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30.03.2025

Filmtagebuch - Zuletzt gesichtet (6)

Da mir zur Zeit die Motivation üblicher Besprechungen fehlt, möchte ich die letzten Sichtungen zumindest mal mit Kurzkommentaren versehen:

 

Monk - Staffel 7 (2008)

Es geht mit seichter Unterhaltung im klassischen Erzählmuster weiter, ganz ohne Experimente, eben so wie es der Freund der Reihe haben möchte. Qualitativ gibt es nach wie vor keinen Abstieg zu erkennen, auch wenn manche Ideen, wie Natalie zur populären Lotto-Fee zu machen, etwas arg über das Ziel hinausschießen. Eine Episode großteils im Doku-Stil umzusetzen, bietet wunderbar mediensatirische Möglichkeiten, und wenn der von Ängsten beherrschte Monk unfreiwillig mit einem U-Boot untergeht, bleibt kein Auge trocken. Bewegend ist eine Geschichte um einen Mutterersatz ausgefallen, sowie die letzte Episode, die sich wieder einmal Trudy zuwendet.  Wiki


Spiders - Ihr Biss ist der Tod (2023)

Effektiver Spinnen-Horror, der es mit der Evolution in solch kurz spielendem Zeitraum übertreiben mag, ansonsten aber gekonnt erzählt ist und mit dem Hauptspielort im Ghetto keine billigen Klischees abliefert. Auch schafft man es die Gefühlswelt der Figuren gekonnt einzufangen, ohne dass "Vermines" (Originaltitel) zum tatsächlichen Drama wird. Stattdessen ist er unglaublich spannend inszeniert, liefert manchen Schocker selbst dann, wenn man schon x Horrorfilme zu diesem Thema gesichtet hat und bremst sich in seiner packenden Umsetzung nie aus. Definitiv ein Tipp meinerseits!  OFDb


Knives Out - Mord ist Familiensache (2019)

Vom Spielort, Budget, sowie Genre und Mentalität an "Das krumme Haus" erinnernd, kommt der Star-besetzte Kriminalfilm zwar nie an dessen Genialität heran, bietet aber ebenso überdurchschnittliche Unterhaltung. Ein nicht uncleverer Plot, die Überraschung in die Umstände des "Mordes" früher eingeweiht zu sein, als man meinen sollte, und der Kniff dennoch oft mit Wendungen überrascht zu werden, sind wichtige Elemente, die inmitten eines augenzwinkernden Plots, voll von spielfreudigen Darstellern, zu überzeugen wissen und auf Comic-Art einen unausgesprochenen Gruß an Agatha Christie richten.  Wiki


The Taint (2010)

Eine witzige Idee in den Händen von Troma, da sind Geschmacklosigkeiten vorprogrammiert, und da habe ich diesbezüglich schon Schlechteres von diesem Ausnahmestudio gesichtet. Aber auch besseres, denn der vulgäre Humor weiß mal schön unter der Gürtellinie herrlich infantil zu funktionieren, und doch ist er zu extrem eingebaut und verwässert die guten Ideen um einen Plot, in welchen Männer durch verseuchtes Wasser zu Frauenhassern werden. Sämtliche Klischees rund um Frau, Mann, Vorurteilen und Film werden abgegrast, die episodische Erzählart mit Rückblicken erweise sich als kurzweilig, damit keine Figur zu sehr mit ihrer Monotonie nerven kann, aber wirklich geglückte Kost ist "The Taint" in meinen Augen nicht geworden.  OFDb


Cinderella - Abenteuer im Wilden Westen (2012)

Die Idee das klassische Märchen ins Western-Genre zu transferieren, um es damit zu entfremden und aufzupeppen, klingt so gewollt, wie das Ergebnis letztendlich auch ausgefallen ist. Aber hier nervt nicht nur ein lieblos gestalteter Plot, sondern auch unangenehm steif und unsentimental animierte Figuren, die den Billig-Look des Films, der sich zwischendurch zudem um nervige Actionsequenzen bemüht, immer im Bewusstsein des enttäuschten Zuschauers bleiben lässt. Warum Trickfilmfiguren zudem in ihren Rundungen und Ausbeulungen derart auf sexy getrimmt sein müssen, während alles andere klassisch bieder auf Kinderfilm-Niveau erzählt ist, muss ich auch nicht verstehen.  OFDb

18.02.2024

THE BARN PART 2 (2022)

Inhaltlich in den 90er Jahren angekommen, ist es egal dass die Fortsetzung des sympathischen "The Barn" kein 80er-Feeling mehr ausstrahlt. Auch dass er stattdessen nicht auf die B-Movies der 90er Jahre setzt, ist zu verzeihen (sollte er dies versucht haben, habe ich es nicht bemerkt). Leider will "The Barn Part II" aus ganz anderen Gründen nicht gefallen, welche, die man nicht vermuten würde, wenn man weiß dass Buch und Regie ebenfalls wieder von Justin M. Seaman stammen. Bei Teil 1 von einem Glückstreffer zu sprechen, würde ihm nicht gerecht werden, so bewusst, wie er seine Pluspunkte ausspielte. Dennoch jagt in der Fortsetzung bei gleichen Möglichkeiten und ähnlichem Rezept eine Fehlentscheidung die andere. Das beginnt mit den auferstehenden Kreaturen, die nun einige weitere Partner beschert bekommen haben, von denen aber keiner optisch überzeugt. Selbiges gilt leider auch für die Ur-Aggressoren des Vorgängers, die, warum auch immer, ein anderes Design beschert bekommen haben, von denen keines zu wirken weiß. Die Dämonen unterscheiden sich nun kaum noch von den Kostümen der Menschen, was aber nicht gekonnt vom Drehbuch genutzt wird. Dieses stellt Figuren stattdessen stets als beeindruckt dar, die bewundern wie viel besser die "Kostüme" der Bösewichter angeblich im Vergleich zum Rest aussehen würden. 

Zutreffend ist dies nur auf das augenzwinkernde Spiel der Zombieangestellten und der tatsächlich wiedererweckten Toten, die sind ein Augenschmaus. Aber auch sie bekommen den zu orientierungslos geratenen Streifen mit ihren willkürlich eingebrachten Auftritten nicht auf ein interessanteres Niveau gehoben, ebenso wenig wie die Hauptdarstellerin, die in Teil 1 die wichtigste weibliche Nebenrolle bekleiden durfte, und die hier erzählte Chose nicht gestemmt bekommt. Die baut erfreulicher Weise auf den Geschehnissen des Erstlings auf und orientiert sich bezüglich der Heldin nur auf das, was sie wissen kann, aber auch diese sympathische Eigenschaft verbessert nicht das Ergebnis eines Werkes, welches viel zu stark auf äußere Schauwerte, anstatt auf Stimmung setzt. Blutiger denn je, aber auch plumper getrickst, geht es zur Sache, wenn kaum ein Kopf heil bleibt während der blutigen Taten der Erweckten. Absichtlich trashige Schauwerte, inszeniert von den Studenten, überzeugen noch am ehesten. Die aufdringlichen Erotikmomente, so ironisch sie auch eingebracht sein mögen, wissen hingegen gar nicht zu wirken, sie zeigen worauf es Seaman diesmal ankam. Der will mehr Action, Blut und nackte Tatsachen denn je servieren, und das allein macht keinen guten Film, erst recht wenn die Kostüme und Spezialeffekte nicht überzeugen. 

Zwar beweist er sich noch immer als Kenner des Genres, wenn der Film auf "Freitag der 13. 2"-Art beginnt, und große, wie kleine Highlights des Genres in der Videothek zu erblicken sind, dennoch fühlt sich "The Barn Part 2" zu sehr wie ein Produkt an. Ich bin nicht mit ihm warm geworden. Und Auftritte von Veteranen des einst modernen Horrors, wie Linnea Quigley und Lloyd Kaufman, peppen das Ganze auch nicht wirklich auf. Die viel zu ausführlich ausgefallene Diskussion während einer Ratssitzung wirkt zudem, als wolle man ernsthaft über etwas debattieren, das im Original lediglich Spießersatire als Grundlage der Heldenmotivation sein sollte. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Fortsetzung da verkrampft anmutet, wo ihr Vorgänger locker leicht zu gefallen wusste.  OFDb

14.12.2019

TOXIC CRUSADERS (1991)

Mit "Atomic Hero" erschuf die Filmfirma Troma ihr Aushängeschild, den Toxic Avenger, und fand damit zugleich jenen Ton, für den sie für ein alternatives Publikum bekannt werden sollte. Geschmacklosigkeiten, gepaart mit Brutalitäten und aufgedrehten Humor, wurden ihr Markenzeichen, und bis zum Jahr 1989 schaffte es die alles startende Reihe auf drei Filme. Kennt man den Stil von Troma, darf man sich wundern, dass es 1991 zu einer Zeichentrickversion des Toxic Avengers kam, kam ein Produkt ihres Studios dem Stil eines Kinderprogramms doch so nah, wie ein Schokoriegel dem Diätplan eines Supermodels. Sicherlich waren die Filme Tromas angereichert mit infantilen Elementen, aber die waren eben für das Kind im Manne gedacht und nicht für tatsächliche Heranwachsende. Wer nun glaubt, die Zeichentrickserie "Toxic Crusaders" sei dementsprechend für das alte Zielpublikum gedacht und würde nur den Anschein einer Kindersendung machen, der irrt. Tatsächlich hat Troma 1991 mit dieser Serie und dem ihr anschließenden Werk "Toxic Crusaders - The Movie" ein Produkt für Kinder herausgebracht, nicht gerade für die Kleinsten geeignet, aber in etwa für das Alter 9 - 14. Für die Regie engagierte man Bill Hutten und Tony Love, die beide gemeinsam bereits an den TV-Projekten "Yogi auf Schatzsuche" und "James Bond Jr." beteiligt waren und dementsprechend Erfahrung mit an Bord bringen konnten.

Viel Geld hatte man nicht zur Verfügung, das zeigt der zaghafte Beginn (und das Ende) von gerade einmal 13 Folgen und der schlichte Animationsstil, der sich nicht unter dem Standard-Niveau von TV-Produktionen zur Zeit der Veröffentlichung befand, aber eben doch nur Routine bot. Auch der Ton ist typischer Standard dieser Zeit für dieses Publikum, z.B. verglichen mit "Street Sharks". Böse Gegner, harte, geistlose Methoden diese zu bekämpfen und monströse Gestalten treffen auf schlichte Plots, die zwischen Einfallslosigkeit und funktionierenden Witzigkeiten pendeln und gerne auch einmal die Metaebene durchbrechen. Ein Verstehen des Mediums Fernsehen wird dementsprechend vorausgesetzt. "Toxic Crusaders" trumpft in seinem simplen Format mit pubertären Running Gags und dem Verarschen typischer Gesellschaftsbilder, perfekt genormt auf das Zielpublikum und somit eigentlich auch nur dieses befriedigend. Als Erwachsener guckt man eher wohlwollend zu, wenn man mit dem Produkt sympathisieren kann. Wer sich an seine Kindheit erinnern kann und noch weiß, was er damals warum an einer Zeichentrickserie mochte, der kann auch ohne persönlichen frühjährigen Berührungspunkt mit "Toxic Crusaders" das Potential erkennen, welches er für diese Altersgruppe darstellt.

In der ersten Folge werden teilweise die Ideen des Originalfilms leicht variiert, da Zeit sparend, versimpelt und aufs Kinderpublikum angepasst, neu erzählt, so dass der junge Zuschauer erfährt wie aus Melvin Toxie wurde. Geschmacklosigkeiten auf Kinderniveau bleiben erhalten, zu grenzwertige Elemente werden ausgeblendet oder vereinfacht, so z.B. die Freundin des Helden, die nicht mehr komplett blind ist, sondern lediglich einen starken Sehfehler besitzt. Es dauert einige Folgen, bis die Truppe der "Toxic Crusaders" komplett ist, und neben anderen Mutanten wird zudem noch Toxies Mob vermenschlicht, der mit Eigenleben versehen Toxie stets als hilfreicher Partner zur Seite steht. Eine Art Wuscheltomate, die angelehnt an den Blob benannt wird, begleitet die Superhelden-Truppe, ohne zu helfen, vergleichbar mit den typischen Tier-Sidekicks aus Anime-Produktionen. Auf der Gegenseite weiß der außerirdische Anführer der Bösewichter in seiner penetranten Überheblichkeit zu gefallen, gerade in Kombination mit seiner rechten Hand, deren Running Gag es ist, immer genau jene Möglichkeiten durchkreuzter Pläne zu erwähnen, die auch wirklich eintreten werden. Damit wird die Chose theoretisch gesehen zwar vorhersehbar, aber da wir ohnehin nicht von pfiffigen Drehbüchern sprechen, bereichert dieses Spoilern, anstatt der Serie zu schaden. Kurzum funktioniert "The Toxic Crusaders" (Alternativtitel) genau für sein Zielpublikum, darüber hinaus jedoch nicht. Den Kids von gestern und heute sei der überhaupt nicht pädagogisch wertvolle Spaß jedoch gegönnt.  OFDb

29.09.2019

THE TOXIC AVENGER 2 (1989)

Man sollte meinen, dass die Fortsetzung eines schrägen Kultfilmes, dessen Gelingen eher dem Zufall anstatt echtem Können geschult ist, keine gute Idee darstellt, zumal auf dessen Stil aufbauende weitere Werke der Troma-Studios, bishin zu den aktuell produzierten, meist unangenehmer Natur sind. Das liegt daran die Übertreibung des Grundrezeptes noch um einige Grade mehr auf die Spitze zu treiben, so dass der Klamauk eine unerträgliche Form erhält, die selbst die Geister des ursprünglichen Zielpublikums scheidet. Glücklicher Weise schaut sich "The Toxic Avenger 2" noch so klassisch wie "The Toxic Avenger" und "Class of Nuke 'em High" und damit in der irren Tromawelt halbwegs bodenständig. Wer die Werke dieser Filme kennt, weiß was das heißt, so aufgedreht und unter der Gürtellinie wie hier Humor, Brutalitäten und Nacktheiten zelebriert werden. Für den Zuschauer von Ausnahmekost kann aber auch dieser Teil 2 aufgrund seiner Treffsicherheit funktionieren. Mir hat er sogar ein klein bisschen mehr gefallen als der Vorgänger, was mitunter daran liegt, dass die Schnitte nicht mehr so amateurhaft gesetzt sind und der rote Faden inmitten der noch immer vorhandenen Episodenhaftigkeit und Sprunghaftigkeit, in der es keine tatsächlichen Wichtigkeiten gibt, eine Spur dicker ausgefallen ist als zuvor.

Zudem trumpft die Fortsetzung mit tatsächlichen Aufnahmen in Japan, die dem Streifen ein angenehm frisches Flair bescheren. Wie kompatibel der Troma-Humor mit dem üblichen Japan-Klamauk ist, wird einem erst mit Sichten dieses Werkes bewusst. Und in Japan, wie in den USA, sind alle Beteiligten mit sichtbarer Spielfreude dabei, nichts von dem Präsentierten zu ernst nehmend, trotz aller Härte in Humor und Goreszenen eine gewisse Unschuld bewahrend und doch jenen Hauch professioneller herangehend, der "Atomic Hero 2" (Alternativtitel) ein gutes Stück aus dem Amateurfilm-Flair befreit, in welchen Teil 1 gefangen war. Schön dass auf dem Weg dorthin nicht die Seele des Stoffes verloren ging, die erneute Regiearbeit von Lloyd Kaufman und Michael Herz atmet die selbe gewollte Trash-Luft, den selben Mittelfinger, der sich gegen alles richtet was den USA und Hollywood heilig ist, und das Ganze schauspielerisch überraschend geglückter ausgefallen als es zunächst scheint, auch wenn man hierfür inmitten des ganzen Overactings genau hin gucken muss. Gerade in den Japanszenen fallen als gelungenes Bonuselement die improvisierten Szenen auf, in welchen nicht eingeweihte Passanten auf den Atomic Hero stoßen. Zudem überrascht der Japan-Part bei einem solch überdrehten Film mit versteckter Ehrverbeugung der japanischen Kultur, so liebevoll wie sie hier auf absurde Art einfühlsam und vielseitig eingefangen wird.

Aber auch die Szenen, die in Tromaville spielen, sind nicht von schlechten Eltern. Gerade der Einstieg, der uns endlose Kämpfe nach einem Terroranschlag auf ein Blindenheim präsentiert, ist eine Wucht an schrägen Einfällen, derart lang zelebriert, mit immer neu auftauchenden Gegnern, dass es verwundern darf, dass die ganze Chose so gut zu funktionieren weiß. Nie erhält diese lange Szene einen Einbruch, stets bleibt sie witzig und einfallsreich, wird immer dann grotesker, wenn man nicht mehr damit rechnet, und erleichtert einem somit den Einstieg in einen ungewöhnlichen Streifen. Einige Stellen des restlichen "The Atomic Hero Part II" (Alternativtitel) mögen im Gegensatz zu dieser Eingangssequenz manche Längen besitzen, sie sind jedoch nicht mehr so nervenstrapazierend wie im Vorgänger ausgefallen und blitzen nur recht kurz auf. Wie scheiß egal den Verantwortlichen des Streifens das tatsächliche Erzählen einer Geschichte ist, beweisen sie besonders auffällig gegen Ende, wenn sie das Finale gegen einen auf die Schnelle aus dem Nichts präsentierten Endgegner stattfinden lassen, wohingegen die eigentlichen Feinde, die Leiter des bösartigen Konzerns, nur am Rande Vergeltung erfahren. Allerdings kehren diese, oder zumindest der Konzern an sich, in der im selben Jahr entstandenen Fortsetzung "Toxie's letzte Schlacht" wieder auf. Ich bin schon gespannt ob auch dieser mit den ersten beiden Teilen mithalten kann.  OFDb

28.09.2019

THE TOXIC AVENGER (1984)

Die Firma Troma produzierte so allerhand kostengünstige Filme und landete u.a. mit dem früh erschienen Slasher "Muttertag" einen finanziell erfolgreichen Kino-Hit. Erst mit dem Überraschungserfolg "The Toxic Avenger" entdeckten sie jedoch den Kurs, den sie fortan beibehalten sollten und sie zu einer begehrten Quelle nimmersatter Spaß-Splatter-Fans werden ließ. Alberne Filme mit extremen Gewaltdarstellungen und jeder Menge Seitenhiebe gegen allem was Amerika heilig ist, war ab sofort das Rezept zukünftiger Produktionen, in Frühwerken wie "Class of Nuke 'em High" und dem hier besprochenen Werk jedoch noch nicht derart extrem zelebriert, wie in späteren Geschmacklosigkeiten, die leider häufig über das Ziel hinaus schießen. "Atomic Hero" (Alternativtitel), geschrieben und umgesetzt von Lloyd Kaufman und Michael Herz, sieht man an, dass man eigentlich gar nicht so genau wusste, was man da auf die Beine stellt. Orientierungslos gesetzte Schnitte, und eine Handlung, die in ihrer episodenhaften Art kaum einen roten Faden besitzt, lassen das Produkt mit einem kleinen Hauch Amateurfilm-Flair schauen, vergleichbar mit dem völlig anders gearteten "Die Supernasen". Und in beiden Fällen darf man nicht trotzdem, sondern genau deswegen, von einem sympathischen Ergebnis sprechen.

"The Toxic Avenger" hat trotz einiger Längen sein Herz am rechten Fleck und kann von einem alternativen Publikum trotz aller Fehler und Unzulänglichkeiten angenehm konsumiert werden. Nicht nur dass die derben Albernheiten häufig humoristisch ins Schwarze treffen und der Tritt gegen die politische Korrektheit noch zielgenau und gesellschaftskritisch angegangen wird, gerade die Orientierungslosigkeit, mit welcher sich "Atomic Hero - Das liebenswerte Monster" (Alternativtitel) von einem Moment und einer Geschmacklosigkeit zur nächsten hangelt, ist es, welche dem Werk den nötigen Charme beschert. Sie kleidet den ohnehin gegen den Strich geschriebenen Film unübersehbar so, wie er gemeint ist, immerhin ist er das Gegenstück der Großproduktionen Hollywoods, billig besetzt, all das zeigend, was man dort nicht zeigen darf, die Heuchelei der Großproduktionen hervorhebend und auch manch anderer Lüge des Systems den Mittelfinger zeigend. Verstecktes Niveau ist nicht auszumachen. Die Regisseure ergötzen sich am Vorführen von Brutalitäten, Nacktheiten und Freaks, hauen ihren Humor meist unter die Gürtellinie, schaffen es aber trotzdem dass eine gewisse Unschuld über dem Projekt schwebt, eben weil hier niemand, außer vielleicht die Verantwortlichen der Spezialeffekte, professionell vorgeht. Das Herzblut aller Beteiligten sieht man dem Streifen an, so begeistert wie hier alle vereint in die Kacke hauen und den Dreh scheinbar zur Party machten.

Die Deutschfassung macht dem Seherlebnis jedoch einen kleinen Strich durch die Rechnung, ist die Synchronisation doch ebenfalls kostengünstig ausgefallen, so wie bei fast jedem Tromafilm anbei bemerkt, und da meist der deutsche Untertitel fehlt, können lediglich Zuschauer mit guten Englischkenntnissen auf den stimmigeren Originalton zurückgreifen. Dort darf man dann auch sogleich bemerken, dass die Mimen weit professioneller sprechen, als man es bei ihrem restlichen Amateurschauspiel vermutet hätte, ein weiteres Beispiel dafür, dass jeder Beteiligte mit dem Herz am rechten Fleck dabei war. "Toxic" (Alternativtitel) ist ein derart aufgeblasenes Stück Albernheit und Provokation, dass man sich niemals ernsthaft über die Berge an Unlogiken oder die Geschmacklosigkeiten aufregen würde, die hier unübersehbar vorhanden sind, so bewusst wie "Health Club" (Alternativtitel) als Spaß daher kommt und jede Ehre und Würde der von Amerikanern verehrten Superhelden mit Genuss derbst aushebelt. Einziger tatsächlicher Schwachpunkt des Streifens ist eine elendig lang gezogene Liebesszene, in welcher der "Health Club Hero" (Alternativtitel) mit seiner blinden Freundin Sex hat, und in der Kaufman und Herz meinten uns den kompletten Hintergrundsong in Endlosschleife präsentieren zu müssen, obwohl der Humor dieser Szene nach etwa einer Minute, inklusive treffsicherem Zusatz-Gag, ausgereizt ist und dem Film keinen Mehrwert mehr beschert. Der Rest ist jedoch, trotz häufigere Längen, die das Gesamtergebnis etwas anstrengend gucken lassen, holprige Handarbeit der sympathischen Art, in einem Projekt welches weit mutiger angegangen wurde, als es heute scheint, nun wo derlei Produktionen zum Alltag im alternativen Filmbereich gehören.  OFDb

27.05.2018

ÜBERFALL IM WANDSCHRANK (1986)

Mancher Orts ist im Internet die Rede davon die berüchtigten Troma-Studios hätten "Überfall im Wandschrank" lediglich aufgekauft anstatt ihn selbst zu produzieren, im Vorspann ist Troma-Chef Lloyd Kaufman jedoch als Produzent erwähnt. Wurde dies erst nachträglich mit neuem Vorspann beigefügt? Ich weiß es nicht, aber was auch immer von beiden Möglichkeiten die Wahrheit ist, zur Entstehungszeit von "Monster in the Closet" (Originaltitel), dem selben Jahr in dem Troma mit "Class of Nuke 'em High" seinen zweiten Hit zwei Jahre nach "Atomic Hero" landete, war es noch möglich Horrorkomödien in den Händen besagten Studios entstehen zu lassen, in denen nicht jeder Gag mindestens drei Provokationen beinhalten musste und nicht auf Extremart jede Konvention Hollywoods verdreht und mit sexuellen und sadistischen Perversionen persifliert werden musste. Oft schießt man bei Komödien dieser Produktionsfirma übers Ziel hinaus, kleine Perlen wie "Terror Firmer" sind selten, nervige Events wie "Poultrygeist - Night of the Chicken Dead" sind der häufigere Fall, der mit großer Beliebtheit von der Fan-Anhängerschaft dieser Studios gefeiert wird.

Der unter dem Titel "Monster!" auf DVD erschienene Beitrag kommt wesentlich schlichter daher, geht mit seiner Thematik erfreulich albern um, überspannt jedoch niemals den Bogen. Stilistisch erinnert er ein wenig an eine Art humorreduzierten "Schlock - Das Bananenmonster" und "Angriff der Killertomaten", weit unaufgeregter erzählt als diese, aber doch immer angenehm semi-professionell wirkend mit leichtem Hang zum Amateurfilm-Touch. Der Anarcho-Stil dieser vergangenen 70er Jahre-Werke blitzt hier noch gelegentlich auf, auch weil sich "Überfall im Wandschrank" nie zu konzipiert und damit in irgendeiner Art kommerziell schaut. Letztendlich ist er ein Liebhaberstück für Freunde gepflegtem Nonsens, eine freiwillig komische Monstershow, die in etlichen Klischees badet, welche das Thema Monster zu bieten hat.

Freilich beginnt dies mit dem Auftauchen des Monsters in Wandschränken, eine von vielen klassischen Ängsten von Kindern während des Einschlafens. Aus Kinosicht sind augenzwinkernde Verweise auf "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Psycho" ebenso zu entdecken, wie aus diversen anderen Horrorklassikern. Der agierende Reporter darf in Anlehnung an "Superman" nicht nur Clark heißen, wenn auch mit Nach- anstatt mit Vornamen, er wirkt auch ebenso wie sein Superheldenvorbild ohne Brille weit mehr auf die Frauenwelt als mit Brille, hinterlässt gar eine hypnotische Wirkung bei der Love Interesst, und einem herrlich abgedrehten Zusatzwitz Richtung Finale sei Dank auch noch bei der zu bekämpfenden Kreatur selbst, die homosexuell geartet den Helden in seinen Händen tragend verschleppt, so wie wir es aus zig Klassikern mit Frauen in den Armen der Monster kennen, seine Eroberung nach San Francisco schleppend, der amerikanischen Schwulenhochburg.

Allein dieses Beispiel beweist den Hang gelegentlich auch grenzwertigen Humor einzubringen, findet mit Verzicht auf Provokation jedoch nicht so dick aufgetragen und weit stilvoller und subtiler statt, als bei Troma üblich. Fans der Studios werden mit "Überfall im Wandschrank" ohnehin nur etwas anzufangen wissen, wenn sie sich auch auf eine andere Art Horror-Komödie einstellen können. Zu lachen gibt es wahrlich genug, allein schon aufgrund der unaufdringlichen Seitenhiebe auf Klischees des Genres und dem ruhigen Umgang mit völlig meschuggenen Ideen. In der deutschen Synchronfassung setzt man gern noch den ein oder anderen Gag drauf, z.B. bei der Namensgebung des wie Albert Einstein aussehenden Doktors Pennyworth, der in der Deutschvertonung herrlich plump tatsächlich Einstein heißen darf.

Gespielt wird er vom Klopeks-Darsteller Henry Gibson, und dieser ist nicht der einzig Semi-Prominente der mit an Bord ist. Im charmant ausgefallenem Monsterkostüm steckt der viel zu früh verstorbene Kevin Peter Hall, der auch im Kostüm des Predators in den ersten beiden Filmen steckte und in jenem von Harry aus "Bigfoot und die Hendersons". In einer Gastrolle als aggressiver Blinder ist zudem noch Allesdreher John Carradine mit an Bord. Auch die weniger bekannten Mimen wissen ihren Job zu erfüllen, selbst dann wenn sie sichtlich keine wirklich talentierten Schauspieler sind. Allein dem ziemlich unbekannten Donald Grant bei seinem ironischen Spiel in der Hauptrolle zuzusehen, ist die halbe Miete von "Überfall im Wandschrank", der bei nicht all zu viel Erwartung wunderbar zu funktionieren weiß, vorausgesetzt man erwartet in einer Horror-Komödie mit dem dominanten Schwerpunkt Komödie weder ein Meer an Gags, noch all zu viel Anspruch.  OFDb

20.05.2017

ROCKY (1976)

Die Geschichte von „Rocky“ und Sylvester Stallone geht Hand in Hand parallel einher. Stallone wird zusammen mit Rocky zu einem Star, richtet sich mit etlichen Comebacks immer wieder auf und erlebt eine Karriere über viele Jahrzehnte hinweg. „Rocky“ erzählt die klassische Geschichte welche Amerikaner immer wieder gerne über ihr Land hören: dass hier aus einem Niemand ein Jemand werden kann, dass hier jeder eine Chance hat. Und die Parallelereignisse zwischen Stallone und seiner Figur Rocky zeigen, dass in der Ausnahme an diesem Hoffnungsschimmer vieler Armer etwas dran ist. John G. Avildsens Film ist gut erzählt, er hätte keine zusätzliche Hilfe nötig um zu gefallen. Und doch puscht es das Sichten von „Rocky“ ungemein, dass dies der Start der Karriere des Autors und Hauptdarstellers Stallone war, und egal wie tief man es schafft in den Film einzutauchen, ein Hauch Stallone schimmert immer wieder in der Figur Rocky durch, was ich keinesfalls als Nachteil empfinde.

Ich bin ohnehin emotional an die komplette Filmreihe gebunden, empfand Wehmut beim nostalgischen Spin-Off „Creed“ und weinte kleine Tränen im überraschend großartigen „Rocky 6“. Ich konnte über „Rocky 4“ aufgrund seiner lächerlichen Extreme herzhaft lachen, ich empfand die Geschichte von „Rocky 3“ trotz des peinlichen Aufhängers des Auges des Tigers als äußerst reizvollen Fortsetzungsgedanken und selbst mit dem oft gescholtenen „Rocky 5“ konnte ich trotz zu extremer Klischees etwas anfangen, imponierte mir doch der Mut einen Rocky-Film lediglich mit einem Straßenkampf, anstatt mit einem großen Boxkampf enden zu lassen.

Bei meiner erneuten Sichtung des Erstlings nach etlichen Jahren versuchte ich „Rocky“ einmal nicht in der üblichen Euphorie zu sichten, die er üblicher Weise in mir auslöst. Ich wollte mit meiner seit damals angewachsenen cineastischen Erfahrung einmal einen möglichst objektiven, ehrlichen Blick auf jenes Sport-Drama werfen, welches so viele Menschen verzaubert hat. Und ich war überrascht wie extrem nüchtern der Film eigentlich erzählt ist. Relativ frei von Theatralik zeigt uns der Film mit Rocky einen Menschen, der weder charakterliches Vorzeigeideal der Gattung Mensch ist, noch ein sonderlich aufregendes Leben vor seinem Boxkampf mit dem Champion führt.

Man darf es Stallone hoch anrechnen, dass sein Drehbuch sich trotzdem in der ersten Hälfte einzig Zeit für die Nichtigkeiten in Rockys Leben gönnt. Erst nach dieser beginnt der Film mit dem Training für den bevorstehenden Kampf. Die Verantwortlichen für die Umsetzung von „Rocky“ erkannten das Potential der Figuren. Ja, es war ein Werk über den amerikanischen Traum, aber eben weil der Film sich nicht ziemlich direkt dieser Thematik widmet, erkennt man, dass den Köpfen hinter dem Filmprojekt bewusst war, welch starke Charaktere die Geschichte ausmachten, Charaktere die nach außen so gar nicht stark wirken. Rocky ist ein Prolet, der zwar ordentlich kämpft, in seinem Beruf aber nie den großen Sprung geschafft hat. Sein Auftreten ist zwar freundlich aber ordinär, seine Wirkung auf den Zuschauer keinesfalls sympathisch, höchstens etwas bemitleidenswert.

Das Unauffällige, geradezu Alltägliche in den Figuren Adrian, Mickey und Co übt diese Faszination innerhalb einer nichtig wirkenden ersten Stunde aus. Und wenn der Film gelegentlich zu Apollo Creed schwenkt, so wird selbst dieser doch ebenfalls nicht als großer Ungewöhnlicher gezeigt, den er im Showgeschäft so gerne spielen mag. Diese Bodenständigkeit tut schließlich der zweiten Hälfte des Filmes gut, die immerhin gewagt die Geschichte von einem Nobody erzählt, der den Champion im Boxen gewaltig ins Schwanken bringt und alles andere als ein leichter Gegner für zwischendurch ist. Die Bodenständigkeit sorgt für die Glaubwürdigkeit in dieser Hälfte, die bei anderer Herangehensweise leicht hätte ins Wanken geraten können.

Man merkt dem Autor und dem Regisseur an, dass ihnen der Stoff wertvoll erschien. Er wird mit größtem Respekt vor der Geschichte und den Charakteren umgesetzt. Etwas überrascht war ich von den Trainingssequenzen, hatte ich doch nicht mehr in Erinnerung, dass wir lediglich Rocky bei seinen Vorbereitungen beiwohnen, Apollos Training wird nicht gezeigt. Der Boxkampf wird schließlich zum Highlight des Streifens, so wie es sein soll, so dass „Rocky“ auch in diesem Punkt klassisches amerikanisches Erfolgs-Kino ist. „Rocky“ ist 70er Jahre Kino, er darf trotz großer Kinoauswertung noch langsam und in stillen Tönen erzählt sein. Diesen Luxus gönnte man sich damals noch, und deshalb schaut sich der Streifen auch kaum wie Mainstream, der er seinerzeit eigentlich war.

Rückblickend würde man ihn inszenatorisch aufgrund seiner emotional zurückhaltenden, so gar nicht dramatisch gepuschten, Art dem Europakino zuordnen. Lediglich die erzählte Geschichte drückt ihm endgültig den Amerikastempel auf. Somit ist „Rocky“ selbst dann noch ein beeindruckender Ausnahmefilm, wenn man Stallones Erfolgsgeschichte, die Fortsetzungen des Streifens, oder den Verweis auf den amerikanischen Traum kurzfristig wegblendet. Avildsen hat mit seiner sensiblen, realitätsnahen Umsetzung der Filmwelt ein besonderes Werk beschert. Und mit „Karate Kid“ bewies er im darauffolgenden Jahrzehnt, dass er ein gutes Sportler-Drama selbst dann noch beherrscht, wenn Moral, Kitsch und übermäßige Klischees, kurzum die typischen 80er Jahre-Krankheiten, die dem Kino nachhaltig schaden sollten, mit ins Geschehen treten.  OFDb

28.01.2017

PULS (2016)

Was Stephen King eher in bemühter als in gelungener Form versucht, ist das zur Zeit allseits beliebte Zombie-Genre lediglich als Grundlage zu nutzen, um daraus etwas Eigenständiges zu zaubern. Sein etwas wirrer Mix aus „Die Nacht der lebenden Toten“, „The Signal“ und „Puppet Masters“, angereichert mit Ideen aus „Nightmare - Mörderische Träume“ und „The World's End“, ist nicht der große Wurf geworden, den manch einer sich eventuell erhofft hat. Für unterhaltsame 90 Minuten ist dennoch gesorgt, entdecken wir mit unseren Helden doch nicht nur die Welt nach einer schrecklichen Katastrophe, so wie es fast jeder Zombiefilm erzählt, durch den Wandel den die Kreaturen durchmachen bleiben wir auch immer neugierig was wohl als nächstes passiert.

Wirklich spannend ist „Puls“ nicht geraten, er guckt sich ein wenig zu steril, setzt zu sehr auf Bewährtes, fühlt sich nicht lebendig an. Weder John Cusack noch Samuel L. Jackson spielen in Hochform. „Puls“ ist zu statisch geraten, zu sehr auf das gesetzt was man Genre-bedingt im Kino nun einmal zu sehen bekommt. Aber der Drang Kings sich nicht auf einer Idee auszuruhen und immer Neues bieten zu wollen, eine Eigenschaft die einem gut erzählten Film geschadet hätte, wird hier zum Antriebsmotor, dass das Ganze trotzdem noch auf Routinebasis funktioniert.

Wie jeder Film ähnlicher Grundlage lässt sich das Geschehen als Sinnbild auf vielerlei Elemente in unserer Gesellschaft anwenden, durch den Auslöser mittels Funknetztelefonen mehr denn je. So richtig ehrlich will sich die Gesellschaftskritik in diesem Mainstream jedoch nicht anfühlen, zumal die Fantastik der Geschichte überwiegt, als dass man den Stoff all zu ernst nehmen könnte. Ein Verweis auf Kanada bleibt ein kleiner direkter Bezug auf das Denken Alternativer, gewaltigere Aspekte, wie das Mitläufertum durch die Beeinflussung medial eingebläuter Meinungen, sind in dieser Thematik im Kino nicht neu und werden im hier besprochenen Film nicht tief genug genutzt.

Letztendlich versucht King etwas, was jemand Anderem bereits mit „Pontypool“ gelungen ist: er möchte ein Zombieszenario mit einer wahnwitzigen Idee anreichern, um dem Ganzen neuen Zunder und Tiefsinn zu geben. Leider funktioniert „Puls“ nur als schlichter Film für zwischendurch, und dies auch nur wenn man großzügig über das zu bemühte Drehbuch hinwegsehen kann.  OFDb

21.01.2017

Gastkommentar: POULTRYGEIST - NIGHT OF THE CHICKEN DEAD (2006)


Autor: Frau Vulkan

Troma hat Tradition bei Trashfans. Ein Label, dessen Eigenproduktionen man dank Klassikern wie der „Toxic Avenger“-Reihe zumindest bei Underground-Fans nicht mehr vorstellen muss. Obwohl der Troma-Humor irgendwo ein sehr beständiger ist, der gnadenlos und ohne auf Political Correctness und Tabus zu achten, die amerikanische Gesellschaft parodiert, ist natürlich nicht jeder Film ein Schenkelklopfer sondersgleichen. Wenn Lloyd Kaufman also dem Titel nach eine „Poltergeist“ Persiflage in Kombination mit Geflügel („Poultry“) auf die Zuschauer loslässt, gelingt das, oder ist diese Idee doch schon zu albern?

Die Antwort ist, ich habe zum ersten Mal bei einem Tromafilm geweint. Vor lachen! Mit diesem Film sprengt Kaufman wirklich jede Grenze, die vorher noch vorhanden gewesen sein könnte. Die Fast-Food-Kette „American Chicken Bunker“ unter Leitung des Oberkapitalisten General Lee Roy (Robin Watkins) eröffnet eine neue Filiale, was natürlich nicht ohne lautstarken Protest der linksgrünen Tierschutzfraktion vonstatten geht. Der junge Arbie (Jason Yachanin) ist mit der Ökoaktivistin Wendy (Kate Graham) zunächst glücklich zusammen, zu seinem Pech zielen ihre Neigungen im Zuge des Protests allerdings plötzlich auf die lesbische Fraktion ab. Enttäuscht beschließt Arbie sich zu rächen indem er einen Job in Chicken Bunker annimmt und somit die Gegenseite unterstützt. Keiner konnte jedoch ahnen, daß das Restaurant auf einem alten Indianerfriedhof erbaut ist, und somit ein alter Fluch der Ureinwohner bald seine Wirkung zeigt...

...was absurd klingt, ist es auch. Und das mehr als es bei Troma sonst bereits sonst üblich war. Ein bunter Reigen, der nichts auslässt, weder filmisch, noch politisch, wird hier irgendwas oder irgendwer verschont. Nicht genug, dass hier Klischees von „Poltergeist“ bis „Exorzist“ durch den Kakao gezogen werden, auch beliebte 2000er Filme wie etwa „High School Musical“ bekommen ganz heißes Fett weg. Musikalisch wird hier von Folk (wenn Arbie und sein von Lloyd Kaufman gespielter Kollege in Chicken Bunker-Militäruniform tanzen, dann kommt einem das wie ein Neofolk-Konzert auf ganz viel LSD vor.) bis zu modernem Pop alles geboten, und dies nichtmal schlecht gespielt oder gesungen, aber natürlich mit Texten und Mimiken, die jeder Ernsthaftigkeit entbehren. Nicht genug des ganzen, kann sich hier keine politische Seite ducken, Kaufman trifft vom erzkonservativem Patrioten, über Rednecks, über linke Ökohippies bis hin zum arabischen Gotteskrieger einfach jeden mindestens einmal richtig hart, und am Ende lacht nur die Anarchie. Damit das ganze nicht zu liebenswürdig abgedreht wirkt, gibt es natürlich Szenen, die schon schmerzhaft unter die Gürtellinie treffen und jedem Rest guten Geschmacks völlig entbehren. Dazu muss man hier einen Hang haben - wer bei „Toxic Avenger“ schon nicht völlig begeistert war, packt hier frühzeitig ein und schaltet ab. Was von manchen sicher als flach empfunden wird, muss aber genauso sein. Der „Horror“ bei „Poultrygeist“ kommt nicht zu kurz, kann aber natürlich trotz guter handgemachter Effekte zu keiner Sekunde ernst genommen werden. Es spratzt und splattert gerade beim apokalyptischen Endkampf von Mensch gegen diabolisches Huhn an allen Ecken und Enden, Freunde solcher Szenen sei auf jeden Fall eine ungeschnittene Fassung ans Herz gelegt.

Final bleibt zu sagen, dass „Poultrygeist“ ein einzigartig unartiges Satire-Comedy-Splatter-Musical ist, und somit Geschmackssache. Ich lache nach der 10. Sichtung immer noch - manch anderer vielleicht nicht einmal. Dieses Review hilft hoffentlich dabei zu entscheiden ob man einen Blick riskieren sollte oder nicht.
 
Autor: Frau Vulkan  OFDb

POULTRYGEIST - NIGHT OF THE CHICKEN DEAD (2006)

Als ich mich immer mehr von „Poultrygeist“ genervt fühlte, fragte ich mich kurzfristig, ob ich zu alt für diese Art Film geworden bin. Hatte ich mich derart verändert, dass mich solch ein hemmungsloses Herumgealber nicht mehr reizt? Oder lag es an Troma, von dessen extremeren Klamaukfilmen ich schon immer genervt wurde? Letzteres haut schon eher hin, obwohl ich mich noch vor Jahren von „Terror Firmer“ bestens unterhalten fühlte und ich darauf schwören würde, dass mir der Film auch heute noch gefallen würde. Aber es stimmt, es liegt an der Filmfirma Troma, deren Betreiber leider nicht wissen was ihre besseren Werke ausmacht. Aber das war eigentlich schon immer so, sank doch z.B. die Qualität des herrlich absurden „Class of Nuke ‘em High“ zum nervig albernen „Class of Nuke ‘em High 2“ rapide. Allerdings konnte ich den noch mit viel Geduld und gelegentlichem Lächeln zu Ende sichten, während ich „Night of the Chicken Dead“, wie der hier besprochene Streifen sympathisch mit Beititel heißt, irgendwann den Rücken kehren musste. Ich war einfach zu genervt.

Anhand der englischsprachigen Gesangsszenen merkte ich aber auch, dass am nervigen Ergebnis stark die Deutschvertonung mit Schuld war, war diese zwar nicht so penetrant ausgefallen wie im völlig unterirdischen „Isle of the Damned“, aber trotzdem wesentlich verblödeter gesprochen als das in diesem Punkt zum Szenario passendere Original. Doch den Verantwortlichen der Synchronisation allein die Schuld am üblen Ergebnis des so faszinierend lustig klingenden „Poultrygeist“ zu geben, wäre ein Fehler, begeht doch Troma-Chef Lloyd Kaufman, der für den hier besprochenen Beitrag seiner Filmfirma höchstpersönlich Platz auf dem Regiestuhl genommen hat, viele eigene, womit sich das Ergebnis von der Klasse gute Troma-Stoffe distanziert.

Provo-Komik ist einfach kein funktionierendes Anti-Hollywood mehr, wenn es so stillos zelebriert wird wie im unter Cineasten gar nicht mal so unbeliebten „Poultrygeist - Attack of the Chicken Zombies“ (Alternativtitel), erntet man doch eigentlich keine Provokation mehr mit sicher gesetzten Sexwitzchen, selbst dann wenn sie ins Extremste überspannt werden. Hollywood hat sich Dank „Scary Movie“ und „American Pie“ vom biederen Grundton der zuvor herrschte erholt. Da gibt es nur dann noch etwas abzugrasen, wenn man so verspielt daher kommt wie ein Seth Rogen-Film a la „Shopping Center King“. Was ein entblösster Pillermann dort für viel mehr Gelächter sorgt, als all die Bemühungen Tromas in „Poultrygeist“ die Grenzen bereits eingerissener Grenzen des schlechten Geschmacks noch weiter einzureißen, beweist dass auch zu scheinbar geistlosem Herumgeblödel und zur Provokation ein unauffällig mitschwingendes Niveau herrschen muss, welches weder Tunnelblick-Kultivierte, noch Mitläufer des schlechten Geschmacks bemerken, solange sie nicht mit vorurteilsfreiem, mitdenkendem Geist solche Filme verfolgen und vergleichen.

„Poultrygeist" besitzt abgesehen von seiner Grundidee her wenig gute Ideen. Die meisten habe ich im Meer an ungourtierbaren Stumpfsinn längst wieder vergessen, aber eine davon ist auf jeden Fall jene den Film in Musicalform umzusetzen, wobei man jedoch erwähnen sollte, dass „Poultrygeist“ nicht das erste Zombie-Musical ist. Der Amateurfilmer Mark Pirro ging dieser Idee bereits 1991 mit „Nudist Colony of the Dead“ nach, und dessen Werk gefällt mir auch gleich wesentlich besser als der viel zu gewollte Troma-Beitrag, eben weil Pirro übertreibt ohne zu dick aufzutragen. „Poultrygeist“ hat in der Gesamtzahl die besseren Lieder auf Lager, neben den tollen handgemachten Effekten der einzig wahre Trumpf des Streifens, und doch kommt keiner der Songs an die Komik des Inky Dinky Morning-Liedes heran, welches Brady-fröhliche Katholiken vor der Zombieattacke im Vergleichsfilm beim Camping singen.

Klar, Freunde von „Chillerama“ und Co werden auch hier glücklich werden, aber ich persönlich kann mit dieser Extemkomik frei von ansprechenden Rahmenbedingungen, wie sie beispielsweise die kaputten Splatterfilme aus Japan bieten, nichts anfangen. Und mit den Anfängen von Troma hat dies in der hier vorgeführten Extreme auch nichts mehr zu tun. Das hier Gezeigte ist nur noch Herumalbern zum Selbstzweck, frei jedwedem kritischen Blick auf den Mainstream oder anderweitiger Modeerscheinungen. „Poultrygeist“ ist nicht mehr verspielt und experimentell, wie frühe Vertreter besagter Filmfirma, sondern setzt ausgeruht sicher auf den Geschmack des selbst herangezüchteten Publikums, dass selbst dann über rülpsende und Durchfall kackende Fettsäcke lacht, wenn dies in keinem Bezug zu einem satirischen Hintergedanken steht. Auf die Art wie hier entstanden, besteht vom Humorgehalt her kein Unterschied mehr zu solchem Schund wie „Ghost Movie“ und „Supernatural Activity“. Troma ist mit seinen noch immer absurd wirkenden Filmen längst alternativer Mainstream für Menschen geworden, die unbedingt anders sein wollen als die Masse.  OFDb

24.10.2015

KILLER QUEEN (1986)

Troma, bei dieser Filmfirma denkt man automatisch an solch schräge Werke wie die „Atomic Hero“-Reihe oder die Abenteuer rund um die „Class of Nuke ‘em High“, also einfach an Werke die mit dem völlig abgedrehten „Terror Firmer“ wohl die reinste Form eines Troma-Films erhalten haben. Neben diesen und diversen fremdeingekauften Filmen produzierte Lloyd Kaufman aber auch manch konventionell umgesetzten Horrorfilm, und zu diesen gehört auch „Killer Queen“, den man in Deutschland auch als „Das Horror-Lyzeum“ kennt.

Großer Beliebtheit erfreut der sich nicht, wahrscheinlich weil Troma-Freunde eben mit einer anderen Art Film rechnen, dabei ist dieser kleine Beitrag eigentlich eine recht nette Angelegenheit, zumindest für Freunde des 80er Jahre-Videotheken-Horrors, die auch in solchen Phasen Spaß haben, wenn rein Horror-technisch mal nichts passiert. Denn nach einem starken Einstieg mit einem herrlich widerlich zurechtgemachten Geist (optisch bereits der Höhepunkt allem Gezeigten im kompletten Film) dauert es sehr lange bis wieder gespukt wird.

Obwohl die Charaktere oberflächlich bleiben und das Treiben im Haus bis zum Spukbeginn nicht wirklich ereignisreich zu nennen ist, sympathisiere ich mit dieser Phase des Filmes. Genau sagen warum kann ich nicht, aber mir gefiel die aufgebaute Atmosphäre, die zwar hin und wieder etwas bedrohliches hatte, meist aber nur angenehm anzusehen den Alltag der Gruppe Frauen zeigt, in einer Bravheit und (logischer Weise) mit dem 80er Jahre Zeitgeist versehen, dass mir einfach gefiel was ich da Simples sah. Menschen interagieren miteinander, bewältigen zusammen eine Aufgabe, blödeln herum, haben aber auch Respekt voreinander. Diese Grundstimmung gefiel mir, so dass ich mit dem Film schon aus mir unbekannten Gründen zufrieden war, noch bevor der Horror endgültig Einzug halten durfte.

Ist es endlich einmal soweit, glaubt man eher einen Slasher über einen irren Killer zu sichten als einen Spukfilm, so wie die Morde inszeniert sind. Da gibt es keinen Zusammenhang, da geht es nicht um etwas nachvollziehbares, um ein System, da toben sich die Spezialeffekt-Leute einfach mal so aus wie es ihnen gerade gefällt. Ein Auto (über)fährt von alleine, eine Zombie-arige Monsterhand greift im Garten nach einem der jungen Dinger, ein Kopf wird gespalten und einige andere Dinge geschehen auf ähnlich brutale Art. Hintergrund der ganzen Sache bleibt aber tatsächlich der Spuk.

Schade dass uns Regisseur Finnegan nicht mehr die herrlich eklige Kreatur vom Anfang des Filmes zeigt, die in ihrer Wirkung irgendwo zwischen monströs ekelig und charmantes Muppet-Flair anzusiedeln war. Man wird zwar mit den Morden bei Laune gehalten und gegen Ende überrascht wenn eine Körperübernahme zu einem unerwarteten Schluss führt, das alles wäre jedoch schöner anzusehen gewesen mit besagtem Schreckgespenst zu Beginn. Da das ganze aber vor solch stimmungsvoller Kulisse stattfindet, angereichert mit einem abwechslungsreichem Inventar, welches einen des öfteren zum Hingucken verleitet, braucht man gar nicht zu streng mit dem Ergebnis zu sein.

Mir hat das muntere Treiben des Filmes Spaß gemacht, auch wenn hier hinten und vorne die übernatürlichen Geschehnisse so gar keinen Sinn ergeben und sich manches Ereignis nicht in die Gesamtstory einfügen lässt. Als kleiner Horrorfilm für zwischendurch geht „Death Legacy“ (Alternativtitel), der im Original eigentlich „Girls School Screamers“ heißt, aber durchaus in Ordnung, zumindest für die Art Horror-Fan, die ihr Lieblings-Genre ohnehin stets mit einem Augenzwinkern verfolgt.  OFDb
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