Septime betreibt ein angesehenes Restaurant in Paris. Große
Persönlichkeiten sind keine Seltenheit als Gäste. Doch als eines Tages
ein Staatspräsident in seinem Restaurant spurlos verschwindet, hat
Septime allerhand Ärger am Hals. Er als Mitverdächtiger soll der Polizei
helfen die Entführer aufzuspüren. Erstaunlicherweise stellt sich der
verängstigte Septime bei dem Versuch seine Aufgabe zu erfüllen gar nicht
so dämlich an wie man meinen sollte...
Muskatnuss, Obstpyramiden und ein Radieschen... Noch immer erfreuen sich die Komödien des in den 80er Jahren verstorbenen französischen Komikers Louis de Funès großer Beliebtheit, bleiben sie zwar auf der einen Seite immer tief in ihrem jeweiligen Jahrzehnt stecken, bilden auf der anderen Seite aber ein eigenes Sub-Genre, einen ureigenen Stil, so wie dies zur selben Zeit beispielsweise auf andere Art auch bei den Komödien um Bud Spencer und Terence Hill der Fall war. Ich persönlich bevorzuge eher die Werke von Pierre Richard und schaue eher selten Louis de Funès bei seinem Herumgehampel zu. Aber ab und an kann auch ich nicht widerstehen, und als es kürzlich wieder so weit war, erwischte ich auch gleich einen recht sympathischen Streifen des grauhaarigen Franzosen.
Die Zeichen standen ohnehin gut um den Film, immerhin wurde ich durch die berühmte „Herr Müller“-Szene auf das Werk aufmerksam, ein Filmmoment der wohl konkurrenzlos bleiben dürfte. Wie üblich existieren in Deutschland verschiedene Titel zu ein und demselben Film. Der hier besprochene ist bekannt als „Scharfe Kurven für Madame“, „Louis, der Spaghetti-Koch“ (ein Zitat aus dem Film) und als besonders peinlich klingender „Oscar hat die Hosen voll“, der versucht im Titel eine Brücke zu schlagen, zu dem ein Jahr später gedrehten Erfolg „Oscar“, der in den 90er Jahren wiederum unerklärlicher Weise mit einem Sylvester Stallone in der Hauptrolle neu verfilmt wurde. Einen solch dämlichen Titel wie „Oscar hat die Hosen voll" hat „Le grand restaurant“ (Originaltitel), der jüngst 2011 in Frankreich ein Remake erfuhr, nicht verdient, es war aber jene Fassung, die ich gesichtet habe, und in dieser fiel mir auf, dass ausgerechnet die „Herr Müller“-Szene nicht so lustig ausfiel, wie im von mir zuvor gesichteten You Tube-Video, in welchem man Louis de Funès im Original deutsch sprechen hört.
Das ist für diese eine besondere Szene schade, aber nicht für den kompletten Film, der sich ansonsten recht angenehm schaut, u.a. deshalb, weil de Funès nicht so viel zappelt wie in den meisten seiner anderen Filme. Meist muss man hierfür auf frühere Schwarz/weiß-Werke zurückgreifen, diesmal hat es seine ruhigere Art auch einmal in die späten 60er Jahre hinein geschafft. „Oscar hat die Hosen voll“ bleibt selbstverständlich inhaltlich banal wie so ziemlich jede andere de Funès-Komödie („Brust oder Keule“ bietet da eine der wenigen Ausnahmen). Aber wie eben erwähnt ist ein lustiger Film mit eben dieser Besetzung in der Hauptrolle bereits ein Sub-Genre für sich, deswegen konnten solche Werke auch trotz mangelnder inhaltlicher Fülle und vorhersehbarer Geschichten so große Erfolge feiern.
„Oscar hat die Hosen voll“ vereint viele mehr oder weniger bekannte Gesichter, die in den 60er und 70er Jahren des öfteren in französischen Komödien aufgetaucht sind. Neben dem Star de Funès selbst dürfte in erster Linie der Schauspieler der Kommissaren-Rolle das bekannteste Gesicht sein, eines das ich persönlich seit meiner Erstsichtung von Pierre Richards „Der Zerstreute“ auch immer wieder gerne sichte. Der Mann hat tolle Momente, steht aber freilich im Schatten des Stars, so wie jeder andere Schauspieler dieses Films auch. Ihre kurzen Momente haben manch andere dennoch, beispielsweise der Kellner, der sich stets bei Septime mit Erfolg einschleimt, sowie dessen Gegenspieler, der seinen Kollegen stets dafür bestraft, dass er ihm in den Rücken fällt.
Dass es innerhalb der Geschichte keinen Romantikanteil gibt, ist man von Louis de Funès-Filmen gewohnt. Dass aber die wichtigste weibliche Rolle bis zum Schluss derart nebensächlich bleibt, ist schon etwas erstaunlich, verkörpert sie doch alles, was eine Partnerin an der Seite von James Bond in diesem Jahrzehnt ausgemacht hat. Da kommt es um so lustiger, dass die abenteuerlustige Pflichtbewusste letztendlich nur dafür da ist, um zu nerven, woraufhin sich Septime und der Kommissar gegen Ende darin einig sind, dass es sich hierbei um eine unsympathische Person handelt, um die sich gerne der jeweils andere kümmern kann. Provokanter kann man ein Heldenbild nicht umdrehen, eine Überraschung von welcher die eigentliche Geschichte ruhig mehr hätte vertragen können.
Denn nach einem lustigen Einstieg und einem amüsanten Mittelteil, krankt „Scharfe Kurven für Madame“ an zu viel Belanglosigkeit und Streckzeit im letzten Drittel. Der Fehler im Unterhaltungsbereich ist der selbe wie in den 80er Jahre-Komödien mit Dieter Hallervorden: man glaubte Action-Komik könne ebenso vergnüglich sein, wie der restliche Klamauk. Aber dies ist ein Irrtum! Wo sich die Albernheiten ansonsten meist an Situationskomik, Eigenarten und Klischees orientieren, bleibt Action-Komik meist gehaltlos und somit nur Klamauk. Geistloses Herumgealber kann auch vergnüglich sein, es erfüllt den Zuschauer aber nicht so wie der unterschätzte Klamauk, in welchem die Psychologie im Hintergrund eine wichtige Rolle spielt.
So schafft es der von Jacques Bernard inszenierte Film doch nicht über die durchschnittliche Unterhaltungslinie hinaus. Dennoch ist seine einzige Arbeit mit Komiker Louis de Funès einen Blick wert, allein wegen solch köstlicher Momente wie jene mit Herrn Müller oder jener, in welcher Septime, um seine Angestellten zu testen, als Gast verkleidet in seinem Restaurant ein einzelnes Radieschen bestellt. Die Qualität eines „Balduin der Geldschrankknacker“ oder „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“, der es sogar schaffte de Funès-Klamauk mit Tragikomik zu vereinen, erreicht „Oscar hat die Hosen voll“ jedoch nicht. Dennoch ist diese Komödie mehr als nur das Pflichtprogramm treuer de Funès-Fans. OFDb
So schafft es der von Jacques Bernard inszenierte Film doch nicht über die durchschnittliche Unterhaltungslinie hinaus. Dennoch ist seine einzige Arbeit mit Komiker Louis de Funès einen Blick wert, allein wegen solch köstlicher Momente wie jene mit Herrn Müller oder jener, in welcher Septime, um seine Angestellten zu testen, als Gast verkleidet in seinem Restaurant ein einzelnes Radieschen bestellt. Die Qualität eines „Balduin der Geldschrankknacker“ oder „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“, der es sogar schaffte de Funès-Klamauk mit Tragikomik zu vereinen, erreicht „Oscar hat die Hosen voll“ jedoch nicht. Dennoch ist diese Komödie mehr als nur das Pflichtprogramm treuer de Funès-Fans. OFDb
Die Rezension ist sehr gut gelungen. Nur ist Ihnen ein keiner Fehler unterlaufen. Es gibt von dem Film trotz verschiedener Alternativtitel nur eine einzige deutsche Synchronfassung. Der Ausschnitt der "Herr Müller"-Szene bei Youtube verfügt über die französische Originaltonspur in der De Funes an der Stelle Deutsch spricht.
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis! Wird korriegiert! :)
Löschen