven zerrt.

Dass ich mir „Liar Liar“ (Originaltitel) trotzdem auch in Zukunft weiterhin ansehen werde, liegt an der wirklich herrlichen Ideenvielfalt die man aus der Grundidee nicht mehr lügen zu können herausgeholt hat. Ob es die Kommunikation mit einem Richter ist warum und ob man die Verhandlung abbrechen wolle, oder die Antworten während einer Befragung durch einen Polizeibeamten, oder der Kampf gegen den Fluch auf schriftliche Art oder ob es das Frage und Antwort-Spiel mit Fletchers Sekretärin ist, nachdem diese vom Fluch erfahren hat, „Der Dummschwätzer“ ist in solchen Momenten urkomisch und auch in jenen, in denen Fletcher verzweifelt versucht Lügenmomenten aus dem Weg zu gehen. Hier ist auch Carreys Spiel auf einem Hoch, verkommt er doch, wie in den 90er Jahren typisch, zur zu Fleisch gewordenen Comicfigur.

Trotz solch großartiger Momente wünscht man sich Komiker-Kollegen wie Steve Martin in der Rolle Fletchs besetzt, welche den Charakter mit mehr Würde ausgefüllt hätten und trotzdem als Profis ihres Fachs den Zuschauer zum lachen gebracht hätten. Zumindest konnte es Jim Carrey viele Jahre später im humoristisch ähnlich angelegten „Der Ja-Sager“ wieder gut machen, wo er sowohl die komödiantischen als auch die herzlichen Momente meisterte und einen rundum gelungenen Film ablieferte. „Der Dummschwätzer“ hingegen guckt sich arg holprig und wird für Menschen die Carreys Komik nicht mögen wohl zur größten Bewährungsproben all seiner Filme.

Aber auch der Fan des Hauptdarstellers wird nicht so viel Freude wie eigentlich möglich mit dieser Geschichte haben, und das darf bezogen auf die Entstehungszeit schon ein wenig wundern, bedeutete „Der Dummschwätzer“ doch die erneute Zusammenarbeit Carreys mit Regisseur Tom Shadyac, der für den herrlich albernen „Ace Ventura“ verantwortlich war, jene Komödie mit der Carrey zum Star wurde. Auch ihre dritte Zusammenarbeit „Bruce Allmächtig“ aus dem Jahr 2003 fiel ähnlich mager aus. Wahrscheinlich stimmte in der Komödie um den Tierdetektiv einfach die Chemie der Geschichte und weniger die zwischen Regisseur und Hauptdarsteller.

Das kann uns aber auch egal sein, denn abgesehen von den bisher genannten Filmen war es nur noch „Cable Guy“ der nicht wirklich zu gefallen wusste, ansonsten hatte Jim Carrey immer einen Riecher für gute oder zumindest unterhaltsame Filmprojekte und lernte im Laufe seiner Karriere, dass er das Grimassenspiel in emotionalen Momenten auslassen darf um als Schauspieler ernst genommen zu werden. In „Der Dummschwätzer“ war es einfach zu viel des Guten. Manchmal darf man dem Publikum nicht geben was es fordert. Das erkennt man spätestens heute am katastrophalen Zustand von Kinogroßproduktionen und dem TV-Programm der Privaten.  OFDb

21.11.2014

MR. POPPERS PINGUINE (2011)

Es ist gar nicht so lange her, da wurden Studienergebnisse aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts bekanntgegeben, die sich ein bekannter Pinguin-Forscher seinerzeit nicht traute zu veröffentlichen. Grund war das höchst asoziale Paarungsverhalten der Pinguine, das bis hin zur Nekrophilie alles beinhaltete was man den süßlichen Tierchen nie zutrauen würde. Dass „Mr. Poppers Pinguine“ das Verhalten der Tiere auch ohne dieses radikale Vorwissen verharmlost und verniedlicht, sieht jedoch ein Blinder. Neben diverser Körperfunktionen ist das einzig negativ gezeichnete an ihrem Charakter, dass sie lieber wem Fremdes folgen der etwas zu futtern hat, als dem liebenden Mr. Popper, und selbst diese Regel hält in einem Happy End-orientierten Film nicht bis in alle Ewigkeit.

Aber das geht schon vollkommen in Ordnung, denn in der Realität orientiert würde „Mr. Poppers Pinguine“ bereits nach 15 Minuten enden. Mark Waters Werk, an welchem drei Drehbuchautoren eine Novelle in eine Film-taugliche Geschichte umfunktionierten, ist jedoch als Kinderfilm konzipiert und zieht von diesem Bereich den Vorteil in einer kindlichen, geradezu surrealen Parallelwelt spielen zu dürfen, ein Luxus der bereits Werken wie „Pippi Langstrumpf“ gut getan hat. Wer im hier besprochenen Film über mangelnde Realitätsnähe schimpft, dem ist nicht zu helfen. Wer jedoch beklagt, dass die Geschichte etwas arg 08/15 ausgefallen ist, dem kann man nicht widersprechen.

„Mr. Poppers Pinguine“ ist alles andere als innovativ, sein roter Faden ohne jegliche Überraschungen versehen, und so ziemlich jedes inhaltliche Klischee ähnlicher Geschichten ist mit eingebunden. Aber dieser kleine Familienfilm besitzt drei große Vorteile. Das ist zum einen die Anwesenheit des eigentlich immer gut agierenden Jim Carrey, auch wenn dieser hier nur mit halber Backe grob gesehen seine Rolle aus "Der Dummschwätzer" noch einmal spielt, das sind zum anderen die wirklich göttlich animierten Pinguine, die niedlich und lustig zugleich sind, und es ist drittens das Fehlen von moralisch-triefendem Kitsch, wie es ihn in einem Disney-Film gegeben hätte.

Klar, Mr. Popper wandelt sich vom Karrieristen zum Familienmenschen, und zu einem Kinderfilm gehört ein Happy End für alle und jeden zwingend dazu. Aber das ist alles kindgerecht und passend zur Grundsituation eingebracht und nicht, wie im modernen Kinderfilm fast schon üblich, um 400 % Gefühl, Kitsch, Schmalz und Pathos aufgepumpt.

Sicherlich gibt es einfallsreichere Filme, Klassiker die sich als Familienfilm an einem gemeinsamen Sonntagnachmittag mehr lohnen. Aber „Mr. Poppers Pinguine“ geht als Alternative durchaus in Ordnung. Charme ersetzt Einfallsreichtum und Drolligkeit fehlende Humor-Höhepunkte. Wer hofft mit diesem Film eine typische Jim Carrey-Komödie zu gucken, der wird zutiefst enttäuscht werden. Wer sich aber daran gewöhnen kann einen Kinderfilm zu sichten, der dementsprechend in der auf kindlichste Naivität zurückgesetzten Umwelt spielt und alles Rationale ausblendet, der kann Spaß mit einem Film haben, der zum Glück nicht so Menschen-anbiedernd daher kommt, wie die meisten anderen US-amerikanischen Filme mit tierischen Helden.  OFDb

19.02.2014

CABLE GUY (1996)

Ende der 80er Jahre und Anfang der 90er Jahre war die Zeit schlechthin in welcher im Kino Normalbürger in Thrillern Opfer von Psychopathen wurden, die das Privatleben der Zielperson unerträglich machten. Sei es auf Distanz als penetranter, lärmender Mieter den man nicht los wird, so wie es in „Fremde Schatten“ der Fall war, oder auf privaterer Ebene wie eine ihr Vorbild kopierende WG-Bewohnerin in „Weiblich, ledig, jung sucht...“ oder ein nicht verschwinden wollender Seitensprung a la „Eine verhängnisvolle Affäre“, man wurde die Quälgeister einfach nicht los, die einem ordentlich Schaden zufügen wollten.

1996 war es also höchste Zeit mit diesem Genre komödiantisch aufzuräumen. Ben Stiller, den die meisten als Komiker aus Hauptrollen kennen, führte kurz vor seinem Durchbruch mit „Verrückt nach Mary“ die Regie und bekam für die Rolle des Psychopathen Jim Carrey engagiert, der sich gerade auf seinem ersten Aufwind befand, zwei Jahre durch Werke wie „Ace Ventura“ und „Die Maske“ berühmt war, und der seiner Karriere fast hätte Lebewohl sagen müssen, nachdem „Cable Guy“ beim Publikum so gravierend abstank.

War er eines dieser verkannten Meisterwerke, die erst im Nachhinein zum Kultstatus werden sollten, weil er seiner Zeit mit der Kritik des Amis liebsten Kindes, dem TV, für das Massenpublikum zu kritisch umging? Nein, das kann man leider nicht behaupten. „Cable Guy“ leidet lediglich daran ebenso penetrant zu sein wie die zentrale Nervensäge, wie der deutsche Beititel die Figur des Chip etwas ungünstig nennt. Das macht Ben Stillers zweite Langfilm-Regiearbeit nicht ungenießbar, ist er doch nicht viel schlechter als der mit Spezialeffekten überschwemmte „Die Maske“, aber er hätte das Potential zu mehr gehabt, gerade wegen der sehr passenden Besetzung in der Psychopathen-Rolle.

Stiller ruht sich jedoch viel zu sehr darauf aus zwei extrem unterschiedliche Charaktere aufeinander knallen zu lassen, und den unsensiblen Part derart zu überzeichnen, dass er von Anfang an als unangenehm auffällt, und der rein vom Mitleid seiner Mitmenschen lebt. Auch ich kenne solche Menschen, und man muss nicht erst so eine ehrliche Haut wie Steve sein, um sie rein aus Mitleid zu sehr in sein Leben zu lassen, von daher ist das Grundszenario sogar aus dem Leben gegriffen. Was suchen solche Menschen auf penetrante Art Freundschaft, nicht begreifend was sie psychologisch und auf sozialer Ebene falsch machen, so dass sie immer bei neuen Leuten bei Null anfangen müssen.

Im Extremfall „Cable Guy“ mischt sich Chip in das Leben Stevens ein, macht ihm übertriebendste Geschenke, hilft ihm beim Zurechtrücken der in Scherben liegenden Partnerschaft und schenkt ihm Selbstsicherheit mit Hilfe einer Prostituierten, die der ahnungslose Steve für eine an ihm interessierte Frau hielt. Spätestens diese Aktion sorgt dafür dass Steve die Notbremse zieht. Nun hat er seine in Trennung lebende Freundin mit einer Nutte betrogen. Wie soll er der guten Frau dies erklären? Die Freundschaft zu Chip muss beendet werden.

Was Chip von da an treibt, passt ins Zeichen der Zeit und bereitete uns darauf vor was mittels der Technik in Zukunft noch viel einfacher zu vollbringen werden würde. Chip besitzt genügend Informationen und auch genug Quellen um an diese zu geraten, um Freundschaftsverräter Steve in Schwierigkeiten zu bringen. Fotos, private Videoaufnahmen, Stalking, das sind alles Themen der Moderne, die in „Cable Guy“ früh erkannt wurden und in der Extreme der Möglichkeiten später selbst in ernstzunehmenden Dramen wie „Homevideo“ thematisiert wurden, eben weil der Eingriff in die Privatsphäre mittels Internet Jahre später zu Möglichkeiten führte, mit denen man schwache Existenzen regelrecht zerstören kann.

Scheitert „Cable Guy“ daran dass er sich übernimmt, in dem er dieser Thematik zusätzlich jene des übermäßigen Fernsehkonsums hinzufügt? Nein, der Aspekt dass Chip seit Kindheit an so viel TV guckt, dass er den Bezug zur Realität verloren hat, ist nicht zu viel Fülle für eine simple, kleine Komödie, ist theoretisch sogar ein recht interessanter Ansatz, wenn auch nicht wirklich nötig für das bereits vorhandene Potential.

„Cable Guy“ krankt letztendlich daran all diese Bereiche viel zu unsensibel einzusetzen. Die TV-Moral wird gegen Ende zu sehr aufs Auge gedrückt, spätestens dann fragwürdig werdend wenn das Medium Buch mal wieder als etwas wertvolleres dargestellt wird als die olle Flimmerkiste. Die unangenehmen Seite einer Freundschaft mit Chip wird völlig unnötig mit einer viel zu langen Szene ins Extreme hochgehievt, wenn Steve sich während eines Mittelalter-Kampfes gegen den realitätsfernen Gewalttäter zur Wehr setzen muss. Und es gibt der Beispiele noch sehr viele mehr zu nennen, in welcher „The Cable Guy“ einfach subtiler hätte umgesetzt werden müssen, um ihn ernster nehmen zu können, etwas das Ben Stiller trotz aller Komik und trotz ewiger Grimassenschneiderei Jim Carreys durchaus am Herzen lag.

Dieses in die Kacke hauen, wie man es definitiv nennen kann, nimmt „Cable Guy“ nicht nur seine Möglichkeiten zur Tiefe, er nimmt den Situationen auch die Möglichkeit zur Identifikation, womit nur Figuren in ihrem Stereotype-Kostüm innerhalb einer hanebüchenen, zur Groteske überschwemmten Geschichte bleiben, welcher der nötige treffsichere Satiregehalt fehlt um auch als Groteske zu wirken, anstatt zum Nonsens-Klamauk mit Thriller-Touch zu werden. „Cable Guy“ ist zu unsensibel, zu penetrant, und in dieser Art zwar noch immer überraschend guckbar, aber nicht wirklich kurzweilig unterhaltend. Ein Glück, dass dieser Film nicht der Karriere Jim Carreys schaden sollte, erwies der sich den blindesten der blinden Cineasten doch spätestens in „Der Mondmann“ sichtbar endgültig als großes Schauspiel-Talent, das zu mehr fähig ist als zur reinen Grimassenschneiderei.  OFDb

25.08.2013

KICK-ASS 2 (2013)

Kick-Ass“ war eine kunterbunte und gleichzeitig bluttriefende Wundertüte am Kino-Himmel, genau jener Einfallsreichtum den ich in einem Blockbuster längst wieder sichten wollte, ein wirrer Genre-Mix, clever erzählt, mit echten Charakteren versehen und einem hohen Unterhaltungswert gesegnet. Dass ein solch vorbildliches Ergebnis so leicht nicht zu wiederholen ist, ist klar, und so brauchte man bei der Fortsetzung nicht ernsthaft mit einem vergleichbaren Ergebnis zu rechnen. Und mit diesen heruntergeschraubten Erwartungen an „Kick-Ass 2“ heranzugehen ist genau die richtige Einstellung, denn auch er bereitet genügend Freude einen über seine Lauflänge lang gut zu unterhalten.

Allein dass Hit-Girl ein normales Leben führen soll ist das Reinschalten schon wert. Zwar ist Kick-Ass mittlerweile ein halbwegs gleichwürdiger Partner als Superheld auf dem Bildschirm, aber die interessantesten Momente bekommt weiterhin Mindy beschert, die uns diesmal das Mädchen hinter der Hit-Girl-Maske präsentiert. Das ist auch die richtige Entscheidung, haben wir Dave doch in Teil 1 genauestens kennen gelernt, der kann sich nun seinem merkwürdigen Hobby widmen. Nun lernen wir die Gefühlswelt der Mindy kennen. Und war ich noch am Zweifeln ob Hit-Girl als Teen so gut wirken kann wie als kleines Mädchen, so verstreuten sich zumindest diese Befürchtungen Mindy betreffend. Die Hit-Girl-Szenen waren tatsächlich in Teil 1 besser, aber auch sie, diesmal weniger vorhanden, wissen aufgrund origineller und blutiger Einfälle zu gefallen. Aber die Hit-Girl-Persönlichkeit tritt diesmal ein wenig zurück, um der Mindy-Persönlichkeit mehr Raum zu geben. Da werden einige sicher drüber schimpfen, mir hat diese Entscheidung jedoch sehr gut gefallen.

Unverständlich ist mir dagegen das Verheizen von Jim Carrey an Bord, dessen Charakter nicht genügend Screentime beschert bekommt um mehr zu werden als ein Stichwortgeber. Das ist nicht wirklich schlimm für die Geschichte, zumal spätestens sein Hund für einige Lacher gut ist. Warum man sich für eine solch unwichtige Rolle jedoch einen der talentiertesten Männer Hollywoods aussucht, kann ich nicht verstehen. Er als Anführer der Superheldenvereinigung teilt damit jedoch das Schicksal jeder neuen Nebenfigur. Alle sind für den kurzen Gag aufgrund ihrer schrillen und kaputten Art für einen Schmunzler gut, lediglich herausstechen tut jedoch nur Hit-Girls End-Gegnerin aus Russland.

Schicksalsschläge wie in Teil 1 gibt es auch zu erleben, die sind zwar nicht ganz so dramatisch herausgearbeitet wie dort, finden gerechter Weise diesmal aber an der Seite Davids statt, womit die erzählerischen Momente zwischen ihm und Mindy endgültig im Vergleich zu Teil 1 vertauscht werden. Dass einem das ganze nicht trotzdem wie eine schlichte Wiederholung von Teil 1 vorkommt, liegt an der völlig anderen Orientierung der Geschichte, dürfen wir doch z.B. den ehemaligen Red-Mist beim Aufbau der ersten Superschurken-Bande beobachten, was schon einiges an inhaltlichem Raum einnimmt.

Als Motherfucker ist er leider zur vollkommenen Witzfigur heruntergekommen. Zwar sind die Lacher auf seiner Seite und Christopher Mintz-Plasse wie gehabt eine gute Besetzung, aber der Motherfucker wird nicht zum würdigen Endgegner, womit ein Ungleichgewicht im Finale entsteht, zumal Kick-Ass mittlerweile zum ernstzunehmenden Superhelden geworden ist, sofern man davon in der realen Welt sprechen kann. Ohnehin ist der Bezug zur realen Welt diesmal einer der Haupteckpfeiler der im Hintergrund ablaufenden Geschichte, fragt sich Kick-Ass bei der seinem Beispiel folgendem Bande und noch mehr bei dem Trupp Psycho-Gegner, die wie eine Horde verkleideter Hooligans herüberkommen, ob er mit seinem Gedanken Superheld zu werden tatsächlich die Welt verbessert oder doch nicht eher verschlechtert hat. Die Frage ist berechtigt, je tiefer man in das oberflächliche Geschehen hineintaucht.

Die meisten Zuschauer werden das nicht. Sie werden sich an der kurzweiligen Geschichte laben, die ihren Humoranteil ein wenig zurückgeschraubt hat und mehr Raum für die Action bietet, die mal wieder recht gewalttätig daherkommt, wenn auch nicht so extrem wie es in der Comicvorlage der Fall sein soll. Etwas schade finde ich es, dass die Geschichte sich diesmal nicht so professionell entfaltet wie in Teil 1 geschehen. Der Ablauf findet recht überraschungsfrei statt und verfolgt eigentlich nur eine schlichte Erzähllinie. So qualitativ wie der Vorgänger ist diese Herangehensweise nicht. Zumal es unverständlich ist, die Regie auszutauschen, nachdem Matthew Vaughn mit „Kick-Ass“ solch ein Meisterwerk ablieferte. Zumindest bleibt das hier Gesehene der Mentalität von Teil 1 treu, das heißt es geht politisch ordentlich unkorrekt zur Sache, es weht ein Hauch Anarchie und es geht wieder darum, dass das wichtigste in einer Gesellschaft die Individualität der einzelnen Menschen ist.

„Kick-Ass 2“ weiß zu gefallen, wird nie langweilig und erzählt die Geschichte der Charaktere aus Teil 1 würdig weiter. Zwar ist der Stil des Streifens etwas infantiler ausgefallen (wahrscheinlich wollte man das finanzstarke Jugend-Publikum endgültig an Bord holen), was seinen Tiefpunkt in einer Fäkalszene erfährt, die glücklicher Weise Ausnahme bleibt, aber Tiefgang und das richtige Gespür für Situationen und Personen ist durchaus vorhanden. Gerade das Beispiel Hit-Girl macht dies deutlich. Eroberte sie als Mädchen in Teil 1 das Herz der Comic-Freaks, so darf sie, da Persönlichkeit gewinnend und zur jungen Frau herangewachsen, diesmal die Herzen der männlichen Teenager erobern, was nicht nur dem niedlichen Aussehen von Darstellerin Chloe Grace Moretz zu verdanken ist.  OFDb

Nachtrag:

Zwar ist die Geschichte des zweiten Teils längst nicht so verästelt und gekonnt miteinander verbunden wie die von Teil 1, etwas weniger linear als von mir anfänglich behauptet ist "Kick-Ass 2" aber durchaus. Der Niveau-Abstieg gegenüber Teil 1 ist also nicht ganz so extrem wie nach dem ersten Gucken wahrgenommen.

26.12.2012

NUMBER 23 (2007)

Walter Sparrow glaubt beim Lesen des Buches “Die Zahl 23” dass die Geschichte von ihm handelt. Deswegen macht er sich auf die Suche nach dem mysteriösen Autor dieser Zeilen...

23, Pi und 32...
 
23“ ist ein guter Film, dennoch freute ich mich zu hören, dass mit „Number 23“ ein Werk herausgekommen sein sollte, das die ominöse Zahl etwas mehr in den Mittelpunkt stellt, als es in dem deutschen Spionage-Thriller der Fall war. Als wäre meine Neugierde nicht ohnehin schon genug geweckt, lockte mich das Filmchen zusätzlich noch mit der großartigen Entscheidung Jim Carrey in der Hauptrolle zu besetzen. Filme mit einem ernst spielenden Carrey gibt es ja leider viel zu wenige, obwohl er bisher noch in jedem überzeugen konnte.

Nach dem Kauf der DVD dauerte es keine 24 Stunden, bis die Disk abgespielt wurde. Klar, ich bin mit etwas viel Erwartungen herangegangen, das machte die Ernüchterung beim Sichten dieses Routine-Thrillers etwas extrem. Es ist nicht so, dass der Film nicht wüsste Spannung zu erzeugen, die plätschert fröhlich im Mittelmaß vor sich hin. Sie ist in einer Dosis enthalten die für Unterhaltungszwecke reicht. Das Thema selbst muss ja nun auch nicht die Nerven kitzeln. Viel wichtiger ist immerhin der Paranoia-Faktor, und den hat man nicht vergeigt.

Wie die Rolle Carreys vom Wahn der Zahl 23 eingeholt wird, ist gut herausgearbeitet, kommt nicht zu ruppig, allerdings auch nicht so schleichend wie man vielleicht vermuten könnte. Die Idee als Auslöser den Glauben zu nehmen, ein Buch handle von einem selbst, war ein guter Kniff, um die Hauptfigur in diesen Sog aus Nummern- und Mathematik-Irrsinn hineingleiten zu lassen.

Verschwörungstheorien über die Zahl 23 gibt es tatsächlich, die realen Beispiele wie Gläubige mit dieser Nummer umgehen, werden auch in diesem Film verwendet und entlarven sich dort beim Sichten bereits als Blödsinn, wenn man mit ansehen muss wie auch die 32 als umgedrehte 23 herhalten muss, wie Daten addiert werden um auf die Summe 23 zu kommen, im Gegenzug aber Daten, in der die 23 bereits enthalten ist, nicht mehr zusammengerechnet werden. So ist es natürlich logisch, dass man immer wieder auf die Zahl stößt, und auch dieser Fakt wird von Joel Schumacher herausgearbeitet. Das ist auch gut so, denn ein Ignorieren hätte das Werk lächerlich wirken lassen.

In der ersten Filmhälfte funktioniert das Erzählte eigentlich recht gut, wenn auch nicht mit einer so intensiven Wirkung, wie ich sie mir erhofft hatte. In der zweiten Hälfte wird die Geschichte nun aber in eine Richtung gelenkt, die ich nicht mehr so toll fand. Anstatt aus der 23 eine weltweite Verschwörung zu machen, bzw. die Hauptfigur darüber im Glauben zu lassen, wird der Kosmos der Figur Walter Sparrows immer kleiner. Die Lösung schimmert immer mehr in der näheren Umgebung durch, bis der Kosmos in einer Größe angekommen ist, wie er geringer nicht mehr sein könnte.

Die Lösung kommt etwas wackelig daher, sie ist möglich aber unglaubwürdig, ein paar Erklärungen mehr wären da vielleicht recht nett gewesen. Vielleicht auch nicht, da das Ende ohnehin in einem Meer aus Erklärungen versinkt, um das Gezeigte sinnvoll erscheinen zu lassen. Das ist zwar nicht unbedingt uninteressant, aber zuviel des guten und leider da abgebrochen, wo es nun interessant wäre näher einzutauchen. Findet man sich mit der Auflösung ab, ist immerhin der Schluss konsequent zu nennen, der zwischen einem versöhnlichen und einem bösen Ende hin und her pendelt und es dem Zuschauer überlässt zu überlegen, wie es weiter gehen könnte.

Die Schwachpunkte liegen in der zweiten Hälfte, dennoch kündigte bereits die erste die Vorwarnung an, dass man nicht zu viel erwarten sollte. Das merkte man z.B. anhand der Optik. Es ist lobenswert, wie die parallelen zwei Geschichten nebeneinander herlaufen. Es ist toll Carrey bei diesen zwei unterschiedlich gespielten Figuren zu beobachten und es ist natürlich besonders toll, wie ähnlich sie sich mit der Zeit werden. Aber die an sich gelungene Computeroptik, die für die Rückblicke verwendet wurde, ist zu überfrachtet. Man merkt regelrecht wie bemüht man war, künstlerisch wertvolle Bilder und Übergänge einfangen zu wollen, macht den Zuschauer damit aber oft genug kurzfristig lediglich zum Beobachter.

Wie erwähnt ist es aber erst die zweite Hälfte, in der „Number 23“ nun zu bröckeln beginnt. Je weiter es Richtung Finale geht, um so mehr wird kaputt gemacht, bis es schließlich in einer unbefriedigenden, da lückenhaften und unglaubhaften, Auflösung endet, deren Logik nur innerhalb des Filmes funktioniert. Aber gerade Filme, die sich mit Verschwörungstheorien befassen, sollten eigentlich auch in unsere, reale Welt übertragbar sein, um komplett schocken zu können. Schade dass darauf nicht geachtet wurde.

Weiß man dies vorher, wird man sicherlich besser unterhalten als ich. Es ist ja nun nicht so, dass wir mit „Number 23“ einen unbrauchbaren Film beschert bekommen hätten. Als kleiner Thriller für zwischendurch, so a la „The 4th Floor“, funktioniert er durchaus. Aber das war es dann auch schon. Gerade wenn man „Pi“ gesehen hat, kann „Number 23“ in letzter Konsequenz nicht mehr funktionieren.

Pi“ zeigte viel deutlicher, nachvollziehbar und bedrohlicher, wie es sein muss unter der Paranoia einer Zahl zu stehen. „Pi“ machte den ganzen Irrsinn viel deutlicher, ließ den Zuschauer immer zwischen gläubig und ungläubig pendeln und arbeitete mit einer Optik, die einem das Gefühlsleben des Protagonisten wesentlich näher brachte, als es jeder Computereffekt aus dem Streifen mit Carrey je könnte. Dafür ist Joel Schumachers Film massentauglicher umgesetzt, „Pi“ dürfte nicht jedermanns Ding sein. Wer sich selbst als Cineasten sieht, sollte sich unbedingt erst „Pi“ anschauen, bevor er zu dem Carrey-Streifen greift. Der Normalo kann es auch ruhig bei „Number 23“ belassen, auf routinierter Ebene weiß dieser zu unterhalten, und einige wirklich kranke Ideen hat er ja nun auch zu bieten.  OFDb

16.12.2012

THE MAJESTIC (2001)

Die USA zur Zeit der Kommunistenhatz: Drehbuchautor Peter Appleton wird beschuldigt ein Roter zu sein, was das Aus seiner Karriere bedeuten könnte. Also säuft Peter sich aus Frust einen an. Im betrunkenen Zustand fährt er mit dem Auto in einen Fluss und wacht an der Küste eines Städtchens wieder auf. Peter hat sein Gedächtnis verloren, wird im besagten Städtchen aber freudigst empfangen, da man ihn dort für den 9 Jahre lang vermissten Luke hält. Erst zweifelnd glaubt Peter erst nach einiger Zeit Luke zu sein, baut von da an mit seinem „Vater“ das Kino wieder auf, verliebt sich „erneut“ in die Dame die Luke einst zurück ließ und bekommt dann zufällig sein Gedächtnis zurück. Just in diesem Augenblick tauchen die Kommunistenjäger auf, die Peters Gedächtnisverlust für einen Trick halten. Sie und die Stadtbewohner fühlen sich von Peter betrogen...

Vertraue der Macht der Erinnerung, Luke... 
 
Jim Carrey jenseits des Klamauks zu sehen tut immer wieder gut. Nachdem „Die Truman Show“ und „Der Mondmann“ immerhin noch am Komödien-Genre angrenzten, wagt Carrey diesmal den kompletten Schritt ins Drama. Hierfür hat er sich eine erzählenswerte Geschichte ausgesucht, und mit Regisseur Frank Darabont an Bord, der gerade erst mit dem Drama „Die Verurteilten“ nach Stephen King einen großen Erfolg feierte, schien es als könne nichts mehr schief gehen. Theoretisch stimmt das auch, „The Majestic“ ist ein netter Film geworden – mehr jedoch nicht. Mit „Der Mondmann“ und „Die Truman Show“ kann er sich nicht messen. Und das liegt diesmal auch an Carrey selbst, der, so talentiert er eigentlich auch ist, diesmal nicht in jeder Szene vollends zu überzeugen weiß.

Ein kleiner Ausrutscher hier und da ist gewiss nicht all zu schlimm, der Fehler, dass der Film nicht in der oberen Liga mitspielt, muss woanders liegen. Dies ist zwar jetzt ein sehr subjektiver Punkt, aber mich konnte die Geschichte erst zum letzten Drittel hin mitreißen. Die Tragik des Gedächtnisverlustes, das unwohlige Gefühl als Zuschauer zu wissen, dass jeder sich irrt, die Romanze zu Lukes Ex, das waren alles Gefühle, die bei mir nicht richtig ankamen, zumindest nicht so, wie ein Drama eigentlich mitreißen könnte. Erst mit dem Tod des Vaters, dem Wiedererlangen des Gedächtnissen, in dieser Phase war ich mittendrin. Zuvor guckte sich „The Majestic“ auch nett, aber einfach eine Spur zu soft. Der eigentlich gute Grund nicht zu dick auftragen zu wollen geriet zu einer Drama-Lightversion. Wäre die Geschichte nicht so gut gewesen, hätte dies gar das Aus für den Film bedeuten können. Immerhin findet die Zurückhaltung in der Inszenierung auch positive Punkte.

So ist beispielsweise das finale Bekennen zur Verfassung nicht so patriotisch eingefangen, wie es in Amerikas Dramen nur all zu gerne angegangen wird („Men Of Honor“, „Eine Frage der Ehre“, ...). Der Trick bei der Sache liegt daran, dass die Argumentation sich diesmal nicht auf das Wort Amerika bezieht, sondern auf den Begriff Demokratie. Damit konzentriert man sich auf den wichtigeren Begriff von beiden und schafft es, das Thema mit Würde und Sachlichkeit statt mit Pathos und Schnulz anzugehen. Handwerklich stimmt an „The Majestic“ alles. Die Requisiten, Kostüme und Frisuren wirken echt, Kamera, Schnitt und Musik sind gut eingebracht und die Darsteller sind alle brauchbar besetzt, zumindest fiel mir niemand negativ auf. Kleine Gimmicks bereichern das Werk zusätzlich. So läuft beispielsweise im wieder aufgebauten Kino „Der Tag an dem die Erde stillstand“ und „Die Dämonischen“, Filme die nicht zufällig zu dieser Zeit aufgeführt wurden und mit dem Thema von „The Majestic“ mehr gemein haben, als der Laie vermuten mag.

Auch die Wahl des Titels kann man als gelungenen Kniff betrachten. Zwar ist der Aufbau des Kinos in der Geschichte selbst nur Nebensache, letztendlich vereint sich aber nur im „Majestic“ die Identität von Peter und die von Ichglaubeichbinluke-Luke. Peters Entscheidung am Schluss hätte man inhaltlich wie „In Sachen Henry“ erzählen/begründen können. Auch dort ging es u.a. um den Verlust der eigenen Identität, mit dem Kniff, dass die Rolle von Harrison Ford sein altes Ich nicht mehr mag. Peters Entscheidung in „The Majestic“ kommt von anderer Seite, und da auch in diesem Bereich der Geschichte Zurückhaltung an der Tagesordnung stand, guckt sich auch das Happy End sehr angenehm und hinterlässt keinen bitteren Nachgeschmack durch Kitsch, Patriotismus oder anderen manipulativen Erzählmethoden. Schade dass die Geschichte selbst von zu vielen Zufällen lebt und die lobenswerte Zurückhaltung dramatischer Mittel gleichzeitig dafür sorgt, dass Emotionen sich nicht so gut auf den Zuschauer übertragen lassen. An sich ist „The Majestic“ nämlich ein cleveres Filmchen gewesen, dessen Mühe aller Beteiligten man deutlich erkennen konnte. Neu für mich war, dass Jim Carrey doch noch den ein oder anderen Punkt im Bereich Schauspielerei erlernen muss. Das hätte ich nach seinen vielschichtigen Momenten in „Der Mondmann“ kaum vermutet.  OFDb

29.09.2012

VERGISS MEIN NICHT (2004)

Die Beziehung zwischen Joel und Clementine ist beendet. Joel muss frustriert feststellen, dass Clementine sich mit einem neuen operativen Verfahren alle Erinnerungen an ihn hat löschen lassen. Auch Joel lässt sich auf besagte Operation ein, doch während der Prozedur merkt er, dass es schön wäre, wenn seine Liebste doch nicht ganz vergessen wird. Im Schlaf liegend versucht der gute Mann die Clementine in seinem Kopf vor der Löschung zu retten...

Betäubt anstatt geheilt...
 
„Vergiss mein nicht!“ ist in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmefilm. Das beginnt damit, dass er ein Science Fiction ist, der in der Gegenwart spielt. Dieses Genre sieht man ihm zunächst gar nicht an. Es dauert, bis es sich herauskristallisiert, und selbst dann setzt der tragikomisch konzipierte Film seinen Hauptschwerpunkt auf Romantik, eine Seltenheit im Science Fiction-Bereich.

Manch einem mag dieses Rezept auf dem Papier nicht schmecken, jedoch schafft es Regisseur Michael Gondry die Romantik niemals kitschig erscheinen zu lassen. Sie ist nur Beiwerk eines  lebensbejahenden Filmes, was wiederum auch eine seltene Eigenschaft eines Werkes dieses Genres ist, erst recht wenn man bedenkt, dass die Grund-Thematik deutlich gesellschaftskritisch geprägt ist.

Es ist besser unglücklich geliebt anstatt nie geliebt zu haben. Dies ist ein berühmter Satz, und er könnte Grundlage gewesen sein, ist eine Kernaussage des Films doch die, dass Erinnerungen, auch jene schmerzhafter Natur, wichtig für uns Menschen sind. Wenn der Schmerz vergeht bleibt vieles Gutes in Erinnerung. Aber auch der Heilungsprozess kann nur mit Hilfe von Erinnerung stattfinden. Diese Theorie des Filmes findet sich zumindest zwischen den Zeilen, wenn man als Zuschauer resümieren darf, dass niemanden nach der Operation geholfen war.

Leer laufen die Geheilten durch ihren Alltag. Irgendetwas bedrückt sie, aber sie wissen nicht was. Das Problem ist aus ihrer Erinnerung gelöscht. Wie will man über etwas hinwegkommen, was einem nur noch unterbewusst quält? Nicht zu vergessen der Aspekt, dass man ohne sich an seine Fehler zu erinnern auch nicht aus ihnen lernen kann. Dieser Bereich blitzt gar auf positive Art auf, wenn man beobachten darf, wie sich die Liebenden instinktiv nacheinander sehnen, und da reden wir nicht nur von den von Jim Carrey und Kate Winslet verkörperten Hauptfiguren.

An der Besetzung gibt es nichts zu meckern. Es fällt etwas auf, dass Kirsten Dunst eher mit gutem Aussehen anstatt mit Schauspieltalent glänzt. Aber ihre Rolle ist relativ klein und auch so angelegt, dass ihre Defizite nicht auffallen. Letztendlich muss sie ohnehin das naive, gedankenlose Ding spielen, welches sie wohl auch privat nach Pressemeldungen zu sein scheint.

Ansonsten sind nur Profis am Werk. In einer kleinen Rolle erleben wir den einstigen Kinderstar Elijah Wood, der mittlerweile seit „Herr der Ringe“ auch der Masse etwas sagt, und er agiert einmal völlig anders. Kate Winslet beweist auf ein neues, dass sie sich nicht nur äußerlich sondern auch durch ihr Talent von anderen erfolgreichen Frauen Hollywoods unterscheidet. Passend zum Gesamteindruck des Films spielt sie glaubhaft realistisch, geradezu natürlich. Jim Carrey hat für Kalauer nur wenig Szenen und beweist mal wieder wie viel in ihm steckt, so dass sich „Vergiss mein nicht!“ sorglos in die Schlange seiner besten ernsteren Werke wie „Truman Show“ und noch mehr „Der Mondmann“ einreihen kann.

Regisseur Michael Gondry, der es in seinem Vorgängerfilm „Human Nature“ noch nicht schaffte sehr phantastische Ideen, Satire, Kritik und auch Groteske kompromisslos unterhaltsam umzusetzen, schafft mit „Vergiss mein nicht!“, einem nicht weniger inhaltlich außergewöhnlichen Film, ein Vorzeigewerk zu kreieren, von dem viele Filmschaffende lernen können. Umso enttäuschender ist, was er später mit „Abgedreht“ abgeliefert hat, spielte doch auch dieser Film mit einer interessanten Idee, wenn auch nicht mit der Klasse und Vielschichtigkeit von „Human Nature“ und dem hier besprochenen Film.

An beiden Werken war Charlie Kaufman als Drehbuchautor und Ideengeber beteiligt, jenem Mann, der die Cineasten schon 1999 mit seinen ungewöhnlichen und fast filmuntypischen Ideen in „Being John Malkovich“ überraschte. Dieser eigentlich recht gute Film hatte jedoch noch Ecken und Kanten, an denen geschliffen werden mussten, vielleicht weil die Figuren dort so grotesk erschienen wie die Erlebnisse selbst. Mag sein dass ich „Vergiss mein nicht!“ auch deshalb als einen Schritt nach vorne verstehe. Denn trotz der irrsinnigen Idee, auf welcher Gondrys Film aufbaut, sind seine Figuren doch alle griffig, und ideal als Identifikationsfiguren geeignet.

Es sind Außenseiter und Normalos zugleich. Und ihre Probleme, Wünsche, ihre Gesprächsthemen und ihren Alltag kann man alles nachvollziehen. Parallelen zum Publikum sind genügend vorhanden. Und gerade dieser Aspekt beweist die sensible und feinfühlige Ader des Streifens. Sie zeigt sich ebenso im Verzicht jeglichen Klischees. Es zeigt sich in der wohligen Dosierung von Spannung, Dramatik und Humor, ohne je in eine Extreme zu rutschen. Gerade der reißerische Bereich findet keinerlei Niesche. Aber die Menschlichkeit, welche die Seele des Zuschauers wiederspiegelt, bleibt eine Rezeptur die nicht von irgendwem kopiert werden kann. Alltägliches, vielleicht auch Selbstverständliches, natürlich zu greifen beherrscht man als Geschichtenerzähler entweder oder eben (noch) nicht.

Nur an wenigen Stellen zeigen sich Schwächen. Am deutlichsten in einer Szene, die in einer Kindheitserinnerung von Joel spielt. Hier hätte der Film in falschen Händen schnell in eine alberne Komödie abrutschen können. Gondry verliert sich glücklicherweise lediglich für einen kurzen Augenblick in diese Richtung, fasst aber schnell genug wieder Fuß. Es scheint an Regie, Jim Carrey und vielleicht auch dessen deutsche Synchronstimme zu liegen, dass diese Szene etwas albern wirkt. Denn rein vom Dialog ist der Text nah am Denken und Sprechen eines Vierjährigen orientiert.

Nicht nur hier erkennt man das Verständnis der menschlichen Psyche. Auch jene Kindheitserinnerung, welche Joel glaubt überwunden zu haben, weist psychologische Raffinesse auf. So erwachsen und weiterentwickelt man sich auch fühlt, die Dämonen der Vergangenheit wissen einen noch immer zu beeinflussen, so gezeigt in einer Szene, in welcher Joel beschließt sich nicht mehr von seinem ehemaligen Peiniger erniedrigen zu lassen, um sogleich in das alte Muster zurückzufallen.

Für einen Science Fiction fast schon untypisch ist auch die eher unauffällige Verwendung von Spezialeffekten. Ohnehin scheinen sie relativ selten verwendet zu werden. Simple Kniffe wie das plötzliche Ausblenden von Passanten wissen als Verdeutlichung des Löschvorgangs ebenso emotional zu funktionieren, wie der noch simplere Kniff Clementine auf dem Eis ins dunkle Schwarz zu ziehen. Erstaunlich dass dieser besonders banale Effekt mit am besten zu schockieren weiß.

Bei all den positiven Worten über ein Werk, das sich in vielerlei Hinsicht, gerade auf sein Entstehungsland betrachtet, mit dem etwas abgenutzten Begriff Ausnahmefilm kleiden darf, bleibt doch am erstaunlichsten die Glaubwürdigkeit dieser Erzählung zurück. Gondry und Kaufman passieren keine Schnitzer. Die skurrile Grundidee ist glaubwürdig umgesetzt und lässt auch im Bereich der Logik nichts zu wünschen übrig. Der Grund warum Joel sich seines Zustandes und aktueller Geschehnisse bewusst ist, wird ebenso aufgearbeitet, wie der Aspekt warum Joel und Charlotte aufgrund einer Abmachung im realen Leben aufeinander treffen, obwohl die Verabredung lediglich in Joels Kopf getroffen wurde. In solchen Punkten orientiert sich der Film jedoch an ein aufmerksames Publikum, denn die Begründungen dahinter werden einem anhand simpel scheinender Nebensächlichkeiten präsentiert, so dass einem der Sinn mancher Geschehnisse nicht auf dem silbernen Tablett serviert wird.

„Vergiss mein nicht!“ ist eine Geschichte, die es all jenen noch einmal zeigt, die jammern es hätte schon alles gegeben und man könnte nur noch kopieren und variieren. Kaufmans Idee ist das wofür Kino gemacht wurde, auch wenn man sich vor Sichtung kaum vorstellen kann, wie eine solche Geschichte mit dem Medium Film überhaupt einzufangen ist. Gondrys Werk ist sensibel, witzig, spannend und dramatisch. Er ist tiefsinnig, poetisch, philosophisch und lebensnah. Er ist lebensbejahend und überrascht damit Stellung zu beziehen. Wer vom gängigen Popkornkino-Rezept noch nicht abgestumpft ist, wird sich freuen einen Film zu erleben, der nicht nur auf der Unterhaltungsebene prima, da relativ manipulationsfrei funktioniert, sondern einen emotional sanft an die Hand nimmt und bereichert.  OFDb

02.09.2012

I LOVE YOU PHILLIP MORRIS (2009)

Nach einem Unfall ändert Steven sein Leben. Zuvor lebte er den Schein mit Frau und Kind, nun gibt er offen zu schwul zu sein und kostet diese Freiheit aus. Doch dafür braucht man Geld, und dies holt sich Steven über Betrügereien, die klein beginnen und immer größer aufgezogen werden. Als er daraufhin im Gefängnis landet, lernt er seine große Liebe kennen: Phillip Morris...

I Love Movies With Jim Carrey...
 
Wenn Jim Carrey sich an ein ernste(re)s Projekt wagt, dann steckt in der Regel eine interessante Geschichte dahinter. Das wirkliche Leben schreibt eine solche gern und oft, und da „I Love You, Phillip Morris“ auf wahre Begebenheiten beruht stand einer hohen Erwartung in dem wunderschönen Genre Tragikomödie also nichts im Weg. Streng genommen ist diese Geschichte aus dem wahren Leben auch recht interessant zu nennen. Warum man sie aber gerade so erzählt, wie es der Debutfilm der Regisseure Glenn Ficarra und John Requa tat, will mir nicht ganz in den Sinn kommen.

Es ist nicht so, dass die beiden mit ihrem Debüt gescheitert wären. Der Film weiß zu unterhalten. Aber die gesetzten Schwerpunkte sind meiner Meinung nach falsch gewählt. Die Hauptphase des Films, das Zusammenleben mit Phillip Morris, gehört im Gesamtbild des Erlebten zum uninteressantesten Part der Geschichte. Die wirklichen Highlights werden im Schnellverfahren abgearbeitet: das Leben vor dem Wandel, der Wandel, die kleinen Gaunereien, das Erarbeiten der Begabung eine professionelle Gaunerei durchziehen zu können (viel zu kurz angeschnittener Punkt) und das Einleben im Gefängnis. Schade dass der Film hier nur das Nötigste erzählt und über diesen hektischen, sprunghaften Stil in dieser Phase auch am unterhaltungsfeindlichsten bleibt.  Denn das ist der Witz: durch die Inszenierung weiß im fertigen Film tatsächlich der eigentlich uninteressanteste Aspekt der Geschichte am meisten zu unterhalten: die Beziehung mit Phillip Morris.

Der Film hätte einen anderen Namen bekommen, und ausgerechnet die Rolle von Ewan McGregor, der auf ein neues beweist wie talentiert er ist, wäre stark gekürzt worden. Aber das wären Randerscheinungen gewesen, die ich gerne in Kauf genommen hätte, um die Geschichte so zu erleben wie sie am interessantesten gewesen wäre. Der Fehler beim gewählten Schwerpunkt ist nun einmal, dass sich der Zuschauer nach einiger Zeit fragt, was die Geschichte eigentlich erzählen möchte.

Da verlieben sich zwei Schwule im Knast, und der eine finanziert deren schönes Leben durch Betrug. Das könnte noch interessant klingen, wenn die Betrügerei im Vordergrund stehen würde, aber selbst wenn diese nach dem Knast endlich einmal mehr vertieft wird, als im ersten Drittel des Streifens, bekommt sie doch nicht genug Gewichtung, um wirklich zu einer interessanten Geschichte zu werden.

Das war den Regisseuren sicherlich bewusst, und man merkt schnell dass der Film seine Pluspunkte aus den Charakteren ziehen will anstatt aus einer packenden Geschichte. Denn die bieten sich für einen interessanten Film geradezu an: der ewig naive Phillip, der immer an die Falschen gerät, inklusive Steven. Und Steven, ein Mensch der allen so lange etwas vorgeschwindelt hat, bis er selbst nicht mehr weiß wer er ist. Schön dass dies zumindest im letzten Drittel in den Vordergrund rückt. Aber ein Vertiefen der oben genannten, zu kurz kommenden Themen, hätten den Zuschauer viel mehr in dieses verlorene Gefühl mit eintauchen lassen. „I Love You, Phillip Morris“ guckt sich zu theoretisch, und das finde ich verschenkt in einem Genre wie der Tragikomödie.

„I Love You, Phillip Morris“ weiß routiniert zu unterhalten und wird nie langweilig, auf der anderen Seite wird er aber auch nie aufregend genug, um ihn als Empfehlung zu feiern. Die erste halbe Stunde ist zu hektisch erzählt. Wer mit ihr Schwierigkeiten hat, sollte dem Rest des Filmes aber ruhig dennoch eine Chance geben. Allein den beiden Hauptdarstellern bei ihrer Arbeit zuzusehen, ist das Einschalten bereits wert. Es sind beides einfach große Talente ihres Fachs.  OFDb

12.08.2012

PEGGY SUE HAT GEHEIRATET (1986)

Auf einem Klassentreffen sackt Ballkönigin Peggy Sue zusammen und erwacht in ihrer eigenen Jugend. Da ihr Ehemann sie in der Zukunft bitter enttäuschen wird, versucht sie ihm diesmal von Anfang an zu widerstehen. Ein schwieriges Unterfangen...

Peggy Sue möchte nicht noch einmal den selben heiraten...
 
Es war nur ein Jahr nach „Zurück in die Zukunft“, da landete erneut ein Mensch in der Vergangenheit Amerikas zu Zeiten des Rock‘n Roll und biederer Lebensansichten. Mit 5 Jahren Unterschied (Marty landete im Jahr 1955, während Peggy Sue 1960 erlebt) tapsen beide ungläubig durch eine längst vergangene Zeit und wundern sich über veraltete Ansichten und Errungenschaften. Wieder wird wer Schlaues über die Entdeckungen der Zukunft staunen, wieder wird jemand aufgrund seiner Reise für verwirrt erklärt, wieder wird jemand zur Partnerschaft gedrängt inklusive Nebenbuhler, und wieder versucht der Betroffene zurück in seine Zeit zu gelangen.

Und doch könnten beide Filme unterschiedlicher nicht sein, unterscheiden sie sich doch bereits im Kern der Geschichte: Marty landet in einer ihm völlig fremden Welt, Peggy Sue erwacht in ihrer eigenen Vergangenheit. Somit ist Marty nicht nur so alt wie er ist, wohingegen Peggy als jüngeres Ich erwacht, auch der emotionale Schwerpunkt des Streifens wird dadurch anders gesetzt. Wo „Zurück in die Zukunft“ auf Witz setzt, setzt Francis Ford Coppolas Werk eher auf Nostalgie, so dass die Fantasy-Romanze oft tragikomische Wege einschlägt.

Interessanter Weise erleben wir die tragischsten Augenblicke nicht im Leiden der Peggy Sue, sondern durch ihren zukünftigen Ehemann Charlie, dessen junges Ich für all das bezahlen muss, was er noch gar nicht verbrochen hat. Dieser Kniff hat Verwandtschaft zur wichtigsten Männerrolle in „30 über Nacht“, in welchem tragische Momente über eine vernachlässigte Jugendfreundschaft entstehen, unter welcher der Mann ebenfalls mehr zu leiden hat als die eigentliche Hauptperson.

Es gibt noch einen entscheidenden Unterschied zu „Zurück in die Zukunft“. Während Marty durch die Zeit reist, weil er aus versehen eine Zeitmaschine bedient, landet Peggy Sue auf nicht wissenschaftlich erklärbaren Weg im Jahr 1960. Es wird darüber spekuliert wie Zeitreise möglich ist. Es wird versucht zurückzukehren. Aber selbst das geschieht nicht auf logischer Ebene. Auch in diesem kleinen Sub-Plot steht die Phantasie im Vordergrund, durch seines Satireansatzes beim Versuch heimzukehren jedoch nicht auf mystische Art. Das Landen in Peggys Vergangenheit ist schlichtweg Fantasy, so wie der Wechsel in einen anderen Körper in den unzähligen Bodyswitch-Komödien. Robert Zemeckis Film um die Abenteuer von Marty McFly war hingegen Science Fiction.

„Peggy Sue hat geheiratet“ schwelgt in der Erinnerung an Zeiten, in denen scheinbar noch alles eine Spur ruhiger war, gelebt in einem Alter, in dem alles noch so neu ist. Dass dies in Peggy Sues speziellen Fall nicht so ist, ist die Hauptquelle aus welcher der meist stille Humor entnommen wird. Die lebenserfahrene Ehefrau und zweifache Mutter ist längst kein naiver Teenager mehr und nicht nur durch ihre Herkunft aus der Zukunft schlauer als ihre Mitmenschen. Sie hat emotionale Hochs und Tiefs schon erleben dürfen, kann sie wie ein Erwachsener bereits rationaler einordnen und findet sich wieder inmitten naiver Teens, die ihre Gefühle noch nicht sortiert bekommen und für die jedes Hoch und Tief zu emotionalem Überreagieren führt.

Somit haben wir das Zusammentreffen von Kultur und zwei Generationen. Da beide jedoch rein technisch gesehen die selbe sind steht Peggy Sue dennoch ihren eigenen Schulfreunden näher als ihrem Elternhaus. Da Peggy sich für tot hält und nun beim zweiten Versuch alles anders machen will, stolziert sie jedoch nicht als Erwachsene durch das Jahr 1960, sondern lässt sich zurückfallen in die Rolle der Teenagerin. Sie geht auf Partys, sie schläft mit einem in ihren Augen Minderjährigen (welch provozierendes Thema am Rande, eine echte Konkurrenz zu den Liebesgelüsten der eigenen Mutter in “Zurück in die Zukunft“) und fällt ihren Freunden dementsprechend nur durch ihre Freizügigkeit und ihrer wirren Art als etwas merkwürdig auf.
 
Was mir hingegen auffällt ist das Grasen nah am Mainstream. Ständig setzt der Film auf die Tränendrüse, sei es bei lebenden Verwandten, die in der Zukunft tot sind, beim Herzschmerz des verletzten Charlie oder in der Verzweiflung Peggys immer noch den Mann zu lieben, der ihr in der Zukunft weh tun wird. Und obwohl die Geschichte recht simpler Natur ist und die Schauspieler meist nicht wirklich professionell vorgehen schafft es Coppola, dass man diesen Kitsch mit offenen Armen empfängt, sicherlich auch weil es Nostalgie-Kitsch a la „Stand By Me“ und Co ist. Sich von vergangenen Zeiten einlullen zu lassen funktioniert irgendwie immer eine Spur besser als Kitsch in der Gegenwart zu ertragen. So geht es zumindest mir.

Auch wenn Peggy Sue nicht glaubhaft jünger wirkt, während ihre jugendlichen Mitspieler in der Zukunft nicht glaubwürdig gealtert wirken, so weiß der Film, der näher am Massengeschmack angelegt ist als sein verwandter Blockbuster aus dem Jahre 1985, doch zu bezaubern. Hits vergangener Tage sausen einem durch die Ohren, witzige Momente lockern die Tragik auf und einer Identifikationsfigur mit Heimvorteil zu folgen gibt dem Zuschauer ohnehin das gewisse Etwas beim Miterleben. Erstaunlich dass man sich an ihr orientiert, obwohl man sich die Romanze betreffend von ihr löst, da man Charlie derart leiden sieht.

Was der Film einem an Erlebten und Emotion schenkt, macht wieder wett was er handwerklich oder über angewandte Klischees falsch macht. Und somit ist „Peggy Sue hat geheiratet“ Edelkitsch geworden, der definitiv zu wirken weiß. Die Negativpunkte dürfen trotzdem ein wenig verwundern, sind doch mit Francis Ford Coppola, Nicolas Cage, Jim Carrey und in der Hauptrolle Kathleen Turner alles talentierte Leute ihres Fachs beteiligt gewesen. Mag deren etwas unglaubwürdiges Werkeln gar Absicht sein, damit der Film surrealer wirkt?  OFDb
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