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18.02.2016

MÄNNERHORT (2014)

In unserer nach weiblichem Moralbild orientierten Gesellschaft, in welcher der Mann sein Geschlechterbild immer mehr verweichlicht, wäre es schön gewesen eine intelligente Komödie zu sichten, die sich dieses Themas ernsthaft annimmt, um die Problematik zu beleuchten die automatisch aufkommt, wenn Selbstlüge und Untergebenheit zur besseren Überlebenstechnik im Alltag wird als das offene Austragen von Konflikten zweier Geschlechter unterschiedlicher Auffassung. Die Geschichte zu „Männerhort“ könnte die Grundlage für einen solch diskussionswürdigen Stoff bereithalten, aber wirklich erwartet habe ich dies bei einem deutschen Kommerzfilm aus dem Jahre 2014 freilich nicht.

Franziska Meyer Prices Film ist aber leider im Gegenzug auch nicht die locker flockige Alternative geworden, die sich dieses schwierigen Themas mit Schwerpunkt auf den Unterhaltungswert des Stoffes nähert. Wo das Spiel mit Geschlechterklischees, ihrer Entlarvung und ihrer Unterdrückung hätte lauern können, da serviert uns „Männerhort“ das selbe peinliche Gesellschaftsbild, welches uns auch die Privatfernsehsender stets andrehen wollen, so dass der Film nicht nur extremst in Geschlechterklischees badet, sondern diese trotz absichtlicher Überzeichnung ernst genug nimmt, um sogar die Dramatik des Stoffes auf diesen zu stützen.

Price scheint sich mehr an ihren Anfängen zu orientieren, als sie für Serien wie „Ritas Welt“ und „Berlin, Berlin“ gearbeitet hat, anstatt zu der unverkrampften, sympathischen Handschrift zurück zu finden, mit welcher sie uns die locker flockige Unterhaltung „Ich bin ein Berliner“ beschert hat. Orientiert an den einfachsten Sehgewohnheiten des Proleten- und Hausfrauenpublikums wird im hier besprochenen Werk eine Idee regelrecht ruiniert, die das Potential zu wesentlich mehr gehabt hätte. Weder Christoph Maria Herbst noch Detlev Buck können dem Desaster trotz ihrer Talente positive Züge verleihen. „Männerhort“ ist für ein Dummvolk konzipiert und verweigert sich in seiner verkrampften Art jeglichem realistischen und intelligentem Aspekt.

Hirnloses Herumgeblödel auf dem Rücken veralteter Klischees zum Fremdschämen ist das Zentrum dieser Komödie, der es an Mut und Denkanstößen fehlt, um zumindest als alberne Protest-Komödie zu funktionieren. Somit wurde mit dieser interessanten Ausgangssituation nicht einmal das simpelste zu funktionierende Ergebnis erreicht, welches ein komödiantischer Stoff bieten könnte. Über „Männerhort“ können sicherlich die Freunde schrecklicher, deutscher TV-Comedy lachen und jene die Mario Barths „Männersache“ zum Schreien komisch fanden. Aber jeder der auch im Herumalbern zumindest einen Hauch Niveau und Selbstachtung erwartet wird mit diesem Schundfilm nicht glücklich werden.  OFDb

20.08.2012

HERR LEHMANN (2003)

Herr Lehmann lebt in West-Berlin. Kurz vor dem Mauerfall lernt der Bierausschenker eine Köchin kennen, in die er sich verliebt. Doch auch als er mit ihr zusammenkommt bleibt das Leben wie gehabt alltäglich...

Du, Herr Lehmann...! ...
 
Es gibt Filme, die machen zunächst den Eindruck nichts zu erzählen, um es schließlich doch noch zu tun, sprich der Inhalt benötigt einige Zeit um sich herauszukristallisieren. Zu diesen Filmen zählt „Herr Lehmann“ überraschender Weise nicht, denn streng genommen hat er bis zum Schluss hin keine eigentliche Geschichte erzählt. Toll dass er trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, so gut funktioniert. Denn Regisseur Leander Haußmann lässt die 80er Jahre so lebensecht wieder auferstehen und präsentiert uns mit Herrn Lehmann eine solch authentische Figur, dass man geradezu gebannt dabei zuguckt, wie Lehmann sein Leben lebt. Generation „Big Brother“? Möglich, würde aber bedeuten, dass solch primitive Sendungen dazu beigetragen hätten uns auch für Kleinigkeiten zu sensibilisieren. Ich selbst glaube nicht an diese mir voreilig scheinende These, schließlich gab es in Deutschland schon immer Filme wie diesen, siehe z.B. „Gefundenes Fressen“.

Dass „Herr Lehmann“ so gut funktioniert, und das tut er erst nach einiger Zeit der Gewöhnung, liegt in erster Linie an Hauptdarsteller Christian Ulmen, der es schafft die titelgebende Figur so zu verkörpern, dass man sich danach niemand anders mehr in der Rolle vorstellen möchte. Ich persönlich habe Ulmen für mich erst kürzlich in „Jerry Cotton" entdeckt, wo er eine solch lustige Darstellung ablieferte, dass ich mir seinen Namen unbedingt merken musste. Nun nach Sichten des hier besprochenen Filmes, ist es toll zu wissen, dass er auch in ernsteren Rollen zu wirken weiß, auch wenn hier wie dort viel Einfluss von seiner persönlichen Betonung beim Sprechen ausgeht.

Trotz dieser Leistung und seiner starken, wenn auch gern zurückhaltend gespielten, Präsenz im Film, schafft es wer zweites an seiner Seite zu überzeugen, und das ist diesmal Detlev Buck, der als Lehmanns bester Freund Karl eine beachtliche Leistung abliefert, eine, die ich ihm offen gesagt nicht zugetraut hätte. Hut ab!
 
Der Roman des Sängers und Texters der Band „Element Of Crime“ galt als schwer verfilmbar. Ich habe ihn nicht gelesen, gehe aber davon aus, dass dies viel mit inneren Monologen zu tun haben müsste und dass im eigentlichen Sinne, wie erwähnt keine Geschichte erzählt wird. In wie weit nun Buch und Film übereinstimmen mögen, man sollte der Verfilmung eine Chance geben, auch wenn sie das Gefühlsleben des Protagonisten sicherlich nicht so füllig wiedergeben kann, wie ein Buch, zumal es mit besagtem Autor auch von jemandem verfasst wurde, der bereits im Musikbereich mit seiner gefühlvollen und doch harten lebensnahen Poesie zu verzaubern weiß.

Regisseur Haußmann drehte einige Jahre zuvor „Sonnenallee“, der mit seiner DDR-Thematik durch den Erfolg von „Good Bye Lenin“ etwas unterging, im direkten Vergleich aber auch der schlechtere Film war, wahrscheinlich da der Dramenbereich in „Sonnenallee“ nur recht kurz anklingt. Nach „Herr Lehmann“ folgte die Komödie „NVA“, die den Dramenbereich diesmal ganz zu Hause ließ, was man mit Hinblick auf die beiden anderen gelungeneren Streifen als Fehlentscheidung betrachten kann. Der umgekehrte Weg wäre eher denkbar: Haußmann hat ein Händchen für Dramatik, vielleicht sollte er versuchsweise einmal die Komödie links liegen lassen. Andererseits: wofür? Gerade der Bereich der Tragikomik sorgt doch immer wieder für bewegendes Kino in deutschen Landen. Ich mag diesen Genre-Mix.

Wer gerne einmal in das alltägliche Gefühlsleben eines Jedermanns hineinschauen möchte und ihn authentisch in seinem Alltag begleiten will, der sollte reinschalten. Hier gibt es keine bewegende Liebesgeschichte, oder sonderlich aufwühlende Erlebnisse. Hiervon könnte man maximal nur gegen Ende sprechen, wenn es um den Zustand von Lehmanns Freund Karl geht. Aber selbst dieses sehr packende Kapitel ist näher am Alltag angesiedelt als am Kino. „Herr Lehmann“ bestätigt letztendlich die Vermutung, dass es wohl interessant wäre, die Biographie eines jeden Menschen, mit der Vielzahl seiner Gedanken, und mögen sie noch so simpel sein, anzuschauen. Schade dass die meisten Leute ihre Geschichten mit ins Grab nehmen und wir auch nicht genug Zeit hätten, sie uns alle anzuhören bzw. anzuschauen.  OFDb
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