lynx   »   [go: up one dir, main page]

Posts mit dem Label Jack Lemmon werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Jack Lemmon werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

04.11.2017

EIN PRÄSIDENT FÜR ALLE FÄLLE (1996)

Ähnlich wie in „Hallo, Mr. Präsident“ wird das Thema um das höchste politische Amt der USA nicht für eine politische Satire genutzt. Zugegeben, in „Ein Präsident für alle Fälle“ gibt es deutlich mehr Seitenhiebe auf die Politik als im Vergleichsfilm, gerade auf den Egoismus der Regierenden bezogen, im Mittelpunkt steht jedoch hier wie dort der private Aspekt, und das wäre in Peter Segals Film das Gekabbel der beiden Streithähne. Diese beiden setzt man als Opfer in eine Verschwörung, und da diese nicht auffliegen darf, müssen sie sterben. Hierfür steht den Verantwortlichen der Menschenjagd die geballte Macht der NSA zur Verfügung, so dass die Situation unglaublich brenzlig wird.

Wer nun einen Thriller mit gelegentlichen pointierten Dialogen erwartet, so wie es im Actionbereich bei „Lethal Weapon“ der Fall war, irrt. Mag die Geschichte auch danach klingen, „My Fellow Americans“ (Originaltitel) ist eine lupenreine Komödie, einzig darauf aus die beiden Widersacher in mal brenzligen, mal dramatischen Situationen aneinander geraten zu lassen, und dies so harmlos umgesetzt, dass Freunde ernsterer Genres oder jene, die sich einen bissigen Umgang mit dem Thema gewünscht haben, enttäuscht werden können. Müssen sie aber nicht, denn als simple, kurzweilige Unterhaltung weiß die manchmal etwas zu brav ausgefallene Komödie durchaus zu wirken, sind die Charaktere doch schrullig genug ausgefallen, um sie zu lieben und zu hassen. Nie würde man für einen von beiden Partei ergreifen, beide haben Recht und Unrecht, und es bereitet viel Freude den ständigen Schlagabtauschen der beiden beizuwohnen.

Es ist nicht so, dass das Drehbuch äußerst gewitzt vorginge, das arbeitet eher brav mit den Sehgewohnheiten des Stammpublikums des Genres und überfordert deren Wunsch auf leichte Unterhaltung nicht. Aber die Sprüche und die Schwächen der beiden zentralen Figuren stimmen, und mit James Garner und Jack Lemmon sind die beiden auch nahezu perfekt besetzt. Dan Aykroyd weiß in einer kleineren Rolle zu belustigen (so wie es Jack Lemmon im selben Jahr in der Dan Aykroyd-Komödie „Schwer verdächtig“ tat), und viele bekannte und gern gesehene Gesichter, deren Namen man in der Regel oft nicht kennt, runden die sympathische Besetzung ab, die den Großteil am Funktionieren des eigentlich zu routiniert ausgefallenen Streifen ausmachen.

„Ein Präsident für alle Fälle“ wird selbst dann nie zu moralinsauer, wenn die Helden on the Road auf den kleinen Mann von nebenan stoßen, sind solche Momente doch kurz gehalten und baden nie so tief in Kitsch und erhobenem Zeigefinger, wie es in einer typischen Disneyproduktion der Fall wäre. Dass das Ganze jedoch trotzdem nur ein Zugeständnis an das Mainstreampublikum ist, braucht man eigentlich schon nicht mehr betonen. Ehrlich oder wirklich reflektiert wirkt solch ein Blick auf die Politik im eigenen Land nicht, viel mehr streift der Film in solchen Momenten den Bereich der Seifenoper.

Eine weitere Drehbuchkrankheit ist das Spiel mit den Zufälligkeiten. Immer wieder glaubt der Autor Randfiguren wichtiger Erlebnisse noch einmal einbauen zu müssen, so dass aus dem eigentlich demonstrativ dargestellten Land der großen Weiten ein Mikrokosmos wird, in dem sich alle irgendwann einmal wiedersehen. Der Einwanderer hat freilich sein großes Glück gefunden, ein Homosexueller, den man auf einer Schwulenparade traf, muss sogleich für die Staatssicherheit arbeiten, all diese und weitere Anbiederungen an ein Publikum, welches unbedingt emotionale Bestätigung auf völlig realitätsfernem Weg braucht, wissen den positiven Gesamteindruck ein wenig zu schmälern.

„Ein Präsident für alle Fälle“ hat also durchaus seine Schwachpunkte, die man zu Recht kritisieren kann. Und wenn man bedenkt, dass die Reibereien der beiden zentralen Rivalen stets wichtiger waren als all das abenteuerliche, nicht all zu schlicht gestaltete, Drumherum, welches überhaupt die Grundsituation der ganzen Chose ausmacht, versteht man auch nicht, warum die Geschichte sich gegen Ende trotzdem mit immer neuen Wendungen immer wichtiger nimmt als nötig, anstatt es bei dem eigentlichen Hauptaugenmerk zu belassen. Auch dieser Fehler verhindert kein fröhliches Happening mit dem Film, aber er zeichnet sich doch als unnötiger Drang von Autor und Produzenten ab, unbedingt mehr bieten zu müssen als die Geschichte nötig hat und tragen kann. Zumindest beweist das schwächelnde Drehbuch, dass die Besetzung ein wahrer Glückstreffer für den Zuschauer ist, bei all dem was der sympathische Cast zu retten vermag.  OFDb

01.11.2017

SCHWER VERDÄCHTIG (1996)

Naziverbrechen in einer Komödie zu thematisieren ist ein schwieriges Vorgehen, darf das Ergebnis doch weder geschmacklos, noch zu moralinsauer, geschweige denn zu gleichgültig ausfallen. Zudem muss das Thema eine gewisse Daseinsberechtigung innerhalb eines humorvollen Stoffes besitzen, da sie sonst als lediglich reißerische Methode auffällt. Zwar spielt der hier besprochene Film eher mit dem Ausleuchten der Zwielichtigkeit von Moralisten, und bietet den Spielball Naziverbrechen somit nur als eine von vielen Möglichkeiten an, über die Hauptrolle Jack Lambert hätte stoßen können, so wirklich glücklich wird man mit dem Ergebnis trotzdem nicht, so dominant wie das Verbrechen einer unverzeihlichen Epoche Deutschlands über jenen Dingen schwebt, die der Amerikaner gern als lockerleichte Komödie verstanden haben möchte. Dem geht das Thema als ein zu theoretisches auch sicherlich nicht so nah wie uns Deutsche, als geschmacklos wird er den Umgang mit dieser Thematik in einem Stoff wie „Schwer verdächtig“ nicht empfinden, bei mir blitzte dieses Gefühl jedoch gelegentlich auf, wenngleich ich das fertige Werk als durchaus gourtierbar empfinde.

Vielleicht liegt es daran, dass gerade dieser Themenbereich des Filmes relativ subtil treffsicher persifliert wird. Die biedere Inneneinrichtung der Müllers und die Prüderie der Tochter, die Lily Tomlin so punktgenau wiederzugeben weiß, wie nur sie es kann (was sie bereits in „Solo für Zwei“ unter Beweis stellen durfte), treffen ins Schwarze. Die Spielerei mit dem deutschen Spießertum ist im Hintergrund stets geglückt, während die lauten Töne zum Thema Müller mein zwiespältiges Gefühl zum Gesamtwerk auslösen. Da kommt es dem Werk recht gelegen, dass es nur selten in Albernheiten wie jener badet, in welcher der maskierte Lambert ein monotones Verkehrschaos auslöst und dabei ein älteres Pärchen verschreckt. Diese Szene hätte in vielen anderen Komödien zum herzhaften Lachen angesteckt, hier schmunzelt man lediglich, will das Szenario doch nicht wirklich zum trockenen Grundton passen.

Aber dieser ansonsten eingehaltene trockene Grundton, gepaart aus der veralberten Prüderie der Spießer, wie auch jener der Intellektuellen, ist es, welcher den bitteren Beigeschmack entschuldigen lässt und „Getting away with Murder“ (Originaltitel) zu einer kurzweiligen und doch recht sympathischen Unterhaltung verhilft, sofern man etwas mit dieser langsam geschalteten Gangart innerhalb einer relativ pointenarmen Geschichte anfangen kann.

Ob „Schwer verdächtig“ funktioniert oder nicht hängt jedoch nicht allein davon ab, ob man mit dem kruden Mix aus Komik und trauriger Realität, sowie mit der verkrampften Erzählweise mit subtilen Volltreffern etwas anfangen kann oder nicht, letztendlich entscheidet die Sympathie zu den Darstellern und ihre Leistung darüber, ob das an sich eher routiniert ausgefallene Produkt beim Zielpublikum ankommt oder nicht. Und in meinem Fall kann ich da wahrlich nicht klagen, bin ich doch von Kindheitstagen an großer Bewunderer des Komikers Dan Aykroyd, und auch Lily Tomlin sehe ich aufgrund ihrer stets eigenwilligen Figurentypen, die sie verkörpert, immer wieder gern.

Lediglich den ursympathischen Jack Lemmon in der Rolle des Altnazis erleben zu müssen, sorgt wieder für den bitteren Beigeschmack, eben weil er für mich Jack Lemmon ist und nicht Max Müller - ein Beweis dafür dass ich nie so sehr in den Film eingetaucht bin wie man es eigentlich erwartet. Er blieb doch stets Produkt während der Sichtung und ist somit ein Wackelkandidat zwischen annehmbarer und unterhaltsamer Sichtung. Da ich „Schwer verdächtig“ nicht zum ersten Mal gesichtet habe und nun nach vielen Jahren, wissentlich worauf ich mich einlasse, wesentlich unverkrampfter an den Streifen heranging als damals, tendiere ich wohlwollend eher zur gnädigeren Sichtweise, immerhin ist der Stoff kurzweilig und die Person des Lambert stilsicher ausgefallen, so dass ich über manch bitteren Beigeschmack hinwegsehen kann. Das sollte man aber nicht selbstverständlich von jedem Zuschauer erwarten. Ich kann gut verstehen, wenn jemand anders Probleme mit der Art hat, wie „Schwer verdächtig“ seine Geschichte erzählt.  OFDb
Лучший частный хостинг