lynx   »   [go: up one dir, main page]

Posts mit dem Label Maria Schell werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Maria Schell werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

19.07.2017

DER SCHINDERHANNES (1958)

Carl Zuckmayers Bühnenstück hatte mit „Schinderhannes“ aus dem Jahr 1957, „Johannes durch den Wald“ und zudem sogar gerade einmal ein Jahr nach Fertigstellung des Theaterstückes ebenfalls unter dem Titel „Schinderhannes“ erschienen bereits diverse Verfilmungen erhalten. Der mit Curd Jürgens und Siegfried Lowitz besetzte Film von Helmut Käutner ist heutzutage jedoch der bekannteste Vertreter von ihnen, und für diesen hat Carl Zuckmayer höchstpersönlich Veränderungen am Buch vorgenommen, sowie am Lied, welches auch bereits in der Theaterversion vorgetragen wird. Die Verwandtschaft zu "Robin Hood" ist unverkennbar, dennoch bildet „Der Schinderhannes“ nicht bloß ein blasses Abbild von diesem, was nicht nur an der herausragenden Leistung des wie immer genial agierenden Curd Jürgens liegt, sondern auch am Stück selbst, dessen erzählerische Stärke mich ohne jegliche Erwartungen an dieses Werk stark überraschte.

Für diese Verfilmung stand Käutner mit Blick auf die Ausstattung und die Anzahl der Statisten scheinbar reichlich finanzielle Unterstützung zur Verfügung, dennoch ist das Werk nicht pompös oder verschwenderisch wirkend ausgefallen. Ganz im Gegenteil guckt sich der 1958 fertiggestellte Film eher bescheiden, was zur Mentalität des Stoffes passt, ist der Schinderhannes doch ein Ehrenmann, dessen Taten einem Zweck unterliegen und nicht auf Hochmut und Eigensucht aufbauen. Zudem ist der Stoff wie sein Held selbst am Volk orientiert, strahlt „Duel in the Forest“ (Alternativtitel) doch eine leider längst verloren gegangene deutsche Kultur aus, atmet sie regelrecht, so dass es eine Wohltat ist dem Treiben der Mannen zuzusehen.

„Der Schinderhannes“ ist nah an seinen Protagonisten orientiert, und gerade die zentrale Figur des Johann Bückler wird uns derart intensiv nah gebracht, dass wir ihn selbst dann verstehen, wenn aus politischen Raubzügen eine Rebellion der Gegenwehr, das Entfachen eines Bürgerkrieges wird, so dass der Held ein Ehrenmann bleibt, einer der seinen Irrtum leider zu verspätet einsieht, und somit eine Figur im Zentrum steht, deren Vorgehen nicht verschönt wird, wie beispielsweise das Agieren des Kriegstreibers in „Braveheart“.

Was wie ein belustigender Abenteuerfilm beginnt, mündet Richtung Finale immer mehr in den Dramabereich. Trickreich verführt einen der Film aufgrund des lockeren Grundtones vergebens zur Hoffnung ein raffiniert eingefädeltes Handeln könne kurzfristig doch noch zu einem Happy End führen. Aber der Stoff bleibt konsequent, und der Zuschauer muss so tapfer sein wie das kürzlich zur Mutter gewordene Julchen. Wenn Hannes und seine Mannen auf dem Weg zur Hinrichtung stolz das Schinderhannes-Lied singen, widerfährt dem Zuschauer ein kurzer Moment des Stolzes und der Trauer, „Der Schinderhannes“ bleibt aber selbst in dieser Phase realistisch genug, stockt der Bande mit Blick auf die Guillotine dann schließlich doch noch der Atem, so dass der Gesang erstickt und verstummt.

Am Ende dieser wunderschön erzählten Rebellion, die einem die Wahrheit, dass die Mächtigen am Ende stets gewinnen, bitter serviert, werden wir aus dem Blickwinkel Julchens aus dem Stoff entlassen und müssen mit wehmütigem Blick zurück der Realität ins Auge sehen. In seinem konsequenten Blick auf die Macht der Herrschenden erinnert „Der Schinderhannes“ stark an den Rühmann-Film „Mein Schulfreund“, in dem ähnliches geäußert wird wie hier: vom Krieg und vom Frieden profitieren am Ende die selben Personen. Die Reichen bleiben reich, die Mächtigen bleiben mächtig, egal was sich politisch ändert. Es ist schön dass dieses poltitische Thema derart volksnah und menschenfreundlich mit Hang zur guten Stimmung erzählt wurde und nicht zu bitter moralisch oder aggressiv ausgefallen ist. Ich weiß jetzt schon, dass ich eines Tages wieder gerne zu diesem unterschätzten Stück Film greifen werde, um ihn mir ein weiteres Mal zu Gemüte zu führen.  OFDb

16.02.2014

SUPERMAN - DER FILM (1978)

Dem Erfolg von „Krieg der Sterne“ haben wir es zu verdanken, dass Stoffe, die in gebildeteren Zeiten gerne als zu trivial oder zu schundig betrachtet wurden, auch in Großproduktionen für den Kinomarkt fertiggestellt wurden. Superman erhebt sich aus den Schmuddelheftchen, lässt seine wackeligen TV-Auftritte hinter sich und erscheint in professioneller Umsetzung für jederman auf der Leinwand und nicht mehr einzig für Kinder und Freaks. Damit sich auch der letzte Zweifler davon überzeugt bekommt, dass „Superman“ großes Kino verspricht und nicht vergleichbar mit den B-Movies aus dem Autokino ist, hat man mit Marlon Brando und Gene Hackman zwei Schauspiel-Größen engagieren können, die bereits zu ihrer Zeit berühmte Namen waren.

Und so griff die typische Hollywood-Politik durch, in welcher der Prominente vor der eigentlichen Hauptrolle im Vorspann genannt wird, was selbst in der Fortsetzung so bleiben sollte, obwohl sich Christopher Reeve durch Teil 1 einen Namen gemacht hatte. Mit dem von Gene Hackman ließ der sich dennoch nicht vergleichen, und der spielt dort wie hier den Oberschurken und Erz-Gegner Supermans, Lex Luthor, und dies im hier besprochenen ersten Teil erst zum Ende hin mit Glatze, was eine Erwähnung wert ist bei all dem zur Zeit aktuellen Maulen, man könne in der jüngst bevorstehenden Superman-Verfilmung, in welcher ein Kampf gegen Batman bevorsteht, Wirrfrisur Jesse Eisenberg nicht als Lex Luthor dulden, ein Mann mit Talent, in einem Film von dem man jetzt schon weiß, dass der Verbrecher mit Glatze tätig sein wird. Der Fan-Pool gleicht gerne einem Kindergarten.

Aber wenn es schon passt sich wie ein Kleinkind zu benehmen, dann doch bezüglich einer Comicverfilmung über einen Mann, der alles kann und jedem hilft, egal ob er es verdient oder nicht. Lag die Political Correctness, nun wieder bezogen auf diese erste Kino-Adaption, im Bewustsein der Bevölkerung auch noch so fern, der stählerne Blitz verkörpert sie bereits zwei Jahrzehnte zuvor, mit all ihren Nachteilen, Fragwürdigkeiten und dem bitteren Nachgeschmack. Und doch glänzt er und ist zu Recht die Sympathiefigur des fertigen Streifens.

Dabei agiert Christopher Reeve in der Rolle des Superman noch am ernsthaftesten, dürfen doch alle weiteren geradezu klassischen Comic-Stereotype mit einer sympathisch albernen Spielfreude agieren, wie man es eben nur in einem Popkornfilm sehen will, oder wollte. Scheinbar ist die kindlische Spielerei im Bereich der Comicverfilmungen vorbei, so ernst wie heutige Produktionen umgesetzt werden. Die Stars 1978 verstanden noch das Spiel zwischen Ironie und stilvollem Herumalbern, während die Inszenierung ebenfalls auf Abstand geht, ihren Humor aber nie zum Klamauk verfeuert und den Film nie zur echten Komödie werden lässt.

Richard Donner taucht sein Werk in einen subtilen Ton und dafür ist man ihm nicht nur dankbar, letztendlich ist es das Erfolgsrezept für die Qualität dieses Streifens. Es ist die einzig konsequente Herangehensweise für einen Film mit solcher Geschichte. Zur offensichtlichen, unversteckten Komödie wird es immer nur dann, wenn auf der bösen Seite Otis tätig wird (Otisberg, welch wundervoller Witz, sich erst perfekt entfaltend durch das Spiel Hackmans) und auf der guten Seite Clark Cent, in der Reeve all das verkörpern darf, was er als Superman nicht kann.

„Superman - Der Film“ ist recht lang ausgefallen, da er sich jeder Phase seiner Geschichte intensiv widmet, mit einer Ruhe, wie sie für die 70er Jahre gerade zu typisch war. Es wird niemals langweilig und hektisch erst gegen Ende, wo uns nicht nur eine völlig idiotische Idee erwartet, über die man gnädig hinwegsehen muss, sondern der Pluspunkt sich allem mit genügend Zeit zu widmen erstmals gebrochen wird. Studioentscheidung? Ich weiß es nicht, aber nie war der Film stilistisch so schwach wie hier. Inhaltlich könnte man noch die kitschige Szene kritisieren, in welcher zu einem inneren Monolog Lanes Superman mit seiner Angebeteten durch die Luft fliegt. Aber es ist der Monolog der diesen Moment unangenehm erscheinen lässt, nicht die Laufzeit dieser Szene, die sich ebenso zum intensiven Beschäftigen verpflichtet, wie die anderen Aspekte der Geschichte, mögen sie nun Haupt- oder Teilaspekt sein.

Wenn die finale, von Lex Luthor heraufbeschworene, Katastrophe losgeht, auf die manch ungeduldiger Fan längst gewartet hat, darf man das Katastrophenszenario a la Popkornkino in seiner schönsten Pracht erleben. Nicht dass man die Miniaturbauten nicht als solche erkennen würde, aber hier wurde noch handgemacht getrickst. Das macht diese Momente unbezahlbar, gerade in Zeiten von Computertricks und dem unsinnigen Drang zum Perfektionismus. Wieso soll eine kindliche, wunderliche, geradezu naive Geschichte ausgerechnet im optischen Bereich Perfektionismus anstreben, wenn sie doch nur für den trivialen Verzehr gedacht ist, um das nie verschwundene Kind in uns zu sättigen? Meiner Meinung nach spiegelt die heutige Haltung von Publikum und Studio nur den Vorwurf wieder, den sich unsere moderne Gesellschaft immer wieder gefallen lassen muss: die Großen von heute werden einfach nicht erwachsen.

„Superman - Der Film“ ist ein zeitloser Spaß für Groß und Klein, der allen gezeigt hat wie ein Comicfilm im professionellem Gewand funktioniert und wie er auch für ein erwachsenes Publikum goutierbar gemacht wird. Dass er dies gerade mit dem in seinen Eigenschaften langweiligsten Superheld der Welt schafft, einem Held der einfach zu viel kann um interessant genug zu sein, zeigt umso mehr die Größe des fertigen Streifens, der einen auch heute noch rundum zu gefallen weiß.  OFDb
Лучший частный хостинг