Sich an derartigen Kleinigkeiten aufzuhängen ist aber ohnehin unnötig, denn trotz sensiblerer Herangehensweise ist auch "Escape Plan 3" ziemlich übel ausgefallen. Anfangs schaut er sich noch wie die plumpe, aber akzeptable, Lightversion im Durchschnittssumpf der Videoproduktionen, aber das Geschehen wird mit Ankunft am Befreiungsort immer stumpfer und das Macho-Gehabe immer peinlicher (gerade auch jenes vom freiwilligen, bulligen Partner Breslins, der schon in Teil 2 unangenehm daher kam). An dem billig abgefilmten Streifen, der oft in einem nicht gerade atmosphärischem, gelben Farbfilter gehalten ist, gibt es nichts schön zu reden. Im Gegensatz zum Vorgänger kann man geduldig dran bleiben, der Streifen ist nicht wie dieser zum letzten Rotz verkommen, aber schlecht ist das Ganze noch immer ausgefallen. Eine schlecht gewählte Synchronstimme für Stallone verdirbt einen die deutsche Version zudem um einen weiteren Faktor. Einzig eine unerwartete, harte Wendung zu Beginn des letzten Drittels weiß positiv, da völlig unerwartet, zu überraschen. Da aber selbst diese über groben Unfug inmitten eines völlig unsinnig erzählten Filmes vermittelt wird, reißt derartiger Mut inmitten des restlichen einfallslosen Einheitsbreis auch nichts mehr raus. Dass keiner wirklich Vertrauen in den Stoff hatte, merkt man am meiner Meinung nach lustlosen Spiel fast aller Beteiligten auf der Seite der Guten, am müden Drehbuch, welches erneut nicht einmal versucht zu erklären wie die Heldentruppe an ihre Informationen kommt, und daran dass ein derart kostengünstiger Film von solch vielen Filmfimen mitproduziert wurde, dass allein das Zeigen ihrer Logos zu Beginn des Streifens etwa 1 1/2 Minuten Laufzeit einnimmt. OFDb
Von einem der daheim blieb, um die weiten Welten des Films zu entdecken...
20.10.2021
ESCAPE PLAN 3 - THE EXTRACTORS (2019)
19.10.2021
ESCAPE PLAN 2 - HADES (2018)
Man erblickt weder Wärter, noch erhält man anderweitige Einblicke in den Knast, gedreht an einem kostengünstigen Ort, in der Hoffnung die technologische Entfremdung würde den dürftigen Eindruck der Location wieder wett machen. Da kommt es nicht gerade gelegen, dass sich der Rest des Streifens ebenso billig schaut, zumal er auch nicht viel gekostet haben wird. Wirr erzählt reiht er ein hartes Männer-Klischee ans nächste und zeigt uns dabei was die Figuren tun, ohne dass man weiß wie sie an ihre Informationen kommen, was ihre Motivation ist und wer sie eigentlich sind. Aus Ausbruchsexperten sind freiberufliche Anti-Terror-Experten geworden. Nonstop bestimmt Action das Geschehen, ob per Handkampf-Auseinandersetzungen oder per Waffengewalt. Zu interessieren weiß dieses unterkühlte und zu distanziert erzählte Nichts an Story, das lange Zeit mit der Präsenz Stallones geizt, so gar nicht. Ich hab es nicht ausgehalten und nach der halben Laufzeit ausgeschaltet. Das Ergebnis war einfach derart unterirdisch, dass es kaum in Worte zu fassen ist. OFDb
09.02.2020
RAMBO 5 - LAST BLOOD (2019)
In der ersten halben Stunde dachte ich mir noch, dass ich eher einen typischen Stallone-Film sichte, weniger einen echten "Rambo", aber das ändert sich irgendwann schlagartig, und die Taten Johns können nicht mehr gleich gesetzt werden mit jedem x-beliebigen Stallone-Charakter. Der Mime, der diese Rolle im Schlaf verkörpern könnte, hat wie immer am Drehbuch mitgeschrieben, das ebenso wie die Vorlagen der Teile 2 - 4 keinen Preis für Einfallsreichtum einheimsen würde, aber zumindest eine gute Grundlage bietet, um einen packenden, in dichter Atmosphäre getauchten, Genre-Beitrag abzuliefern. Genau dies hat Adrian Grunberg, der 2012 mit "Get the Gringo" Mel Gibson auf die Füße half, geschafft. Sein Beitrag der Reihe ist düster, dreckig und pessimistisch ausgefallen, wie immer ein ausländisches Feindbild propagierend, was stets die Schattenseite der Fortsetzungen war, aber zumindest ist das Ganze stimmig umgesetzt. Das Drehbuch macht keine halben Sachen, hier werden knallhart Menschenrechte verletzt und dann im Rache-Alleingang etliche Leben niedergemetzelt. Der Film bietet neben knallharter Action und blutiger, handgemachter, Sequenzen aber auch Momente des Thrills (das Finale im Tunnelsystem), sowie der herzergreifenden Dramaturgie (die traurige Szene im Auto).
Sicherlich ist der Finalkampf, der sich fast schon wie eine Metzel-Variante von "Kevin - Allein zu Haus" guckt, selbst für einen Beitrag dieser Kinoserie arg übertrieben ausgefallen (gerade was die letzte Tat am Anführer betrifft), aber das ist zumindest ein Zugeständnis an die Actionfilme der 80er Jahre, deren Erben an Härte verloren hatten und erst mit den Spätwerken der 80er-Ikonen des Genres eine Chance auf Rückkehr erhielt. So auch hier, und so übertrieben das Massaker in seiner selbstgerechten Art auch ausgefallen ist (ganz ohne die anderen Zwangsprostituierten des Rings zu befreien), es weiß zu packen und mitzureißen. Die Stimmung, die Effekte, das gealterte Phantom und die Fallen, die es aufgestellt hat, das Tempo dieser langen Sequenz und der stimmige Ton, in welchem sie atmosphärisch und optisch gehalten ist, bieten gute Unterhaltung.
Das weiß u.a. deswegen so erfolgreich herüber zu kommen, da nicht der komplette Film ein einziges Massaker ist. Die Vorgeschichte wird ausführlich in aller Ruhe angegangen, und dann wird das Tempo und die Härte des Streifens nach und nach angeschraubt, bis es schließlich in einer Brutalität mündet, die einen manches Mal über die FSK 18-Freigabe staunen lässt, so extrem wie unser Kriegsheld hier vorgeht. Die Kamera hält dabei nicht immer in Großaufnahme drauf, die Arten zu sterben werden gut getrickst innerhalb des Szenarios fast schon nebenbei eingefangen, obwohl es um nichts anderes im Finale geht. All diese Entscheidungen lassen den Film angenehm Old School schauen, so dass Jung und Alt gleichermaßen gut unterhalten werden können. Für ein überzeugenderes Ergebnis hätte ich mir noch etwas mehr Detailfreude in manch sprunghaft angegangenem Wechsel der erzählten Geschichte gewünscht. Auch der Umgang mit den Randfiguren für die Gesamtgeschichte ist oft nicht optimal gelöst. Insgesamt bot "Rambo: Last Blood" (Originaltitel) allerdings genügend Kurzweile und anderweitige Stärken, um ihn als geglückten Kandidaten der Reihe zu betrachten. OFDb
27.08.2019
GET CARTER (2000)
Ein solcher ist "Get Carter" streng genommen ohnehin nicht, auf einem Buch basierend, von wem anders zum Drehbuch neu verfasst und mit wem anders auf dem Regiestuhl sitzend ist Stallone lediglich die Hauptbesetzung. Außerhalb seiner Rolle besaß er kein Mitspracherecht. Und schaut man sich das Ergebnis an, so ist er Teil einer kühl durchkalkulierten Produktion, der es lediglich darum geht sich gut zu verkaufen und in ihrer durchgestylten Art gut auszusehen. Kays Werk ist sowohl inhaltlich wie inszenatorisch oberflächlich ausgefallen, und ein moderner, hektischer Schnitt, soll das Produkt flott und up to date wirken lassen. Gerade der Schnitt ließ mich oft ratlos zurück. Was soll das hektische Ausblenden einer Szene, wenn darauf anknüpfend in selbige wieder angesetzt wird? Was soll das Auffahren des Tempos, indem simple Abläufe, wie ein Spaziergang zum Wagen, ständig per Schnittgewitter beschleunigt werden, so als besäße der Zuschauer keine Geduld? Das ist freilich ein Irrtum, es ist das Endergebnis und die Verantwortlichen des Stoffes, die keine Geduld hatten, und selbiges trifft auf ein Begreifen der schlicht dargebotenen Charaktere zu, denen man keine Nähe beschert, womit der Bezug für den Zuschauer fehlt. Die Motivation irgend einer Figur zu begreifen, wird für diesen so schwer, wie das Empfinden eines Innenlebens für irgendwen zu entdecken.
"Get Carter" soll halt in der damals so futuristisch und kühl technisch wirkenden Welt der digitalen Pornoindustrie und ähnlich neo-kriminellen Umfeldern spielen, so dass der Stil dieses kühle Feeling ebenfalls einfangen soll. Das klingt soweit in Ordnung, grenzt den Zuschauer nur völlig vom eigentlichen Geschehen aus, so sehr sogar, dass er sich eigentlich nur beiläufig für den aufzuklärenden Fall interessiert, an dem ohnehin nur eine handvoll wichtiger Gestalten beteiligt zu sein scheinen. Dementsprechend hüpft Carter stets von einer Figur zur nächsten und wieder zurück, wenn er gerade ein neues Detail der verworrenen Umstände um den Tod seines Bruders aufgedeckt hat, und immer reagieren die aktuell (wieder) angesprochenen Zwielichtigen wie eingeweiht, so als wüssten sie noch vor den Äußerungen Carters, an welchem Punkt der Ermittlung er gerade angekommen ist. Dass Kay es inmitten dieses kühlen und hektischen Umgangs mit einer an sich simplen Geschichte schafft, gelegentlich Herzenswärme zu vermitteln, gleicht einem Wunder. Carter stößt aufgrund der Familie, die er verlassen hat, stets auf Ablehnung, mit Ausnahme der jugendlichen Nichte, die er als Mann voll begangener Fehler mit guten Ratschlägen versorgen kann. Hier kommt es gelegentlich zu wahrlich dramaturgisch stimmigen Momenten, deren Erfolg auch in der guten Besetzung der Filmnichte mit Rachel Leigh Cook zu finden ist. Dass wiederum ausgerechnet der entscheidende Knackpunkt der Recherche, in welchen sie involviert ist, trotz erschreckendem Szenario emotional unterkühlt stattfindet, beweist nur wieder den zu distanzierten Stil des Streifens, dessen führende Hand Kays die gelungenen dramatischen Momente scheinbar nur Zufall erscheinen lässt.
Wie auch immer, ich kann jeden verstehen, dem das Dargebotene einfach zu plump ausgefallen ist. Aber ich muss gestehen, dass ich, warum auch immer, Sympathie zum Ergebnis hege. Diese durchgestylte Art mit einem optisch wirksamen Stallone im Zentrum wirkte bei mir. Im Originalton war freilich auch seine Stimme wieder Trumpf, die jeden Stallonefilm im Original bereichert. Und abgesehen von manch nervigem Schnitt gefiel mir überraschend auch die unterkühlte Art des Streifens, die mich als Zuschauer in einen Zustand versetzte, der mich für das oberflächliche Abarbeiten von Figuren und Situationen unempfindlich werden ließ. Ich genoss einfach den simplen Style, die plumpe Art, akzeptierte sie und hatte dementsprechend Spaß mit einem Film dessen Original ich nicht kenne. Aus diesem entlieh man sich die ehemalige Hauptbesetzung Michael Caine, der nicht nur kurz als Cameo durchs Bild hüpfen darf, sondern mit einigen Auftritten gesegnet mehr mit dem zu lösenden Fall zu tun hat, als manch Naiver zunächst denkt. Dass die Aufdeckungen Carters nicht all zu aufregend ausfallen und am Ende nur ein simpler Plot bleibt, stört nicht weiter, ist die Annäherung mit der Nichte doch weit wichtiger für die Wirkung des Streifens, als es der Kriminallfall je wäre. Dass dieser Aspekt wichtig für den Film ist, schien man zumindest zu erkennen, bekommt die Verabschiedung von der Nichte doch, wie manch andere Szene mit ihr, am Ende angekommen, genügend Raum zur Entfaltung, so dass sie auf schlichte Art zu berühren weiß, zumindest wenn man sich mit wenig Tiefgang zufrieden geben kann und sich auf naive Inhalte einlassen kann. Das ist ohnehin das Erfolgsrezept, um an "Get Carter - Die Wahrheit tut weh" (Alternativtitel) seine Freude haben zu können. Ob man das bei solch plumpen Filmergebnis überhaupt will, sei freilich einmal dahingestellt. OFDb
04.07.2019
ASSASSINS - DIE KILLER (1995)
Zumindest beweist er, dass er den verspielten Actionbereich als alteingesessener, nicht nur auf ein Genre reduzierter, Regisseur auch dann beherrscht, wenn auf Komik verzichtet wird und stattdessen ein hoher Grad Ironie enthalten ist, angereichert mit dem Wissen über die Kenntnis der Gesetzmäßigkeit solcher Stoffe bei den Filmschaffenden und dem Publikum. Deswegen schauen sich Klischees hier auch nicht wie lästige Pflichten oder unkreative lange, weiße Bärte. Die Dynamik des Stoffes und ihr moderner Inszenierungsstil lassen durchblicken, dass man sich nicht auf alt Bewährtes ausruht, sondern bewusst mit den Standardeigenschaften derartiger Geschichten spielt. Das Buhlen um den ersten Platz macht die Comicposition deutlich, allein schon aufgrund dessen, dass er nur einseitig umkämpft wird, will einer von beiden Wettbewerbern doch schließlich aussteigen. Der weibliche Part des zentralen Figurentrios ist schließlich das Comic-Zugeständnis schlechthin, mit der offensichtlichen Verwandtschaft zu Cat-Woman aus dem Batman-Universum, hineinprojiziert ins digitale Zeitalter, irgendwo pendelnd zwischen taff und naiv, professionell und Amateur. Die nötige unverkrampfte Distanz verschafft sich das Werk durch den Umgang der Klischees aus dem Blickwinkel des Fanatikers, der sich in seiner irren Art an Rituale klammert, eine Zutat die dem Werk überhaupt erst die Chance ermöglicht, auf seine tolle Finalidee setzen zu können, die alles andere als Standard derartiger Werke darstellt.
Anstatt es ordentlich krachen zu lassen, lassen die Verantwortlichen des Streifens den Bösewicht in der Schlussphase schmoren - und mit ihm den Zuschauer, der die Vorbereitung des Finales hauptsächlich über ihn erfährt, anstatt über den Helden, und von Anfang an in dessen Pläne eingeweiht ist. Während man das Leiden des Gegners auf der einen Seite nachvollziehen kann, so spürbar Donner uns die Schwüle der Situation verdeutlicht, kann man sich gleichzeitig an dessen Unglück laben, wissend dass er geradewegs in eine Falle hinein läuft. Erneut zeigt sich eine Art Lustigkeit in humorloser Umsetzung, eingebettet in Nervenkitzel - welch herrliches Rezept. Freilich verläuft nicht alles nach Plan, so dass auch ein tatsächlicher Spannungsbogen jenseits des Eingeweihtseins aufkommen kann. Und dessen Wendungen wissen bis auf jene zu gefallen, die das Geschehen auch außerhalb des Konkurrenzkampfes der beiden Auftragskiller einen zu kleinen Radius beschert und damit eine arg persönliche Wendung zu viel präsentiert. Abgesehen von diesem Makel ist "Assassins - Die Killer" jedoch stilsicher erzählt, nicht immer logisch, aber doch clever umgesetzt, auch in seinen Actionszenen und mit all dem was ihn ausmacht weit mehr bietend, als das Standardprodukt um Auftragskiller. Mit dem ein Jahr zuvor erschienenen "Léon - Der Profi" kann sich "Assassins" jedoch nicht messen. Aber es würde mich wundern, wenn man solch hohes Ziel überhaupt anvisiert hat. OFDb
COP LAND (1997)
Dementsprechend hält er halb ahnungslos, halb wissend dass hier etwas nicht richtig läuft, den Mund als ihn wer von der Inneren um Hilfe bittet. Der Einfluss dieser Spezialeinheit endet an der Brücke, die verdächtigen New Yorker Polizisten wohnen nun einmal in Garrison. Trotz seines Schweigens lassen Freddy Fotos, die ihm während dieser Unterredung gezeigt werden, nicht kalt. Sie zeigen den Cop Ray, der hier vor Ort den meisten Einfluss hat, zusammen mit mächtigen Leuten der Mafia, und so langsam ahnt Freddy, warum so viele Polizisten hier ein günstiges Haus erstanden haben. Als es schließlich um Leben und Tod geht, schaut Freddy nicht länger weg, und es ist bei seiner finalen Entscheidung sein Glück, dass die hier wohnenden Polizisten ihn stets unterschätzten. So wie viele Kritiker stets Sylvester Stallone unterschätzten und erst mit Sichten von "Cop Land" das bemerkten, was sie längst hätten entdecken können. Aber so geht es Tunnelblickdenkern, die eine gute Darstellung erst in seriös umgesetzten Stoffen erkennen, anstatt auch in einem schlichten Actionreißer auf schauspielerisches Talent achten zu können. Allerdings hatte Stallone auch jenseits solcher Stoffe mit "Rocky" und "F.I.S.T." längst sein Können bewiesen, was die später Erkenntnis mancher Kritiker nur noch peinlicher erscheinen lässt.
"Cop Land" ist ein besonnener, durchdachter Film, in aller Ruhe erzählt, nie den reißerischen Weg wählend, und doch sowohl für den Cineasten, als auch für den Freund von leicht verdaulicher Feierabendunterhaltung gleichermaßen genießbar, vorausgesetzt man erwartet kein Actionfeuerwerk. Dass der von Mangold inszenierte und selbst verfasste Stoff immer eine winzige Spur anders ausfällt, als ähnlich funktionierende Vergleichsfilme, beweist er z.B. mit der mutigen Idee, das relativ kurz ausfallende Finale in reduzierter Akustik ausfallen zu lassen. Nachdem dem auf einem Ohr tauben Sheriff eine Waffe am gesunden Ohr abgefeuert wurde, stampft er taub durch die schussintensive Schlussphase des Streifens, und Mangold lässt uns dies großteils aus Freddys Akustik heraus miterleben. Mit dieser Entscheidung wird ironischer Weise auf etwas lautere Art das deutlich, was der Komplettfilm ansonsten eher subtil vermittelt. Er schert sich nicht um reißerische Elemente, will keinen Knalleffekt vorbereiten, er will eher sachlich eine gute Geschichte, die schlichter scheint als sie ist, interessant aufbereitet erzählen.
In guter Besetzung mit Keitel, DeNiro und vielen anderen talentierten Mimen, gelang es Mangold ein größeres Publikum zu erreichen als es für derartige Stoffe oft üblich ist. Um so mutiger darf man die Entscheidung Stallone in der Hauptrolle zu besetzen betrachten, gibt es doch viele Vorurteile diesem Mann gegenüber, so dass manch einer diesen sensibel umgesetzten Mix aus Thriller und Drama aufgrund seiner Anwesenheit wohl nie gesehen hat. Glücklicher Weise trifft dieser Verlust ignorante Menschen, also was soll's? Warum die späte Anerkennung Stallone nicht zu einer Wende in seiner Karriere verholfen hat, weiß ich nicht. Stattdessen kehrte er erst drei Jahre später mit "Get Carter" in einer Hauptrolle besetzt zurück. Verstehe das wer will. Gerade nach seiner überraschend guten, aber auch unterschätzten 90er Jahre-Phase hätte ich ihm gegönnt, dass ihm aufgrund des Erfolges von "CopLand" (Alternativtitel) reizvolle Projekte angeboten worden wären. Wie stattdessen mit ihm umgegangen wurde, macht die traurige Entstehungsgeschichte des Filmes "Driven" deutlich. OFDb
29.06.2019
JUDGE DREDD (1995)
Zudem verstehe ich nicht, warum es nie zu einer Fortsetzung kam, besitzt der Streifen doch all das, was zu einem gut geratenen Popkornfilm dazu gehört. Ein Actionheld in der Hauptrolle besetzt, ein rasantes Erzähltempo, eine hintergründige, aber nicht zu anspruchsvolle Geschichte, ein interessantes Weltbild der Zukunft, ein phantasiereiches Set Design und einen kleinen Hauch philosophischer Ansätze, gerade gegen Ende, wenn zwei interessante Sichtweisen des Lebens aufeinander treffen, welche die Geister scheidet und nur über die Hauptfigur des Dredd eine eindeutige Position innerhalb der Geschichte erfährt. "Judge Dredd" ist düster und kunterbunt zugleich. Er lässt einen erahnen was aus "Lexx" mit mehr Geld hätte werden können, plündert sicherlich diverse Filmerfolge wie "Metropolis" und "Flucht ins 23. Jahrhundert" für kleinere Einstellungen, ist aber eigenständig genug ausgefallen, um nicht rein der Nachahmung wegen zu gefallen. An Schauwerten mangelt es nicht. Das beginnt mit der futuristischen Stadt und dem Judge-Design, und es schaukelt sich hoch zum liebevoll retro-gestalteten Roboter (mit phantasieanregendem Hintergrund eines ehemaligen Roboterkrieges versehen) und zu den gruselig ausschauenden unfertigen Klonen. "Judge Dredd" ruht sich nie einzig auf einer Idee aus, lässt aber alles kompatibel zu einem Plot zusammenfließen, um auch tatsächlich wie ein Ganzes zu erscheinen. Hier war man sich der Entscheidungen sicher, hier ist kein Konzeptwerk entstanden, das auf Nummer sicher getrimmt ist. Vielleicht mit Ausnahme des Gewaltaspekts, schien man doch ein geringes Rating anzuvisieren, um das Jugendpublikum mit an Bord zu haben.
In Deutschland steht man zu Gewalt anders, hier hat der Streifen trotzdem (zu Recht) seine FSK 16 erhalten, leider aber auch eine zweifelhafte Synchronisation, zumindest was den rückgratlosen Begleiter Dredds betrifft, der sich im Original weit angenehmer anhört. Er ist mit seinen oft zu plump geratenen Sprüchen zudem das Zugeständnis ans Massenpublikum, stört aber nicht genug, um das Ergebnis zu zerstören und ist gelegentlich auch brauchbar eingesetzt. Die Besetzung ist nicht von schlechten Eltern und glänzt gerade in der Entscheidung Dredds Gegenspieler von Armand Assante spielfreudig verkörpern zu lassen. Wer die kurz zuvor erschienene Komödie "Crazy Instinct" kennt, der kann mit Vergleich zur hier dargebotenen Performance die Vielfältigkeit seines Könnens entdecken. Seine Besetzung ist jedoch noch ein weit interessanterer Clou, wenn man bedenkt, dass Assante ein gemeinsames Frühwerk an der Seite von Sylvester Stallone zu verbuchen hatte, ein Drama namens "Vorhof zum Paradies", in welchem er ebenfalls Stallones Filmbruder darstellte. Warum Regisseur Danny Cannon nach dem wunderbaren Ergebnis von "Judge Dredd" ausgerechnet für so etwas dümmliches wie "Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast", engagiert wurde, weiß ich nicht, könnte aber erklären, warum man ihn heutzutage in der Regel nicht kennt. Schade, aber sein hier geschaffener Film ist definitiv das Reinschalten wert. Er ist kein großer Klassiker seines Genres, weiß aber mehr als bloßen Durchschnitt zu bieten in diesem kunterbunten und harten, wie hintergründigen Meer an Schauwerten, Tempo und Einfallsreichtum. OFDb
STOP! ODER MEINE MAMI SCHIESST (1992)
"Stop! Or My Mom Will Shoot" (Originaltitel) ist ein Film der lauten Komik und war ein Streifen, den man nicht einmal als Flop bezeichnen könnte. Genug Geld spielte er ein. Aber sowohl Stallone, als auch Filmpartnerin Estelle Getty hatten schon bessere Zeiten gesehen, einschließlich Regisseur Roger Spottiswoode, der 1989 einen Erfolg mit der Tom Hanks-Komödie "Scott und Huutsch" verbuchen konnte. Zur alten Form finden sie alle nicht zurück, simpel genug, um wenigstens einem schlichten Publikum eine Freude zu machen ist das Konzept dann aber doch ausgefallen. Schaut man sich den Streifen im Originalton an, nervt er auch schon wesentlich weniger, setzt Getty ihre Stimme doch nicht so penetrant ein, wie ihr warum auch immer von vielen geliebtes deutschsprachiges Gegenstück. Und mag mir persönlich das Ergebnis dieser Action-Komödie auch nicht munden, so kann ich doch fröhlich beobachtend verkünden, dass dies nicht an Hauptdarsteller Sylvester Stallone liegt, der eigentlich recht wirksam trotzig spielt, also genau weiß wie er seine Rolle anzulegen hat, ohne ins ständige Grimassenschneiden abzurutschen. Man kann es als würdevolle Performance in einem würdelosen Film bezeichnen, Stallone beschert dem Ergebnis eine Art Restwürde.
Hat man erst einmal in der ersten Hälfte die plumpsten Szenen hinter sich gebracht, die es kaum zulassen Sympathie mit Gettys Rolle zu empfinden, als da wären das Reinigen eines Revolvers, ein billiger Gag mit einem Lebensmüden und all die vielen zu aufgedrückt eingefangenen Klischees peinlichem Mutterverhaltens, wie zu viel kochen. Babyfotos zeigen, vom Bettnässen tratschen und ähnliches, kann man in der zweiten Hälfte, wenn all dies eine Reduzierung erfährt, in der Krimi-intensiveren Handlung weit mehr aufgehen. Hier bekommt nun sowohl die Handlung eine wirksamere Rasanz, als auch das Zusammenspiel zwischen dem rebellierenden Muttersohn und der dominanten alten Dame. Von einer rund laufenden Sache würde ich nicht wirklich sprechen, aber zumindest weiß der mittelmäßige Steifen ab hier zu unterhalten, so dass die 90 Minuten nicht als komplette Zeitverschwendung gelten. Ein Anlass sich den Streifen deswegen zu geben, ist die sympathischere zweite Hälfte jedoch nicht. Man sollte also nur einschalten, wenn man auch zum Zielpublikum der ersten Hälfte gehört, sprich auch billigste Massenkomik für Proleten unheimlich komisch findet. OFDb
25.06.2019
THE SPECIALIST (1994)
Nicht falsch verstehen, als kleiner Thriller mit Action-Touch für zwischendurch geht "The Specialist" durchaus als okay durch, letztendlich besteht er meiner Meinung nach jedoch lediglich aus Versatzstücken anderer Filme und atmet keine individuelle Luft. Stets schwebt eine Pseudo-Dramatik über den Dingen, die nicht griffig ist. Und trotz ruhiger, relativ stilvoller Herangehensweise will sich der Streifen immer wieder mit seinen Explosionsszenen dem lauten Publikum anbiedern, immer knapp den Vorwurf des reißerischen Elements umgehend, aber doch nie wirklich eins werden wollend mit der stilvoll gehaltenen Restatmosphäre. Dass die Geschichte nicht so undurchsichtig ausgefallen ist, wie es der Autor gern gehabt hätte, und "The Specialist", wenn auch unterhaltsam umgesetzt, lediglich seicht vor sich hin dümpelt, anstatt ein spannungsgeladener Thriller zu sein, lässt aus ihm nicht gerade ein solch überzeugender Film werden, wie ihn Stallone kurz darauf mit vergleichbarer Handlung mit "Assassins - Die Killer" abgeliefert hat. Letztendlich wird "The Specialist" fast ausschließlich durch die gute Besetzung gerettet, wobei Sharon Stone stets eher wie Beiwerk wirkt. Da freut es um so mehr, dass sie kurz darauf in "Casino" die Chance bekam einen wahrlich interessanten Charakter darstellen zu dürfen.
James Woods als Gegenspieler macht da schon eine bessere Figur und darf in seinen besten Szenen schön aggressiv ausrasten. Doch was sich als spaßige Comicvariante entpuppt, in welcher der sonst unterforderte Woods zumindest im Bereich des Überagierens, zeigen darf was er kann, steht der Ernsthaftigkeit des Streifens im Weg. "The Specialist" möchte ein bodenständiger Thriller sein, den man ernst nehmen soll, aber die gar nicht subtile und unprofessionelle Art von Woods Figur und jene von Mafiasohn Tomas verfrachten die Geschichte immer wieder ansatzweise in ein überzeichnetes Comicuniversum, welches Unglaubwürdigkeiten in eher nichtigen Szenen verursacht. Das verwundert eher, als dass es schadet, schließlich hat hier niemand Shakespear erwartet, es macht aber doch die Unentschlossenheit deutlich, die sich manches Mal in dieses Projekt eingeschlichen hat. Da darf man erleichtert sein, dass der Großteil dieses ruhigen Actioners weiß was er will und brav dem Reststil folgt. Mehr als angenehme Routine ist bei all der unausgegorenen und Individualität vermissenden Herangehensweise jedoch nicht zu ernten, so dass nur leicht zufriedenzustellende Freunde dieser Art Kinounterhaltung einschalten sollten. OFDb
22.06.2019
DEMOLITION MAN (1993)
Durch berechtigte Umwelt-Panik ist der Film interessanter Weise heute aktueller als einst, funktioniert mit seiner Kritik am Bestreben des sündenfreien, perfekten Menschseins also noch immer. Der gut aufgelegte Grundton tut sein Erstes daran, dass "Demolition Man" ein gelungenes Stück Unterhaltungskino geworden ist. Er ist weder ein verbitterter, noch ein griesgrämiger Film. Und er ist in erster Linie ein Unterhaltungsfilm, der die Gesellschaftskritik in zweiter Reihe laufen lässt, also nicht als Nebensächlichkeit, aber als Aufhänger der amüsanten Kritikvariante. Gut aufgelegte Darsteller und ein Drehbuch mit allerlei gelungenen Randideen unterstützen besagte Leichtfüßigkeit, die damit beginnt in der Gegenwart angelegt die typischen 80er Jahre-Rollen von Hauptdarsteller Stallone zu parodieren, dies aber erst auf die Spitze treibt, wenn Spartan in einer völlig friedfertigen Gesellschaft erwacht, die ihn durch seine lebensfrohe, freie und konsequente Lebensweise als Tier betrachtet. Leider ist Gegenpol Wesley Snipes eine eher nervige Randbesetzung, welche sich im Originalton aber zumindest erträglicher schaut, als in der deutschen Synchronfassung. Dennoch nervt er auch auf englisch, auch wenn sein Überagieren durch den Comicgehalt der Handlung gewollt ist und damit tatsächlich leicht abgefangen wird.
Im Gegenzug dazu erleben wir an Stallones Seite die sich ungewöhnlich anfühlende Kombination mit einer gut aufgelegten Sandra Bullock, die sich hier noch am Anfang ihrer Karriere befand und erst ein Jahr später mit "Speed" weltberühmt werden sollte. Auch bei dieser Figurenkonstellation hilft der humoristische Grundton im Comic-Flair, u.a. durch solch drollige Ideen unterstützt, wie jener, dass Stallone der jungen Kollegin spontan einen hübschen Pullover strickt. An Action mangelt es nicht, aber gerade der Humor ist es, der "Demolition Man - Ein eiskalter Bulle" (Alternativtitel) erst seinen wahren Charme beschert. Ob es die geheimnisvollen drei Muscheln anstelle von Klopapier sind, die Idee in der Zukunft Werbelieder als Hauptprogramm im Radio zu spielen und fröhlich mit zu singen, Beleidigungen per Strafzettel zu ahnden, oder Pizza Hut zum Luxusrestaurant der Zukunft zu erklären (zumindest in europäischen Fassungen des Streifens), all diese Ideen bereichern, fußend auf dem kritischen Aufhänger, einen herrlich unterhaltsamen Film, der es freilich auch nicht vermissen lässt den Eingangs erwähnten Stallone-Konkurrenten Arnold Schwarzenegger gekonnt zu veräppeln.
Dass der Zukunftsstaat nicht nur aufgrund der Unterdrückung seiner Menschlichkeit fragwürdig ausgefallen ist, sondern auch weil er eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geschaffen hat, klingt nach einer arg Klischee-beladenen Ergänzung, wird aber aufgelockert aufgearbeitet durch eine im Untergrund lebende Außenseitergesellschaft, die ein wenig (aber nicht so skurril gekonnt wie dort) an die Vegetarier aus "Delicatessen" erinnert. Hier sind es die Fleischfresser, die Freidenker, die Fronten sind im Vergleich zum französischen Werk verdreht, aber in beiden Fällen bilden die Unterweltler die Rebellion gegenüber der Zustände oberhalb des Erdbodens. Es ist das besagte Comic-Flair, welches aus solch geglückten Ideen trotz dem Vorhandensein von noch so ausgelutschten Klischees und Stereotypen, solch eine gewinnbringende Erzählung zaubert. Das durchdachte Zukunftsbild, welches die fanatisch geartete Lebensweise der Political Correctness sowohl thematisch an den richtigen Punkten aufgreift, als auch im veralbernden Ton gekonnt bekämpft (der Anonymous-Kampf gegen die Scientology findet heutzutage ähnlich geartet statt), ist stabil genug, um Schwächen gekonnt wegstecken zu können. Besagte Pointensicherheit des Drehbuches und die gut aufgelegten Stars sorgen für den Rest, so dass "Demolition Man" meiner Meinung nach zu Recht ein Erfolg an den Kinokassen wurde. OFDb
TANGO UND CASH (1989)
Wer auf letztgenannten Gag steht, oder auf den motorisierten Kampf gegen Monstertrucks, wer einen sexy Tanz gemixt mit Breakdance und Elektrogetrommel als Bühnenshow bevorzugt und ein auf "irre James Bond-Erfindungen" getrimmtes Automobil, der ist bei "Tango und Cash" im richtigen Film, der stets noch unreifer daher kommt, als das Action-Genre ohnehin schon orientiert ist. Alberne Spiegeltricks, neunfach-Monitore zur Überwachung und Rückbesinnung und das Einschleichen ins Gefängnis zur persönlichen Selbstüberzeugung darüber ob die beiden Erzfeinde auch wirklich gefoltert werden, widersprechen der grundlegenden Charakterzeichnung des übermächtigen Bösewichts, spiegeln aber genau das infantile Getue und psychologische Unverständnis wieder, das es einem unmöglich macht den Streifen als brauchbare Unterhaltung ernst genug nehmen zu können. Gute Ideen werden meist auf die Schnelle abgefrühstückt, ohne sich Zeit für deren Potential zu nehmen, nicht logisch erklärbare Zwischensequenzen werden ausgeblendet, damit niemand Unaufmerksames sie hinterfragt, und ein viel zu billig heruntergekurbelter Hintergrund-Soundtrack ruiniert die Atmosphäre endgültig, der es ohnehin an einem düsterdreckigen Touch oder alternativ an der nötigen Lässigkeit mangelt, um wahrhaftig cool rüberzukommen.
So ziemlich alle Beteiligten hat man woanders schon weit besser erlebt, allen voran Jack Palance, der den Gangsterboss selbst als anspruchsloser Vieldreher spürbar lustlos spielt. Einzig Brion James ist wie immer gekonnt besetzt als Fiesling eine Sichtung wert, hier im selben Jahr agierend wie in seiner comichaften Glanzleistung aus "Horror House". "Tango and Cash" (Originaltitel) ist zu sehr Produkt, als dass der Film wirklich überzeugen könnte, uninspiriert umgesetzt, unorientiert im Fahrwasser verschiedener Stile gleichen Genres schwimmend und dank Innovationslosigkeit deswegen keinen Hafen ansteuernd, der sich als Heimat erweist. Das Ergebnis ist weder vollkommen blöde, noch langweilig ausgefallen, als Lightversion seines Genres mit weit heruntergeschraubten Erwartungen ist Konchalovskys Werk durchaus zu gourmieren, aber warum sollte man das tun, wenn es doch so viele bessere Filme gibt, die tatsächlich wissen was sie wollen? Stallone mag ja jede Menge Unsinn in seiner Karriere gedreht haben, aber meist waren doch selbst diese Werke unterhaltsamer Natur. "Tango & Cash" setzt sich unterkühlt und lieblos umgesetzt zwischen die Stühle, ohne dabei eine Provokation oder Eigenständigkeit zu entfachen. Schade ist es einzig um die Umorientierung der Rolle Stallones, der diesmal charakterlich leicht anders eingesetzt wurde als üblich. OFDb
16.06.2019
CREED 2 - ROCKY'S LEGACY (2018)
Letztgenannte schaut nur zwei mal kurz vorbei, ist aber entscheidend für die Dramaturgie des Stoffes und dem dramaturgischem Ausgang der Geschichte für die Dragos, eine gemeinsame Szene mit Stallone gibt es jedoch nicht. Lundgren hingegen wird als Trainer seines Sohnes häufig eingebracht, hat aber seine größte Szene ziemlich zu Anfang, wenn es zur ersten Begegnung zwischen seiner Rolle und Rocky kommt, die meiner Meinung nach psychologisch glaubwürdig umgesetzt wurde. Das trifft aber auch auf den kompletten Film zu, der aus Drago nicht mehr macht, als er ist, ihn aber auf überraschend gewitzte und eher versteckte Art menschlicher erscheinen lässt, als er uns in Teil 4 verkauft wurde. Wirklich erkennen kann man das eigentlich erst in Lundgrens zweitbester Szene gegen Ende, zuvor lässt man uns im Unklaren darüber ob der Russe dazu gelernt hat oder nicht. Den Hintergrund der Dragos seit damals zu erfahren ist interessant, der Sohn gut besetzt und glaubwürdig charakterisiert, der innere Konflikt Creeds so konfus, wie nachvollziehbar, so dass die Kernfrage, die Rocky im Film zwei Mal stellt, zum entscheidenden Auslöser der zwei Phasen des Streifens wird.
Ansonsten lebt "Creed II" von den Trümpfen, die bereits der direkte Vorgänger besaß. Die Geschichte Creeds bleibt ebenso interessant wie die nostalgische des gealterten Rocky. An seiner Lebenssituation änderten die Verantwortlichen des Streifens nichts mehr. Wir sehen das, was wir bereits zuvor sahen, und das schaut sich deswegen keineswegs unnötig oder unkreativ, sondern beschert der fiktiven "Rocky"-Biographie erneut die bisherige Konsequenz und Glaubwürdigkeit. Zudem arbeitet "Creed 2 - Rocky's Legacy" an der Eigenständigkeit des Adonis Creed-Charakters, indem er ihm und Rocky ein jeweils eigenständiges Leben beschert, so dass eine erneute Fortsetzung ohne den bisherigen Trainer und das Zugpferd der ersten sechs Teile stattfinden könnte. Dass sich dies keiner tatsächlich trauen wird, ist klar, aber vielleicht ist die Rolle Stallones in einer kommenden Fortsetzung zumindest kleiner geraten. Zwar würde ich ihn mir erneut gern ebenso positioniert wie bisher auch in "Creed 3" zurückwünschen, aber das sind eigentlich Gefühle, die wenig Sinn ergeben und die Reihe in eine Sackgasse drängen könnten. Schließlich ist die Creed-Figur mitsamt der Familie interessant genug und reichhaltig charakterisiert, sowohl im beruflichen, wie auch im privaten Bereich sind Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Vertiefung möglich, so dass man das Klammern an die Figur Rocky nicht mehr nötig hätte und eine unabhängige Fortsetzung angehen könnte. Genau aus diesem Grund ist es gut, dass man im zweiten Teil noch ein letztes Mal die Chance nutzte, Drago zurückkehren zu lassen, um die Peinlichkeit des vierten Teils zumindest ein wenig reinwaschen zu können. Dass das lediglich für "Creed 2" gilt, ohne dass sich dadurch "Rocky 4" vernünftiger schaut, dürfte jedoch von Anfang an klar sein. OFDb
15.06.2019
OVER THE TOP (1987)
Richtig in die Scheiße setzt sich "Over the Top - Mein Daddy schlägt sie alle" (Alternativtitel) jedoch im letzten Drittel, welches aus dem Vater/Sohn-Drama endgültig einen Sportfilm macht. Und dieser will uns u.a. weiß machen, dass die Weltmeisterschaften im Armdrücken derart bedeutend ist, dass sie sogar auf Monitoren am Flughafen übertragen wird. Zwar macht der Streifen kein Geheimnis aus dem Proletentum des Pseudosports, da aber der einfache Mann von der Straße in seiner stumpfen Art gefeiert wird, bedeutet das keineswegs, dass der Film den Sport in einem realistischen Licht betrachten möchte. Dementsprechend schwankt der Streifen in dieser Phase zwischen harte Kerle-Plot und Proleten-Ehre, zwischen familiärer Tragik und dem Konzentrieren auf rein körperliche Lösungsmöglichkeiten aller Probleme, und da das Ganze wie ein Comicfilm anmutet, macht es tatsächlich Spaß diesem Blödsinn zu folgen. Wo in "Rocky" ein unter Extrembedingungen angestrengter Blick des Protagonisten Respekt erntet, da lebt in "Over the Top" bei ähnlichen Kameraeinstellungen und Gesichtsverzerrungen das Fremdschämen und Kaputtlachen auf, ebenso wie in den Interviewsequenzen von Hawks Gegnern. Eine ironische Distanz braucht man im Gesamtwerk nicht erwarten, "Meet Me Half Way" (Alternativtitel) ist so gemeint wie er abgedreht wurde und kann nur von höchst blauäugigen Menschen als ernstzunehmendes Drama angenommen werden. OFDb
JOHN RAMBO (2008)
Wie man zu dieser steht, bleibt jedem selbst überlassen, ein Stück Wahrheit wird damit jedoch schon thematisiert, braucht man Krieg doch nicht schön zu reden, und sind es doch nicht die Pazifisten, die diesen führen oder führen könnten und wollten. Mit seinem kritischen Blick auf Vorurteile gegenüber Soldaten bleibt "John Rambo" somit der bisherigen Reihe treu, mitverfasst von Sylvester Stallone persönlich, der noch jeden Teil der Reihe mitgeschrieben hat. Als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller kennt er sich bestens mit der Psychologie der Reihe und ihres Helden aus, und das merkt man dem überraschend gelungenen Ergebnis des vierten Teiles auch dementsprechend an, welches weder einen inhaltlichen Bruch zu den Vorgängern wagt, noch das Rad neu erfindet. Inmitten eines actiongeladenen und düsteren Szenarios, wird "John Rambo" nicht zum Alleingang des Titelhelden, interessant charakterisierte Figuren begleiten ihn, nicht komplett oberflächlich gezeichnet wie man erwarten würde, inmitten der Möglichkeiten und des hohen Tempos des Streifens aber freilich auch keine tiefgehenden Charakterstudien abgebend. Der Trupp Pazifisten und Söldner bereichert den Erzählfluss und bricht die theoretisch monotone Handlung auf, mittendrin mit Julie Benz besetzt, die seinerzeit durch die Serie "Dexter" semi-berühmt wurde. Sie bereichert den Film weniger durch ihr Schauspieltalent als vielmehr aufgrund ihres attraktiven Aussehens, was nicht herablassend gemeint ist, sondern einen entscheidenden Motor der Geschehnisse startet. Ohne eine Besetzung wie diese, wäre die erste Kernszene, in welcher die Amerikaner auf einen Trupp Piraten stoßen, nicht derart treffsicher thematisiert wie geschehen, was wiederum Auswirkungen auf die Aussagekraft des Reststreifens hat.
Letztendlich lebt "Rambo 4" (Alternativtitel) jedoch hauptsächlich von Sylvester Stallone. Sein knallhartes Drehbuch, seine düstere Inszenierung und seine treu bleibende Interpretation der Titelrolle, die jener des Rocky Balboa nicht ferner liegen könnte, zeigen zu was der gute Mann auch im hohen Alter fähig ist, und dass der Name Rambo zu unrecht einen solch spöttischen Ruf genießt. Sicherlich würde niemand von einem geistreichen Plot sprechen, aber im Gegensatz zu solch naiven Streifen, wie es die ersten beiden Fortsetzungen waren, überrascht der späte Nachzügler trotz des hohen Alters seines Protagonisten doch mit einem sich authentisch anfühlenden Szenario, mitten eingetaucht in die Hölle des Krieges, wo nichts schön geredet wird und es keine Barmherzigkeit gibt. Der Aufhänger Rambo zu kontaktieren, ohne zu wissen wer er ist, ergibt nicht wirklich Sinn, und der entfesselte Rambo, der schließlich fast alles im Alleingang nieder ballert, gehört zum Grundrezept und ist deshalb als realitätsfernes Element entschuldigt. Ohnehin schaltet man schließlich nun einmal seinetwegen ein, und abgesehen seiner fast übermenschlichen Leistungen wird uns ein sich realistisch anfühlendes Szenario präsentiert, das in seiner radikal direkten Art wahrlich niemanden kalt lassen dürfte.
"John Rambo" ist packend, geradeaus und düster erzählt, spart gerade in der Uncut-Fassung nicht mit schockierenden Bildern, ist zunächst jedoch etwas gewöhnungsbedürftig zu gucken. Stallone mag sich zwar an die alte Zuschauergeneration richten, der visuelle Stil des Streifens ist jedoch an der Entstehungszeit orientiert und entfremdet das Gezeigte dementsprechend modern. Das schafft eine gewisse Distanz und zeigt uns ganz klar gewollt den Zustand der Fiktion, erträglicher werden die blutigen Bilder mit dieser ruckelartigen Entfremdung jedoch nicht. Bei dem überraschend positiven Ergebnis dieses Streifens hätte ich mich im Nachhinein über einen klassisch abgedrehten Filmstil mehr gefreut, das gebe ich zu. Wahrscheinlich musste es einfach ein Zugeständnis an das jüngere Publikum geben, damit auch dieses in Versuchung gerät einzuschalten. Schaden tut der moderne Stil dem Endergebnis nicht, also was soll's. Immerhin hat uns Stallone mit diesem Film bewiesen, dass auch dieses totgeglaubte Franchise noch atmet, und dass entgegen des Rufes der Reihe sich ein durchdachter Plot und ein Feuerwerk an Action und gnadenlosen Bildern nicht gegenseitig ausschließen müssen. OFDb
03.06.2019
RAMBO (1982)
Was Rambo widerfahren ist, dessen Großteil wir erst am Schluss dramaturgisch toll dargeboten erfahren, soll uns die Hauptfigur verstehen lassen. Es ist eine eiskalte Abrechnung mit Amerika. Es soll Verständnis entfachen, nicht als Entschuldigung dienen. Rambo ist so wenig im Recht, wie es die Gesetzeshüter sind. Aufgrund eines vom Staat verschuldeten Traumas, entstanden aufgrund der unmenschlichen Erfahrungen im Vietnamkrieg, sieht der Veteran, der ranghöchste Auszeichnungen erhielt, bei einem Übergriff auf seinen Körper und seine Freiheit rot. Es entlud sich, und aus einer entschuldbaren, da psychisch nicht kontrollierten, Kurzschlusshandlung wurde schließlich kalkulierter Krieg, nicht ohne zugegebener Maßen immer wieder den Versuch auf Frieden zu wagen, dies ignoriert von gewaltbereiten und gelangweilten Gesetzeshütern, aber doch nie das Massaker rechtfertigen lassend, welches der Ex-Soldat zum Schluss in der Kleinstadt stattfinden lässt, dabei das Leben von unschuldigen Zivilisten riskierend. Aber auch dies gehört zum Krieg dazu, zur Ausbildung eines Soldaten, ungenannt in den Film eingebettet, von Regierungen und Militärs gern verschönt und verneint, aber trotzdem nun einmal zu jedem Krieg dazu gehörend.
"Rambo" erzählt von einem traumatisierten Mann der rot sieht, von gelangweilten, gewaltbereiten Gesetzeshütern, von einem Amerika welches das erntet, was es selbst gesät hat, und setzt mit Colonel Trautman eine undurchsichtige Figur ins Geschehen. Dies nicht nur, weil der Sheriff nicht einordnen kann auf welcher Seite der einstige Ausbilder Rambos stehen mag, sondern auch aufgrund der eiskalten, militärischen Art seinem ehemaligen Schützling gegenüber. Im Gegensatz zu den Fortsetzungen gibt es da keine Gefühle, lediglich Strategie, und das Zuhören des Leidensweges Rambos. Aber selbst dies lässt den ranghohen Soldaten mimisch kalt. Eine Umarmung erwidert er nur widerwillig und zögernd, einzig die Faszination dessen, was er da gezüchtet hat, vermutet man ab und an in seinem Blick, letztendlich von Rambo jedoch nicht wie einen Menschen sprechend, sondern wie ein Projekt, eine Maschine, die man entwickelt hat. Und wie Trautman so schön äußert: Rambo glaubt in dieser kalten Person einen Familienersatz zu sehen. Er hat schließlich sonst niemanden, wie auch die Eingangssequenz zeigt. Er ist der Letzte seiner Art. Manch einen Überlebenden hat hinterher der Krebs geholt, eingefangen durch die in Vietnam eingesetzten Waffen.
"Rambo" ist auf der einen Seite eine eiskalte Abrechnung mit den Schattenseiten von Krieg, im Falle von Vietnam zudem einem äußerst sinnlosen Krieg, einem vom amerikanischen Volk verachteten Krieg, er ist ein Blick auf das was auf Soldaten nach dem Krieg wartete. Er ist aber auch abseits seiner politischen Seite ein knallharter Action-Thriller, düster und direkt erzählt, ohne lange Umschweife zu wagen, sich schnell hoch schaukelnd und toll inszeniert von Regieroutinier Ted Kotcheff, der zur Entstehungszeit von "First Blood" (Originaltitel) bereits 26 Jahre in diesem Beruf tätig war. Sylvester Stallone war schon Jahre vorher durch "Rocky" berühmt geworden und schrieb mit zwei weiteren Autoren am Drehbuch mit, welches auf einem Roman basiert. Weder intellektuell noch stumpfsinnig kommt dieser Film daher, genau das richtige Gleichgewicht aus Reflexion und Unterhaltungswert bildend, so dass das Ergebnis auch deswegen noch immer ein lohnender Klassiker ist, den man als Cineast einmal gesehen haben sollte. OFDb
02.06.2019
RAMBO 3 (1988)
Das diesmal ohne die Mithilfe von James Cameron geschriebene Drehbuch von Sylvester Stallone (diesmal zusammen mit Sheldon Lettich verfasst) versucht auf der einen Seite die stumpfe Charakterisierung Rambos, der als Paradebeispiel der Hirnlos-Actionfigur mit seinem Namen zum Wortspiel im sprachlichen Allgemeingebrauch geworden ist, mit manch oben genannten Beispielen zu durchbrechen, alles andere Präsentierte bestätigt jedoch wiederum all die Vorurteile. Rambo ist längst nicht mehr die tragische Figur von einst. Mag er den Krieg auch satt haben, er ist nur noch eine Kampfmaschine, angetrieben durch den Motor Freundschaft und Solidarität. Dementsprechend benötigt er auch keine wirkliche Handlung mehr, die Geschichte von "Rambo 3" ist arg dünn gehalten. Und diesmal wäre auch eine Mitfinanzierung des US-Militärs möglich gewesen, denn kritische Worte gegenüber dem eigenen Land, dessen Regierung und dessen Militär fallen nicht mehr. Nun sind nur noch die anderen böse, die Unterdrückten dankbar, und die Gegner trotz ihrer überragenden Bewaffnung und Abschottung nicht in der Lage irgend etwas erfolgreich gegen den Supersoldaten auszurichten.
In dieser ironiefreien Umsetzung kann ich jeden verstehen, dem das stumpfe Treiben des Streifens missfällt oder zur unfreiwilligen Komik einlädt. Allerdings muss ich gestehen den hier präsentierten Unfug gut inszeniert empfunden zu haben. Die Geschichte ist rasant und packend erzählt, die Action lässt einem kaum Atempausen, gleichzeitig wurde der Spannungsbogen nicht vernachlässigt, so dass einen die endlosen Kämpfe, Explosionen und Schießereien nicht gleichgültig lassen. Das Einsetzen einer Kinderrolle, eine Methode die zu dieser Zeit zum Standard wurde, wird glücklicher Weise auf ein Minimum reduziert, so dass der Knabe kaum die Chance bekommt zu nerven. Und die staubige Location, in Kombination mit den Höhlenaufnahmen, sind eine willkommene Abwechslung zum ebenfalls glaubwürdig gewählten Drehort in den Wäldern aus "Rambo 2". "Rambo 3" ist Nonsens, patriotisch, sowie den Freiheitskämpfern Afghanistans gewidmet und dabei den Krieg nicht ansatzweise realistisch nachzeichnend, wie es sich mit derartigem Anliegen gehören würde, um nicht heuchlerisch zu wirken. In seinem packenden, spannenden und wuchtigem Gewand gefällt mir dieses Stück Blödsinn jedoch überraschend gut. Wer sich nicht politisch verärgern lässt, kann hier geistfreie Unterhaltung genießen. Für ordentlich Kurzweile und Schauwerte ist gesorgt. Frei von unfreiwilliger Komik funktioniert Peter MacDonalds Debütfilm jedoch freilich nicht. OFDb
RAMBO 2 - DER AUFTRAG (1985)
Der Mann, der uns auch den herrlich hirnlosen "Die City Cobra" bescherte und ebenso den kleinen Geheim-Tipp "Unheimliche Begegnung", macht aus "Rambo: First Blood Part 2" (Originaltitel), unterstützt von einem von James Cameron mitverfassten Drehbuch, keinen reinen actiongeladenen Kriegsfilm, der Thrill ist ebenso dominant mit dabei und beschert dem simplen, aber nicht uninteressanten Plot einen guten Spannungsbogen und eine dichte Atmosphäre. Da aufgrund des Dramenschwerpunktes im Erstling Rambo eine tragisch gezeichnete Figur ist, kann auch Teil 2 von diesem Rezept noch ein wenig zehren und beschert uns somit kein vollkommen gefühlskaltes Szenario. Rambo leidet nach wie vor, und Stallones Hundeblick hilft uns dabei seine treue, solidarische und trotzdem fragwürdige Mentalität auf Filmlänge anzunehmen.
Zusätzlich hilft dabei jedoch auch die Zurückhaltung derbster Feindbilder-Klischees. Wo ein "Rocky 4" gnadenlos unreflektiert in die Kacke haut und Hass schürt, da hält sich ausgerechnet jener Film in diesem Punkt zurück, der als Kriegsfilm die Vorzeigefeinde Vietnam und Russland vereint, jegliche Menschenrechte missachtend, gegen die Amerikaner kämpfen lässt. Dank eines kritischen Blicks auf die eigene Mentalität, vorzugsweise die modernen Vorgehensweisen des Militärs (die symbolisch zum Schluss von Rambo höchstpersönlich kaputt geschossen wird) und einem Blick auf hilfsbereite Vietnamesen, arme Dorfbewohner als Opfer des eigenen Militärs, sowie sogar eines halbwegs erkennbaren Verständnisses der anderen Seite eines russischen Erzschurken, wirkt das Ganze nicht so Schwarz/Weiß-gemalt wie viele andere Werke dieses Genres - freilich ohne tatsächlich ein fairer Film zu werden.
Auch in dieser verständnisvolleren Version werden noch ordentlich Klischees bedient, fragwürdige Heldenbilder geschaffen, billigster Pathos verbreitet und unrealistische Szenarien geschaffen, angereichert mit schwersten Waffen mit scheinbarer Endlosmunition, fehlendem Rückstoß und eingebauter Allestreffquote, wenn auch nur in den Händen Rambos bedient. Aber das gehört zu dieser Art Film einfach dazu, weiß den Unterhaltungswert sowohl in gewollter Art, als auch mit unfreiwillig komischen Touch, zu stärken, und dank hohem Tempo und dichter Atmosphäre hängt man sich an die stets aufkommende Genrekrankheiten nicht auf. Mag Stallone in einer Musikmontage seine Tarnung auch schneller wechseln als es allein von der Vorbereitung dieser kaum möglich wäre, einige Aktionen des unzerstörbaren Mannes sind wahre Hingucker, so dass die Action nicht nur in ihrer häufigen und hoch explosiven Art zu gefallen weiß, sondern auch aufgrund manch einfallsreicher Ideen.
Dass Jahre vor "The Expendables" bereits hier von Stallone als Entbehrlichen die Rede ist, weiß zu amüsieren, ebenso die Anwesenheit des bösen Lehrers aus "Karate Kid", der in Werken wie diesen gut aufgehoben ist. "Rambo 2" verfolgt eine einfache Mentalität, versucht diese zu untermauern, sucht den Sinn im Unsinn, verteidigt etwas, das attackiert, soll am Ende aber ohnehin nur eine Ein-Mann-Action a la "Phantom Kommando" sein, und ist beruhend auf das was er sein will noch ein erstaunlich sinnvoll sinnloser Actioner, dank seiner Entstehungszeit knallhart und schonungslos inszeniert. Ich habe weit weniger erwartet. OFDb
31.05.2019
ROCKY 5 (1990)
Zwar weiß gerade mit Blick auf "Rocky 2", in welchem Balboa nicht in der Lage war einen Werbespot zu drehen, der Gedanke zu gefallen, dass Rocky (noch) nicht in der Lage ist einen Jungboxer zu managen und zu trainieren (er plappert stets nur die Worte seines Lehrers nach und will in Tommy etwas sehen, das nicht vorhanden ist), leider verwässert der drumherum aufgebaute Plot um die Vernachlässigung der Familie jedoch diesen hervorragenden Gedanken. Was subtil ins Geschehen hätte eingewoben werden müssen, wird mit dem Holzhammer per Stereotype und Klischees in die Geschichte eingehämmert, doppelt unangenehm auffallend durch das magere Spiel Tommy Morrisons als Gunn und das schlechte Spiel von Sylvesters Sohnemann Sage Stallone als Sohnemann. Sie zusammen mit einem zu gewollt daher kommenden Drehbuch sind zu viele Schwachpunkte, um am alten Erfolg anschließen zu können. Jedoch sind die vorhandenen Stärken interessant und gut genug ausgefallen, um "Rocky 5" dennoch als angenehmen Film wahrnehmen zu können. Neben besagter Idee, dass Balboas Intelligenz ihre Grenzen kennt und deswegen kein guten Manager aus ihm wird, trumpfen Zutaten wie der Blick auf das korrupte, per Knebelverträgen gesteuerte Boxgeschäft, die Idee in jemandem mehr sehen zu wollen, als vorhanden ist, und ganz besonders der Mut den Streifen mit einem Straßenkampf enden zu lassen, anstatt mit einem groß angelegten Boxkampf im Stadion.
So bleibt "Rocky 5" trotz klischeetriefender Holzhammermethodik in teilweise mauer Besetzung zu jedem Zeitpunkt seiner Handlung ein interessanter Film. Es lässt sich kaum ausmalen, wie toll das Ergebnis hätte ausfallen können, wenn man das Ganze in der Authentizität des ersten Teiles erzählt hätte. Die Märchenvariante tut es für schlichte Gemüter wie meiner Wenigkeit jedoch auch, so dass "Rocky 5" zwar ähnlich lächerlich ausgefallen ist wie sein in der Sowjetunion spielender, direkter Vorgänger, mit dem Herz am rechten Fleck jedoch weit sanfter und annehmbarer ausgefallen und somit anders annehmbar ist, als der Hass schürende, ignorante Blick auf ein sich unnatürlich anfühlendes Feindbild im Film zuvor. Dass Teil 4 trotzdem flotter zu schauen ist, als der zu bemühte fünfte Teil, ist die Ironie des Ganzen. Wenn guter Wille gekünstelt daher kommt, können die guten Zutaten einer brauchbaren Geschichte noch so reizvoll klingen, dann bleibt trotzdem nur ein netter Nachzügler, wohingegen der Propaganda-Schrott des Vorgängers mit seiner unfreiwilligen Komik ein Partypotential sondergleichen bot. Die Welt ist nicht gerecht, nicht einmal die der Kinoleinwand. Wie gut Balboa im Alter die Position des Managers und Trainers doch noch erfüllt, erfährt man im überraschend gut ausgefallenen "Creed". Dass der in Teil 5 erneut brillant verkörperte Rocky Balboa in seiner Erinnerung Mickey weit sympathischer herüber kommen lässt, als er es tatsächlich war, braucht man nicht als Fehler des Films zu sehen, sondern lässt sich über täuschende Verschönerungen von Erinnerungen erklären, die das menschliche Gehirn allgemein hervor bringt. Schwerwiegender schaut sich da schon das Ignorieren von Rockys Hirnschaden im ansonsten gelungenen "Rocky 6". Teil 5 war wohl zu unbeliebt, um an einem in ihm entstandenen Fakt anknüpfen zu wollen. OFDb