Der allseits beliebte „Schöne Bescherung“ ist der dritte Teil der 4-teiligen Griswold-Reihe mit Chevy Chase in der Hauptrolle und gehört zu jenen Ausnahmen, in welchen eine Fortsetzung besser ausgefallen ist als ihr Original. Das ist auch nicht weiter schwer zu bewerkstelligen gewesen, sind doch die Vorgänger „Die schrillen Vier auf Achse“ und „Hilfe, die Amis kommen“ ähnlich mittelmäßig ausgefallen wie der Nachfolger „Viva Las Vegas“. In Amerika wurden die Griswolds dennoch zum Kult, so sehr sogar dass sie es zu diversen Spin-Offs brachten und 2015 ein Mix aus Remake und Fortsetzung mit den Abenteuern von Clark Griswolds Sohn als Familienvater ins Kino kam.
Auch „Schöne Bescherung“ pendelt irgendwo im Mittelmaß, ist wie gesagt besser ausgefallen als der Rest der Reihe und hat auch viele gelungene Gags und schräge Ideen mit an Bord. Letztendlich guckt sich der Streifen aber ein wenig zu gewollt, meist dann wenn Slapstick auf dem Programm steht. Ein wenig verwundern darf das schon, ist das doch Teil einer fast jeder von John Hughes produzierten Komödie. Doch was in „Ein Ticket für zwei“ und „Kevin - Allein zu Haus“ rund läuft wirkt hier teilweise zu inszeniert, was sehr schade ist, da Zugpferd Chevy Chase ein begnadeter Komiker ist, der mit seiner subtilen Mimik bis hin zu seinen übertriebenen Grimassen keine Schuld an der mangelnden Wirkung seiner Chaos-Szenen besitzt. Ein Mitwirken von 21 Stuntmännern zeigt zudem dass das Problem auch kein finanzielles gewesen sein kann.
Also darf man den Schwachpunkt wohl in der Regie suchen. Der hauptsächlich für das TV arbeitende Jeremiah S. Chechik hat mit seinem sanften Folgefilm „Benny und Joon“ ein wesentlich besseres Werk abgeliefert. Stille Momente scheinen ihm mehr zu liegen, Momente die in „Hilfe, es Weihnachtet sehr“ (Alternativtitel) rar gesät sind. Dass auch diese nicht wirklich funktionieren wollen liegt am unsensiblen, da zu konservativ und spießigem, Drehbuch, welches selbst das finale Problem mit Griswolds Chef trotz diverser Möglichkeiten nicht kreativ zu nutzen weiß und anstatt nun vollends zur schwarzen Komödie zu werden sich feige und frei von Charme und Nachvollziehbarkeit aus der Affäre zieht.
„Christmas Vacation“ (Originaltitel) ist nun einmal nur ein zahmer Weihnachtsfilm für die ganze Familie, da darf man weder Anarcho-Gehalt noch große Komödienkunst erwarten. Verglichen mit dem was sonst diesbezüglich auf dem Markt ist, hat „Schöne Bescherung“ dennoch die Nase vorn, und das erreicht er mit solch wunderbaren Momenten wie der Auto/LKW-Szene zu Beginn, dem Stürmen in Griswolds Haus durch eine Eliteeinheit der Polizei und durch allerhand kleiner, frecher Witzchen am Rande, welche meist treffsichere Sprüche von Vater und Mutter Griswold sind.
Ansonsten wird auf den typischen Festtags- und Familienklischees herumgeritten, nie zu flach, aber auch nie so gut dass „Schöne Bescherung“ seinem Ruf als einer der meist gegucktesten Weihnachtsfilme gerecht werden würde. Ein Hingucker ist in der Theorie zumindest die Besetzung. Die Griswold-Kinder, die erbärmlicher Weise pro Film nicht nur jedes Mal anders besetzt wurden, sondern deren Alter auch stets variierte, gehören mittlerweile zur Kino- und TV-Prominenz. So ist die ewig junge Juliette Lewis in einem diesmal tatsächlich jungem Alter vor der Kamera zu bewundern, und der als Leonard in „The Big Bang Theory“ berühmt gewordene Johnny Galecki spielt als ihr Bruder neben ihr. Leider wird beiden Jungdarstellern keine besondere Szene gegönnt. Sie sind lediglich besetzt um Kinder in der Familie vorweisen zu können, so dass die eigentlich interessante Besetzung dann doch nicht mehr als ein Achselzucken hervor bringt.
Auf simpler Ebene funktioniert John Hughes Weihnachts-Produktion. Der Humor ist auf Nummer Sicher gesetzte Massenkomik, der Film somit typischer, aber solider Mainstream. Wer nichts individuelles und besonders aufregendes erwartet, wird nicht enttäuscht. „Schöne Bescherung“ ist ein schlichter Film für schlichte Gemüter. Wieviel mehr man aus einer Weihnachtskomödie herausholen kann bewies John Hughes mit Hilfe von Chris Columbus nur ein Jahr später mit dem wesentlich sympathischeren und treffsicheren „Kevin - Allein zu Haus“. OFDb