Die Tragik der Erzählung und die Empathie zur Protagonistin bindet einen dennoch an die Geschichte, der es an pfiffigen Täuschungen fehlt und die den üblichen Fehler amerikanischer Mainstream-Produkte begeht: alles Gezeigte wird später wieder wichtig, anstatt das ein oder andere einfach vertiefte Charakterzeichnung und reichhaltiger Hintergrund der Lebensumstände sein zu lassen. "Addicted" (Alternativtitel) ist die Neuverfilmung des süd-koreanischen Filmes "Addiction". Er wurde in Deutschland nie veröffentlicht, so dass man unvoreingenommen und unwissend an die Neuverfilmung herangehen kann, sofern man keine englischen oder gar asiatische Sprachversionen schaut. Das macht den Umstand der zu schnell zu durchschauenden Chose zwar umso ärgerlicher, ruiniert aber nicht den simplen Sehspaß, den "Possession" (Originaltitel) in seiner zu banalen Art dann doch besitzt. Er ist in seiner Mentalität jedoch eher ein Thriller für Träumer, was gut zur Leichtgläubigkeit der Thematik passt, selbst in seinen, gerade beim weiblichen Publikum, theoretisch rauen Momenten, wie dem Gedanken sich dem Körper eines Menschen hinzugeben, der einem zuvor unheimlich war. Allerdings wäre gerade wegen solcher vorhandener Besonderheiten des Stoffes weit mehr Nervenkitzel, Täuschung, positives Unbehagen, Paranoia und empathischer Umgang möglich gewesen, als die schwedischen Regisseure von "Invisible - Gefangen im Jenseits" in der Lage sind mittels des mauen Drehbuchs abzuliefern. OFDb
Von einem der daheim blieb, um die weiten Welten des Films zu entdecken...
24.01.2021
POSSESSION - DIE ANGST STIRBT NIE (2009)
09.12.2020
BUFFY - IM BANN DER DÄMONEN - STAFFEL 4 (2000)
Das Zurechtfinden in dieser bitteren neuen College-Welt wird zudem durch die Entwicklung diverser Figuren erschwert. Angel und Cordelia sind weg und machen in der Serie "Angel - Jäger der Finsternis" weiter (von der bei manch holprigem Bruch der Ereignisse der hier erzählten Geschichte, gerade gegen Ende, wohl erwartet wird, dass man diese Serie parallel mitverfolgt), Xander wird immer uninteressanter bei seiner ewigen Jobsuche und bleibt lediglich durch die sympathische Idee seiner neuen Lebensgefährtin halbwegs im Rennen, auf Oz muss man nach einigen Folgen leider verzichten, der wird aus der Serie geschrieben, obwohl er Buffys Truppe gut tat, und Giles agiert in unangenehmen, da zu privatem und menschlichem, Umfeld nach dem Verlust der Bibliothek und seinem Job als Wächter. Ein unnatürlich wirkender Angel-Ersatz als Buffys neuer Liebhaber und die Frau, die den Platz von Oz einnimmt, erweisen sich zwar inhaltlich als interessant und förderlich für die Geschehnisse, sie erobern aber nicht das Herz des Zuschauers und bleiben gefühlt dennoch Randfigur, anstatt zu neuen Sympathisanten zu werden. Gelungen ist hingegen der Cordula-Ersatz, darf doch Spike als eines der Opfer der Institution als nicht wirklich aktiver Teil der Truppe hinzu stoßen, von Buffy und Co angeekelt, jedoch nicht in der Lage seine Aggressionen auszuleben. Er ist trotz mangelnder Sympathie zur Truppe irgendwie doch immer mit in deren Abenteuer involviert - eben so wie es bei Cordula stets der Fall war.
Das trotz dieser Schwächen eine gelungen zu schauende und geradezu kreative und mutige Chose voll von Überraschungen auf den Zuschauer wartet, zeigt sich z.B. in der Zutat, dass Spike in seiner wehrlosen Art in der Lage ist zumindest Dämonen zu vermöbeln, wenn schon nicht Menschen zu schaden, dieser Aspekt aber keinesfalls zur naheliegenden, arg plumpen Konsequenz führt, dass er somit aktiver und geläuterter Teil der Clique wird. Ganz im Gegenteil spinnt die Geschichte ganz andere Konsequenzen aus seinem Treiben. Selbiges gilt für die Hauptgeschichte, die einem einen ganz anderen Verlauf der militärischen und wissenschaftlichen Aktivitäten der Institution erwarten lässt, als das was uns tatsächlich erwartet, was sogar soweit führt, dass der eigentliche Hauptgegner sich als jemand völlig anderes entpuppt als zunächst gedacht. Ist man erst einmal in die ersten Geheimnisse um die unterirdische Organisation eingeweiht, schaut sich die vierte Staffel gleich um einiges angenehmer, was aber auch daran liegt, dass etwa zeitgleich der Zugang zu den Figuren wieder besser funktioniert. Die Distanz zueinander verhindert noch immer das angenehme Gefühl, welcher der Zusammenhalt ansonsten dem Zuschauer vermittelte, aber Staffel 4 lebt nun einmal mehr von den Herausforderungen einer Geschichte, die den Wahrnehmungsradius der kleinen Buffy zu überschatten weiß, anstatt von den Abenteuern einer eingeschweißten Teenager-Bande. Umso wichtiger ist der weiterhin vorhandene Humorfaktor der Reihe, der zwar oftmals bitterer wirkt als sonst, gerade mit Spike jedoch angenehme Seiten erfährt und die gnadenlosere Realität aufzulockern vermag. Der humoristisch lockere Umgang erleichtert auch das Fehlen der Theatralik rund um die Liebe inmitten eines sachlichen, ernsteren Plots. Der dennoch vorhandene Herzschmerz der hier besprochenen Staffel wirkt nicht mehr so empirisch aufgebläht wie zuvor, und das was uns diesbezüglich tatsächlich emotional bewegt betrifft ohnehin eher Willow, an deren Empfinden man bezüglich Oz nah dran ist.
Nicht nur die Hauptgeschichte überrascht mit weit greifenden Blickwinkeln und kreativem Einfallsreichtum, auch das Gesamtkonzept der Staffel überrascht in seiner durchdachten und verästelt entwickelnden Art. Das zeigt sich zwischenmenschlich am ständigen Wechsel der Besetzung im Vorspann, im erwachsenen Umgangston allgemein, in der Härte der Erwachsenenwelt, in der Kühle und Unübersichtlichkeit des Experiments und dessen Verlaufes samt Nachwirkungen, Opfer und unnahbarer Strippenzieher, aber auch daran, dass das Finale der Hauptgeschichte nicht das Finale der Staffel bedeutet. Die Endschlacht findet in der vorletzten Folge statt, für die letzte hat man sich eine schräge Zusatzgeschichte einfallen lassen, die anders erzählt ihren Platz zwar besser irgendwo mittendrin gefunden hätte, so verloren wie sie sich am Schluss guckt, sich inhaltlich allerdings in ihrer Begründung als Konsequenz der vereinten Taten der Finalschlacht erweist. In dieser Episode erfahren wir nicht nur etwas über die allererste Jägerin, hier dürfen sich zudem die Autoren, ebenso wie die Darsteller, ordentlich austoben, handelt es sich doch um Traumwelten, die herrlich bizarr anmuten und gekonnt mit Wirklichkeit und Spinnerei herum spielen - einschließlich des Mannes mit dem Käse, welch herrliche Idee. Auch zwei weitere Geschichten inmitten der Staffel, die für einen Augenblick das Hauptgeschehen unterbrechen, erweisen sich als ähnlich kreativ, innovativ und sympathisch. Zum einen wäre dies die Episode, in welcher jeder Einwohner Sunnydales seine Stimme verliert. Hier sind die Gegner ein Augenschmaus, die Herausforderung individueller Natur und das Ganze zudem äußerst magisch und märchenhaft orientiert am Stummfilm-Flair erzählt. Zum anderen ist es die Folge um einen Superstar, der im Alltag alles lenkt. Der Kniff dieser Folge, um eine bislang und hinterher unbedeutende Figur, die wir glücklicher Weise bereits von früher kennen, ist jener, dass wir einmal in eine typische Situation des Buffy-Universums geschubst werden, ohne vorher darauf vorbereitet zu werden. Alles ist anders in dieser Episode und dies von Beginn an. Wir finden mit den Protagonisten zusammen heraus, wie es zur alternativen Realität kommen konnte, ein Aspekt der allein schon dadurch reizt, dass wirklich jede Identifikations-Figur, ohne Ausnahme, die neue Realität für völlig normal und selbstverständlich hält.
An Ideen mangelt es also nicht, so dass Staffel 4 trotz starker emotionaler Ernüchterungen ein aufregendes Erlebnis bleibt, das nur noch selten auf die Seifenoper-artige Gefühlswelt der Teenager setzt. Es ist erstaunlich, dass ich dies als Verlust ansehe, wird die Reihe doch theoretisch qualitativer und weniger trivial durch diese Methode. Ich mochte aber schon immer die Unschuld und die Naivität der Reihe und mit ihr diese Leichtigkeit, welche die Serie ausmachte. Es ist etwas schade, dass diese immer mehr verloren geht. Zumindest ist es gut, dass im Gegenzug wahrlich Interessantes erzählt wird und einem durch die Zusammenfindung am Schluss von Staffel 4 scheinbar im fünftem Jahr zumindest wieder der Zugang zu den Figuren erleichtern wird. Das hoffe ich zumindest, es kann freilich auch täuschen. Ich bleibe so oder so neugierig dran, bei all den Möglichkeiten, welche die neue Tonart der Serie ermöglicht. Jede unschuldige Teenager-Zeit hat nun einmal irgendwann ihr Ende. Ich hätte dieses lediglich noch nicht zu Beginn der College-Zeit erwartet. OFDb
05.12.2020
BUFFY - IM BANN DER DÄMONEN - STAFFEL 3 (1999)
Dass sich diese Geschichte zu einem derart Action-reichen Finale hoch schaukelt, wie es innerhalb der Reihe seinesgleichen sucht, würde man nie erwarten und überrascht trotz mittelmäßiger CGI-Effekte äußerst positiv. Ohnehin entwickeln sich die einzelnen Geschichten trotz aller nach wie vor vorhandenen Theatralik und Teenie-Schmuserei äußerst interessant und oftmals erwachsen. Mehr als einmal wird der Zuschauer getäuscht, überrascht und einem Wechselbad der Emotionen ausgesetzt, in dieser Hinsicht funktioniert die Fantasy-Seifenoper "Buffy - Im Bann der Dämonen" nach wie vor gut. Freilich bleibt es trotzdem stets lustig genug, wie z.B. die Folge um eine Schokolade zeigt, die Erwachsene in ihrem Verhalten wieder zu Jugendlichen macht. Und bemerkenswert bleibt für eine derart triviale Serie zudem die eigene Reflexion, z.B. dann wenn sie bewusst eine Wiederholung der Ereignisse vortäuscht, eben weil man es diesem Rezept locker zutrauen würde, um sich dann doch als innovativer und cleverer zu beweisen, als es scheint. Damit wird Staffel 3 weiterhin nicht zum Geniestreich - das würde ich bei dieser Wohlfühl-Feierabend-Stimmung, welche die Serie entfacht, auch nie wollen - aber zumindest beweist sie Raffinesse und kann nach etlichen Folgen somit noch immer herausfordern. OFDb
03.12.2020
BUFFY - IM BANN DER DÄMONEN - STAFFEL 2 (1998)
Xander ist noch immer zu muskulös besetzt, gewinnt aber an Selbstvertrauen, bekommt verspieltere Momente beschert, und man bekommt den Eindruck, dass Nicholas Brendon nun selbst aufgetaut ist und unverkrampfter agiert. Giles Zutun ist aktiver im Kampf gegen die bösen Mächte, ohne seinen Charakter dabei zu verraten. Zudem bekommt er den bittersten Moment der Staffel beschert, der selbst für den Zuschauer schwer zu verarbeiten ist. Zuvor ist es schön seine Menschlichkeit hinter der intellektuellen Fassade zu entdecken, danach tut es derart weh, dass er der Empathie des Stammpublikums gewiss sein kann. Angel wird für den Handlungsverlauf wichtiger denn je, taucht von nun an, im Vorspann unter den Hauptfiguren miterwähnt, in jeder Folge auf, und ein gutes Drehbuch sei Dank kann man sich ihm und seiner Geschichte nähern, obwohl sein Spiel verkrampft ist und man zu arg um Theatralik bemüht ist. Die Geschichte um ihn herum ist allerdings ein Selbstläufer, der erstaunlicher Weise aufgrund des mangelnden Schauspieltalents seines Darstellers ausgerechnet dann schwächelt, wenn die eigentlich aufregendsten Momente geschehen. Diese gehen parallel mit einem anderen Ärgernis einher: hatte man mit einer augenzwinkernden Vernichtung des bösen Kindes, als eine Art Entschuldigung der Autoren an das Publikum, endgültig die beiden neuen Gegenspieler Buffys als wesentlich bessere Wahl empfunden, als die beiden Obervampire, die Buffy bislang das Leben erschwerten, geraten diese mit der entscheidenden Wendung in Angels Geschichte in ein weniger wirksames Licht.
Staffel 2 ist, wie man an derartigen Beispielen sieht, nicht frei von Schwächen, eine weitere wäre das holprige Einbringen der Figur Oz, die erst gegen Ende der Staffel endlich zu sich findet und damit das Potential erreicht, welches ich mit der Besetzung Seth Greens üblicher Weise in Verbindung bringe, fand ich ihn doch schon immer sympathisch. Aber so ist das nun einmal im Buffy-Universum: vieles braucht seine Zeit, um verspätet endlich wirken zu können. Dazu zählen auch derartige Oberflächlichkeiten wie Buffys neuer Look, der ihre natürliche Art aus der ersten Staffel leider aufhebt und sie zu einer sexy Teenagerin macht, die das Publikum anschmachten soll, was sich durch den neuen Grundton, der von nun an herrscht, jedoch als passende neue optische Buffy entpuppt. Die Leichtigkeit des ersten Serienjahres ist zudem nie ganz von Bord, immer wieder kommt es zu schönen augenzwinkernden Ideen, auch die Aufhänger mancher außergewöhnlicher Geschichten betreffend. Ein heiterer Grundton herrscht ohnehin nach wie vor, die Geschichte ist und bleibt eine Horror-Komödie mit Fantasyeinfluss.
Allerdings wird sie dem Teenie-Zielpublikum geschult kitschiger, was dank rührender Geschichten und charmanter Charaktere dem wohlgesonnenen erwachsenen Publikum jedoch nur selten auf die Nerven geht, zumal die Serie freilich weiterhin von ihren Pluspunkten des flotten Tempos und des Einfallsreichtums, sowie einer Verspieltheit der Autoren lebt. Zudem ist es nett anzuschauen, dass Erlebtes nie ganz vergessen ist und teilweise auf eine kreativ konsequente Art wieder hereinbrechen kann, mit der man zuvor nie gerechnet hätte. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Konsequenz aus Buffys Tod in Staffel 1, deren Folgen in Staffel 2 den Zuschauer zum einen raffiniert vor den Kopf stößt, während wir gleichzeitig endgültig begreifen dürfen, was an der uns bekannten unausgebildeten Vampirjägerin so anders ist, als an all den anderen Auserwählten der Menschheitsgeschichte. Dass die Logik des öfteren hakt, stört dabei wenig, mitunter eben weil "Buffy the Vampire Slayer" (Originaltitel) eine Teenie-Serie ist, in der selbst seelenlose Dämonen miteinander herum turteln können. Dass man die Serie aufgrund solcher Trivialitäten nicht völlig verharmlosen sollte, beweist aber allein schon das konsequente Finale der Staffel, welches der Geschichte Schäden beschert, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Von nun an wird alles anders sein als zuvor, und das wirkt unglaublich erwachsen in diesem pubertären Stoff. OFDb
PS: Der heimliche Star der zweiten Staffel ist anbei Juliet Landau als völlig geisteskranke Vampirin Drusilla. Sie macht selbst Mrs. Addams ernste Konkurrenz.
28.11.2020
BUFFY - IM BANN DER DÄMONEN - STAFFEL 1 (1997)
Zu den Highlights gehören dann tatsächlich auch einige der Nicht-Vampir-Themen, so z.B. die Geschichte um eine riesige Gottesanbeterin im Gewandt einer Biologielehrerin, oder die meiner Meinung nach beste Folge über einen alten Dämon, der im Internet sein Unwesen treibt. Da es sich um einen Stoff für Pubertierende handelt, muss man ein wenig romantischen Kitsch ertragen, was bei besserer männlicher Teen-Besetzung etwas einfacher zu bewerkstelligen wäre, aber sowohl der viel zu muskulös besetzte Loser-Sidekick Xander, als auch der mysteriöse Angel erweisen sich als Schwachpunkte der Serie, so dass ich kaum glauben kann, dass Letztgenannter seine eigene Serie bekam und ab Staffel 2 regelmäßig pro Folge auftrat. Als positiv besetzt glänzt hingegen Sarah Michelle Gellar, die weit pfiffiger und passender in der Hauptrolle wirkt, als ihre Kino-Vorgängerin. Zudem gefällt es, dass trotz ihrer Attraktivität ein natürlicher Look dabei hilft, sie nicht als aufgebretzelten Serienstar darzustellen. Alyson Hannigan, die später auch den Nicht-Buffy-Zuschauern durch die "American Pie"-Reihe bekannt werden sollte, erweist sich ebenfalls als Glücksgriff, wenn in Staffel 1 oft auch unterfordert eingesetzt. Und Anthony Stuart Head gewinnt als britischer Wächter mit der Zeit an Charisma. Zunächst hielt ich ihn für fehlbesetzt, aber nach etwa vier Folgen etwa erkannte ich sein Potential.
Man muss aus der TV-Serie "Buffy the Vampire Slayer" (Originaltitel) nichts Größeres machen als sie ist, sie ist ein simpel konstruiertes Trivialprodukt. Aber dieses entpuppt sich auch für ein Nicht-Teen-Publikum als äußerst unterhaltsam und flott inszeniert, mit genügend Charme versehen und wird damit zu einer willkommenen Überraschung am Serienhimmel. Zudem gefällt es mir, dass Staffel 1 es vermeidet die Geschichte des Erstlings neu zu erzählen, sie ist somit eine tatsächliche Fortsetzung des Kinofilms. Mir sind schon kommende Veränderungen von Freunden und Bekannten verraten worden, die klar machen, dass die Serie sich im Laufe der Zeit dominanter zum Teen-Produkt wandeln wird, als mir lieb sein wird, aber jetzt bleibe ich erst einmal zuversichtlich dran und hoffe, dass ich noch lang genug kurzweilig auf Feierabend-Niveau unterhalten werde, bis aus der sympathischen Reihe etwas noch Jugend-Konstruierteres wird, als sie von Beginn an ohnehin schon ist. OFDb
09.04.2017
EISKALTE ENGEL (1999)
Sympathische Jungstars, gepfefferte Dialoge und trotz des eigentlichen Drama-Genres allerhand vorhandene Lacher bieten einen flotten Sehspaß, der nicht nur zur kleinen Unterhaltung für zwischendurch wird, sondern aufgrund seiner gekonnten Aufbereitung zu einem großen Stück Genre-Kino seiner Zeit, welches eben doch nicht nur Jugendliche begeistert. „Eiskalte Engel“, der auf DVD noch zwei Fortsetzungen in anderer Besetzung erhalten hat, ist keine Modeerscheinung, die nur wenige Jahre nach ihrer Veröffentlichung verblasst ist und heute von alten Fans mit Retrocharme beliebäugelt wird, er weiß gestern wie heute zu überzeugen, relativ zeitlos in Szene gesetzt und mit einem abwechslungsreichen Soundtrack veredelt, der die ganze Sache schmackhaft abrundet.
Ryan Phillippe mag neben den anderen Jungmimen schauspielerisch hinterher hinken, zu seinem Glück ist er jedoch für die Rolle des Sebastian perfekt besetzt, und die hilfreiche Unterstützung der Verantwortlichen für sein Kostüm und seine Frisur, um schauspielerische Unzulänglichkeiten zu kaschieren, ist auch nicht von schlechten Eltern. Sarah Michelle Gellar konnte sich seinerzeit von ihrem „Buffy“-Image frei spielen und geizt nicht mit erotischer Aura. Selten war ein Zungenkuss zwischen zwei Frauen so erotisch und sensibel zugleich eingefangen, wie jener den Gellar mit Selma Blair austauscht, die wohl den besten und pointensichersten Nebenpart verkörpert, so wunderbar tappsig wie sie die naive Ahnungslose verkörpert.
Aber auch Reese Witherspoon braucht sich nicht zu verstecken, darf sie hier noch weit vor ihrem Abrutschen in die Hollywood-Arroganz natürlich und unverfangen spielen, halt ebenso wie sie im selben Jahr von „Cruel Intentions“ (Originaltitel) auch in „Election“ agieren durfte. Dort den Bösewicht spielend, hier den guten Part, hat sie beide Rollen gut im Griff und kann im hier besprochenen Werk die Sympathie des Zuschauers schnell auf ihre Seite ziehen. Es ist das Kunststück des Drehbuchs, dass man trotz aller böser Taten dem geläuterten Sebastian wünscht, dass er am Ende der Geschichte versöhnt in ihren Armen landet. Hierfür musste allerdings auch eine bereits gedrehte Szene entwendet werden, mit welcher das Ganze nicht so gut funktioniert hätte wie schließlich doch noch in der Endfassung.
„Seduction Games“ (Alternativtitel), oder aber auch „Sexual Provocation“, wie er andernorts genannt wird, ist somit kein zu belächelndes, oberflächliches Modeprodukt seiner Zeit, wie man voreilig vermuten könnte, sondern ist, ganz im Gegenteil, ein hochgradig hübsch anzuschauender Mix aus schwarzer Komik und Dramatik, zwar gerne mal ins Theatralische abrutschend, aber das lässt sich aufgrund der Klassik der Vorlage und der Zeit in welcher die Geschichte ursprünglich spielt auch nicht komplett verhindern. Interessanter Weise wissen diese Ausrutscher ausnahmsweise ebenso zu gefallen, wie der übertrieben geschönte Stil des Streifens, wahrscheinlich auch gerade aufgrund des Zusammenspiels mit diesem. So oder so eignet sich „Eiskalte Engel“ zum Immerwiedergucken. Ich kann nicht mehr zählen wie oft er schon in meinem Player gelandet ist. OFDb
11.04.2015
SCREAM 2 (1997)
Dass die Intensität der Eingangssequenz vom Vorgänger nicht so leicht ein weiteres Mal einzufangen ist, geschweige denn getoppt werden kann, ist klar, aber sie kann sich sehen lassen, die Eröffnungssequenz von Teil 2, die einem vernachlässigten Thema zu den Überlegungen der Gesetzmäßigkeiten eines Horrorfilms nachgeht. Auch sie ist packend inszeniert, doch das ist nichts gegenüber manch spannender Sequenz die uns im Laufe der Story noch erwartet. In Sachen Spannungsgehalt toppt Teil 2 den Vorgänger sogar, innerhalb einer Inszenierung die ebenso flüssig ohne Stolpersteine daher kommt wie Teil 1.
„Scream 2“ könnte mit all seinen neuen Ideen (alles zum Thema Fortsetzungen) und Erweiterungen alter Ideen (Cotten in die Haupthandlung einzubauen), sowie mit dem Luxus sich Zeit für ausgefallene Suspense-Momente zu nehmen (die Theater-Probe) locker mit dem Erstling mithalten, wenn... ja wenn die Auflösung nicht völlig enttäuschend ausgefallen wäre. Da wird geredet und geredet um der Begründung für die Morde einen Sinn zu geben, aber das ist vergebens, weiß das alles doch nicht wirklich zu überzeugen, zumal die Figur, soviel sei verraten, zuvor nur hin und wieder unbedeutend durchs Bild huschte und deswegen eine Zuschauerverarsche als der aufgedeckte Täter ist.
Zudem ist das Finale nach der Aufdeckung zu lang geraten, ohne mit ausgefallenen Überraschungen eine solch ausgedehnte Sequenz zu legitimieren. Hier hatte Teil 1 die Nase um Längen vorn, konnte noch einmal als individuelles Produkt trumpfen, welches den Kult-Status zurecht verdient, während das Gebrabbel in Teil 2 ziemlich viel vom eigentlich positiven Restergebnis kaputt macht. Schade, aber wenn man drauf eingestellt ist macht der Streifen trotzdem viel Spaß. Mit „Scream 4“ kann er, entgegen dem was ich zuvor behauptet habe, also doch locker mithalten. OFDb