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29.12.2023

TESS UND IHR BODYGUARD (1994)

Das Zusammenkommen zweier völlig unterschiedlicher Menschen kann immer wieder für amüsante Reibereien sorgen, erst recht wenn beide Personen nicht gleichrangig agieren und einer auf den anderen hören muss. Noch lustiger wird eine solche Ungleichheit, wenn der untergeordnete Part eigentlich die Befugnis hätte sich diverse Schikanen und überhebliches Getue nicht gefallen zu lassen, der dominante Part der unfreiwilligen Partnerschaft jedoch beste Beziehungen zum Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika besitzt und somit im ständigen Machtstreit siegt. Passend besetzt mit Nicolas Cage und Shirley MacLaine gelingt es Autor und Regie die nicht neue Geschichte gut funktionierend erzählt zu bekommen, im nur leicht vor sich hin plätschernden Humorbereich ebenso, wie in dem nötigen Hauch Dramatik, der sich neben der Einsamkeit der ehemaligen Präsidentengattin auch in der heimlichen Dankbarkeit der Frau gegenüber ihrer liebsten Leibwache zeigt, klammert sie doch nicht ohne Grund an ihrem Stamm-Bodyguard, der am liebsten von ihr weg möchte. 

Dass sich beide ineinander täuschen, gute wie schlechte Momente gemeinsam erleben und weder ohne noch miteinander auskommen, ist die nötige Chemie, mit der das Ganze menschlich genug funktionieren kann. Lange Zeit kann Hugh Wilson diese Magie gut genug aufrecht erhalten, um kompromisslos schlicht unterhalten zu werden. Wenn es zum tragischen Kipppunkt Richtung Finale kommt, funktioniert das zuvor aufgebaute Gerüst nun nicht mehr ganz so gut. Humor und Tragik bilden kein Gleichgewicht mehr, Dramaturgie wird zu Theatralik, das schlechte Gewissen des Protagonisten und die Passivität, in die er sich zunächst steigert, sind zu dick aufgetragen, während sein Verbleib inmitten der Ermittlungen ohnehin unglaubwürdig anmutet. Letztendlich dient dies alles nur dem finalen Kniff, den "Guarding Tess" (Originaltitel) eigentlich nie nötig gehabt hätte, dass der von allen Beschuldigte, samt Team, von Tess gegenüber den staatskonformen Ermittlern nach ihrer Rettung bevorzugt wird. Und so fliegen sie grinsend mit der kranken Tess mit, während die selbsternannten Helden das Gefährt verlassen müssen. Ohne diesen unnötigen Machtstreit, samt Gewinnerszenario, wäre "Tess und ihr Bodyguard" weit runder ausgefallen und würde besser funktionieren. Auch das harte Schicksal, welches die gute Frau rückblickend während ihrer Entführung ertragen musste, passt nicht zu der Leichtigkeit eines dem Unterhaltungsfilm verpflichtenden Produktes. Auf schlichter Ebene unterhält diese Tragikomödie jedoch trotzdem genug, um nicht all zu enttäuscht auf die zu lang geratene Schwachstelle zurückzublicken.  Wiki

21.10.2023

ASTRO BOY - DER FILM (2009)

Da ich noch nie etwas vom klassischen, asiatischen Franchise rund um Astro Boy gesehen habe, war ich neugierig auf den 2009 entstandenen Zeichentrickfilm, der per Computeranimation die Moderne von Heute und den Retroaspekt des Ursprungsstoffes zu vereinen versuchte. Leider vereint er aber auch den Erzählstil der US-Amerikaner im Trickfilmbereich mit jenem der Japaner. Darauf war ich nicht vorbereitet, erwartete ich doch einen Anime zu sehen, und da der asiatische Stil im besagten Werk dem US-Stil weit unterlegen ist, bot "Astro Boy - Der Film" nicht gerade das, was ich erhoffte. Ich bin durchaus in der Lage mich während einer solchen Sichtung nach Erkennen der tatsächlichen Orientierung auf eine solche umzustellen. Dass ich mit "Astro Boy" (Originaltitel) nicht warm wurde, liegt somit nicht an einer unflexiblen Art meinerseits. Schließlich ist es nicht so, dass ich mich Animationsfilmen aus dem Westen verweigern würde, hier gibt es große Schätze zu entdecken. 

Leider gehört "Astroboy" (Alternativtitel) zu jener Art CGI-Film, die zu verstärkt auf den Kitschaspekt und auf das Zielpublikum Kind schielt. Das wirkt erzieherisch, aufgesetzt, belehrend und verkrampft auf Emotionen getrimmt, anstatt sie einen tatsächlich spüren zu lassen. Schwierig wird eine solche Herangehensweise insbesondere dann, wenn man mit Figuren mitfühlen soll, die keineswegs so sympathisch herüber kommen, wie scheinbar von den Produzenten gewollt. Der Vater des ursprünglichen Jungen und Schöpfer des Astro Boy handelt derart gefühlskalt, egoistisch und systemorientiert, dass man ihm einen Wandel zu einem Mann, der seine Fehler einsieht, nicht abkaufen kann, zumal er nicht erst mit Beginn der Trauer begann fragwürdig zu handeln. Im Finale des hier besprochenen Streifens setzt man jedoch verstärkter auf sein Gefühlsleben, anstatt auf das der im Zentrum stehenden, erkämpften Freundschaft des Roboters mit menschlichem Empfinden zu den Menschenkindern. Leider sind auch diese arg stereotypisch ausgefallen und lassen eine Annäherung an ihren Charakter kaum zu. Lebensnähe und Identifikation mit den Figuren, gehören nicht gerade zu den Stärken der Verantwortlichen dieses Science Fiction-Trickfilmes. 

Das ist sehr schade, zumal einige Aspekte im fertigen Werk durchaus zu gefallen wissen, so z.B. der väterliche Freund der Erdenkinder, der das Zielpublikum gekonnt zu täuschen weiß, bis seine wahre Motivation thematisiert wird. Auch die verschrotteten Roboter (insbesondere der wichtige Riese) wissen zu gefallen, sind in dieser Art aber sicher nicht zufällig lediglich ein Jahr nach dem Erfolg von Pixars "Wall-E" auf diese Art stark in die Geschichte integriert. Spannender als die, ist ihre Herkunft mit Blick auf die Wegwerfgesellschaft der Elite oben in der Wolkenstadt und der Umgang mit der Robotertechnologie überhaupt. Hier findet gekonnt Konsum- und weitere Gesellschaftskritik auf amüsante Art statt, oberflächlich betrachtet auch manch politische, dies allerdings derart grotesk überzogen, dass es in der Comicwelt mehr fußt (was durchaus zu begrüßen ist), als in einer überzeugenden Politwarnung. Unterhaltung und Erziehung steht auf dem Programm, da ist das nicht wichtig. Aber beide Schwerpunkte der Geschichte, die Kurzweile und die Manipulation des Publikums, stehen sich zu sehr im Weg, als dass aus "Atom" (Alternativtitel) ein kompromisslos unterhaltsamer Spaß werden könnte. 

"Astro Boy - Der Film" hat definitiv seine Momente, starke Ideen, sympathischen Standard und gelegentlich treffsichere Komik zu bieten. Und optisch weiß er technisch zu überzeugen, bei Fantasiefiguren im Design mehr, als bei den zu glatt gebügelten, fürs US-Kino aber typischen, menschlichen Trickfilmfiguren. Aber der moralische Touch und die aufgesetzte Gefühlsduselei machen viel vom vorhandenen Potential kaputt. Und das sind genau die Gebiete, die es unter stärkerem japanischen Einfluss so nicht gegeben hätte.  Wiki

14.09.2023

TRICKS (2003)

Nicolas Cage ist immer da am besten, wo er überagieren darf, und das ist aufgrund seiner vielen Ticks in "Tricks" der Fall. Da er innerhalb eines guten Drehbuchs agieren darf, Ridley Scott als talentierten Regisseur mit an Bord ist und sämtliche Figuren passend besetzt wurden (gerade auch die alles entscheidende Kinderrolle), gibt es an der Tragik angehauchten Gauner-Komödie "Matchstick Men" (Originaltitel) nichts zu meckern, zumal sie nicht um ein Meer an Gags bemüht ist, sondern sich ihre erzählenswerte Geschichte Schritt für Schritt entspannt und verschmitzt erzählt entwickeln lässt. Soviel Selbstbewusstsein für ein Projekt dieser Art, war im Jahr 2003 angekommen nicht mehr üblich. Der Old School-Stil weiß zu trumpfen, innerhalb einer einfallsreichen Geschichte, welcher die Charaktere in ihrem Gefühlsleben wichtig sind, so sehr sie auch mit voller Absicht, oft gar comicartig, im Klischee baden. Selbst wenn man den Braten der finalen Wendung riecht, so ist der Weg dorthin, die Art der Erkenntnis, sowie der angehangene Schluss sehenswert. Freilich funktioniert "Tricks" trotzdem besser, wenn man nichts ahnt. Letztendlich beweist sich dieses Werk nichts, weiß dass es seine dankbaren Zuschauer für solch viel zu selten gewordene Kost für sich gewinnen wird, und diese entspannte, wie herzliche Art macht aus dem charmanten und pointensicheren, wie auch emotional ansteckendem Werk das kleine Liebhaberstück am Rande, welches es geworden ist ohne gleich zum Lieblingsfilm werden zu müssen.  Wiki

01.04.2023

THE ROCK - FELS DER ENTSCHEIDUNG (1996)

"The Rock - Fels der Entscheidung" ist ein kurzweiliger Actionfilm, der alle guten und schlechten Seiten einer Action-Großproduktion aus den 90er Jahren besitzt. Das schaut sich kurzweilig, relativ anspruchslos, aber imposant in Szene gesetzt, und das weiß trotz der Überlänge von über 130 Minuten zu funktionieren. Wenn man bedenkt, dass ich diesen Film zu seiner Veröffentlichungszeit richtig großartig fand und x Mal gesehen habe, erkennt man jedoch wie sehr sich meine Sehgewohnheiten verändert haben. So naiv kann ich dann doch keinen Film mehr schauen, der derart auf gängige Standards setzt, sich selbstverliebt einen Schwanzvergleich nach dem nächsten liefert und einfach viel zu reißerisch eingefangen ist. Selbst die Action wirkt für einen Actionfilm überladen, ist aber freilich noch bekömmlich umgesetzt, wenn man bedenkt, dass man es hier mit Michael Bay zu tun hat, der später nur noch klotzte anstatt zu reizen. Letztendlich ist aber alles dem Kind im Manne-Genre zuzuschreiben, ist in einem Actionfilm also freilich verziehen, manche sehen derartiges gar als obligatorisch an, kann in dieser Art den Größen wie "Stirb langsam" aber nicht das Wasser reichen. 

Einzig nicht zu verzeihender Minuspunkt ist der sehr dürftig ausgefallene Soundtrack, der derart schlicht dahin dudelt, dass er fast vergleichbar mit den monotonen Hintergrundsounds heutiger Asylum-Produktionen ist. Ansonsten liefert "The Rock" (Originaltitel) ein flottes Szenario in netter Kulisse, welches meiner Meinung nach zwar etwas weniger Ausschweifungen vor dem Einsatz auf Alcatraz hätte vertragen können, aber auch mit diesen Unnötigkeiten zu unterhalten weiß. Die Starbesetzung ist diesmal Teil des Funktionierens. Connery und Cage wissen als Team zu gefallen, die beste Leistung liefert jedoch Ed Harris ab, dessen Figur zudem am interessantesten gezeichnet ist. Alle anderen entsprechen dem gradlinigen Stereotyp. Sprüche und humoristische Einlagen wissen mal zu funktionieren, sich aber auch hin und wieder als zu sehr dem Publikum angebiedert anzufühlen, was inmitten des heftigen Karachos, das Bay zu entfalten vermag, jedoch kaum auffällt. Hingucker sind gerade mit Blick von heute die noch handgemachten Spezialeffekte. Wenn es hier rummst, wird sich richtig Mühe gegeben, tatsächlich allerhand Aufwand betrieben, und rummsen tuts eigentlich die ganze Zeit. Kurze emotionale Momente und eine Schluss-Pointe, die Kinomagie zu versprühen weiß, bescheren dem sonst eher oberflächlich ausgefallenen Gute Laune-Film das gewisse Etwas. Dass "Candyman" Tony Todd in einer kleineren Rolle mit an Bord ist, war mir nicht bekannt.  OFDb

03.06.2021

WILLY'S WONDERLAND (2021)

Ich gehöre nicht zu den Filmfreunden, die ein Problem mit dem ehemaligen Kinostar Nicolas Cage haben, aber auch ich stelle fest, dass meine Sichtungen seiner Filme der letzten Jahre stets mit Enttäuschungen enden. Das ist schade, da viele der Stoffe, wie "Drive Angry", "Mom und Dad" und "Die Farben der Nacht", zunächst äußerst reizvoll klingen und lediglich in die Hände anderer Produzenten, Regisseure und/oder Drehbuchautoren gehört hätten, um ein angenehmes Ergebnis zu erreichen. Auch "Willy's Wonderland" ist solch ein Vertreter, und das verwundert umso mehr, da Cage höchstpersönlich das magere Stück Horrorfilm mitproduziert hat. Das Setting und der fehlgeschlagene Einsatz der Figuren erinnerte mich ein wenig an "Gingerclown", auch wenn der hier besprochene Streifen Restcharme besitzt und somit keine völlig vergeigte Gurke wie der Vergleichsfilm ist. Viel eher macht "Wally's Wonderland" (Alternativtitel) den Eindruck Cage hätte sich in einen Charles Band-Film verlaufen, so sehr wie das Szenario an "Demonic Toys" und Co erinnert. Der hätte bei ähnlich plumpen Spezialeffekten und kaum vorhandenen Budget jedoch mehr aus der Sache heraus geholt, als es Regisseur Kevin Lewis tut. 

Dass dieser üblicher Weise Thriller und Kriminalfilme dreht, sieht man dem Ergebnis des hier besprochenen Streifens nicht an, ist er doch in keinster Weise spannend erzählt. Weder strahlt der Ort eine Mystik aus, noch wirken die elektronischen Figuren bedrohlich oder gruselig. Wie sollten sie auch? Sie werden, bis auf einige schlecht zusammengeschnittene Attacken auf Gäste abgesehen, gnadenlos von der Figur Cages' vermöbelt und auseinander genommen. Die in der Deutschfassung unpassend vergebenen Stimmen der Kreaturen bekommen jammernd unter den Fäusten des stillen Helden ihren einzig funktionierenden Einsatz, was den Figuren aber umso mehr jegliche gefährliche Ader beraubt. Selbstverständlich ist "Willy's Wonderland" nicht ernst gemeint. Auch wenn er nicht in Komödienform gedreht ist, so ist seine augenzwinkernde Art doch nicht zu übersehen, die keineswegs mit der Idee endet, dass hier schrille Kinderparty-Figuren als aggressiver Part auftreten. Noch mehr als diese dominiert die gewagte Figurenzeichnung Cages' das Geschehen. Während der kompletten Laufzeit spricht er kein einziges Wort, stets unterbricht er seine Arbeit und das Bekämpfen der Kreaturen für einen Energy Drink und das Zocken am Flipper-Automat, und wer glaubt das wäre aufgrund irgend eines Hintergrundes so, der uns später erklärt wird, der irrt. 

So charmant diese Herangehensweise klingt, die Inszenierung macht derartiges wieder zunichte, ist "Willy's Wonderland" doch äußerst lieblos umgesetzt und wirkt lediglich als Auftragsarbeit. Das beginnt mit dem kunterbunten Schriftzug der Titeleinblendung inmitten eines drögen Vorspanns, das zeigen die Schnitte, die ebenso über schlecht inszenierte Attacken der Kreaturen hinweg täuschen sollen, als auch über Budgetmängel, wie das fehlen von Stuntmännern in jener Sequenz, in welcher eine Gruppe Jugendlicher durchs Dach krachend in einem großen Bällebecken landet. Diesen Trupp hätte man ohnehin komplett streichen können, bereichern die Teens doch weder den Plot, noch (aufgrund der müden Optik) den Bodycount. Stattdessen bescheren sie uns die einzig sich in einem Comic-Szenario tatsächlich unsinnig anfühlenden Momente. Warum sollte man bitte, vollkommen eingeweiht in die Geheimnisse des Ortes, dort versehentlich gelandet die Ruhe bewahren, Sex haben anstatt zu flüchten und während besagten Beischlafs sich auch noch über das plötzliche Auftauchen einer der Figuren wundern, von denen man weiß dass sie ein mörderisches Eigenleben führen, nur um daraufhin mit dem Sex weiter zu machen und sich zu wundern, dass man nur wenige Sekunden danach ermordet wird? 

Selbst der Schluss, der ähnlich gemeint ist wie jener aus "From Dusk Till Dawn", zieht nicht, da Lewis es nie schafft das Gewollte atmosphärisch entsprechend umzusetzen. Wenn der Oberbösewicht der animatronischen Figuren am Ende mit Leichtigkeit in einem austauschbaren Moment außer Gefecht gesetzt wird, versucht Lewis gar nicht mehr Interesse am Stoff vorzugaukeln. Wie so viele vorausgegangene Szenen besitzt dieser Moment zudem keinen anderweitigen Sehwert, der diese Herangehensweise entschuldigen lässt. Sicherlich besitzt das Ganze in Ansätzen dennoch einen leichten Sympathiebonus, allein schon aufgrund des Versuchs etwas Andersartiges abzuliefern, aber die lieblose Umsetzung vernichtet jede Chance auf echten Unterhaltungswert. Cage, der bekennender Comic-Fan ist, sollte lieber vermehrt Werke wie "Ghost Rider" drehen, anstatt mit derartiger Billigware jene Kritiker zu bestätigen, die bereits über diesen wundervollen Film die Nase rümpften. Ansonsten lässt sich irgendwann einmal nicht einmal mehr die nötige Kohle aus der Restprominenz ernten.  OFDb

15.05.2021

MOM AND DAD (2017)

Inmitten der von mir immer wieder gern geschauten Zombie- und Infizierten-Welle freue ich mich jedes Mal auf einen gewissen Grad Abwechslung. Mit "The Signal" sicherlich näher verwandt als mit gerade beschriebenen Horrorfilmen, geht "Mom and Dad" einer äußerst reizvollen Idee nach. Was, wenn die überschäumende, mörderische Aggression sich nicht gegen Alles und Jeden wendet, sondern nur gegen spezielle Zielpersonen? Mit dem Gedanken, dass es sich bei diesen um die eigenen Nachkommen handelt, erreicht man Möglichkeiten der Thematisierung um Generationenkonflikte und äußerst raffinierte Kriegstaktiken (das Auslöschen des Gegners durch sich selbst). Gerade in der Kombination Horror und Komödie hätte diese Variante bekannter Erzählmuster einen besonderen Reiz ausgestrahlt. Mit Nicolas Cage hatte man zudem nicht nur wen Berühmtes mit an Bord, sondern auch noch wen Passendes zu dieser Idee. Mag der Mann auch umstritten sein, aber wer kann bitte besser in comic-artiger Übertreibung die Augen aufreißen, als er? Ausgerechnet hier, wo dieses Überagieren endlich einmal wieder von Vorteil gewesen wäre, spielt der gute Mann seine Rolle lediglich mit halber Backe herunter. Und wer das Endergebnis kennt, kann auch vermuten warum. Schließlich scheitert der Film vom "Crank"- und "Ghost Rider 2"-Regisseur Brian Taylor nicht an Cage, sondern an seinen Defiziten, beginnend mit einem äußerst plumpen Drehbuch und meinem Gefühl nach mit äußerst üblen Produktionsbedingungen endend.

Wie sonst lässt sich erklären, dass das fertige Produkt sich aufgrund derbster Sprunghaftigkeit und oberflächlichem Abgrasen seiner potentiellen Grundidee wie ein unfertiges Gerüst schaut? Ging das Geld aus, und man erdreistete sich das unfertige Werk dennoch zu veröffentlichen? Ich weiß es nicht, aber es ist schade, bleiben doch alle sympathischen Ansätze in ihren Anfängen stecken und können sich nicht weiter entfalten. Die wunderbare Großelternidee zum letzten Drittel hin, die Schlusspointe, die bei vielschichtigerer und psychologisch clevererer Erzählung ein wunderbarer Abschluss geworden wäre, der Zwischenzustand der Aggressoren aus geistig anwesend und abwesend, es gibt viel zu entdecken, dass einen gewissen Charme besitzt. Und doch sorgen diese nicht gerade raren Ansätze nicht einmal für eine mittelmäßige Unterhaltung, so orientierungslos wie alles dargeboten wird, so unsensibel, wie der Zuschauer so gar nicht an die Hand genommen wird, so fehlkalkuliert das Szenario nicht erst schleichend beginnen darf und in seinem weiteren Verlauf stets holprig weiter verfolgt wird. Wieso werden die Schüler schneller isoliert, als der sich nicht zuvor informierende Zuschauer das Szenario greifen kann? Wieso versteht die Gesellschaft eine derart skurrile Pandemie derart schnell, dass Vorsichtsmaßnahmen vom Gefühl her direkt zu Beginn (wenn auch erfolglos) vorgenommen werden können? "Mum and Dad" ist weder durchdacht, noch vom Comic-Faktor her ausgereift genug ausgefallen, um mindestens auf simpelster Ebene unterhalten zu können. Und ein Lance Henriksen, der in seiner Rolle wunderbar hätte überzeugen können, wird auf die Schnelle abgearbeitet, ohne dass man ihm die Chance besonderer Momente bot. Und wieso engagiert man bitte die sonst stets so mutig agierende Selma Blair, wenn sie hier eine austauschbare Rolle spielen darf, die jeder 08/15-Darsteller hätte meistern können?

Der Film hätte nun nicht zwingend satirisch geistreich ausfallen müssen, wie anfangs von mir erhofft, er hätte aber wenigstens seine Idee des ungewöhnlichen Terroraktes etwas exakter durchdenken können und sich mehr Zeit zur Entwicklung der Geschichte und der in ihr agierenden Charaktere nehmen können. "Mum and Dad" ist eine lose Hülle, deren löchrige Art perfekt zum viel zu plötzlichen Schluss passt. Stecker gezogen, Film zu Ende. Na, danke dafür!  OFDb

20.09.2020

DIE FARBE AUS DEM ALL (2019)

Nach etlichen Trivial-Verfilmungen wie "Das Grauen auf Schloss Witley" und dem charmanten "The Curse", sowie einigen kostengünstigen ambitionierteren Versuchen, wagte sich nun "Dust Devil"-Regisseur Richard Stanley mit höherem Budget an eine Filmversion des berühmten Stoffes von H.P. Lovecraft und weckt damit Erwartungen. Mit Nicolas Cage in der Hauptrolle prominent besetzt versucht er, was als unmöglich gilt: die Visionen des Schriftstellers auf das Medium Kino zu übertragen. Laut Kennern der Printvorlage ist dies missglückt. Ich kenne sie nicht, um das beurteilen zu können, glaube den Kritikern jedoch nach dem mageren Ergebnis, das hier vorliegt. Dass die völlig übernatürliche Farbe aus dem All in einer Farbfilm-Version eine ist, die uns auf Erden längst bekannt ist, ist ein Makel für welches das Werk nichts kann. Wie soll man, trotz aller Computertechnik von heute, eine uns unbekannte kreieren? Das geht nicht. Aber einen unterhaltsamen Genre-Beitrag hätte man auch beim anvisierten hohen Niveau ruhig abliefern können. Anfangs sieht auch alles gut aus. Die Darsteller wissen in Kino-glaubwürdigen Rollen zu überzeugen, die Optik weiß zu gefallen, Nichtigkeiten in der Vorphase bereichern den anfangs interessanten Hauptplot. 

Aber irgendwann verirrt sich der Plot in seinem Aufhänger der veränderten Realität. Die Geschichte wird willkürlich. Durch ständige und wahllose charakterliche, räumliche und zeitliche Veränderungen ist alles und nichts zugleich möglich. Es gibt weder eine Gesetzmäßigkeit an der man sich orientieren kann, noch eine Faszination des Unbegreiflichen, so hölzern wie die Auswirkungen sich im hier eingefangenen Mikrokosmos der Farmersfamilie zeigen. Ein anfangs nachvollziehbares Familien-Drama, auf das eine unheilvolle Stimmung aufgrund übernatürlicher Ereignisse aus dem Weltall stößt, wird zu einer Effekt-geladenen Austauschbarkeit, die mein Interesse irgendwann nicht mehr aufrecht erhalten konnte. So technisch professionell hier auch alles umgesetzt wurde und so fachmännisch Darsteller, Kamera und Co auch ihre Arbeit verrichteten, es ändert nichts daran, dass "Color Out of Space" (Originaltitel) mit fortschreitender Laufzeit ein ziemlicher Murks wird, der in den extremen Veränderungen, die Körper und Umwelt hier durchmachen, keine andere Wahl mehr hat als pessimistisch zu enden. Ich war froh als es endlich so weit war, denn unterhalten hat mich diese pseudo-tiefsinnige Realitätsumkrempelung aus leidender Teenager-Sicht in seiner zweiten Hälfte so gar nicht mehr.  OFDb

27.04.2020

VAMPIRE'S KISS (1988)

Die Horror-Gattung des Psychopathen trifft auf die Horror-Gattung des Vampirfilms. Das besitzt seinen Reiz, zumal sich die Art der Erzählung zunächst einen Spielraum darüber lässt, ob ein echter Vampir ein böses Spiel mit dem schon immer unangenehm gearteten Peter treibt, oder ob auch ihre Zuordnung der Gattung mit dem Phantastischen bereits zum Wahn der Hauptfigur gehört. Wir erfahren eine Antwort, und die kommt dem gern überagierenden Spiels Nicolas Cages geradezu entgegen, der in Robert Biermans Film loslegen darf, wie sonst nur selten. Mehr denn je reißt er die Augen weit auf, darf schreien, springen, Grimassen ziehen und schließlich, wunderbar von der Maske zurecht gemacht, als fertiges Wrack halluzinierend mit sich selbst redend durch die Straßen seiner Stadt schlurfen, was zu den Höhepunkten des Streifens zählt - sofern man mit Nicolas Cage etwas anzufangen weiß. Wer das nicht kann, braucht eigentlich gar nicht einschalten, ist es doch er mit seiner übertriebenen Comicart, die dem Werk das besondere Etwas beschert.

Denn viel mehr hat es nicht zu bieten. Das Drehbuch liefert manche Gemeinheit mit der wehrlosen Angestellten Alva, was "Vampire's Kiss - Ein beißendes Vergnügen" (Alternativtitel) schwarzhumorige Momente beschert. Und freilich lebt es auch vom Trumpf des eingebildeten Vampirs, was dem Streifen ein Alleinstellungsmerkmal beschert, oder zumindest auf einem Feld arbeiten lässt, auf dem es nur wenige Konkurrenzprodukte gibt. Ansonsten ist es aber eher schlicht gehalten, arbeitet zwar mit der typischen Entfremdungs-Kritik in der Großstadt und in BWL-Berufen, wie üblich für die 80er Jahre, und leicht angedeutet vielleicht noch darüber, dass die Büro-Karrieren meist von Weißen gemeistert wurden, bietet all dies aber oberflächlich angerissen, ohne diese Themengebiete all zu analytisch anzugehen. Auch als satirische Grundlage nutzt es dies nur in den offensichtlich auffälligen Bereichen und nicht sehr stark in gewitzten Nebensächlichkeiten am Rande oder in unterschwelliger Einarbeitung.

Passend dazu liefert Biermann einen simpel abgefilmten Streifen auf TV-Niveau ab, dem mehr optische Reize gut getan hätten. So braucht es nicht verwundern, dass er fast nur noch für das Medium Fernsehen tätig war, z.B. mehrfach in der Film-Reihe "Waking the Dead". Während "Vampire's Kiss" sich in der ersten Hälfte ein wenig zu schlicht und zurückhaltend präsentiert und damit trotz seines Aufhängers etwas zu seicht vor sich hin plätschert, wird er in seiner zweiten Hälfte wesentlich aktiver und interessanter, allerdings auch direkter und lauter. Wer es eher subtil mag und ein übertriebenes Szenario in der Regel gar als unangenehm empfindet, wird das sicher anders sehen. Aber derartige Cineasten werden wahrscheinlich ohnehin kein Freund der Schauspielkunst von Cage sein und somit ein Werk wie "Vampire's Kiss" automatisch meiden. Immerhin kann man Biermans Film zugestehen, dass er keinerlei Ähnlichkeit mit den typischen Horror-Komödien seiner Zeit, wie "Teen Wolf", "Einmal beißen, bitte", oder "Mein Nachbar, der Vampir", besitzt.  OFDb

25.04.2020

8MM - ACHT MILLIMETER (1999)

Zwar taucht "8MM - Acht Millimeter" tief in die entrückte Szene der Pornoindustrie ein, jenseits der legalen Stoffe, dennoch wird man den Eindruck nie los, dass bereits die Szene an sich derart klischeehaft dargestellt wird, als bestünde sie nur aus übelsten Gestalten, Zwangsprostitution und gehöre ebenso verboten, wie die Produkte der Kloake, in welcher die Rolle Nicolas Cages eintaucht. Trotz deutscher Mitbeteiligung ist der Thriller schließlich ein Produkt der USA, einem Land das sich allgemein bereits mit abgelichteter Nacktheit schwer tut, also wen wundert's. Wie auch immer, Schumacher packt ein heißes Eisen an, das Thema um sogenannte Snuff Movies, also über abgefilmte tatsächliche Morde, jene Filme, die, da nie nachgewiesen, als Urbane Legende gelten. Da ist es schwer nicht in reißerische Gefilde abzudriften, und so kommt es schließlich auch. Ein düsterer Schmuddel-Touch und ein Drehbuch, dem seine oberflächlich geratenen Charaktere dennoch wichtig sind, lassen etwas, das eigentlich scheitern müsste, als eine Art Edel-Trash funktionieren. Gerade die schmutzige Atmosphäre an düsteren und dreckigen Spielorten funktioniert, so dass jede Unglaubwürdigkeit, wie der Privatdetektiv tatsächlich die Nadel im Heuhaufen findet, nicht wirklich interessiert. Man akzeptiert das Fortschreiten der Geschichte, da man weiß dass man ohnehin unter Niveau unterhalten wird.

Menschen, die sich allgemein schon mit Nicolas Cage schwer tun, werden hier hart geprüft, geht sein Spiel gegen Ende des Streifens doch selbst an meine Grenzen, für jemanden der sein Overacting in der Regel eigentlich mag. Wie aber die Figur, die er hier verkörpert, mit der Wahrheit umgeht, ist derart theatralisch eingefangen, dass es da nichts mehr schön zu reden gibt. Mit vollkommener Unterstützung Joel Schumachers haut er komplett in die Kacke, so dass "Sexy World" (Alternativtitel) in seiner Schlussphase seine unangenehmen Seiten nicht mehr so gut verhüllen kann, wie im Restfilm geschehen. An seiner Seite spielt zumindest souverän der noch halbwegs junge Joaquin Phoenix, der später mit "her" und als "Joker" beweisen durfte, wie genial er schauspielern kann. Inmitten einer schmuddeligen Story einen eher unglaubwürdigen Klischee-Charakter verkörpernd, fällt sein Talent noch nicht auf, aber er ist zumindest äußerlich passend zurecht gemacht und funktioniert somit bei beherzigtem Spiel. Die perverse Schnitzeljagd funktioniert als Motor einer nicht wirklich spannend ausgefallenen Geschichte, aber einer halbwegs interessanten in düsterem Look. Manche Vorurteile, wie der Umgang mit der Aufdeckung des Maskenmannes, verraten mehr über die Verantwortlichen von "Eight Millimeter" (Alternativtitel) und ihrer Einschätzung des Zielpublikums, als über dieses tatsächlich, und doch, trotz all dieser vernichtenden Worte, funktioniert "8 MM" (Originaltitel) auf jene Art, wie ich es bereits zuvor bezeichnete: als Edel-Trash, der bei wenig Erwartungen und offenherzig naiver Herangehensweise eines aufgeschlossenen und nicht all zu strengen, fairen Zuschauers, als schmuddelige Trivialunterhaltung tatsächlich funktionieren kann. "8MM" ist Bahnhofskino auf Blockbuster-Budget-Höhe in dementsprechend technisch professioneller Umsetzung.  OFDb

09.08.2017

FROZEN GROUND (2013)

Um im Meer an Psycho-Thrillern zum Thema Massenmörder/Frauenmörder herauszuragen braucht man eine besondere Idee. In „Frozen Ground“ setzt man deshalb nicht nur auf die prominente Besetzung mit John Cusack und Nicolas Cage, man gönnt sich zudem die Idee beide ihre jeweiligen Erlebnisse parallel geschehen zu lassen, inklusive Überschneidungen, die nur selten damit enden, dass beide Darsteller gleichzeitig in den selben Szenen zu sehen sind. Cage als Jack ermittelt gegen Cusack als Robert, Robert versteckt sich, während er gleichzeitig die erste Zeugin, die er versehentlich hinterlassen hat, finden muss, eine Prostituierte, die fast sein Opfer geworden wäre, und der fast niemand ihre Schreckensgeschichte geglaubt hätte, wenn Polizist Jack nicht gewesen wäre.

Robert ist nicht nur Mörder, er spielt perverse Spiele mit seinen Opfern. Er hält sie gefangen, foltert sie, schläft mit ihnen und macht in der Einöde schließlich Jagd auf sie, wie man es mit Tieren macht. Ähnlich wirr wie diese Aufzählung klingt, wirkt das komplette Täterprofil, zumal Robert seine Taten „Dexter“- und „Mr. Brooks“-ähnlich durch sein nach außen hin harmloses Familienleben verschleiert, im Gegensatz zu denen aber nicht nach außen glaubwürdig den Normalo mimen kann, so dass dieser Aspekt bereits unglaubwürdig erscheint. Da Cusack in extremeren Szenen wiederum viel zu brav dreinschaut, kauft man ihm auch den Rest seines Charakters nicht ab, was nicht weiter wild ist, da die zähen Szenen der Gefangenschaft ohnehin eher reißerisch anstatt empathisch oder bedrohlich wirken.

Jacks Untersuchungen fallen auf der anderen Seite auch nicht prickelnd aus. Stets versucht er die Prostituierte zur Vernunft zu bringen. Dabei verzichtet man auch nicht auf das alte Klischee, dass sich der Polizist der Zeugin gegenüber öffnen muss, damit sie dies umgekehrt ebenfalls tut. Dementsprechend bekommt Jack einen tragischen Hintergrund beschert, den Cage dafür nutzt den schon oft verwendeten Dackelblick aufzusetzen, der in „Stadt der Engel“ und „Peggy Sue hat geheiratet“ zwar zu funktionieren wusste, hier jedoch erfolglos aufgesetzt wirkt, sich damit also zu den Negativpunkten des Streifens einreihen darf.

„Frozen Ground - Eisiges Grab“ (Alternativtitel) will aufgrund von Spannungsarmut, uninteressant erzählter Story und wegen seiner lustlos spielenden Stars nicht ansatzweise funktionieren. Er holt zwar optisch einige wunderschön fotografierte, triste Bilder heraus, die zu der Demotivation der Protagonisten passen, aber das ist auch das einzig nennenswerte an Scott Walkers Regiedebut, dem bislang keine weitere Regiearbeit nachgefolgt ist. Ich habe keine Ahnung ob der Mann mehr kann, als er hier zu leisten fähig war, aber immerhin ist das Drehbuch bereits so schlecht ausgefallen, dass auch wer Erfahrenes sich an dem Projekt sicherlich die Zähne ausgebissen hätte. Cusack legte im selben Jahr mit „Numbers Station“ zumindest noch einen besseren Film nach.  OFDb

02.08.2016

SHADOW OF THE VAMPIRE (2000)

Vielleicht spricht es nicht unbedingt für die Qualität von „Shadow of the Vampire“, dass er immer dann am beeindruckendsten ausgefallen ist, wenn er in Schwarz/Weiß gehalten sehr exakt den Original „Nosferatu“ zitiert. Aber genau das macht sehr deutlich welchen Meilenstein Murnau in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts geschaffen hat, zählt das stumme Frühwerk doch noch immer zu Recht zu den besten Filmarbeiten die es je zum Thema Vampirismus gegeben hat. Dementsprechend ist der hier besprochene Film von E. Elias Merhige als Verehrung und Verbeugung vor dem Klassiker gedacht, und auch wenn der Regisseur vielleicht manches Mal etwas zu anbetend aus dem Original ein optisches Zitat nach dem nächsten setzt und dabei fast sein eigenes Werk aus den Augen verliert, so weiß seine augenzwinkernde Hommage doch trotzdem zu gefallen.

Interessante Weise wurde das Thema trotz der dazu einladenden Grundlage nicht als Komödie umgesetzt. Verschmitzt ist „Burned to Light“ (Originaltitel) durchaus erzählt, ein unterschwelliger Humor schleicht sich immer wieder fast unsichtbar ein, aber an sich verfolgt der Autor Steven Katz die Idee ernsthaft. Er stellt Murnau als fanatistischen Künstler dar, der bereit ist wirklich alles für eine authentische Umsetzung zu tun, was gerade im Finale deutlich wird, wenn er unbeeindruckt von der Tragödie um ihn herum weiter dreht, auch wenn ein Plan sich vor Schreck abzusichern scheitert, was ihm bei Gelingen eine Art ethische Rückversicherung beim Publikum beschert hätte. Aber hier wird nun endgültig klar dass tatsächlich kein Gewissen und kein Mitgefühl vorhanden ist, eine Gefühlskälte die auch inszenatorisch auffällt, so dass sich das theoretisch vorhandene Genre Drama keineswegs beim Sichten so anfühlt.

Es mag sein dass dies ein eben solcher Inszenierungsfehler ist wie der Eingangs erwähnte, er bringt „Shadow of the Vampire“ jedoch nicht zum scheitern. Vielleicht liegt es daran, dass der von Nicolas Cage produzierte Film von der Spielfreude seiner Darsteller lebt, die es sichtbar mögen übertreiben zu dürfen, an der Dramaturgie des Stoffes liegt es jedenfalls nicht, darf sich doch so ziemlich jede Figur der Geschichte überhaupt nicht weiterentwickeln. Der Film schließt wenn Nosferatu zu Ende gedreht ist. Dafür ob da nun jemand auf das Geheimnis von Schreck stößt oder nicht interessiert sich die Geschichte kein bischen. Und über diese Gleichgültigkeit wird man automatisch an das Spiel Malkovichs und Dafoes gefesselt, die zwei Egomanen spielen, von Trieb, Gier, Visionen und Selbstverliebtheit getrieben, die sich ständig duellieren, so als dürfte man Klaus Kinski und Werner Herzog bei einer ihrer ständigen Kabbeleien zusehen, bis es schließlich zu einem Moment kommen muss, in welchem der eine über den anderen dominiert.

Daraus ergibt sich eine eigene Dynamik, die jeden theoretischen Schwachpunkt des Streifens irrelevant werden lässt, da dieser Motor, gestützt von der Detailtreue zum Originalwerk, dem authentischen Wiedererwecken einer vergangenen Zeit und der charmanten Idee Max Schreck wäre tatsächlich ein Vampir gewesen, „Shadow of the Vampire“ das besondere Etwas beschert. Von einem Meilenstein würde sicherlich niemand sprechen, aber Merhige ist, ob nun durch Zufall oder mit voller Absicht, ein interessanter Film geglückt, der auf ganz andere Art funktioniert als man es erwarten würde. Selbiges gilt für den Handlungsablauf und das tatsächlich vorgelegte Genre.

Denn wie bereits erwähnt hätte man eigentlich eine Komödie erwartet, zumal es die Verantwortlichen des Streifens lieben diverse Szenen des Originals dem Umstand zuzuschreiben, dass ein Vampir beim Dreh unkontrollierbar ist und die besten Momente aus „Nosferatu“ improvisiert abgefilmt wurden, da sich der Blutsauger nicht an Vereinbarungen hielt. Humorlose Menschen würden dies sicherlich nicht als Verbeugung vor Murnaus Talent betrachten, gerade in Anbetracht dessen dass er zudem charakterlich völlig negativ gezeichnet wird. Aber „Shadow of the Vampire“ will lediglich ein schelmisches Gedankenspiel sein, und da schließt das eine das andere nicht aus.  OFDb

04.06.2016

THE WEATHER MAN (2005)

Da man den Namen Gore Verbinski in der Regel eher mit Popkorn-Kino wie „Fluch der Karibik“, „Ring“, „Rango“ und „The Time Machine“ in Verbindung bringt, darf man schon überrascht sein mit „The Weather Man“ solch einen ehrlichen, erwachsenen Film darüber zu sichten wie das Leben in Amerika tatsächlich ist. Der Film gibt sich nicht den typischen cineastischen Täuschungen und Träumereien hin wie sie für sein Entstehungsland üblich sind, sondern zeigt wie verzwickt und desillusionierend das Leben sein kann und wie schwer es ist sich und seinen Idealen treu zu sein, wenn doch alles anders läuft als man es haben möchte.

Es liegt zu einem guten Teil an Hauptdarsteller Nicolas Cage, dass „The Weather Man“ so gut zu funktionieren weiß. Seinen von vielen Kinogängern leider so verhasster Drang zum Überagieren schraubt er stark zurück, nutzt ihn aber für die richtigen Momente. Ansonsten spielt er glaubwürdig den Versagertyp, wobei ihm die Verantwortlichen für Maske, Make-Up und Co hilfreich zur Seite stehen. In manchen Szenen ist Cage so wunderbar elend zurecht gemacht, dass allein dieses Aussehen reicht um jegliche Emotion und Glaubwürdigkeit des Momentes einzufangen.

Dave Spritz ist ein Durchschnittsmensch, eher der Versagertyp, und ganz untypisch Ami-Kino wird sich daran auch nichts ändern. „The Weather Man“ handelt nicht davon wie ein Mann über sich hinaus wächst um es allen zu zeigen. Er erzählt lediglich von einem kleinen Teilerfolg, indem Dave bewusst wird wie er sein Leben geregelt bekommt. Und dafür müssen erst so einige Illusionen beseitigt werden, die der Wettermann als Teil der Lösung angesehen hat.

Mit seinen Ansichten und Fehlversuchen würde man ihn manches Mal gerne ohrfeigen oder zumindest versuchen wachzurütteln. Dave mag als studierter Kommunikationswissenschaftler gut reden können und sein Leben reflektiert er auch, das ist eine wichtige Eigenschaft die vielen Menschen fehlt. Und doch ist er eher durchschnittlich intelligent zu nennen, gefangen in einer Vorstellung die nicht zu erreichen ist, mit einem Bild von sich selbst und den Menschen die ihm mehr oder weniger nah sind, welches nicht der Realität entspricht.

Man muss bei „Weather Man“ mit allem rechnen. Dave tappst nicht von einem Misserfolg zum nächsten. Er spiegelt das Leben wieder wie es ist. Manchmal meint es das Schicksal gut mit ihm, manches Mal nicht. Lediglich seine hohen Ziele weiß es ihm nicht zu erfüllen. Das was Dave möchte ist irreal und somit mit der Realität nicht zu vereinbaren. Der Prozess dies zu begreifen ist ein langer Weg, von Autor Steve Conrad mit bitterstem Humor erzählt, bei dem einem meist anders wird anstatt lachen zu können. Ohne in Gefühlsduselei abzurutschen gelingt Verbinski eine Tragikomödie, die in Amerika ihresgleichen sucht mit dieser nüchternen Art, die es trotzdem schafft einen an die Hauptfigur zu binden.

Emotional ist man sogar an der Figur des Vaters enger gebunden als an Dave selbst, obwohl der kranke Mann wesentlich seltenere Auftritte hat als Dave, der in tatsächlich jeder Szene zu sehen ist. Der Vieldreher Michael Caine zeigt in der Vaterrolle was er schauspelerisch tatsächlich drauf hat, und sein Hundeblick, die milde deutsche Stimme und der Charakter der ihm zugeschrieben wurde helfen einem dabei ihn ins Herz zu schließen. Dass man dennoch an Dave gebunden ist, zeigt sich spätestens im Running Gag wenn vorprogrammierte charakterliche Enttäuschungen durch unglückliche Umstände geschehen sind, die Dave vor seinem Vater wie einen Egomanen aussehen lassen.

In gewisser Hinsicht ist er dies auch, er ist sich in seinem Bemühen alles für andere gerade biegen zu wollen darüber jedoch nicht bewusst. Er ist nicht jene Art Egomane die besagte Szenen ihm unfairer Weise zuschreiben. Sein Egoismus liegt in der subjektiven Sichtweise, die ihn glauben lässt die Lösung aller Probleme würden ihn beinhalten und die wichtigsten Menschen in seinem Leben würden so denken wie er selbst. In gewisser Weise zeigt „The Weather Man“ somit einen Reifeprozess eines Mannes, der bis zu einem gewissen Grad erwachsen ist und einen Entwicklungssprung macht, den manch andere nie erreicht haben.

Ein strahlender Held sieht dennoch anders aus. Die Lösung liegt in Kompromissen, die Dave gar nicht so toll findet, aber auch nicht in der Familien-gebundenen Lügenwelt des amerikanischen Kinos zu Hause sind. Für solche Propaganda reflektiert „The Weather Man“ viel zu ehrlich das wahre Leben in Amerika, so dass wir am Ende durch die Berücksichtigung der guten wie schlechten Seiten der amerikanischen Kultur eine realitätsorientierte Tragikomödie zu sehen bekommen, die einen gewissen Hauch Europa-Kino in sich trägt.

Dave zumindest ist am Ende des Films an einem nüchternen Ziel angekommen. Er hat sich zwar weiter entwickelt, ein Empath ist er jedoch nicht geworden. Er versteht jetzt nur dass verschiedene Menschen verschieden denken. Das ist alles. Ein gewisser Grad des Versagens bleibt bestehen. Aber Dave ist an dem Punkt angelangt dies zu akzeptieren, es als Teil seiner Persönlichkeit zu betrachten, denn strahlende Helden gibt es nur im Kino. Einen gewissen Versagergrad tragen wir alle in uns. Niemand erreicht alle Ziele und führt ein wunschlos glückliches Leben.  OFDb

25.09.2015

LEFT BEHIND (2014)

Sich des anfänglichen Aufhängers von „Die Langoliers“ zu bedienen, dass Menschen in einem Flugzeug spurlos verschwinden und dies mit dem Hintergrund aus „Das ist das Ende“ zu verbinden, dass der jüngste Tag gekommen ist an dem die Gottesgläubigen die Erde verlassen und alle Ungläubigen zurück bleiben, klingt doch eigentlich nach einem recht vielversprechenden Plot, allein schon weil „Left Behind“ keine humorvolle Adaption dieser Idee ist, im Gegensatz zu Seth Rogens Anarcho-Komödie, sondern ein ernster Fantasyfilm mit starkem Drama-Gehalt.

Ich weiß nicht wie es bei den anderen Verfilmungen „Left Behind“ aus dem Jahr 2000, „Left Behind 2“ und „Finale - Die Welt im Krieg“ aussieht, aber die Verfilmung von Regisseur Vic Armstrong, der in den 90er Jahren diverse Beiträge zur Serie „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ abgeliefert hat, konzentriert sich leider fast ausschließlich auf das was im Flugzeug passiert, was dazu führt dass auch das komplette Finale sich um eine Frage dreht: gelingt die Notlandung oder nicht.

Ein Flugzeug-Drama vor dem Hintergrund dessen was biblisch passiert ist schon ein etwas dünner Plot bei all dem was da zu erzählen wäre. Zwar schließt man den Film mit den Worten dass dies erst der Anfang vom Ende wäre, was scheinbar eine Fortsetzung andeutet, aber trotzdem hätte man doch gerne mehr von den Geschehnissen auf der Erde erfahren. Da crashen Autos, Flugzeuge und Motorräder, Feuer gehen auf, es wird geraubt und getrauert, Verzweiflung zeichnet sich in den einen Gesichtern ab, eine Chance andere abzuzocken in den anderen, aber für ein Geschehnis dieses großen Ausmaßes wirkt doch alles trotzdem noch recht friedlich umgesetzt.

Hier hätte man „Left Behind“ ein größeres Budget gewünscht, um die Katastrophe auf Erden, welche die logische Konsequenz daraus ist, dass Menschen von einem auf den anderen Moment spurlos verschwinden, konsequent umzusetzen. Das Budget allein trifft jedoch nicht die einzige Schuld. Wenn die Tochter auf einen hohen Punkt klettert mit Blick auf die Stadt, und dort alles friedlich aussieht, dann ist dies ganz klar ein faustdicker Filmfehler den nur ein Blinder übersehen kann - zumal im Finale im Hintergrund eine Stadt zu sehen ist, die in Feuer und Chaos versinkt. „Left Behind“ ist keine Großproduktion, das wagt wohl niemand mehr mit Nicolas Cage in der Hauptrolle, aber solch ein Fehler dürfte einfach nicht passieren.

Zumindest begeht der Film jedoch nicht den anderen möglichen Fehler, dass nun alle zu gläubigen Menschen werden, immerhin haben die Menschen alles verloren was sie hatten, sehen sich nun, wenn sie schon glauben, von einem egoistischen Rachegott betrogen, der alles andere als anbetungswürdig ist, bei all der Beachtung die er scheinbar haben möchte. Das ist schon eine recht mutige Interpretation für eine Geschichte, die eigentlich den Gläubigen Recht gibt, auch wenn so mancher im Film seinen Glauben aufgrund dessen was passiert ist neu entdeckt.

So schön das für einen Atheisten wie mich auch ist, so schwierig gestaltet sich solch ein Blick auf die Dinge jedoch für den Film, der dadurch etwas unausgegoren wirkt. Man weiß nicht was er eigentlich mit seiner Erzählung erreichen will. Weicht er deswegen auf diesen eigentlich fast unnötigen Hauptplot um eine Flugzeugnotlandung aus? Hoffte man mit einem Familien-Drama im Zentrum, kombiniert mit der Tragik und dem Spannungsbogen eines Katastrophenfilms, von der wackeligen Basis abzulenken? Schließlich ist es schwer einen Film zu diesem Thema zu drehen, der wahrscheinlich eher Ungläubige lockt, so phantastisch und gewagt die Idee klingt der Bibel Recht zu geben.

Nicolas Cage weiß in seiner Rolle wunderbar aufzugehen und beweist um ein neues, dass er nicht nur überagieren kann, wie ihm gerne vorgeworfen wird, sondern dass er ein talentierter Schauspieler mit dem Mut zu ungewöhnlichen Stoffen ist. Die Filmtochter ist süß, meistert die meisten Szenen ordentlich, sticht jedoch eher durch ihre Wirkung als durch ihr schauspielerisches Talent hervor. Der junge Held an der Seite des Piloten, ein Nachrichtenreporter, lässt einen zwiegespaltenen Eindruck zurück, ist ein bisschen zu arg auf guter Charakter und Krisenmanager getrimmt, wobei die Krise im Flugzeug ebenso überschaubar abläuft wie auf der Erde. Ein paar hysterische Mütter die ihre Kinder verloren haben und Menschen welche die Nerven verlieren, um sich auch kurz darauf wieder zu fangen, lassen den Zuschauer nicht gerade eine Endzeitstimmung nachempfinden, mehr wissend als die Personen an Bord.

Kurzum: „Left Behind“ ist ein Film dessen Geschichte viel Potential bot, und der auf ein reines Flugzeug-Notlande-Drama reduziert wurde. Zwar weiß die Umsetzung nicht wirklich zu gefallen, man kann Armstrong jedoch zugestehen, dass bei solch gewagtem, fast schon naiven Stoff, die Chose auch wesentlich lächerlicher und peinlicher hätte ausfallen können. Dieser Fantasyfilm mag nicht wirklich geglückt sein, aber seine etwas zu schlichte Geschichte inmitten vom großen Chaos meistert er zumindest souverän, so dass man zumindest das Ende des Streifens erreichen kann ohne sich zu langweilen oder all zu arg die Augen zu verdrehen. Ich persönlich hatte mir wesentlich mehr erhofft, hätte bei einem möglichen Scheitern aber auch gleichzeitig mit einem schlimmeren Ergebnis gerechnet.  OFDb

22.02.2015

GHOST RIDER (2007)

„Ghost Rider“ ist ein Film für das eher jüngere Publikum. Er ist nicht immer logisch, er ist manchmal unfreiwillig komisch, aber er ist flott erzählt, gut besetzt und damit einfach kurzweilig und auch für mich eine gern gesehene Freude.

Zunächst einmal überrascht es, dass Nicolas Cage für die Hauptrolle wirklich eine gute Wahl war (was Kenner der Comics vielleicht anders sehen mögen). Ich war bei dieser Rollenbesetzung zunächst einmal skeptisch. Nicht weil ich zu jenen Filmfreunden gehöre, die gerne auf den guten Mann schimpfen, im Gegenteil, trotz seines Drangs zum ständigen Überagieren sehe ich ihn sehr gern - vielleicht sogar deshalb. Ich war viel mehr am rätseln ob eine Comicverfilmung einer streng gesagt kindischen Idee wirklich sein Ding ist. Aber Überraschung: er passt prima in die Rolle, sieht dank dunkel gefärbter Haare und gealtertem Gesicht auch stark aus, und er darf wieder in vielen Szenen seine Augen extremst aufreißen wie er es scheinbar gerne macht.

Interessanter Weise wirkt Cage als unverwandelter Ghost Rider wesentlich mehr, anstatt als Ghost Rider selbst. Der brennende Totenschädel auf feurigem Motorrad erinnert einen dunkel an das was man als Jugendlicher cool gefunden hätte, hat in gewisser Hinsicht auch im Film noch eine Wirkung, rutscht aber doch zu sehr ins Lächerliche ab um nicht bei seinem Anblick ein wenig schmunzeln zu müssen. Das merkten die Verantwortlichen scheinbar auch, und so begegnet uns zum Glück an der ein oder anderen Ecke des Films ein Hauch Ironie, sowohl vom Drehbuch aus, als auch im Spiel Cages selbst.

Weniger verzeihlich sind die dämlichen Sprüche, die der Ghost Rider ablässt. Man muss Einzeiler im Stile von Schwarzenegger oder Horrorfilm-Killern über sich ergehen lassen, die nicht einmal an das niedrige, aber wirksame Niveau besagter Vergleiche herankommen. Es war eine Erleichterung zu merken, dass solch ein Spruch nicht nach jeder Seele aufgesagt wird und es im Gesamtwerk nur zwei bis drei dieser Art gibt. Aber das reicht bereits um unnötig zu nerven.

Der Vorspann ist nett gestaltet, und die Geschichte unterhaltsam erzählt, wenn auch ohne große Überraschungen versehen. Die Vorgeschichte lässt sich Zeit, aber das war noch nie ein Fehler in Comicverfilmungen. Die von einigen Cineasten nicht gemochte integrierte Liebesgeschichte fand ich trotz der eher enttäuschenden Besetzung des Frauenparts eigentlich okay eingebracht, und bezogen darauf dass jeder gute Comicheld seine verletzbare Seite benötigt auch wichtig. Man kann sich gut identifizieren mit dem dauerhaften Schmerz des Verzichtens. Das kommt hier zwar eher theoretisch rüber und nicht so intensiv wie in Raimis „Spider-Man“ oder Verhoevens „RoboCop“, wäre aber als Vorbereitung für kommende Teile ohnehin wichtiger gewesen als für Teil 1. Wer die vergurkte Fortsetzung kennt, wird jedoch wissen dass man sich dieses Vorteils nicht bedient hat.

Zumindest überrascht es Nichtkenner der Comics, dass besagte Love Interrest sehr früh in die Warheit eingeweiht wird, womit der Streifen diesbezüglich in eine andere Richtung lenkt als die eben erwähnten Vergleichsfilme. Auch die offensichtliche Konfrontation mit der Polizei und das laute Auftreten in der Öffentlichkeit, welches das extremen Gegenteil der Geheimnistuerei üblicher Comic-Helden ist, weiß als Dauergast solcher Werke zu überraschen und gibt der ansonsten recht vorhersehbaren Geschichte zusätzlichen Schwung.

Am Erzählstil selbst gibt es ohnehin nur an einem Punkt etwas ernsthaft auszusetzen. Es gibt immer wieder unnötige Rückblicke von Szenen, denen man bereits beigewohnt hat, so als ob das Publikum aus Alzheimer-kranken Rentnern bestehen würde, eine merkwürdige Annahme in einem kunterbunten Comicfilm der arg penetrant auf Coolness setzt. So blöde und vergesslich dürften selbst die ureigenst von Hollywood herangezüchteten Leute, die seit Jahrzehnten lediglich Blockbuster konsumieren, nicht sein. Glücklicher Weise gibt es zumindest in der zweiten Hälfte solche Szenen nicht mehr.

Die Computereffekte sind großteils gelungen. Die Gegner sind sympathisch zurechtgemacht, besonders der Wassergehilfe von Satans Sohn. Der Ghost Rider selbst ist wie erwähnt eher mau und etwas gewöhnungsbedürftig umgesetzt und hat freilich mit Cages cooler Wirkung außerhalb der Verwandlung als Konkurrenz zu kämpfen. Und da kann der olle brennende Totenkopf nur gegen abstinken. Die erste Verwandlung zum Ghost Rider ist ein Augenschmauß geworden. Leider überspringt man dort im Gegensatz zu späteren Verwandlungen aber noch jenen Moment in welchem das Gesicht endgültig zum Totenkopf wird. Diesem Moment darf man erst in späteren Verwandlungen beiwohnen, was leider nicht für das Fehlen bei der ersten entschädigt, da nur diese logischer Weise ausführlich zelebriert wird.

Mögen die Motorradfahrten des titelgebenden Helden auch an die unfreiwillige Komik eines „Driven" erinnern, hier in einer Comicverfilmung für Junggebliebene kann eine solche Übertreibung nicht so stark schaden wie in Stallones pseudo-dramatischem Rennfahrer-Film. Aber der Unlogiken gibt es auch im „Ghost Rider“ viele, meiner Meinung nach kann man über diese aber schmunzelnd hinweg sehen, schließlich ist der Film lediglich Trivialkost.

Manche gar nicht so überraschende auf Überraschung getrimmte Wendung lässt den Ghost Rider wie einen Spätzünder wirken, auch so etwas weiß zu belustigen, letztendlich wird die Hauptfigur aber nicht komplett zur reinen unfreiwillig komischen Witzfigur degradiert, so dass man als nicht zu pingeliger Zuschauer mit solchen Randkrankheiten seine Freude haben kann. Solche Holprigkeiten gehören meiner Meinung nach zu einem Popkorn-Film mit eher schundiger Thematik aber ohnehin dazu. Werke mit solchen Eigenarten gucke ich lieber als die glattpolierten Marvel-Produktionen, die wir heutzutage vor die Augen gesetzt bekommen.  OFDb

06.01.2015

DIE CROODS (2013)

Manchmal frage ich mich schon warum die großen Animationsfilme Amerikas auf Höhlenmenschen, besondere Tiere, Außerirdische und allen möglichen anderen Personenkonstellationen zurück greifen, wenn sie am Ende doch nur den modernen Amerikaner präsentieren, der in seiner leichten Veränderungen kleine Macken seiner „neuen“ Gattung zugesprochen bekommt, eigentlich aber auch jegliche andere „Verkleidung“ beschert bekommen könnte, um am Ende das zu sein was er ist: der moderne Amerikaner mit seinen modernen Wünschen, Problemen und ganz besonders in solchen Filmen schwergreifend: seiner Moral.

Wenn man auf solch sicheren Pfaden wie die Geschichte von „Die Croods“ wandert, wirkt es schon ein wenig lächerlich wenn die Moral lautet „erkunde neues“, „habe keine Angst“ und „versteck Dich nicht“. Denn von dem modernsten tricktechnischen Können einmal abgesehen tut dieses Dreamworks-Werk genau das Gegenteil: es versteckt sich im Einerlei der Animationsfilm-Flut, nicht den Mut aufbringend individuelle Schritte zu wagen, um sich inhaltlich oder stilistisch hervorzuheben.

Deswegen hat mir der Streifen zu Beginn auch gar nicht zugesagt, präsentierte er die ersten Vorbereitungen seiner Botschaft doch schon in den ersten Sätzen mit dem Holzhammer, vorgetragen von der typischen Konstellation an Charakterzeichnungen, nur um uns dann in wilden Karachoszenen das Leben der Steinzeitmenschen zu zeigen. In Achterbahn-artiger Rasanz wird um ein Ei gekämpft, eine schlichte Tat die eine Kettenreaktion auslöst, alles schön und gut, aber leider doch nur den Massengeschmack und in erster Linie das junge Publikum anbiedernd, in Mangel an großen, auf Überraschungen bauende Lachern.

Dass aus diesem Einheitsbrei ein solch angenehm erzähltes Abenteuer werden könnte, hätte ich nicht erwartet, zumal die Geschichte an sich so innovationsfrei bleibt wie gehabt. Und die Charaktere, so viel zugänglicher sie einem mit der Zeit auch werden, werden auch nicht tiefschürfender oder eigenständiger. Wenn man als Zuschauer irgendwann in der Welt von „Die Croods“ aufgeht, merkt man dass es auf all das nicht ankommt, wenn eine Geschichte emotional zu wirken weiß. Warmherzige Momente, so manipulativ sie auch sind, erwärmen das Herz. Kleine Lustigkeiten wissen in ihrer Dosis genau zu gefallen, und kleine wie große Hindernisse wecken das Interesse der Geschichte lang genug, um mit den Croods gemeinsam die Ziellinie zu erreichen ohne genervt, gelangweilt oder desinteressiert zu sein.

Zwar kann ich jeden verstehen, dem eins davon passiert ist, bei solch innovationslosem Projekt, aber wenn man das Glück hat wie ich, dass ein Streifen die richtigen Knöpfe bei einem drückt, dann erlebt man mit „Die Croods“ trotz alledem ein wundervolles Filmerlebnis. Dann kann man prächtig in ihm aufgehen, und dann sind all die eigentlich berechtigten theoretischen Kritikpunkte irrelevant. Irgendwas muss solch ein Film ja richtig gemacht haben, wenn er einem solch ein gutes Gefühl verleiht, dass man sich am Ende ganz toll unterhalten fühlt. Wie immer kommt es am Schluss doch „nur“ auf die Chemie an. Und wie so oft bleibt sie mir ein Rätsel, wenn es darum geht meine Begeisterung begründen zu wollen. Aber Kino ist nun einmal Leben. Das macht nur selten Sinn.  OFDb

26.03.2014

ADAPTION. (2002)

Nicolas Cage, nein, was wird er immer Opfer von Gespött, weil er es liebt zu übertreiben, selbst dann wenn man es nicht sollte. Somit passt er hervorragend in diesen Film hinein, einen den man gesehen haben sollte, wenn man nicht glauben kann oder will, dass dieser Mann auch anders kann. Er tut etwas das er nicht darf, jedoch nicht in diesem Film und deswegen passt er hinein? Was für ein wirres Zeug schreibt Schlombie da?

Drehbuchautor Charlie Kaufman arbeitet zunächst an einem Drehbuch zu einem Buch, im nächsten Schritt schreibt er hierfür über sich selbst. Der Drehbuchautor von „Adaption.“ ist Charlie Kaufman, der für diesen Film also über sich schreibt, bzw. über ein Fake-Ich, so wie Malkovich in „Being John Malkovich“ sein eigenes Fake-Ich spielte, in einem Film der übrigens auch aus der Feder Kaufmans stammt. Ein Erfolgsrezept wird damit nicht plump wiederholt, auch wenn zudem der Regisseur beider Filme der selbe ist. „Adaption.“ geht als Tragikomödie in eine völlig andere Richtung und zeigt anhand authentischer Monologe und eigentlich recht belanglos wirkender Passagen, was in Menschen vorgeht, speziell im Kopf eines einfallsreichen Autors ohne Ideen.

Kaufman ist der Mann wilder Ideen. Seine Filme treten gängige Erzählstrukturen mit den Füßen, Strukturen für die Theoretiker morden würden um ihre Richtigkeit zu unterstreichen. Und Kaufman stellt uns im hier besprochenen Streifen einen solchen Mann seinem eigenen Ich gegenüber, einer der glaubt zu wissen wie ein Drehbuch auszusehen habe, und der den Bruder Kaufmans (auch von Cage gespielt) inspiriert ebenfalls ein Drehbuch zu schreiben. Der eigene Bruder verlässt sich auf vorgekaute Formeln, während Kaufman, berühmt für seine schrägen Ideen, diesmal so wenige hat, dass selbst das braven Mustern folgende Drehbuch seines Bruders besser ausfällt als seine bisherigen Entwürfe zum aktuellen Projekt.

„Adaption.“ erzählt davon dass man anders sein muss als das was angeblich richtig ist. Er erzählt davon dass man sich verändern muss, oder es tut ohne es zu wollen, was auch immer. Aber auf jeden Fall dass es kein richtig oder falsch gibt. Und damit passt Nicolas Cage hervorragend in diese Geschichte, zumal er gegen seinen Ruf besetzt ist und stille Töne in Mimik und Gestik einbaut anstatt wie verhasst überzuagieren. Er pfeift auf das Erwartete ebenso wie der Fake-Kaufman, der innerhalb der Geschichte nicht nur ein Seminar seines mentalen Feindes aufsucht, sondern auch noch einen seiner Ratschläge beherzigt, der so unsinnig klingt, der Geschichte aber Recht geben soll. Somit wird das grundlegend Falsche richtig wenn es in der Ausnahme der tut, der sich sonst dem richtigen zuwendet. Alles läuft konsequent gegen den Strich in einer Erzählung, die uns vorgaukelt man wäre als Zuschauer gerade bei der wahren Entstehung jenen Drehbuches beteiligt, dessen Film man gerade sichtet.

Das ist alles nur halb so verwirrend umgesetzt wie es sich in diesem Text lesen mag, und es ist auf seine ganz eigene Art einfallsreich, tiefsinnig und keineswegs gewöhnlich. Und doch hat „Adaption.“ nicht das Kaliber eines „Being John Malkovich“ oder „Vergiss mein nicht!“, beides Werke die vor Ideen nur so übersprudeln und beide auf ganz eigene Art zu bewegen wissen. Der eine als bösartige Satire, der andere als lebensbejahende Satire mit einem ungewöhnlichen Mix aus Science Fiction und Lovestory. „Adaption.“ ist im direkten Vergleich zu gewöhnlich, lässt auf ruhigere Art die kreativen Wellen höher schlagen, und ist damit im Vergleich zu den anderen Kaufman-Werken ein Abbild dessen wovon er erzählt: das Gegenteil servieren zum Entgegensetzen von Erwartungen.

Hier spiegeln sich Ebenen wieder aus Filmrealität, Buchrealität, Traumsequenzen und eine uns vorgegaukelte Realität, die wir freilich nicht sichten, da wir einen Film sehen. Kaufman provoziert mit diesem Realitätskarussell, provoziert gleichzeitig mit Banalität und damit dass sein Film vordergründig nichts erzählt bevor er gegen Ende ins absichtlich Reißerische abgleitet, um einem vorzugaukeln nun würde doch etwas passieren. Und dabei passiert das Eigentliche versteckt, versteckt und doch offen vorgetragen per Off-Kommentar, ein Stilmittel das von Theoretikern, zumindest laut Film, als billiges Stilmittel eines Autors gilt, ist ein Off-Kommentar doch der leichteste Weg etwas unkreativ auszudrücken.

Doch auch wenn ich das eigentliche Herzstück des Streifens in der zweiten, bzw. fast dritten Reihe parkend für mich entdeckt habe und damit für mich herausgefunden habe wie tief „Adaption.“ tatsächlich geht, mehr als ein sich wohlfühlend gekitzelter Intellekt kommt für mich dabei nicht heraus. Kino, das eigentlich aufwühlen und bewegen könnte, so wie es Kaufman mit seinen in dieser Review erwähnten Vergleichsfilmen geglückt ist, ist „Adaption." nicht geworden, solche Gefühle kommen in mir beim Sichten von der hier besprochenen Tragikomödie nicht auf, ebenso wenig wie ein Identifizieren mit Situationen und Figuren. Letztendlich guckt sich der Film einfach zu theoretisch, vielleicht etwas vergleichbar mit „Human Nature“, der, ebenfalls aus der Feder Kaufmans stammend, ebenfalls vor Ideen nur so übersprudelte, als Komödie zudem mit hervorragendem Humor versehen war und doch zu distanziert blieb, da er keine wirklichen Emotionen beim Zuschauer duldete.

Dass Kaufman-Filme aufgrund ihres kreativen Geistes auch in der distanzierten Ausfertigung interessant sind und unterhaltungstechnisch einen gewissen Spaß versprühen, will ich ihnen gar nicht abstreiten. Trotzdem ist es verglichen mit seinen Werken die dies zulassen traurig wie viel Potential dabei verloren geht, wenn man den Zuschauer nicht tief genug eintauchen lässt. „Adaption.“ ist ein interessantes Werk, weit weg vom Durchschnitt. Aber er ist mir zu theoretisch um ihn wirklich als Empfehlung empor heben zu können. Der intellektuelle Geist eines Filmes bleibt eben doch nur ein Gerüst, wenn die Figuren, die Emotionen und die Situationen nicht zu Fleisch werden. Klingt das jetzt zu sehr nach Cronenberg?  OFDb

17.03.2013

LUCAS, DER AMEISENSCHRECK (2006)

Lucas liebt es Ameisen zu quälen und denkt sich nichts dabei. Da lässt ein Ameisenzauberer den bösen Jungen auf ihre Größe schrumpfen, damit er beim Wiederaufbau der Kolonie helfen kann. Dabei lernt Lucas viel über wahre Werte wie Freundschaft...
 
Human Antz... 
 
Dies ist lustige Computeranimation, eher für die Kleinen konzipiert, der man ihre Verwandtschaft zu den „Antz“-Ameisen nicht abstreiten kann. Außer dem Ameisendesign hat "Lucas der Ameisenschreck" dann aber auch nichts weiter mit "Antz" zu tun, der sich ja eher an ein älteres Publikum richtete. Obwohl die Geschichte schon zu Zeiten von "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" nichts neues mehr war, macht die hier erzählte Geschichte viel Spaß. Man hätte sich zwar sparen können, dass Lucas unbedingt im späteren Verlauf eine Ameise werden will, und noch schlimmer gegen Ende aus ungenannten Gründen plötzlich deren Fähigkeit besitzt, aber dies und die typischen Nerv-Lehren amerikanischer Trickfilme können den Spaß nur bedingt trüben, den man mit diesem sonst so unverkrampften Streifen hat.

Da er nicht wirklich auf das ältere Publikum schielt, fallen die coolen Pflichtsprüche zurück. Ohnehin tut es gut mal wieder einen Trickfilm zu sehen, der sich klar für ein Publikum entscheidet und nicht auf wackeligen Füßen allen gefallen will, um am Ende eher das Gegenteil zu bewirken (bestes Beispiel "Flutsch und weg").

Die Aussage, dass Ameisen ihre Stärke im Teamgeist finden ist schon recht nett, auch dass Lucas sich diese, wenn er wieder groß ist, zu nutze macht, um sich von seinem Peiniger zu befreien. Dennoch hätte der Film nicht ganz so streng mit der Spezies Mensch umspringen müssen. Denn diese erreicht eine Menge im Alleingang und besitzt die Fähigkeit für spezielle Momente ein Team zu bilden. Das wird in diesem Kinderfilm allerdings völlig ignoriert, um die eben erwähnte Lehre deutlicher herüber zu bringen. So ist das in Amerika, es muss immer alles deutlicher sein. Und wenn es deutlich genug ist, wird es noch mal noch deutlicher gemacht, es könnte sonst übersehen werden.

Ein paar Gags haben sich auch für das eher ausgeschlossene ältere Publikum eingeschlichen (ganz ohne ging es dann doch nicht), und so erleben wir z.B. eine auf der Wiese groß angekündigte Explosion, die sich mit Perspektivenwechsel aus der Menschensicht als stilles "Pffffff" statt als großes "Bumm!" herausstellt. Solche Momente wissen zu gefallen.

Die Animation ist nicht so gut wie in den großen Filmen seiner Art, aber noch weit über den Durchschnitt und somit besser als andere weniger große Computeranimations-Produktionen wie „Happy Fish“. Die Charaktere strotzen nicht gerade vor Innovation, aber sie sind nett herausgearbeitet, mit Ausnahme der dick aufgetragenen Momente, in denen fragwürdige Moral verbreitet wird. Zumindest ist die Geschichte abenteuerlich, lehrreich (auch ohne den eben erwähnten Erziehungsschandfleck), lustig und kindgerecht.

Die deutsche Synchronisation ist an sich geglückt, nur die weibliche Hauptrolle spricht zu betont liebevoll, auch in den strengeren Momenten. Das ist ja leider ein Manko, das fast jeden Trickfilm der letzten Jahre betrifft. Man fragt sich warum es nur der männliche Cast ist, der mit seiner Stimme spielen darf und dabei trotzdem sympathisch oder beschützend wirkt (z.B. die "Ice Age"-Figuren).

Kleine werden ihren Spaß haben und Große, wenn sie akzeptiert haben, dass dieser Film nicht für sie als Hauptpublikum gedacht ist, können diesen auch haben. Dass das Niveau weit unter "Findet Nemo" ist, dürfte klar sein, aber eine kleine Überraschung ist "Lucas der Ameisenschreck" dennoch geworden.  OFDb

02.12.2012

WICKER MAN - RITUAL DES BÖSEN (2006)

Polizist Edward Malis hat gerade erst ein traumatisches Erlebnis hinter sich und pausiert deshalb seinen Dienst, da kontaktiert ihn seine ehemalige Verlobte Willow. Diese lebt nun auf einer Insel, die von einer Sekte bevölkert wird. Ihr Kind ist verschwunden, Edward ist der einzige Mensch dem sie traut, und da das Kind alleine die Insel nicht verlassen haben kann, glaubt sie jemand aus der Kultgemeinde steckt dahinter. Trotz gemischter Gefühle macht sich Edward auf den Weg zur abgelegenen Insel um seiner Ex zu helfen, aber auch weil er sich längst fällige private Antworten erhofft. Bei seinen Ermittlungen stößt Edward auf ein verschwiegenes Volk innerhalb einer Kultur die ihm fremd ist und die er nicht versteht. Angeblich soll eine Tochter von Willow nie existiert haben...

The Last Zivilist On Island...
 
Dass Nicolas Cage ein talentierter Mime ist, weiß man nicht erst seit „Leaving Las Vegas“. Bereits in recht frühen Filmen wie „Vampire's Kiss“ wusste mich der Neffe des Regisseurs Francis Ford Coppola zu überzeugen. Nun hat er viele Jahre keinen Hit mehr landen können, schade dass Werke wie „Ghost Rider“ und „Das Vermächtnis der Tempelritter“ von der Filmgemeinde so zwiegespalten aufgenommen wurden.

Es mag also an der momentanen Erfolglosigkeit trotz Starruhm liegen, dass Cage mit „Wicker Man“ an einem Remake zu einem Film aus den 70er Jahren teilgenommen hat. Remakes und Fortsetzungen erfreuen sich meist finanzieller Erfolge im Kino. Mag es nun Zufall oder eine Verzweiflungstat gewesen sein, besagte Neuverfilmung war keine gute Wahl endlich wieder einen Hit zu landen. Das ist schade, weiß er auf psychologischer Ebene doch in einigen Punkten zu gefallen.

Zumindest vermute ich das. Mir ist das Original nicht bekannt, und so kann es natürlich sein, dass manch cleveres zwischen den Zeilen nur Wiedergekauertes aus der ersten Verfilmung ist, vielleicht sogar zufällig, ohne es bemerkt zu haben. Ich als Unwissender des ersten Teils, kann in meiner Besprechung also nur von dem ausgehen, was ich mit der 2006er-Version von „Wicker Man“ gesehen habe.

In erster Linie fielen mir deutliche Parallelen zu „Der Omega-Mann“ auf, denn es ist unübersehbar, dass in beiden Filmen Menschen der uns bekannten Kultur sich in einer fremden befinden, ihre jedoch für die richtige halten und die andere Kultur bekämpfen. Das mag man aus unserer Perspektive vielleicht nachvollziehen können, sind Rituale wie jene in „Wicker Man“ gegen unsere Grundideale von leben und leben lassen, dennoch muss man bedenken dass beide nicht bemerken, dass ihre Einstellung an diesem Ort wo sie sich befinden, nicht von Belang ist.

In „Der Omega-Mann“ war Charlton Heston der letzte Verfechter der Menschheit, hier in „Wicker Man“ sieht sich die Rolle von Cage wegen ihrer beruflichen Position als Polizist dazu verpflichtet das ihr bekannte Recht und die ihr bekannte Ordnung wiederherzustellen. Dabei gehört es auf diese Insel nicht hin. Diese Insel hat ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten und ihre eigenen Rituale. Wenn Edward Malis wie ein Elefant durch den Porzellanladen stolziert, bestätigt er die Glaubensgemeinde lediglich in ihrem Tun. Damit arbeitet er gegen sich selbst, könnte er auf andere Artmanchen Mensch doch vielleicht sogar von seiner Sicht der Dinge überzeugen.

Doch dafür müsste Malis über den eigenen Tellerrand schauen müssen, und dieses Talent besitzt er nicht. Seine Engstirnigkeit hat nichts mit der Hilfesituation der Exfreundin zu tun und dem darauf aufbauenden Misstrauen der Gemeinde gegenüber. Malis Charakter lebt für Gesetz und Ordnung, er ist Polizist und damit überzeugt, dass die Regeln der Kultur, aus der er stammt, auch die richtigen sind und im groben nicht hinterfragt werden müssen. Nur so kann man guten Gewissens Polizist werden.

Da ändert auch der sympathische Charakter nichts dran. Dass Malis einem Kind seine Puppe zurück gibt und verständnisvoll mit einem Verkehrssünder umgeht, zeigt seine guten Seiten. Diese werden für die Geschichte jedoch nur benötigt, damit die Reise zur Insel nicht völlig sinnlos erscheint. Wer würde ein solches Abenteuer für eine Ex-Freundin aufnehmen, die einen ohne klärende Worte schlichtweg vor der Hochzeit verlassen hat?

Malis ist einer dieser wenigen Männer, der seine Pflicht darin sieht einer Frau in Not zu helfen, und mögen private Probleme dabei noch so im Raum stehen. Dass auch ein gewisses persönliches Interesse im Wiedersehen der Ex-Verlobten vorhanden ist, dürfte klar sein. Unbeantwortete Fragen fressen einen von innen auf. Malis möchte längst fällige Informationen erhalten. Für diesen Drang muss man nicht erst Polizist sein.

Statt Antworten erhält Malis jedoch nur weitere Rätsel. Seine Ex hüllt sich in Schweigen und beliefert ihn mit dünnen Antworten, die eigentlich keine sind. Die Reaktion der Rolle Cages darauf verärgert den Zuschauer. Viel zu spät greift er sich Willow um Tacheles zu reden. Viel zu lange spielt er ihr Spiel mit, stolpert über die Insel und verhält sich kaum wie ein Polizist. Die Autorität dieses Berufes lässt er aufblitzen, sein Verantwortungsbewusstsein zeigt er überdeutlich, was spätestens die Argumentation der Sekten-Anführerin zeigt, die den Mann darauf aufmerksam macht, dass die Insel einem anderen Bezirk Amerikas angehört, als jenen für den Malis arbeitet.

Und doch: er stellt zu wenige und die falschen Fragen, das macht seine Rolle ein wenig unglaubwürdig und den Zuschauer wie erwähnt wütend. Empfindet der das Nichtfragen doch als Langstrecken des Filmes, und da in all dem Umherstolpern über die Insel nie ein Spannungsgehalt aufgebaut wird, bleibt ein interessantes Rätsel in uninteressanter Atmosphäre. Das System, mit welchem man die Geschichte erzählt, lässt einen außerdem zu früh erahnen was das ganze soll. Mindestens 30 Minuten vor der aufklärenden Schlusspointe sollte beim Zuschauer der Groschen gefallen sein. Zu vieles deutete darauf hin, nur so machte das viele Schweigen und Hinhalten für den Geschichtenerzähler Sinn.

Das Finale mag hart wirken, wenn man sieht wie die Gemeinde auf die Pointe reagiert. Allerdings ist Malis ein Fremdkörper in ihrer Kultur, und ein ignoranter noch dazu. Die Sekte benötigt diesen Fremdkörper nicht, kann sich nicht mit ihm freuen und nicht mit ihm um sein Leiden trauern. Da kann man ihnen keinen Vorwurf draus machen, funktioniert unsere Kultur doch ebenso. Erst in ihrem Wohlstand, den sie nun über mehrere Generationen erreicht hat, beginnen wir langsam uns auch für das Schicksal unserer Opfer zu interessieren. Erst jetzt beginnen wir zu hinterfragen wie es den Näherinnen im Ausland geht, die uns die Discount-Hose näht. Die Inselgemeinde aus „Wicker Man“ ist noch gar nicht im Stande dies zu leisten, ist ihre Kultur in diesem Punkt doch nicht fortgeschritten genug.

Trügerisch könnte man meinen, sie sei es dafür in der Emanzipation, aber auch das ist nicht richtig. Der Mann ist auf der Insel nicht emanzipiert, er wird nur geduldet. Freiheit, Mündigkeit und Eigenständigkeit der freien Frauen dieser Glaubensgemeinde sind lediglich das Ergebnis von Ignoranz und Hass. Die Gründer dieser Kultur begingen die selben Fehler wie jene, von deren Würgegriff sie sich befreiten. Das täuscht Fortschritt vor, bringt einen jedoch viel mehr zu der Frage, ob solche Menschen überhaupt das Zeug haben für mündig erklärt zu werden. Glauben vor denken, der typische Zustand einer Sekte und Religion.

„Wicker Man“ will nicht funktionieren. Trotz mancher Tiefgründigkeit ist er kein intelligenter Film. Das zeigt bereits schon seine dick aufgetragene Symbolsetzung, welche die Inselgemeinschaft mit einem Bienenstaat gleichsetzt. Und wenn man glaubt es ist schon deutlich genug, dann darf noch das Wabenmuster auf den Feldern aus der Vogelperspektive hinzustoßen.

An Cage liegt das schlechte Ergebnis nicht. Der reißt sich für seine Rolle zwar kein Bein aus, aber er ist wegen seines treuen Dackelblickes prima besetzt, der ihn schon zur richtigen Wahl für „Stadt der Engel“ und „Peggy Sue hat geheiratet“ machte. „Wicker Man“ hätte ein interessanter Stoff werden können, aber tiefe Momente werden eher gestreift statt weiterverfolgt, und letztendlich war Regisseur Neil LaBute das Geheimnis der Gemeinde und damit die Pointe wesentlich wichtiger als der Weg dahin.

„Wicker Man“ besteht aus Hinhalten ohne Spannungsbogen gepaart mit dem Verhalten des Protagonisten, das Zorn im Zuschauer entstehen lässt, weil er einfach nicht genügend richtige Fragen stellt und zu spät auf den Tisch haut. Da nutzen auch so kleine Kniffe nichts mehr, den Zuschauer mit einem einleitenden Schicksalsschlag Malis ein wenig in die Irre zu führen. Selbst diese Anfangssituation hinterlässt den Eindruck, sie wäre im nachhinein doch nur dafür da gewesen, als Ausrede zu dienen, warum Malis so viel Freizeit besitzt um privat ermitteln zu können. Wer weiß, vielleicht ist das psychologische Verwirrspiel des Eingangsschicksals in Kombination mit Malis Ermittlungen auch nur das Ergebnis von Zufall und von der Regie nie so gewollt.  OFDb

17.11.2012

DAS VERMÄCHTNIS DER TEMPELRITTER (2004)

In der amerikanischen Verfassung soll sich ein Code befinden, der verrät wo die Gründungsväter eine Schatztruhe vergraben haben. Archäologe Gates ist dem Schatz auf der Spur. Aber auch finstere Bösewichter sind hinter der Truhe her...

Jäger des verlorenen Schatzes...
 
Jon Turteltaub zeigt was mit einem Hauch Realität und einer Menge Phantasie möglich ist. "Das Vermächtnis der Tempelritter" ist dank netter kleiner Rätsel kurzweilig erzählt, dem System eines Computerspiels a la "Tomb Raider" und "Resident Evil" somit nicht unähnlich. Dass das Ganze nicht ganz so abgedroschen wirkt und im Sumpf der Masse von Abenteuerfilmen nicht untergeht, liegt mitunter an zwei Dingen: das sind die liebenswürdigen Charaktere die von guten Schauspielern verkörpert werden (auch wenn es nach "Staatsfeind Nummer 1" etwas komisch war den Schauspieler des Bösewichts hier als braven Papa hier zu erleben) und an der wunderbaren Idee eine Schatzsuche nicht an exotischen Orten stattfinden zu lassen, sondern mitten in der Großstadt.

Dadurch wirkt der Film zwar manchmal mehr wie ein Action- als wie ein Abenteuerfilm, aber daran erkennt man auch die enge Verwandtschaft beider Genres. Leider lässt man dieses Grundkonzept im Finale fallen, um dort dann doch eine ungewohnte Kulisse präsentieren zu können, dadurch möglich, da sie sich unter der Stadt befindet. Das sorgt jedoch nicht für einen Abfall in Stil und Tempo, sondern zeigt nur die mangelnde Konsequenz sich von der Konkurrenz etwas distanzieren zu wollen.

Für Spannung ist dank der Verfolger gesorgt, das Verbünden der (halb) entführten Frau mit den Schatzsuchern ist für das flotte Tempo nicht so hinderlich wie es Vergleichsfilme gerne tun. Der Schluss ist zwar nicht wirklich gut zu nennen (in Anbetracht des Reichtums den der Schatz beherbergt sollte man meinen, dass die linken Nummern vieler Beteiligter und zukünftiger Schatz-in-Anspruchnehmer erst losgehen sollte), hält aber ein kleines Augenzwinkern parat was den Finderlohn betrifft.

"Das Vermächtnis der Tempelritter" ist kein nächster "Indiana Jones" geworden, aber er weiß seine Laufzeit lang zu unterhalten und einem eine Verschwörungstheorie schmackhaft zu machen, die durch tausende andere fast schon in Vergessenheit geraten ist. Etwas mehr Inhalt als die beiden "Tomb Raider"-Filme kann dieser Abenteuerfilm auch vorweisen und im Gegensatz zum etwas themenähnlichen "Die Goonies" bleibt nur zu sagen, dass der Tempelritter-Streifen zumindest kein Kinderfilm wurde. Er ist der richtige Mix die größeren Kleinen und die Großen gemeinsam zu unterhalten, ohne zu sehr auf die Wünsche der Erstgenannten einzugehen. Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Abenteuerfilmen (auch große wie die vier „Indiana Jones“-Teile) ist "Das Vermächtnis der Tempelritter" ein Paradebeispiel dafür, einen solchen Film auch mal ohne Fantasy-Elemente interessant und mystisch zu gestalten.  OFDb
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