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24.11.2024

AUSLÖSCHUNG (2018)

Ein Fremdkörper auf der Erde aufgeschlagen verursachte am Berührungspunkt ein sich ausdehnendes Feld, das von der Restwelt der Erde durch einen ominösen Schimmer getrennt ist. Da diese Zone wächst und wächst, wurden Forscher-Teams und Militär-Einheiten eingesetzt, um die Zone, durch die kein Signal hindurch reicht, zu erforschen. Niemand außer Lenas Mann kehrte jemals von dort zurück. Dieser ist nicht ansprechbar. Lena gelingt es Teil des nächsten Expeditionsteams zu werden...

Die Höhle im Leuchtturm...

Alex Garland ist ein hervorragender Autor. Er bescherte uns die Drehbücher für "28 Days Later", "Alles was wir geben mussten" und "Dredd", und seine erste Regie-Arbeit zu einem selbstverfassten Science Fiction wurde gar sein kreativer Höhepunkt. "Ex-Machina" schaut sich vom Intellekt her wie ein Genre-Beitrag aus den 70er Jahren, dem wohl besten Jahrzehnt für Science Fiction, ohne jedoch auf Retro-Film getrimmt zu sein und somit dennoch die moderne Luft des 10er Jahre-Kinos atmend. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an das Nachfolge-Werk "Auslöschung", das mit einem ebenfalls interessanten Plot beginnt. Leider ist man diesmal mehr um optische Reize bemüht und um den langen Erhalt eines scheinbar unergründlichen Rätsels, anstatt um reflektierte Antworten, und so wird aus dem zunächst reizvollen "Annihilation" (Originaltitel) eher ein verträumtes, düsteres Werk für Esoterik-Begeisterte, anstatt für mitdenkende Zuschauer. Zwar verweigert man uns nicht wirklich Antworten, und sie sind wissenschaftlicher Natur, aber ihr Berührungspunkt zum Unerklärlichen lässt ihn doch viel zu verspielt, verträumt und lückenhaft erscheinen, als dass er auch nur im Ansatz das Niveau der eingangs erwähnten Werke erreichen könnte. 

Kaum durch den Schimmer hindurch getreten, wird alles absichtlich in ein hypnotisch anmutendes, entrücktes Farbflair getaucht, das seinen Effekt der Desorientierung und den Eindruck einer fremden Welt gekonnt wiedergibt, aber auch eine bleierne Schwere, wie bei den Protagonisten, bei mir als Zuschauer verursachte. Deren erste Entdeckungen sind sachlicher Natur, bevor die Gesetzmäßigkeiten der uns bekannten Physik immer mehr auf den Kopf gestellt werden, um daraus eine Welt, in der alles möglich ist, zu machen, anstatt uns einen roten Faden zu servieren, der uns eine Alternative zum bereits Bekannten serviert (wie sprachlich z.B. bei "Arrival" geschehen). Wie erwähnt existiert dennoch tatsächlich eine Auflösung, und manch offen scheinende Lücke wird versteckt beantwortet. Geistreich erscheint "Auslöschung" dennoch nur bedingt. Diese wackelige Mentalität gepaart mit der Schwere seiner Atmosphäre entfachte in mir eine Anstrengung darin interessiert dran zu bleiben. Das Ergebnis war das Dranbleiben leider nicht wert. "Auslöschung" mag zwischendurch immer wieder reizvolle Ideen und Szenen aufweisen, und sein Anfang ist tatsächlich gut erzählt, da die Neugierde gekonnt gekitzelt wird, aber er ist mir zu verträumt surreal ausgefallen. Das hätte mich bereits ohne die qualitativen Vorgänger intellektuell wie unterhaltungstechnisch ausgebremst. Allein schon weil das Forscherteam hier von Beginn an völlig unprofessionell vorgeht und entsprechend nicht wissenschaftlich geschult wirkt, obwohl das Drehbuch gegenteiliges von den meisten der Figuren behauptet, konnte ich mit "Auslöschung" nie richtig warm werden.  Wiki

17.05.2023

DOLORES (1995)

Das Leben ist ungerecht, und wenn man eine Frau verheiratet mit einem alkoholkranken Mann ist, erst recht. Wir blicken ins Leben einer unter ärmlichen Bedingungen kämpfenden Frau, die für ihre Tochter alles gab, schuftete und Demütigungen erduldete, stets hart arbeitete und sich den Widrigkeiten der Gesellschaft stellte. Haben die Umstände sie zur Mörderin gemacht, oder ist dieser Vorwurf nur ein weiteres ungerechtes Leid in einem Leben voller Hürden? Die Tochter weiß es nicht einzuschätzen, verdrängte was einst geschah. Denn die Frage stand schon einmal im Raum. Ist ihre Mutter eine Mörderin? Kann der Vorwurf zweimal innerhalb von 18 Jahren Zufall sein? Trickreich werden wir zu Beginn des Films Zeuge der angeblichen Tat aus einem Blickwinkel, der Schuld suggeriert. Das soll kein Mordversuch sein? Zurecht beginnen wir trotzdem mit der Zeit zu zweifeln, in einem Szenario, das glücklicher Weise trotz allerhand Klischees nicht rein zum Betroffenheitsdrama wird, sondern dank guter Mimen, toller Fotografien und gekonnter Inszenierung zu einem sehenswerten Psycho-Drama wird, durch die Vorlage Stephen Kings in mancherlei Punkten freilich vorhersehbar ausgefallen (seinetwegen auch das Meer an Klischees). Nichtsdestotrotz ist das fertige Produkt ein interessanter Film, und er bleibt dies bei immerhin über 120 Minuten Laufzeit. Neben der Frage nach Täterin oder nicht, geht es mitunter auch um die persönlich empfundene Rechtfertigung. Hat man unter bestimmten Lebensumständen das Recht zu morden? Leider bekommt man in "Dolores Claiborne" (Originaltitel) stets das Gefühl, die Frage unterschwellig beantwortet zu bekommen. Ein Schweben dieser Frage unbeantwortet über den Geschehnissen hätte mir besser gefallen. Ebenso der Aspekt, dass der Verdacht des sich an der Tochter vergreifenden Vaters ungelüftet bliebe, Interpretation für den Zuschauer quasi. Doch "Dolores" ist kein europäisches Drama, in den USA muss alles beantwortet werden und am Schluss Gerechtigkeit erhalten. Das mag nicht konsequent sein, ändert aber auch im Bereich des sich zur Unterhaltung verpflichtenden US-Dramas nichts daran, einen bewegenden Stoff mitzuerleben, der erst nach und nach seine Wahrheiten lüftet.  Wiki

16.02.2020

WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT... (1992)

In erster Linie bringe ich Jennifer Jason Leigh immer mit ihrer süßen, unbedarften Rolle aus "Ich glaub' ich steh' im Wald" in Verbindung. Da wirkt der Wandel zum Psychopathen besonders reizvoll, auch wenn ich gestehen muss die gute Frau als Heddie in "Weiblich, ledig, jung sucht..." kaum wiedererkannt zu haben. Zumindest ist die in der Teenie-Komödie so empathisch verwirrt und verletzt agierende Schauspielerin für Barbet Schroeders Streifen bestens besetzt, stellt das Drehbuch Leighs Rolle doch nicht einzig sinnlos als Psychopathin dar, sondern entwirft es doch einen interessanten, wenn auch psychologisch nicht komplett ausgereiften, Hintergrund, der die Erkrankung erklärt und Heda teilweise zu einer liebevoll Leidenden macht. Das macht sie nicht weniger gefährlich, wie uns die Geschichte zeigt, der es einzig um den Unterhaltungswert geht, aber es darf zumindest auf beiden Seiten der zwei wichtigen weiblichen Figuren gelitten werden, auch wenn unsere Identifikationsfigur Allison ist.

Der Kniff an der Geschichte ist weniger der Aufhänger um die Kopie, zu der Heddie immer mehr von Allison wird, auch wenn dies der stets überall nachzulesende Hauptpunkt ist. Die Raffinesse ist es, typische gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und alltägliche Unhöflichkeiten auf eine Psychopathin treffen zu lassen. Dies findet nicht in einer Gewaltorgie a la "Falling Down" statt, der ähnliches auf anderer Ebene kombinierte, sondern in leiseren, wenn auch nicht minder morbiden, Tönen. Allisons unreflektierte, sich nicht für verletzend haltende, Arroganz, ihr Zeigen von Mitgefühl durch Mitleid, ihre egoistische Perspektive, sowie das Fehleinschätzen der eigenen Person, was zu falschen Versprechungen beim Einzug Hedas führte, sind gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten, die aufgrund ihres häufigen Auftretens kaum noch als Fehlverhalten gelten und stets durch oberflächliche Begründungen gerechtfertigt werden. Freilich trägt auch die introvertierte, seelisch gestörte Mitbewohnerin und Freundin eine gewisse Mitschuld im Verhalten Allisons, da sie sich dieser stets anbiedert, geradezu eine Art Hausangestelle für Allison wird, ohne dass diese sich das je wünschte. Heda setzt sich selbst unter Druck, klammert zu viel, mischt sich zu sehr ein. Alles soll perfekt laufen. Endlich mal, denn sie durchlebt einen solchen Versuch der Annäherung und Angleichung nicht zum ersten Mal. Auf eine solch gestörte Person prallen nun besagte unangenehme, verletzende Selbstverständlichkeiten einer ignoranten, modernen Gesellschaft, und das entlädt sich in mörderischen Aktionen der Mitbewohnerin.

So wenig authentisch sich das Treiben in "Single White Female" (Originaltitel), dem 2005 eine Video-Fortsetzung in anderer Besetzung folgen sollte, auch gucken mag, angesiedelt in einer alternativen Kinorealität entpuppt sich das Drehbuch als äußerst pfiffig, da keine simple Oberfläche abarbeitend, sondern einen interessanten Hintergrund schaffend, der psychologisch betrachtet gar nicht von schlechten Eltern ist, zumal er nur scheu an die Oberfläche gerät, ohne dass das Drehbuch stets auf das Vorhandensein dieser Elemente hinweist. Sie fließen im Hintergrund, wissen unbewusst zu wirken, oder werden nur von aufmerksamen Personen entdeckt. Dies in Kombination mit einer guten Besetzung auf weiblicher Seite und einer bedrohlichen Stimmung, die selbst harmlosen Momenten ein ungutes Gefühl beschert, machen "Weiblich, ledig, jung sucht..." zu einem packenden Erlebnis, das ein männliches Zielpublikum nicht ausschließt. Lediglich das ansonsten zu routiniert stattfindende Szenario, welches brav die typischen Stadien einer solchen Geschichte abarbeitet, sowie die zu Klischee-beladenen männlichen Rollenbilder, schmälern das Ergebnis etwas zu sehr, als dass man in diesem sympathischen Thriller mehr sehen könnte, als den netten, kleinen Unterhaltungsfilm für zwischendurch.  OFDb

31.07.2018

BURIED ALIVE - LEBENDIG BEGRABEN (1990)

Frank Darabonts Langfilm-Regiedebüt ist seine TV-Herkunft nicht zu übersehen, auch wenn Darabont die Kostengünstigkeit so gut wie möglich zu überspielen weiß. Glaubhafte Mimen stehen ihm zur Verfügung, ein interessantes Drehbuch liegt vor, einzig das zu schlichte Abfilmen der ganzen Chose lässt "Buried Alive - Lebendig begraben" so schlicht erscheinen wie er nun einmal ausgefallen ist. Der Regisseur späterer Erfolge wie "Der Nebel", "Die Verurteilten", "The Green Mile" und "The Walking Dead" hat theoretisch gesehen einen typischen Rache-Thriller abgeliefert, aber dank einiger Ausnahmeszenen und hauptsächlich aufgrund des Finalszenarios atmet der Streifen zudem Horrorfilm-Luft. Und mit dem was in der letzten halben Stunde passiert, ist er auch alles andere als gewöhnlich ausgefallen, so skurril wie Clint seine Rache angeht, deren Ziel es ist Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Die Geschichte von "Lebendig begraben" (Alternativtitel) spielt in typischer Filmrealität. Die Böswilligkeit des Mörderpärchens wird angenehm überspitzt dargestellt und soll keinen Realismus imitieren. In "Till Death Do Us Part" (Alternativtitel) geht es lediglich um den Spaß an der Rache, humorfrei umgesetzt, trocken erzählt wie zuletzt Anfang der 90er Jahre für die Masse möglich, und dank einer stimmigen Inszenierung, die jedoch ruhig noch eine Spur düsterer, härter und/oder spannender hätte ausfallen können, unterhaltsam genug ausgefallen um mit dem simplen Ergebnis zufrieden zu sein. Die Auferstehungsszene erinnert aufgrund mancher Perspektive und der atmosphärischen Hintergrundmusik gar an den grandiosen "The Return of the Living Dead", freilich ohne dessen Genialität zu erreichen. Der Rest ist wie erwähnt angenehm routiniert umgesetzt, so dass die überraschend ungewöhnliche Schlussidee des letzten Drittels um so besser zünden kann.

Auch wenn man nicht auf Realismus aus ist, so verhelfen kleine, scheinbar unbedeutende Fakten der Geschichte dabei glaubwürdiger zu bleiben als sie es eigentlich ist. Einzig das viel zu flach geratene Grab weiß alles andere als zu überzeugen, andererseits wäre Clint tiefer verbuddelt nie glaubwürdig seinem Erdgefängnis entkommen. "Buried Alive - Lebendig begraben", den man nicht mit dem titelähnlichen "Buried - Lebendig begraben" verwechseln sollte, ist somit einem kleinen Publikum vergangener Horrorkost zu empfehlen, so lange dieses nicht das große Ereignis erwartet. Wesentlich schlechter ist die Fortsetzung "Buried Alive - Lebendig begraben 2" ausgefallen, die Tim Matheson, der Hauptdarsteller des ersten Teils, persönlich inszenierte, während er selbst nur ein paar Gastauftritte absolviert. Mit Ally Sheedy ist zwar auch dieser in der Hauptrolle brauchbar besetzt, aber die Fortsetzung ist in ihrem Wiederkäuern des Plots des hier besprochenen Streifens weit weniger glaubwürdig, geschweige denn interessant ausgefallen, zumal dem Sequel im Gegensatz zum Original der besondere Aufhänger am Schluss fehlt. Andererseits ist es schön, dass dieser Pluspunkt von "Buried Alive" (Originaltitel) nicht auch noch lustlos kopiert wurde. Bereits im hier besprochenen Film merkt man der Idee an, dass mit ihr weit mehr herauszuholen gewesen wäre.  OFDb

12.07.2016

GREENBERG (2010)

Greenberg ist frustriert. Greenberg ist wütend. Greenberg kommt gerade aus der Anstalt. Greenberg ist ich-bezogen. Greenberg ist isoliert. Greenberg ist verliebt. Vielleicht auch nicht, vielleicht sucht er nur die Abwechslung und Florence bietet sich da gerade an, ist sie mit ihrem Leben doch so unzufrieden wie Greenberg selbst. Aber ist er verliebt? Er ist zumindest an ihr interessiert. Aber das kann Florence nicht wissen. Denn Greenberg kann es nicht zeigen. Er zeigt stattdessen Wut und Enttäuschung. Der tiefgründige Greenberg hat eine hohe Erwartungshaltung an das Leben und an seine Mitmenschen. Und innerlich eigentlich nur um sich selber kreisend wird er schnell wütend, wenn Menschen seine Erwartungen nicht erfüllen. Dann wird Greenberg unhöflich, verletztend und flüchtet.

Greenberg weiß dies aber auch. Im nachhinein tut ihm das leid. Er will nicht so sein. Er will daran arbeiten, tut dies jedoch nie. Sein Egoismus ist ihm im Weg, selbst als sein bester Freund, mit dem ihm nur ein oberflächliches Abhängen verbindet, und der Greenbergs letzter Freund ist, nachdem jeder andere ihm den Rücken gekehrt hat, ihn auf Wahrheiten stößt, kann sich Greenberg nicht aus seinem emotional gelähmtem, ich-bezogenen Gefängnis befreien. Ob er sich je für das Kind seines besten Freundes interessiert habe, wird er von ihm gefragt. Greenberg scheint gar nicht zu verstehen was sein Kumpel damit meint. Greenberg verarbeitet gerade andere Dinge, glaubt diese würden ihn im Umgang mit anderen hemmen und übersieht damit das wesentliche.

Florence ist jung, offen und natürlich. Das weiß zu gefallen. Aber sie ist auch oberflächlich, intellektuell desinteressiert, das passt nicht zu Greenbergs Vorstellungen wie ein Mensch sein müsse. Florence pflegt Freundschaften, geht einem Hobby nach, ist tüchtig und engagiert in ihrem Job. Und doch ist sie unzufrieden, geradezu lethargisch. Frisch aus einer Beziehung heraus frustriert sie Gelegenheitssex, den sie dennoch zulässt, um etwas fühlen zu können. Aber er fühlt sich nicht gut an. Mit Greenberg will sie diesen Fehler nicht wiederholen.

In Gesprächen, die mehr wie Selbstgespräche als wie ein Dialog klingen, nähern sie sich vorsichtig einander, aber kühl und emotionslos, frustriert und distanziert, die eigenen Hemmungen störend im Raum schwebend. Greenberg ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sensibel sein zu können, also das nicht geben könnend was Florence gerade braucht. Kann ein Greenberg ihr dennoch gut tun? Keine Ahnung, aber sie fühlt sich zu ihm hingezogen, weiß auch nicht genau warum, aber es ist so. Aber je mehr sie von Greenberg verletzt wird, desto mehr distanziert sie sich von ihm. Es sind äußere Umstände, die sie immer wieder zu ihm führt, meist weil der nicht Auto fahrende Greenberg dringend Hilfe braucht.

Das ist in der Theorie alles so interessant wie es klingt. Und Autor und Regisseur Noah Baumbach bewirkt in „Greenberg“ keine künstlichen Wunder, erzählt kein Märchen in welchem am Ende alle glücklich sind. Er liefert stilistisch eher europäisches Kino ab, lässt sich die Figuren nur so nah nähern wie es diesen möglich ist innerhalb ihres aktuellen Entwicklungsprozesses. Ob das Ende ein Happy End ist, lässt sich schwer erkennen. Und in solchen Punkten ist die Umsetzung geradezu lobenswert zu nennen.

Baumbach betrachtet mir Greenbergs isoliertes und egoistisches Leben jedoch eine Spur zu nüchtern. Sachlich ist gut, unromantisch auch, frei von Kitsch sowieso, aber die Einsamkeit die einen innerlich zerfrisst und bei der man nicht in der Lage ist sie zu beheben, hätte ich gerne intensiver emotional mitgefühlt. Hier ist mir der Film zu distanziert und theoretisch ausgefallen. Und so kreisen letztendlich alle Personen um sich selbst, ohne nennenswerte Entwicklung im Geschehen, alles an sich positive Eigenschaften für eine erwachsene Tragikomödie. Aber in dem stumpfen Zustand den „Greenberg“ vermittelt, wirkt dies eher wie ein Stillstand auf dem Bildschirm.

Somit kann „Greenberg“ nie den Tiefsinn erreichen, der Baumbach vorschwebte, bleibt intelligent, durchdacht und interessant, aber eben nicht emotional greifbar, miterlebend und empathisch. „Greenberg“ bleibt zu verkopft, verrät sich selbst als stumpf wie seine Protagonisten und verfehlt damit die Möglichkeit ein großes Werk seines Genres zu werden. Baumbachs „Gefühlt Mitte Zwanzig“, ebenfalls mit Ben Stiller besetzt, gefällt mir da schon etwas besser, auch wenn dieser zunächst nicht so tiefsinnig scheint wie er eigentlich ist. Diese Eigenschaft macht den Folgefilm zum Gegenstück zum hier besprochenen Werk. „Greenberg“ entlarvt das fehlende Mitgefühl als stumpfer als er eigentlich ist. Kühler Intellekt ist eine eigene Form von Dummheit und steht somit der intelligenten Theorie im Weg Fleisch zu werden.  OFDb

09.12.2015

ICH GLAUB' ICH STEH' IM WALD (1982)

„Ich glaub‘ ich steh‘ im Wald“ erzählt uns die alltäglichen Abenteuer diverser Teenager während eines kompletten Schuljahres. Damit ist keine detailreiche Betrachtung möglich, der Film stochert eher in den Highlights des Privatlebens der Schüler herum, aber er macht dies auf eine solch sensible und charmante Art, dass der in seiner Unaufgeregtheit erzählte Film tatsächlich zu den großen Beiträgen seines Genres aus den 80er Jahren gehört.

Regisseurin Amy Heckerling, die auch für das Drehbuch dieses auf einem Roman basierenden Filmes verantwortlich war, nimmt ihre Figuren ernst. Und trotz der zeitlichen Sprünge und dem Hin und Her zwischen den Figuren trifft sie doch immer wieder ins Schwarze, so dass die Geschichte nicht gehetzt und halbherzig eingefangen wirkt, sondern nah am Empfinden von Jugendlichen dran ist. Da wird nichts schön geredet, nur selten übertrieben (z.B. bei einem äußerst brutalen Football-Spiel) und manches Mal überrascht der amerikanische Streifen aufgrund seiner Freizügigkeit. Wir befinden uns mitten im Leben der Teenager der 80er Jahre, und Klischees werden maximal gestreift als dass man in ihnen suhlt. Man lernt die Protagonisten tatsächlich als Menschen kennen.

Der hier in Deutschland relativ unbekannte, in Amerika aber zum Kultfilm erklärte, „Fast Times at Ridgemont High“ (Originaltitel) fährt allerhand Prominenz auf. Während Sean Penn in der mit Blick von heute völlig unerwarteten Rolle des Oberkiffers brilliert, weiß Phoebe Cates als Sexualerfahrung vorgaukelnde Humorlose zu überzeugen. Jennifer Jason Leigh darf bezaubernd die Naive mimen, die zum Ende des Streifens über mehr Lebenserfahrung verfügt als ihre großmaulige Freundin. Judge Reinhold hat die wohl am schwierigsten zu greifende Rolle erwicht, eben weil er so gar keinem klassischen Charakter-Typ entsprechen will. Und Forest Whitaker ist in einer recht kleinen Rolle zu sehen, die jedoch noch wesentlich größer ausgefallen ist als die Statistenrolle Nicolas Cages, der immer wieder mal im Hintergrund zu sehen ist.

„Ich glaub‘ ich steh‘ im Wald“ erzählt von den enttäuschenden Sexualerlebnissen der Teens, die nie den Träumen entsprechen, wie man sich diese Erfahrungen als Jungfrau ausgemalt hat. Es werden Erkenntnisse gesammelt, wobei jeder auf dem zum Charakter-Typ passenden Niveau eine Entwicklung durch macht. Glaubwürdig bleiben selbst die übertriebensten Figuren, sogar der obercoole Kumpel von Mark, der für einen etwas tragischen Part für kurze Zeit überraschend in den Vordergrund rückt. Heckerling macht sich nie über Schwächen lustig. Ihr Werk kommt manches Mal tragikomisch und meist sensibel humorvoll daher. Und wenn sich das Schuljahr dem Ende neigt ist jeder um Erfahrungen reicher.

Was mir persönlich am Film so gefällt ist die Gelassenheit und die Natürlichkeit in welcher er seine Situationen taucht. Die Konfrontation zwischen Kiffer und strenger Lehrer wird auf zurückhaltender, fast brav zu nennender Ebene ausgefochten, Peinlichkeiten aufgrund von Schüchternheit werden auf simpelste, alltäglichste Art aufgezeigt, usw. „Ich glaub‘ ich steh‘ im Wald“ ist hierbei niemals die Art Teeniefilm, wie wir sie durch „American Pie“, „Eis am Stiel“, nicht einmal durch die großartigen John Hughes-Streifen der 80er Jahre kennen. Trotz aller Lustigkeiten und teilweise recht schräger Figuren bleibt der Film immer bodenständig, verzichtet darauf Film zu sein, sprich er baut nicht auf jenen Grad Übertreibung, der zum Medium im Popkornbereich eigentlich automatisch dazu gehört. Er vertraut auf den Wiedererkennungswert für den Zuschauer, auf das Menschliche, das Schrullige wie das Normale. Und er erzielt damit ein hohes Interesse an dem was man sieht.  OFDb
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