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06.03.2024

DER RUF DER BLONDEN GÖTTIN (1977)

Jess Franco verfilmte seinen eigenen Film "Die nackten Augen der Nacht" von 1972 noch einmal neu und verfrachtete das dünne Szenario von dort nach Haiti, um das Ganze mit einer Voodoo-Thematik zu mixen. Da wer fremd bestimmt handelt, liegt diese Verlagerung sogar recht nah. Und fragte ich mich im Original noch, ob eine der beiden Neuverfilmungen des Stoffes den Fehler fast nur Rumgefummel zu zeigen und das Bewusstwerden dessen was passiert über die verzerrte Wahrnehmung der Protagonistin stattfinden zu lassen, anstatt lieblos über Szenen aus dem Blickwinkel Dritter, so muss man bei Verfilmung 2 sagen, dass wieder die selben Fehler begangen wurden. Wäre mir beim Sichten von "Voodoo Passion" (Alternativtitel) bewusst gewesen, es mit besagter Neuverfilmung zu tun zu haben, wäre ich vorgewarnt an den Film herangegangen, so aber wurde ich mehr oder weniger von der plumpen Art des Ganzen überrumpelt - zumindest halbwegs, denn wer den Namen Jess Franco kennt, weiß dass die Wahrscheinlichkeit, einen öden, lieblos heruntergedrehten Streifen zu erwischen, nicht sehr gering ist. Aber dass der für seine Improvisationen bekannte Regisseur und Autor es erneut nicht schaffte, seine häufige Stärke, das Anwenden einer psychedelischen, traumartig entrückten Atmosphäre, zu integrieren, innerhalb eines Aufhängers der dafür ideal gewesen wäre, ist die Ernüchterung des Streifens schlechthin. 

Abgesehen von der blonden Göttin hat er mir auch in seiner Besetzung nicht sonderlich gefallen. Zumindest das nackte Rumgetanze dieser ist nett anzuschauen, wird aber so übertrieben in die Länge gezogen, wie jegliche Beischlafsequenz und anderweitige Nackedeiszenen allgemein. Die entrückte Realität, dass es hier für alle Menschen, auch außerhalb des Glaubens im Traum zu agieren, völlig normal ist ständig nackt zu sein, auch Fremden gegenüber, fasziniert nicht lang, besitzt aber kurzfristig dennoch einen gewissen Reiz, sowohl in der Illusion, als auch in den Erwartungen und Bereitschaften am Set betreffend. Aber auch Schmuddelfilmliebhaber werden mit dem lieblosen Rumgefummel und den eher peinlichen lesbischen Annäherungsversuchen der angeblichen Schwester des Ehemannes, wenig anfangen können. Da nutzt auch nicht das häufige Herumräkeln im theoretisch optisch reizvollen Spiegelzimmer. Franco fängt nicht einmal zufällig etwas Einfallsreiches ein. Ein Soundtrackmix aus nervigem Bongogetrommel, sich völlig unpassend sanft anfühlenden Panflötenklängen und der vereinzelten Einsatz psychedelischer Musik (mal an passender Stelle, mal völlig wahllos eingesetzt), sorgt zumindest für etwas unfreiwillige Belustigung, ebenso wie mancher Dialog und manch völlig von der Realität entzerrte Szene. Gerettet bekommt der Trashgehalt das einschläfernde und völlig langweilig ausgefallene Stück Film jedoch nicht, das ebenso wie die erste Verfilmung erst in den letzten 15 Minuten so etwas wie eine Handlung, sowie Erklärungen erhält, während der Rest eigentlich nur das Anstarren von nackter Haut für den Zuschauer beinhaltet. 

Der zu kurz kommende Plot ist eine Art Krimihandlung, man könnte ihn auch einen Thriller ohne Spannungsgehalt nennen, und ein Hauch Horrorgehalt, wie in einem ganz sanften Grusel-Krimi ist auch noch enthalten, jedoch nicht in einer Dosis, die das Genre Horror für das Gesamtwerk rechtfertigen würde. "Porno Shock" (Alternativtitel) ist so lieblos und langweilig ausgefallen wie das Original, krankt an den selben Fehlern und holt so gar nichts aus dem neu hinzugezogenen Voodooaspekt heraus.  OFDb

25.11.2018

EXORCISM (1974)

Der von Jess Franco 1974 fertiggestellte "Exorcism" existiert mittlerweile in den unterschiedlichsten Fassungen. Neben einer stärker erotisch betonten Version und einer Thrillerversion gibt es die 100minütige (fast) Ur-Version, die ich zu sehen bekam, und um deren Veröffentlichung Jess Franco viele Jahre später kämpfen musste, da er scheinbar nicht die Rechte besaß. Einige derbere Momente, wie die Ausweidung eines der weiblichen Opfer, soll erst später nachgedreht worden sein, ansonsten entspricht die Fassung, die hier besprochen wird, scheinbar der Vision ihres Schöpfers. Und wer diesen Vieldreher kennt, der weiß dass das nicht zwingend etwas Gutes bedeuten muss.

Der Schmuddelfilm beginnt recht stimmig, indem er von schöner Musik untermalt in Francos typischem, nicht authentisch ausschauendem Stil ein bizarres sadomasochistisches Ritual präsentiert, welches für Nichtkenner der Geschichte zu einem überraschenden Schluss führt, welcher die Erzählung in jene Richtung schuppst, in die sie sich zukünftig auch weiter begeben wird. Sensationsgeile Vorführungen für lüsterne Elitäre werden als Alternativszene jenseits dessen was der Alltag preis gibt präsentiert, und auch dieser Aspekt weiß trotz viel zu lang geratener Fummelszenen noch recht gut zu gefallen. Zwischen den Pseudo-Folter- und Sexszenen stolpert Jess Franco persönlich durchs Szenario, einen Ex-Priester spielend, der verkommene, weibliche Subjekte mordet, freilich ganz im Sinne Gottes. 

Die Polizei wird erst zur zweiten Hälfte des Films aktiv, aber da ist man kaum noch optimistisch, dass der Film noch einmal so atmosphärisch stark wird wie zu Beginn, bestand das bisherige Treiben bis dorthin doch aus leicht variierten Wiederholungen des bislang Gesehenen, sprich immer wieder wurde lustlos gefummelt, sensationsgeil gefoltert und lateinische Sprüche murmelnd getötet. Franco verlässt sich bei diesem monotonen Szenenkarussell einzig auf seinen ureigenen Stil, weder gekonnte Effekte, noch Schauspieltalent sind gefragt. Zumindest auf die Erotik kann er teilweise bauen, obwohl die meisten Körper nicht so schön anzuschauen sind. Das macht diese Szenen aber immerhin natürlich, hat also auch seinen Vorteil. Und immerhin schafft es Franco mit der damals noch süßen Romay deren stark behaarten Intimbereich mittels einer provozierenden Bekleidung während eines der Rituale erotisch einzufangen. Das muss man erst einmal schaffen.

Und doch braucht man nichts schön zu reden. So interessant, schmuddelig und pseudo-künstlerisch wertvoll sich das auch für 20 Minuten gucken mag, am Ende bleibt die Ernüchterung eines zu drögen Streifens, der mit immer gleichen Szenen zu nerven beginnt, bis die Langeweile schließlich penetrant nach oben schießt. Im Gesamtwerk des Schundfilm-Meisters ist das keine Seltenheit, braucht also nicht zu überraschen, heimlich hoffe ich jedoch immer wieder erneut eines seiner Ausnahmewerke wie "Vampyros Lesbos" oder "Die Säge des Todes" zu sichten. Zumindest die Covergestaltung der von mir erworbenen DVD macht sich sehr schön im Regal. Das ist immerhin ein kleines Trostpflaster.  OFDb

13.10.2017

DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE (1971)

Als Fan des Horror-Genres kommt man an Jess Franco nicht vorbei, auch wenn der Großteil seine Werke weder mag noch versteht. Der gute Mann ist nicht nur als Vielfilmer und Schundfilmer berüchtigt, sondern auch dafür zu improvisieren und dementsprechend ungewöhnliche Wege zu gehen. Und auch wenn sich einige Werke sehr ähneln, so kann es doch sehr interessant sein sich mit dem gerne in Deutschland und Frankreich drehenden Filmemacher zu beschäftigen, der zur Entstehung von „Die Nacht der offenen Särge“ bereits auf 15 Jahre Regieerfahrung zurückblicken konnte.

Die Idee diverse klassische Monster der Horrorliteratur und des Horrorfilms in einem Werk zu vereinen war schon damals nicht neu zu nennen, dies versuchte man bei Universal bereits in den 40er Jahren. Jüngere Werke wie „Van Helsing“ und „Die Mumie“ mit Tom Cruise zeigen jedoch, dass das Interesse diesbezüglich noch immer vorhanden ist. Franco interessiert sich dabei wenig für die tiefer gehenden Elemente der Stoffe, als viel mehr für die äußeren Schauwerte und versucht mit simpelsten Mitteln eine klassische Schauergeschichte über besagte Monster im Banne eines irren Wissenschaftlers zu kreieren.

Francos Talent ist arg beschränkt. Was er in den ersten vielen Minuten seines Werkes wortlos zusammenzimmert ist durchaus interessant zu nennen, scheitert aber eigentlich an dem Mangel wahren Talents, beeindruckt aber durch das konsequente Durchziehen es trotzdem versuchen zu wollen. Wirklich atmosphärisch sind sie nicht, die Bilder die der gute Mann mit der Kamera einfängt und aneinander schneidet. Mit recht simplen Tricks versucht er per Schnitt eine Bildsprache herzustellen, Ereignisse zu simulieren, die man aus vergleichbaren Stoffen kennt. Dabei lebt „Vampir Kill“ (Alternativtitel) mehr von dem Verstehen was Franco vorschwebte, als vom tatsächlichen Einfangen dieses Ergebnisses.

Und auch wenn man versteht, dass kein professionelleres Ergebnis anvisiert wurde, sondern der beschrittene Wege eben prinzipiell das sein soll was Franco mit „Drácula contra Frankenstein“ (Originaltitel) vorschwebte, und auch wenn ich nicht ohne Sympathie zu dieser Methode und Franco im allgemeinen (mittlerweile) stehe, so macht dies aus „Die Nacht der offenen Särge“ doch noch lange keinen interessanten Genrebeitrag auf seine komplette Filmlänge hin gesehen, ganz zu schweigen von der Ermangelung eines wahren Unterhaltungswertes.

Wortkarg bleibt der Film auch in seinen weiteren Phasen, leider jedoch nicht wenn das weltherrschaftssüchtige Wissenschaftsgenie über seine Pläne seniert, die dem naiven Stoff endgültig einen albernen Stempel aufdrücken und innerhalb dieser Schundkunst keine Frage mehr darüber offen lässt, ob der Weg den der Film beschreitet nun trivialer Natur ist oder tiefer geht. Es ist schön und gut, dass Franco daraus kein großes Geheimnis macht und offen zu dem steht, was er da treibt, aber da das Erzählte nie über die Schurken- und Monsterperspektive hinaus geht, schaut sich der Stoff noch schwerer zugänglich und anstrengender als ohnehin schon, fehlt es doch an Sympathiefiguren, an menschlichen Helden, an einer Identifikationsfigur.

„Screaming Dead“ (Alternativtitel) wird damit ein zu sperriges, theoretisches Werk in Kombination mit dem Experiment welches Franco vorschwebte und schließt damit selbst den interessierten Zuschauer aus. Anfängliche Neugierde verschwindet, und so nach und nach macht sich Desinteresse über etwas breit, das theoretisch gesehen eigentlich reizvoll erschien. Für mich war Kino immer auch ein Stück Unterhaltung, egal wie schwer ein Stoff beschaffen ist. Und wenn dieser Apekt zu kurz kommt, fehlt mir etwas.

Das mag ein Cineast mit Hang zum Experimentalfilm anders sehen, ein solcher wird sicherlich eher einen Zugang zu diesem absichtlich (da kaum anders könnend) stümperhaften Stück Bilderpuzzle stehen, in dessen längeren klassisch gespielten Sequenzen nicht gerade passend besetzte, oder sonderlich talentiert zu nennende Mimen durchs Bild stolpern. Mir jedoch, dem immer auch ein Stück Unterhaltungswert wichtig war um laufenden Bildern auf Spielfilmlänge etwas abgewinnen zu können, war das auf Dauer zu wenig. Theoretisch würde ich „Dracula Prisoner of Frankenstein“ (Alternativtitel) gerne mögen, und frei von Sympathie bin ich auch dem Endergebnis nicht zugeneigt - in Francos reichhaltigem, langjährigem Treiben gibt es wahrlich genügend Filme, die wesentlich schlechter ausgefallen sind - von einem zufriedenstellenden Ergebnis ist aber auch „Die Nacht der offenen Särge“ leider zu weit entfernt.  OFDb

22.07.2017

MONDO CANNIBALE 3 - DIE BLONDE GÖTTIN DER KANNIBALEN (1980)

Passt das? Jess Franco ist ein umstrittener Regisseur, das Genre des Kannibalenfilms ist ebenso umstritten. Es durchlebte eine recht kurze Erfolgswelle, und da sich der Titel „Mondo Cannibale“ gut verkaufte, sicherlich auch aufgrund seiner geglückten Fortsetzung, erfand man in Deutschland wie so oft ein paar Teile besagter Reihe hinzu und machte aus zwei Kannibalenfilmen Francos einen Teil 3 und 4. Während „Mondo Cannibale 4“ bereits in den ersten 5 Minuten deutlich macht, dass man eigentlich kein positives Ergebnis mehr zu erwarten hat, beginnt „Mondo Cannibale 3“, vorausgesetzt man kann mit Filmen des Kult-Regisseurs etwas anfangen, zunächst zumindest atmosphärisch routiniert. Sicherlich kam ich mir von Anfang an verarscht vor, als ich sah was für Kannibalen der alte Geschichtenerzähler da auf den Zuschauer loslässt (manche Schminke wäre einem Clown näher gekommen als dem Klischee eines Urwald-Bewohners), aber völlig ohne Reiz schien das Erzählte kurzfristig nicht zu sein.

Diesmal täuschte der erste Eindruck jedoch, denn was sich als zunächst akzeptabel für geduldige und für Alternativen offene Zuschauer guckte, entpuppte sich spätestens mit dem Rede-schwingenden Anführer der Menschenfresser als unverdaulicher Bullshit, der nicht erst mit seinen ewigen, in Zeitlupe gehaltenen, Fressattacken beginnt zu nerven. „Mondo Cannibale Massacre 3“ (Alternativtitel) ist derart dümmlich ausgefallen, dass es nichts mehr gibt was man schönreden könnte. Der gern verkannte Humor des Regisseurs findet sich in diesem Filmbeitrag nicht wieder, und auch die Improvisationskunst, die immerhin seinen im selben Jahr erschienenden „Jungfrau unter Kannibalen“ für andersgeartete Cineasten erträglich machte, weiß diesmal nicht positiv zu wirken. Zu sehr bekommt man das Gefühl, dass Franco selbst kein Interesse an diesem Stoff besaß.

So gibt es eigentlich nicht viel mehr über diesen Streifen zu sagen, außer vielleicht dass man ihn aufgrund seines Beititels bloß nicht mit „Die weiße Göttin der Kannibalen“ verwechseln sollte. Der war sicherlich auch kein geistreiches Werk, dafür aber ein äußerst sympathisches und unterhaltsames. Das abwechselnd reißerische, gelangweilte und Soap-artige Getue des hier besprochenen Filmes bietet jedoch keinen Grund überhaupt einen Blick zu riskieren. Es kommt weder Abenteuer- noch Horror-Feeling auf, und trotz Unzulänglichkeiten, die selbst jedem Ignoranten sofort auffallen würden, funktioniert er nicht einmal als unfreiwillig komischer Zwischendurchverzehr für das Trash-Publikum.  OFDb

19.01.2017

SIE TÖTETE IN EKSTASE (1971)

Man kann Jess Franco in seinem selbstverfassten Film „Sie tötete in Ekstase“ keine Realitätsferne vorwerfen. Wenn ein Kehlenschnitt kaum Blut hinterlässt und später nicht einmal eine Wunde, wenn ein Mann sich wissentlich getötet zu werden der Liebe mit seiner Mörderin hingibt oder Zufälle das Rachekonzept begleiten, so als wären diese planbar, dann ist dies Franco schlichtweg egal. Sein Film ist nicht in der unseren Realität angesiedelt, er kümmert sich nicht um Logik, soll er doch ein Film der Sinne sein. Man soll spüren was vor der Kamera geschieht, im erotischen, tragischen und morbidem Sinne. Somit ist „She Killed in Ecstasy“ (Alternativtitel) ein urtypischer Franco-Film, jedoch wesentlich gourtierbarer ausgefallen als mancher fast nur im Schneckentempo inszenierter Schmuddel-Thriller des Kult-Regisseurs.

Theoretisch kann man „Ich spuck‘ auf Dein Grab“ als Vergleichsfilm nennen, beides sind Rache-Thriller mit sexuellem Hintergrund, dennoch könnten beide Werke unterschiedlicher kaum sein, versteht man doch die Taten der Vergewaltigten im Vergleichsfilm, während Franco, ob gewollt oder nicht, eine Distanz zwischen Zuschauer und Hauptfigur aufkommen lässt. Ihr Mann hat beruflisch fragwürdig gehandelt, und die Liebe, welche seine Ehefrau als so hoch einschätzt, schafft es nicht den Workaholic von seinem Frust abzulenken, ganz im Gegenteil, trotz intensiver, zärtlicher Zuwendung tritt der Gatte geistig weg und begeht schließlich Selbstmord.

Die Ehefrau, von den abscheulichen Experimenten ihres Mannes wissend, ignoriert diese Tatsache, glaubt weiter daran die große Liebe hätten sie und ihren Mann begleitet, so dass sie in dem Verstoß aus der Ärztekammer ein Verbrechen sieht, welches bestraft gehört. So geht sie mittels körperlicher Verführung auf Rachefeldzug, was die Moralisten der Kommission als heuchlerisch entpuppt, zumal die ersten beiden Opfer sexuelle Vorlieben fröhnen, die bei konservativen Menschen offiziell nicht erwünscht sind. Freilich ist das extreme Vorgehen der Rächerin völlig fragwürdig, so dass sich „Sie tötete in Ekstase“ nicht mit der Hauptfigur verbrüdert guckt, sondern mit Distanz. Der Film guckt sich somit recht theoretisch, bzw. objektiv, was ich eigentlich recht gut finde.

Der Trumpf des Streifens ist aber nicht Francos typisch geistig abwesend zu scheinende Art, ein Entrücken der Realität welches diesmal nicht so hypnotisch eingefangen wird wie sonst so oft bei seinen Werken, sondern ganz klar die Darstellung der so jung verstorbenen Soledad Miranda, die jegliche Phasen ihrer Rolle mimisch spürbar macht. Der Frust, die Schmacht, das geistige Entrücken, die Trauer, das Rachegefühl, die Verführung, diese wunderschöne Frau, die auch Francos bestes Werk „Vampyros Lesbos“ zu einem Leckerbissen machte, haucht dem etwas zu theoretisch und oftmals auf der Selle tretenden „Sie tötete in Ekstase“ erst wirklich Leben ein. Sie ist der Motor, der den Film zum laufen bringt und ihn überhaupt erst so interessant macht.

Es ist schade, dass man einen Teil des Erfolges nicht auch dem meist so toll agierenden Horst Tappert zuschreiben kann. Dessen Rolle wurde nicht nur zur Nebensächlichkeit degradiert, sie sitzt zudem nur tatenlos herum, handelt selbst dann nicht wenn andere Kriminalisten Rot sehen würden und darf gegen Ende gar verständnisvolle Worte für die Taten der Ehefrau finden, was mich darin bestätigt zu glauben, dass Franco den Film völlig anders gemeint hat als ich ihn verstanden habe. Dem Ergebnis schadet es nicht. Allein die interessante Idee die Liebe nach dem Tod, die so viele Menschen intensiv nach einem schweren Verlust fühlen, auf fast nekrophile Art darzustellen, weiß zu gefallen, zumal sich die Gattin aus psychologischer Sicht selbst schon als tot betrachtet, ist es doch Teil ihres Plans nach vollendeter Rache Selbstmord zu begehen, so dass man aus ihrer Sicht nicht einmal wirklich von Nekrophilie sprechen kann.  OFDb

10.10.2016

DIE SKLAVINNEN (1976)

In letzter Zeit habe ich kein Glück mit Jess Franco-Filmen. Da habe ich mich nach Jahren schlechter Filmsichtungen der Werke besagtem Herrn endlich mit dessen schrulligen, ungewöhnlichen Stil anfreunden können, solch schöne Werke wie „Vampyros Lesbos“, „Der Todesrächer von Soho“, „Die Säge des Todes“ und „Dr. M schlägt zu“ gesichtet, und dann erwische ich in letzter Zeit immer wieder den Bodensatz des Vielfilmers, sicherlich auch weil meine letzten Gehversuche innerhalb seiner Werke im Erotikbereich stattfanden anstatt im Krimi- oder Horrorbereich.

Wo mich ein „La comtesse perverse“, „Das Frauenhaus“ und sein „Frauen ohne Unschuld“ zumindest noch halbwegs interessieren konnten, da gingen mir „Die nackten Augen der Nacht“ und „Robinson und seine wilden Sklavinnen“ nur noch auf den Senkel, kaum etwas von dem preisgebend, was die Welt des Improvisationfilmers eigentlich so spannend macht. In „Die Sklavinnen“ versucht er wieder einmal gar nicht mehr wirklich eine Geschichte zu erzählen. Der Beginn schaut sich wie aus Filmresten zusammengezimmert, ein Wust nicht zusammenhängender Aufnahmen, die sich halbwegs mit den nötigen Erklärungen als Einleitung verkaufen lassen, auf deren Grundlagen man nun mit neuem Material einen Film zaubern kann.

So bekommen wir von der Zeit im Gefängnis nichts mit, nehmen teil an einem hektischen Gefängnisausbruch und befinden uns sehr schnell in der Geiselnahme des Millionärs, der sich nun für uns in Rückblicken präsentiert die erotische Vergangenheit der ehemaligen Bordellbesitzerin anhören muss, obwohl er eigentlich nur wissen möchte wo sich seine vermisste Tochter aufhält. Geliebt habe sie die Tochter, was sie als skrupellose Menschenhändlerin nicht davon abhielt das arme Ding noch frisch verliebt unter Drogen zu setzen und anschaffen gehen zu lassen. Zu dumm nur dass die damals noch recht süße Lina Romay, die Stammschauspielerin und Lebensgefährtin Francos, so gar nicht bösartig wirken will mit ihrer sanften, sinnlichen Mimik.

Franco ist das egal. Er nutzt die scheinheilige Visage nicht zur Täuschung. Was gesagt wird und was man sieht muss nicht zusammen passen. Diese Dreistigkeit kann seine Filme bereichern. Wenn aber so gar nichts ineinander greifen will, so wie im hier besprochenen Werk, verärgert diese Gleichgültigkeit leider viel eher, als dass sie den Unsinn stärkt. Wie auch immer, der Millionär darf sich jegliches Fummeldetail anhören, denn welcher Vater hört nicht gern von den sexuellen Abenteuern seiner Tochter? Wirkliche Informationen erhält er duch das Erotikgesabbel Armindas jedoch nicht. Also muss Jess Franco höchst persönlich in seinem obligatorischen Auftritt innerhalb des eigenen Werkes zur Zigarette greifen, was zur härtesten Foltermethode der Welt erklärt wird. Es lebe die Naivität Francos Filmwelt.

Dies entlockt Arminda einige Informationen mehr, die freilich wieder mit allerhand Nackedeimomenten aufgewertet werden. Man liest es bereits heraus. Genau wie in manch anderem Softsex-Film Francos, so wird auch hier eine hauchdünne Fast-Geschichte mit langweiligsten und desinteressiert gespielten Erotik- und Sexszenen langgestreckt, zwar gerne durch Heranzoomen körperliche Details zeigend, aber mit dem ewigen Draufhalten ebenso auch die gelangweilten Fressen der sich gerade selbst streichelnden Akteure oder ihren a-sexuell vorgetäuschten Beischlaf einfangend. Ich weiß nicht wie es Franco immer wieder schafft Erotikszenen völlig frei von prickelnden Elementen abzufilmen und solch unmotivierte Mimen zu finden. Selbst die für ihren Exhibitionismus bekannte Lina Romay lässt nicht erkennen, dass sie Spaß daran hat sich vor der Kamera nackig zu machen.

So bekommen wir eine uninteressante Geschichte mit noch uninteressanterem Streckmaterial präsentiert, in welchem desinteressierte Mimen lustlos Lust vorheucheln, und dies so unglaublich langweilig erzählt, dass einem die eigentlich recht kurze Laufzeit wie zwei Stunden vorkommt. Die schundigen Kunstelemente, für die Jess Franco so berühmt ist, kommen in „Die Sexhändler“ (Alternativtitel) kaum zur Geltung. Ganz zu Anfang darf man zumindest einer Befragung im skurrilsten Polizeipräsidium der Welt beiwohnen, darf die Verhörte doch in einer Hängematte liegen, innerhalb eines Raumes der auch gut für eine Räuberhöhle oder eine Schmuddelkneipe herhalten könnte.

Gäbe es mehr von diesen Elementen, könnte dies den dünnen Plot zumindest ein wenig auflockern. Aber da gibt es zu wenig gewagte bis schräge Nebensächlichkeiten und zu viel langweiliges Gefummel, als dass „Die Verschleppten“ (Alternativtitel) irgendetwas reißen könnte. „Die Sklavinnen“ gehört für mich mit zu den schlechtesten Filmen, die ich bislang vom Kult-Regisseur Jess Franco gesichtet habe, und das mag man nach solch üblen Werken wie „Mansion of the Living Dead“, „Oase der Zombies“ und „Lust für Frankenstein“ kaum glauben.  OFDb

24.08.2016

DIE NACKTEN AUGEN DER NACHT (1970)

„Die nackten Augen der Nacht“ ist ein lupenreiner Jess Franco-Film, entwickelt der Schundfilm-Künstler um das Nichts an Story doch eine traumartige Atmosphäre, voller Lust und Frust, eingelullt in einem hypnotisch anmutenden Soundtrack, erzählt im Zeitlupentempo, gefüllt mit allerhand Nackedeiszenen. Franco geht keine Kompromisse ein. Hier wird nur der hartgesottene Fan des Kult-Regisseurs fündig, und so sehr ich auch einige seiner Werke mag, so gehöre ich zu dieser Extremgruppe Franco-Bewunderer doch trotzdem nicht dazu. Für mich war das hier besprochene Werk, welches einige Jahre vor seiner ersten Veröffentlichung entstanden ist, ein Stück Schlafmittel sondergleichen, von dem ich selbst nicht verstehe wie ich es bis zum Schluss ohne Bildvorspul-Taste ausgehalten habe.

Es ist nicht so dass mir der Stil den Franco hier entfacht nicht kurzfristig fasziniert hätte, aber ich persönlich brauche zusätzliche sleazy Eigenschaften um mich in solch einem Plot wohl zu fühlen. Ewiges Gefummel reizt mich nicht, und wenn es so angeödet und lustlos daher kommt wie in so ziemlich jeder Sex- und Stripszene dieses Streifens, dann erst recht nicht. Mühsam erzählt Franco seinen Film über einen ellenlangen Rückblick, der freilich ebenfalls fast nur aus möchtegern-erotischen Momenten besteht. Und die Fährten die er uns für die kommende Geschichte legt, wirken verkrampft, psychologisch nicht durchdacht und outen sich zu früh als das was tatsächlich geschah, anstatt den Zuschauer von der Wahrheit abzulenken.

Aber da reden wir von etwa 10 Minuten Handlung, die hauptsächlich am Schluss stattfindet, während das restliche Füllmaterial aus besagten Fummelszenen minderer Machart besteht. Die das Publikum in eine Art Traum ziehende Atmosphäre besitzt zwischenzeitlich durchaus ihren Reiz, reißt einen jedoch nicht in den nötigen Bann um daraus einen kompletten Film zu speisen. Ganz im Gegenteil ist es schließlich das hypnotisch langsame Verfahren des Streifens, das mir irgendwann auf den Senkel ging, obwohl ich geduldig dem Film länger eine Chance gab, als es viele andere Cineasten getan hätten.

Warum Franco ausgerechnet dieses Werk noch weitere zwei Male verfilmte, einmal 1977 als „Der Ruf der blonden Göttin“ und noch einmal 1984 als „Mil sexos tiene la noche“, will sich mir nicht erschließen. Sinn würde ein Remake ohnehin nur machen, wenn Franco den meiner Meinung nach größten Fehler der hier besprochenen Version versuchen würde wett zu machen. Wir erleben hier zwar die meisten Szenen aus dem Blickwinkel einer traumatisierten Frau, deren Erinnerungen schleierhaft sind, so dass auch unser Blickwinkel getrübt wird, was ganz gut zur Auflösung passt, die wichtigsten Hintergrundinformationen erfahren wir jedoch über Dritte in normal umgesetzten Szenen.

Den Film im Trance-artigen Zustand der Hauptrolle zu erzählen würde jedoch nur dann pfiffig wirken, wenn wir wirklich alles über diesen Blickwinkel erleben würden, so dass die aufklärenden Momente den Zuschauer inmitten einer eingelullten Atmosphäre hart treffen und wie aus einem Alptraum zum Aufwachen zwingen würden. Diese Chance hat Franco leider vertan und lässt auch die Hintergrundmomente einzig über Leergeschwätz passieren, eine Eigenschaft die schon die Erotikszenen des Films nicht retten konnten, legte Franco über diese doch stets Off-Kommentare der Hauptfigur, die tiefsinnig und sinnlich klingen (sollen), letztendlich aber doch nur aufgeblasenes Blabla ohne Gehalt sind.  OFDb

23.08.2016

DAS FRAUENHAUS (1977)

Schmuddelfilmer Jess Franco beherrscht es wie kein anderer im Schundfilmbereich ordentlich auf die Kacke zu hauen und nicht an sleazy Elementen zu sparen. Es gibt kaum eine Szene, in welcher die hier agierenden Frauen nicht nackt sind, Sexentzug wird als Foltermethode verwendet, Männer-hassende Lesben vollziehen diese Prozedur. Warum hierfür zunächst mit den Männern geschlafen wird, bevor sie mit einem Gas eingenebelt, dann eingesperrt werden und schließlich mit Sexentzug bestraft werden, bleibt das Geheimnis der unsinnigen Welten des Regisseurs, solche Widersprüche machen aber zu einem guten Teil den Reiz seiner Filme aus.

Dies macht es zumindest mehr als die schlaffe Erotik, mit welcher Franco provozieren will. Männer mit schlaffer Nudel imitieren den Beischlaf, Frauen schauen währenddessen lustlos drein. Stripszenen geschehen mit selbigem desinteressierten Blick wie in Trance, werden aber bejubelt und beklatscht als hätte man gerade eine saugeile Nummer gesichtet. Auch in anderen Bereichen darf man sich optisch verarscht fühlen. So imitiert rote Fingerfarbe Blut, während grüne, inhaltlich belustigend, zu einem sexuell stimmulierenden Mittel wird, ein Gimmick welches dem Stoff seine satirische Note nimmt, hätte ohne das Aphrodisiakum die Idee von mit Sexentzug gefolterten Männern doch eine wunderbare Antwort auf die cineastisch gesehene sexgeile Zeit sein können, in welcher „Das Frauenhaus“ entstand. An anderer Stelle bekommen auch die Schulmädchenwünsche des damaligen Kinopublikums in einer Stripnummer ihr Fett weg, von daher hätte das gepasst.

Aber so absichtlich lustig Stelzbock Franco seinen Sex-Thriller an mancher Stelle auch inszeniert, Satire ist das nicht. Es ist nicht einmal ein halbwegs intelligenter Stoff dem wir hier beiwohnen, selbst dann wenn die Finalereignisse dem Stoff so einige überraschende Wendungen bescheren. Schließlich reiht Franco zunächst nur Sex- und Erotikszenen wahllos aneinander, weiht uns zwischendurch in die Foltermethoden einer lesbischen Sekte ein, nur damit diese viel später im Film endlich bei so etwas wie einer Handlung angekommen, für irgendeinen Geheimdienst arbeiten. Wie unsinnig das ist, ist freilich in solch einem freiwilligen Schundfilm egal, wird durch einige Momente am Schluss jedoch zumindest halbwegs begradigt.

Dass „Blue Rita“ (Alternativtitel) in diesem Zustand nicht einfach nur zum Kopfschütteln animiert, sondern bis zu einem gewissen Punkt sogar zu unterhalten weiß, verdankt solch ein unterirdisch dämlicher Stoff schließlich Francos Gespür für Schundkunst. Musikalisch ist der von einer Combo begleitete Film hervorragend untermalt, mal mit Blasmusik im Zentrum der Melodie, mal mit Klaviermusik, in beiden Varianten aber edel und schlüpfrig zugleich ausfallend. Und wenn Franco uns in einer Szene den lesbischen Akt kaum erkennbar verschwommen im Hintergrund präsentiert, während gut sichtbar im Vordergrund die Fische im Aquarium schwimmen, dann zeigt das sein Gespür für das Spezielle, welches das Reinschalten in seine Werke fast immer wieder lohnt.

Für meinen Geschmack steckt „Das Frauenhaus“ für einen Franco-Film irgendwo zwischen den Stühlen fest. Dass Freunde des Mainstream-Kinos die Werke dieses improvisierenden Künstlers grundsätzlich meiden dürfte klar sein, die Hälfte der Bewunderer des sogenannten Bahnhofkinos meiden ihn schließlich ebenso. Oft zu Recht, wie ich finde. Und obwohl ich mich mittlerweile mit dem Stil des ungewöhnlichen Filmemachers angefreundet habe und einige seiner Werke mag, so kann ich mich für den 1977 in der Schweiz und in Frankreich gedrehten Streifen doch nur stellenweise begeistern, ist er mir in seiner ersten Hälfte doch eine Spur zu lahm ausgefallen.

Diese lustlosen Sexszenen die dort aneinander gereiht werden verlieren mit der Zeit ihren Schundfilmreiz. Und von einer provokativen Maschine mit Dildo-Hebeln und bunten Lichtern einmal abgesehen, sowie von interessant in Szene gesetzten Räumen, hat diese in ihrer Endloswiederholungsschleife der immergleichen Szenarien auch nur wenig zu bieten. Die zweite Hälfte gefiel mir da schon wesentlich besser, bereitete diese doch gar unterhaltsame Minuten, was den Film in seiner Gesamtheit damit jedoch auch nicht retten kann. Ich sympathisiere mit dem Streifen, kann ihm jedoch nicht genug abgewinnen, als dass ich ihn tatsächlich als gelungenen Schundfilm des Vielfilmers bezeichnen könnte. Reinschalten sollten ohnehin nur Stammzuschauer Francos. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Werke ist „Das Frauenhaus“ aber zumindest nicht langweilig ausgefallen.  OFDb

11.05.2016

SCHREIE DURCH DIE NACHT (1962)

Wenn Vielfilmer und Schund-Kunst-Mixer Jess Franco einen hochwertigen Kunstfilm neu verfilmt, dann darf man das Remake nicht am Original messen, wissen viele Werke des Regisseurs doch gerade wegen der recht unkonventionellen Methode Francos Geschichten zu erzählen zwar zu gefallen, aber könnten sie es doch nie mit einem Werk wie Franjus „Augen ohne Gesicht“ aufnehmen, der die Vorlage für den hier besprochenen „Schreie durch die Nacht“ war. Letztendlich geht der Kult-Regisseur jedoch ohnehin völlig anders vor als das Original, so dass sich bis auf die Grundlage, dass ein Wissenschaftler die Hautkrankheit einer Verwandten auf morbide Art heilen möchte, ohnehin nicht viele Parallelen übrig bleiben.

War Franjus Geniestreich ein für seine Zeit moderner Film, der sogar manche Genre-Methoden um Jahrzehnte im voraus präsentierte, so setzt Franco völlig gegenteilig auf die ur-klassische Art einen Gruselfilm zu erzählen. Dementsprechend spielt die Geschichte in jener Zeit, in welcher man noch mit Zylinder und Mantel gekleidet mit der Kutsche durch die Stadt fuhr. Ein Schloss darf so wenig fehlen wie ein entstelltes Monster. Auf die Frau, die per Kerzenleuchter durch das Schloss wandelt muss man bis kurz vor Schluss warten. Im Gegenzug darf man um so öfter das häufige Motiv klassischer Monsterfilme sehen, welches viele Werke außerhalb von Postern überhaupt nicht einhielten: das Monster, welches bewusstlose Frauen durch die Gegend trägt.

Wie es sich für einen klassisch angehauchten Grusler gehört, gehört eine ordentliche Dosis Tragik mit in die Geschichte. Zwar ist „Der schreckliche Dr. Orloff“ (Alternativtitel), dem Franco höchstpersönlich zwei Jahre später die Fortsetzung „Die lebenden Leichen des Dr. Jekyll“ bescherte, keinesfalls als wahres Horror-Drama zu bezeichnen, aber das „Monster“, ein entstellter zum Tode verurteilter Blinder, besitzt einen ähnlich tragischen Hintergrund wie Frankensteins Monster, King Kong und all die vielen anderen angeblichen Aggressoren der gothischen und monströsen Gruselfilmwelt, vielleicht nicht ganz so tragend eingebracht wie dort üblich und etwas relativiert durch die arg morbide Vorgeschichte der Kreatur, aber doch genügend Substanz besitzend um den Film mit dieser Nebensächlichkeit zu bereichern.

Wer die üblichen Spielereien späterer Franco-Filme bereits hier sucht, der wird nicht fündig, verfolgt der Film doch recht strickt einen roten Faden, ist geradezu klassisch erzählt und für einen Franco-Film zudem überraschend rational erzählt ausgefallen. Lediglich der Hang des Regisseurs manche Ereignisse zu ausdauernd zu zeigen, sprich dem Film um seine mögliche Dynamik zu berauben, ist bereits hier erkennbar, sein Hang in Nebensächlichkeiten abzuschweifen jedoch nicht.

Das hat für Fans des Regisseurs Vor- und Nachteile, schaut sich „The Demon Doctor“ (Alternativtitel) doch nicht ansatzweise so skurril wie die typische Filmwelt des sonst so stark auf Improvisation setzenden Ausnahmefilmers. Kann man sich aber von diesen Erwartungen distanzieren, kann man erkennen wie großartig Franco auf andere Art weiß zu arbeiten, kann sich sein Film allein optisch doch wahrlich sehen lassen, in düsterem Schwarz/Weiß gehalten, mit sympathischen Licht- und Schattenspielen versehen, und Filmklassikern stilistisch Respekt aussprechend, indem er sich eng an die inszenatorischen Regeln von einst hält. Ein stimmiger Hintergrundsound untermalt den Retro-Charme.

„Orloff and the Invisible Man“ (Alternativtitel) ist kein spannungsgeladener Gruselfilm geworden. Und an mancher Stelle tritt er mir ein wenig zu sehr auf der Stelle, als dass man den Unterhaltungswert als wahrlich hoch bezeichnen könnte. Aber Franco ist ein interessanter Genre-Beitrag geglückt, der mit dem Original zwar nicht konkurrieren kann, dies aufgrund seiner völlig anderen Art aber auch gar nicht muss. Auf Erotikelemente verzichtet der später so notgeile Regisseur hier noch komplett, Humor lockert den Film hin und wieder auf ohne zur Komödie zu verkommen. Einzig das etwas blauäugige fröhliche Happy End, das so gar nicht zu den Sekunden zuvor noch passierten schrecklichen Ereignissen passt, wirkt etwas Fehl am Platz, ist so kurz vor der Einblendung der Fin-Schrift aber auch nicht mehr der Rede wert.  OFDb

ROBINSON UND SEINE WILDEN SKLAVINNEN (1972)

Es ist nicht einfach sich auf die filmische Welt Jess Francos einzulassen. Hat man den Sprung einmal geschafft, so erwarten einem neben manch ungewöhnlicher Filmperlen immer wieder manch üble Langeweiler, was nicht verwundern muss bei seinem unerschöpflichen Drang Filme zu drehen. Da kann nicht jeder auf den ersten Blick geratene Langeweiler ein getarnter Geheimtipp sein. Im Horrorbereich kann ich eher etwas mit Francos improvisierten Herangehensweise anfangen. Seine völlig dämlich betitelte Komödie „Robinson und seine wilden Sklavinnen“ nervte mich bereits ab da, wo ich einen sprechenden Affen erdulden musste. Ich kann mit sprechenden Tieren in Filmen einfach nichts anfangen, „Mr. Ed“ bleibt da die Ausnahme. Auf mich wirken derartige Einflüsse einfach zu infantil.

Von einem erwachsenen Film kann man allerdings ohnehin nicht sprechen, das soll Francos Werk, welches er unter dem Pseudonym Frank Hollmann drehte, auch gar nicht sein. Immerhin steht hier die Erfüllung des größten Wunsches eines Träumers im Zentrum, eines frustrierten wie naiven Träumers, der neben seinem Wunsch auf einer einsamen Insel zu leben zudem noch die Umwelt retten will, glaubt ein Nachfahre Crusoes zu sein und auf der Arbeit alles andere als geistesanwesend zu nennen ist. Zudem geht es im Film darum, dass Robinson über seine Erlebnisse auf der Insel erwachsen wird, auch hier macht das infantile Getue also durchaus Sinn.

Zwar kommt „Trois filles nues dans l'île de Robinson“ (Alternativtitel) äußerst verspielt daher, z.B. im vollkommen hemmungslosem Umgang mit den Altherren-Klischees um die keifende Ehefrau und ihre dämonische Mutter, gefallen wollte mir dieser lockere Umgang mit der Thematik aber so gar nicht. Francos groteske Ideen, die ich in Horrorfilmen mag, wirken hier einfach nur noch dümmlich. Man sollte meinen ein Freigeist, der es den schlimmsten Frauen seines Lebens heimzahlt, indem er ihnen als Affenmonster erscheint, könnte Sympathiepunkte beim Zuschauer gewinnen, letztendlich ist Robinson aber so unsympathisch wie sein Anhang, und da er bei mir nicht als Identifikationsfigur funktionierte nervte die uninteressante, auf pseudo-lüstern getrimmte Geschichte um so mehr, zumal sie mit lässigem Urlaubsgedudel untermalt ist, was die Stimmung des Streifens nicht viel packender gestaltete.

„Robinson und seine wilden Sklavinnen“ ist ein typischer Franco, er ist mit der typischen Leichtigkeit des Regisseurs umgesetzt, setzt sich bei seinem Spiel mit Phantasien nicht mit der Wirklichkeit auseinander und provoziert mit grotesken Ideen. Von daher kann es sehr gut sein, dass er bei anderen Stammzuschauern Anklang findet. Bei mir war das leider nicht der Fall, ohne dass ich genau erklären könnte woran das liegt.

Franco konnte mich weder für die Geschichte gewinnen, die aus der Feder anderer Autoren stammt, noch mich mit seiner ureigenen Art stilistisch einlullen, die Story komplett vergessen machend. Für mich war der Streifen einfach einer jener auf zu gewollt getrimmten Langeweiler mit denen man bei Franco immer wieder mal rechnen muss, auch wenn man mit seinem Gesamtwerk sympathisiert. Letztendlich erschienen mir der Humor und die Episoden-artigen Erlebnisse des Helden zu dümmlich, als dass ich in den Film freien Geistes intuitiv hätte eintauchen können. Bei guten Francos ist das durchaus möglich.  OFDb

08.05.2016

VAMPYROS LESBOS - DIE ERBIN DES DRACULA (1971)

Jess Franco tauscht in seinem besten von mir bislang gesichteten Film das düstere und triste Transsilvanien gegen helle, von Leben getränkte sonnige Bilder und macht damit schnell klar dass seine Vampire anderen Gesetzen unterliegen als es im Genre allgemein üblich ist. Die Gräfin wandert bei Tageslicht umher, suhlt sich gerne auch im Sand am Strand und besitzt ein Spiegelbild. Mysteriös erscheint sie dennoch, vernachlässigt es Franco doch nicht mit anderen mystischen Regeln das Vernachlässigte wieder aufzuwiegen. So ist beispielsweise nicht jeder Mensch anfällig für Vampirismus, und die sexuelle Versuchung ist nicht nur ein eigennütziger Trick um an Blut zu kommen, der Vampir sehnt sich nach einem Seelenpartner.

„Vampyros Lesbos - Die Erbin des Dracula“ setzt nicht auf eine spannende oder gar gruselige Unterhaltung, der Film soll auch mental so wenig düster sein wie es seine Bilder sind. Er konzentriert sich auf den sinnlichen Part der Geschichte. Für diesen Schwerpunkt ist Francos Werk, der am Drehbuch mitgeschrieben hat, inhaltlich relativ sinnvoll ausgefallen, auch wenn sich gegen Ende dann doch so einige Ungereimtheiten stapeln (die man teilweise jedoch unter mysteriöses Geheimnis verbuchen kann). Am sinnlosesten erscheint die Idee, dass die Gräfin, die, wie sie selbst behauptet, die Einsamkeit liebt, abends in Clubs auftritt um erotischen Darbietungen auf der Bühne nachzugehen. Warum wird nie klar, und dass ein Biss auf offener Bühne ihre Tarnung gefährdet, scheint ihr ziemlich egal zu sein.

Dennoch ist diese erste auf der Bühne spielende Szene des Films geradezu hypnotisch eingefangen. Franco versteht es die Sinnlichkeit herauszukitzeln, sie auf den Zuschauer zu übertragen, und besonders hilfreich dabei ist die perfekt besetzte, leider jung verstorbene, Soledad Miranda in der Rolle der Gräfin, die nicht nur perfekt versteht ihren Körper zu präsentieren, sondern auch sonst zu den wunderschönsten Menschen zählt, die ich je in einem Film erblicken durfte und die es versteht schauspielerisch die fast todessehnsüchtige Passivität der Gräfin in ihrem Blick erkennbar zu machen. Nadine ist ein melancholisches Wesen, immer auf der Suche nach der Verbrüderung mit einer Frau, bei jedem perfekteren Kandidaten die Vorgängerin verlassend, und doch darauf angewiesen, dass die Auserwählte auch von sich aus ein Vampirwesen werden möchte. Damit entsteht eine ähnlich gekonnte, erotische Horror-Dramatik wie in Jean Rollins „Lady Dracula“ 12 Jahre später, nur dass dem mancher inszenatorische Vorteil des hier besprochenen Streifens fehlte.

So gefällt es aus handwerklicher Sicht, dass der Film stets mit stimmiger Musik aus dem Beat- und Jazz-Bereich untermalt ist, um die schön eingefangenen Aufnahmen zu unterstützen. In einem Film, in dem teilweise geradezu willkürlich auf unwichtige Bereiche des Bildes herangezoomt wird, darf es ohnehin überraschen wie wunderbar fotografiert sich „Das Mal des Vampirs“ (Alternativtitel) guckt. Franco mag eher mit plumper Symbolik arbeiten, wenn er einen aufsteigenden Drachen beim Sex und einen umherwandernden giftigen Skorpion immer dann zeigt, wenn Nadine verführerisch anstatt unheimlich wirkt, andererseits weiß er z.B. mit simplen Spielereien im Set Design zu trumpfen, wenn sowohl das Schloss der Gräfin als auch die Wohnräume des am Vampirsmus interessierten Psychiaters immer wieder provokativ rote Stellen beschert bekommen, manchmal fast wie ein Blutfleck im Zimmer wirkend, manchmal aber auch dominant überschwemmt in Rot gehalten wie die komplett rote Wendeltreppe.

Mitdenken ist nicht nötig in der oberflächlich geistfrei ausgefallenen Geschichte, die erst in ihrer Dramatik und Symbolik Tiefgang erhält und zur Analyse einlädt. Man muss den Kopf somit nicht zwingend ausschalten, um sich von Franco sinnlich an der Hand leiten zu lassen, der sich diesmal anstatt des traditionellen Gastauftritts eine etwas bedeutendere Nebenrolle auf den Leib schrieb. „Im Zeichen der Vampire“ (Alternativtitel) ist ein berauschendes Filmerlebnis mit Mut zu Veränderungen und erotischen Bildern, die nie zum Selbstzweck verkommen, so wie man es ansonsten  von Franco gewohnt ist.

Der Sex und die Verführung sind Teil der Geschichte, und doch geht der Regisseur nie zu inflationär mit nackter Haut um, so wie im kürzlich von mir gesichtetem „Frauen ohne Unschuld“. Von daher sollten meiner Meinung nach selbst Franco-kritische Cineasten ruhig einmal einen Blick auf den semi-bekannten „Lesbian Vampires“ (Alternativtitel) werfen, um zu erkennen dass Franco nicht nur scheinbaren Schund erschaffen kann, sondern auch ruhig aus künstlerischer Perspektive ernster genommen werden sollte. „The Vampire Women“ (Alternativtitel) ist wesentlich weniger wirr und surreal ausgefallen als viele andere Werke des Mannes, deswegen eignet er sich ideal als Einstieg in das Schaffen des umstrittenen Regisseurs.  OFDb

FRAUEN OHNE UNSCHULD (1978)

„Frauen ohne Unschuld“ spielt in einer alternativen Gegenwart in welcher sich niemand für sexuelle Wünsche schämt, man stets in vollkommener Selbstverständlichkeit mit jederman Sex haben möchte und der Beischlaf die Lösung aller Probleme bedeutet. So müssen sich die Hippies die Welt vorgestellt haben bevor das böse AIDS ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und die Träumer in die grauenvolle Wirklichkeit zurückgeholt wurden. Jess Franco, der Vielfilmer der gerne lüsterne Themen umgesetzt hat, war der richtige Mann für solch einen weltfremden Stoff, in welchem das Leben auf Erden fast wie das Paradies sein könnte, wenn im Gegensatz zum einvernehmlichen Sex nicht auch fast jeder Mensch korrupt und geldgeil wäre.

Würde der Film in unserer Wirklichkeit spielen, man müsste ihm vorwerfen dass er den sexuellen Umgang mit Schutzbedürftigen verharmlost, Sex mit geistig verstörten Frauen gutheißt unter der heuchlerischen Ausrede wissenschaftlicher Experimente. Doch so funktioniert die Welt in „Wicked Women“ (Alternativtitel) nicht, und sexuell psychologische Experimente bekommen Hand und Fuß, erweisen sich als richtig, und das lüsterne Beobachten der Ärzte, das über rein theoretisches Zuschauen hinaus geht, wird zu einer Selbstverständlichkeit in einer Welt in der jeder jederzeit mit jedem egal wo Sex haben möchte.

So braucht es bei dem Genre-Mix aus Sex, Thriller, Horror und Kriminalfilm auch nicht zu wundern, dass der Nackedeibereich dominant im Zentrum steht und die restlichen Filmgattungen zur Nebensache verkommen, am extremsten der Horrorgehalt, der ohnehin schon minimal vorhanden mit der vorhersehbaren Auflösung auch noch fast komplett relativiert wird. Wer bereits dachte der Kinski-Film „Das Schloss der blauen Vögel“ würde zu dominant auf Erotik setzen und zu wenig auf Thriller achten, der wird sich wundern wieviel mehr nackte Haut man in eine solche Story integriert bekommen kann. Dass man eine derartige Story gar noch mehr in Erotik ertränken kann als hier geschehen, bewies Franco jedoch vier Jahre zuvor mit „La comtesse perverse“, einer Sexvariante des „Graf Zaroff“-Themas.

Der mit meist überraschend gut funktionierender Fahrstuhlmusik untermalte Film lässt es nur selten zu dass Frauen Anziehsachen tragen. Selbst Männer sind zu einem guten Teil nur nackt vertreten, aber angezogene Frauen gibt es so gut wie nie zu sehen, meist nur in jenen Szenen die im Freizeitsaal des Spitals spielen, und selbst dort ist man vor Schamhaaren und Brüsten nicht sicher. „Wicked Women - Das Haus der mannstollen Frauen“ (Alternativtitel) mag völlig unsinnig erzählt sein, erstaunlicher Weise funktioniert er als Unterhaltungsfilm aber recht gut, besitzt Franco doch das Talent Nichtigkeiten nett in Szene zu setzen, ohne dass Nacktszenen wahrlich erotisch oder Sexszenen realistisch wirken würden. Fern tatsächlich ansteckender, prickelnder Erotik macht es einfach Spaß in diese ehrlich andere Welt der selbstverständlichen Gelüste einzutauchen, in welcher grässliche Morde zur Nebensache verkommen.

Für einen Franco-Film ist das Ganze allerdings recht unaufgeregt erzählt, extremst bizarre Situationen oder wahre Widersprüche in der Handlung gibt es eigentlich nicht zu erleben, von seinen typischen Filmfehlern wie nicht auf Tag oder Nacht zu achten ganz zu schweigen. Lediglich die Synchronisation, die trotz der Schweiz als Produktionsland aufgrund fremdsprachigem Drehs nötig war, gönnt sich offensichtliche Missachtungen von Mundbewegungen, die teilweise nicht einmal versucht werden auf die Lippen der Protagonisten gelegt zu werden. Wen sollte das in einem Plot wie diesem bei einem Regisseur wie Franco auch stören? Genau von dieser Lässigkeit leben diese Filme und zeigen dem möglichst fehlerfrei strengen Hollywood dass Perfektion an falscher Stelle überhaupt nicht nötig sein muss.  OFDb

28.02.2016

SADOMANIA - HÖLLE DER LUST (1981)

Jess Franco, kaum ein anderer schafft es eine solch reine, ehrliche Form des Schmuddelkinos abzuliefern wie er. Und dies beweist er mit „Sadomania“ erneut, welchen Oliver Nöding in seinem Blog „Remember it for later“ als Fiebertraum bezeichnet, und diese Formulierung passt sehr gut, so surreal anmutend sich der Film anschaut. Eine Geschichte gibt es so gut wie gar nicht. Nach logischen Zusammenhängen muss man nicht suchen, die sind auch für den Regisseur nicht von Interesse. Wie der Gatte jeweils auf die geheimen Verstecke stößt um Frauen zu befreien wird nie thematisiert. Das würde wertvolle Fummelzeit rauben. Und dass er einen kompletten Menschenhändlerring allein mit einem Gewehr bewaffnet sprengt, spricht auch nicht gerade für eine glaubwürdige und durchdachte Geschichte.

Aber dank außufernder Sexszenen im Mix mit gewalttätigen Phantasien ist man abgelenkt genug um sich daran nicht zu stören. „Sadomani“ muss man erleben, und die ungewöhnliche Kameraführung, die immer wieder spannende Perspektiven sucht, z.B. wenn sie nah herangezoomt ziellos über die nackten Körper umherwandert, hilft einem dabei den Film einzig als Rausch mit ausgeschaltetem Kopf zu erleben. Abartigkeiten unterbrechen Sinnlichkeiten, Geschmacklosigkeiten reihen sich aneinander, sollen provozieren, werden jedoch nicht in explizit harte Bilder getaucht. Ihre Andeutungen reichen bereits.

Kämpfe auf Leben und Tod, eine abgebissene Brust, dahinsterbend von einem Krokodil verspeist zu werden, eine Menschenjagd im Stile eines „Graf Zaroff“, den Franco bereits 1974 mit „La comtesse perverse“ wesentlich direkter ehrte, an üblen Ideen mangelt es hier nicht. Selbst vor einer deutlich angedeuteten Sodomieszene macht Franco nicht Halt, der selbst in einer kleinen Rolle als schwuler Bordellbesitzer vor der Kamera agiert und dies ebenfalls u.a. mit einer Sexszene. Schwule kommen in diesem frauenverachtendem Werk menschlich gesehen so schlecht weg wie Schwarze, Politiker und Menschenhändler. Es hagelt Schund von jeder Seite, inhaltlich wie mental. Aber „Hellhole Women“ (Alternativtitel) ist darin sehr ehrlich, spielt nicht vor etwas anderes zu sein, so dass es für den Zuschauer keine plumpen Ausreden gibt zu begründen warum man den Film mag, falls man ihn denn mag.

Ich weiß selbst nicht so genau ob ich das tue. Eine Punktebewertung zeigt ihre Grenzen bei Werken wie diesen, die Schund in Reinform sind, aufgrund ihrer Schmuddelkunst aber auch nie langweilig oder uninteressant. „Sadomania - Hölle der Lust“ strahlt eine eigene Faszination aus, die man dem Normal-Kinogänger nicht erklären kann. Und der wird es nicht versuchen wollen, muss man doch nicht gerade ein konservativ veranlagter Mensch sein um diesen Streifen als fragwürdig zu empfinden. Es vergeht keine Minute ohne Nacktszenen. Vergewaltigte Frauen bitten um mehr, Minderjährige werden verführt, Menschen gefoltert, an Geschmacklosigkeiten mangelt es nicht. Und Franco untermalt diese Abartigkeiten in ästhetisch gehaltenen Bildern mit einem laut Vorspann von ihm stammendem Soundtrack, der zwar nicht immer auf die Situationen passt auf die er gelegt wurde, der aber zumindest abwechslungsreich und melodisch interessant ausgefallen ist.

Um mit Francos „Sadomania“ etwas anfangen zu können muss man schon tief im Schundfilm zu Hause sein. Die sonst so humoristisch verspielte Art Francos wird hier arg zurückgeschraubt. Das Zentrum Abenteuerfilm anderer Werke wird hier nur zum Beigeschmack, zu zentral widmet sich der Regisseur den quantitativen Schauwerten, als dass man von einem halbwegs entspannten Stück Abenteuer sprechen könnte. Zu sehr gehen vorgetäuschte Kritik und der Voyeurismus an der Pein Hand in Hand, um sich nicht ständig während des Schauens zu fragen warum einem dieser aus niederen Trieben zusammengeschusterte Stoff so fasziniert. So genau kann ich es selbst nicht beschreiben. Die Antwort liegt aber sowohl in dem anfänglich erwähnten Fiebertraum-Feeling, als auch in der schonungslosen Ehrlichkeit des Filmes genau das sein zu wollen, was wir unverfälscht und ungeschönt vor das Auge geknallt bekommen.  OFDb

11.02.2016

NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT (1970)

Jess Franco, Klaus Kinski, Herbert Lom und Christopher Lee - welcher Film-Freund würde bei dieser ungewöhnlichen Zusammenkunft an cineastischen Berühmtheiten nicht neugierig werden? Ist das Talent der drei Mimen Perlen vor die Säue für einen eher improvisiert und schlicht arbeitenden Regisseur wie Vieldreher Jess Franco? Die Antwort auf diese ohnehin ungerecht gestellte Frage lautet nein, denn egal wie man zu dem berüchtigten spanischen Filmemacher auch stehen mag, „Nachts, wenn Dracula erwacht“ ist keineswegs eines seiner Standard-Werke. Wer sich hier die üblich wirren, wilden und skurrilen Welten Jess Francos erhofft wird gar enttäuscht werden, liefert der gute Mann doch solide Arbeit ab und sein mir bislang klassischstes Werk im Sinne eines herkömmlich konservativ abgedrehten Streifens.

Die innereigene Logik stolpert nur selten. Fehler in der technischen Umsetzung halten sich für einen Franco-Film in Grenzen. Angeblich soll der Streifen sogar recht nah am Original-Roman orientiert sein, was ich als Nichtkenner der Printmedie jedoch nicht einschätzen kann. Aber so oder so ist ihm ein stimmiges Stück Horrorfilm geglückt, wie es klassischer kaum ausfallen könnte. Die Musik untermalt die allseits bekannte Geschichte atmosphärisch, an der Kameraarbeit gibt es nichts zu meckern, ganz im Gegenteil, und das Erzähltempo ist typisch Franco langsam ausgefallen, jedoch nie zu zäh als dass es wie so manch andere seiner Werke langweilen würde. Dennoch tritt „Elconde Drácula“ (Originaltitel) aufgrund seiner konservativen, brav ausgerichteten sturgerade ohne Umwege erzählten Geschichte ein wenig auf der Stelle. Etwas mehr Elahn hätte dem Film durchaus gut getan.

Allerdings weiß die ruhige Art großteils zu gefallen, erschafft Franco mit seiner üblich schlichten Art doch genau jene Stimmung, die man sich bei einem klassischen 70er Jahre Horrorbeitrag erhofft. Sein Hang zum Zoomen, besonders gern in flotter Bewegung auf die Augen der Darsteller angewendet, ist auch in diesem Werk zu bemerken. Oftmals umgehen gerade diese Zooms die blutigen Momente. „Dracula 71" (Alternativtitel) ist diesbezüglich recht zahm ausgefallen, selbst in der ungekürzten Fassung.

So manche optische Idee will Franco nicht ganz gelingen, so z.B. der Schwenk in der Oper auf den im Dunkeln lauernden Vampir. Aber die Szene weiß trotzdem zu wirken, eben weil man weiß was Franco bezwecken wollte. Schön ist auch die erste Aufnahme der Burg anzusehen, wenn die Kamera uns zunächst die Zweige eines leicht nassen Baumes zeigt, und erst ein Zoom zurück uns den Blick auf das dahinter liegende Schloss offenbart. Zudem gibt es eine hervorhebenswerte Aufnahme zu sichten (leider eine für deren Gelingen Franco einen unnötigen, zusätzlichen Schnitt benötigte), in welcher Renfield aus dem Fenster seiner Zelle blickt und ein sehr langsamer Zoom vom Fenster aus bis hin zum Gebäude gegenüber fährt, wo im dunklen Schatten der Eingangstür erst kurz vor Ende des Zooms Dracula zu sehen ist. Dies ist wohl eine der stimmigsten Aufnahmen die Franco eingefangen hat innerhalb eines Filmes der sogar für kurze Augenblicke, völlig untypisch Franco, Gruselmomente besitzt.

Interessanter Weise spielen die berühmten Mimen eher nur mit halber Backe mit. Lee wirkt nicht ansatzweise so düster wie in dem Hammer-“Dracula“, was zwar auch daran liegt dass er mit der hier gewählten Frisur und dem Schnäuzer weder gealtert noch verjüngt mystisch wirkt, aber es ist auch seinem Zutun anzulasten dass dem Grafen diesmal nicht die unheimliche Aura umweht, wie wir sie von dem großartigen Mimen gewohnt sind. Zumindest ist sein Dracula hier anders angelegt als in der britischen Produktion, ist der Graf doch diesmal das edle Wesen der Nacht wie in den meisten Verfilmungen des Stoffes, wohingegen er in der 1958er Verfilmung überraschender Weise einer wilden Bestie glich.

Der Szenen von Kinski gibt es zu viele. Selbstgefällig spielt er fast ausschließlich stumm den Psychopathen in seiner Zelle, was aber nicht wirklich zu wirken weiß und die Geschichte auch keinen Deu vorwärts bringt. Ein zurückgeschraubt spielender Kinski ist noch immer ein guter Kinski, aber man merkt einfach dass er sich in dieser Rolle zu wohl fühlt, und das hat Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit seiner Szenen. Herbert Lom reißt sich ebenfalls kein Bein aus, spielt von den großen Namen die der Streifen zu bieten hat aber noch am besten. Sein Van Helsing ist solide verkörpert. Er ist so gestaltet, dass es nichts zu meckern gibt, aber eben auch so, dass damit keine Höchstleistung erzielt werden kann. Selbiges kann man abschließend auch über den Film an sich sagen.  OFDb

01.01.2016

LA COMTESSE PERVERSE (1974)

Jess Franco bedient sich mit „La comtesse perverse“ ungeniert am Horror-Klassiker „Graf Zaroff - Genie des Bösen“ und macht auch gar kein Geheimnis daraus, schließlich heißt die Baronesse, die wie ihr prominentes Vorbild ebenfalls auf einer Insel haust, ebenfalls Zaroff. Dass dem alten Schundfilmer kein schlichtes Remake vorschwebte, weiß man wenn man andere Werke von Franco kennt automatisch. Selbstverständlich reichert er die Geschichte mit allerhand Geschmacklosigkeiten an, und doch kann man nicht gerade behaupten mit diesem in Frankreich entstandenen Streifen ein typisches Werk des Mannes gesehen zu haben.

Hierfür folgt der Film viel zu sehr einem roten Faden, der nie aus den Augen verloren wird. Gerade wenn man solch besonders chaotisch zusammengeschusterten Filme wie „Jungfrau unter Kannibalen“ kennt, ist man erstaunt dass Franco das stringente Festhalten an einen über alles schwebenden Plot überhaupt beherrscht. Selbst noch halbwegs normal erzählte Werke wie „Die Säge des Todes“ und „Der Todesrächer von Soho“ werden noch immer von einer Orientierungslosigkeit begleitet, die mehr auf die Improvisationsfreude des Regisseurs zurückzuführen ist als auf eine Überforderung den Überblick zu behalten. Dennoch bin ich überzeugt dass auch Letztgenanntes im geringeren Maße ebenfalls eine Rolle spielt bei solch zerstreut wirkenden Werken wie sie Franco immer wieder heruntergekurbelt hat.

Zugegebener Maßen ist es im hier vorliegenden Film auch nicht all zu schwer den Gesamtüberblick zu behalten. Die Geschichte wird an wenigen Orten mit Hilfe ebenso weniger Personen erzählt, und da alle Nase lang ausgiebig herumgefummelt wird, bleibt von der Nettospielzeit am Ende nicht mehr viel übrig. „Die perverse Gräfin“ (Alternativtitel) ist mehr Sex- als Horrorfilm, und da sich Franco sehr intensiv auf die Nackedeiszenen konzentriert sollten auch wirklich nur Freunde des amourösen abseitigen Kinos reinschauen.

Selbst die werden nicht gerade einen Freudensprung machen wenn man eine gefühlte Ewigkeit einen unattraktiven Männerhintern in Großaufnahme vor die Nase gesetzt bekommt, aber zumindest sind die Damen im Gegenzug nicht so unerotisch gewählt wie später Francos Besetzung in „Lust für Frankenstein“, vorausgesetzt man kann etwas mit den Intimbüschen der 70er Jahre anfangen. Interessanter Weise ist „The Perverse Countess“ (Alternativtitel) auch nicht so langweilig ausgefallen wie der Nackedei-Frankenstein Film aus den 90er Jahren, und das liegt hauptsächlich an der geglückten Musikuntermalung, die mal ruhiger und mal experimenteller den Streifen stimmig zu untermalen weiß. Banale Szenen wirken durch sie wesentlich aufregender als sie in Wirklichkeit sind und suggerieren einen Spannungsbogen der eigentlich nicht vorhanden ist.

Erst 25 Minuten vor Schluss verzichtet Franco endlich komplett auf Sexszenen und lässt das abgewandelte Szenario von „Graf Zaroff“ endlich in der Nackedei-Version passieren. Im Gegensatz zum geglückteren „Naked Fear“ wird jedoch gar nicht versucht wirklich etwas aus der Idee herauszuholen. Das gejagte Opfer tüftelt keine Pläne aus. Sie läuft weg und versteckt sich, und die Gräfin jagt ihr hinterher, bis es zum unausweichlichem Ende kommt. Das ist alles nicht gerade aufregend erzählt, und einfallsreich schon mal gar nicht, allein schon weil viele begangene Handlungen für den Zuschauer nicht nachvollziehbar sind. Aber einen gewissen stimmig schundigen Grundton kann ich dem Streifen nicht absprechen, so dümmlich und plump er doch eigentlich umgesetzt ist.

Dennoch bin ich froh den hin und wieder auf leicht lustig getrimmten Film in der 73 Minuten-Fassung gesehen zu haben, denn unter dem Titel „Sexy Nature“ gibt es noch eine über 90 Minuten laufende Porno-Fassung, und die muss ich mir nun wirklich nicht antun. Bereits mit der von mir gesichteten Version beweist man genügend Geduld wenn man bis zum Ende durchhält. Von daher empfehle ich, wenn man „Les croqueuses“ (Originaltitel) überhaupt sichten möchte, die Fassung unter dem Titel „La comtesse perverse“.

Der Schundfilm-Fan des 70er Jahre Bahnhofs-Kinos wird sicherlich etwas damit anfangen können. Ich kann dem Film nur phasenweise etwas abgewinnen, muss somit aber auch zugeben ihn nicht wirklich komplett schlecht gefunden zu haben, kann aber auch nicht benennen was es nun wirklich ausgemacht hat, schließlich ist der fertige Film weder künstlerich interessant ausgefallen noch handwerklich gekonnt umgesetzt. Von einem Schmuddel-Geheim-Tipp ist er meiner Meinung nach also noch weit entfernt.  OFDb

DR. M SCHLÄGT ZU (1972)

1964 erlebte die Mabusereihe mit dem Streifen „Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse“ ihr Ende. Produzent Artur Brauner wollte sie in den 70er Jahren wieder aufleben lassen, schrieb hierfür höchst persönlich ein Skript, doch wie geplant kam das Projekt nie zustande. Stattdessen gelangte es irgendwann in die Hände von Viel- und Schundfilmer Jess Franco, der das Drehbuch ordentlich überarbeitete und dem Film somit seinen ganz eigenen Stempel aufdrückte, so wie er es auch in seinen Arbeiten von Vater und Sohn Wallace mit „Der Todesrächer von Soho“ und „Der Teufel kam aus Akasava“ getan hatte.

Der Name Mabuse ging indes flöten. „Dr. M schlägt zu“ ist damit so wenig offizieller Mabuse-Film wie die das gleiche Schicksal tragende deutsch-französische Co-Produktion „Dr. M“ aus dem Jahre 1990. Elemente innerhalb der Story lassen den erfahrenen Zuschauer bemerken dass das Projekt einst ein Mabuse-Film sein sollte, aber dass Francos Werk letztendlich nicht das geworden ist was geplant war ist am Ende ohnehin nicht von Belang, verloren die Mabuse-Filme der 60er Jahre doch von Film zu Film immer mehr an Qualität, und da ist es nicht so schlimm, dass der hier vorliegende Film so gar nicht in das Bild der alten Streifen passen will.

Stattdessen haben wir mit „Der Mann, der sich Mabuse nannte“ (Alternativtitel) einen herrlich verspielten Nonsensfilm vorliegen, der sich nicht wirklich ernst nimmt (und die Deutschvertonung den Streifen erst recht nicht), auch wenn er weit davon entfernt ist als Komödie konzipiert zu sein. So charmant stümperhaft die Art ist mit welcher Franco den Streifen auf die Schnelle abdreht ohne auf Anschlussfehler, einen Hauch von Logik oder eine wahre Geschichte zu achten, so bemüht ist er auf der anderen Seite dem sinnlosen Treiben möglichst viele Klischees aufzudrücken, die ihn zu einem kleinen Liebhaberstück machen.

Da gibt es eine Hypnosemaschine ebenso wie ein Monster, welches für die Gangster arbeitet. Ein Höschen wird zu einem wichtigen Hinweis, ein Leuchtturm dient den Schurken als Geheimversteck, die Szenen im Polizeipräsidium wirken wie aus einem Wildwest-Film entliehen, und immer wieder dürfen hübsche Damen ihre Reize spielen lassen, wobei eine dieser Szenen als ganz besonders interessant heraus ragt, wird doch die legendäre Verhörszene aus „Basic Instinct“ in diesem Franco bereits vorausgegriffen.

Die meist wenig talentierten Darsteller sind mit sichtbarer Freude dabei, improvisieren, baden verspielt in ihren Klischees, und Franco macht Nichtigkeiten zu Wichtigkeiten, zumindest innerhalb der jeweiligen Szene, durchgängig wichtig ist ohnehin nicht viel. Franco nimmt sich Zeit für augenzwinkernden Schabernack, und bis auf Siegfried Lowitz schien auch jeder zu verstehen wie der Film gemeint ist. Lowitz jedoch wirkt als müsse er notgedrungen mitspielen, was aber nicht weiter wild ist, da sein Part ohnehin sehr kurz ausgefallen ist. Da seine Lippenbewegung nie zu seiner eigenen Synchronstimme passte, was ganz schön nervte, war ich schließlich auch gar nicht böse drum dass er nur einen Gastauftritt absolvierte, obwohl der gute Mann zu meinen Lieblingsmimen deutscher Filmklassiker zählt.

Wie die Geschichte ihr Ende nimmt steht niemals zur Debatte, ist einfach scheiß egal. Zum Schluss findet Franco mit dem Tode der meisten Beteiligten einen schlichten Weg die „Geschichte“ zu einem Ende zu führen, freilich nicht ohne erneut verspielt in Klischees zu baden. Und bis es so weit ist darf man einem herrlich naiven und kurzweiligen Treiben beiwohnen, welches uns u.a. die stümperhafteste Verbrecherbande aller Zeiten präsentiert, eine Bande der sich der echte Mabuse längst endledigt hätte.

Dass Franco nicht viel Geld zur Verfügung stand, bemerkt man bereits daran, dass von der großen Verbrecherorganisation eines Mabuse-ähnlichen Anführers nur die handvoll schräger Gestalten übrig ist, welche die meiste Zeit unsinnige Pläne schmiedend in ihrem Leuchtturm festsitzt. Dass Franco auch noch das CIA hinzuzieht ist so unnötig und sinnlos wie typisch für den Film, ist er letzten Endes doch nur ein Mosaik aus vielen liebgewonnenen Kinoklischees, die uns so etwas wie eine Geschichte lediglich vorgaukeln sollen. Bei einem solch unterhaltsamen Ergebnis könnte ich Franco dafür auch niemals böse sein.  OFDb

05.12.2015

DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA (1971)

Sicherlich gibt es auch Abenteuerfilme unter den Verfilmungen nach Edgar Wallace. Der Name steht nicht allein für Kriminal-Kost. Aufgrund einer Mörderaufdeckung durch Scotland Yard war ich jedoch eher auf das für Wallace typische Genre eingestellt, ein Bereich der durch „Der Teufel kam aus Akasava“ durchaus abgedeckt wird. Aber eingekleidet ist er aufgrund der tropischen Kulisse und dem Hintergrund des Mordfalles im Mantel eines Abenteuerfilmes, was dem Streifen einen fremden Touch verleiht, stilistisch jedoch leider keinen exotischen.

Nach dem sympathisch schmuddeligen „Der Todesrächer von Soho“, den Jess Franco erst nach dem hier besprochenen Film umsetzte, war meine Erwartung an „Der Teufel kam aus Akasava“ ein wenig höher als üblicher Weise bei einem Franco-Film. Aber gefallen will mir der Streifen so gar nicht, dabei kann ich nicht einmal genau benennen was mich stört. Die Ermittlungen haben mich ebenso wenig interessiert wie der Kriminalfall selbst. Und die inszenatorischen Spielereien, die manch anderen Franco so interessant aussehen lassen, fehlen hier. Dem Film fehlt das individuelle Gewandt und wirkt wie lustlos abgedreht von einem Irgendwer.

In Nebenrollen ist „The Devil Came From Akasava“ (Alternativtitel) sympathisch besetzt. Horst Tappert und Siegfried Schürenberg sind dabei, Letztgenannter in manch interessanter Szene, der wahre Hingucker des Streifens ist jedoch die leider viel zu jung verstorbene Soledad Miranda, eine wahrlich hübsche Frau, mit einer Anziehungskraft, dass man die Augen nicht von ihr ablassen möchte. Zwar weiß sie ihre Szenen zu verzuckern, und das sind nicht gerade wenige, aber das wertet den Film nicht in seiner drögen Gesamtheit auf. Ohne Francos gute wie schlechten Besonderheiten wirkt ein solch lustlos heruntergedrehter Film einfach zu lahm, auch wenn ein ruhiges Erzähltempo sonst oft zu den Trümpfen des Regisseurs gehört.  OFDb

MANSION OF THE LIVING DEAD (1982)

Aufgrund der Alternativtitel „Die Residenz der reitenden Leichen“, „Das Schloss der reitenden Leichen“ und „Die Auferstehung der reitenden Leichen“ wird fälschlicher Weise der Eindruck hinterlassen Jess Francos Film habe etwas mit der charmant schundigen „Die Nacht der reitenden Leichen“-Reihe von Amando de Ossorio zu tun. Dementsprechend enttäuscht reagiert der Zuschauer in der Regel. Das war bei mir vor Jahren nicht anders, und nun im Zuge meiner Jess Franco-Sichtungen habe ich „Mansion of the Living Dead“ erneut eine Chance gegeben, um ihn als Film für sich zu betrachten. Was ich zu sehen bekam war jedoch trotzdem nur ein Haufen uninspiriert heruntergedrehte Langeweile, die selbst Franco-Fanatiker an ihre Grenzen bringen dürfte.

Aufgrund der Sünde im Mittelpunkt entschied sich Franco einen Soft-Porno zu drehen mit dementsprechend aus besagter Branche gecasteter Mimen, die, wie nicht anders zu erwarten, so laienhaft spielen, dass dies das wahre Grauen des Filmes wird. Der Horrorpart scheint nur um die Sexszenen drum herum gebaut zu sein. Es ist kaum zu glauben dass der Streifen auf der Kurzgeschichte eines spanischen Schriftstellers basieren soll, so dünn wie die Geschichte ausgefallen ist.

Wenn man erst einmal etliche Nackedeiszenen und welche mit lesbischem Balzverhalten hinter sich gebracht hat, macht uns Franco mit einer vor Ort tätigen okkulten Sekte bekannt. Da treffen wir auf Personen, die in hellen Kutten gekleidet sind und bizarre bis unerwartet fröhliche Gipsmasken im Gesicht tragen. Ähnlich wie bei „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“ fragte ich mich, ob da nun Menschen Masken tragen, um ihr Ritual damit zu unterstreichen, oder ob uns Franco mit diesem künstlich wirkenden Trick echte Untote präsentieren möchte. Die Antwort ist hier wie dort die selbe: der Kult soll tatsächlich von Zombies geführt werden, Zombies der völlig anderen Art, was sich dadurch erklärt, dass Franco kein Fan üblicher Zombiefilme ist.

Seine Veränderungen am typischen Zombiebild sorgen jedoch dafür, dass die Untoten in keinster Weise mystisch oder unheimlich wirken. Und da sie ein jedes Opfer im Gangbang vergewaltigen, wirken sie nur ebenso lüstern wie die Heldinnen und wie der Stelzbock von Regisseur, der sicherlich beim Dreh masturbierend daneben stand. So ist „La mansión de los muertos vivientes“ (Originaltitel) ähnlich plump ausgefallen wie Francos späterer „Lust für Frankenstein“.

Zwar setzt Franco viel auf die Windgeräusche, die für die Gegend in welcher der Film entstand typisch sind, das wohl einzig atmosphärisch wirkende Stilmittel des Streifens, und er ersetzt es komplett gegen einen Soundtrack (der Chorgesang des Kultes ist die einzige Musik im Film), und ein durch den Wind verursachter Glockenschlag unterstützt das Feeling durch den Wind, aber das kann nicht das komplett langweilige Getue auffangen das der Zuschauer ansonsten zu ertragen hat, um daraus einen auch nur ansatzweise brauchbaren Film zu zaubern.

Peinlich agierende Mimen, die ewig nur fummeln und lecken und die dann hineingeschuppst werden in einen Okkult-Plot, vor dem sich nicht einmal die Ur-Großmutter fürchten würde, „Mansion of the Living Dead“ ist so unsagbar schlecht, dass man auch mit der Improvisationsfreude des Regisseurs nichts mehr schön reden kann. Schade ist es einzig um die groteske Idee einer Frau, die im Hotel gefangen gehalten wird und ihre ganz eigene Art hat damit umzugehen. Der Rest guckt sich dilettantisch und Zuschauer verarschend.  OFDb

DER TODESRÄCHER VON SOHO (1971)

Während die Rialto Wallace-Reihe, die damals die harte Welle in den deutschen Kinos auslöste, in den 70er Jahren damit begann in Zusammenarbeit mit Italien das ursprünglich naive Krimi-Konzept in Giallo-Flair zu tauchen, engagierte man für die Sohnemann-Reihe der Bryan Edgar Wallace-Filme für ein Remake des neun Jahre zuvor erschienenden „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ den Spanier Jess Franco, den fürs Improvisieren bekannten Vielfilmer, der in Deutschland in den 80er Jahren noch einmal mit „Die Säge des Todes“ von sich reden machen sollte, dem Freund des Schundfilms aber bereits 1971 bekannt war.

Wer weiß dass der Spanier auf dem Regiestuhl sitzt, der erwartet keinen Kriminalfilm wie zuvor. Interessanter Weise wird der Unwissende in diesem Fall jedoch nicht so stark verschreckt wie man meinen sollte, fällt „Der Todesrächer von Soho“ doch überraschend konventionell aus. Dies nicht ohne einige Vorzüge des umstrittenen Filmemachers zu besitzen, aber doch überraschend brav einem nachvollziehbaren roten Faden folgend, zumindest bis zum Finale, wo sich die Ereignisse derart überschlagen, dass man nicht mehr wirklich durchblickt - ein Zustand der für die Grusel-Krimis dieser Zeit aber ohnehin üblich war.

Davon abgesehen, dass ich mir zur Zeit so einige Franco-Filme zu Gemüte führe, lockte mich der Reiz Wolfgang Kieling und Horst Tappert drei Jahre vor der ersten Folge „Derrick“ gemeinsam in einem Film agieren zu sehen. Leider muss ich gestehen nicht erkannt zu haben wen Kieling gespielt haben soll. Bis zum Schluss wartete ich auf seinen Auftritt. Scheinbar fand dieser zu sehr im Dunkeln statt. Ich wüsste sonst nicht warum ich ihn ansonsten nicht entdecken sollte. Tappert hingegen weiß in der Spätphase des Streifens mit seinem Drei Tage-Bart zu wirken, wenn sein Charakter sich offiziell wandelt. Zuvor erinnert er optisch stark an seine Rolle in „Sieben Tage Frist“, während das ironische Grinsen in der ersten Filmhälfte Charakterzüge aus seiner berühmten Krimi-Serie vorweg nimmt.

Auch wenn die Schauspieler in einem Franco-Film letztendlich nicht wichtig, da austauschbar sind, so erfreut es doch zu sehen, dass recht anständig gecastet wurde. Ein halbwegs brauchbarer Eddi Arent-Ersatz und ein gar nicht brauchbarer Klaus Kinski-Ersatz zeigen, dass man sich trotz der raueren Umsetzung noch immer stark an den Erfolgsmustern der frühen Wallace-Filme orientierte. Letztendlich kommt „Der Todesrächer von Soho“ jedoch viel düsterer und schmuddeliger daher als „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“.

Francos Gespür für spannende optische Perspektiven, für stimmige Drehorte und für skurrile Einfälle stehen wie so oft bei ihm im herrlich dilettantischen Widerspruch zum völligen Verzicht darauf auf Tag und Nacht zu achten und auf Anschlussfehler nach Schnitten (am lustigsten fällt dies in einer Szene auf, in welcher mit jedem Schnitt ein Gesprächspartner entweder vor der Tür oder in der Wohnung steht). Selbstverständlich steht die Logik auch wieder Kopf, auf die hat der gute Mann noch nie geachtet. Aber was wie eine negative Aufzählung klingt, gehört zum Feeling eines Franco-Filmes einfach mit dazu.

„Der Todesrächer von Soho“ mag aufgrund seiner noch recht massentauglichen Umsetzung nicht das sein, wonach der Hardcore-Franco-Fan lechzt. Aber jemand wie ich, der oft genug Probleme mit den Werken dieses Mannes hat, fühlte sich um so besser unterhalten, sympathisiere ich doch trotz vieler unangenehmer Filmerfahrungen mit dem Regisseur, so dass ich mich über jedes seiner unterhaltsam ausgefallenen Werke freue.

„The Corpse Packs His Bags“ (Alternativtitel) ist trashig, düster, stimmig, dreckig, schundig und hin und wieder sogar absichtlich witzig, z.B. wenn der Fotograf bei Fehlgriffen in seiner Tasche immer Nackedeibildchen hervorholt, oder wenn der Vorgesetzte den ermittelnden Detective daran erinnert, dass er in die Themse springen wollte, wenn der Fall am besagten Tag noch immer nicht gelöst sei. Ob es als Running Gag gedacht ist, dass ein bestimmter Polizist im Präsidium nach Gesprächen mit Kollegen immer den Telefonhörer auflegt ohne mit dem Menschen am anderen Ende der Leitung gesprochen zu haben, oder ob dies eine der typischen Franco-Unlogiken ist, lässt sich schwer sagen, eben weil beides typisch für den Kult-Regisseur wäre.  OFDb
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