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18.08.2024

STRANGE DAYS (1995)

Aufgezeichnete Bewusstseinsmomente sind auf dem Schwarzmarkt das neue Video-Highlight, um Situationen wie Sex, Tod oder Gefahrenmomente wie am eigenen Leib zu erleben. Der Ex-Cop Lenny handelt mit derartigen Aufnahmen und kommt in Schwierigkeiten, als er ohne es zu bemerken an eine Aufzeichnung gerät, die Informationen enthält, für die jemand über Leichen geht...

Die Welt am Abgrund...

Man kann darüber diskutieren, ob es mutig oder dämlich ist, einen Film aus der nahen Zukunft (das Jahr 1999) zu wählen, um von einer Gesellschaft zu erzählen, die für den aufgezeigten Niedergang und den technischen Errungenschaften wesentlich mehr Zeit benötigen würde. Das macht den Stoff unglaubwürdig. Und Sinn macht das Spiel mit dem Millenium, dem einzigen Grund warum man das nahe Zeitfenster wählte, für die Geschichte sowieso nicht. "Strange Days" ist ansonsten jedoch gut und  durchdacht erzählt. Somit hinterlässt er eher den Eindruck einer alternativen Welt, die unserer ähnlich ist. Dem Gelingen steht besagter Kritikpunkt also nicht im Weg. Die Geschichte ist weit banaler geprägt, als all das Brimborium, mit welcher sie aufgepeppt wird, einen wahrnehmen lässt. Der u.a. aus der Feder von Erfolgs-Regisseur James Cameron stammende Science Fiction-Film zeigt uns eine dreckige, hoffnungslose und asoziale Zukunft, in der sich fast jeder selbst überlassen ist und in der es nur noch wenige Menschen mit Idealen gibt. Unser Held zählt nicht dazu, auch wenn es gewisse Anflüge von Restmoral bei ihm zu entdecken gibt. Mit seinen mal selbst-, mal fremdverursachten Problemen steckt er mit dem Kopf zu sehr im Arsch, um klar zu sehen. Dass er mitten in einer Verschwörung steckt, bemerkt er erst spät. Bei einer Laufzeit von 140 Minuten ist dies ein reizvoller Weg der Erzählung.

"Strange Days - Die Zukunft ist jetzt" (Alternativtitel) lässt uns Zuschauer aber ebenfalls über vieles im Unklaren. Da gibt es Einflüsse auf die Hauptereignisse womöglich über die heruntergekommene Ex des Helden und deren neuem, mächtigen Lover, es gibt wie erwähnt das Spiel mit dem kommenden Jahrtausendwechsel, es gibt Gerüchte Lenny habe Beweise von einem Geheimnis über das niemand etwas weiß, und es geht ein Psychopath um, der die neue Aufzeichnungstechnik so umfunktioniert, dass seine Opfer sich selbst beim Folter- und Sterbeprozess sehen können. An Abscheulichkeiten mangelt es in diesem Sumpf an Gesellschaft nicht, aber dies ist selbst für die Leute der hier gezeichneten Welt mehr als sie ertragen können. Aber was hat mit all den ominösen Geschehnissen, welche die Hauptfigur und ihr Umfeld in Lebensgefahr bringt, konkret zu tun, und was ist Ablenkung und Täuschung? Die Auflösung ist interessant, bedient sich aber einer Person, die aufgrund ihrer zu schurkisch anmutenden Besetzung dem erfahrenen Cineasten längst als Bösewicht klar war. Aber dieser bestätigte Verdacht betrifft glücklicher Weise nur die Person, nicht die Beweggründe warum was passiert, wir schweben diesbezüglich ebenso im Unklaren wie Larry. Und obwohl es für einen Science Fiction so gut wie keine tatsächlichen Schauwerte gibt (die hohe Anzahl an Actionszenen einmal ausgeschlossen), funktioniert der futuristische Krimi-Plot auf seine Überlänge überraschend gut.

Es erstaunt regelrecht, dass auf die Cyberpunk-Elemente verzichtet wird, die im Genre-Kino der Entstehungszeit gerade so beliebt waren (als Beispiele sei nur einmal "Johnny Mnemonic", "Tank Girl" und "Flucht aus L.A." genannt). Denn rein mental atmet "Strange Days" deren Luft, es wird nur auf übermäßig schräge Figuren und Technikschnickschnack verzichtet. Das gelebte Illegale im Alltag, das Verrottete der Gesellschaft, soll reichen, und das tut es auch. Hervorragend unterstützt wird dieser Blick auf eine erbärmlich gewordene Zukunft durch die Figur der Ex-Freundin des Ex-Cops. Sie ist nicht nur abgefuckt und heruntergekommen charakterisiert, sie wird zudem geradezu provokativ von Juliette Lewis sexy dargestellt. Für eine derartige Prominenz ist es geradezu untypisch, wie gewagt nackt sie sich hier präsentiert, doppelt moralisch reingewürgt, weil sie schon immer, auch in diesem Film, wie eine Minderjährige wirkt, mit ihrer jüngeren Ausstrahlung. Das provoziert, reizt, verunsichert und verabscheut, wird aber nicht übertrieben, sondern lediglich zu einem funktionierenden Element in der kompletten Maschine. "Strange Days" wird durch derartiges nicht zum reinen Provo-Film, er soll trotz seines Hangs zu reißerischen Schauwerten dennoch reflektiertes Kino sein. Dieser Punkt ist es auch, der Kathryn Bigelows Werk von "8mm" unterscheidet, der ebenfalls den Abschaum der Gesellschaft nahm, um tief im Sumpf der menschlichen Abgründe zu wühlen, dabei aber zu theatralisch und moralisch vorging.

"Strange Days" hingegen funktioniert, und er tut es bewusst durch das Einsetzen von Mainstream-Hebeln. Er ist deutlich für den Massengeschmack ausgelegt, allein schon weil er nie einen empathischen Versuch unternimmt die für den Stoff so wichtige Gefühlswelt des Helden mehr als Klischee sein zu lassen. Ob er auch entsprechend beim Zielpublikum ankam, bei all dem Pessimismus, den er entgegen deren üblichem Wohlfühlanliegen atmet, weiß ich nicht. Abgesehen von der zu früh zu erkennenden Täteraufdeckung geht dieser Mix aus sicher Erzähltem und gewagt dreckigem Stil in Ordnung. Dass "Strange Days" viel banaler ist, als er uns die ganze Zeit vormacht, wird gewitzter Weise als bewusste Pointe genutzt, anstatt als unaufgedeckte Methode, die möglichst niemand bemerken soll. Auch diese Herangehensweise finde ich äußerst reizvoll. "Strange Days" hätte noch etwas mehr Kult-Potential benötigt, um zu einer Größe des Genres zu werden, aber überdurchschnittlich ist er in seiner packenden Art und dem Kreieren seiner der unseren Gesellschaft nahen Zukunftswelt dennoch ausgefallen. Die Chance mittels der neuen Technik intelligente Kritik am Konsumverhalten der Gegenwart zu vertiefen, verschenkt er für sein Action-Hauptaugenwerk, geht also in Ordnung, da er weiß was er will. Und zu viel Tiefgang gehörte bewusst nicht dazu. "Matrix" zeigte jedoch nur wenige Jahre später, dass Intellekt und Action zugleich definitiv möglich gewesen wären, auch im Mainstream.  Wiki

06.09.2020

TERMINATOR 6 - DARK FATE (2019)

Nun wird nach dem unbeliebten "Terminator 5" wieder einmal alles zurück gespult auf das Ende von "Terminator 2", dem letzten richtig anerkannten Teil der Reihe, um diesen fortzusetzen. Diesmal schrieb der Regisseur der ersten Teile am Drehbuch mit, um seine Vision einer Fortführung seiner Kinoerfolge umzusetzen, und er produzierte "Terminator - Dark Fate" zudem gleich mit, mit Ruhm hat sich James Cameron damit allerdings nicht bekleckert. Letztendlich ist dieser erneute Teil 3 nicht besser oder schlechter ausgefallen als Teil 5 und "Terminator 3". Er bezieht sich sogar auf die Idee von Letztgenanntem, dass es einfach deswegen weiter geht, weil die Entwicklung nun einmal zu einem späteren Zeitpunkt so weit ist, lässt dafür konsequenter Weise Skynet nie geschehene Zukunft sein und eine andere künstliche Intelligenz auf die Menschheit los, lässt diese aber weit weniger konsequent ebenfalls Terminatoren bauen und durch die Zeit schicken, inklusive dem flüssigen Modell aus dem ersten Sequel. Das macht keinen Sinn, allerdings legt es das Drehbuch ohnehin nicht darauf an eine geistreiche Geschichte zu servieren. 

Der Zuschauer soll möglichst nonstop wuchtige Action erleben. Ruht sich die Geschichte einmal für dramatische oder gar philosophische Momente aus, so werden diese für den geistlosen Schnellzweck dümmlich verbretzelt, anstatt aus den durchaus interessanten Ansätzen tatsächlichen Tiefsinn am Rande zu zaubern. Da kann man mit leben, erwarten tut man ohnehin nichts geistreiches mehr von einem Großprodukt dieser Art. Dass man sich jedoch keine Mühe gibt dem Zuschauer die Figuren näher zu bringen, verärgert tatsächlich, bleibt "Terminator 6 - Dark Fate" damit doch ein zu oberflächliches Produkt, zumal er ohnehin nur die Geschichten der Vorgänger variiert neu abspult, anstatt eigene Ansätze zu erfinden und einen neuen Verlauf darauf aufbauend zu konstruieren. Einziger Lichtblick ist der schnell verpuffende Aufhänger Sarah Connors ihren Sohn nach der Errettung der Menschheit ironischer Weise durch eine Macht verloren zu haben, die in Zukunft nicht mehr existieren wird, und selbst dieser sympathische Aspekt wird zu schnell und lieblos abgespult, als dass sich die Geschichte damit gehaltvoller und die Figur damit tiefsinniger anfühlt. 

Nach dem x-ten Scheitern einer gescheiten Fortsetzung hat man immer noch nichts dazu gelernt. Der Film ist für den schnellen Dollar gedreht, die drei entscheidenden Namen James Cameron, Arnold Schwarzenegger und Linda Hamilton haben als Zuschauermagnet zu reichen, anstatt endlich mal wieder mutig voran zu preschen, um sich einen Erfolg auch zu verdienen, was sehr schade ist, da es vielleicht die letzte Möglichkeit war alle drei für eine Fortsetzung zu vereinen. Was hätte dies zusammen mit einem intelligenten Projekt, welches den Schöpfern tatsächlich am Herzen liegt, für Potential geboten im sonst so feigen Blockbuster-Kino von heute? Nun ja, nun ist es nun mal, wie es ist, wie zu erwarten ist die fünfte Fortsetzung keine Offenbarung. Als geistloser Science Fiction-Action ist er aber immerhin zügig und flott genug erzählt, um nicht zu langweilen. Er unterfordert höchstens durch die immergleiche Geschichte, nicht durch zu extreme Dümmlichkeit und lässt sich somit angenehm geistlos konsumieren. 

Angenehmer wäre aber auch diese simple Art des Schnellverzehrs ausgefallen, wenn sich das Ganze nicht immer wieder derart penetrant beim Publikum mit Verweisen auf Kultszenen aus den beliebten Vorgängern anbiedern würde. Zumal man das Herz der beiden Kultfilme mit der mechanischen Mentalität lediglich eine Auftragsarbeit abzuliefern ohnehin mit Füßen tritt und sich mit dem hier vorliegenden Projekt lediglich damit absichern möchte mittels eines Generationenwechsels weiterhin fleißig Fortsetzungen drehen zu können, wenn die ehemaligen Stars längst ins Gras gebissen haben. Das klappte bei "Star Wars - Das Erwachen der Macht" und seinen Fortsetzungen etwas besser, während die beiden "Creed"-Filme zeigten wie man es richtig macht, indem man den neuen Figuren auch wahre Charaktere beschert, anstatt sie nur als hohles Gefäß durch den Film stampfen zu lassen. Und wenn man schon dies nicht schafft, sollte man sich zumindest Mimen ins Boot holen, die ein gewisses Charisma versprühen. Das mag auf der Seite der Guten ja noch recht ordentlich, zumindest aber akzeptabel, funktioniert haben, der böse Terminator ist von der Besetzung her jedoch ein schlechter Scherz.  OFDb

02.02.2020

AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA (2009)

"Avatar - Aufbruch nach Pandora" ist ein sympathisches Filmchen, das einen in eine alternative Welt entführt und uns dort an einem klassisch erzählten Abenteuer um Macht, kulturelle Differenzen und Liebe teilhaben lässt. Naiv wie ein Disney-Zeichentrick erzählt, und auch die Mentalität eines solchen atmend, ist James Camerons Werk somit kein Science Fiction jener Art, der zum Denken anregt und intellektuell erzählt ist, sondern ganz im Gegenteil einer der zum Träumen einlädt und uns für 2 1/2 Stunden in eine phantastische Kinowelt einlullt, die mit ihrer finanzstarken Kraft Bilder entstehen lässt, die zur Entstehungszeit dem höchsten Stand der Technik entsprachen. Sicherlich kann man auch auf dieser schlichten Ebene beklagen, dass wahre Innovationen fehlen, gerade was die einzelnen Stufen des Handlungsablaufs betreffen, die nur klassische Muster abgrasen, von einem großen Werk kann man also auch im Bereich des seichten Unterhaltungsfilmes nicht sprechen. "Avatar" (Originaltitel) ist nur deshalb großes Kino, weil er nicht kleckert, sondern klotzt und uns finanziell und theatralisch aufgeblasen etwas erzählt, das hinter all dieser Fassade simplerer Natur ist. Das Ergebnis geht letztendlich von der Kurzweile her, die er uns, mal aufregend, dann wieder verträumt, zu zaubern vermag, jedoch völlig in Ordnung.

Problematisch wird es erst, wenn man "Avatar" zu mehr erklärt als er ist, letztendlich sogar zu dem erklärt was er scheinbar sein will, denn das ist in der hoch naiven Form, wie hier vorgegangen wurde, unmöglich. Das beginnt mit dem mangelnden Talent der Schöpfer der hier gezeigten Welt, einer solchen einen eigenen Stempel aufzudrücken, der uns fremd erscheint und mit der unseren Welt nichts, oder zumindest kaum mehr etwas, zu tun hat. Hier werden nicht nur stets Verweise auf Pflanzen und Tiere unserer Welt leicht verändert, aber unübersehbar, vorgenommen (die Hauptmethode das uns Bekannte zu entfremden liegt in der Idee Elemente aus der unseren Wasserwelt dort als Landleben einzusetzen), auch die Na'vi sind viel zu menschlich ausgefallen. Körperlich müssen sie dies wohl sein, damit die Liebesgeschichte funktionieren kann, das sei somit verziehen, ihre Kultur ist Kulturen unserer Erde jedoch viel zu ähnlich. Das längst überholte Rollenbild der Geschlechter, das in US-amerikanischen Filmen noch immer geatmet wird, findet auch Platz in der Kultur der Na'vi, wo Männer zu Kriegern werden, nur Frauen emotional werden dürfen und sich sogar mit Schmuck bekleiden. Die Schamhaftigkeit des Amerikaners haben sie auch geerbt, deswegen sind sie an intimen Stellen bekleidet. Sie haben Hierarchien, wie bei uns üblich, singen in ihrer Religion sehr christen-ähnliche Lieder, ihre Nasen erinnern an schwarzhäutige Menschen, die schließlich Pate für das Unterdrücktwerden und der Ur-Völker auf unserem Planeten stehen - ebenso wie Indianer, deren Kultur hier, wenn schon kaum optisch, zumindest musikalisch im richtigen Moment zitiert wird.

Der Mangel an Kreativität und Empathie beim Entwickeln fremdartiger Welten und Kulturen ist ein erstes Hindernis zum wahrlich großen Filmerlebnis. Die hier gelebte Mentalität und die Botschaft des Streifens brechen in der angegangenen Art der Idee der Schöpfer, aus "Avatar" Erwachsenenkino zu machen, endgültig das Genick. Die Naivität als Entschuldigung für Fehler, das Wiedergutmachen wider besseren Wissens angerichteter Katastrophen, im Glauben damit alles wieder gerade zu rücken und entschuldigen zu können, sind häufig auftauchende Bestandteile im US-amerikanischen Kino. Wie heuchlerisch und fragwürdig die hier gepriesene Mentalität tatsächlich ist, beweisen Momente wie Jakes Ansprache vor dem Volk der Na'vis. Diese darf er halten, nachdem er manipulativ unterwürfig, Ehrfurcht vorspielend, anstatt sie zu fühlen, den Anführer des Naturvolkes mit kleinem Ego zu einem großen erklärt hat, so dass dieser nicht mitbekommt, dass in Wirklichkeit unser Held längst das Sagen hat. Der reflektiert das jedoch nicht, erkennt sein Elefantengetrampel im Porzelanladen nicht, sieht sich im Recht, und das macht auch seine Rede deutlich, in der er betont, dass die Himmelsmenschen lernen müssen, dass sie sich nicht einfach alles nehmen dürfen, wie es ihnen gefalle. Das sagt ein Mann, der heimlich die Herrschaft an sich gerissen hat, die mächtigste Frau des Stammes klar gemacht hat, und mit seinem eigentlich zum Scheitern verurteilten Aufruf zur Gegenwehr von seiner eigener Schuld ablenkt und glaubt mit einem Massaker alles wieder gut machen zu können. Aua, es tut schon weh mit anzusehen, welches Bild hier vom Menschen gezeichnet wird. Außerirdische sollten uns besser nicht wegen der Bösewichter meiden, die "Avatar" uns als Paradebeispiel vorsetzt, sie sollten jene meiden, die diese Mentalität, dieses "Denken" und den Mangel an Empathie und Schulbewusstsein teilen, der hier in Form der guten Menschen verkörpert wird. Erst die haben es tatsächlich faustdick hinter den Ohren und zerstören in ihrem blinden Idealismus Kostbarkeiten der Welt und der Gesellschaft.

Punkten kann "Avatar" mental in seiner Botschaft zu mehr Leben im Einklang mit der Natur, die zwar etwas arg esoterisch eingefangen wird, aber gerade in jenem Aspekt reizt, dass die Natur Gott ist - und dies nicht symbolisch gemeint, sondern aktiv als eine Art gemeinsam kommunizierende Symbiose zwischen den Organismen. Dem einfachen Publikum, welches sich auch von Drachen-ähnlichen Flugszenen beeindrucken lässt und während eines gewaltigen Budenzaubers wie "Avatar" das Mitdenken verweigert, bekommt diesen Aspekt einfacher gehalten erklärt, wie in allem hier Gezeigten orientiert am Alltag des Zuschauers. Die Verbindung der Na'vis zur Natur findet mit einer Art Kabelanschluss statt, mit der sie sich einkoppeln. Das wirkt schon recht lächerlich, ist aber irgendwie kompatibel mit dem Gesamtbild innerhalb einer solch naiven Geschichte. In wie fern man die Botschaft ernst nehmen kann, der Mensch solle sich mehr mit der Umwelt verbrüdern, wenn diese doch vorgetragen wird über einen Film, der die kühle CGI-Technik mehr denn je nutzt und die wichtigsten Personen zu Zeichentrickfiguren degradiert, also den unnatürlichsten und technisch aufwendigsten Weg geht einen Kinofilm herzustellen, darf zurecht angezweifelt werden. Großproduktionen sind nun einmal wie kleine Kinder, die es gut meinen, aber schon am fehlenden Einfühlen und Verstehen auf jener Ebene scheitern, dies sie nicht abliefern müssten.

Warum konnte "Avatar" nicht einfach der naive Unterhaltungsfilm für zwischendurch sein? Warum versucht er sich zudem an gesellschaftspolitischen Botschaften, die ohnehin nur geheuchelt wirken? Vielleicht mag noch manch einer das Szenario damit anspruchsvoller als es ist schön reden wollen, durch den Aspekt, dass H.G. Wells Roman "Krieg der Welten" hier verdreht wird, weil der Mensch die Invasion startet, um die Lebewesen eines fremden Planeten zu unterjochen. Dann hat man jedoch nicht die Symbolik verstanden, die Wells vorschwebte, der mit seinem Roman u.a. genau auf dieses Verhalten des Menschen anderen Völkern und Lebewesen gegenüber aufmerksam machen wollte. Was dort subtil als Botschaft geschah, wird hier vordergründig mit dem Holzhammer präsentiert und als innovativ und kreativ verkauft. "Avatar" ist kein einfallsreicher Film. Er bedient sich (leicht abgeändert) an unseren Kulturen und Lebewesen dieser Erde, erzählt die typischen Stadien eines typischen US-Blockbusters, kommt mit immer gleichem verlogenen Pathos über Ehre, Widerstand und der Trennung Gut und Böse daher und bedient sich zentral bei allerhand anderen Stoffen aus der popkulturellen Welt. Diesen Zusammenklau macht er auf simpler Unterhaltungsbasis jedoch so ordentlich, dass das Ergebnis, wenn man es nicht all zu ernst nimmt, ein aufregendes und herzlich dargebotenes Stück Popkornkino ist, das man sich ruhig mal geben kann. Ein empathischer Umgang mit dem Stoff, gerade in einem Film der Empathie predigt, wäre jedoch wünschenswert gewesen, damit die hier vorhandene Naivität nicht solch einen bitteren Beigeschmack besitzt, wie es nun leider der Fall ist.  OFDb

02.06.2019

RAMBO 2 - DER AUFTRAG (1985)

Okay, ich nehme alles zurück. Hatte ich erst kürzlich in Reviews zu diversen Stallone-Filmen aufgrund einer länger zurück liegenden Erinnerung behauptet, dass "Rambo 2 - Der Auftrag" ein ziemlicher Hohlbrotfilm ist, so musste ich bei meiner aktuellen Sichtung doch feststellen, dass der zweite Auftritt Rambos zwar keineswegs einen Intelligenzpreis verdient hätte, tatsächlich aber ziemlich gut erzählt ist. Zugegeben, mit fortschreitender Laufzeit wird die Geschichte immer hanebüchener, Rambo zum unzerstörbaren Helden der alles trifft, wohingegen die Gegner fleißig an ihm vorbei schießen, selbst wenn der Vietnamveteran gar nicht erst versucht sich zu schützen. Aber der Übergang zum unglaubwürdigen Alleingang kommt langsam, gut eingearbeitet in einem sich hoch schaukelnden Szenario, welches noch halbwegs bodenständig beginnt. Zwar habe ich Stallone bei seiner ersten Sichtung des Gefangenenlagers seine professionelle Phantomfähigkeit in diesem verkrampften Schauspiel nie abkaufen können, aber Cosmatos knisternde Inszenierung hält gekonnt dagegen.

Der Mann, der uns auch den herrlich hirnlosen "Die City Cobra" bescherte und ebenso den kleinen Geheim-Tipp "Unheimliche Begegnung", macht aus "Rambo: First Blood Part 2" (Originaltitel), unterstützt von einem von James Cameron mitverfassten Drehbuch, keinen reinen actiongeladenen Kriegsfilm, der Thrill ist ebenso dominant mit dabei und beschert dem simplen, aber nicht uninteressanten Plot einen guten Spannungsbogen und eine dichte Atmosphäre. Da aufgrund des Dramenschwerpunktes im Erstling Rambo eine tragisch gezeichnete Figur ist, kann auch Teil 2 von diesem Rezept noch ein wenig zehren und beschert uns somit kein vollkommen gefühlskaltes Szenario. Rambo leidet nach wie vor, und Stallones Hundeblick hilft uns dabei seine treue, solidarische und trotzdem fragwürdige Mentalität auf Filmlänge anzunehmen.

Zusätzlich hilft dabei jedoch auch die Zurückhaltung derbster Feindbilder-Klischees. Wo ein "Rocky 4" gnadenlos unreflektiert in die Kacke haut und Hass schürt, da hält sich ausgerechnet jener Film in diesem Punkt zurück, der als Kriegsfilm die Vorzeigefeinde Vietnam und Russland vereint, jegliche Menschenrechte missachtend, gegen die Amerikaner kämpfen lässt. Dank eines kritischen Blicks auf die eigene Mentalität, vorzugsweise die modernen Vorgehensweisen des Militärs (die symbolisch zum Schluss von Rambo höchstpersönlich kaputt geschossen wird) und einem Blick auf hilfsbereite Vietnamesen, arme Dorfbewohner als Opfer des eigenen Militärs, sowie sogar eines halbwegs erkennbaren Verständnisses der anderen Seite eines russischen Erzschurken, wirkt das Ganze nicht so Schwarz/Weiß-gemalt wie viele andere Werke dieses Genres - freilich ohne tatsächlich ein fairer Film zu werden.

Auch in dieser verständnisvolleren Version werden noch ordentlich Klischees bedient, fragwürdige Heldenbilder geschaffen, billigster Pathos verbreitet und unrealistische Szenarien geschaffen, angereichert mit schwersten Waffen mit scheinbarer Endlosmunition, fehlendem Rückstoß und eingebauter Allestreffquote, wenn auch nur in den Händen Rambos bedient. Aber das gehört zu dieser Art Film einfach dazu, weiß den Unterhaltungswert sowohl in gewollter Art, als auch mit unfreiwillig komischen Touch, zu stärken, und dank hohem Tempo und dichter Atmosphäre hängt man sich an die stets aufkommende Genrekrankheiten nicht auf. Mag Stallone in einer Musikmontage seine Tarnung auch schneller wechseln als es allein von der Vorbereitung dieser kaum möglich wäre, einige Aktionen des unzerstörbaren Mannes sind wahre Hingucker, so dass die Action nicht nur in ihrer häufigen und hoch explosiven Art zu gefallen weiß, sondern auch aufgrund manch einfallsreicher Ideen.

Dass Jahre vor "The Expendables" bereits hier von Stallone als Entbehrlichen die Rede ist, weiß zu amüsieren, ebenso die Anwesenheit des bösen Lehrers aus "Karate Kid", der in Werken wie diesen gut aufgehoben ist. "Rambo 2" verfolgt eine einfache Mentalität, versucht diese zu untermauern, sucht den Sinn im Unsinn, verteidigt etwas, das attackiert, soll am Ende aber ohnehin nur eine Ein-Mann-Action a la "Phantom Kommando" sein, und ist beruhend auf das was er sein will noch ein erstaunlich sinnvoll sinnloser Actioner, dank seiner Entstehungszeit knallhart und schonungslos inszeniert. Ich habe weit weniger erwartet.  OFDb

27.08.2013

TERMINATOR 2 - TAG DER ABRECHNUNG (1991)

Als ich „Terminator 2“ vor geschätzten 10 Jahren das letzte Mal sah, war ich sehr enttäuscht von seiner spannungsbefreiten Erzählweise und fand ihn ziemlich schwach. Für eine Neusichtung bin ich mit weniger Erwartungen herangegangen, dem Film als simples Unterhaltungsfilmchen eine Chance bieten wollend, ohne zu verbissen an die Sache heranzugehen, wissentlich dass ich eine Phase des viel zu strengen Filmguckens seit ein paar Jahren hinter mir gelassen habe. Diese Einstellung anzunehmen, um Gefallen an Camerons zweiten Ausflug in die Roboterwelt zu haben, war jedoch gar nicht nötig, entpuppte sich „Terminator 2“ die Tage doch für mich als erstaunlich gelungene Fortsetzung, der zwar der Pioniergeist des Erstlings fehlte, aber dadurch positiv auffiel, dass er Teil 1 nicht kopieren will, sondern komplett anders angelegt ist.

Es ist schon wahr, so spannend wie der eiskalte Teil 1 ist die Fortsetzung nicht mehr ausgefallen, aber sie legt es nicht darauf an in ihrem Herzstück, ein Plädoyer für Humanismus, in seiner radikalsten Veränderung wohl dem Fan des ersten Teils provozierend vor die Nase gesetzt mit einem zum Beschützer umprogrammierten von Arnold Schwarzenegger gespielten Terminator, der nicht nur kaum bösartig ist, sondern die Menschen verstehen lernt, sich von der Killermentalität seiner Programmierung entfernt, bis er gar zu ethischen Handlungsweisen fähig ist. Funktionieren tut das ganze nur deshalb, weil Cameron stets darauf achtet diese Fortschritte aus der Robotersicht einer Tötungsmaschine zu betrachten, so dass für manch schwarzhumorigen Moment inmitten von Action und einem wundervollen Hauch Drama noch Platz im Film ist.

Wer maulen mag, dass ein Kind als Zentrum einer solchen Story nervt, der erkennt nicht wie wichtig gerade dieser Aspekt ist, um Camerons Vorhaben psychologisch halbwegs sinnig anzugehen, denn um einen gewissen Grad Logik, der „Terminator 2“ an manch anderen Stellen fehlt, ist man sichtlich bemüht. Cameron schafft es nicht immer Kitsch zu umgehen, aber er rutscht nie in eine zu unangenehme Extreme ab. Die Geschichte bleibt in einem Gleichgewicht, kombiniert den Actionfilm mit dem Bereich des Jugendfilms ohne all zu seicht zu werden, und ist, gerade in der ersten Hälfte, dank einer dynamischen Erzählung immer auf einem Unterhaltungshoch.

Zwar wird es zu Beginn der zweiten Hälfte etwas ruhiger, aber das ist eigentlich ganz okay so. Im kompletten Film hätte man meiner Meinung nach nur eine Phase kürzen sollen, und das ist der endlose Kampf am Schluss zwischen den beiden Maschinen, war doch das davor Erzählte wesentlich aufregender zu verfolgen. Dort versuchen die Helden der Geschichte die Zukunft zu verändern, und da kitzeln Szenen die Nerven schon mehr als beim Zuschauen zweier Haudegen, die sich gegenseitig verkloppen, wenn sie nicht gerade aufeinander schießen.

Also: Mission geglückt, Cameron hat eine faszinierend andere Geschichte mit "Terminator 2“ abgeliefert, ohne den Vorgänger zu verraten oder mit diesem nicht kompatibel zu sein. Manches Mal übertreibt es Cameron mit seiner Symbolik, und sein verspielter Drang immer zu viel auf (damals sehr sensationelle) Spezialeffekte zu setzen ist auch hier bemerkbar, allerdings schaut sich die Fortsetzung von „Der Terminator“ nie all zu sehr auf Spezialeffekte konzentriert. „Terminator 2“ ist stimmiges Unterhaltungskino mit einer lobenswerten Botschaft, auf die im finalen Satz von Sarah Connors stets geglückten Off-Kommentaren, mit völliger Hingabe zur Übertreibung noch einmal mehr als deutlich hingewiesen wird. Da der Film in kurzen Momenten auch immer etwas selbstironisch ausfällt, ohne zu einer rückgratlosen Nummer zu verkommen, wirken solche Extreme gar positiv anstatt negativ.  OFDb

19.08.2013

TERMINATOR (1984)

Wenn einer der qualitativeren Schwarzenegger-Filme bis auf einige wenige nicht mehr wirken wollende Spezialeffekte die Zeit gut überstanden hat, dann ist es jener, der ihn auch zum Weltstar machen sollte: „Terminator“, seine erste Zusammenarbeit mit James Cameron, die zeigt, dass der Regisseur Großes leisten kann, wenn man ihm nicht zu viel Budget beschert. Denn dann besinnt sich Cameron, der auch für das Drehbuch verantwortlich war, auf die wichtigen Dinge einer Erzählung, und das ist neben allerhand wirksamer Action und einem Schuss Dramatik der Spannungsgehalt der Geschichte.

Dieser wird nicht nur durch die überzeugende Leistung Schwarzeneggers und dem passend düsteren Soundtrack unterstützt, sie erwächst in erster Linie durch etwas, welches die Fortsetzungen und viele andere Produkte bis in unsere Zeit hinein vernachlässigen: Cameron nimmt die von ihm erschaffene Bedrohung ernst. Hier wird nichts schön geredet. Der Terminator ist eine Killermaschine, gnadenlos, und das bekommt der Zuschauer unverschönt zu spüren, so dass die Nerven blank liegen und die Identifikation mit den Filmfiguren zu einem ehrlichen Mitfiebern führen.

Im kompletten Film gibt es nicht eine einzige unnötige Szene. Die Psychologie ist stimmig, alles macht Sinn. Schwachpunkte gibt es nur wenige und das an eher unwichtiger Stelle, so z.B. in der Einleitung und Umsetzung der für die Geschichte obligatorischen Liebesszene. „Terminator“ verdrehte seinerzeit mit einer Story, in der Zukunft und Gegenwart mehr miteinander zu tun haben als es zunächst scheint, die Gehirne und beeinflusste damit so tolle Filme wie „12 Monkeys“, die ohne den hier besprochenen Streifen wohl nie entstanden wären. „Terminator“ ist ein Evergreen und hat nichts von seinem Reiz verloren.  OFDb

18.08.2013

TRUE LIES - WAHRE LÜGEN (1994)

„True Lies“ bedeutete ein Wiedersehen in der Zusammenarbeit zwischen Arnold Schwarzenegger und James Cameron, die mit den beiden „Terminator“-Filmen große Erfolge feierten. Für den Regisseur war die Action-Komödie gar der direkte Folgefilm drei Jahre nach „Terminator 2“. Bereits dort wurde deutlich, dass Cameron nicht der talentierte Regisseur ist, für den ihn viele noch immer halten. Das große Kawumm ist sein Geschäft, und in „True Lies“, einen Film der im letzten Drittel von Showdown zu Showdown hüpft, soll es auch jeder merken. Da wird an Action nicht gespart, und Arnie darf böse Buben in einer Anzahl töten, die es wohl seit „Phantomkommando“ nicht mehr gegeben hat.

Trotz mangelnder Ironie guckte sich dieser unfreiwillig komische Film nicht halb so peinlich wie der absichtlich in lustigen Gefilden schwimmende „True Lies“, und das hat seinen Grund. Die Ironie wird an falschen Stellen signalisiert und der Humor richtet sich an einfache Gemüter, nicht ohne auch mich zum schmunzeln und manches Mal zum lachen zu bringen, aber doch recht berechnend gestrickt. Funktionieren könnte das ganze trotzdem, das tut es teilweise sogar, z.B. in der Phase, in welcher Arnie der Ehefrau, gespielt von Jamie Lee Curtis, hinterher spioniert und dabei auf einen erbärmlichen Autohändler stößt, der sich als Spion ausgibt um Frauen aufzureißen.

Die Actiongeschichte, so schön sie sich auch an den Zutaten typischer James Bond-Geschichten orientiert, guckt sich jedoch nicht so entspannend wie der Rest, steckt sie im Gegensatz zu Arnies Werken aus den 80er Jahren doch mitten in den Regeln der Political Correctness fest und außerdem in einer Zeit, in welcher man Arnie nach finanziell erfolgreichen Ergebnissen mit „Zwillinge“ und „Terminator 2“ weiterhin unbedingt möglichst familienfreundlich vermarkten wollte. Dementsprechend wirkt das eigentliche Erwachsenenszenario gerne mal kindlich, und damit guckt sich auch der Wunsch nach einer erhöhten Actionschraube recht infantil. Vielleicht ist ja auch der Blick auf die Familienunterhaltung der Produzenten schuld am tölpelhaften Verhalten des schlecht gecasteten Gegners, der solch dämliche Fehler begeht, die ihn als Gegenpols zu Arnold Schwarzenegger so gar nicht würdig erscheinen lassen. Ein übler Fehler in einem Actionfilm!

„True Lies“ hat durchaus seine Momente, dafür ist das Drehbuch dann doch eine Spur zu gelungen und die Mitwirkenden zu engagiert bei der Sache. Aber er guckt sich unangenehm unausgereift, überfrachtet mit Quantitäten und verursacht ein Fremdschämen, komischer Weise auch in jenen Bereichen, für die man sich einen Schwarzenegger-Film eigentlich auch anschauen möchte. Gut zu wissen, dass er mit „The Last Stand“ heutzutage wieder mit sympathischem Ergebnis unterwegs ist. Den Karrieren der beiden Hit-Giganten hat „True Lies“ nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Die Geschichte um Harry Tasker war der letzte große Kino-Hit des Muskelmannes und spielte dementsprechend ordentlich Geld ein. Erst das Folgewerk „Eraser“ (ohne Cameron) brachte nicht den anvisierten Erfolg an den Kinokassen.  OFDb

18.03.2013

PIRANHA 2 - FLIEGENDE KILLER (1981)

Aggressive Piranhas fallen über Badegäste her. Selbst an Land ist man in Gefahr, denn aus irgend einem Grund können die gefräßigen Viecher fliegen...
 
Fliegt meine Piranhas, flieeeegt...
 
Einen Film über fliegende Piranhas schauen sich eigentlich nur Trashfreunde an. Diese werden auch ihre helle Freude haben, genießt der Filmsadomasochist doch hier alles, was unfreiwillig komischer Trash bieten kann: Eine vollkommen blöde Story, die dank der Entstehungszeit ernst gemeint war (heute wäre einem ein solches Thema sicherlich nur im Stile eines „Black Sheep“ im Kino über die Füße gelaufen), freiwillige Komik die partout nie zünden will, herrlich schlechte Spezialeffekte, unnötig nackte Haut wie sie auch nur wieder aus Italien kommen kann und zudem einen Regisseur, der sich später im Popkornkino einen Namen machte.

Gerade wegen letzterem Punkt dürften auch viele interessierte Cineasten einschalten, um zu schauen wie es um das Talent James Camerons in seiner ersten Langfilm-Regiearbeit stand. Manch einer erhoffte sich vielleicht sogar einen brauchbaren Film. Aber mit Blick auf die völlig idiotische Storyidee würde man dann doch das Talent James Camerons überschätzen. Er ist zu recht ein bekannter Name im Filmgeschäft geworden, ein Wunderkind ist er allerdings nicht. Für den Filmfreund, der sich ein vernünftiges Werk erhofft, ist „Piranha 2“ eine Katastrophe hoch zehn.

Schon damals müsste so ziemlich jede Wendung vorhersehbar gewesen sein, und auch die halbmotivierten Darsteller überzeugen kaum. Aus heutiger Sicht fallen sie auch kaum auf, ihre unglaublich grottigen, damals modernen, Frisuren stehlen ihnen die Show. Auch die Liebeleien unter zwei Teenagern werden geblendet durch das extrem knabenhafte Aussehen des angeblichen Jugendlichen.

Immerhin Lance Henriksen spielt wie immer, was bedeutet auf B-Film-Basis überzeugend. Seine Rolle ist allerdings zu keinem Zeitpunkt individuell und seine Screentime relativ gering. Theoretisch wundert es nicht, dass er für eine (erweiterte) „weiße Hai“-Kopie gecastet wurde, wird er doch all zu gern mit Roy Scheider verwechselt, dem Star aus Spielbergs Hai-Schocker. Um so erstaunlicher, dass Henriksen ausgerechnet in „Piranha 2“ durch seine Frisur ausnahmsweise mal nicht wie Scheider aussieht.

Den Film habe ich gestern mit Verwandten in fröhlicher Trashfreunde-Runde geguckt, und während wir passend zum Film rumblödelten und bissige Kommentare den Schauwert des Filmes anhoben, entdeckten wir, wie James Cameron bereits alle seine Kinohits in diesem ersten Werk anklingen ließ. „Titanic“ war als erstes zu entdecken, da ein versunkenes Schiff immer wieder vorkommt und sich der Vergleich geradezu aufdrängt. Mit der Szene, in der ein fliegender Piranha aus dem Oberkörper einer Leiche herausbricht, haben wir direkt den Verweis auf „Aliens“. Um zu bemerken wo der „Terminator“ auftaucht muss man schon etwas genauer hinsehen, bzw. hinhören. Denn nach einem strengen Verhör mit ihrem Ehemann, wird die Filmheldin von einem Stelzbock gefragt: „Kennen Sie diesen Roboter?“ Und simsalabim, damit haben wir das wichtigste Filmtrio Camerons zusammen. Wer noch „Abyss“ dazuzählen möchte bekommt von mir den Verweis auf die Unterwasser-Location, fertig!

Aus ernster Betrachtung gibt es eigentlich kaum etwas, was das Talent aus Camerons späteren Werken in „Piranha 2“ schon andeutet. Die billige aber brauchbare Musik irrt akustisch umher, in der Hoffnung mal eine Szene zur Seite gestellt zu bekommen, die sie spannend unterstützen darf. Das Krabbeln durch enge Gänge, a la „Aliens“ ist sicherlich auch keine Meisterprüfung der Filmkunst, und selbst das Spiel mit der, für viele Menschen, natürlichen Angst vor dem Unbekannten aus dem Dunkeln des Meerwassers wird hier völlig verschenkt. Klar, bereits die viele nackte Oberweite zeigt, wie sehr „Piranha 2“ Auftragsarbeit war, immerhin hat Cameron später nie mit unnötigen Nacktheiten gespielt. Aber man hätte ja wenigstens an winzigen inszenatorischen Raffinessen vielleicht hin und wieder einen Hauch Talent durchfunkeln sehen können.

Halbwegs gelungen ist hier nur die Akustik. Wie eben erwähnt hätten wir die brauchbare Musik, und das herrliche Piranhageräusch, das bereits im Original zu hören war und das Tierhorrorfan-Herz höher schlagen lässt. Aber beides haben wir wohl kaum dem späteren Popkornfilm-König zu verdanken.

Die Fortsetzung von Joe Dantes „Piranhas“ bietet für Trashfans unheimlich viele Möglichkeiten spaßigem Dranbleibens. Cineasten, die normalerweise bereits aufgrund der bescheuerten Story nicht reingeschaltet hätten, werden nur die Augen verdrehen und sich zu Recht verarscht vorkommen. Und Freunde von Tierhorrorfilmen werden sicherlich auch in vielen anderen Werken wesentlich besser und effektiver unterhalten, gerade bei der Vielzahl der Produkte, die der Videomarkt zu bieten hat. Wie jemand zur Attackengestaltung einen Piranha ins Bild hält (wenn auch ohne sichtbare Hand, da man das Vieh nur halb im Bild sieht) will wohl kein ernsthafter Freund dieses Subgenres sehen. Da eine solche vom Zuschauer ungewollte Szene mehr als einmal vorkommt, sollte also wirklich jeder einen weiten Bogen um dieses Werk machen, der mit schlechten Filmen einfach nichts anzufangen weiß.  OFDb

01.11.2012

ALIENS - DIE RÜCKKEHR (1986)

Viele Jahre sind vergangen, Ripley wird gefunden und aus dem Kühlschlaf erweckt. Die Geschichte von dem tödlichen Alien glaubt ihr niemand, erst recht, da der Planet, auf dem es einst gefunden wurde, mittlerweile besiedelt wurde. Als der Kontakt zu den Siedlern jedoch abbricht, eilt ein Kämpfertrupp zur Rettung - begleitet von der Alienexpertin Ripley...

Viele statt eines...
 
Ja, „Aliens“ wird seinem Ruf gerecht eine sympathische Fortsetzung zu sein, aber nein, von Teil 1 ist sie im Gegensatz vieler anderer Meinungen meilenweit entfernt. Er muss aber auch gar nicht so gut sein wie sein Vorgänger. Ein solches Ergebnis wäre sowieso nur schwer erreichbar, und ein etwas blasseres Ergebnis, wie das was uns James Cameron vorlegt, ist immer noch gute Unterhaltung. Der Film ist flott erzählt, baut prima auf Teil 1 auf, bietet gut getrickste Aliens in gelungenen Szenen (insbesondere der erste Auftritt der Viecher), und der Ripley-Charakter bleibt unverändert gut. Schön dass an dieser Figur nicht herumgepfuscht wurde.

Die neuen Figuren hingegen sind ziemlich oberflächlich charakterisiert. Lance Henrikson als Androide fällt hier positiv auf, aber auch nur weil der Rest einfach zu stereotypisch daherkommt. Die einzig wirklich gelungene neue Rolle ist die der gegen Ende vorkommenden Alienkönigin. Wie sie optisch eingeführt wird, ist ebenfalls als gelungen zu bezeichnen. Wann die Kamera in dieser Szene was einfängt, und wie sie zuvor Ripley und das Mädchen bei dieser Entdeckung ablichtet, ist atmosphärisch dicht eingefangen.

Für Kurzweile ist also gesorgt, leider aber auch für kleine Ärgernisse. Dass gegen Ende, wenn es rasant wird, das säureartige Alienblut kein Problem mehr darstellt mag man fast verzeihen können. So wie Ripley ballert und wie nah sie dabei ihren außerirdischen Opfern ist, hätte es Cameron schon öfters zischen lassen müssen, auch an der Heldin selbst. Viel ärgerlicher ist jedoch, dass aus der neutralen Menschheit von Teil 1 nun mit dem Einfangen aufgenähter US-Fahnen auf den Uniformen die Herkunft deutlich wird.

Teil 1 zeigte eine namenlose Zukunft, nun in Teil 2 haben die Amis überlebt, und wie es den Eindruck macht die Führung auf der Erde übernommen. Diese unangenehme Erleuchtung ist auf anderer Ebene vielleicht auch gar nicht schlecht zu nennen. Nur Amis benehmen sich derart egoistisch und hohl, so wie der Trupp Kämpfer in der Fortsetzung präsentiert wird. Ganz schlimm ist hier die Verkörperung eines weiblichen Mitglieds, das wie eine Kampfamazone umherschlendert, leider nicht so positiv wirkend wie Ripley in Teil 1 oder die weibliche Nebenrolle in „Resident Evil“, sondern eher erinnernd an die erbärmlichen Auftritte Demi Moores in „Die Akte Jane“.

Das kleine Mädchen ist o.k. gecastet, die Idee dass die Aliens durch ihr Kreischen ständig auf Ripley aufmerksam werden ist ein gelungener Running Gag. Trotzdem nervt das Kind eher, als dass es für den Film fruchtbar wäre. Seinen Höhepunkt an Schlechtigkeit erreicht dieser Punkt in jener Szene, in der das Balg die Heldin „Mama“ nennt. Dieser Moment dürfte nur von einer einzigen Kinderszene im Science Fiction-Genre in Sachen Peinlichkeit übertroffen werden. Wenn in „Independence Day“ das Kind des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu seinem Papa sagt: „Einen fröhlichen Unabhängigkeitstag, Dad“, dann war bisher noch kaum wer nicht genervt.

Positiv hervorzuheben ist das Einbauen „der Gesellschaft“. Diese ist ja allgemein in der Alienreihe immer mehr und von Anfang an interessant vertreten. Man weiß auf der einen Seite zu wenig über „die Gesellschaft“, und doch wissen wir, was sie ungefähr möchte, der Regierung einiger Länder von heute nicht unähnlich und dennoch nicht exakt genug verdeutlicht um als Satire verstanden zu werden. Sah man in Teil 1 noch einen Menschen im Alienkostüm umherhuschen, so ist es bzw. sie hier wesentlich besser eingesetzt. Auf der Gegenseite wirkt dafür mit modernen Sehgewohnheiten das gepanzerte Fahrzeug herrlich schlecht. So ist nun mal Kino, auch große Filme fangen sich im Laufe der Zeit kleine Trashpunkte ein.

„Aliens – Die Rückkehr“ ist eine unterhaltsame Fortsetzung, diesmal mit viel Action und wesentlich weniger Spannungsgehalt. Allerdings wird dieser Teil 2 von zu vielen Cineasten überbewertet. Den hohen Stellenwert, den er in deren Köpfen hält, hätten (fast) vergessene Filme wie „Colossus“ viel eher verdient.  OFDb
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