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01.05.2018

EMIL UND DIE DETEKTIVE (1931)

Erich Kästners beliebtes Kinderbuch "Emil und die Detektive" wurde bislang fünf mal verfilmt (3 mal in Deutschland und je ein mal in England und den USA). Gerhard Lamprechts Version aus dem Jahr 1931 ist die erste und überrascht Nichtkenner dieser Zeit mit dem lockeren Grundton einer aufgeklärten Zeit und kecken Kindern mit ebenso frecher Zunge wie heutzutage. Besonders der vergleichsweise dunkle Grundton im Gegensatz zu den fröhlicheren anderen Verfilmungen weiß zu gefallen. Mag "Emil und die Detektive" auch nicht so düster ausgefallen sein wie der 50er Jahre "Peterchens Mondfahrt", die Art wie der Fremde, gespielt von Stummfilm-Legende Fritz Rasp, eingeführt wird, dürfte Emils Unbehagen stark verinnerlichen, möchte man dem unangenehmen Knilch doch auch als Erwachsener nur ungern gegenüber sitzen. Ansonsten ist der Film aber auch mit weichgekochten Augen von heute kindgerecht ausgefallen und weiß zu gefallen.

Ich habe die 50er Jahre-Verfilmung des Stoffes zuvor gesehen und kenne die Buchvorlage nicht, so dass Lamprechts Version zusammengestrafft wirkt, läuft sie doch schließlich auch nur 69 Minuten. Aber alles was wichtig ist ist drin, unverfälscht wirkend im Gegensatz zur 1964er und 2001er Version, wofür ein Blick auf derer Trailer reicht, biedern sie sich doch beide unangenehm auf unterschiedlichem Wege ihrem Zeitgeist an, wohingegen die hier besprochene Version, die zwei Jahre nach Erscheinen der Buchvorlage gedreht wurde, geradeaus das erzählt, was es zu erzählen gibt, sich darauf verlässt dass die Geschichte der Vorlage Stärke genug ist und lässt ohne neumodischen Schnickschnack Kinder einfach Kinder sein. Dementsprechend echt wirken die kleinen Stars, aber das ist ebenso der Fall bei der Großmutter und anderen Randfiguren, so dass Rasps düster schelmisches Spiel des Diebes inmitten normal agierender Mitspieler um so mehr wirken kann.

Mit Vergleich der anderen Versionen des Stoffes gewinnt die Verfilmung von Gerhard Lamprecht, der es von 1920 bis 1958 auf 64 Filme schaffte (darunter "Meines Vaters Pferde", "Die Buddenbrocks" und "Madonna in Ketten") an zusätzlichem Sehwert, gerade mit Blick auf die ebenfalls gelungene 50er Jahre-Version, eben weil beide ihre Vorzüge besitzen, die hier besprochene Verfilmung durch sie zwar keine Schwächen erhält, aber fehlende Möglichkeiten offenbart, ganz zu Schweigen vom verschiedenen Zeitgeist mit Blick auf das Vorkriegs-Berlin und dem Nachkriegs-Berlin besagter dritter Verfilmung. Aufgrund seiner Enstehungszeit hinterlässt auch der bittere Gedanke wie es zwei Jahre später in Deutschland zugehen sollte, eine dunkle Wolke über dem eigentlich freiheitsbejahenden und mündigen Grundton der Geschichte, was sich zumindest bei mir nicht so einfach abstellen ließ, gerade mit Blick auf die fröhlichen Kindergesichter.

Die Ruppigkeit der Kinder untereinander kommt in der ersten Verfilmung deutlicher zum Vorschein, gerade mit Blick auf den Kampf um die Anerkennung von Pony Hütchen, der einzigen Mädchenrolle der Geschichte, deren Umgang diesbezüglich weit ehrlicher erscheint als in moralischer bedeckten Versionen. Dass dieses beiläufige Thema trotzdem völlig kindgerecht bleibt, zeigt umso mehr wie unnötig das Drumherumreden solcher Empfindungen in Konkurrenzprodukten ist und lässt "Emil und die Detektive" auch in diesem Punkt besonders ehrlich und authentisch erscheinen. Dass die Buchvorlage auf jeglichem phantastischem Schnickschnack verzichtet, unterstreicht eine solche Wirkung freilich.  OFDb

23.03.2017

DER FROSCH MIT DER MASKE (1959)

Erst 25 Jahre nach der Komödie „Der Doppelgänger“ sollte es wieder eine deutsche Kinoproduktion zu den Vorlagen von Edgar Wallace geben. 1959 startete „Der Frosch mit der Maske“, der gleich als erster einer als Serie anvisierten Kinoreihe produziert wurde und bereits Joachim Fuchsberger und Eddi Arent als spätere Stamm-Stars besagter Filme mit an Bord hatte. Auch unter den Goldmann Taschenbüchern, auf welche sich die Filme beziehen, war der Roman „Der Frosch mit der Maske“ die erste Veröffentlichung, und diese bietet auch gleich einen „Dr. Mabuse“-ähnlichen Täter, der eine große Verbrecherbande auf die Beine stellt, ohne dass je wer die Identität des Anführers wüsste.

Da Harald Reinls Start der Wallace-Reihe noch recht ernst umgesetzt ist, darf ein solcher Schwerverbrecher noch düster und damit wirklich bedrohlich wirken. Nicht einmal sein Kostüm sieht in irgendeiner Weise affig aus, eher zweckdienlich und damit ideal passend zu einem Mann, der seine Verbrechen wohlüberlegt tätigt. Arent, der zum Humorhighlight der Reihe werden sollte und hier bereits in einem Schlusskommentar und in seiner augenzwinkernden, da übertriebenen, Butler-Art erstmals auf diese Rolle hinsteuert, wenn auch noch in keinster Weise klamaukig, tritt hier ungewohnter denn je auf, mehr noch als im Folgefilm „Der rote Kreis“, der ebenfalls noch eine ernste Herangehensweise erfuhr. Neben dem taffen Fuchsberger agierend, darf er Verbrecher vermöbeln, also auf ganz andere Art aktiv werden als in späteren Beiträgen, und das besitzt einen reizvollen Sehwert.

Die an sich noch tief bieder in den 50er Jahre badende Produktion, wird ein wenig aufgebrochen mit der Figur die Joachim Fuchsberger verkörpern darf, ein Millionär, der aus Langeweile Verbrecher fängt. Das erstaunliche an „Der Frosch mit der Maske“ ist jedoch, dass er auch die moderneren Aspekte noch stockbieder präsentiert. Der pseudo-Hauch Erotik, der anonyme Superverbrecher mit seiner großen Gefolgschaft, die Love Story, die Zwielichtigkeit des Millionärs, das alles atmet noch nicht die 60er Jahre-Luft, welche der Wallace-Reihe das gewisse Etwas verschaffte, und dies immerhin zu den Anfängen der 60er Jahre, als die Konkurrenz noch in den 50er Jahren zu Hause war.

Damit schaut sich „Face of the Frog“ (Alternativtitel) wie ein Außenseiter der eigenen Reihe, weiß doch selbst der direkte Nachfolger, trotz seiner großteils nüchternen Erzählmethode, weit weniger bieder zu wirken, als es der hier besprochene Film noch tut. Allerdings verleiht dies Reinls Werk auch einen gewissen Außenseiter-Charme, zumal die Geschichte selbst keineswegs zu langweilen weiß. Wallace hat aufregendere Verfilmungen erlebt, aber bereits der Einstieg in die Reihe kann sich sehen lassen, vorausgesetzt man findet auch Gefallen an einem trocken erzählten, klassischen Kriminalfilm, der ohne irgendwelche Gimmicks auskommt. Das Schrillste was es hier zu erleben gibt sind die Rolle des Butlers, der Millionär und der im Froschkostüm agierende Gegner. Der Rest folgt dem klassischen Muster des Genres.

Es ist schön, dass man Fritz Rasp als ehemaliges Ur-Gestein der 30er Jahre Wallacefilme für diesen Beitrag und einige Folgebeiträge gewinnen konnte, weiß er doch selbst in seiner hier recht klein ausgefallenen Rolle zu überzeugen, mimt Rasp hier doch einen Chef, den man wahrlich nicht zum Vorgesetzten haben möchte. Fast möchte ich von unheimlich sprechen, wenn ich ein Adjektiv für seine Darbietung suche. Siegfried Lowitz darf den ermittelnden Inspektor spielen, was auch nie ein Fehler sein könnte, so sympathisch wie dieser Mensch noch in jeder Rolle wirkte, selbst dann wenn er, wie in „Der Greifer“, auch einmal den Fiesling spielen durfte.

„Der Frosch mit der Maske“ hat auf Seiten der Schauspieler, zumindest bei den männlichen Parts, somit so einiges zu bieten, und dies zusammen mit der Mabuse-ähnlichen Geschichte sorgt für einen Film, den man als Cineast ruhig einmal gesehen haben sollte, auch wenn das Werk aufgrund seiner biederen Ader eigentlich noch nicht von dem Ruhm zehren darf, den sich die Reihe erst im Laufe der Zeit erarbeitet und auch definitiv verdient hat. Aber gerade weil „Fellowship of the Frog“ (Alternativtitel) im Vergleich so anders ausgefallen ist, ist er ein interessanter Blick darauf, was aus solch einem klassischen Start gedeihen kann. Freilich besitzt der Streifen auch ohne die Vergleiche zu den Folgefilmen genügend Unterhaltungswert.  OFDb

21.03.2017

DER ROTE KREIS (1960)

Der zweite Film der legendären deutschen Edgar Wallace-Reihe der 60er Jahre ist gleich einer meiner liebsten Filme der Serie, was nicht zwingend daran liegt, dass er als früher Vertreter der Reihe noch so anders gestrickt ist als die meisten der Folgewerke, aber ich muss zugeben dass selbst dies den Film angenehm aufwertet, auch wenn ich gegen das eher typische Rezept der Wallace-Hochphase beileibe nichts einzuwenden habe. Dennoch schaut sich „Der rote Kreis“ im direkten Vergleich angenehm ernst. Die Geschichte wird recht verschmitzt erzählt, aber eben nicht tatsächlich mit Witzchen aufgewertet. Das ist gerade deswegen interessant, weil bereits Eddi Arent mit an Bord ist, der seine Rolle zwar äußerst skurril anlegt, aber keinen anderweitigen Aspekt der Belustigung durchschimmern lässt.

Dass mir Jürgen Rolands erster von leider nur zwei Beiträgen zur Reihe so außerordentlich gut gefällt, liegt aber hauptsächlich daran, dass der Kriminalfall tatsächlich zu interessieren weiß. Die Geschichte packt den Zuschauer ganz von selbst, ohne irgendwelchen Budenzauber zu benötigen. Wie der rote Kreis vorgeht, wie der Kommissar vergeblich versucht die Identität zu lüften und wie nach einigen Zuschauertäuschungen die Wahrheit tatsächlich aussieht, das weiß alles zu gefallen. In der richtigen Ballance aus nüchterner Sachlichkeit und spannend inszenierten Momenten, weiß die erste Tonverfilmung des insgesamt drei mal verfilmten Wallace-Romanes sowohl zu unterhalten, als auch zu interessieren, ist der Zuschauer doch herzlich eingeladen mitzuraten wer sich hinter der Maske des Meistererpressers versteckt.

Wer gut aufpasst erkennt den roten Kreis bereits an der Stimme, die man von der ersten Szene an im Heute angekommen bereits vorgesetzt bekommt. Aber selbst wenn man deswegen, oder aufgrund anderer Hinweise, bereits zu früh weiß um wen es sich handelt, den Sehspaß verdirbt dies nicht, guckt sich die deutsch/dänische Zusammenarbeit doch im Wissen um den Täter, also auch bei einer zweiten Sichtung, so gut wie ohne, eben weil man den Missetäter in diesem Falle Schritt für Schritt dabei beobachten darf wie er täuscht, manipuliert und die Leute gegeneinander ausspielt.

Handwerklich professionell inszeniert und mit gut agierenden Mimen besetzt kann der Film somit ganz schlicht von seiner eigentlichen Geschichte leben, was die Stärke des hier vorliegenden Kriminalfalles um so deutlicher macht. Mag der Kommissar auch ein wenig altbacken wirken, er muss kein interessanter Charakter sein, um zu funktionieren, geht es doch einzig um seine Kombinationsgabe und vorgespielte Ahnungslosigkeit, so dass man den Mann hinter dem Beruf gar nicht erst kennen lernen muss. Zum alten Eisen gehört zudem Fritz Rasp, der bereits in den 30er Jahren in „Der Hexer“ und „Der Zinker“ mitgespielt hat, und im hier besprochenen Film erneut meisterlich agieren darf.

Interessant ist die weibliche Hauptrolle ausgefallen, die eine Einzigartigkeit in der Wallace-Welle darstellt, dient sie doch nur sehr leicht als Love Interesst und ist hauptsächlich eine der Polizei bekannte, zwielichtige Persönlichkeit, eine Art frühe Cat Women, von der man nie weiß wo ihr jeweiliger Vorteil liegt, also auch nicht weiß wo genau sie inmitten der vielen zwielichtigen Personen steht. Leider wird einiges davon in der letzten Szene wieder revidiert, und dies zudem noch auf unsinnige, wie unglaubwürdige Weise, aber bis zu diesem Zeitpunkt weiß die Andersartigkeit dieser wichtigsten weiblichen Rolle definitiv zu gefallen.

Neben diesem Schwachpunkt kann man höchstens noch jenen Fehler des roten Kreises zu den Schwächen der Geschichte zählen, mit dem er sich endgültig verrät, widerspricht es doch der durchdachten Art des Profi-Verbrechers, dass er sich solch einen dicken Fauxpas erlaubt. Dies wird aber zumindest dadurch wieder abgeschwächt, dass die anderen Dinge, die ihn ohne des Mitwissens des Zuschauers für den Ermittler verdächtig werden ließen, weit weniger grobe Schnitzer sind und raffiniert in den durchdachten Plot mit eingebunden wurden. Ich habe „The Red Circle“ (Alternativtitel) nun schon zum dritten Mal gesehen, und ich bin jedes Mal wieder von seiner Wirkungskraft beeindruckt.  OFDb

15.03.2017

DIE BANDE DES SCHRECKENS (1960)

Gerne wird der Begriff Grusel-Krimi verwendet, wenn es um die Edgar Wallace-Reihe aus dem Hause Rialto geht. Gerechtfertigt, wie beispielsweise im Stummfilm-Klassiker „Orlacs Hände“, finde ich die Bezeichnung nicht gewählt, sind es doch höchstens die Spielorte die ein wenig gothischen Touch versprühen. Die Geschichten selbst beinhalten maximal leicht angedeutet das Sinnbild eines Monsters, so beispielsweise im blinden Jack aus „Die toten Augen von London“.

„Die Bande des Schreckens“ kommt noch am ehesten an den Begriff Grusel-Krimi heran, darf hier doch ein Toter Rache nehmen. Doch nicht nur dass von Anfang an klar ist, dass hier kein Verstorbener am Werke ist, sondern äußerst lebendige Zeitgenossen, auch das Flair selbst will nicht im Ansatz Grusel-Feeling versprühen. Was soll also dieser stets verwendete irreführende Begriff bezüglich einer Reihe, die mal mehr, mal weniger klassische Kriminalfilme bietet?

Wie auch immer, „Hand of the Gallows“ (Alternativtitel) ist ein sympathischer, klassischer 10 kleine Negerlein-Krimi, der zwar zum Mörderraten einlädt, einem aufgrund seiner erst im Finale lüftender Geheimnisse aber keine echte Chance gibt Rückschlüsse sinnvoll ziehen zu können. Verdächtige gibt es zu genüge, und 20 Minuten vor Schluss, wenn die Leiche eines der Todeslisten-Opfer nicht gefunden wird, ist längst klar wer der Chef der hier tätigen Verbrecherorganisation ist, lange bevor es das Drehbuch so möchte. Nur den Grund begreift man erst mit Enttarnung besagter Person.

Was mir an „The Terrible People“ (Alternativtitel) besonders gut gefällt, ist seine geradezu reine Art der klassischen Wallace-Zutatenkombination, die der Streifen als dritter Teil der langjährigen Reihe sicherlich seinem frühen Erscheinen zu verdanken hat. Die Love Story wird noch offensichtlicher und ohne verkrampftes Buhlen, Komplexe oder anderweitiger Hindernisse angegangen und zeigt in der Schluss-Szene ihre Leichtigkeit in einer Form, die eher im Heimatfilm zu Hause wäre. Und ähnlich ergeht es der komödiantischen Rolle Arents, anbei der einzig humorvolle Part des Streifens, die noch mit schlichtem Running Gag auskommt, trotz teilweise etwas krampfhaft eingefügter Szenen sich großteils aber dem Gesamten zu fügen weiß und das Voranschreiten der Geschichte gar unterstützt, was in späteren Werken nicht selbstverständlich sein sollte.

Neben den weiteren Stammdarstellern Joachim Fuchsberger und Karin Dor agieren die ebenfalls gelegentlich in der Reihe vorbeischauenden Elisabeth Flickenschildt und Fritz Rasp. Letztgenannter hat schon in den 30er Jahren in Edgar Wallace-Verfilmungen mitgespielt. Beide sind gern gesehene Mimen und meistern ihre Rollen gut, Flickenschildt etwas auffälliger als der souverän schlicht, aber subtil agierende Rasp.

Harald Reinl inszeniert das Geschehen, welches schnell hätte monoton ausfallen können, flott und damit sehr unterhaltsam, liefert aber auch kein überdurchschnittliches Ergebnis ab. Ob es nötig war die Erbschaftsverstrickung zwingend in die Rachegeschichte zu integrieren, sei einmal dahin gestellt, gibt der Love Story aber freilich zusätzlichen Zunder, zumal trotz Fuchsbergers Beschützerinstinkt die Rolle Dors keineswegs hilflos gezeichnet ist, sondern stattdessen recht taff daher kommt. Von daher ist es schön, dass sie stets per Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt wird, so dass beide Seiten des Liebespaares ihren Part erfüllen können.  OFDb

11.03.2017

DAS RÄTSEL DER ROTEN ORCHIDEE (1962)

Eddi Arent mimt den Butler, Klaus Kinski wen Zwielichtiges, Gut und Böse sind klar getrennt. Scotland Yard ermittelt. Der Kommissar flirtet mit einer in den Fall involvierten Frau. Was nach einem typischen Wallace klingt, ist außerhalb der aufgezählten Parallelen jedoch ein sehr anders gerateter Film innerhalb der Rialto-Wallace-Reihe, besitzt Helmut Ashleys Werk doch eine eigene Handschrift, angefangen bei den professioneller eingefangenen Schwarz/Weiß-Fotografien, weitergeführt mit einer wesentlich durchdachteren Geschichte als üblich und abgerundet durch kleine Gimmicks, die sich perfekt in die Geschichte einfügen anstatt lediglich bereichernde Fremdkörper zu sein.

Das zeigt sich hauptsächlich in der Rolle Eddi Arents als Todesbutler, dessen Running Gag eine Entwicklung durchmacht, bishin zur augenzwinkernden, ans Publikum gerichteten Schlusspointe. Arent spielt mit sichtlicher Freude, und dieser so wundervoll in die Geschichte integrierte Part gehört wahrlich zu den besten Auftritten Arents, zumal diesmal jeglicher Witz zu gefallen weiß. Diesbezüglich ist Arent diesmal der einsame Einsatz des Streifens, ist der Rest von „The Puzzle of the Red Orchid“ (Alternativtitel) doch um Ernsthaftigkeit bemüht, was Ashley auch blendend meistert. Man ist sowohl mittendrin in den polizeilischen Ermittlungen, als auch in den Aktionen und dem Krieg der beiden Verbrecherbanden. Damit schafft es der Stoff über seine kurze Laufzeit von 81 Minuten interessant zu bleiben, während gut gezeichnete Charaktere dafür sorgen, dass es trotzdem Identifikationsfiguren gibt, die das Geschehen nicht einzig theoretisch erscheinen lassen.

Eine ungewohnt maskulin agierende und so gar nicht püppchenhaft aussehende weibliche Hauptrolle sorgt für die nötige Abwechslung und erfüllt zum Vorteil so gar nicht die Nische der zu rettenden, zierlichen Person. Ihre beiden Bewunderer, der Ermittler Scotland Yards und der Orchideen-Züchter aus dem Amazonas, den man viel früher als Übeltäter vermutet als es dem Drehbuch lieb wäre, ähneln sich vom Typ her, was sowohl die Konkurrenz zur Frau, als auch die gegenteilige Position zum Kriminalfall interessant gestaltet. Und wenn mittendrin noch Christopher Lee mit amerikanischen Polizeimethoden agiert, gibt es eigentlich keine offenen Wünsche mehr.

„Das Rätsel der roten Orchidee“ ist ein angenehm anders gearteter Wallace-Film, der von Anfang an Neugierde weckt und in seiner lockeren, wie trotzdem ernsten Atmosphäre zu gefallen weiß. Kinski rückt diesmal etwas mehr in den Fokus, Arent fügt sich wie erwähnt ein, und der Kriminalfall bietet die ein oder andere Überraschung am Rande, während er trotz des Elementes, amerikanische Bandenkriege in London stattfinden zu lassen, erstaunlich bodenständig erzählt ist. Ashley spielt nicht mit schrägen Ideen wie es typisch für Alfred Vohrer wäre, und das Ergebnis gibt Ashley recht, so sehr ich Vohrers Werke auch achte.  OFDb

02.06.2016

DER HEXER (1932)

Im Gegensatz zu dem ein Jahr zuvor erschienenden Edgar Wallace-Krimi „Der Zinker“ kommt „Der Hexer“ wesentlich unverkrampfter und damit unterhaltsamer daher als sein Vorgänger. Die Zusammenkunft verschiedenster interessanter Charaktere sorgt zwar nicht für ein vielfältiges Mörderraten, dafür kommen zu wenige Personen in Frage, um so überraschter darf man dann aber doch sein wer sich als Hexer entpuppt. Und bis es zur Auflösung kommt sorgt besagte Charaktervielfalt für einen unterhaltsamen Weg zum Ziel.

Carl Lamacs Werk war nach „Der Würger kommt um Mitternacht“ aus dem Jahre 1931 bereits die zweite Verfilmung des mittlerweile sieben mal verfilmten Stoffes, von welchem die deutsche Produktion aus dem Jahre 1964, unter der Regie von Alfred Vohrer, wohl die berühmteste sein dürfte. Die hier besprochene Version steht dem nicht in vieles nach. Zwar mag „Der Hexer“ der letzte seit der Stummfilmzeit gedrehte ernste deutsche Kriminalfilm nach einer Vorlage von Edgar Wallace sein bevor 1959 mit „Der Frosch mit der Maske“ die berühmte Rialto-Reihe begann (1934 entstand lediglich noch eine mit Kriminalfilm-Elementen spielende Komödie unter dem Titel „Der Doppelgänger“), leicht humoristische Ansätze hat aber auch er zu bieten, gerade was die Rolle des Kleinganoven Hackitt betrifft.

Durch sein durch die Stummfilmzeit geprägtes fast schon comicartig diabolisches Spiel fällt in erster Linie jedoch Fritz Rasp in den Vordergrund, auch wenn er lediglich eine große Nebenrolle spielen darf. Wie er den zwielichtigen Anwalt Meister verkörpert ist bereits das Einschalten wert, und es tat gut ihn zudem in der besten Szene des Streifens erleben zu dürfen, wenn der Hexer ihm erfolglos nach dem Leben trachtet in einer verspielten Licht- und Schattensequenz, in der deutlich wird, dass die Zeit des Stummfilms erst vor kurzen vom Tonfilm abgelöst wurde.

Dies merkt man allerdings bereits in der allerersten Szene, wenn die Tote aus der Themse gefischt wird und es einige Zeit dauert bis auch der Ton seinen Platz im Film findet. Dieser ist ebenso wie die Bildqualität auf einem relativ niedrigen Niveau (wobei „Der Zinker“ sich diesbezüglich anstrengender anhörte), das liegt aber auch daran dass „Der Hexer“ viele Jahrzehnte als verschollen galt und die einzig bislang wiederentdeckte Kopie schon derart zerstört war, dass sie selbst nach der Restaurierung noch einige Schäden aufwies. Als vielseitig interessierter Cineast nimmt man diese Makel freilich gern in Kauf, ist Lamacs Version des so oft verfilmten Stoffes doch sowohl ein interessantes Zeitdokument als auch ein kurzweiliger Kriminalfilm den man sich als Vergleich zu Vohrers Version nicht entgehen lassen sollte.  OFDb

29.05.2016

DER ZINKER (1931)

Bereits zur Stummfilmzeit wurden Romane von Edgar Wallace verfilmt, und auch die Deutschen mischten schon lange vor dem Start der Rialto-Reihe von 1959 mit. Eine dieser frühen Verfilmungen, zu Zeiten entstanden in denen der Tonfilm eine noch relativ neumodische Erscheinung in den Kinos war, ist Carl Lamacs „Der Zinker“, der stark überarbeitet 1963 noch einmal in Deutschland verfilmt wurde. Diese erste Verfilmung, die nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Kriminalromans von Wallace gedreht wurde, ist den ersten Filmen der Rialto-Reihe sogar recht ähnlich.

Zwar ist die Kommissarenfigur eine autoritäre, grummelige Gestalt mit der nicht zu spaßen ist, und damit alles andere als das späte Bild vom schelmisch kumpelhaften Ermittler, aber so dominant wie manche Inhaltsangabe uns glauben machen will ist die Figur innerhalb der Geschichte ohnehin nicht vertreten, interessieren sich die Verantwortlichen dieser 30er Jahre Verfilmung doch viel mehr für die Unterwelt und ihre mal mehr und mal weniger ehrbar zwielichtigen Gestalten. Und dank der klassisch naiven Trennung zwischen Gut und Böse ist zumindest dieser Blickwinkel, der Hauptaspekt des Streifens, den ersten Rialto-Werken nicht unähnlich.

Wer wie ich relativ wenig im deutschen Kino vor 1950 zu Hause ist, der darf erstaunt sein über die Moderne der dort dargestellten Gesellschaft und darüber wie bereits jeglicher gesellschaftliche Figurentyp vertreten ist, wie es ihn auch heutzutage gibt. Das Klischee der verbohrten und verspießten Deutschen, die kurz darauf in die Hände der Nazis fielen, wird nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil darf man erleichtert feststellen dass sich heute wie damals an der Vielschichtigkeit von Mentalitäten und Moral nicht viel verändert hat.

Von dem spannenden Zeitzeugnis trotz der fiktiven Geschichte einmal abgesehen, ist „Der Zinker“ jedoch recht routiniert ausgefallen. Viele Verdächtige gibt es nicht, so dass man relativ schnell auf die Auflösung kommen kann, die für seine Zeit mit recht spektakulären Szenen umgesetzt wurde. Ansonsten dümpelt der Kriminalfilm aber mal mehr mal weniger interessant vor sich hin, ohne dass man eine wirkliche Bindung zu einer der Figuren aufbauen könnte.

„Der Zinker“ kommt recht steif daher, ist dabei nicht so unterhaltungsfeindlich ausgefallen wie die deutsche 1937er Jahre-Version von „Der Hund von Baskerville“, aber sehenswert sieht anders aus. Der Aufhänger der Geschichte geht als interessant in Ordnung, und ein neuer auf alt getrimmter Soundtrack erleichtert den Zugang zu dem Stoff, der kann sich hören lassen. Letztendlich ist jedoch alles zu unspektakulär ausgefallen um nennenswert aus der Masse der damaligen Produktionen herauszuragen. Erst der Vergleich zu den späteren deutschen Wallace-Verfilmungen macht „The Informer“ (Alternativtitel) interessant. Für durch die Jahrzehnte wandernde Cineasten ist der Streifen somit zumindest theoretisch einen Blick wert. Aber etwas mehr habe ich von dem lange Zeit verschollen geglaubten Film dann doch erwartet.  OFDb

01.05.2016

DIE SELTSAME GRÄFIN (1961)

Von den Grundzutaten her ist „Die seltsame Gräfin“ ein waschechter Wallace. Es gibt Erbschaftsstreitereien, unheimliche Fremde, Verschwörungen, Geheimnisse, ein Schloss, strahlende Helden und eine versponnene Auflösung. Mit Joachim Fuchsberger, Eddi Arent und Klaus Kinski mit den wohl beliebtesten Wallace-Veteranen auf Nummer Sicher in ihren jeweiligen Paraderollen besetzt, kann der Film auf seine geradezu typische Art nicht scheitern. Allerdings fehlt ihm der düstere Stil eines „Der Frosch mit der Maske“ oder eines „Die toten Augen von London“, so dass sich der hier besprochene Stoff etwas leichter guckt.

Nicht nur der obligatorische Humor Eddi Arents hat darauf Einfluss, zumal der nicht so stark ausgeprägt ist wie in manch anderem Werk der Rialto-Reihe. Auch die Dreistigkeit in Sachen Klischees nicht zu dünn aufzutragen sorgt für ein inzwischen nostalgisches Augenzwinkern, so sind doch z.B. gerade die völlig überzogenen Psychoanrufe Kinskis ein kleines Highlight, eben weil er völlig Comic-verstört wirres Zeug redet, in einer Tonlage die selbst für Kinski wunderbar verstörend neben der Spur klingt.

Aber auch sie ist nur ein Teilbaustein inmitten eines herrlich abgedrehten Filmes, in welchem es vor skurrilen Figuren und Situationen nur so wimmelt. Der Hintergrund ist für erfahrene Wallace-Zuschauer spätestens mit dem Besuch im Gefängnis ziemlich zu Beginn schnell ausgemacht. Allerdings löst dieser sich nicht erst zum Finale hin auf, sondern sorgt im letzten Drittel für weitere verästelte Hintergründe, so dass selbst jene Krimi-Fans, die Probleme mit Vorhersehbarkeit haben, noch ihren Spaß haben könnten. Ein sinnvolles Mörderraten ist inmitten solchen Irrwitzes aber ohnehin nicht möglich. Und ein souveräner Kriminalfilm wird mit den hier angegangenen Überspitzungen ohnehin nie angestrebt.

Spätestens mit „Die seltsame Gräfin“, und damit gerade einmal zwei Jahre nach dem Start der Reihe, ist die Rialto-Wallace-Serie in ihrem eigenen Universum angekommen, die sie so stilbildend für kommende Werke werden lassen sollte, auch für Trittbrettfahrer oder Wiederkehrer, wie z.B. die in den 60er Jahren wieder aufgelebte Mabuse-Reihe, gestartet von ihrem Ur-Regisseur Fritz Lang höchst persönlich.

Die sehenswerten, recht gewagten Projekte der innereigenen Reihe stammen eigentlich von Alfred Vohrer und Harald Reinl, also von keinem der beiden Regisseure des hier besprochenen Streifens. Doch „Die seltsame Gräfin“ schaut sich wie die Blaupause all der späteren, oftmals besseren Werke, selbst die experimentelleren oder die von RTL später eigenproduzierten Nachzügler, von Letztgenannten ganz besonders der Pilot des zweiten Versuches „Schloss des Grauens“.

Es ist schade, dass „Die seltsame Gräfin“ atmosphärisch nicht etwas düsterer ausgefallen ist. Das würde ihm die nötige Note verleihen, die ihm zur Oberliga der Reihe fehlt. Aber seine Handlung bereichert um solch kaputte Ideen wie Zwangseinweisungen in eine Nervenheilanstalt, ominösen Heilmethoden für Geisteskranke, einer mörderischen Falle im Bücherregal, ein seine Mutter per Elektronik belauschender Sohn, in Käfigen gehaltene Psychos, verstörende Anrufe, einem baufälligen Balkon, einem nach der Bühne sehnenden Adelsnachkommen und verbrecherisch wirkende Angestelle der Polizei ist ein Spaß für sich und sollte trotz mangelndem Spannungsbogen von Freunden trivialer, augenzwinkernder Krimiunterhaltung unbedingt einmal angeschaut werden.  OFDb

26.03.2013

DER HUND VON BASKERVILLE (1937)

Lord Charles Baskerville lauscht ängstlich dem Geheule im Moor, langsam glaubend an eine alte Familien-Legende, in welcher ein Hund durchs Moor schleicht und die Baskervilles tötet. Kurze Zeit später wird die Leiche des Lords gefunden. Neben ihr Fußabdrücke eines großen Hundes. Der Detektiv Sherlock Holmes wird zu Hilfe gerufen...
 
Ein häufiger Held ganz selten...
 
Über den von Sir Arthur Conan Doyle erfundenen Privatdetektiv Sherlock Holmes gibt es unzählige Verfilmungen, und selbst die berühmteste seiner Geschichten, jene um den „Hund von Baskerville“ ist um ein vielfaches verfilmt worden, aufgrund der Beliebtheit des Stoffes von allen Storys um Holmes gar am häufigsten. Ob nun stark abgewandelt und nur selten gewürdigt wie in der momentan stark beliebten, britischen TV-Serie „Sherlock“, oder ob relativ klassisch umgesetzt mit Peter Cushing in der Hauptrolle, so ziemlich jedes Jahrzehnt weiß eine Version der Geschichte vorzuweisen.

Zu den berühmtesten Schauspielern in der Rolle Holmes zählt Basil Rathbone, dessen bekannte Reihe ebenfalls mit „Der Hund von Baskerville“ begann. Aber die hier besprochene Verfilmung von Regisseur Carl Lamac erschien bereits zwei Jahre zuvor, und selbst in Deutschland war dies zu dieser Zeit bereits die dritte Verfilmung des Stoffes, allerdings die erste mit Ton. Für Lamac, der schon seit 17 Jahren als Film-Regisseur tätig war, gingen dem hier besprochenen Film über 70 weitere selbstgedrehte voraus. Insgesamt schaffte er es in seine Karriere auf 100 Filme. Ihm verdanken wir u.a. auch die frühe 30er Jahre Version vom Edgar Wallace-Krimi „Der Zinker“.

Sein „Der Hund von Baskerville“ hat mir leider nicht wirklich zugesagt, schafft Lamac es doch nie eine unheimliche Atmosphäre entstehen zu lassen, so steril und dialoglastig kommt seine Verfilmung daher. Warum man sich so viel Zeit für eine Vorgeschichte eines längst vergangenen Jahrhunderts lässt, zu Beginn des Filmes und in der Print-Vorlage mittendrin nur kurz angeschnitten, will mir nicht ganz klar werden. Was wie eine gute Idee klingt, hält nur auf und lässt einen durch die lange Vorgeschichte die daraufhin noch einmal in der angekommenen Zeit, in der alles weitergehen wird, erzählt wird, um so länger auf das Helden-Duo warten, das erst nach späten 25 Minuten in Form von Watson allein und gemeinsam mit Holmes erst nach 27 Minuten das erste Mal auftauchen darf..

Bei einer Laufzeit von 80 Minuten ist das schon recht spät zu nennen. Und wer die Geschichte kennt, der weiß dass es lange Zeit auch nur mit Watson weiter gehen wird, so dass die Präsenz von Sherlock Holmes insgesamt sehr gering zu nennen ist. Das ist auf der einen Seite schade, auf der anderen gesehen vielleicht aber auch doch nicht, ist die Rolle des Watson doch wesentlich besser gecastet als die von Holmes. Mag er optisch auch so gut in die Rolle passen wie Rathbone, schauspielerisch weiß Bruno Güttner so gar nicht zu überzeugen und gibt eine ähnlich erbärmliche Darbietung des Detektivs ab wie vier Jahre zuvor Reginald Owen in der US-Verfilmung einer anderen Holmes-Geschichte mit dem Titel „A Study In Scarlet“.

Watson hingegen ist mit Fritz Odemar recht gut besetzt. Der lässt seinen Watson nie all zu albern wirken wie es ohnehin eher die Amis gerne machen und hält die nötige Ballance zwischen Würde und Irrtümern. Im Gegensatz zu Holmes spielt er locker, vielleicht gar teilweise improvisiert, aber auf jeden Fall schauspielerisch auf einem anderen Niveau als die theoretisch wichtigere Rolle von Güttner, die man auch auf den objektiven Charakter gesehen nicht vollständig verkrampft hätte darstellen müssen. Würden seine Texte nicht wie abgelesen klingen, in einem Film in welchem die Ton-Technik mit ihrem viel zu leisen Klang ohnehin noch nicht zu überzeugen wusste, könnte ich mit diesem versteiften Stil noch leben, aber beides zusammen wirkt vernichtend.

Brav sagt man seine Texte auf in einer Inszenierung die mehr vom Theater als vom Medium Film hat und nach fast einem Jahrzehnt mit Ton noch immer viel zu stark an den Stil alter Stummfilme erinnert, was etwas widersprüchlich klingen mag, wenn man bedenkt wie dialoglastig „Der Hund von Baskerville“ ausgefallen ist. Sehr bieder deutsch guckt sich die Umsetzung eines Unterhaltungsfilmes, der während einer schweren Zeit in Deutschland aufgenommen wurde, aber glücklicher Weise auch nicht zum Propaganda-Film umfunktioniert wurde, sondern sich sehr eng an der Buchvorlage orientiert.

Nachgeplappert bedeutet nicht, dass man damit den Stil einer literarischen Vorlage gerecht wird. Denn dafür fehlt es der deutschen Erstverfilmung mit Ton an Grusel-Feeling, oder zumindest an einer packenden Kriminal-Handlung, die einen miträtseln lässt. Meiner Meinung nach läd gerade die Geschichte um den „Hund von Baskerville“ in seinen vielen Verfilmungen immer wieder dazu ein mitzuraten wer denn nun der Täter ist, in Lamacs Film interessiert das nicht die Bohne.

Filmhistorisch ist die hier besprochene Verfilmung dennoch einen Blick wert, spiegelt sich im Medium Film doch immer wieder der Zeitgeist wieder, und da ist es schon interessant zuzusehen wie hemmungslos Männer hier auf lockere Art politisch völlig unkorrekt über Frauen herziehen, lange vor der Emanzipation. Da mag die wichtigste Frauenrolle auch noch so taff agieren können, ihr Auftreten kann gegen das dominante Männergeläster nicht gegen halten und gibt der Verfilmung mit Blick von heute gar eine belustigende Seite.

Inszenatorisch reißt sich Lamac kein Bein aus. Routinemäßig dreht er die berühmte Holmes-Geschichte herunter, scheinbar mehr Auftragsarbeit als echtes Herzstück. Und im Heute angekommen wirkt ein solches Durchschnittsergebnis noch schwächer, gar dröge und damit schlecht.  OFDb

04.10.2012

DR. MED. HIOB PRÄTORIUS (1965)

Der fähige Arzt Prätorius geht seiner Arbeit nach dem Prinzip nach, dass Humor die beste Medizin ist. Damit kommt er bei den Patienten sehr gut an, die reizende Violetta verliebt sich gar in den älteren Mann und beide heiraten. Prätorius’ Erfolg bringt leider auch Neider auf den Plan. Der völlig humorlose Dr. Speiter wühlt in der Vergangenheit des guten Mannes und scheint etwas entdeckt zu haben, womit er die Karriere seines verhassten Kollegen beenden kann…

Ein Dr. Fröhlich vor Roy Black…
 
„Dr. med. Hiob Prätorius“ ist die dritte Verfilmung des selben Stoffes, der zunächst 1950 als „Frauenarzt Dr. Prätorius“ und ein Jahr später in der US-Variante „People Will Talk“ verfilmt wurde. Die Vorgänger kenne ich nicht. Aus dem Frauenarzt ist jedoch mittlerweile ein Allgemein-Mediziner geworden. Mag sein dass die exakte Branche aus biederen Gründen gewechselt wurde, das würde nämlich zum Gesamtbild passen.

Kurt Hoffmanns Film ist bieder. Und das ist ein Adjektiv, das man nach heutigen Sehgewohnheiten wohl für viele Rühmann-Filme benutzen könnte. Allerdings hat mir dieser Zustand bislang nie einen Rühmann-Film vermiest. Meist hat es mich nicht gestört, manchmal stimme ich der versteiftenund überholten Art mit ihren Ansichten zu. Diesmal fühlte ich mich unwohl, so verkrampft begegnete mir der Film. Mehr noch, seine biedere Art ließ ihn mehr wie einen Heimatfilm gucken, weniger wie eine Komödie.

Ein wenig schade ist dieses magere Ergebnis schon, denn die etwas arg dick aufgetragene Propaganda „Humor gegen Dummheit“ ist noch heute aktuell, auch wenn sie in heutiger Zeit bekämpft wird mit „Humor für die Dummheit“. Die Botschaft von „Dr. med. Hiob Prätorius“ (womit ich sowohl Film als auch zentrale Figur meine) ist eine herzensgute und eine logische noch dazu. Obwohl sie auf Pessimismus baut strahlt das Werk einen Optimismus aus, der fast nicht mehr zu ertragen ist.

Das ist ebenfalls nicht neu für einen Heinz Rühmann-Film, jedoch wirkt der übertriebene Optimismus in übertrieben biederer Umsetzung im Gewand eines Heimatfilms besonders brutal. Erst recht wenn man bedenkt, dass der komplette Film fast gar keine Geschichte erzählt. Der Charakter des Arztes bleibt zu oberflächlich um allein auf ihn zu bauen. Die Geschichte um ihn herum ist seidendünn, kommt sogar dann erst in Fahrt, wenn die Hauptfigur sich den anderen Ärzten aufgrund Vorwürfen aus der Vergangenheit stellen muss, was jedoch ebenfalls ein wenig ins Leere läuft. Zumindest hat man am Ende den Eindruck, dass man sich den ganzen Zirkus auch hätte sparen können.

Hoffmanns Film wird nicht langweilig, er ist nur so unglaublich belanglos. Was nutzt da noch das Engagement Rühmanns jede Rolle mit Vollblut zu spielen und sein Markenzeichen, die markante Stimme? „Dr. med. Hiob Prätorius“ ist ein guckbarer Film, aber alles andere als eine Empfehlung.  OFDb

10.09.2012

DAS SCHWARZE SCHAF (1960)

Ein Mann stirbt, sein Tod wird für einen Unfalltod gehalten. Pater Brown sieht das anders. Er vermutet einen Mord und sucht den Täter, sehr zum Ärger seiner Vorgesetzten...

Ein Pfaffe für jeden Mord...
 
Pater Brown ist ein sehr neugieriger Mensch. Diese Eigenschaft kommt ihm für seine private Leidenschaft sehr gelegen, denn er liebt Kriminalromane, und wenn es etwas herauszufinden gibt, ob Diebstahl oder Mord, dann beweist Brown ein Näschen für das Verfolgen der richtigen Spuren und weiß solche Fälle stets zu lösen. Seinen Vorgesetzten passt dies gar nicht, und eine Strafversetzung soll verhindern, dass der Gottesmann weiterhin Polizeiarbeit verrichtet.

Aber ähnlich wie bei Miss Marple ist es weniger der Hobbydetektiv, der die Kriminalfälle sucht, vielmehr scheint es, dass Verbrechen Pater Brown suchen. Das wäre nicht die einzige Ähnlichkeit, die dieser Film mit der 60er Jahre-Miss Marple-Reihe gemein hat. Auffällig ist beispielsweise das Zusammenspiel mit der Polizei, die zwar ständig auf Fremdhilfe angewiesen ist, es aber dennoch nicht gerne sieht, dass da wer mitmischt, immer anderer Meinung ist und hinterher auch noch Recht behält. Zudem ist Brown nicht auf den Mund gefallen und verschafft sich mit giftigen Sprüchen, einem Schuss Egoismus und jeder Menge Neugierde die nötigen Beweise. Durch seinen Beruf kann er Marple gegenüber einen Vorteil aufweisen, öffnet ihm das Pfarrersein doch auch die ein oder andere Türe.

Die Verfilmung selbst unterscheidet sich vom Stil her ebenso von den Abenteuern der von Margaret Rutherford so wunderbar schrullig gespielten alten Dame, denn wo die vier Filme um Miss Marple Krimikomödien mit Schwerpunkt Krimi waren, sind die Abenteuer um Pater Brown mit dem Schwerpunkt Komödie umgesetzt. Das merkt man allein schon daran, dass die spannenden, fast gruseligen Ermittlungsmomente aus der Seniorenreihe hier komplett fehlen. Wenn Pater Brown in Gefahr gerät, was äußerst selten passiert, dann kann von Spannung nicht die Rede sein. Muss es aber auch nicht. „Das schwarze Schaf“ weiß auf eigene Art zu punkten, lebt einfach durch seine locker flockige Art, und natürlich trumpft auch Heinz Rühmann Darstellung seiner Rolle.

Seinem Spiel und den flotten Dialogen des Drehbuchautors haben wir es zu verdanken, dass aus dem Film kein Krimi mit einem unsympathischen Pfarrer geworden ist. Wo die Unehrlichkeit seines Berufes ab und an aufblitzt, wird sie wieder wett gemacht durch kleine Schmunzler. Obwohl Brown ein Mann der Religion ist, beginnt man sogar ihn zu mögen. Gerade deswegen funktioniert „Das schwarze Schaf“ allerdings auch nur auf naiver Ebene. Man muss sich die Welt schön lügen und für 90 Minuten einmal glauben, einem Pfarrer ginge es nur um das Wohl seiner Gemeinde. Wenn man dies schafft, wird man wunderbar unterhalten, mitunter auch deshalb, weil mit geraten werden darf wer der Täter ist.

„Das schwarze Schaf“ ist flotte Komödienunterhaltung mit einem Kriminalfall zum mit raten. Er ist leichte Kost, und er eignet sich wunderbar zum öfter gucken. Seinerzeit dürfte er genau die richtige Alternative gewesen sein, zu den etwas düsteren Wallace- Krimis und den "Miss Marple"-Filmen, die irgendwo dazwischen anzusiedeln wären. Eines haben alle drei Reihen auf jeden Fall gemein: sie spielen in England, das hat den deutschen Zuschauer von einst damals scheinbar gereizt. Der Film um Pater Brown ist ein kleiner Klassiker, der auf naive Art wunderbar die Zeit vertreibt.  OFDb
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