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31.07.2018

BURIED ALIVE - LEBENDIG BEGRABEN (1990)

Frank Darabonts Langfilm-Regiedebüt ist seine TV-Herkunft nicht zu übersehen, auch wenn Darabont die Kostengünstigkeit so gut wie möglich zu überspielen weiß. Glaubhafte Mimen stehen ihm zur Verfügung, ein interessantes Drehbuch liegt vor, einzig das zu schlichte Abfilmen der ganzen Chose lässt "Buried Alive - Lebendig begraben" so schlicht erscheinen wie er nun einmal ausgefallen ist. Der Regisseur späterer Erfolge wie "Der Nebel", "Die Verurteilten", "The Green Mile" und "The Walking Dead" hat theoretisch gesehen einen typischen Rache-Thriller abgeliefert, aber dank einiger Ausnahmeszenen und hauptsächlich aufgrund des Finalszenarios atmet der Streifen zudem Horrorfilm-Luft. Und mit dem was in der letzten halben Stunde passiert, ist er auch alles andere als gewöhnlich ausgefallen, so skurril wie Clint seine Rache angeht, deren Ziel es ist Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Die Geschichte von "Lebendig begraben" (Alternativtitel) spielt in typischer Filmrealität. Die Böswilligkeit des Mörderpärchens wird angenehm überspitzt dargestellt und soll keinen Realismus imitieren. In "Till Death Do Us Part" (Alternativtitel) geht es lediglich um den Spaß an der Rache, humorfrei umgesetzt, trocken erzählt wie zuletzt Anfang der 90er Jahre für die Masse möglich, und dank einer stimmigen Inszenierung, die jedoch ruhig noch eine Spur düsterer, härter und/oder spannender hätte ausfallen können, unterhaltsam genug ausgefallen um mit dem simplen Ergebnis zufrieden zu sein. Die Auferstehungsszene erinnert aufgrund mancher Perspektive und der atmosphärischen Hintergrundmusik gar an den grandiosen "The Return of the Living Dead", freilich ohne dessen Genialität zu erreichen. Der Rest ist wie erwähnt angenehm routiniert umgesetzt, so dass die überraschend ungewöhnliche Schlussidee des letzten Drittels um so besser zünden kann.

Auch wenn man nicht auf Realismus aus ist, so verhelfen kleine, scheinbar unbedeutende Fakten der Geschichte dabei glaubwürdiger zu bleiben als sie es eigentlich ist. Einzig das viel zu flach geratene Grab weiß alles andere als zu überzeugen, andererseits wäre Clint tiefer verbuddelt nie glaubwürdig seinem Erdgefängnis entkommen. "Buried Alive - Lebendig begraben", den man nicht mit dem titelähnlichen "Buried - Lebendig begraben" verwechseln sollte, ist somit einem kleinen Publikum vergangener Horrorkost zu empfehlen, so lange dieses nicht das große Ereignis erwartet. Wesentlich schlechter ist die Fortsetzung "Buried Alive - Lebendig begraben 2" ausgefallen, die Tim Matheson, der Hauptdarsteller des ersten Teils, persönlich inszenierte, während er selbst nur ein paar Gastauftritte absolviert. Mit Ally Sheedy ist zwar auch dieser in der Hauptrolle brauchbar besetzt, aber die Fortsetzung ist in ihrem Wiederkäuern des Plots des hier besprochenen Streifens weit weniger glaubwürdig, geschweige denn interessant ausgefallen, zumal dem Sequel im Gegensatz zum Original der besondere Aufhänger am Schluss fehlt. Andererseits ist es schön, dass dieser Pluspunkt von "Buried Alive" (Originaltitel) nicht auch noch lustlos kopiert wurde. Bereits im hier besprochenen Film merkt man der Idee an, dass mit ihr weit mehr herauszuholen gewesen wäre.  OFDb

23.11.2017

THE WALKING DEAD - STAFFEL 7 (2016)

Dass sich die Geschehnisse in „The Walking Dead“ mittlerweile immer weniger zentral mit der Zombiethematik beschäftigen, sondern stattdessen mehr denn je mit zwischenmenschlichen Konflikten, gefällt manch frühem Anhänger der Serie nicht und wird gerne als Missstand bezeichnet, den es zu beheben gäbe. Ich kann mich diesem Denken nicht anschließen, finde ich es doch beeindruckend, dass die Verantwortlichen der Serie den Mut besitzen das Szenario diesbezüglich konsequent weiterzudenken, in einer Welt, die nun seit Jahren zerstört ist. Selbstverständlich muss es wieder zu einzelnen Zivilisationen kommen, und geradezu typisch Mensch muss es in solch einer Zeit wieder zu Kriegen und Unterdrückungen kommen.

Ich kann das Bedauern vieler Fans insofern verstehen, als dass in der siebten Staffel die Welt oftmals den Eindruck macht, wieder ein sicherer Ort zu sein. Da wird zwischen den Orten gependelt, ohne Angst davor zu haben ob man überhaupt lebend ankommt. Ein Pfarrer kann schmollend mitten in der Einöde aus einem Fahrzeug steigen und alleine zu Fuß zurück nach Hause laufen. Und die langlebigen Helden der Serie sehen im Kampf gegen eine Horde Zombies keinerlei Probleme mehr, so alltäglich ist das Niedermetzeln der Toten geworden. Die Gefahr, die von den Zombies ausgeht, wird nicht mehr wahrgenommen. Ach, heute sind es nur acht, die es niederzustrecken gilt. Da fehlt der Respekt vor der Gefahr, eben jene Thematik, die Romeros „Zombie“ u.a. so hervorragend zu thematisieren wusste: der Fall nach der Überheblichkeit, das Verkennen der Gefahr aufgrund der Gewöhnung nach einigen Siegen. Hier kann man nur hoffen, dass eine der kommenden Staffeln diesbezüglich Aufräumarbeit leistet, so wie es die zweite Staffel damals mit all dem schöngemalten Übel der ersten Staffel tat.

Es ist diesmal nicht so wie dort, dass „The Walking Dead“ zu einer sehenswerten Serie gerettet werden muss. Denn trotz dieses Kritikpunktes und manch anderer Trivialitäten, welche die Serie in ihrer Seifenopern-Art und dem romantisierten Ehrenblick auf Kampf, Krieg und Opfergabe zu einer verträumten Version eines düsteren Stoffes macht, weiß auch die siebte Staffel von „The Walking Dead“ für einen Mainstreamstoff gut zu unterhalten. Mag es an vielen Stellen auch an Mut fehlen dem Geschehen glaubwürdige Konsequenzen zu bescheren, die der Stammzuschauer nur schwer verarbeiten würde (das ständige Verschonen diverser Hauptfiguren, trotz der anfänglichen Härte Negans), auf versimpelter Ebene verstören die Entscheidungen der Autoren in härteren Momenten aber noch immer. Und auch die nicht zu knapp ausgefallenen zwischenmenschlichen Szenen sind weiterhin emotional genug ausgefallen, um mit den Figuren mitfühlen zu können, anstatt im stumpfen Sumpf theoretischer Theatralik zu versinken.

Zugegeben, bedeutende Zombieszenen gibt es wenige, aber sie sind für die zu erzählende Geschichte in größerer Menge auch nicht vordergründig wichtig, und es ist gut, dass die Autoren sich dessen bewusst sind. Kommt es hin und wieder zu einem erzählenswerten Kampf gegen die Untoten, sind die Szenen zumindest beeindruckend ausgefallen, anstatt zu einer Standardprozedur zu werden, die auf Dauer langweilen könnte. Ansonsten liefert Staffel 7 eine aufwühlende Geschichte erzählt aus einer hoffnungslosen Perspektive und beeindruckt wieder einmal mit dem Mut zur detailreichen Langsamkeit seines Szenarios, so dass man sich am gelungenen Schluss der Staffel wundern darf, auf welch halbem Wege, wenn überhaupt, die zu erwartende Geschichte überhaupt erst stattgefunden hat, nach diversen Überraschungen nicht wissend, ob es überhaupt weiter geht wie vermutet.

Erneut lässt man sich Zeit für die Entwicklung von Nebenfiguren und jenen, die nun zwischendurch zu solchen werden, erneut gewährt man scheinbar zweitrangigen Figuren ganze Episoden, so dass Rick und seine Haupttruppe hin und wieder für ganze Folgen weggeblendet werden, und erneut wird unser Blick auf die Endzeitwelt und ihre Bewohner erweitert und um weitere interessante Figuren ergänzt. Mag die letzte Folge der vorangegangenen Staffel auch etwas geschwächelt haben und die Einstiegsfolge der hier besprochenen Staffel als Fortführung beagter letzter ebenso, ab Episode 2 gewinnt die Erzählung wieder an Kraft, besitzt zwar einige Schwächen mehr als Staffel 6, aber allein die Geschichte um den mir zu schwätzig ausgefallenen, sonst aber überzeugenden, Negan und seiner Armee ist ein Selbstläufer für sich, eben weil ein Imperium hinter allem steht, das nur schwer aufzubrechen sein wird.  OFDb

07.02.2017

THE WALKING DEAD - STAFFEL 6 (2015)

Nach den etwas wackeligen, wenn auch mit großartigen Momenten versehenen, Staffeln 4 und 5 weiß Staffel 6 wieder zu alten Stärken zurückzufinden, konzentriert sich intensiver auf seine wichtigsten Szenarien, um den Zuschauer auch wirklich Teil einer Geschichte werden zu lassen, während man sich nebenbei weiterhin die Freiheit gönnt sich genügend Zeit für Nebensächlichkeiten zu nehmen. Figuren werden nicht auf die Schnelle abgearbeitet, sie werden vertieft, bekommen neue Facetten beschert, sie wachsen mit den Verändrungen der Geschichte, der eine in die eine, der andere in die andere Richtung.

Der Mix aus Action- und Ruhephasen ist hervorragend gewält. Endlich merkt man wieder, dass die Autoren genau wissen was sie erzählen wollen. Und von Glenns pseudo-philosophischem Geschwafel über das Zusammensein von Menschen einmal abgesehen, welches eine Teenagerin über sich erdulden muss, finden sich auch genügend tatsächlich philosophische Momente, Szenen die zum Nachdenken anregen, die Grundlagen interessanter Diskussionen sein können, einfach Momente die mehr als der Theatralik eines Soap-Stoffes dienen, sondern clever die Welt der sechsten Staffel reflektieren.

Wenn die letzten drei Folgen die Dinge ein wenig ruhiger angehen, wirkt dies zunächst wie ein gekonnter Übergang zum nächsten großen Szenario. Wenn dies Ende der letzten Folge tatsächlich in Kraft tritt, ist die Enttäuschung jedoch eher groß. Eine ewig durch Hörensagen vorbereitete mystische Figur entpuppt sich als Plappermaul, dessen Geseier zumindest in der Deutschvertonung lediglich nervt, und die eigentlich beunruhigende Situation banal wirken lässt - was sie nicht ist, wie uns die kommende Staffel beweisen wird. Es ist dennoch schade, dass die Einleitung des Abgrundes, der auf Ricks Truppe zukommt, so mager ausgefallen ist. Das ist aber auch der einzige größere Tiefpunkt einer ansonsten atmosphärisch sicher erzählten, interessanten, cleveren und spannenden Staffel, die sich meist über Ursache und Wirkung bewusst ist, in ihren besten Momenten sogar über die Psychologie ihrer Figuren. Der maue Schluss lässt mich jedoch trotzdem erst einmal ernüchtert auf Staffel 7 warten.  OFDb

27.03.2016

THE WALKING DEAD - STAFFEL 5 (2014)

Hielt ich Staffel 4 aufgrund dessen dass er keinen zentralen inhaltlichen Schwerpunkt gesetzt hat für eine Übergangsstaffel, welche die Geschichte der einen Staffel zu Ende bringt, während die Geschichte der kommenden vorbereitet wird, so weiß ich nach Sichten der fünften nun, dass diese Art Erzählung vorerst Stil der Serie bleiben wird. Auch hier wird keine isolierte Geschichte innerhalb eines über die Staffeln fortlaufenden roten Fadens erzählt, wie in den ersten 3 Staffeln oder bei Serien wie „Dexter“ und „House of Cards“. „Walking Dead“ wird fortlaufend weiter erzählt, unabhängig der Abgrenzung durch Staffeln. Wie gut oder schlecht diese Vorgehensweise ist hängt vom Blickfeld ab. Längen gab es schon immer innerhalb der Serie, storytechnisch ist man mit der neuen Methode flexibler.

Und trotzdem wirkt diese Art der Erzählung weniger einheitlich und zu unsortiert auf mich. Ich habe keine Ahnung warum mich das so stört, denn die Drehbücher sind weiterhin gut zu nennen, sie sind wohl überlegt, widersprechen sich nicht und baden nicht all zu sehr in Unnötigkeiten. Aber es gibt sie, so z.B. die Geschichte um Terminus, um die viel mehr Wirbel gemacht wird als der Storystrang schließlich bietet. Sie wird nicht einmal als Vorbereitung einer größeren Geschichte genutzt, denn auch die auf ihr aufbauende Kannibalenbedrohung ist lediglich ein kleines Kapitel inmitten des großen Ganzen.

Ist auch diese zu Ende erzählt, tritt die bis dahin nicht sehr überzeugende, aber durchaus unterhaltsame Staffel, wieder einmal kurzfristig auf der Stelle. Hat man diese müde Phase hinter sich gebracht, wartet aber zumindest eine richtig gute Geschichte auf den Zuschauer, die zwar langsam eingeleitet wird, aber psychologisch durchdacht, sowie interessant und konsequent erzählt. Im Vorfeld taten sich einige neue Situationen auf, die zuvor geklärt werden mussten, aber kaum in der Geschichte um eine neu gegründete Stadt angekommen wirkt die Serie fast wie neu gestartet, denn nun werden unsere Helden mit der Zivilisation konfrontriert, und als Zuschauer fragt man sich ob Ricks Truppe überhaupt in der Lage ist wieder in ein derartiges Leben integriert werden zu können. Und können die Bewohner mit Menschen zusammen leben, die in der Wildnis zu Bestien wurden?

Fragen über Fragen innerhalb einer reizvollen Geschichte, die keinesfalls die Geschichte der dritten Staffel wiederholt, auch wenn man dort wie hier versuchte in die Zivilisation zurück zu finden. Dank völlig anderer Ansätze und dadurch dass sich gegen Ende die schwierigen Situationen geradezu überschlagen, wird diese Phase der Staffel zu einem Hoch wie es dies seit dem Leben auf der Farm in Staffel 2 nicht mehr gegeben hat. Zwar wird gegen Ende alles auf recht einfachem Weg zu einem vorrübergehenden Schluss geführt, aber Staffel 6 kann nun auf dieser grandiosen Vorgabe aufbauen, womit es möglich wäre wieder eine solch gute Staffel abzuliefern wie es die Staffeln 2 und 3 waren.

Die Geduld, welche die hier besprochene Staffel von einem abverlangt, und die Episodenlastigkeit könnten dafür sorgen dass mancher Zuschauer, der es bis hierher geschafft hat, abspringt. Die erste Hälfte von Staffel 5 macht nicht den Eindruck dass sich der Zustand der Serie bessern wird. Er ist nicht das Tief der Reihe, den hat man mit dem schwachen Start der ersten Staffel hinter sich gelassen, Season 4 und 5 sind immerhin unterhaltungstechnisch auf schlichtere Art geglückt. Aber wirklich gut sieht anders aus, und wer sich von all dem nicht entmutigen lässt, wird mit dem tollen Plot besagter neuer Stadt belohnt, vorausgesetzt man mag an „The Walking Dead“ die Geschichte und ihre Figuren und nicht nur das olle Zombiegemetzel, welches freilich aufgrund der vorliegenden Storyänderung wieder ein wenig heruntergeschraubt wird.

Dank des konzentrierten Blickes auf das Leben der Überlebenden in einer neu gegründeten Zivilisation, schafft es die Serie stärker denn je Gesellschaftskritik an der Gegenwart zu äußern, dies glücklicher Weise auf unaufdringliche Art und gemischt mit einigen kleinen philosophischen Ansätzen, die zwar nie zu tief gehen, aus dem Stoff aber mehr machen als das was man hinter einem Mix aus Drama, Action, Horror und Soap Opera vermuten würde. Staffel 5 gehört nicht zu den stärksten Phasen der Serie, aber seine letzten 6 Folgen entschädigen für vieles und bescheren uns mit dieser Vorlage hoffentlich eine ebenso geglückte 6. Staffel.  OFDb

20.03.2016

THE WALKING DEAD - STAFFEL 4 (2013)

Staffel 4 beginnt ruhig, viel zu ruhig für meinen Geschmack. So interessant und konsequent die Geschichte um die um sich greifende Todesgrippe auch ist, sie zieht sich zäh daher, und da ist auch der fröhliche Einstieg in die Staffel nicht von Vorteil, der einen viel zu blauäugigen Alltag innerhalb der Gefängnismauern zeigt. Hier hätte man nicht ganz so übertreiben müssen um einen zivilisierten Umgang miteinander und das Wachsen eines gewissen Luxus‘ zeigen zu können. Erst mit Auftauchen des Governors kommt wieder Leben in die Bude, und da darf man schon überrascht sein, dass dem guten Mann ganze zwei Episoden für sich allein beschert werden, die sich einzig mit seinem Lebensweg nach der zerstörten Stadt beschäftigen.

Auch diese Phase wird sehr ruhig und mit Aufmerksamkeit auf kleinste Details erzählt. Und sie zeigt uns damit den inszenatorischen Unterschied zur Krankengeschichte auf, tritt die Geschichte des Governors im Vergleich zu ihr doch nie auf der Stelle. Man kann die Autoren nur ein weiteres Mal loben wie gekonnt sie mit dem Facettenreichtum des interessanten Charakters des Governors spielen, wissentlich dass auch er versucht das Richtige zu tun und gar nicht mitbekommt, dass er der Anfang vom Ende ist.

Nach einer für diese Staffel völlig allein stehenden Action-haltigen Folge verstreuen sich alle Protagonisten an die verschiedensten Orte, und da schaut man den Leuten nun beim langsamen Prozess des sich Zusammenfindens über eine halbe Staffel lang zu. Das ist konsequent, ja sogar lobenswert zu nennen, aber es macht Staffel 4 nach dem beendeten Thema um die Krankheit nun endgültig zu einer Episodenstaffel.

Wo einst eine durchgehende Handlung mit Beginn, Mittelteil und einem entladenden Finale herrschte, da ist die vierte Staffel „The Walking Dead“ nun eher eine Übergangsstaffel, die alle Weichen für die kommende stellt, vielleicht ein wenig vergleichbar mit dem nicht für sich stehen könnenden „Das Imperium schlägt zurück“. Für meinen Geschmack schaute sich diese Kleingeschichten-Staffel schwächer als die beiden Vorgänger, weil neben vieler aufregender und spannender Geschichten auch einiges an Leerlauf mit an Bord ist, sicherlich um die Trostlosigkeit der aktuellen Situationen herauszuarbeiten, aber das nagt schon ein wenig arg an der Geduld des Zuschauers, wenn sich dies über viel zu viele Folgen zieht.

Dennoch sind viele erzählenswerte Geschichten darunter, eine mit einem makaberen Ende, welches selbst die Hartgesottenen unter den Zuschauern an seine Grenzen führen wird. Wie immer geben sich Dramatik und Spannung die Hand. Und wie all die einzelnen Schicksale wieder zusammen finden ist schon recht interessant herausgearbeitet, auch wenn man dies nicht als Kunststück des Drehbuchschreibens bezeichnen kann, ist die Welt doch nun erst recht ein Dorf bei all den Zufällen die zur finalen Zusammenkunft führen. Dass es am Ende genau zu dieser kommt steht nie außer Frage, hier ist Season 4 nicht halb so pessimistisch wie all die vorausgehenden Staffeln.

Staffel 4 ist somit nicht mehr das intensive Seherlebnis welches die Staffeln 2 und 3 für mich waren. Die Serie rutscht aber auch nicht wieder auf das traurige Niveau der ersten Staffel herab. Das grundlegende Weltbild bleibt bestehen, Figuren verändern sich weiterhin glaubwürdig an der Zombiewelt orientiert, Schicksale werden weiterhin gekonnt emotional auf den Zuschauer übertragen. Bislang blasse Figuren bekommen nun mehr Gehalt und Tiefsinn, neue Figuren bereichern das „Walking Dead“-Universum ebenso gut wie dies bisher immer der Fall war, lediglich der große rote Faden der über all den kleinen Geschichten schwebt ist diesmal nicht so gut heraus gearbeitet wie sonst.

Während die vielen kleinen Einzelschicksale emotional und psychologisch zu gefallen wissen, kommt die übergeordnete Geschichte und die Vorbereitungen dieser doch eher undurchdacht daher. Keiner hält den Zielort für eine Falle, jeder vertraut darauf dass auch jeder sich auf den Weg dorthin macht, was meiner Meinung nach nicht zu der bisherigen Art des Denkens von Ricks Truppe passt. Und der Grund warum Carol kurzfristig aus der Gruppe verbannt wird, ist im Vergleich zu dem was bisher geschah nicht nachvollziehbar und schaut sich wie eine hektische Entscheidung die für spätere Ereignisse getroffen werden musste.

Staffel 4 ist somit auch inszenatorisch und von ihrer Buchvorlage her nicht mehr ganz so qualitativ wie die beiden vorherigen Staffeln, und sie leidet trotz intensiv beobachtender Einzelschicksale zu sehr an ihrer Episodenhaftigkeit. Aber mit viel Geduld und heruntergeschraubten Erwartungen weiß auch sie zu unterhalten. Und wieder muss sich der Zuschauer auf alle möglichen Überraschungen einstellen. Auf Schongang geht Staffel 4 nun wahrlich nicht.  OFDb

14.03.2016

THE WALKING DEAD - STAFFEL 3 (2012)

Setzte die zweite Staffel hauptsächlich auf ruhige Momente, so kommt die dritte Staffel von „The Walking Dead“ schon wesentlich lauter daher. Freunde von Zombiegemetzel bekommen blutigere Bilder als bisher zu sehen, und die Häufigkeit der Auftritte der Untoten wurde im Vergleich zu Staffel 2 stark erhöht. Der neu errungene Tiefgang der Vorgänger-Staffel blieb der dritten glücklicher Weise dennoch erhalten, und auch wenn zwei der wirksamsten Figuren es nicht mehr in diese dritte Season geschafft haben, so darf man doch trotzdem überrascht sein wie gut die Geschichte auch mit den verbliebenen Figuren funktioniert.

Denen kommen freilich die neuen zu Gute, von denen man den Governor ganz besonders hervorheben muss, ist er doch ein perfekt besetzter und unglaublich vielseitig charakterisierter Schurke, dem wir mit seiner Unschuldsmine wahrscheinlich alle fast auf den Leim gehen würden. Seine Präsenz führt zu einer nach bisherigen Erlebnissen recht naheliegenden Idee. Nach dem Krieg Mensch gegen Zombies, liegt es in der Natur des Menschen dass sich nun zusammen gefundene Stämme bekriegen, um ihren hart erkämpften Standard  beizubehalten. Man mag es dem Beginn der Staffel nicht ansehen können, aber Staffel 3 handelt zentral von Krieg, und dies so einfallsreich geschrieben, dass man dieser Phase der Serie im Vergleich zu allem bislang Erzählten nun nicht mehr vorwerfen kann nur noch bereits Bekanntes der Zombie-Thematik wiederzuverwerten.

Dank guter Autoren schafft man es zudem inmitten des Kriegsszenarios genügend Raum für den für die Serie so wichtigen Dramenaspekt zu gewinnen. Wieder gehen Helden-Tode dem Zuschauer nahe, und wenn es Schreiber schaffen, dass man selbst den Tod des nervigsten Charakters der Serie betrauert, wenn auch eher wegen der zurückgebliebenen Trauernden anstatt wegen der Toten selbst, dann kann man diesen Leuten ihr Talent nicht abstreiten. „The Walking Dead - Staffel 3“ ist hoch emotional erzählt, bleibt stets menschlich und kommt nie in Versuchung die erbärmliche Political Correctness der ersten Staffel wieder aufzugreifen.

Somit ist auf sich ehrlich anfühlender Basis genug Raum gegeben für Horror, Action, Thrill und Dramatik. Manch einem mag der Soap Gehalt zu geschwätzig ausgefallen sein. Ich für meinen Teil würde darüber nur klagen, wenn er sich wie Leergeschwätz anhören würde. Das tut er aber nicht. In den Dialogen wird reflektiert, getrauert, strategisch geplant, Perspektiven ausgetauscht und manches Mal darf es auch mal philosophisch werden. Dank zwei spannender Spielorte, von denen stets jene im Mittelpunkt steht, deren Phase für die Entwicklung der Geschichte gerade die wichtigste ist, wird es auch in Leerlauf-Momenten niemals langweilig. Und mögen manche Lieblingsfiguren auch einige Zeit pausieren müssen, so geschieht dies doch stets zum Wohl der Gesamtgeschichte.

Mit Staffel 3 haben die Verantwortlichen der Serie endgültig bewiesen, dass sie die Fehler der ersten Staffel begriffen haben und nicht rückfällig werden. Unter welchen Bedingungen sich die Protagonisten ihre Menschlichkeit bewahren ist weit von der politisch korrekten Weltsicht der Season 1 entfernt und orientiert sich psychologisch durchdacht an den Begebenheiten der hier präsentierten Zombiewelt. Die Bedrohung ist stets ebenso greifbar wie die Dramatik, die Verführung des Governors nachvollziehbar und der Leidensweg Ricks so gnadenlos wie die Überraschungen, die auf den Zuschauer einregnen.

Wieder einmal haben bis auf wenige Ausnahmen ausgerechnet die interessantesten Charaktere nicht überlebt. Doch diesmal bin ich optimistisch dass dies Staffel 4 nicht schaden wird. Denn seit Staffel 2 ist die Serie auf einem guten Weg und wird dies auch wohl bleiben, schließlich wurde die Zombiewelt nun zwei Staffeln lang in ihrem Facettenreichtum, aber auch in ihrer Gnadenlosigkeit, erkannt und verstanden, und dies sieht man auch in dem Preis den die Figuren zahlen, wenn sie sich wieder einmal charakterlich von dem Menschen weg entwickeln, der sie einst mal waren. Und da macht die Serie auch vor Kindern nicht Halt.  OFDb

10.03.2016

THE WALKING DEAD - STAFFEL 2 (2011)

Wer meine Review zur ersten Staffel gelesen hat, weiß dass ich bislang kein Freund von „The Walking Dead“ war. Nach einem tollen Pilotfilm wurde mir die ganze Chose zu realitätsfern geschwätzig, als dass ich mich nach sechs Folgen weiterhin für die Serie hätte interessieren können. Nach meiner Sichtung der sympathischen Asylum-Serie „Z Nation“ und mit dem Ziel mir demnächst den thematisch interessant klingenden Spin-Off zu „The Walking Dead“, „Fear the Walking Dead“, anzusehen, wollte ich als Vorbereitung zu dieser der grundlegenden Serie neu motiviert eine erneute Chance geben. Und ich bin froh dass ich diesen Schritt gegangen bin.

Als nach einer großartig erzählten Einstiegsfolge die zweite Staffel schon wieder inhaltlich bergab ging, fühlte ich mich zunächst noch von meiner alten Ansicht bestätigt. Von Folge zwei an trat das Szenario lange Zeit auf der Stelle, Zombieszenen wurden stark reduziert, und der dominante Soap Gehalt wollte aufgrund der noch immer stark präsenten heile Welt-Sicht bei mir nicht zünden. Aber wenn man der zweiten Staffel trotzdem geduldig eine Chance gibt, erkennt man mit Blick auf das Gesamtwerk, dass die zweite Staffel mit voller Absicht erzählt ist wie sie es ist. Der Stillstand der Folgen 2 - 4 ist nötig um die Geschichte in die gewählte Richtung zu lenken. Ohne sie würden sich die Differenzen in der Gruppe nicht derart hochschaukeln, und genau von diesen lebt Staffel 2, und genau deshalb weiß die humane Erzählform in Form einer Horror-Seifenoper tatsächlich zu funktionieren, womit sie im kompletten Gegensatz zu „Z Nation“ steht, die ihre Stärke darin besitzt sich in einer kaputten Welt nichts Humanes mehr vorzumachen.

Zwar wird der Blick auf die Truppe von einem unfairen Blick aus betrachtet, immerhin wird eine tragische Figur, die auf vieles verzichten musste, als Bösewichter dargestellt, und die verwöhnte Frau Ricks, die stets selbstgerecht andere für sich sterben lässt, als der vernünftige Part dargestellt (und auch dass Rick noch immer in seiner Sheriff-Uniform herumstolziert, so als habe dies in einer zerstörten Zivilisation noch eine Bedeutung, stimmt ärgerlich), interessanter Weise gibt die zweite Staffel „The Walking Dead“ jedoch jeglicher Seite die Chance sich mitzuteilen, verschiedene Ansichten zu begründen, und lässt sich in der späten Phase der Serie sogar dazu herab Fehler von Seiten der strahlenden Helden auch als solche darzustellen, sich also dessen bewusst zu sein, dass seine selbstgerechten Helden doch nicht das Ideal sind für das sie stets herhalten mussten.

Und das ist es was die Serie rettet. Sie badet nicht mehr wie es zunächst scheint in einem selbstgerechten Weltbild, welches weltfremd in einer Zombiewelt spielt, die man lediglich für ein Abenteuerpicknick hält. Die Figuren wachsen nun in diese Zombiewelt hinein, verändern sich, werden sich ihrerer Lage endlich bewusst, und versuchen dennoch sich ihre Menschlichkeit zu bewahren. „The Walking Dead“ wird erwachsen (was bedeutet dass die dämliche Sheriff-Uniform mit der Zeit ebenfalls verschwinden darf), und es mag sein dass mit Blick auf diese Veränderungen der zweiten Staffel sich die erste beim zweiten Mal auch wesentlich versöhnlicher gucken lässt.

Sicherlich erzählt auch die zweite Staffel nichts was es nicht schon in diversen Zombiefilmen zu sehen gab. Aber die Vertiefung der Charaktere macht die Serie in dieser Phase zu einem starken, sehenswerten Ereignis, welches nach dem täuschenden auf der Stelletreten einige Überraschungen und spannende Wendungen für den Zuschauer bereit hält, manches Mal auch einiges von ihm abfordert, ist doch z.B. der Tod zweier sympathischer Charaktere emotional tiefgehend herausgearbeitet, und gehen die Verantwortlichen doch auch mit dieser Thematik sehr sensibel, da Charakter-vertiefend und philosophisch angehaucht vor. Dieses Mal fühlt man mit den Figuren mit. Sie sind keine lieblosen hohlen Körper mehr, wie sie es meiner Meinung nach noch in der ersten Staffel waren.

Mit Staffel 2 gewinnt „The Walking Dead“ an Tiefe und Glaubwürdigkeit, gerade in seinem Bemühen in einer gnadenlosen Welt menschlich bleiben zu wollen. Vieles was in Staffel 1 zu gewollt erschien, bekommt nun einen ehrlichen Anstrich. Freilich scheinen die Verantwortlichen noch immer nicht wahr haben zu wollen was für ein menschenverachtender Charakter hinter der Figur von Ricks Frau steckt, aber solche Ärgernisse sind mittlerweile derart stark heruntergeschraubt, dass sich die Geschichte in ihrer Tragik sowie in ihren Spannungsmomenten entfalten kann, während uns eine Gruppe verschiedenster Mentalitäten die Chance gibt das Erlebte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, manches Mal auch zu begreifen. Sollte es „The Walking Dead“ in den kommenden Staffeln schaffen sich endgültig von dem Lobgesang von Rick und seiner Frau loszureißen, stünde die Serie sich endgültig nicht mehr selbst im Weg. Der Schluss der zweiten Staffel lässt diesbezüglich hoffen.  OFDb

15.09.2012

DER NEBEL (2007)

David Drayton befindet sich mit seinem Sohn im Supermarkt, als ein unheimlicher Nebel aufzieht, in dem sich etwas Bedrohliches zu befinden scheint. Nachdem sich dieser Verdacht bestätigt hat, verbarrikadieren und organisieren sich die Leute im Laden. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen. Und auch die Glasfront des Geschäfts hinterlässt kein sicheres Gefühl...

Je vernebelter der Kopf, desto erträglicher der Schluss...
 
Gerade in seinen geschätzten ersten 45 Minuten ist „Der Nebel“ ein richtig guter Film. Er baut gekonnt eine dichte Atmosphäre auf, macht den Zuschauer dank geringer Informationen neugierig (der Erzählform von „Phantoms“ ähnlich), zeigt recht wenig von dem zunächst vermutetem einen Monster, und die Story selbst vermeidet zunächst häufig verwendete Klischees.

Klischeecharaktere, die sich bei Filmen nach Stephen King-Vorlage nie vermeiden lassen, werden zunächst nicht ganz extrem eingesetzt. Bis auf die Rolle der religiösen Fanatikerin gibt es keine rein guten oder rein bösen Figuren. Der Held ist menschlich und benimmt sich nicht immer vorbildlich, ein dummer Elektriker gesteht sein dummes Benehmen ein und hilft von nun an, anstatt bis zum Schluss Streit zu suchen, und als Orientierung dient ein Mann, der nur deshalb zur Identifikationsfigur wird, weil man mit ihm alles miterlebt. 

Wesentlich logischer handelt sein Nachbar, dessen Taten ein schnelles Ende finden. Er wird für eine Phase des Films Gegenspieler der Hauptfigur und ist meist ein nachvollziehbarer Realist. Dass er sich trotz Alarmsirenen in den Nebel hinaus wagt, ist hingegen weniger realistisch, immerhin würde ein denkender Mensch anstatt eines Monsters eine giftige Wolke oder vergleichbares vermuten. Aber das ist erstens kein grober Schnitzer und zweitens harmlos verglichen mit manchen Unsinnigkeiten, die einem später vor die Nase gesetzt werden.

„Der Nebel“ lebt zunächst vom Mysteriösem seiner Geschichte. Monsterattacken gibt es wenige, die eine, die man erleben darf, ist am Computer animiert und optisch überzeugend. Bei dieser Horror-zurückhaltenden Herangehensweise wird manch anspruchsloser Filmkonsument dank der wenigen Action sicherlich einiges zu meckern haben. In diesen 45 Minuten wird es jedoch nie langweilig. Der Spannungsgehalt ist unglaublich hoch, die Atmosphäre ist geladen, die Figuren großteils interessant eingefangen und die Neugierde des Zuschauers wird gekonnt aufrecht erhalten.

Es dauert seine Zeit bis man ins wirkliche Geschehen eingeweiht wird. Die Nennung des Hintergrundes macht neugierig (zumal der Phantasie des Zuschauers viel Raum gelassen wird, was ein großer Trumpf für die weitere Atmosphäre des Streifens ist), erinnert aber von seiner Grundidee auch stark an den Schundfilm „Webs“, selbst wenn man vergleichbare Kreaturen einmal ignorieren würde. Obwohl mir „Webs“ auf naiver Ebene gefallen hat, tat es gut mit „Der Nebel“ diese Idee einmal professioneller umgesetzt zu sehen.

Neben der Kreaturen gibt es eine weitere Bedrohung im Supermarkt, und diese geht von einer religiösen Fanatikerin aus. Diese ist zum einen recht gut eingebracht, wird die Frau doch über ihre wachsende Anhängerschaft immer wahnsinniger und fühlt sich immer bestätigter, so wie der Anführer der Wächter aus „Das Experiment“. Natürlich badet, typisch King, die Idee in mehr Klischees, als in diesem großartigen deutschen Stück Psycho-Drama, aber der Vergleich passt. Leider mutiert die Predigerin zu einer immer größer werdenden Comicfigur. Sie wird so unrealistisch bösartig, dass sie fast zu einer Parodie ihrer selbst wird und nur durch die dichte Umsetzung des Gesamtwerkes zu wirken weiß. Es gibt solch extrem fanatische Gläubige, in jeder Religion, und in Amerika erst recht, aber der zunächst gelungene Versuch von Gesellschaftskritik wird mit dieser grotesken Überzeichnung zerstört. Das einzige, das mir an dieser religiösen Kritik nicht gefällt, ist der typische kingsche Irrglaube, die Fragwürdigkeit von Religion würde erst im Fanatismus beginnen. Was nutzt der lobenswerte Anflug von Aufklärungsarbeit im Unterhaltungssektor (wo er ohnehin meist übersehen oder ignoriert wird), wenn er falsch angesetzt wird?

Dem Unterhaltungswert des Filmes soll es egal sein. Dem ist nur die zu groteske Metamorphose der Predigerin ein Hindernis, aber es ist eines das zugegebener Maßen ordentlich Schwung in die Bude bringt. Trotz ihrer Überzeichnung geht eine packende Bedrohung von ihr aus, gerade in der Schlussphase im Supermarkt. Neben der physischen Bedrohung steht der wesentlich wichtigere Aspekt ebenfalls gekonnt im Raum. Wie muss es sein als denkender Mensch nicht logisch handeln zu können, weil die Zahl der Dummen wächst bis es sie sind die regieren?

In der letzten Phase des Films geben sich große und maue Ideen die Hand. Ein Schluss a la „Die Vögel“ wäre wünschenswert gewesen. Dies wollten die Verantwortlichen des Streifens allerdings nicht, also dürfen wir Dinge erfahren, die orientiert an der Hauptperson unglaubwürdig sind. Die Protagonisten sind verzweifelt, und das ist aufgrund der Situation auch verständlich. Aber das Handeln des Helden, welches eine Schlusspointe vorbereitet, ist vom Beweggrund her zu konstruiert. Alternativen hätte es zu genüge gegeben. Man wird zwar entschädigt mit einer unerwarteten Pointe, aber selbst diese weckt aufgrund ihrer Unglaubwürdigkeit Erklärungsinteresse. Hat man die etwas bittere Pille geschluckt, funktioniert die Idee bei einem zweiten Gucken allerdings mehr als beim ersten Schauen, dann kann man sich der wundervollen Theatralik hingeben, sich einfach naiv auf das Geschehen einlassend.

„Der Nebel“ ist ein atmosphärisches Stück Horrorfilm, sehr spannend und, da man eigentlich nie weiß wie es weiter geht, interessant erzählt. Die Neugierde wird bis zum Schluss hoch gehalten. Leider hat der Film manchmal etwas holprige Ideen, was ihn nicht daran hindert dennoch überdurchschnittlich gut zu sein. Die Negativpunkte sind nie so extrem, dass man aus der Geschichte geworfen würde oder die guten Ideen damit außer Gefecht gesetzt würden. Darüber hinaus bietet der Film eine tolle Optik, einige wenige, dafür gelungen, blutige Szenen, eine Vielfalt an Kreaturen, überzeugend kreiert am Computer und einen hypnotischen Soundtrack von Mark Isham. Was bleibt ist ein Stück gelungenes Unterhaltungskino, welches die meisten nicht kalt lassen wird.  OFDb

22.08.2012

THE WALKING DEAD - STAFFEL 1 (2010)

Der Polizist Grimes erwacht im Krankenhaus aus dem Koma und muss feststellen, dass die Gesellschaft wie er sie kannte nicht mehr existiert. Die Menschheit ist fast gänzlich ausgestorben, und menschenfressende Zombies wandeln über den Erdboden. In Atlanta schließt er sich einer kleinen Gruppe Überlebender an...

Mal wieder Zombies...
 
Wenn man nicht gerade auf Vampirromantik steht, hat die Serienwelt dem Horrorfreund nicht gerade interessantes zu bieten. Da wird man freilich neugierig, wenn ein TV-Sender plötzlich mit einer Serie über Zombies lockt, jene Menschenfresser, deren Beliebtheit im Kino und auf DVD seit fast einem Jahrzehnt einfach nicht abreißen will. So stört es auch kaum, dass der Pilotfilm der eigentlichen Thematik nichts neues hinzuzufügen hat, sondern angenehm ruhig erzählt Elemente aus Vorbilder plündert. Ein bemitleidenswerter, halber Zombie a la „Return Of The Living Dead“ hier, das Erwachen in einer veränderten Welt a la „28 Days Later“ da (der die Idee wiederum vom zombiefreien „Day Of The Triffids“ stibitzte), eine optisch aufklärende Kamerafahrt nach oben, sowie eine Flucht im Lastwagen wie man es aus dem Remake „Dawn Of The Dead“ kennt, usw.

Da das ganze recht gut erzählt ist, für ein TV-Produkt überraschend hart (selbst wenn man andere 18er-Produkte wie „Dexter“ kennt) und da einem ein wundervolles Zombies-Make Up anlächelt, ist das alles auch zunächst so weit okay. Immerhin befinden wir uns erst im Pilotfilm, der einen Einstieg finden muss. Und in Zeiten actiongeladener Kinoereignisse tut es sichtlich gut zu beobachten, dass die Verantwortlichen von „The Walking Dead“ das Entdecken einer veränderten Welt langsam angegangen sind. Obwohl man das Szenario bis zum Erbrechen kennt, will man mit Polizist Grimes die neue Realität kennen lernen. Man setzt auf stimmige Atmosphäre durch viel Stille, morbide Bilder der Großstadt-Straßen, teilweise gar auf gruselige Momente, wie jener, wenn Grimes durch einen dunklen Raum schreitet, den er einzig durch immer wieder erlöschende Streichhölzer beleuchtet.

Bekannte lässt man hinter sich, die veränderte Welt ist glaubwürdig und recht fehlerarm in Szene gesetzt, und selbst die neuen körperlichen Herausforderungen, an die Grimes sich erst gewöhnen muss, werden sinnvoll eingebracht, beispielsweise wenn ihm schummrig wird, nachdem er einen Zombie mit einem Baseballschläger „tötet“. „The Walking Dead“ erscheint in dieser langen Phase konsequent. Doch schon eine der letzten Szenen im Pilotfilm geben winzige Alarmzeichen, wenn herübergeschaltet wird zur Gruppe Überlebender oben in den Wäldern, und ein Soap-Szenario vorbereitet wird, das nicht zwingend hätte sein müssen. Im Gegenzug ist der eigentliche Schluss des Piloten gut gewählt, schließt er doch selbst dann gekonnt, wenn die erste Folge nie fortgesetzt worden wäre.

So wurde man mit Bekanntem nett, wenn auch nicht außergewöhnlich, gefüttert und geht neugierig an die nächste(n) Folge(n) heran. Um es vorwegzunehmen: „The Walking Dead“ wird nicht langweilig. Wir schafften es in vereinter Runde immerhin die kompletten 6 Folgen hintereinander durchzugucken, und doch ist die gesamte erste Staffel viel zu gewöhnlich umgesetzt. Der Trumpf der Stille des Piloten ist ab Folge 2 konsequenter Weise nicht mehr vorhanden. Hier müssen nun Personen und Situationen vertieft werden, und da wird schnell klar, dass weiterhin das bereits Bekannte über dem kompletten Projekt weht.

So ziemlich alle Charaktere bleiben zu schablonenhaft, sympathisch wird einem niemand (was in einer Welt letzter Überlebender auch nicht zwingend sein müsste), und nicht jede Anwesenheit von jedem Typ Mensch ist glaubwürdig in einer solch gnadenlosen Welt. Das Picknick-artige Treiben oben im Wald ohne Sicherheitsvorkehrungen erweist sich als ebenso unsinnig, passt aber zum psychologischen Gesamtbild der Serie sich im Horrorbereich zwar auf jeglichen noch so kleinen Sinn zu stützen (nur wenig erscheint widersprüchlich), im dramatischen Bereich dafür um so mehr Unsinn zu bauen, allein schon deshalb, weil man versucht uns weiß zu machen, eine zivilisierte Gesellschaft mit ihren Wohlstandsproblemen könne auch in einer solch extremen Ausnahme noch aufrecht erhalten werden.

Selbsternannte Regelsetzer entmündigen Mitmenschen, wofür sie von den Autoren freilich den Freischein erhalten, weil sie einst Polizisten waren. Das ganze wird jedoch nicht als Provokation gesät, sondern wird an keiner Stelle kritisiert. Gewalttaten untereinander werden nach dem klassischen Schwarzweiß-Schema Gut und Böse aufgeteilt. Da interessiert es nicht, wenn es wer Gutes mit Brutalitäten sichtlich übertreibt und der gute Zweck durch zu viel Fragwürdigkeit ausgeblendet wird. Billigste Soap-Momente wie die vom Ehemann verprügelte Frau stehen neben solch guten Momenten einem fragwürdigen Menschen beizubringen, dass man seinen Bruder im Stich gelassen hat.
 
Was vorrangig an diesem ganzen Soap-Aspekt ärgert, ist die Tatsache, dass sich die Autoren nicht darüber bewusst waren, dass in einer solchen Welt die Menschen sich untereinander nicht mehr so verhalten, wie sie es im geregelten Alltag taten. Aber genau so werden die Menschen präsentiert. Sie geraten sich wegen Alltäglichkeiten in die Wolle, die eigentlich vom Wohlstand genährt wären. Sie sitzen auf eine Art in fröhlicher Runde beisammen, die im Hinblick auf all das was hinter ihnen liegt, nicht schlicht befreiend wirkt, sondern aufgesetzt. Und über all dem schwebt eine Art natürliche Gesetzmäßigkeit an gesellschaftlichen Regeln, die in ihrer Fragwürdigkeit weder ausdiskutiert wird, noch, was der erste Schritt bereits verhindert und für eine solche Story sehr fruchtsam gewesen wäre, dass man verschiedene Modelle des Rechtsempfindens ausprobiert oder zumindest gegeneinander auswägt. 
 
Musste der Pilot noch das Überleben eines Einzelnen zeigen, verkommt die erste Staffel „The Walking Dead“ je weiter sie voranschreitet immer mehr zum geistlos geschwätzigen Soap-Drama, dessen Figuren einem durch ihre Leere zu egal sind, um sich auch nur mit eines ihrer Problemchen tatsächlich auseinandersetzen zu wollen. Einzige Ausnahme bildet die Suche nach einem Mann, der sich seine Hand absägen musste, um sich aus Handschellen zu befreien. Doch selbst die offen endende Suche nach dieser Person schließt in einem besonders peinlichen, da in einer Untergangswelt unglaubwürdigen Szenario, wenn die Idee um ein verstecktes Altenheim an sich auch nicht ohne Reiz ist.

Ich kenne die Comicvorlage nicht, auf welcher „The Walking Dead“ basiert, weiß also nicht wie es da um den Soap-Gehalt steht. Aber sicherlich wird auch die Printmedie nicht gerade inhaltlich große Neuerungen präsentieren, was sich allein dadurch zeigt, dass die Comicreihe gerade einmal ein Jahr nach „28 Days Later“ startete und den Beginn seiner Geschichte arg nah am besagten Vorbild orientiert.

Das große Ärgernis an „The Walking Dead“ ist einfach, dass er nichts zu erzählen hat, was man nicht bereits kannte, und seine Geschichte lediglich lang streckt, bevor man sich gegen Ende arg sprunghaft dann doch noch entschieden hat einen wissenschaftlichen Aspekt mit einzubauen. Erste Hintergründe müssen immerhin beleuchtet werden, was auch durchaus richtig ist. Und dennoch: da hat eine Serie so unendlich viel mehr Erzählzeit als ein Spielfilm, und man nutzt es nicht um mit dieser neuen Möglichkeit bisher kaum genutztes Terrain zu vertiefen oder ungenutztes zu beschreiten. Immer wieder beweisen Zombiefilme, dass es neu zu entdeckende Bereiche innerhalb der immer gleich erzählten Geschichte gibt. „The Walking Dead“ springt nur brav auf den Zombie-Hype auf und erzählt nichts Neues. Ein Blick auf den Trailer zur bisher noch nicht fertig gedrehten 2. Staffel lässt bereits erahnen, dass sich daran auch zukünftig nichts ändern wird.

Schade ist das nüchterne Ergebnis schon, denn die Spezialeffekte und das Make Up sind erste Sahne. Es geht blutig zur Sache ohne aufgesetzt zu wirken und man beachtete selbst den im Zombie-Genre nicht zwingend nötigen Bereich der Suspense. Letztendlich möchte man aber gerade im Format einer Mini-TV-Serie etwas mehr geboten bekommen, als ein optisch perfekt inszeniertes Szenario. Inhaltlich bleibt „The Walking Dead“ seelenlos und dramaturgisch blutleer.  OFDb


Nachtrag:
Mittlerweile habe ich die Serie weiter verfolgt und meine Kritikpunkte zu Staffel 1 werden innerhalb der zweiten Staffel abgebaut. Scheinbar hat man die Fehler von Staffel 1 erkannt. So benötigt Staffel 2 zwar einige Zeit um zu beweisen, dass sie einen Kurswechsel in Richtung gesellschaftliche Glaubwürdigkeit einschlägt, aber sie tut es und wird somit in Staffel 2 und 3 zu einer richtig guten Serie.
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