Kurz nach "Gundala" kam in Deutschland der zwei Jahre zuvor entstandene "Valentine - The Dark Avenger" auf DVD heraus. Beides sind indonesische Superheldenfilme, der Versuch hier einen Markt zu integrieren, der sich bislang für unsere Gegend nicht interessiert hat. Beides klingt nach exotischen Erlebnissen innerhalb eines reichhaltig abgegrasten und somit allseits bekannten cineastischen Gebietes, aber leider fällt "Valentine" (Originaltitel) so banal aus wie sein oben genannter Stiefbruder und verliert beim Sichten somit an zuvor erhofftem Reiz. Nun ist die Bandbreite der Veröffentlichungen Marvels auch nicht gerade davon geprägt diesen Bereich neu zu erfinden, aber was uns "Valentine" hier an banalem Grundlagenprogramm serviert, mutet sich wahrlich als Unterforderung an. Nicht nur dass man hier eine viel zu bekannte Geschichte vorgesetzt bekommt, sie kommt auch zu penetrant naiv daher, um in ihr schlicht, oder von mir aus auch mit kindlichem Gemüt, aufgehen zu können. Ganz davon abgesehen macht vieles von alledem keinen Sinn, z.B. wenn eine finale Entscheidung des Gegners den Film zu seiner Geschichte macht, anstatt zu Valentines, die sich so gut wie nicht entwickelt hat, wenig zum Ergebnis beigesteuert hat und auch einen weit weniger schmerzhaft emotionalen Hintergrund erfährt, als der Bösewicht, dessen wahre Identität jeder halbwegs mitdenkende Zuschauer von Anfang an vermutet hat. Da "Valentine" auch optisch etwas arg unbeholfen daher kommt und kaum Stimmung zu verursachen vermag, wird er lediglich zur Magerkost seiner Gattung Film. Das kann man sich als Vielseher für den Schnellverzehr zwar mal geben, zumindest langweilt das Ergebnis nicht sonderlich, aber aufregend, innovativ oder gar kulturell anders mutet der Streifen mal so gar nicht an. Wenn das alles ist, was Ihr zu bieten habt, wird das nichts mit der erfolgreichen Erweiterung des Marktes, liebe indonesische Produzenten. OFDb
Von einem der daheim blieb, um die weiten Welten des Films zu entdecken...
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03.09.2022
21.07.2020
DER TODESSCHREI DER KANNIBALEN (1978)
"Mondo Cannibale" ist der Prototyp des Kannibalen-Films und war somit der Auslöser der Welle dieser Genre-Gattung, die ihr Hoch Ende der 70er Jahre hatte und deren Produkte Großteils aus Italien kamen. Aber auch die Indonesier mischten mit ihrem "Der Todesschrei der Kannibalen" mit und haben der bereits bekannten Chose, die in diesem Bereich immer wieder erzählt wird, nichts hinzuzufügen. Wieder starten Leute eine Expedition in den Dschungel, treffen dort auf ein Ur-Volk, um schließlich tiefer im Dschungel auf einen primitiven Kannibalenstamm zu stoßen, von dem man gefangen gehalten wird. Für Sisworo Gautama Putra, der u.a. auch die beiden Teile von "Snake Queen" inszenierte und "White Crocodile Queen", war der hier besprochene Film das Regie-Debüt. Und dieses orientiert sich mit seiner Vertiefung der Ur-Volk-Rituale, der Überwindungen bei der Teilnahme dieser und mit der Tortur der Gefangenhaltung stark an Ruggero Deodatos "Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch". Als einer der qualitativen Höhepunkte besagter Welle, ist er ein gut gewähltes Vorbild. Allerdings basierte dieses mit dem was es präsentierte auf tatsächliche Studien und Erkenntnisse und kam deshalb glaubwürdiger daher, als der Genre-Beitrag Putras. Zwar ist in seinem Streifen der Dschungel authentisch und auch die Ur-Völker sind glaubwürdig besetzt (man begeht also nicht die Fehler von Jess Francos erbärmlichen Kannibalenfilm-Versuchen), ihr Alltag will sich jedoch nicht echt anfühlen.
Es gibt eine Gasthütte im Dorf, Frisuren wollen nicht wirklich urig wirken, die Rituale schauen sich zu bemüht auf Klischee getrimmt, und Schamgefühl besitzen die Ur-Völker ebenso. Ob nun Kannibalen oder friedliches Volk, hier laufen lediglich die Kinder nackt herum, die bei den Menschenfressern, ebenso wie bei Deodato, auch mal auf die Gefangenen pinkeln. Vom Gedanken des bestialischen Verzehrs einmal abgesehen, der im Film jedoch nie tatsächlich vollzogen wird, fällt auch die Folter des billig gedrehten Streifens nicht so konsequent aus, wie beim Vorbild. Frauen bleibt stets der Schutz der Kleidung erhalten, als Mann steckt man fast unversehrt im Käfig fest. Hier fällt der Streifen überraschend zahm und bieder aus. Warum man die Flucht so vereinfacht und diesbezüglich erst so spät antritt, wer alles ohne geschnappt zu werden mit nichtigen Erlebnissen weiterhin tapfer durch den Dschungel schleicht, ohne Bedenken zu haben, ob man je wieder lebend aus der menschenfeindlichen Umgebung heraus kommt, bevor man an etwas anderem als an den Taten der Kannibalen stirbt, ist alles vom Drehbuch her nicht durchdacht oder konsequent umgesetzt. Dieses bietet uns zudem unsympathische, selbstherrliche, vom Geld gelenkte Studenten, die nie wirklich zu Identifikationsfiguren werden und deren Leiden man nur bedingt teilt. Die Kannibalen schreien wild herum und nerven in dieser penetranten Art mehr, als dass sie erschrecken, und letztendlich ist alles derart lieblos umgesetzt, dass "Savage Terror" (Alternativtitel), der auch als "Primitives" veröffentlicht wurde, inmitten einer ohnehin recht eintönigen und meist maximal durchschnittlichen und von vielen kritisch betrachteten, geradezu berüchtigten Filmgattung einen Tiefpunkt darstellt. Stimmige Atmosphäre und Abenteuer-Feeling sucht man hier so vergeblich, wie Authentizität und professionelle Mitwirkende. "Primitif" (Originaltitel) ist wahrlich nur für die schnelle Mark gedreht. OFDb
16.05.2017
AMPHIBIOUS (2010)
Mit Ruhm hat sich Brian Yuzna mit seiner selbst produzierten Regiearbeit „Amphibious“ nicht bekleckert. Andererseits hat er mit Werken wie „Beneath Still Waters“ und „Rottweiler“ schon weitaus schlechteres abgeliefert. Ohnehin ist er nicht der Horror-Guru der 80er Jahre, wie es manchmal scheint, besitzt Yuzna doch eher das Talent gute Werke wie „Dolls“, „Re-Animator“ und Co zu produzieren. Sitzt er selbst auf dem Regiestuhl kommt eigentlich nie etwas wirklich Geglücktes heraus. Dementsprechend braucht es nicht verwundern, dass sich Yuzna mittlerweile den Begebenheiten der Zeit gefügt hat und nun nahe dem Stil der SyFy-Tier-Produktionen arbeitet, ein Vergleich der sich aufgrund der Thematik und des kostengünstig animierten Monsters geradezu aufdrängt.
Eine Spur besser ist sein Werk im Vergleich dennoch ausgefallen. Und das liegt nicht nur an einer interessanteren Ausgangssituation zum Thema Zwangsarbeit, ein Aufhänger der sich trotzdem ziemlich schnell dem üblichen Handlungsablauf derartiger Schnellschuss-Produktionen fügt, hauptsächlich weiß der in 3D vermarktete „Amphibious“ zu gefallen, weil er Computereffekte mit handgemachten mixt. Und da kommen für eine FSK 16 schon einige derbe Bilder bei rum, die 80er Jahre-Charme mit dem Pixelpulp der 00er Jahre mixt. Nur wenigen wird dies gefallen, aber wer den Unterschied erkennt, wird in der Regel dankbar dafür sein.
Bevor der Skorpion in Ganzaufnahme erscheint, weiß er sogar per CGI zu gefallen, dann werden Menschen lediglich von seinem Stachelschwanz attackiert, und wenn dieser aus dem Meer ragt erinnert dies sogar fast an den Klassiker „Alarm für Sperrzone 7“, eine Zeit lang dachte ich augfrund der teilweise schwer einzuordnenden Animation gar, es mit mehreren Viechern dieser Art zu tun zu haben. Aber es ist tatsächlich nur ein Riesenskorpion, und was es mit dem auf sich hat weiß eigentlich nur Yuznas selbst. Der hat an der Geschichte mitgeschrieben, und diese verrät nie so genau ob die Kreatur nun per Magie oder per Erdbeben erweckt wurde.
So holpert das Konstrukt auch gerne voller Widersprüche, wenn die Kreatur mal als Rächer agiert und dann wieder willkürlich Menschen angreift. Da wir es hier aber mit einer äußerst günstigen 08/15-Produktion zu tun haben, ist jeglicher Gedanke über Sinn und Unsinn ohnehin verschwendete Zeit. Einem Werk wie „Deep Water“ (Alternativtitel) sollte man sich aufgeschlossen und geistlos hingeben, und dann kann er als sympathisches Mittelmaß Vielsehern des Tier-Horrors tatsächlich gefallen, weiß doch so mancher Darsteller hier und da etwas zu retten. Und für den Rest sorgen die Effekte.
Sicherlich gibt es x bessere Horrorfilme, die man stattdessen sichten könnte. „Sea Tremors“ (Alternativtitel) ist nichts was im Gedächtnis hängen bleibt. Aber irgendwie finde ich ihn doch wieder zu sympathisch, als dass ich ihn lediglich als maues Mittelmaß bezeichnen könnte. Dafür versucht Yuzna wiederum viel zu sehr den besagten Hauch mehr zu bieten, als es die lustlos heruntergekurbelten Fließbandproduktionen von SyFy abliefern. Wer nicht zu viel erwartet, kann auf simpler Basis angenehm überrascht werden. Dass „Amphibious“ nur etwas für den geschulten Dauergast der CGI-Monsterfilmchen geworden ist, ist jedoch kein Geheimnis. Bei jedem anderen Publikum wird er lediglich ein Achselzucken ernten. OFDb
02.08.2016
AUF DER SUCHE NACH EINEM FREUND FÜRS ENDE DER WELT (2012)
Die Welt geht unter. Daran lässt „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“ keine Zweifel aufkommen. Direkt zu Beginn erhalten wir diese Nachricht. Sie ist der Ausgangspunkt für alles Kommende. Und nicht nur dass die Autorin und Regisseurin Lorene Scafaria daraus keinen Film über Chaos und Anarchie gemacht hat, keinen Kampf ums Überleben zeigt, ja nicht einmal den Stil eines dürsteren Endzeitfilms streift, sie blickt stattdessen tragikomisch auf die stillen, bizarren Seiten wie Menschen mit diesem bevorstehenden Szenario umgehen. In der ersten halben Stunde bekommen wir allerhand Bewältigungsmethoden einer Gesellschaft vorgesetzt, die nichts mehr zu verlieren hat. Da wird auch mal geplündert, geschossen und all das Übliche getrieben was Filme vom Ende der Zivilisation grundsätzlich erzählen, der Großteil wird jedoch aus einer eher friedlichen Perspektive betrachtet.
Beförderungen reizen keinen mehr, und wenn man sie noch so nachgeschmissen bekommt. Partnerschaften lösen sich auf. Die Angst vor Drogen verschwindet. Die Leute zelebrieren offenen Sex. Verzweifelt suchen sich Einsame Partner um nicht alleine zu sterben. Und manch Anderer organisiert sich einen Auftragskiller, um weniger qualvoll zu sterben. Nur Dodge macht nichts dergleichen. Er hat keine Wünsche und Sehnsüchte. Er fühlt sich lediglich einsam. Er kann mit der Stimmung seiner Mitmenschen nichts anfangen. Er sucht auch keinen schnellen Sex, lehnt ihn immer ab wenn ihm dieser angeboten wird. Der friedliche Mann will lediglich seine Ruhe haben. Und diese wird plötzlich unterbrochen durch das Auftauchen seiner chaotischen Nachbarin Penny - ein Erlebnis das zunächst seinen Alltag auch nicht weiter verändert.
Als die Plünderungen los gehen fühlt er sich, nun wo er sie kennt, verpflichtet ihr zu helfen. Und mit dem Brief den er drei Monate zu spät von seiner ersten Liebe erhalten hat, welche ihm den Brief schickte als die Bevölkerung erstmals von der Bedrohung des Asteroiden erfuhr, hat jetzt selbst Dodge ein Ziel vor Augen, hat er seine Highschool-Liebe doch auch nie vergessen können. Was folgt ist ein tragikomisches Road Movie darüber wie die chaotische Penny und der sensible Dodge sich auf einer Reise quer durch Amerika kennen lernen, diverse ungewöhnliche Erfahrungen machen aufgrund dessen dass sich die Menschheit, mit dem Wissen ihres Endes, unberechenbar verhält. Und schließlich verlieben sich beide ineinander, ohne die Zeit zu haben diese Emotionen wirklich auskosten zu können.
Es dauert aufgrund der eher stumpfen Art Dodges einige Zeit bis die Gefühle auf den Zuschauer überschwappen. Zunächst verfolgt man eher neugierig das Treiben all der Nebenfiguren. Und dieser Zustand hält lange Zeit an. Die beiden Hauptfiguren lernt man fast eher nebensächlich kennen, und erst in der zweiten Hälfte wird der tragische und romantische Part erst so richtig emotional. Ich habe es selten erlebt, dass ein Film dessen Musik mich in keinster Form in die richtige Stimmung versetzen konnte, mich derart emotional mitreißen konnte, wie es „Seeking a Friend for the End of the World“ (Originaltitel) konnte. Wenn die letzten Sätze im Film fallen ist das lebensbejahend wie todtraurig. Und dann schließt dieser einfallsreich erzählte, sehr zurückhaltende und still inszenierte Film wie er schließen muss.
Die Gewichtung aus Tragik und Komik, und später auch aus Romantik, hält gekonnt die Balance. Stets sind Scafaria die Menschen am wichtigsten, und damit ist man selbst in eher belanglosen Szenen mit ganzem Herzen dabei. Wenn die Putzhilfe Dodges einmal wöchentlich fleißig weiter putzt, und scheinbar keinen Schimmer vom Weltuntergang hat, ist das erfrischend komisch, in ihrem letzten Auftritt perfekt tragikomisch dank dem hervorragenden Spiel Steve Carells, der in anderen Stoffen wie „The Office“ gerne unterfordert wird und hier beweisen kann, was für ein dramödischer Charakterdarsteller in ihm steckt. Keira Knightley an seiner Seite ist niedlich, ihre deutsche Synchronstimme erst recht, und durch die tolpatschigen, trotzigen, unreifen und schmollenden Blicke Knightleys weiß die Odyssey quer durch Amerika auch emotional kompatibel mit ihrem Filmpartner zu funktionieren.
Beide zusammen in Kooperation mit Regie und Buch schaffen es dass der Zuschauer intensiv genug ins Geschehen eintauchen kann, um in den Figuren nicht mehr die Schauspieler zu sehen, sondern die gewünschten Charaktere. Und nie, aber auch nie ist der Film in Versuchung einen vom Weltuntergang ablenken zu wollen. Dass das Bevorstehende so konsequent im Bewusstsein der Protagonisten ist, sich in jedem Geschehen wiederspiegelt und somit auch für den Zuschauer nicht zu übersehen ist, macht überhaupt erst das intensive Erlebnis dieses Streifens aus, der doch eigentlich auf seine eher zurückhaltende Art ohne diesen Hintergrund recht belanglos ausgefallen wäre. So aber erleben wir mit „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“ ein magisches Filmerlebnis, das einen im Innersten berührt. OFDb
Kategorien:
2010-2019,
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