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28.10.2023

EXORZIST 2 - DER KETZER (1977)

Durch den Erfolg von Friedkins lobenswerten "Der Exorzist" bekamen die großen Studios Mut mehr Geld in das Genre Horror zu stecken und verkauften auch schrägere Ideen als seriöse Produktionen. Dem gewagten und relativ leicht unsinnigen "Die Wiege des Bösen" folgte Jahre später der völlig überzogene "Der Manitou". Und auch "Der Exorzist 2" (Alternativtitel) kommt als direkter Erbe des großartigen Vorgängers viel zu unsinnig daher, als dass man ihn als mutiges Experiment bezeichnen könnte, dem man sich frei von Vorurteilen öffnen sollte. Es erscheint mir ziemlich respektlos, einen derartig geistigen Dünnschiss auf jenem Film aufzubauen, dem man kurzfristig die Rehabilitation des Horrorgenres verdankte. Aufgrund des großen Erfolges von Teil 1 tummelt sich dementsprechend mehr Prominenz an Bord, als für eine derartige Geschichte im Kino der 70er Jahre üblich war. Linda Blair, Richard Burton, Louise Fletcher, Max von Sydow, James Earl Jones, Ned Beatty, sie alle sind mit an Bord, Friedkin und Platty, der Schöpfer der ursprünglichen Geschichte, kehrten freilich nicht zurück, dürften sie doch wohl kaum etwas von der hier erzählten Geschichte gehalten haben.

Dass wir es hier lediglich mit einem (anderen) Dämon, anstatt mit dem Teufel höchstpersönlich, zu tun haben, macht bereits deutlich, dass wir keiner aufregenderen Geschichte beiwohnen dürfen. Um eine solche ist man freilich bei höherem Budget dennoch bemüht und verpulvert das Geld u.a. in unnötig aufgeblähte Spezialeffekte, die sich meist mit dem biblischen Thema des Heuschreckenschwarms auseinandersetzen, manches Mal aber auch Verwendung darin finden mit beliebten Bildern des Vorgängers visuell Kontakt zu den aktuellen Geschehnissen aufzubauen, denn man will schließlich nicht nur im Titel von der Prominenz des Originals profitieren. Der Zuschauer soll in einen ihm bekannten, wohlwollenden Zustand versetzt werden, ein sich zu Hause Fühlen kommt trotz der Wiederkehr etlicher Figuren, Bilder und dem Filmtitel trotzdem nicht auf. Zu übel sind die experimentellen Elemente, die uns als so rational wie möglich dargeboten werden. So erlaubt sich "Exorcist 2 - The Heretic" (Originaltitel) z.B. einen groben Mix aus Wissenschaft und Esoterik, wenn es um die völlig unsinnige, neumodische Hypnosemaschine geht, die völlig ernst genommen ins Zentrum der Geschehnisse des ersten Drittels gerückt wird (womit ein höfliches Ignorieren ausgeschlossen wird). 

Auch die spät erwähnte Züchtung einer veränderten Heuschrecke und deren komplette Thematik, sowie jene rund um ihre Gattung, sowohl als Gleichnis zu den Vorfällen, als auch als Konsequenz daraus, überfordern die Großzügigkeit des Publikums, einen derart unsinnigen Plot nach einem solch bodenständigen Teil 1 zu akzeptieren, bei weitem. Wenn nun noch zusätzlich unverzeihlicher Blödsinn nebenbei integriert wird, wie mein folgendes Beispiel, dann kann man "Exorzist II" (Alternativtitel) einfach nicht mehr ernst nehmen: ein Mann und eine Frau befinden sich in einem Keller, ein Karton fängt Feuer, ohne dass dieses sich weiter ausbreitet. Während der Mann den Karton aus dem Kellerraum in den Flur zieht, läuft die Frau hysterisch rufend besagten Gang herunter, und schreit sie würde schnell die Feuerwehr rufen. Ein Telefon befindet sich am Ende des Gangs. Sie alarmiert die Feuerwehr, geht das kurze Stück wieder zurück, schnappt sich auf dem Weg von der Wand einen Feuerlöscher, und der brennende Karton wird gelöscht. Zusätzlich zu dieser Ansammlung an Idiotien in nur wenigen Sekunden Handlung, gesellt sich die Anschlussszene dazu, in welcher die Feuerwehr vor dem Gebäude gerade groß in Aktion ist, und den Helfern in Rot gedankt wird etliche Leben mit ihrer Ankunft gerettet zu haben. 

Aua! Das tut weh! Und das wurde von keinem während der Produktion (spätestens beim Zusammenschnitt) als völlig idiotisch bemerkt? Am Budget kann das optische Kleinhalten einer Dramaturgie, die in Worten derart aufgebauscht wird, wohl kaum gelegen haben, so sehr wie man ansonsten Geld verprasst, ohne dem Werk einen tatsächlichen Mehrwert zu bescheren. Zwar ist auch "Exorist 2 - Der Ketzer" darum bemüht möglichst seriöses Kino abzuliefern, beispielsweise wenn etliche Orte rund um den Globus aufgesucht werden, um Respekt vor Kulturen und Vielschichtigkeit ins Geschehen integrieren zu können, letztendlich wirken diese Versuche aber eher bemüht darin, die Chose lang zu strecken, bis tatsächlich konsequent etwas in der Geschichte geschehen darf, die zwar lobenswerter Weise das Original nicht plump kopiert, in ihren neuen Gedankengängen aber nur die Intelligenz des Zuschauers beleidigt, anstatt ihm einen würdevollen Anschlussstoff zu servieren. Das ewige Herumreisen des Mannes, der pseudo-dramatisch umgesetzt droht vom Gottesglauben in eine Verehrung des Dämons überzugehen, bereichert den Plot kaum und bremst ihn stattdessen immer wieder aus, während der blödsinnige Esoterik-Mumpitz zumindest versuchte Tempo und Schauwerte in die dünne Handlung zu integrieren. 

Und dass wer anders zur Bedrohung wird, obwohl das Drehbuch stets darum bemüht ist jemanden vordergründig, mit dem Holzhammer präsentiert, als Gefahr für die mittlerweile jugendliche Regan und ihrem Anhang vorzugaukeln, interessiert auch nicht wirklich und wird dem Zuschauer kurz vor der Auflösung dieser Täuschung ohnehin schon bewusst. Den Spannungsbogen weiß dieses verfrühte Eingeweihtsein so wenig anzufeuern, wie jeglicher andere Versuch im Gesamtwerk Spannung zu erzeugen auch. "Der Exorzist 2" ist eine Enttäuschung, zu professionell inszeniert um Spaß mit ihm als unterhaltsamen Trash zu haben, zu missglückt um ihm seine Fehler zu verzeihen, auch wenn es billige Horrorwerke gibt, die man trotz größerer, offensichtlicher Schwächen dennoch konsumiert und mag. Es braucht weder verwundern, dass nach Filmen wie diesem, der Ruf des Horrorfilms allmählich wieder so stiefmütterlich wurde, wie er zuvor war und wie seit dem immer wieder mit diesem wundervollen, vielschichtigen Genre umgegangen wird, noch überrascht es, dass "Der Exorzist 3", an den man sich erst 13 Jahre später heranwagte, die Geschehnisse von Teil 2, soweit ich informiert bin, komplett ignoriert. Was solle man auf diesem Müll auch aufbauen? Sicherlich nur weit größeren Unsinn!  Wiki

21.10.2023

GRIZZLY 2 - REVENGE (2020)

Warum die Dreharbeiten von "Grizzly 2" 1983 begannen, der Film aber erst 2020 vollendet wurde, erklärt die ungewöhnliche Produktionsgeschichte des Streifens, die man sich im Netz oder im Beilagenheft des Mediabooks unbedingt einmal durchlesen sollte, ist sie doch weit interessanter ausgefallen, als der Film selbst. Während "Grizzly" tatsächlich ein angenehmer Vertreter der 70er Jahre Tierhorror-Welle ist, zeigen die Darstellerkunst und die eingefangenen Bilder bereits, dass "Grizzly 2 - Predator" (Alternativtitel) auch unter glücklicheren Bedingungen nicht viel besser ausgefallen wäre, als das klägliche Stück zusammengeflickter Film, der er nun als nicht komplett abgedrehtes Werk geworden ist. Das späte Erscheinen ermöglichte es den jetzigen Rechteinhabern zumindest Charlie Sheen und George Clooney an die erste Stelle des Vorspanns zu setzen, welche die ersten fünf Minuten des Streifens nicht überleben werden. Mit denen geworben, wird "Grizzly 2 - Revenge" mehr Aufmerksamkeit zuteil, als er eigentlich verdient hätte. Der Bär kommt aufgrund dessen, dass er erst später eingefügt werden sollte, es dann aber zu plötzlichem Geldmangel kam, kaum vor. Ein Konzert diente nicht nur zur Auffüllung der leeren Kasse, sondern auch als penetrantes Füllmaterial zur zweiten Hälfte, so dass die Alternativtitel "Grizzly 2 - The Concert" und "Predator - The Concert" am passendsten zu nennen sind. Alles ist derart billig, schnell und lieblos eingefangen, dass man sich wundern darf, dass ohnehin noch wer "bemüht" war, für eine Veröffentlichung, bzw. eine Vollendung des unfertigen Produkts, zu sorgen. Die Anführungsstriche verraten es bereits, bemüht trifft es nicht wirklich. Da wurden lediglich, in völlig anderer Bildqualität, im Nachhinein Tiersequenzen aus der Natur eingefügt, die tatsächlich recht gut eingefangen sind, und deswegen nicht nur von der technischen Qualität her nicht zum Rotz des restlichen Streifens passen. Dann wurde noch schnell einen Vor- und Abspann kreiert, und fertig ist der Film, der nicht fertig war und es immer noch nicht ist, bei so vielen Anschlusslücken und so wenig sichtbaren Tierattacken.  Wiki

05.07.2020

DER FEUERTEUFEL (1984)

"Der Feuerteufel" gehörte in der ersten, längeren Phase der Stephen King-Verfilmungen zu den weniger beliebten Beiträgen, ist er doch nicht so dynamisch ausgefallen, wie die meisten anderen Buchumsetzungen des beliebten Horror-Autors. Ganz im Gegenteil kommt der Streifen zunächst etwas zäh erzählt daher und verwendet Rückblicke, wo eine zeitlich klassisch angeordnete Vorgeschichte die bessere Wahl gewesen wäre. Der Film wirkt in seiner zu monotonen und dramaturgisch unterkühlten Art etwas zu hölzern inszeniert. David Keith, der wie ein magerer Kurt Russell-Abklatsch aussieht, wirkt in seinem passablen Spiel zu bemüht und versteift. Und die kleine Drew Barrymore ist eher niedlich, als dass sie schauspielerisch beeindrucken würde. Beide spielen gerade so, dass es dem Film nicht vollends schadet, zumindest passt diese Routine zur durchschnittlichem Umsetzung von "Die Klasse von 1984"-Regisseur Mark L. Lester. Da sich der Grundton des Streifens jedoch eher dem trockenen 70er Jahre-Stil, anstatt dem poppigen 80er Jahre-Stil, zuwendet, ist er zumindest in einem erwachsenen und bedrohlichen Ton erzählt, was das theoretisch etwas arg plumpe Geschehen reifer wirken lässt, als es tatsächlich ist.

Deutlich besser wird "Firestarter" (Originaltitel) zur zweiten Hälfte, wenn die Geschichte durch die Gefangennahme beider und den Experimenten, die an ihnen durchgeführt werden, interessanter wird. Je mehr es Richtung Finale geht, desto mehr bekommen die Verantwortlichen der Spezialeffekte zu tun. Und glücklicher Weise geht diese Entwicklung Hand in Hand mit einem Szenario, für das man sich endlich wirklich interessiert. In der letzten halben Stunde wird "Der Feuerteufel", der 2002 eine Fortsetzung beschert bekommen hat, dramatischer, bösartiger, spannender und wuchtiger. Vielleicht ist die Schluss-Sequenz vor dem Abspann etwas zu optimistisch ausgefallen, andererseits hatte man damals ein anderes Verhältnis zu dem dort eingebundenen Medium. Und für das älterer Farmer-Paar, das sich immer schon eine Tochter wünschte, freut man sich, umgeht der Regisseur, der für seinen harten und direkten Ton bekannt ist, doch glücklicher Weise hierbei so gut wie möglich den Kitschbereich. Ein Action-reiches Finale, das an Sehwert nichts zu wünschen übrig lässt, lässt einen ohnehin milder mit diesem Schluss umgehen. Auch der Mangel an psychologischem Einfühlungsvermögen, der im kompletten Drehbuch spürbar ist, hilft dabei den Schluss nicht all zu kritisch zu sehen. Dass der Stoff eine deutliche Nähe zu "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" aufweist, gerade gegen Ende, kann man wohl eher der Buchvorlage vorwerfen, anstatt dem Film. Aber es ist verständlich, dass man nach Jahren des großen Erfolges von Brian De Palma an diesen anschließen wollte.  OFDb

21.04.2018

SHADOWZONE (1990)

Wo Charles Band drauf steht, ist auch Charles Band drin. Der Billigproduzent mit Hang zum charmanten Schrottergebnis finanziert unermüdlich in jeglichem Jahrzehnt seines Lebens Werke des phantastischen Films zu verschiedensten Themen, und zu Beginn seiner interessantesten Schaffenszeit, den 90er Jahren, entstand auch "Shadowzone", dessen Geschichte nicht ohne Reiz ist und von wem Professionelleres sicherlich richtig interessant umgesetzt worden wäre, wohingegen der Stoff unter Bands Fuchtel freilich nur an der Oberfläche des Möglichen kratzt, jedoch nicht gänzlich ohne zu unterhalten. Unter der Regie J.S. Cardones, der uns später noch "Zombies" mit der damals noch sehr jungen Chloë Grace Moretz und "The Forsaken - Die Nacht ist gierig" bescheren sollte, ist ein Routineprodukt entstanden, welches man sich als Freund des unbedeutenden Horrorfilmes für zwischendurch mal geben kann, oder auch nicht. Verpassen tut man nichts, all zu unterhaltsam ist der Streifen auch nicht ausgefallen, eine schlechtere Art seine Freizeit zu gestalten gibt es aber allemal. 

Das ist nun einmal das faszinierende an einem Charles Band-Film für Freunde dessen Werke. Selbst dann wenn ein Film dieses Vielfilmers nicht wirklich zu überzeugen weiß, weiß sein Produkt in der Regel trotzdem noch einen gewissen Charme zu versprühen, so auch im hier besprochenen "Shadowzone", der interessanter beginnt als er schlussendlich tatsächlich geworden ist. Die Darsteller überzeugen von Anfang an nicht. Hier könnte einem Louise Fletcher leid tun, die als einzige talentierte Person mit an Bord ist. Aber die zeigt zum einen nicht was sie kann und passt sich somit dem Niveau ihrer angeblichen Berufskollegen an, und zudem scheint sie sich zu amüsieren, zumindest hatte ich den Eindruck, dass es während des Drehs recht lustig abgelaufen sein könnte. Nun ist das freilich nur Spekulation, also wenden wir uns den Fakten zu.

Unübersehbar wird hier zum gefühlten tausendsten Mal bei "Alien" geklaut, wenn man durch karge Gänge tigern muss, um einer fremden Kreatur zu entkommen, die dem Menschen überlegen ist. Da wird zwar (nicht zum ersten Mal) das Raumschiff gegen ein unterirdisches Labor ausgetauscht, und die Kreatur ist intelligenter als der Mensch, aber zu übersehen ist die Parallele zu Ridley Scotts berühmten Science Fiction-Klassiker trotzdem nicht. Auch dann nicht, wenn der Autor plötzlich das Ruder herum wirft und aus der Kreatur wen Hilfesuchendes werden lässt, der lediglich zurück in seine Dimension möchte. Nun wird aus dem Monster nicht urplötzlich ein E.T., die Kreatur stellt ihre Forderungen nicht als freundliche Bitte in den Raum und unsere Helden sind am überlegen, ob das Wesen tatsächlich heim möchte, oder ob es sich nur um einen Trick handelt um die letzten Überlebenden ebenfalls töten zu können, aber letztendlich greift hier die Idee eines "Gefahr aus dem Weltall", dass das Wesen Hilfe benötigt, auch wenn es sich trotzdem nicht um eine freundliche Spezies handelt. Dass dieser Umstand so gar nicht zu den mörderischen Geschehnissen zuvor passt, interessiert in einem Billigfilm wie diesem freilich gar nicht. Vielleicht musste sich das Wesen auch erst mörderisch austoben, um schließlich herauszufinden, dass es sich hier nicht wohlfühlt und heim möchte, wer weiß.

Überforderte Darsteller, ein herrlich plumpes, aber doch recht sympathisches Monsterkostüm, das ominöse Schlaflabor mit den menschlichen Versuchstieren im künstlichen Tiefschlaf, so einige Aspekte wissen an "Shadowzone" zu gefallen, welcher recht stimmig, wenn auch simpel, beginnt, mit dem Erscheinen der Kreatur jedoch den Umbruch von einer neugierig machenden Geschichte zum eher öden typischen Einerlei eines "Hilfe, das Monster jagt uns durch unterirdische Gänge"-Standard-Horrorgeschehens erhält und damit zum austauschbaren, nicht wirklich unterhaltsamen Horrorbeitrag unter vielen wird. Typischer Nonsens, wie das sich künstlich anfühlende Verlieben in eine ewig schlafende Hübsche, verleihen dem Werk eine zusätzliche Note sympathischen Unsinns, oder fragwürdiger Weltsicht, je nachdem wie streng ideologisch und humorlos man die Tatsache betrachten möchte, dass zumindest die attraktive Blondine unbedingt gerettet werden muss. Somit wirft "Shadowzone" auch in seiner uninteressanteren Phase zumindest dem Dauergast von Bands Werken noch sympathische Häppchen zu, so dass dieser ohne einzuschlafen das Ende des Streifens erreichen kann. Ob selbiges auch für Leute zutrifft, die mit dieser Art Film ohnehin nichts anzufangen wissen, sei einmal dahingestellt.  OFDb

09.04.2017

EISKALTE ENGEL (1999)

Hinter der hochgestilten, mit Schönlingen besetzten, poppig umgesetzten Fassade von „Eiskalte Engel“ verbirgt sich eine von etlichen Verfilmungen des Briefromans „Gefährliche Liebschaften“, transferiert vom 18. Jahrhundert in die Gegenwart und aufbereitet für ein jugendliches Publikum. Das Ergebnis kann sich unerwarteter Weise sehen lassen, stört der Overstyle in Maske, Bild und Besetzung doch nicht nur nicht, er wird gar zum Pluspunkt des Filmes, eine Eigenschaft die nur selten vorkommt. Sie funktioniert deswegen so gut, da auch der komplette Inszenierungsstil sich daran orientiert, was im seinerzeit gerade aktuell aufkommendem cineastischen Glanzbild der späten 90er Jahre wahrlich zu erstrahlen weiß.

Sympathische Jungstars, gepfefferte Dialoge und trotz des eigentlichen Drama-Genres allerhand vorhandene Lacher bieten einen flotten Sehspaß, der nicht nur zur kleinen Unterhaltung für zwischendurch wird, sondern aufgrund seiner gekonnten Aufbereitung zu einem großen Stück Genre-Kino seiner Zeit, welches eben doch nicht nur Jugendliche begeistert. „Eiskalte Engel“, der auf DVD noch zwei Fortsetzungen in anderer Besetzung erhalten hat, ist keine Modeerscheinung, die nur wenige Jahre nach ihrer Veröffentlichung verblasst ist und heute von alten Fans mit Retrocharme beliebäugelt wird, er weiß gestern wie heute zu überzeugen, relativ zeitlos in Szene gesetzt und mit einem abwechslungsreichen Soundtrack veredelt, der die ganze Sache schmackhaft abrundet.

Ryan Phillippe mag neben den anderen Jungmimen schauspielerisch hinterher hinken, zu seinem Glück ist er jedoch für die Rolle des Sebastian perfekt besetzt, und die hilfreiche Unterstützung der Verantwortlichen für sein Kostüm und seine Frisur, um schauspielerische Unzulänglichkeiten zu kaschieren, ist auch nicht von schlechten Eltern. Sarah Michelle Gellar konnte sich seinerzeit von ihrem „Buffy“-Image frei spielen und geizt nicht mit erotischer Aura. Selten war ein Zungenkuss zwischen zwei Frauen so erotisch und sensibel zugleich eingefangen, wie jener den Gellar mit Selma Blair austauscht, die wohl den besten und pointensichersten Nebenpart verkörpert, so wunderbar tappsig wie sie die naive Ahnungslose verkörpert.

Aber auch Reese Witherspoon braucht sich nicht zu verstecken, darf sie hier noch weit vor ihrem Abrutschen in die Hollywood-Arroganz natürlich und unverfangen spielen, halt ebenso wie sie im selben Jahr von „Cruel Intentions“ (Originaltitel) auch in „Election“ agieren durfte. Dort den Bösewicht spielend, hier den guten Part, hat sie beide Rollen gut im Griff und kann im hier besprochenen Werk die Sympathie des Zuschauers schnell auf ihre Seite ziehen. Es ist das Kunststück des Drehbuchs, dass man trotz aller böser Taten dem geläuterten Sebastian wünscht, dass er am Ende der Geschichte versöhnt in ihren Armen landet. Hierfür musste allerdings auch eine bereits gedrehte Szene entwendet werden, mit welcher das Ganze nicht so gut funktioniert hätte wie schließlich doch noch in der Endfassung.

„Seduction Games“ (Alternativtitel), oder aber auch „Sexual Provocation“, wie er andernorts genannt wird, ist somit kein zu belächelndes, oberflächliches Modeprodukt seiner Zeit, wie man voreilig vermuten könnte, sondern ist, ganz im Gegenteil, ein hochgradig hübsch anzuschauender Mix aus schwarzer Komik und Dramatik, zwar gerne mal ins Theatralische abrutschend, aber das lässt sich aufgrund der Klassik der Vorlage und der Zeit in welcher die Geschichte ursprünglich spielt auch nicht komplett verhindern. Interessanter Weise wissen diese Ausrutscher ausnahmsweise ebenso zu gefallen, wie der übertrieben geschönte Stil des Streifens, wahrscheinlich auch gerade aufgrund des Zusammenspiels mit diesem. So oder so eignet sich „Eiskalte Engel“ zum Immerwiedergucken. Ich kann nicht mehr zählen wie oft er schon in meinem Player gelandet ist.  OFDb

31.10.2012

PROJEKT BRAINSTORM (1983)

Wissenschaftler Brace entdeckt mit Kollegin Reynolds, wie man die komplette Wahrnehmung eines Menschen während einer Tat abspeichern kann, so dass wer anders sie abrufen und miterleben kann. Leider mischt nach Vollendung das Militär mit, und Brace hat nicht mehr viel zu melden. Als Reynolds stirbt, zeichnet sie ihre Begegnung mit dem Tod auf, um es Brace zu hinterlassen. Dem wird das Band jedoch verweigert, da es zu gefährlich sei. Der hintergangene Brace muss sich etwas einfallen lassen, um an die Aufzeichnung zu kommen...

Der aufgezeichnete Tod...
 
Bild, Ton und Bewegung abzuspeichern zählt heutzutage zum Alltag, mehr noch als zur Entstehungszeit von „Projekt Brainstorm“, zu einer Zeit als noch nicht jeder Haushalt eine Videokamera besaß, geschweige denn ein mobiles Telefon, das ebenso dazu in der Lage war die Dienste besagter Kamera zu übernehmen.

Der Schritt Gerüche, Gefühle, Geschmack und alles andere aufzuzeichnen, was man während einer Tat wahrnimmt, ist bis heute nicht gegeben und noch immer ein interessantes Gedankenspiel. Somit wirkt „Projekt Brainstorm“ mit seiner Grundidee bis heute nicht veraltet. Selbst der Ursprungs-Zweck für die Unterhaltungsindustrie spielt in seiner Geschichte bereits eine große Rolle, waren es doch erste Heimcomputer und Walkmans, die zur Entstehungszeit des Films in der Realität für selbiges standen.

Während viele Erfindungen für den Alltag von heute aus der Forschung für Militär und Raumfahrt stammen, geht „Projekt Brainstorm“ den umgekehrten Weg, den des Verrats. Brace ist ein naiver Wissenschaftler, der eine Einmischung des Militärs nie zu ernst nahm und einen großen Einfluss ihrerseits für unmöglich hielt. Lächelnd spielt er die frühen Vermutungen seiner Kollegin Reynolds runter, um im Laufe der Geschichte zu erfahren, dass es besser gewesen wäre, sie auch in diesem Punkt ernst zu nehmen.

Das mag wahrlich naiv für einen Wissenschaftler, einen Mann des Geistes und der Forschung, klingen. Aber wir haben hier Douglas Trumbull auf dem Regiestuhl sitzen, jenem Mann der 1972 mit „Lautlos im Weltraum“ einen kleinen Klassiker kreierte, der noch bis heute zu den Geheimtipps des Science Fiction-Genres zählt. Dieses Debüt war ein sehr emotionaler Film, „Projekt Brainstorm“ war nach 9 Jahren der erste Film Trumbulls nach „Lautlos im Weltraum“, und so bestand sein Hauptaugenmerk schon wieder auf dem emotionalen Bereich, wenn auch diesmal gemixt mit dem Abenteuer Forschung.

Ein Subplot macht aus dem denkenden Brace einen emotional abgelenkten Mann, der ständig zwischen seiner Rolle als Wissenschaftler und Privatmensch hin und her hüpft, wünscht er sich doch heimlich die Wiederzusammenkunft mit seiner Ex-Frau, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist.

Trumbull orientiert sich im Erzählstil stark an seinen kleinen Erfolg, so dass auch dieser Film in aller Ruhe Schritt für Schritt erzählt wird. Jedoch hat man bei „Projekt Brainstorm“ dadurch das Gefühl, dass eigentlich recht wenig erzählt wird. Lange Zeit begleitet man die Forschung, ohne dass man daran derart intensiv teilnimmt, wie an einem „Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All“ beispielsweise. Dementsprechend kann das fröhliche Forschen einen nur bedingt mitreißen.

Mit Blick von heute weiß auch der Militär-Aspekt nicht mehr so emotional zu wirken wie vielleicht damals, rechnet man doch ohnehin von Anfang an mit ihm, weil es zu einer solchen Geschichte einfach dazugehört. Zwei Jahre später war man bereits so weit, im Familienfilm „Nummer 5 lebt“ den Prozess bevor das Militär sich einmischte, nur noch kurz nebenbei zu erwähnen. Die militärische Bedrohung an einer wissenschaftlichen Neuentdeckung ist einfach ein interessantes Thema, das sich sowohl zum Denkanstoß, als auch zum reißerischen Zweck eines Trivialwerks eignet. Trumbull packt diesen Bereich erst spät an und zelebriert ihn mit Augen von heute zu lang und ereignislos.

Dennoch guckt sich der Film eben wegen seiner ruhigen Inszenierung sehr angenehm, weiß man doch einfach, dass so etwas heutzutage nicht mehr gedreht wird, und freut man sich deswegen doch um jeden Science Fiction dieser Art, den man noch nicht kennt.

Leider verkommt der Film mit seiner sehr interessanten Idee den Sterbeprozess und dem was danach passiert aufzuzeichnen zu sehr zum Esoterik-Effekt-Movie, und so selten ich mich mit veralteten Effekten und überholter Visualisierung schwer tue, dieser Bereich ist nun ein Manko des Streifens, der seinem Unterhaltungswert nach all den eher verzeihlichen Schwachpunkten schadet. Trumbull zeigt uns im Finale seine Vision vom Jenseits, und diese Bilder lassen einen kalt, sie berühren einen nicht emotional. Einzig die Neugierde wird geweckt, welche Auswirkungen das Abspielen dieser Aufnahmen wohl auf die Rolle des Christopher Walken hat.

Steckte „Lautlos im Weltraum“ noch voller Gesellschaftskritik, die wegen ihrer naiven Art nicht komplett ernst zu nehmen beim Zuschauer ankam, so entdeckt man in „Projekt Brainstorm“ nur noch jene Kritik, die mit der Geschichte ohnehin zwanghaft einhergeht. Trumbull konzentriert sich so auf seine ruhige Erzählweise und die Optik des Films, dass er für dieses Thema betrachtet und auf seine Entstehungszeit gesehen inhaltlich erstaunlich wenig Tiefe einbaut.

„Projekt Brainstorm“ war sein zweiter und letzter Film. Warum dem so ist, weiß ich nicht. Mag sein, dass er für sein zweites Werk damals einiges an Kritik einstecken musste. Mag sein, dass er weitere neun Jahre später in der Kinowelt keinen Platz mehr für Filme seiner Art sah. Ein großer Verlust ist das Fehlen einer Fortsetzung seiner Regiearbeit sicher nicht. Aber letztendlich sind ihm zwei Werke geglückt, die deutlich seine Handschrift tragen. Der eine ist was besser ausgefallen als der andere, was zweiten im Gegensatz zu ersterem nicht zu einer Empfehlung macht. Aber nett anzuschauen sind beide Science Fiction-Beiträge. Schade dass „Projekt Brainstorm“ ausgerechnet im letzten Viertel so deutlich nachlässt, grade dann, wenn jene Thematik vertieft wird, die am meisten Interesse weckte.  OFDb
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