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10.04.2017

EHEINSTITUT AURORA (1962)

Der auf einem Hörzu-Roman basierende „Eheinstitut Aurora“ ist angereichert mit allerhand persönlicher Schicksale, die der Kriminalgeschichte nicht immer dienlich sind. Dominant wie sie auftauchen, nimmt des öfteren das Genre Drama die Überhand und der Kriminalfall schleicht unauffällig nebenher. Das liegt aber auch daran, dass die Kriminalgeschichte mit Fehlen eines echten Ermittlers wenig klassisch daher kommt. Wer aufgrund der Zeitüberschneidung also auf einen Wallace-ähnlichen Stoff hofft, ist im falschen Film gelandet. Da die Heldin bereits verurteilt ist, wird privat ermittelt, und davon bekommen wir herzlich wenig mit, da der befreundete Schnüffler (der dies nicht beruflisch ist) uns stets nur Vermutungen und Ergebnisse liefert, aktiv untersuchend jedoch nie gezeigt wird.

Er ist ohnehin nur eine der Nebenfiguren einer Geschichte, die sich darauf konzentriert zu zeigen was während ihres Freiganges mit Eva Horn passiert und was parallel dazu im gerne mogelnd agierenden Eheinstitut Aurora passiert. Eva weiß nicht genau was sie zur Wahrheitsfindung beitragen soll, so dass auch sie nur selten zum Werkzeug einer funktionierenden Kriminalgeschichte wird. Und das Einbringen des ewig verschuldeten Sohnes der Betreiberin besagten Eheinstitutes, bringt den Kriminalfall keinen Deu vorran, stiftet lediglich ein wenig Verwirrung, benötigt dafür aber viel mehr Spielzeit als für die Geschichte förderlich wäre.

Dementsprechend kommt der oftmals flott und sympathisch erzählte Film über einige längere Phasen eher sperrig daher und kann sich nur deshalb mager über Wasser halten, weil er auch immer wieder humoristische Momente aufblitzen lässt, beispielsweise im überraschenden Opern-Vorsingen einer reichen Millionärin oder in der zwielichtigen Art der Eheinstitutsleiterin, die von Elisabeth Flickenschildt verkörpert wird. Diese hat Erfahrung mit solch halblegalen Charakteren, irgendwo schwankend zwischen hassenswert und sympathisch, im hier vorliegenden Fall, aufgrund der harmlosen Betrügereien, aber hauptsächlich Sympathien beim Zuschauer einsteckend.

Ob es richtig ist sich zu beklagen, dass der Kriminalpart zu kurz kommt, weiß ich nicht, ist das dominierende Genre doch jenes des Dramas. Dieses wiederum ist mir jedoch zu episodenhaft und zu zerfahren ausgefallen, würde es ohne den Kriminalfall wiederum doch nur zum Teil, und dann ziemlich gehaltlos, funktionieren. Somit ist „Eheinstitut Aurora“ für mich trotz unterhaltsamer Momente, gerade gegen Ende, wenn der Film endlich zu seiner Geschichte steht, ohne sich mit Nebensächlichkeiten ablenken zu lassen, nichts Halbes und nichts Ganzes. Sicher kann der geduldige Stammzuschauer beider Filmgattungen ein Auge riskieren, zumal die Schauspieler in ihrer Leistung nichts zu wünschen übrig lassen. Aber ein tadelloser, kleiner Film zur Ablenkung für zwischendurch ist hier leider nicht zu entdecken.  OFDb

15.03.2017

DIE BANDE DES SCHRECKENS (1960)

Gerne wird der Begriff Grusel-Krimi verwendet, wenn es um die Edgar Wallace-Reihe aus dem Hause Rialto geht. Gerechtfertigt, wie beispielsweise im Stummfilm-Klassiker „Orlacs Hände“, finde ich die Bezeichnung nicht gewählt, sind es doch höchstens die Spielorte die ein wenig gothischen Touch versprühen. Die Geschichten selbst beinhalten maximal leicht angedeutet das Sinnbild eines Monsters, so beispielsweise im blinden Jack aus „Die toten Augen von London“.

„Die Bande des Schreckens“ kommt noch am ehesten an den Begriff Grusel-Krimi heran, darf hier doch ein Toter Rache nehmen. Doch nicht nur dass von Anfang an klar ist, dass hier kein Verstorbener am Werke ist, sondern äußerst lebendige Zeitgenossen, auch das Flair selbst will nicht im Ansatz Grusel-Feeling versprühen. Was soll also dieser stets verwendete irreführende Begriff bezüglich einer Reihe, die mal mehr, mal weniger klassische Kriminalfilme bietet?

Wie auch immer, „Hand of the Gallows“ (Alternativtitel) ist ein sympathischer, klassischer 10 kleine Negerlein-Krimi, der zwar zum Mörderraten einlädt, einem aufgrund seiner erst im Finale lüftender Geheimnisse aber keine echte Chance gibt Rückschlüsse sinnvoll ziehen zu können. Verdächtige gibt es zu genüge, und 20 Minuten vor Schluss, wenn die Leiche eines der Todeslisten-Opfer nicht gefunden wird, ist längst klar wer der Chef der hier tätigen Verbrecherorganisation ist, lange bevor es das Drehbuch so möchte. Nur den Grund begreift man erst mit Enttarnung besagter Person.

Was mir an „The Terrible People“ (Alternativtitel) besonders gut gefällt, ist seine geradezu reine Art der klassischen Wallace-Zutatenkombination, die der Streifen als dritter Teil der langjährigen Reihe sicherlich seinem frühen Erscheinen zu verdanken hat. Die Love Story wird noch offensichtlicher und ohne verkrampftes Buhlen, Komplexe oder anderweitiger Hindernisse angegangen und zeigt in der Schluss-Szene ihre Leichtigkeit in einer Form, die eher im Heimatfilm zu Hause wäre. Und ähnlich ergeht es der komödiantischen Rolle Arents, anbei der einzig humorvolle Part des Streifens, die noch mit schlichtem Running Gag auskommt, trotz teilweise etwas krampfhaft eingefügter Szenen sich großteils aber dem Gesamten zu fügen weiß und das Voranschreiten der Geschichte gar unterstützt, was in späteren Werken nicht selbstverständlich sein sollte.

Neben den weiteren Stammdarstellern Joachim Fuchsberger und Karin Dor agieren die ebenfalls gelegentlich in der Reihe vorbeischauenden Elisabeth Flickenschildt und Fritz Rasp. Letztgenannter hat schon in den 30er Jahren in Edgar Wallace-Verfilmungen mitgespielt. Beide sind gern gesehene Mimen und meistern ihre Rollen gut, Flickenschildt etwas auffälliger als der souverän schlicht, aber subtil agierende Rasp.

Harald Reinl inszeniert das Geschehen, welches schnell hätte monoton ausfallen können, flott und damit sehr unterhaltsam, liefert aber auch kein überdurchschnittliches Ergebnis ab. Ob es nötig war die Erbschaftsverstrickung zwingend in die Rachegeschichte zu integrieren, sei einmal dahin gestellt, gibt der Love Story aber freilich zusätzlichen Zunder, zumal trotz Fuchsbergers Beschützerinstinkt die Rolle Dors keineswegs hilflos gezeichnet ist, sondern stattdessen recht taff daher kommt. Von daher ist es schön, dass sie stets per Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt wird, so dass beide Seiten des Liebespaares ihren Part erfüllen können.  OFDb

03.03.2017

DAS GASTHAUS AN DER THEMSE (1962)

„Das Gasthaus an der Themse“ ist ein kleines Liebhaberstück aus der Schwarz/Weiß-Phase der Wallace-Reihe aus den Rialto-Studios. Von dem Aufhänger um einen tauchenden Mörder einmal abgesehen, wohnen wir hier einem sehr klassischen Fall bei, einem bei dem es eigentlich nur einen naheliegenden Verdächtigen gibt, welcher der Hai sein kann. Aber das Mörderraten ist in einem Wallacefilm nicht alles, so wie der hier besprochene Streifen zeigt, und wenn man zudem noch einen Beitrag dieser Serie inszeniert von Alfred Vohrer beiwohnen darf, dann weiß man, dass es noch genügend weitere Gründe gibt warum ein Kriminalfilm trotz nicht überraschender Täteraufdeckung ein überdurchschnittlicher Genre-Beitrag sein kann.

Vohrers optische Spielereien fallen weitaus subtiler aus, als das wofür er im Laufe der Reihe noch berüchtigt werden sollte, aufgrund dessen gehören sie jedoch auch zu den Qualitäten des Streifens und nicht zu den kleinen Gimmicks am Rande. Wie verspielt Vohrer die Kamera Spiegel, Luftblasen im Wasser und Lupen einfangen lässt, besitzt nicht nur Reiz, sondern beschert dem Film mitunter auch seine Atmosphäre. Auch die zunächst weniger auffallenden Bilder sind alle sehr hübsch fotografiert, und so manche Einstellung mit Licht, Schatten und Dunkelheit weiß auch im Bewusstsein der weniger auf so etwas achtenden Zuschauer zu gefallen.

Recht schnell steigt man in das eher schlichte, wenn auch reißerisch eingefangene, Szenario ein. Wenn Elisabeth Flickenschildt ziemlich zu Anfang ein Lied in einer üblen Spelunke vortragen darf, dann erkennt man bereits welch besonderem Werk man beiwohnt, weiß sie doch in ihrer Interpretation des Liedes den Zuschauer an ihre Lippen zu binden, so fesselnd wie sie das augenzwinkernde Lied vorträgt. Es begegnet einem zudem als mit witzigen Geräuschen angereichtertes Titellied in Intrumental und im Hintergrund im Film ertönend von einem Akkordeon gespielt.

Die Hintergründe der zunächst nicht durchschaubaren Verbrechen sind verworren wie eh und je in einem Wallace-Film, im Vergleich zu manch anderem Werk der Reihe aber nachvollziehbar. Als Zuschauer darf man immer den Überblick behalten, auch wenn man manche Information erst spät erhält. Gekonnt inszenierte Wasseraufnahmen, deren Tempo weit besser ausgefallen sind als im James Bond-Film „Feuerball“, sorgen für aufregende Ausnahme-Momente der Reihe, während oberhalb des Wassers gekonnt routiniert vorgegangen wird.

Eddi Arents Part mag etwas zu krampfhaft ins Geschehen eingebaut sein, dennoch ist er, wie man es von diesem Mann gewohnt ist, mit dem nötigen Charme verkörpert. Fuchsberger weiß als taffer Ermittler zu gefallen, der sich diesmal weit weniger plump in die (eigentlich minderjährige) weibliche Zielperson verlieben darf. Kinski spielt gekonnt skurril, und auch wenn es nicht sein Zutun ist, so hält das Drehbuch doch was seine Rolle betrifft eine unerwartete Überraschung bereit. Siegfried Schürenberg wird als Sir John diesmal sehr klein gehalten, weiß seine Rolle aber wie gewohnt gekonnt zu verkörpern, und Elisabeth Flickenschildt weiß ihre Mimik für eine Schurkenrolle perfekt einzusetzen. Ohnehin ist jeder offensichtliche Kriminell wunderbar schurkisch besetzt.

„The Inn on the River“ (Alternativtitel) mag man aufgrund seiner zwielichten Personen, aufgrund des klassischen Einhaltens von Gut und Böse und aufgrund seiner professionellen Umsetzung, in welche sich nur wenige, kaum bedeutende Inszenierungsfehler eingeschlichen haben. Der Hai mag nicht der aufregendste Oberverbrecher des Wallace-Universums sein, aber er taucht ohnehin in einer Geschichte auf, die nicht sonderlich innovativ eingefangen ist. „Das Gasthaus an der Themse“ weiß genau deshalb zu gefallen. Anstatt um krampfhafte Innovationen bemüht zu sein, serviert er uns das klassische Krimi-Geschehen hervorragend umgesetzt, dabei nie vergessend, dass es sich bei einem Wallacefilm nie um mehr handelt als um Trivialunterhaltung.  OFDb

28.02.2017

DAS INDISCHE TUCH (1963)

„Das indische Tuch“ ist zweifelsohne mein liebster und am meisten gesichtester Wallace-Film. Wie könnte man ihn bei seiner klassischen Ausgangslage auch nicht mögen? Eine Testamentsverkündung, ein Ort abgeschottet vom Rest der Welt, ein 10 kleine-Negerlein-Szenario, der Handlungsort ein Schloss - das alles weiß zu wirken. Die Creme de la Creme die Alfred Vohrers Werk aber überhaupt erst zu einer solch unterhaltsamen Größe macht ist die hoch interessante Figurenkonstellation und ein Drehbuch, welches vorzügliche Dialoge und Monolge zauberte.

Es ist erstaunlich wie wenig konstruiert die gewitzten Worte wirken, selbst dann wenn sie ein wenig zu aufgesagt klingen. Aber im hier besprochenen Kammerspiel-artigen Kriminalfilm weht immer auch ein Hauch Theateratmosphäre mit, so dass man diese Art des Spiels nie als mangelndes Schauspieltalent abtun könnte, zumal die Wirkung ihren Zweck erfüllt. Eddi Arent mimt den höchst skurrilen Butler, dessen Humor auch gerne mal morbider Art ist, die Hausherrin ist ein eiskaltes Biest und eine übervorsorgliche Mutter, ihr Sohn ein in einer eigenen Welt lebender Wunderling, dessen erstes Klavierkonzert kurz bevor steht. Kinski mimt den Bastard der Familie, Schürenberg einen stets auf Safaris reisenden Engländer, und der amerikanische Ehemann einer Verwandten der Familie Lebanon sorgt für die ersten Höhepunkte des Streifens.

Wenn nach einer Mordanschuldigung dem Amerikaner gegenüber ein Gespräch unter vier Augen zwischen den Eheleuten stattfindet, dann ist die Dramaturgie und die Charaktertiefe auf einem Hoch. Auch hier erweisen sich die Dialoge als des Zitierens wert, und Alfred Vohrer beweist, dass er auch in seiner überspitzten Inszenierung, die stets Augenzwinkern und Humor zulässt, bittere Momente kompatibel einbauen kann - erstaunlicher Weise ohne den augenzwinkernden Aspekt zu pausieren. Ihm gelingt eine Meisterleistung, die selbst der höher geschätzte, ebenfalls von Vohrer inszenierte, „Der Hexer“ trotz seiner gelungenen Art nicht zu erreichen weiß.

Vohrer ist bekannt dafür die Reihe spätestens in der Buntphase durch seine immer drastischeren Überspitzungen in eine andere Richtung gelenkt zu haben. Das schmeckte vielen Fans der Schwarz/Weiß-Phase nicht, führte aber schließlich zum zweiten Höhepunkt der Reihe, den völlig in Komik badenden „Der Mann mit dem Glasauge“. Ob man diese Entgleisung einer halbwegs ernster gestarteten Krimireihe nun mag oder nicht, bereits in „The Indian Scarf“ (Alternativtitel) schwingen die Experimente Vohrers stark mit, noch jedoch ohne das Geschehen vollends zu dominieren.

Dennoch fallen solch schräge Ideen wie der selbstfahrende Wagen des Butlers, oder dessen Ritual des Gedeckabdeckens eines jeden Verstorbenen als lustige Besonderheiten auf, ebenso wie besagte lustige Dialoge, wie z.B. der Kommentar darüber, dass das Telefon in den kommenden Tagen aufgrund einer Funktionsstörung nur noch als Zimmerschmuck dienen wird. „Das indische Tuch“ könnte von diesen schrägen Stärken alleine leben, was ihn jedoch nicht zu einem der Höhepunkte der über 30 Filme beinhaltenden Reihe werden lassen würde. Was an Vohrers Beitrag neben all der verspielten Art und der gut gelaunten Schauspieler so viel am brillanten Ergebnis ausmacht, ist zudem das Spiel des Mörderratens für den Zuschauer.

Nicht nur dass die Auflösung sich sehen lassen kann, so toll wie sie selbst dann in ihrer Konsequenz zu wirken weiß, wenn man den Braten bereits zuvor gerochen hat, die Motivation bei solch einer Gruppe interessanter Figuren mitzuraten, ist enorm groß, wahrscheinlich größer als bei jedem anderen Wallace-Beitrag der Rialto-Reihe. Zwar muss man faier Weise sagen, dass das Mörderraten nie zu den Haupttrümpfen der Reihe gehörte und damit kein Pflichtrezept war, aber „Das indische Tuch“ atmet diesbezüglich Agatha Christie-Flair, und das kann auch in der komödiantisch angehauchten Form kein Fehler sein, wie auch der legendäre „16 Uhr 50 ab Paddington“ mit Margaret Rutherford beweist.

Wallace-Stars auf einem Hoch ihrer Spielfreude, alle klassisch besetzt und damit ihre Stärke voll einbringen könnend, ein augenzwinkernder Grundton der auch Dramaturgie und einen Spannungsbogen zulässt, an „Das indische Tuch“ gibt es bishin zum flotten Titellied und der ewig im Hintergrund ertönenden Klaviermusik des Sohnes nichts zu meckern. Alles greift perfekt ineinander, so dass der Film wahrlich ein Liebhaberstück der Reihe, aber auch seines Genres geworden ist. Sicher lohnt sich aufgrund vieler geglückter Beiträge ein intensiver Blick auf Rialtos Wallace-Filme, wer aus welchem Grund auch immer diese jedoch meidet, sollte zumindest beim hier besprochenen Film eine Ausnahme machen. Man verpasst sonst einen wahrhaften Schatz des deutschen 60er Jahre-Kinos.  OFDb

23.11.2012

DAS PHANTOM VON SOHO (1964)

In London geht ein Mörder um, der stets in der Nähe der Sansibar in Soho zuschlägt, einem Etablissement für einsame Herren. Die Opfer werden erstochen und nach der Tat steckt das Phantom von Soho, wie die Presse den unbekannten Killer nennt, den Ermordeten einen Briefumschlag mit Geld zu. Chefinspektor Patton geht gemeinsam mit einem Gehilfen und dem Chef von Scottland Yard persönlich der Mordserie auf den Grund. Auch eine Kriminalautorin versucht sich an der Aufdeckung des unbekannten Straftäters. Die Polizei findet heraus, dass die Opfer etwas verband, etwas das mit einem untergegangenem Schiff zusammenhängt...

Erst Oper, später Paradies, mittendrin Londons Reeperbahn...
 
In den 60er Jahren war in Deutschland die harte Welle eine der wenigen Alternativen zur grausamen Fröhlichkeit anderer Kinoproduktionen unseres Landes. Neben den Mabuse-Filmen und jenen nach Edgar Wallace machten auch die Verfilmungen nach den Büchern dessen Sohnes Bryan Edgar Wallace scheinbar gut Kohle.

1964, in einer Zeit in der die Wallace-Filme mittlerweile so eingeleitet wurden, wie es heute Kult ist, nämlich mit Wallace’s Stimme aus der tropfenden Totengruft, leitete man auch diesen Film von Sohnemann Bryan ähnlich ein. Nur dass dieser persönlich abgefilmt werden konnte, während eine grimmige Stimme seinen Namen erwähnt.

Die selbe Wirkung hat das nicht, aber der trashige Versuch auf einen Erfolg aufzuspringen, innerhalb eines Bereiches, wo man auf einen Erfolg aufspringt, hat unfreiwillig komischen Charme und erinnert ein wenig an die Geschäftspolitik von Sat 1, die jeden Erfolg anderer Sender nachäfft.

„Das Phantom von Soho“ hat dann auch bei näherer Betrachtung kaum eigene Ideen. Aber inmitten trivialster Krimikost, die ohnehin nicht so ernst gemeint ist, ist das auch nicht weiter wild. Zwar kann aus dieser Saat kein Glanzstück wie „Das indische Tuch“ oder „Das Gasthaus an der Themse“ werden, aber immerhin netter Durchschnitt für den Nimmersatten dieser Genregattung. Und genau das ist dieser Beitrag von Franz Josef Gottlieb auch geworden.

Mit „Der Fluch der gelben Schlange“ drehte Gottlieb zuvor einen Kriminalfilm nach Vater Wallace, in einer Besetzung wie sie für dessen Filme in den 60er Jahren geradezu typisch war, jedoch für eine Konkurrenzfirma. Ein solches Imitat wurde für die Zukunft unterbunden, in dem Dauerstars wie Fuchsberger und Arent unterschreiben mussten nur noch in der Hausfirma bei Wallace-Filmen mitzuspielen.

Auch Gottlieb wechselte daraufhin dort hin und drehte für die klassische Wallace-Reihe, die mit „Der Frosch mit der Maske“ begann. Doch sein Beitrag „Der schwarze Abt“ war schlicht und damit weit entfernt von der dichten Erzählung seines „Der Fluch der gelben Schlange“. Mehr noch, in der Zeit bevor sich Briten und Italiener in die Wallace-Produktion einmischten, war „Der schwarze Abt“ gar eine der schwächsten Umsetzungen.

Ähnlich mittelmäßig, aber wenigstens atmosphärischer umgesetzt, geht es nun in diesem Bryan Edgar Wallace-Streifen zu. Die Musik lieferte Martin Böttcher, der sich hier stark an seinen Ohrwurm aus dem zwei Jahre zuvor gedrehten „Das Gasthaus an der Themse“ orientiert, leider ohne den Charme des Liedes dort zu erreichen (Mittelmaß, wie der komplette „Das Phantom von Soho“). Auch dass zu seiner Melodie gesungen wird, erinnert an den Themse-Film, doch auch hier schaut die Kopie blasser aus, allein weil der Text des Songs hier arg plump, ja sogar leicht lächerlich wirkt.

Zum Glück ist immerhin die Restinszenierung nicht ähnlich lächerlich, sie ist nur ein wenig zu gewöhnlich und überraschungsarm ausgefallen. Unterhaltsam ist das ganze dennoch, sind doch die Schauspieler mit Spaß an der Sache dabei, wirken auch nicht so untalentiert wie in dem im gleichen Jahr entstandenen Bryan Edgar Wallace-Krimi „Das Ungeheuer von London-City“. Ihre Charaktere erinnern stark an das typische Konzept der Filme seiner Zeit, etwas negativ fällt lediglich der lustige Part auf, ein Eddi Arent-Ersatz mit bierernstem Aussehen und der nicht immer richtigen Betonung beim Sprechen, aufgrund seiner Nebensächlichkeit aber auch kein echtes Manko.

Etwas negativer fällt da schon die mangelnde Anzahl an Verdächtigen auf. Die meisten zwielichtigen Figuren stehen auf der Liste des Phantoms, lediglich vier Personen sind verdächtig, zwei davon von der Liste. Diese Zwei sind im letzten Drittel zu offensichtlich Opfer statt Täter, bleiben nur noch zwei, von denen einer aufgrund seiner Position in der Geschichte viel zu unwahrscheinlich wäre, so dass die Mörderauflösung am Schluss zwar einen passablen Hintergrund liefert, die Person selbst jedoch bereits zu erwarten war. Spätestens wenn der starke Kapitän stirbt, ohne sich zu wehren, ist klar was Sache ist.

Dank atmosphärischer Locations, für seine Zeit harte Mordszenen, gut aufgelegter Stars und einem engen Festhalten an die gewohnten Regeln des Genres Grusel-Krimi, weiß „Das Phantom von Soho“ als eine Art Light-Version der bekannteren Wallace-Filme zu gefallen, zumindest dem Stammpublikum dieser Filme.

Franz Josef Gottlieb lieferte uns im selben Jahr noch den Wallace-Film „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ und den Bryan Edgar Wallace-Film „Das siebente Opfer“, bevor er sich von diesem Subgenre entfernte. Eigentlich schade, denn auch wenn keiner seiner Streifen ein Meisterwerk geworden ist, so ist doch meist immerhin sympathischer Durchschnitt entstanden.  OFDb
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