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27.04.2024

CHARLESTON (1977)

Charleston ist ein Trickbetrüger mit Stil, und als ein reicher Mann mit dem Verkauf seiner Yacht ein krummes Ding drehen will, durchschaut Charleston dies und nutzt einen ausgefeilten Plan um besagten Betrüger zu betrügen. Hierfür nutzt er u.a. auch ein Versprechen, welches er einem Polizisten zur Mithilfe einer Verbrecherüberführung gab, so dass er in verschiedene Richtungen täuschen und tricksen muss...

Die Anti-Titanic - Sie sinkt und sinkt einfach nicht...

Zur Hochzeit der Berühmtheit Bud Spencers, in einer Phase in welcher seine Solofilme ähnlich erfolgreich waren wie seine Partnerarbeiten mit Terence Hill, da kam der etwas anders geartete "Charleston" heraus, in welchem Spencer weit weniger den Prolet in seine titelgebende Rolle einfließen ließ, wie es sonst bei ihm üblich war. Stattdessen verkörpert er eine Art Gentleman-Gauner mit Stil. Was bleibt vom üblichen Konzept ist der Unfehlbare, jener Typ Mensch dem alles gelingt und der alles durchschaut, und so soll es im Comicuniversum seiner Werke auch sein, und so ist es gut. Im Gegensatz zu "Sologängen" wie "Auch die Engel essen Bohnen" bekommt der bullige Bärtige auch keinen Terence Hill-Ersatz zur Seite gestellt. Eine im Alleingang unfähig zu denkende, aber im kriminellen Sinne trickreiche Bande folgt ihm, ihren Anführer, brav, und der Polizist, mit dem Charleston ein Bündnis eingeht, wird zu einem entfernten Partner, nicht wirklich zu einem Verfolger, den man täuschen muss, aber doch zu einem Bündnis, welches Charleston für seine Zwecke zu nutzen weiß, während er gleichzeitig sein Versprechen einhält. 

Dafür benötigt man kein sonderlich gerissenes Drehbuch, eben weil Charleston ohnehin alles gelingt. Trotzdem gefällt diese siegessichere Nummer, zumal es Spaß macht zu sehen, wie der gute Mann mit seinen Helfern an sein Ziel gelangt. Die üblichen Raufereien erleben wir erst gegen Ende, dann auch nur in einer ausgedehnten einzelnen Prügelszene, in welche Bud Spencer lange Zeit nicht involviert ist. Da prügeln sich Artisten und Schauspieler in weit ausgefallener Art als üblich, und das gefiel mir nicht ganz so gut, wie die Standardraufereien. Dachte ich noch kurz "Zwei Fäuste räumen auf" (Alternativtitel) würde komplett als Ausnahmefilm ohne Bud Spencer in einem solchen Szenario funktionieren, tritt er verspätet doch noch der Schlägerei bei und zeigt erneut wieviel mehr Stil seine so simpel scheinende Haudrauf-Technik besitzt, als all das um mehr Kreativität bemühte Kämpfen dem wir zuvor beiwohnen durften. "Charleston - Zwei Fäuste räumen auf" (Alternativtitel) guckt sich locker leicht, ist angenehm erzählt, freilich so zotig wie üblich ausgefallen, hauptsächlich über die Nebenfiguren albern ausgefallen, während Bud Spencer mit sichtlicher Spielfreude den niveauvollen Ehrenmann unter den Trickbetrügern mimt.  Wiki

26.07.2023

MORD IN DER RUE MORGUE (1971)

17 Jahre nach der zweiten Verfilmung "Der Würger von Paris", scheint "Mord in der Rue Morgue" die dritte zu sein. Aber Billigfilm-Produzent Samuel Z. Arkoff machte unter dem berühmten Titel nach Edgar Allen Poes Kurzgeschichte etwas, das er in den 00er Jahren auch mit den angeblichen Neuverfilmungen seiner eigenen 50er Jahre-Klassiker tat (u.a. "Teenage Caveman" und "Der Todesengel aus der Tiefe"): er blendete mit dem Titel, um etwas völlig anderes zu erzählen. Poes Kurzgeschichte ist hier Poes Kurzgeschichte, der Film ist also in unserer Realität angesiedelt. Eine Theatergruppe führt das Stück jüngst auf. Deren Bühneninterpretation am Rande ist alles an Übereinstimmung. Ansonsten geht es in Gordon Hesslers Version darum, dass aktuelle und ehemalige Mitglieder der Theatertruppe nach und nach von einem Wahnsinnigen ermordet werden. Da es sich um einen Totgeglaubten handelt, der aufgrund einer Verunstaltung im Gesicht maskiert hinter der Bühne herumhuscht, ist die Verwandtschaft dieser "Vier Frauen und ein Mord"-Version unübersehbar: "Das Phantom der Oper". 

Freilich orientiert man sich auch an diesem nur recht lose, und so wohnen wir im Hauptplot dem Lüften eines Geheimnisses um ehemalige Verbrechen bei, das wir als erfahrene Gruselfreunde bereits im Vorfeld kennen, zumal weitere Möglichkeiten der Auflösung kaum möglich sind. Viel anders wird das 1971 ebenfalls nicht gewesen sein. So kurz vor dem Aufbruch der modernen Terrorwelle des Horrorfilms im besagten Jahrzehnt war man die alten Klischees und Abläufe des Genres schon so gewohnt wie wir heute. Trivial und vorhersehbar wird "Murders in the Rue Morgue" (Originaltitel) also bereits damals gewesen sein. Ob er sich zu dieser Zeit aber auch derart charmant geschaut hat, wie nun in seinem Retro-Gewandt viele Jahrzehnte später, lässt sich nur schwer erahnen. Selbst heutzutage gehört der Streifen diesbezüglich nicht zu den Highlights nostalgischer Gruselfilmzeiten. Aber er ist die nette Fließband-Dutzendware für zwischendurch, die all das liefert, was man erwartet (freilich erst wenn man begreift keine Poe-Verfilmung zu sichten) und mit bekannten, wie talentierten Gesichtern dieser Dekade Horrorfilm trumpfen kann. 

Wer nicht zu viel erwartet, wird also solide unterhalten, ohne all zu viel Brutalität und tatsächliche Gruselstimmung. Selbst der augenzwinkernde Umgangston ist rar gesät, für einen theoretisch verschmitzten Täuschungsversuch. Die Klasse eines "Theater des Grauens" und die Raffinesse eines "Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes" sucht man in dieser Schnellschussproduktion vergebens.  Wiki

11.03.2023

DAS PHANTOM DER OPER (1962)

Wer Dracula und Frankenstein erfolgreich modernisiert hat, den lässt man auch auf das Phantom los, welches die Oper heimsucht. Also engagierten die Hammer Studios ihren Stamm-Regisseur Terence Fisher, der die beiden klassischen Vergleichsstoffe inszenierte, und herausgekommen ist ein eher im Umgang miteinander, anstatt durch Gewalttaten und andere Quantitäten, moderner Ton. Eher schelmisch erzählt, wenn es darum geht einem Narzissten das ein oder andere Beinchen zu stellen, anstatt hart oder gruselig angegangen, gewinnt "Das Rätsel der unheimlichen Maske" (Alternativtitel) auf ganz andere Art und Weise wie zunächst erwartet Sympathie. Im groben hält man sich an die Handlungsabfolge der Vorlage. Und neben der klassischen Hammer-Pluspunkte in Sachen aufwendige Dekoration und Kostüme, macht sich zudem die Mühe aufwendiger Kompositionen bemerkbar, häufig genug eingebracht um dem Thema Oper gerecht zu werden, reduziert genug integriert, um dem Filmfreund, der sich mit derartiger Musik schwer tut, nicht vollends auf den Senkel zu gehen. 

Es ist das überraschend feinfühlig inszenierte, auf Drama anstatt auf Horror achtende, Finale, in welchem uns die Musik ausführlicher nahe gebracht wird, und das weiß meiner Meinung nach emotional zu funktionieren. Dies freilich immer nur auf Trivialniveau, denn "The Phantom of the Opera" (Originaltitel) ist weder Kunstfilm noch wahre Literaturverfilmung, soll lediglich simpel unterhalten und verzichtet dafür auf Innovationen und liefert lieber das ab, was das gewonnene Stammpublikum in etwa sättigt. Mag die Maskerade, bzw. die Verwundung der dramatischen Titelfigur auch eher schlicht anmuten, so weiß im Gegenzug doch z.B. die theoretisch völlig unrealistische Behausung des Phantoms zu gefallen, gerade wenn es in dieser unangenehmen Umgebung am höchsten Punkt positioniert am Klavier sitzt und darauf musiziert. Der Betrogene mag nicht so wahnsinnig ausfallen wie erwartet, aber die meisten Gräueltaten werden ohnehin vom Gehilfen vollzogen. Lediglich der scheußliche Umgang erzwungener Proben mit der weiblichen Hauptfigur, zeigt den klassischen Bezug von Genie und Wahnsinn und steht etwas arg im Widerspruch zum versöhnlichen Schluss. 

Ohne gleich das große Überwerk geworden zu sein, ist "Das Phantom der Oper" in der Hammer-Version ein charmantes Filmchen mit sympathischen Mimen (u.a. Michael Gough und Herbert Lom), gepackt in nette Optik, dargeboten in seichter Dramatik und verschmitzter Umgangsform.  OFDb

23.08.2020

DEAD ZONE (1983)

Stephen King trifft auf David Cronenberg, das verspricht ein faszinierendes Erlebnis, gerade auch weil "Dead Zone" in die erste Phase fällt, in welcher die Romane des Kult-Autors verfilmt wurden. Die Geschichte selbst klingt etwas unaufgeregt, kommt eher Episoden-artig daher und hätte in ihrer Art auch höchst esoterisch ausfallen können. Die beiden Verantwortlichen dieses Werkes basteln daraus jedoch ein bitterböses Drama, welches Nähe und Distanz gleichermaßen schafft. Cronenberg lässt den Protagonisten gnadenlos leiden, zaubert aus der Vorlage einen erwachsenen Stoff, der sich in seiner nüchtern und sachlich dargebotenen Art keinem trügerischem Optimismus hingibt, gleichzeitig leidet man mit Johnny mit, der hervorragend vielschichtig von Christopher Walken verkörpert wird. Interessant an den einzelnen Phasen des Streifens sind die jeweiligen Schwerpunkte, die nie schlicht das Vorangegangene wiederholen. Johnny macht nicht nur eine schleichende Charakterentwicklung durch, während er seine Gabe mit all ihren Tücken kennen und mit ihr umzugehen lernt. Er durchlebt unterschiedlichste Situationen während dieses sich stets im Wandel befindlichen Prozesses. 

Die Ausgangslage hätte locker eindimensional thematisiert werden können, das zeigt die 2002 entstandene, gleichnamige Serie mit Anthony Michael Hall, die den Krimi-Aspekt jenes Kapitels hervorhebt, in welchem die Hauptfigur der Polizei bei ihren bislang erfolglosen Ermittlungen bei der Suche nach einem Serienmörder hilft. Stattdessen wird ein großes Spektrum dessen zelebriert, was es mit der Gabe des leidenden Helden zu erzählen gibt. Und jegliche Phase weiß gleichermaßen zu faszinieren, da die psychologische Raffinesse und die ureigene Dramatik eines jeden Kapitels gekonnt erkannt werden und auf Höhepunkte hinaus arbeiten, die ein wahres Seherlebnis entfachen. Ob es die Täteraufdeckung in besagter Krimi-Episode ist, oder die politische Entscheidung im Finale, jeder Bereich der Geschichte genießt eine Besonderheit. Hinzu gesellen sich Erkenntnisse über den Einfluss Johnnys auf das was er sieht und die körperlichen Nebenwirkungen, die mit der Gabe einhergehen. 

Mag die Geschichte auch auf die kritischen Genesungspunkte der Ausgangslage verzichten, zu ihrem Vorteil, da das Übergehen sie vor zu starken Unglaubwürdigkeiten bewahrt, auf psychologischer, tragischer und der Spannungsebene leistet "Dead Zone - Der Attentäter" (Alternativtitel) jedoch unglaubliches. Dass er so gut funktioniert, liegt aber auch an dem sehr trockenen Grundton in den er getaucht ist, innerhalb einer ruhig und besonnen erzählten, langsam dargebotenen Geschichte. Zudem wird dem Zuschauer zugetraut eigene Beobachtungen zu machen. Nicht jedes Detail wird ihm auf dem silbernen Tablett serviert. Das überrascht gerade mit Blick darauf, dass Stephen Kings Werke in Buch- und Filmform zur Entstehungszeit gerade ein halbwegs frisch entdeckter Publikumsmagnet waren, der sich gerade auf seinem Höhepunkt befand, und die Herangehensweise Cronenbergs, wie typisch für den Ausnahme-Regisseur, nicht gerade massentauglich ausgefallen ist. Sein "The Dead Zone - Das Attentat" (Alternativtitel) weiß zu packen, zu berühren und zu verunsichern. Man durchlebt Aufs und Abs diverser Gefühlsebenen, eingebettet in einen erwachsenen Plot, der von einem empathischen Publikum die Bereitschaft erwartet auszuhalten, was ihm vorgesetzt wird - komplett befreit von Ekelszenen, reißerischer Härte und anderen Quantitäten, die des öfteren von anderen Produkten verwendet werden, um das vernachlässigte Psychologieverständnis zu überspielen, welches effektiver zum Ziel gelangt, wie "The Dead Zone" (Originaltitel) beweist.  OFDb

27.12.2019

DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY (1970)

War "Das Bildnis des Dorian Gray" aus dem Jahre 1945 noch eine buchgetreue Verfilmung, die sinnvoller Weise zudem in jener Zeit des gleichnamigen Romans von Oscar Wilde spielte, so sollte die Co-Produktion zwischen Italien, Deutschland und England aus dem Jahr 1970 das genaue Gegenteil darstellen. Der Stoff wurde stark modernisiert, kommt provokanter daher, ausgestattet mit erotischen Schauwerten der heterosexuellen, wie auch der homosexuellen Art, und schwimmt damit eigentlich genau in der Mode von einst mit, von daher sei einmal dahingestellt, wie provokant das seinerzeit tatsächlich war. "Dorian Gray" (Originaltitel) kommt auf rauere Art daher, setzt zwar in seinem ersten Drittel die Romantik in den Mittelpunkt, in der ruppigen, wie nüchternen Art, mit welcher der Film ganz geradeaus erzählt ist, fühlt es sich jedoch nicht wie ein sanftes Drama an. Trotz zarter Bilder in passender Musikuntermalung drängt sich stets die Holzhammer-Psychologie und die zu verkrampfte Inszenierung in den Vordergrund, so dass ich mit den Figuren und ihren Erlebnissen nie warm werden konnte.

Mögen Massimo Dallamano später mit "Der Tod trägt schwarzes Leder" und "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" im Bereich des düsteren Thrillers zwei interessante Filme geglückt sein, sein "The Secret of Dorian Gray" (Alternativtitel) schaut sich unnahbar und zu theoretisch. Damit kann man ihn zwar noch des Vergleichsstoffes wegen interessiert gucken, letztendlich ist er jedoch zu sehr Produkt, ein Werk das seinen zugrunde liegenden Stoff nicht versteht, auch unter dem Aspekt, dass er ihn anders interpretieren möchte. Hier geht es zwar immer noch auch um die Dekadenz der Oberschicht, aber vorrangig um Jugendwahn, Attraktivität und Oberflächlichkeit, um Verführung und Verrat, um Stil, Gewissenlosigkeit, alles aufgepeppt in modernem Stil, nur leider nicht auf sleazy Art, sondern dennoch relativ klassisch dargeboten. Das mag gefallen wem will, ist eigentlich auch legitim, aber wenn man mit ansehen muss, wie plump die einzelnen Stationen der Vorlage abgearbeitet werden, rein der Pflicht wegen, ohne dass ein Verständnis für diese Stationen stattfindet (viele ergeben aufgrund der Neuinterpretation keinen wirklichen Sinn), dann befindet sich "Das Bildnis des Dorian Gray" in einer Erklärungsnot, die nicht gesättigt wird. Klar kann man sich einem gewissen Rausch des Gezeigten hingeben, hinterfragen darf man in der oftmals unpassend reißerisch ausgefallenen Version jedoch nichts. Als reiner Emotionsfilm ist der Streifen wiederum zu unterkühlt ausgefallen. Es ist sein Glück das italienische Filmflair dieser Zeit zu atmen, so dass man ihm nie wirklich bös sein kann, und mit Herbert Lom ist zudem ein sympathisches Talent mit an Bord. Etwas reflektierter, wenn schon nicht sympathisch sinnlos sleazy, hätte der Film für meinen Geschmack jedoch ausfallen können, zumal ich die Idee einer modernen 70er Jahre-Italo-Fassung im Vorfeld als sehr reizvoll empfand.  OFDb

11.02.2016

NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT (1970)

Jess Franco, Klaus Kinski, Herbert Lom und Christopher Lee - welcher Film-Freund würde bei dieser ungewöhnlichen Zusammenkunft an cineastischen Berühmtheiten nicht neugierig werden? Ist das Talent der drei Mimen Perlen vor die Säue für einen eher improvisiert und schlicht arbeitenden Regisseur wie Vieldreher Jess Franco? Die Antwort auf diese ohnehin ungerecht gestellte Frage lautet nein, denn egal wie man zu dem berüchtigten spanischen Filmemacher auch stehen mag, „Nachts, wenn Dracula erwacht“ ist keineswegs eines seiner Standard-Werke. Wer sich hier die üblich wirren, wilden und skurrilen Welten Jess Francos erhofft wird gar enttäuscht werden, liefert der gute Mann doch solide Arbeit ab und sein mir bislang klassischstes Werk im Sinne eines herkömmlich konservativ abgedrehten Streifens.

Die innereigene Logik stolpert nur selten. Fehler in der technischen Umsetzung halten sich für einen Franco-Film in Grenzen. Angeblich soll der Streifen sogar recht nah am Original-Roman orientiert sein, was ich als Nichtkenner der Printmedie jedoch nicht einschätzen kann. Aber so oder so ist ihm ein stimmiges Stück Horrorfilm geglückt, wie es klassischer kaum ausfallen könnte. Die Musik untermalt die allseits bekannte Geschichte atmosphärisch, an der Kameraarbeit gibt es nichts zu meckern, ganz im Gegenteil, und das Erzähltempo ist typisch Franco langsam ausgefallen, jedoch nie zu zäh als dass es wie so manch andere seiner Werke langweilen würde. Dennoch tritt „Elconde Drácula“ (Originaltitel) aufgrund seiner konservativen, brav ausgerichteten sturgerade ohne Umwege erzählten Geschichte ein wenig auf der Stelle. Etwas mehr Elahn hätte dem Film durchaus gut getan.

Allerdings weiß die ruhige Art großteils zu gefallen, erschafft Franco mit seiner üblich schlichten Art doch genau jene Stimmung, die man sich bei einem klassischen 70er Jahre Horrorbeitrag erhofft. Sein Hang zum Zoomen, besonders gern in flotter Bewegung auf die Augen der Darsteller angewendet, ist auch in diesem Werk zu bemerken. Oftmals umgehen gerade diese Zooms die blutigen Momente. „Dracula 71" (Alternativtitel) ist diesbezüglich recht zahm ausgefallen, selbst in der ungekürzten Fassung.

So manche optische Idee will Franco nicht ganz gelingen, so z.B. der Schwenk in der Oper auf den im Dunkeln lauernden Vampir. Aber die Szene weiß trotzdem zu wirken, eben weil man weiß was Franco bezwecken wollte. Schön ist auch die erste Aufnahme der Burg anzusehen, wenn die Kamera uns zunächst die Zweige eines leicht nassen Baumes zeigt, und erst ein Zoom zurück uns den Blick auf das dahinter liegende Schloss offenbart. Zudem gibt es eine hervorhebenswerte Aufnahme zu sichten (leider eine für deren Gelingen Franco einen unnötigen, zusätzlichen Schnitt benötigte), in welcher Renfield aus dem Fenster seiner Zelle blickt und ein sehr langsamer Zoom vom Fenster aus bis hin zum Gebäude gegenüber fährt, wo im dunklen Schatten der Eingangstür erst kurz vor Ende des Zooms Dracula zu sehen ist. Dies ist wohl eine der stimmigsten Aufnahmen die Franco eingefangen hat innerhalb eines Filmes der sogar für kurze Augenblicke, völlig untypisch Franco, Gruselmomente besitzt.

Interessanter Weise spielen die berühmten Mimen eher nur mit halber Backe mit. Lee wirkt nicht ansatzweise so düster wie in dem Hammer-“Dracula“, was zwar auch daran liegt dass er mit der hier gewählten Frisur und dem Schnäuzer weder gealtert noch verjüngt mystisch wirkt, aber es ist auch seinem Zutun anzulasten dass dem Grafen diesmal nicht die unheimliche Aura umweht, wie wir sie von dem großartigen Mimen gewohnt sind. Zumindest ist sein Dracula hier anders angelegt als in der britischen Produktion, ist der Graf doch diesmal das edle Wesen der Nacht wie in den meisten Verfilmungen des Stoffes, wohingegen er in der 1958er Verfilmung überraschender Weise einer wilden Bestie glich.

Der Szenen von Kinski gibt es zu viele. Selbstgefällig spielt er fast ausschließlich stumm den Psychopathen in seiner Zelle, was aber nicht wirklich zu wirken weiß und die Geschichte auch keinen Deu vorwärts bringt. Ein zurückgeschraubt spielender Kinski ist noch immer ein guter Kinski, aber man merkt einfach dass er sich in dieser Rolle zu wohl fühlt, und das hat Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit seiner Szenen. Herbert Lom reißt sich ebenfalls kein Bein aus, spielt von den großen Namen die der Streifen zu bieten hat aber noch am besten. Sein Van Helsing ist solide verkörpert. Er ist so gestaltet, dass es nichts zu meckern gibt, aber eben auch so, dass damit keine Höchstleistung erzielt werden kann. Selbiges kann man abschließend auch über den Film an sich sagen.  OFDb

20.03.2013

IRRGARTEN DES SCHRECKENS (1972)

Der junge Arzt Dr. Martin möchte gern Leiter eines Sanatoriums für Geisteskranke werden. Er kann diesen Posten unter einer Bedingung bekommen: er muss unter den Patienten nach dem ehemaligen Direktor suchen, der selber geisteskrank geworden ist. Dr. Martin hört sich die Geschichten der Patienten an...
 
Verrückt auf einen Chefposten...
 
Der deutsche Titel "Irrgarten des Schreckens" klingt ein bischen blödsinnig, den Film dahinter fand ich jedoch ganz nett, auch wenn ich mehr erwartet hatte. Dies lag an der Hintergrund-Geschichte. Viele Episoden-Horrorfilme haben keine Rahmengeschichte, das finde ich immer etwas lieblos, da die Storys dann sinnloser zusammengewürfelt wirken, als sie es ohnehin schon sind. Wenn sie dann doch welche besitzen, sind sie meist arg dünn, wie in "Geschichten aus der Schattenwelt", in der ein Junge lediglich einer Hexe, die ihn gefangen hält, aus einem Buch die Kurzfilme vorliest. "Irrgarten des Schreckens" hingegen punktet mit einer hervorragenden Grundidee.

Sie ist sogar so grandios, dass ich mir gewünscht hätte, sie wäre als richtiger Horrorfilm umgesetzt worden und nicht als Rahmenhandlung eines Episodenwerks. Ich bin kein Freund von Episodenfilmen, denn gerade im Horrorgenre kranken Kurzfilme, so wie hier, an typischen Punkten: der Kern der Geschichte ist atmosphärisch eingefangen, das Drumherum bleibt blass, da nicht erklärt/vertieft. Die Geschichten haben durchaus gruselige Momente, das Gruselgefühl verpufft jedoch schnell, hier u.a. weil klar ist wer überlebt um sie zu erzählen. In Horror-Kurzgeschichten müssen keine Begründungen abgeben werden. Der Horror steht als solches im Mittelpunkt, wackelige Logik oder Erklärungen zur Zuschauerorientierung finden nicht statt.

So wird z.B. in der 1. Episode eine zerstückelte Leiche wieder zum Leben erweckt wegen eines mystischen Armbandes. Das ist als Auslöser o.k., in einem abendfüllenden Film zu dieser Geschichte hätte man aber sicherlich noch die Hintergründe erfahren, die der leeren Story zu etwas mehr Substanz verholfen hätten. Immerhin macht man sich zumindest in dieser Episode die Mühe etwas Licht in die Sache zu bringen. Dafür opferte man etwas Zeit der ohnehin kurzen Geschichte, was meiner Meinung nach aber auch o.k. ist. Trotz des Entgegenkommens bleibt auch diese Story aufgrund ihrer Straffung halbgar.

"Irrgarten des Schreckens" punktet weniger inhaltlich als viel mehr inszenatorisch. Die Besetzung ist sehr gut gewählt, sowohl Rahmenstory als auch die einzelnen Geschichten verbreitet das klassisch, typisch naive Gruselfilm-Feeling durch düstere Bilder, gelungene Tricks, geglückte Settings und der Spielerei mit klassischen Horrorelementen. Wie in vielen anderen Filmen mit Genre-Star Peter Cushing nimmt das Werk seinen Reiz mitunter auch darin, dass es nicht zur Entstehungszeit spielt, womit auch der Reiz des Vergangenen im Raum schwebt. Das macht die sonst so blasse Wirkung der Kurzgeschichten attraktiver und gibt der Kurzweile zumindest mehr Anspruch.
Unverzeihlich finde ich hingegen die plumpe Auflösung der Grundgeschichte. Natürlich hat auch sie Witz und ist sogar ganz nett,. Aber wenn man schon so eine hervorragende Grundidee hat, erwarte ich als Zuschauer auch ein Ende, das dieser Idee ebenbürtig ist, und das ist hier im Finale leider nicht der Fall. So ist die dennoch nette Schlussidee wegen der großen Erwartungshaltung lediglich ein Trostpflaster.

Der Film schließt mit einer Pointe, die ganz typisch für die augenzwinkernde Erzählweise seiner Zeit ist, und heute im Meer an entweder todernst gemeinter Horrorfilme oder solcher, die mit Albernheiten aufgepeppt werden, nicht mehr denkbar ist.

Wer mit wenig Erwartung an diesen kleinen Klassiker herangeht, wird sich unterhalten fühlen, einige bekannte Gesichter sichten und simplen Gruselspaß für zwischendurch erleben. Für ein Werk das besser in Erinnerung bleibt oder Kultstatus genießen darf wurden die Geschichten allerdings zu bequem nach früherer Routine abgedreht.  OFDb

04.02.2013

UNFALL IM WELTRAUM (1969)

Wissenschaftler entdecken einen Planeten hinter der Sonne, der auf der gleichen Umlaufbahn wie die Erde liegt. Zwei Astronauten werden ausgewählt den unbekannten Himmelskörper zu untersuchen. Doch irgendetwas läuft schief. Und einer der Astronauten erwacht auf der Erde und kann sich die Rückkehr zu dieser nicht erklären...

Von der Entdeckung eines neuen Planeten... 
 
Manchmal reicht eine simple, kleine Idee, um einen kompletten Film damit zu füllen. „Unfall im Weltraum“ hat eine solche Idee gefunden, sie für seine Zeit typisch in die Länge gezogen und es wurde geschafft sie auf Spielfilmlaufzeit interessant zu halten.

So entdeckt man im Film einen neuen Planeten, der mit gleicher Geschwindigkeit auf der selben Umlaufbahn liegt wie die Erde, nur auf der völlig anderen Seite der Sonne. Eine bemannte Rakete wird zu dem fremden Himmelskörper geschickt, doch die Astronauten stürzen bereits nach halber Flugzeit wieder auf ihrem Heimatplaneten ab. Irgend etwas ist schief gelaufen. Glaubt man, denn nun schwenkt die Story um, da der überlebende Astronaut entdeckt, dass auf der Erde alles spiegelverkehrt funktioniert. Was zunächst noch als körperliches Gebrechen aufgrund der Weltraumfahrt interpretiert wird, entpuppt sich als faszinierende Entdeckung: Der Mann befindet sich auf dem neu entdeckten Planeten. Die Erde hat ein Gegenstück, in der jeder seinen spiegelverkehrten Doppelgänger hat, der genau spiegelverkehrt das selbe tut wie sein Double auf der Parallelerde.

Eine solche Idee verdient eine Verfilmung, und zum Glück wurde diese zu einer Zeit angegangen, als Science Fiction dieser Art noch mit dem nötigen Ernst und Respekt verfilmt wurde. Natürlich hält „Unfall im Weltraum“ aufgrund seines Alters einige unfreiwillige Komiken bereit, beispielsweise wie man sich die Autos der Zukunft vorstellte. Interessanter Weise gibt es von solchen Beispielen aber weniger, als man vermuten würde. Denn die Verantwortlichen hinter dem Science Fiction-Werk entschieden sich die Geschichte ziemlich realistisch umzusetzen. Vielleicht dachte man, dass der Zuschauer dies nun so wollen würde, so kurz nach der Mondlandung, jetzt, wo auch der Laie etwas besser über die Raumfahrt bescheid wusste als zuvor.

Also zeigt der Film uns in aller Seelenruhe die Vorbereitungen des Flugs, inklusive politischer Verhandlungen, Astronautentraining usw. Lediglich der Bau des Gefährts blieb uns erspart, das wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen. Selbst der Flug an sich wird sehr realistisch gezeigt, man vermeidet sogar jedes Geräusch im All. Es wird auch keine unnötige Action eingebaut. Im All wird gezeigt, was Astronauten dort zu tun haben. Knöpfe drücken, Messungen vornehmen, sich beraten, usw. Interessant ist es, dass das hier Gezeigte funktioniert, selbst heute noch, wo einem diese Abläufe spätestens durch andere Filme bekannt sind. Langeweile kommt nicht auf, im Gegenteil, man genießt geradezu die langsame Art, mit der „Unfall im Weltraum“ in aller Gemütlichkeit sein Minimum an Story erzählt.

Ich habe nicht auf die Zeit geachtet, aber ich denke mal es war erst zur Mitte des Films, dass der Raumgleiter auf den Planeten kracht, womit ja erst die eigentliche Geschichte beginnt. Für den Zuschauer, der noch nichts über den weiteren Verlauf der Geschichte weiß, wird die Rettung des Astronauten sehr interessant umgesetzt. So glaubt man zunächst eine beheimatete Lebensform habe den fremden Eindringling entdeckt. Der untersuchende Lichtstrahl wirkt unheimlich, und der Überraschungseffekt ist groß, wenn in dem undurchsichtigen Schutzanzug ein Mensch steckt.

Das Spiel mit der spiegelverkehrten Welt findet von nun an zunächst unauffällig und unbenannt im Hintergrund statt. Eigentlich so undeutlich, dass man nicht wirklich von selbst drauf kommen kann. In all seiner Ruhe erzählt der Film nun erst einmal das, was nahe liegt. Die Projektleiter glauben, die Astronauten wären umgekehrt. Der Überlebende wird verhört und untersucht. Gemeinsam mit der Hauptrolle erlangt der Zuschauer die Erkenntnis über das was wirklich passiert ist. Zunächst wie ein Rätsel aufgebaut, dann noch einmal erklärt, für jene, die es nicht verstanden haben. Da die Idee sehr phantastisch ist, war dies wohl auch nötig.

Die Darsteller sind gut gewählt, die Regie behält den Überblick, und das Drehbuch arbeitet Widersprüche in der Geschichte immer wieder brav ab. Lediglich am Schluss enttäuscht es, womit ich nicht das Ende der eigentlichen Geschichte meine, dies, mitsamt der Aufnahme des einzigen Zeugen, ist eine tolle Idee. Was mir missfiel waren die letzten 1 – 2 Minuten, da sie mit dem Spiel mit dem Spiegel etwas aufgesetzt wirkten.

Die Musik ist pompös wie nun einmal typisch für seine Zeit. Das ist etwas schade. In den ruhigen Momenten weiß sie dafür zu überzeugen, und in kurzen Sequenzen darf die Karachomusik auch in Science Fiction-Klänge abgleiten, das hat auch ein gewisses Flair.

Was mir leider fehlte, aber das kommt wohl eher von dem Verwöhntsein unserer heutigen Sehgewohnheiten, war der Umgang mit der Thematik des Individuums. Wenn es eine parallele Erde gibt, wirft dies Fragen auf. Ist die Parallelerde nur eine natürliche Reflektion, so dass das Handeln der beiden Doppelgänger dennoch nach individueller Entscheidungskraft verläuft, oder bedeutet das Vorhandensein der beiden Planeten, dass alles im Leben vorbestimmt ist, und wir nur glauben Herr unseres eigenen Handelns zu sein? Bin ich wirklich eine Persönlichkeit oder programmiert jemand mein Tun, so wie es Filme wie „Welt am Draht“, „Matrix“ und Co bearbeiten. Der philosophische Part wird komplett ausgegrenzt. Für einen Film seiner Zeit ist dieses Themengebiet nicht zwingend notwendig. Dem Zuschauer von heute würden diese Fragen jedoch auf den Lippen brennen, da hinterlässt der Film ein kleines schwarzes Loch, für das er aber nun wirklich nichts kann, so alt wie er nun einmal ist.

Es wäre interessant, dieses Werk neuverfilmt zu sichten. Vorrausgesetzt, man würde ein solches Projekt ernsthaft angehen, und nicht mit Pseudostars wie Keanu Reeves, Tom Cruise oder Will Smith verhunzen. Nein, ein Herangehen mit Respekt könnte aus der eigentlich ziemlich schrägen Story einen tiefgründigen, abenteuerlichen Genrebeitrag werden lassen. Würde man ein solches Projekt auf die richtige Art angehen, hätten wir ein ähnliches spiegelverkehrtes Phänomen wie im Film. Dann wäre die Neuverfilmung tiefsinnig, was eher für die Filme zu Zeiten von „Unfall im Weltraum“ typisch wäre, während die Erstverfilmung lediglich vom Abenteuer berichtet, so wie es die heutigen Kinofilme meist tun.

„Unfall im Weltraum“ ist allen Genrefans zu empfehlen. Man sollte jedoch ein wenig Geduld mitbringen. Die Geschichte ist zwar meist auf angenehme Art langgestreckt, hin und wieder wird sie aber auch durch Nervereien, wie schlecht umgesetzte Traumbilder, in die Länge gezogen. Über die restlichen Tricks kann man übrigens nicht meckern. Also auch für Freunde von Spezial Effekten und deren Interesse für die filmhistorische Entwicklung diesbezüglich, ist der Streifen sicherlich ebenso interessant, wie für jene Cineasten, die schlichtweg das nostalgische Abenteuer suchen.  OFDb
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