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10.06.2024

JEEPERS CREEPERS - REBORN (2022)

Zwei junge Leute nehmen an einem Horror-Festival teil, das heimlich dazu dient den Jeeper Creeper wiederzuerwecken...

Die Legende existiert...

Neuauflagen bzw. andere Interpretationen sind als eventuell finanziell lukrativer Ansatz eine beliebte Methode, wenn man mehr als nur die nächste Fortsetzung oder eine Neuverfilmung abliefern will, nachdem sich eine Reihe nach längerer oder kürzerer Zeit finanziell tot geritten hat. Von "Leprechaun - Origins", über "Wrong Turn - The Foundation", bis hin zu "Paranormal Activity - Next of Kin", der Beispiele gibt es in semi-berühmten, wie auch in tatsächlich populären Franchises zu genüge. Und im Falle von "Jeepers Creepers" macht der Gedanke eines anderen Ansatzes allein schon von den Gesetzmäßigkeiten der Kreatur her Sinn. Will man nicht gerade auf einen zu großen Schritt in die Zukunft, oder wahlweise einen ebensolchen in die Vergangenheit zurück greifen (bei all den vielen Jahren, welche den Zyklus ausmachen, wenn der Creeper sich seine Körperteile zusammen sucht), dann macht ein völlig neuer Ansatz Sinn. Und wenn man eine Fortsetzung derart in die Belanglosigkeit geritten hat, wie mit "Jeepers Creepers 3" geschehen, allein schon weil das Wesen viel zu präsent war und keine Mystik mehr versprühte, dann umso mehr. 

Verabschiedet vom Ur-Regisseur der Reihe, Victor Salva, der nicht einmal mehr als Produzent offiziell fungiert, hat sich außer dessen Loslösung von der Reihe allerdings nicht viel verändert. Zwar setzt der Film zu Anfang mit einem dem Beginn von Teil 1 arg identischen Szenario an, was er dann augenzwinkernd nutzt, um mit dem Stammzuschauer der Marke zu spielen (was zumindest ein wenig Sympathie in der zu halbherzigen Umsetzung aufkommen lässt), das darauf folgende Gerede von der Legende des Creepers, welche die vorangegangenen Filme mit dem Durchbrechen der Metaebene zum Teil der Legendenbildung macht, ist jedoch schleunigst über Bord geworfen. Nun hätte man neue Gesetzmäßigkeiten erschaffen können, aufgrund dessen, dass alles was in den drei Vorgängern erzählt wurde nur die Ahnung dessen war, was da draußen tatsächlich existiert. Man hätte an der Kreatur selbst Veränderungen stattfinden lassen können. Ja, sogar die Motivation des Aggressors hätte neu definiert werden können. Doch nichts dergleichen wird genutzt. Nach einer längeren Einleitung, welche die Idee von "Blood Fest" variiert, mehr jedoch noch bei "Field of Blood" klaut, ist man schneller im üblichen Einerlei der Reihe angekommen, als man meinen sollte. 

Neu sind lediglich die Hintergründe eines Kults, der das Erwachen des Creepers fördert und erhofft, und der breitet die Entmystifizierung der ganzen Sache nur noch mehr aus, als mit Teil 3 ohnehin schon geschehen. Nachdem ein großer, optisch gar nicht mal schlecht getrickster, Wirbel um das Erwachen der Kreatur gemacht wird, wird auch der Creeper wieder viel zu häufig gezeigt, so dass man aus den Fehlern der zweiten Fortsetzung, die sich schon leicht in "Jeepers Creepers 2" abgezeichnet haben, doch nichts gelernt hat. Der Handlungsort in dem unübersichtlichen Gebäude mag ein wenig was hermachen, letztendlich ist "Jeepers Creepers 4", wie er als Alternative dann doch eher korrekt betitelt ist, aber völlig austauschbar und uninteressant ausgefallen. Er guckt sich bereits in seinen neugierig machenden Momenten zu gewöhnlich, im Laufe des bereits zu bekannten Szenarios wird er schließlich nur noch langweilig und uninteressant. Wenn sich schon die Verantwortlichen nicht wirklich für die Reihe interessieren, kann man sie freilich nur noch tot reiten. Mit Regisseur Timo Vuorensola hatte man sich zudem einen Regisseur geangelt, der bereits die reizvolle Idee eines "Iron Sky" nicht auf die Leinwand gebannt bekam. Mehr als ein finanzielles Interesse ist im bisher letzten Kapitel eines ursprünglich reizvollen ersten Teiles somit nicht zu spüren. Dementsprechend reserviert bis enttäuscht sind auch die Reaktionen des Publikums ausgefallen, das eben doch nicht jeden Rotz frisst... nicht immer zumindest.  Wiki

17.09.2023

RED CHRISTMAS - BLUTIGE WEIHNACHTEN (2016)

Dass "Cujo"-Darstellerin Dee Wallace mittlerweile selbst in derart billigen Horrorfilmen auftaucht, die auf Amateurfilmbasis gedreht wurden, zeigte der missglückte "13 Fanboy". Etwas professioneller ist "Red Christmas" (Originaltitel) dann doch ausgefallen, produziert von Dee Wallace u.a. höchstpersönlich, viel Geld ist dennoch nicht geflossen. Und ob einem das fertige Produkt gefällt oder nicht, hängt vom Wohlwollen des Publikums ab. Meine Mitsichter waren wenig angetan von diesem Werk, in welchem es um ein vergangenes Unrecht geht, das eine Familie einholt, deren Idylle zu Weihnachten ohnehin nur Schein ist, so schnell wie die unterschiedlichen Mitglieder sich selbst zum Feste in die Haare geraten. Letztendlich geht es um eine Abtreibung und darum, dass das überlebte Kind nicht bereits im "The Suckling"-Alter Rache nimmt, sondern erst erwachsen geworden. Und von Rache nehmen kann man trotz der blutigen Taten nur bedingt sprechen. Das geistig verwirrte und Mitleid hervorrufende Wesen wird missverstanden, ausgegrenzt und selbst mit dem Verstehen der tatsächlichen Hintergründe von den Anti-Helden der Geschichte bekämpft und verachtet. Schön dass der Pfaffe der Familie keine Ausnahme bleibt, und schön dass es ein Werk wie "Red Chrismas" wagt Gut und Böse in einem Slasher zu vertauschen, so dass man einmal zurecht auf der Seite des Killers mitfühlen darf. Die deutsche Synchronstimme des Fremden brach mir fast das Herz, sie war der nötige Zugang zum Stoff, der mich weichherziger mit dem eigentlich routiniertem Ergebnis dieser Billigproduktion umgehen ließ, als es meine cineastischen Begleiter an diesem Abend taten. Auf simpler Ebene bietet Regisseur Craig Anderson, der eigentlich Schauspieler ist, einen sympathischen kleinen Mix aus Blut, Scham und plumper Gesellschaftssatire mit Moraltouch, zwar banal anzuschauen, aber irgendwie das Herz am rechten Fleck habend. Ich konnte dem schlichten Werk einfach nicht böse sein, trotz unübersehbarer Schwächen. Ich bin nun mal ein Cine-Softie.  OFDb

26.07.2022

13 FANBOY (2021)

Wenn man bedenkt wie viele Underground-Filme auf "Freitag der 13." und seinen Fortsetzungen, mal offen, mal nicht, zurückgreifen, klingt es nach einer konsequenten Idee, wenn sich einmal die ehemaligen Mitwirkenden dieser Kino-Reihe auf eben gleichem Produktionsniveau an die Sache heran wagen. Regie übernahm "Freitag der 13. 5"-Star Deborah Voorhees und wirkte auch am Drehbuch mit, und von Kane Hodder (Jason ab "Freitag der 13. 7") über Dee Wallace ("Cujo", "Critters") bis hin zu Corey Feldman ("Freitag der 13. 4" und 5) sind namhafte Mimen ebenso dabei wie Eintagsfliegen, und die meisten kennen sich ohnehin durch die Horrorfilm-Conventions, in denen man sich auch untalentiert von Fans für Geld feiern lassen kann. Es dürfte also nicht schwer gewesen sein die Truppe zusammen zu trommeln. 

In "13 Fanboy" geht ein irrer Fanatiker der Filmreihe um und ermordet die Mitwirkenden. Die spielen sich alle selbst, mit Ausnahme von Corey Feldman, was ein netter Gag ist. Weitere sucht man fast vergebens. Was nach einen augenzwinkernden Produkt klingt, ist humoristisch kaum verspielt ausgefallen, nimmt sich für ein derartiges Treiben also viel zu ernst, und verspielt damit schon einmal seinen ersten möglichen Trumpf. Dass private Hintergründe beim Meucheln doch mitfließen, anstatt den Fan einfach nur frustriert sein zu lassen (wie z.B. in der Auflösung von "Scream 5"), halte ich ebenfalls für eine Fehlentscheidung. Ärgerlich mutet ganz besonders die Darstellung des Killers an. Hier hätte man nun wirklich von Jason, einem der wichtigsten maskierten Killer im Slasher-Bereich, lernen können, der uns zeigte wie wirksam Stille und Langsamkeit sind. Der Killer hier mutet nicht mystisch an, kommt all zu menschlich daher und besitzt somit keinerlei Wirkung während seiner Auftritte. Das teilt er sich mit den meisten Darstellern an Bord, die mit ihrem mangelhaften Spiel zu einem guten Teil beweisen, warum es zu keiner Filmkarriere nach den Auftritten in besagter Horror-Reihe kam.

Das ist ein Makel, das man in einem Underground-Film leicht verzeihen würde. Aber "13 Fanboy" besitzt einfach keine Trümpfe. Die Geschichte ist uninteressant erzählt und zudem lahmarschig inszeniert, die Morde machen nur bedingt was her, und wie gesagt geht das Spiel mit dem Bezug zur Original-Reihe auf die Art wie hier dargeboten baden, dabei wäre hier so viel Potential zur Verbeugung und Parodie vorhanden gewesen, was viele andere Werke ("Hands of Death Part 25", "Behind the Mask", "You Might Be the Killer") damals wie heute unter Beweis stellten. So lustlos und unkreativ wie abgegeben schaut sich die Zusammenkunft der "Freitag der 13."-Mitwirkenden so verzweifelt zusammengewürfelt an wie die "Police Academy"-Mannschaft in "Lavalantula - Angriff der Feuerspinnen", wo man mit der Zusammenkunft Ehemaliger einer Film-Reihe ebenfalls nichts anzufangen wusste. Und selbst dieses müde, in typisch Billig-CGI für das TV produzierte Fließbandprodukt, guckt sich noch besser als der völlig uncharmante "13 Fanboy". Chance vergeigt, sehr schade!  OFDb

05.07.2020

CUJO (1983)

Die Idee eines Hunde-Horrors war zur Entstehungszeit von "Cujo" nicht neu zu nennen. Ob "Zoltan - Draculas Bluthund", "Killerhunde", "In der Falle - Angriff der Killerhunde" oder der gerade ein Jahr vor dem hier besprochenem Film erschienene "Bloodline - Zum Killen dressiert", allein durch die 70er Jahre Tier-Horror-Welle eroberten so einige aggressive Kläffer die Leinwand. Nur selten wurde der Auslöser ihrer Aggression so simpel und natürlich angegangen, wie in dem auf einem Roman von Stephen King basierenden Genre-Beitrag. Cujo hat schlichtweg Tollwut. Deswegen bangt man nicht nur vor dem Bernhardiner, er tut einem zudem leid und ist somit ein tragisches Monster, wie es im klassischen Horrorfilm-Bereich geradezu üblich war. Ansonsten guckt sich Cujo für seine Entstehungszeit modern, kommt angenehm unaufgeregt daher, kümmert sich um das Wesentliche und bietet eine Konsequenz im Minimalismus, wie man sie wohl seit "Duell" nicht mehr gesehen hatte: Mutter und Kind stecken ab der zweiten Filmhälfte im Auto fest. Wer glaubt das sei langweilig, der irrt, denn Regisseur Lewis Teague, der bereits mit "Der Horror-Alligator" 1980 einen Kinoerfolg im Tier-Horror-Bereich verbuchen konnte und mit "Katzenauge" später auch einen weiteren Film nach Stephen King inszenierte, beherrscht den Spannungsbogen gekonnt und lässt die Bedrohung durch den kranken, stets in der Nähe lauernden Hund, stets über allen Dingen schweben. Ein spannungsgeladenes Unbehagen ist fortwährend spürbar, gepaart mit der Dramatik einer verzweifelten Mutter, deren Kind gesundheitlich allmählich abdriftet.

Gerade sie ist ein Aspekt des damals modernen Zeitgeistes dieser Kino-Dekade. So hilflos Donna zunächst auch der Gefahr ausgeliefert ist, sie gehört nicht zu den Frauen, die, wie sonst typisch für das Genre, gerettet werden müssten. Auch wenn das Drehbuch einen Rettungsakt von außen einfädelt, so dient dieser Aspekt doch lediglich der Täuschung, denn die von Dee Wallace so gekonnt verkörperte Frau muss sich selber helfen, um ihr Kind zu retten. Hier wird gesunde Emanzipation gezeigt: Mutter und Überlebenskämpferin in einem und zudem bereits in der Ehe kein braves Hausmütterchen. Zwar frustriert gezeichnet, aber dennoch taff ist sie es, im Gegensatz zum Klischee, die fremd geht. Und sie ist es zudem, die diese Beziehung beendet, egal wie sehr sie auch bedrängt wird es nicht zu tun. Der Ehemann steht dem passend klassisch entgegen. Er ist der Verletzte, gleichzeitig der Ernährer der Familie, mit beruflichen Problemen, aber ein sensibler Mann und ein liebevoller Vater. Vielleicht ist er in seiner Ehe einfach zu brav, dass sich Donna in ihr Abenteuer mit wem stößt, der das Gegenteil verkörpert, nämlich den egoistischen Sturkopf, dessen Männlichkeit es nicht verknusen kann von einer Frau sitzen gelassen zu werden. Das sind Nebensächlichkeiten, die mit dem Horroraspekt des Streifens wenig zu tun haben, aber sie sind wichtig für die Charakterzeichnung und in einer Selbstverständlichkeit eingebracht, die beweist wie weit die Emanzipation seinerzeit auf unverkrampfte Art in die Gesellschaft eingezogen war.

Was den eigentlichen Horrorbereich betrifft, so hat nicht nur Teague mit seiner spannenden Inszenierung gute Arbeit geleistet. Die Tierdressur ist erste Sahne, nur selten sieht man Cujo mit dem Schwanz wedeln. Der schleichende Krankheitsverlauf wurde beachtet, und je dreckiger und kränker der Bernhardiner wird, desto furchterregender sieht er aus. Die Attacken kommen mit schnellen Schnitten daher, welche aber genügend erkennen lassen, im Gegensatz zu heutigen, oft angewandten, hektischen Kamerawackel-Momenten. Sie dienen der Glaubwürdigkeit der Hundeangriffe, denen man nicht ansieht, dass zwischendurch ein Mensch in ein Hundekostüm gesteckt wurde. Die Illusion bleibt stets erhalten, das stärkt das enorme Spannungspotential des Streifens und lässt ihn somit auch in solch wichtigen Phasen weiterhin bestens funktionieren. Selbst der plötzliche Schluss wird nicht zum Negativpunkt dieses geglückten Werkes, ist bis zu diesem Augenblick doch alles erzählt, und der Zuschauer darf für sich selbst überlegen, wie es mit dem unglücklichen, sich aber liebenden Paar weiter geht. Was an "Cujo" ebenfalls positiv auffällt, ist die Kinderbesetzung. Danny Pintauro, dem kein weiterer Erfolg als Schauspieler beschert wurde, wirkt als Donnas Sohn authentisch, selbst bei seinen Krampfanfällen, die - gute Maskerade hin oder her - für ein solch junges Kind schwierig zu spielen sind. Zudem nervt der Junge nur dann, wenn er es von der Geschichte her auch soll. So wird er diesbezüglich z.B. eingebaut, um die Situation der sich an ihren Grenzen befindenden Mutter noch hoffnungsloser zu gestalten, muss sie ihrem Sohn gegenüber doch Liebe und Stärke zeigen. Der Aspekt, dass hier ein junger Mensch beschützt werden muss, wird somit nicht durch eine schlechte Besetzung, oder durch eine fatale Kinder-Charakterzeichnung vergeigt, sondern ganz im Gegenteil gestärkt.  OFDb

08.03.2020

DOLLS - SCHAU HIN ODER STIRB (2019)

Trotz des Titels hat Charles Band leider nichts mit "Dolls" (Originaltitel) aus dem Jahre 2019 zu tun. Er ist weder Fortsetzung, Neuverfilmung, noch Neuinterpretation von Stuart Gordons "Dolls", und die Anzahl der Puppen ist leider kein Indiz für eine Fortsetzung des unabhängig davon entstandenen Full Moon-Filmes "Doll Graveyard". Um die Titelgebung sollte man gerade in der Deutschfassung ohnehin nichts geben, geht es doch darum, dass man stirbt wenn man hinsieht, und nicht, wie "Schau hin oder stirb" impliziert, umgekehrt. Das Covermotiv suggeriert zudem ein paar Puppen mehr, die wesentlich einfallsreicher ausfallen, als die drei tatsächlich im Film vorkommenden, die weder äußerst gruselig aussehen, noch dementsprechend eingesetzt werden. Das Einsetzen billigster Computereffekte zur Veränderung der Mimik einer der drei Spielzeuge wirkt unangenehm und wäre mit handgemachten Spezialeffekten atmosphärisch stimmiger ausgefallen, zudem verhindern solche Augenblick die Möglichkeit den Zuschauer alternativ glauben zu machen, dass die Tochter des Alkoholikers hinter den Taten steckt und die Puppen als Alibi benutzt, angelehnt an "Pinocchio - Puppe des Todes".

Dass diese schon Jahre vor den Geschehnissen im Haus unter Angstzuständen leidet und eigenhändig die Pillen abgesetzt hat, die ihr Arzt ihr verordnete, hätte sie zu einem idealen Kandidaten alternativ zu den Killerpuppen werden lassen. Eine derartige inhaltliche Bereicherung hätte "Dolls - Schau hin oder stirb" gut getan, bietet er auf 80 Minuten doch nicht gerade viel. Billig der Idee nachgehend, dass die Puppen sich so gut wie nie bewegen, bzw. dies immer erst tun, wenn die Protagonisten - und mit ihnen der Zuschauer meist - weg gucken, bietet er, abgesehen von ein paar schlichten Bluttaten der Puppen, keine wirklichen Schauwerte. Dass man still sitzende Puppen auch spannungsfördernd einsetzen kann, bewies "Evil Puppets" 11 Jahre zuvor, muss also kein Negativpunkt sein. Im Debütfilm Cuyle Carvins wird es im Laufe der Zeit jedoch eines, wenn man allmählich merkt, dass man kostengünstig auf die Schnelle einen Film abgedreht hat, der maximal als Kurzfilm funktioniert hätte und nicht wirklich etwas zu erzählen hat.

Dabei sah es anfänglich trotz der eher enttäuschend ausschauenden Puppen zunächst gut für den Streifen aus. Er bekam eine anständige Synchronisation in der deutschen DVD-Veröffentlichung beschert (abgesehen von der Synchronstimme der Mutter), ist mit brauchbaren Darstellern besetzt, und die Figuren bekommen genügend Raum beschert, um sich entfalten zu können. "Dolls" beginnt stimmig, hält einen zunächst angenehm hin, und so dauert es bis man merkt, dass dies zum Dauerrezept bis kurz vor Schluss wird. Ein ewig wiederholter Kinderreim, die Puppen betreffend, verdeutlicht dies ungemein und weiß zu nerven. Und wenn der Film zum Ende hin seine Monotonie durchbricht, ist er mit einem Mal derart gehetzt erzählt, dass die Geschehnisse von nun an unglaubwürdig anmuten, womit "Dolls" nun auch das verliert, was lange Zeit sein Pluspunkt blieb: die Glaubwürdigkeit. Am Ende bleibt ein Horror, der keinesfalls einlöst was man zu dieser Thematik erwartet, ein Film, der weder gruselig, noch in irgendeiner Weise stimmig ausgefallen ist, aber auch ein Werk, das solide genug ausgefallen ist (hauptsächlich durch Besetzung und Charakterzeichnung), dass er nicht zum Totalausfall wird. Nach dem Sichten fragt man sich jedoch, warum man durch dieses ereignislose Etwas durch musste, um am Ende festzustellen, dass keine einheitliche Motivation und Gesetzmäßigkeit in den Taten, der Mystik und dem faktischen Hintergrund der Puppen wiederzufinden war, was den Streifen noch gehaltloser macht, als er es ohnehin schon war.  OFDb

01.02.2016

HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN (1977)

Obwohl ich mir bewusst war, dass meine DVD von „Hügel der blutigen Augen“ mit einer neuen Synchronisation versehen war, durch welche uns der wahre Inhalt der Geschichte erzählt wird, im Gegensatz zur ursprünglichen Deutschvertonung, in welcher aus wild lebender Menschen Außerirdische gemacht wurden, entschied ich mich mir den Film im Originalton anzusehen. Und nach der Sichtung kann ich nun allen Filmfreunden ans Herz legen dies ebenso zu tun. Ebenso wie der Film selbst, so weiß auch der rohe und direkte Ton der Originalsprecher zu gefallen. Selten wurde so perfekt gekreischt, so qualvoll gelitten und so wutentbrannt gebrüllt wie hier, authentisch, nahe gehend, qualvoll.

Ebenso direkt ist der Film selbst ausgefallen, der anfangs nicht den Eindruck macht mehr zu sein als einer von vielen schnell und kostengünstig heruntergedrehten Horrorfilmen zur Zeit der ersten Terrorwelle in den 70er Jahren. Warum weiht uns Craven so schnell in das Geheimnis ein? Warum lässt er uns nicht im Ungewissen? Fragen die ich mir ein wenig enttäuscht stellte, und die ich nun beantwortet weiß, spielt Craven doch von Anfang an mit offenen Karten, um den Konflikt um so früher und roher zulassen zu können inmitten der staubigen und steinigen Gegend, die dem Film zum Funktionieren zu seinem Vorteil gereicht.

Die Ausgangslage ist so gnadenlos wie der Kampf ums Überleben später selbst. Eine alte Frau, ihr herzkranker Ehemann, zwei vom Leben ahnungslose Jugendliche und ein junges Paar mit Baby, welch ein schwaches Trüppchen welches da den geübten Jägern und Kannibalen gegenüber gestellt wird. Da tut es zunächst gut sie in der Obhut zweier großer Hunde zu wissen. Aber als Craven den ersten früh sterben lässt, geht die Hoffnung für den Zuschauer schnell vorüber, dass diese harmlose Familie, welche den Umweg Richtung Silbermine lediglich aufgrund eines kleinen Wortwitzes aufgrund der bevorstehenden Silberhochzeit nahm, nicht zu viel über sich ergehen lassen muss.

„Hügel der blutigen Augen mag künstlerisch gesehen nicht so wertvoll abgefilmt sein wie es Hoopers „Blutgericht in Texas“ war, aber das macht er mit seiner staubigen Location und der Gnadenlosigkeit seiner Erzählung wieder wett. Die Überlebenden am Schluss bekommen ihr Leben von Drehbuchautor und Regisseur Wes Craven nicht gnädigst geschenkt. Sie müssen es sich knallhart durch Tücke und Unmenschlichkeit verdienen, und eines sehr plötzlichen Schlusses wegen werden wir nie erfahren ob es das wert war, so psychisch kaputt nun jeder einzelne von ihnen sein wird.

Auch wenn die Gewalttaten nicht explizit im Detail gezeigt werden, wie es im heutigen Horrorfilm der Fall ist, so ist „The Hills Have Eyes“ (Originaltitel) doch wesentlich gnadenloser ausgefallen als es der Hochglanzfilm von heute überhaupt sein kann. Der Zuschauer wird nicht in Watte gepackt und auf nichts was kommt vorbereitet. Er muss ebenso wie die Protagonisten durch, durch eine atemberaubende Schlacht, auf der beide Seiten knallhart zu leiden haben. Craven lässt die Leute im Film auf übelste Weise leiden, bluten und sterben, umgeht in dieser Radikalität jedoch glücklicher Weise den Bereich des Folterfilms. Der Tod kommt brutalst aber relativ schnell. Es wird sich am Elend der anderen nie aufgegeilt. Das bestialische Töten dient lediglich dem Faustschlag ins Gesicht für den Zuschauer, der zur Entstehungszeit nur wenige solcher direkten und schonungslos mit dem Publikum umgehenden Filme gesichtet haben wird. Leid wird als Leid dargestellt, nicht als coole Spezialeffekt-Orgie für Schaulustige.

Selbst heute noch ist „Hügel der blutigen Augen“ aufgrund seiner direkten Konfrontation schwer zu ertragen. Schocks werden nicht vorbereitet, es gibt keinen auflockernden Humor, keine gesellschaftlichen Tabus die eingehalten werden. Der Zuschauer ist sich aufgrund der rohen Erzählung nicht einmal im Klaren, ob das Baby des jungen Paares überleben wird oder nicht, ein Punkt der im amerikanischen Horrorfilm, egal in welchem Jahrzehnt, stets ein geschützter Bereich war. Der Hitze der Wüste ausgesetzt, als zarter Sonntagsbraten für die Kannibalen gedacht, selbst in den Händen der Guten weiß man nie ob es überleben wird, geschweige denn jener der es beim Rennen trägt, in solch steiniger Umgebung, die stets Unfälle verursachen kann.

Zwar schafft es Craven nicht in der ruhigen Anfangsphase einen dichten Spannungsbogen aufzubauen, obwohl das allein durch die unheimliche Umgebung in der Nacht sicherlich nicht schwierig umzusetzen gewesen wäre, aber er erschafft zumindest von Anfang an eine Atmosphäre der Bedrohlichkeit, die jedoch im ersten Drittel nie so hoch ist wie danach, weil man erst dann versteht wie direkt und schonungslos „Hügel der blutigen Augen“ tatsächlich erzählt ist, und zu was die Bande ehemaliger Wolfskinder, die nie wahre Menschlichkeit kennen gelernt haben, im Stande ist.

Der politische Konsenz der Geschichte blitzt immer wieder durch, wird allein durch die Vergangenheit der Gegend in der sich alles abspielt deutlich, dennoch arbeitet Craven nie mit einem erhobenen Zeigefinger. Eine Familie wie die hier Gezeigte ist nur passiv Schuld innerhalb einer Gesellschaft, die ihre Bürger über viele Dinge nicht aufklärt. Und trotzdem kommen die Verbrechen der Regierung eines Tages ans Licht, und dann muss man sich mit ihnen auseinander setzen. Eine intelligente Geschichte erzählt Craven allein schon aufgrund der Reduzierung auf das Wesentliche nicht, aber dieses fast Nichts an Handlung wird zumindest intelligent erzählt, frei von Widersprüchen oder psychologischer Unstimmigkeiten. Gefallen wird es trotzdem nur jener Art Film-Fan, der sich nicht nur im bürgerlich sicheren Mainstream versteckt.  OFDb

28.12.2015

ROBOCROC (2013)

Corin Nemec durfte schon gegen „Sand Sharks“, „Dragon Wasps“ und gegen außerirdisch beeinflusste Haie („Raging Sharks“) kämpfen. Diesmal bekommt er es in einer wie immer neuen Rolle, welche den anderen aber fast komplett ähnelt, mit dem „Robocroc“ zu tun, ein Titel der freilich eine scherzhafte Anlehnung an den populären „RoboCop“ ist, und der genau so als scherzhafte Äußerung innerhalb des Filmes auch abfällig fällt, wenn ein Teenager in einem Freibad erkennt mit welcher Art Gefahr er es zu tun hat.

In solch einem lebensbedrohlichem Moment mit solchen Sprüchen kommen ist nicht gerade realitätsorientiert, aber das sind die mit billigen CGI angereicherten TV-Horrorfilmchen, die mittlerweile unter dem Begriff Creature Feature bekannt und berüchtigt sind, ohnehin nie. Ganz im Gegenteil, wie immer darf man die Hände über den Kopf schlagen bei so vielen Ungereimtheiten und Idiotien. Genau deshalb schaut man sich besagte Filme u.a. an, nie wissend ob sie als trashiger Zwischendurchverzehr funktionieren oder nicht.

Für „Robocroc“ sah es lange Zeit ganz gut aus, war die ewig selbe Geschichte doch wenigstens flott genug erzählt um sich trotz der immergleichen Soße nicht zu langweilen. Aber dem Tod der Bestie musste unbedingt noch ein etwa 20minütiges angehangenes Finale beschert werden, in welchem das erwachte Biest erneut zuschlagen darf, und genau hier zieht sich der Film nun unnötig in die Länge, zumal er in dieser Phase nicht mehr zu erzählen hat als zuvor.

So wird ein Vorteil zum Nachteil. Denn „Robocroc“ steigt von der ersten Sekunde an mitten ins Geschehen ein. Nach nicht einmal zwei Minuten legt das Krokodil los. Aus dementsprechend viel Leerlauf besteht schließlich der Rest des Streifens, der durch seine sympathische C-Besetzung und seine Dümmlichkeit aber trotzdem halbwegs zu unterhalten weiß. So ist „Robocroc“ besser als der Maschinenhund in Yuznas „Rottweiler“ ausgefallen, aber als Trash nicht halb so gut wie der metallene Werwolf in „Metal Beast“. Das Krokodil im hier besprochenen Werk wird ohnehin erst so nach und nach zur metallenen Bestie, und erst im Finale haben wir es mit einem komplett stählernen Biest zu tun.

So oder so macht man jedoch kaum Gebrauch von der Verwandlung des Tieres, erst der finale Plan es zu besiegen macht einen wirklichen Unterschied aus einem Krokodil und einem Robocroc. Somit hat der Film einen ähnlichen Aufhänger wie seinerzeit „2-Headed Shark Attack“: die Veränderung am ursprünglichen Wesen macht für den Film keinen Unterschied. Ob der Hai nun ein oder zwei Köpfe hat, oder das Krokodil einen natürlichen oder einen metallenen Panzer, ist für die Geschichte völlig irrelevant, da sich am wiedererzählten Schema F trotzdem nichts ändert.  OFDb

22.05.2013

THE HOUSE OF THE DEVIL (2009)

Um die erste Miete ihrer neuen Wohnung bezahlen zu können, nimmt Studentin Samantha einen etwas merkwürdigen Babysitter-Job außerhalb der Stadt an. Ein Fehler...
 
Warnung vor dem Oma-Sitting...
 
Als Ti West 2005 seinen ersten Langfilm „The Roost - Angriff der Fledermäuse“ heraus brachte, da maulten die paar wenigen Menschen, die ihn zu Gesicht bekamen und würdigten ihn nicht, diesen überdurchschnittlichen Film, der aus wenig ganz viel herausholte, genau jenes Markenzeichen, das heute an den Arbeiten Wests so begrüßt wird. Stößt sein Job bei „Cabin Fever 2“ noch auf geteilte Meinung, was man auch auf die wackeligen Produktionsbedingungen schieben könnte, so wird ein Werk wie „The Innkeepers“ heute mit Kusshand aufgenommen und gefeiert, was bis zu einem gewissen Grad sicherlich berechtigt ist, aber eben nicht komplett.

Auf sich aufmerksam gemacht hat West dann erst 4 Jahre nach „The Roost“ mit „The House Of The Devil“. Die Cineasten schlugen Purzelbäume vor lobender Worte, und wie es der Zufall wollte habe ich diesen von all den aufgezählten Filmen erst als letzten gesehen, schon aufgrund der Kritiken und bisher eher positiven Ergebnisse angetrieben mit einer hohen Erwartungshaltung. Und nun bin ich doch ein wenig enttäuscht. Ich kann schon nachvollziehen was alle so toll an dem Film finden, geht es mir bis zu einem gewissen Zeitpunkt mit Wests angeblichem Highlight doch genau so, aber im Endergebnis war es bislang seine nüchternste Arbeit für mich, die noch mehr als „The Innkeepers“ einfach nicht die rechte Kurve kriegt.

Das gelungene gleich vorweg: Wests Film ist Old School, und er ist es so penetrant, dass es echt eine Wucht ist. Ich fühlte mich bei so einem Popel-Filmchen wie „Malevolence“ schon positiv bestärkt, dass der alte Stil vergangener Tage in modernen Horrorproduktionen auch heute noch wirken würde, aber da sprechen wir von einem Film, der dies nur in einigen Phasen durchblitzen lässt und damit sein löchriges Drehbuch nicht überspielen konnte. „The House Of The Devil“ ist hingegen so stark am Stil des 70er Jahre-Kinos orientiert, dass er auch glatt als ein Film dieser Zeit durchgehen könnte.

Die Zeit zu der er spielt ist eigentlich egal, soll 80er Jahre sein, ist aber nur deshalb eine Erwähnung wert, weil Neuerungen wie Internet und Handyempfang dementsprechend keine Rolle spielen. Auf die Figuren wird viel wert gelegt, eine beunruhigende Atmosphäre liegt ziemlich schnell in der Luft und bricht nicht ab, und es wird auf klassische Zutaten und Übertreibungen des Gruselfilms zurückgegriffen, die Klischee sein müssten, sich aufgrund der respektvollen Herangehensweise aber überhaupt nicht so anfühlen.

West trumpft mit dem was er am besten beherrscht: dem Spannungsaufbau, während Banalitäten im Vordergrund stehen, und das stimmige Vorbereiten auf künftige Ereignisse. Störte es bei „The Innkeepers“ aufgrund der Charakterzeichnung und ironischen Erzählweise nur bedingt, dass das Finale nicht erfüllen konnte, was die Erwartungshaltung hat sehnsüchtig hoffen lassen, so wird der Umbruch in „The House of The Devil“ zu einer richtigen Enttäuschung, ist der Film doch viel ernster angegangen und auch um einiges knisternder erzählt.

Aber schon die Aufbau-Phase ist einen Deu zu lang. Geschahen die ersten interessanten Ereignisse in „The Innkeepers“ gerade rechtzeitig, erwicht man sich als Zuschauer bei „The House Of The Devil“ dabei sich mitten im wohligen Gruselgefühl zu fragen, wann es denn endlich los geht. Nichts gegen hinhalten und erst einmal für die nötige Stimmung sorgen, aber nach einer Stunde wäre es schon an der Zeit gewesen endlich mehr als die stöbernde und ängstliche Hauptakteurin zu zeigen. Der Umbruch auf tatsächliche Geschehnisse kommt somit viel zu spät, soll er doch eigentlich geschehen, wenn der Zuschauer noch mitten drin ist im Mitfiebern um eine ahnungslose Studentin, die weniger weiß als wir selbst.

Kommt es dann doch mal zu den Ereignissen, zu denen eine solche Geschichte zwangsweise einfach irgendwann führen muss, dann stellt sich Ernüchterung ein, fehlt dem Film von da an doch jegliche Suspense, die ihm vorher so viel Stil verliehen hat. Ersetzt wird diese durch nichts ähnlich positives, so dass man Abstand zu der Identifikationsfigur nimmt, mit dieser nicht mehr mitfiebern kann und nur noch neutral zuschaut. Was man sieht ist überraschungsarm, zumal ein Text zu Beginn des Films uns schon auf die richtige Fährte geführt hat. Und am Ende fühlt man sich einfach unbefriedigt unterhalten und irgendwie auch betrogen, fühlt sich der Streifen doch unkomplett an, auch wenn er seine Geschichte eigentlich zu einem Ende führt.

Das intensive Beschäftigen mit eher kurz auftauchenden Figuren führt ins Nichts, weil sie in ihren finalen Taten charakterlos und Aufgrund ihres Glaubens zu distanziert handeln. Der uns über die komplette Laufzeit präsentierte Charakter der Samantha hingegen tut nun etwas, dass man ihm nie zugetraut hätte, auch bezogen auf die Extremsituation in welcher sich die Studentin grad befindet. Somit krankt „The House Of The Devil“ nicht nur an einem überraschungsfreien Finale, er pfeift auch auf alles was ihm vorher wichtig war, und genau das ist es, was ihn ärgerlicher zu gucken macht, als „The Innkeepers“, der ebenfalls zum Ende hin mehr Qualität hätte besitzen können.

Trotz alledem entschädigt die lange Vorbereitungs-Phase des hier besprochenen Streifens für vieles, eben weil es heutzutage nicht mehr üblich ist einen Film so zu erzählen wie geschehen. „The House Of The Devil“ ist in dieser Phase ein Liebhaberstück von einem Film-Fan für Film-Fans. West schien fiel dran zu liegen ein Werk wie dieses realisieren zu dürfen. Schön dass er dafür Geldgeber fand. Andererseits, wenn er es nicht schafft eine solche Geschichte auch bis zum Schluss auf gleichem Niveau zu Ende zu erzählen, dann kann man auch gleich auf die alten Filme zurückgreifen, die tatsächlich in den 70er Jahren entstanden sind. Die gucken sich dank restauriertem Bild auf DVD dann genauso toll und wissen bis zum Schluss zu gefallen, zumindest die gelungenen Kandidaten.

Gute Schauspieler unterstützen zumindest die lange positive Phase des Streifens, der ohne sie nie so intensiv hätte wirken können, auch bei einem solch talentierten Regisseur wie Ti West. Aber es wird deutlich dass noch sehr viel Übungsfläche besteht, bevor West uns tatsächlich einen Meilenstein vorsetzt, der zur entgültigen Empfehlung wird. Deswegen bin ich auch so überrascht so viele positive Worte zu „The House of The Devil“ zu vernehmen, von sehr geschätzten Review-Kollegen, so als sei der hier besprochene Film eine solche Empfehlung geworden. Doch davon ist er trotz seiner Stärken noch weit entfernt. Dass aber auch ein Werk wie Wests Satanisten-Horror neugierig auf zukünftige Filme des Regisseurs macht, ist nicht von der Hand zu weisen.  OFDb

28.12.2012

SKINNER - LEBEND GEHÄUTET (1991)

Filmstudenten planen eine besondere Kinopräsentation mit kleinen Trash-Perlen und Zuschauerüberraschungen. Bei den Vorbereitungen stößt man auf eine Filmrolle mit böser Vergangenheit. Der Erschaffer des Kurzfilmes tötete damals viele Menschen, und nun, am besagten Kinoabend, scheint er zurück zu sein, denn ein Beteiligter nach dem nächsten wird während der Vorstellungen umgebracht...

Heute häutet niemand... 
 
Auf dem VHS-Cover lächelt einem ein Freddy-ähnlicher Typ an, und im Film beobachtet man eine Nancy-ähnliche Teenagerin wie sie schlecht träumt. Irgend etwas an diesen Träumen ist wahr, was auch eines ihrer Elternteile weiß, aber verheimlicht. Das können alles keine Zufälle sein, hier wurde ein B-Movie ziemlich direkt an Wes Cravens berühmten „A Nightmare On Elm Street“ angelehnt. Für eine dreiste Kopie? Nein! So ziemlich nach der oben zu lesenden Aufzählung verlässt „Skinner“ den Pfad des „Nightmare“-Imitats und erzählt etwas anderes.

Wechselt er vielleicht über zu einer Kopie vom „Blutgericht in Texas“? Immerhin heißt es im deutschen Beititel „Lebend gehäutet“. Auch hier ein klares nein, der Beititel ist Quatsch. Hier wird niemand gehäutet. Getötete erfahren lediglich einen Gesichterklau im Bereich der Nachahmung. Aber in den Augen deutscher Kaufmänner braucht der Videokonsument unseres Landes scheinbar reißerische Titel, um bei einem Film überhaupt zuzuschlagen. Dass man damit etwas Falsches vorgaukelt und das verkehrte Publikum lockt ist diesen geldgeilen Leuten seit je her egal, auch wenn der Ruf eines Filmes damit oft ruiniert wird, selbst wenn er eigentlich gut ist, wenn auch nur für ein anderes Publikum. 

Im Falle von „Skinner – Lebend gehäutet“ wird eher der Konsument von Horror-Dutzendware bedient als der Fan richtig harter Genrekost. Und auch wenn dieser Streifen nicht wirklich zu dem Bereich der Horror-Komödien zählt, so muss der Zuschauer doch wenigstens parodistische Anlehnungen und Augenzwinkerei mögen. Ein wirklich ernstes Produkt wird einem nämlich auch nicht geboten.

Das merkt man allerspätestens an den sehr gelungenen Parodien auf vergangene Gruselfilm-Phasen. „Skinner“ spielt in einem Kino während einer spaßig gemeinten Retro-Horrorfilm-Nacht, bei der Monsterfilme aus den 50ern und 60ern gezeigt werden. Für diese Szenen griff man nicht auf bereits vorhandenes Material zurück, sondern drehte kleine Passagen selbst, die sehr eng an echte Werke dieser Zeit erinnern. Lediglich das Gewaltpotential der angeblichen Klassiker ist zu hoch und eher ein Nebeneffekt der Moderne, in der „Skinner“ entstand. Ansonsten könnte man meinen, die angedeuteten Filme könnten wirklich existieren.

Da läuft ein Film über einen elektrisch geladenen Mann, der nach seiner Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl derart unter Strom steht, dass es für die Menschen in seiner Umgebung gefährlich wird (ein ähnliches Szenario kenne ich persönlich nur aus der Ernest-Reihe im Film „Chaos im Knast“). Ein anderer Streifen zeigt uns einen Beitrag zum Thema Tiermutation. Hier fallen Riesenmoskitos über die Menschen her (was man in den 90ern dann auch durch „Skeeter“ und „Mosquito“ verspätet erleben durfte). Die dritte Aufführung ist eine Parodie auf die japanischen Horrorbeiträge dieser Zeit. Von allen drei Parodien bekommt man von dieser allerdings am wenigsten zu sehen. Das ist auch verständlich, immerhin sterben während dieser Vorstellung Menschen für den Film „Skinner“, und der muss ja irgendwann in die Gänge kommen.

An sich guckt sich der „Hauptfilm“ soweit zunächst angenehm. Wie erwähnt klaut er ein wenig, aber er wird nie langweilig und hat hin und wieder Szenen mit kleinen Anflügen von geglückter Atmosphäre. Die Darsteller spielen, wie nicht anders zu erwarten, im Mittelmaß, und der erste Tote lässt nicht lange auf sich warten. Ein Spuk sorgt für das erste Opfer, ziemlich unblutig, und daran wird sich auch wenig ändern. In „Skinner“ wird ab und an einfallsreich getötet, wirklich blutig wird es dabei nur selten.

Am guten Bild dieser B-Produktion wackeln zwei Faktoren. Der eine ist die Rolle des Nancy-Klons, die viel zu schnell paranoide Verschwörungen prophezeit und an unterschiedlichen Geschehnissen Verknüpfungen vermutet, wie es geisteskranker nicht sein könnte. O.k., wie der Film uns zeigt behält die Dame recht, das ist allerdings arg zufällig, da die Heldin niemals Beweise oder Erkenntnisse über ihre Behauptungen erhält. Angetrieben wird sie lediglich durch Angst und einer fixen Idee. Da ärgert es schon, dass sie mit dem Wahnsinn, der aus ihrem Mund sprudelt, bei einem Freund auch noch Gehör findet. Wenigstens darf der Rest die Augen verdrehen und wird, Horrorfilmgesetz sei dank, dafür auch noch umgebracht.

Faktor 2 ist die Auflösung der Geschehnisse. Die werde ich hier nicht verraten, aber sie steht im völligen Widerspruch zu der Szene, in der wir der Mutter des Nancy-Klons beim angeblichen Ableben zuschauen dürfen. Was in jener Nacht in dem Lichtspielhaus geschah, war definitiv übernatürlich und kann nicht anderweitig erklärt bzw. umgesetzt werden.

So ein großer Widerspruch ärgert und lässt einen nur deshalb nicht endlos auf das Endergebnis fluchen, weil die magere Auflösung immerhin nett umgesetzt ist. Auch sie hat das Manko vieler anderer Genrebeiträge zu geschwätzig ausgefallen zu sein, aber in diesem Geschwätz erleben wir auch allerhand Witz. Auch routinierte Spannung kommt hin und wieder auf. Nicht dass man sie bei dieser Art Horrorfilm nötig hätte, aber sie ist ein kleiner Bonus für Neueinsteiger ins Genre.

„Skinner“ präsentiert nicht wirklich etwas Neues, aber er ist eigentlich nett erzählt. Den meisten dürfte er zu belanglos sein, deswegen sollten nur Vielseher der Richtung Horrorfilm zugreifen. Zudem muss man sich auf eine gravierende Unlogik im Handlungsverlauf einstellen und auf einige kleinere Ärgernisse. Das macht „Skinner“ letztendlich, auch für das Zielpublikum, lediglich zu Durchschnittskost.  OFDb

08.12.2012

ALLIGATOR 2 - DIE MUTATION (1991)

Ein Konzern lässt Giftmüll in die Kanalisation verschwinden. Ein Alligator wird dadurch zu einem überdurchschnittlich großen Vertreter seiner Gattung und futtert die Stadtbewohner. Ein Polizist geht mit einem jungen Kollegen und einem Experten auf die Jagd nach dem Vieh...

Es muss nicht immer Handtasche sein: Ein Alligator als Bombe...
 
Ob eine Fortsetzung des überraschend gelungenen „Der Alligator“ notwendig war oder nicht ist sicherlich leicht mit nein zu beantworten. 11 Jahre und etliche Nachahmer später war es dennoch so weit, und ich bin gar nicht böse drum. Zwar ist „Alligator 2“ eher ein weiterer Alligator/Kroko-Horror als eine Fortsetzung (einen Zusammenhang gibt es nur durch die Kanalisation und einem kurzen Verweis, dass in New York ähnliches geschah), aber dem Freund dieses Sub-Subgenres wird’s gefallen.

Natürlich verläuft so ziemlich alles nach Schema F, aber der Kenner dieser Art Film und der aufmerksame Cineast an sich wird so einige, winzig scheinende Unterschiede entdecken. Am auffälligsten ist wohl, dass die Bande, die das Monstrum töten will, recht clever zur Sache geht. Zwar gibt es auch idiotische Momente, so fragt man sich z.B. warum die Jäger auf dem See mit einer Nussschale unterwegs sind, obwohl man wissentlich ein mutiertes Reptil sucht, aber das schnelle Begreifen, die vielen Mordversuche und die Kombinationsgabe sind nicht ohne. Letzteres steht sicherlich in Verbindung damit, dass zwei der Jäger Polizisten sind, aber selbst dies verweist auf eine erzähltechnische Unregelmäßigkeit: Die Zeit in der die Polizei oder das Militär in Monsterfilmen zur typischen Hauptfigur wurden, lag schon 20 Jahre zurück.

Noch interessanter wird es aber auch in einem anderen Bereich seines Entstehungsjahres. Obwohl in den 90ern gedreht, und damit bereits im Bereich der politisch korrekten Erzählweise des durch die Blockbuster aufgezwängten Erzählstils, bekommen wir hier griffige Charaktere vorgesetzt. Auch sie baden tief im Klischee-Meer, das will ich gar nicht überspielen. Aber sie denken und handeln individuell. Sie tun nicht was man erwartet und sie handeln nicht faschistisch seelenlos für die große Sache.

Befehle werden gerne einmal ignoriert, selbst von Vorgesetzten, Töchter wehren sich griffig gegen das fragwürdige Verhalten ihrer Väter, verpatzte romantische Situationen mit der Ehefrau werden nicht wie ein unentschuldbares Verbrechen behandelt, der böse Bürgermeister darf Gewissensbisse haben und wirkt in seiner Zwickmühle menschlich besorgt, Großwildjäger reagieren auf Argumente und kooperieren mit einem sympathischen Polizisten ohne zu mosern oder große Männerkämpfe auszufechten. Der Polizist selbst weiß nicht nur zu kombinieren, sondern auch mit nachvollziehbaren Worten Warnungen auszusprechen, eine Straßengang wird für wichtigeres eingesetzt als für die bloße Propaganda gefährlich zu sein, und die wahren Verbrecher unserer Zeit werden hervorgehoben.

Leider werden gerade im letztem Punkt, der auch immer häufiger in Filmen unserer Zeit beachtet wird, arg viele Fehler gebaut. Der Chef des bösen Konzerns ist viel zu filmschurkisch ausgefallen und hinterlässt damit ein falsches Bild. Mit seinem Tod ist angeblich auch das ganze Projekt beendet, dem er und seine Firma nachgegangen ist, er hat wie ein Mafiosi einen Gehilfen für die schnelle Drecksarbeit, scheut sich nicht davor selbst Morde zu begehen (und das in aller Öffentlichkeit), das ist alles arg blauäugig und findet seinen Höhepunkt in jener Szene, in welcher die Kleinkriminellen-Gang es mit dem eigentlich unerreichbaren Großindustriellen-Kriminellen aufnehmen darf.

Wie man sieht ist trotz lobenswerter Ansätze auch in „Alligator 2 – Die Mutation“ Augen zudrücken angesagt, um seinen Spaß zu haben. Aber ein Auge dafür hätte jeder Cineast, wenn er nur will, dann nutzt es bitte auch. Jon Hess' Film ist nämlich flott erzählt, und das obwohl der Alligator nach der ersten Attacke eine halbe Stunde pausiert. Diese widmet sich den Figuren und den Ermittlungen, letzteres ist ein Bereich den ich persönlich lieber sichte als x unnötige Tierattacken.

Der Alligator selbst wirkt immer dann billig, wenn man ein echtes Tier benutzt. Dies sieht so gar nicht übermäßig groß aus und bedrohlich schon mal gar nicht. Eine brauchbare Alligator-Puppe hatte man scheinbar auch nicht parat, das ist aber gar nicht wild. Denn Hess setzt das Tier meist in dunklen Szenen ein und benutzt dabei oft die „Nah am Maul“-Perspektive, und das hat wiederum Wirkung.

Zwischendurch gibt es auch nette Überraschungen zu sichten. So ist es sicherlich einfallsreich zu nennen, dass in alter Road Runner-Art eine als Falle gesetzte Bombe den Spieß umdreht, wenn das Tier den besagten Sprengstoff frisst und nun als wandelnde Bombe noch bedrohlicher ist als zuvor. Dass so etwas nicht all zu ernst gemeint ist, liegt auf der Hand.

Die augenzwinkernde Atmosphäre wird auch immer wieder mit actionfilmtypischen Sprüchen mit zwiespältiger Wirkung belegt. So mancher dieser Sprüche weiß zu gefallen, manch anderer ist richtig peinlich, sorgt damit aber immerhin für unfreiwillige Komik, die auch zu unterhalten weiß. Höhepunkt der schlechten Sprüche dürfte wohl der des Oberschurken sein, in der Szene, in der er die Tochter des Bürgermeisters anbaggern will: „Du bist ein Mädchen, aber ich könnte Dich zur Frau machen.“ (sinngemäß, kein genaues Zitat).

Zwar kann man „Alligator 2“ nicht als spannend bezeichnen, aber durchaus als kurzweilig. Im Gegensatz zu Teil 1 ist er jedoch keine Empfehlung an jedermann, sondern schlichtweg ein kleiner Tipp für den Freund des Genres Horror.  OFDb

11.11.2012

HALLOWEEN (2007)

Michael Myers wächst in einer asozialen Familie auf. Mit 10 Jahren dreht er durch und bringt den Stiefvater, die Stiefschwester und ihren Freund um. Er kommt in die Psychiatrie, die Mutter begeht Selbstmord, die jüngere Schwester wird adoptiert. Fünfzehn Jahre später gelingt Michael die Flucht aus der Anstalt. Nichts menschliches mehr in sich tragend lauert er seiner Schwester und ihren Freunden auf. Laurie, so ihr Name, ist ahnungslos, da sie damals noch ein Baby war und von ihrer Adoption nichts weiß...

Halloween Reloaded...
 
John Carpenters "Halloween" war schon immer mein Lieblingshorror, und da hört man das Wort Neuverfilmung natürlich nicht so gerne. Da ich mich mit den Fortsetzungen nicht so schwer tue wie manch anderer und alle Myers-Teile recht unterhaltsam fand, wundert diese Haltung vielleicht etwas, aber meine Alarmglocken bimmelten beim Namen Rob Zombies, konnte ich doch mit seinem "Haus der 1000 Leichen" wirklich gar nichts anfangen. Dass mich die Neugierde als alter „Halloween“-Fan dann doch nicht losgelassen hat, ist klar, und so verstrich dann auch gar nicht viel Zeit bis zur Sichtung. Und ja, beim direkten Vergleich fallen zwei Dinge besonders auf: Die Neuverfilmung ist wesentlich schwächer als das Original (was wohl kaum überrascht), und sie ist ein guter Film geworden (was dann doch überrascht).

Die erste Hälfte ist die bessere von beiden. Im Prinzip gibt es dort nur einen negativen Faktor, und das ist Michaels Vater. Dass Michaels Vergangenheit mit einer asozialen Familie erklärt wurde, und diese dann auch wirklich primitiv sein musste, ist schön und gut, aber der Vater ist für einen „Halloween“-Film einfach zu comichaft charakterisiert und unterbietet sogar das Niveau des bösen Vaters aus Teil 6. Ansonsten gibt es von meiner Seite aus dort nichts zu beklagen.

Der Junge, der den jungen Michael spielt, ist gut gecastet worden. Man kann sich gut vorstellen dass aus ihm mal der besagte Killer wird. Die Morde geschehen so gnadenlos, dass man sich unweigerlich fragt wie man diese Vorgänge einem kleinen Jungen beim Filmdreh erklärt. In Amerika ist das sicherlich noch einmal einfacher, so wie man dort mit Horrorfilmen groß wird, ein flaues Gefühl bleibt mir bei so etwas aber dennoch stets im Magen. Diesem geht es übrigens gut, obwohl das Remake wohl das blutigste Ergebnis sein dürfte, das die Reihe bisher hervorgebracht hat. Aber das ist typisch für die Horrorwerke dieser Zeit, im direkten Vergleich dennoch harmloser (man beachte nur einmal "The Hills Have Eyes" und den sehr mittelmäßigen „Texas Chainsawmassacre 2 – The Beginning“ mit ihren Bluttaten).

Dass Michaels erstes menschliches Opfer ausgerechnet am selben Tag sein Leben verliert, an dem Myers Mutter vom Schulpsychologen wachgerüttelt wird ist vielleicht etwas zu zufällig, aber wollen wir uns mal nicht an jeder Kleinigkeit aufhängen. Ein Remake ist stets dafür da Geld zu scheffeln, von Kunst reden wir hier also sowieso nicht.

Bedingt könnte man dies allerdings schon. So gibt es einiges an guten psychologischen Ideen, trotz mancher Brachialpunkte wie die übertriebene White Trash-Familie. Die lachende Clownsmaske ist eine dieser guten Ideen. Immer wenn sie dem Jungen heruntergerissen wird taucht dahinter die sehr ernste Mine einer traurigen, vertrockneten Kinderseele auf. Es ist sicherlich kein Zufall oder ein reines visuelles Spiel dass Michael diese Maske in einer bestimmten Szene auf dem Kopf hochgerückt positioniert sitzen hat. Die Mutter kommt nach Hause, Michael sitzt auf der Treppe und die Kamera fährt so nach oben, dass uns dort der Clown anlächelt.

Was von einigen Zuschauern nicht kapiert oder ignoriert wurde, wenn man Reviews zu diesem Film liest: aus Michael wird später der Killer wie wir ihn aus der Originalreihe kennen. Er wird ein seelenloses Objekt und kein menschlicher Massenmörder, wie oft zu lesen ist. Dies wird Schritt für Schritt in der Therapie gezeigt. Der Junge erinnert sich nicht mehr an die Morde, hin und wieder bricht die unheimliche Killermacht in ihm heraus, die so stark ist, dass er sogar seine Mutter attackiert. Und ab da wo er begreift dass er nie mehr aus der Anstalt heraus kommt, tritt die Seele Michaels zurück und lässt das Böse in ihm wüten. Wozu sollte ein kleiner Junge auch noch bleiben, wenn selbst seine eigene Mutter ihn nicht mehr besuchen kommt?

Michael verweigert das Sprechen und ist irgendwann, isoliert in der Psychiatrie, gar nicht mehr da. Das ominöse, in keinem „Halloween“-Teil je erklärte, Böse hat den Jungen nun komplett eingenommen. Und wenn man diesen Vorgang begriffen hat, ist die eben beschriebene Szene auf der Treppe um so wirkungsvoller. Die Clownsmaske hat in diesem Moment etwas von der Gesichtsbekleidung aus dem Jim Carrey-Film „Die Maske“. Dort war sie von einem Narrengott besessen.

Würde man diesen nun etwas bösartiger deuten, käme man der Wirkung dieser, uns aus der Vogelperspektive anlächelnden, Clownsmaske in "Halloween" nahe. Michael wirkt niedergeschlagen, kann seine eigene Tat wahrscheinlich selbst schon nicht mehr nachvollziehen. Das Nichttragen der Maske ist ein deutliches Zeichen, dass wir hier wieder Michael den Jungen und nicht Michael den Dämon sitzen haben. Aber die Maske lächelt uns von oben an. Das Böse sagt dem Zuschauer, dass es jetzt erst losgeht. Auch in den späteren Psychiatrieszenen setzt mit der Häufigkeit des nach außen tretenden Bösen auch die Häufigkeit des Maskentragen ein.

Allein dass er sich später auch als Junge im Normalzustand hinter einer Maske versteckt zeigt deutlich, dass das Böse in ihm sich im zweiten Schritt irgendwann sogar mit seiner kindlichen Seele vermischt. Zum Ende der ersten Hälfte ist der Junge fast komplett verschwunden, der dritte Schritt ist erreicht, das Monster lebt. Ebenso wie die böse Seite seiner Seele einst nur einen kleinen Platz einnahm, so ist nun das Gute in ihm kaum mehr vorhanden. Aber es ist, wie eine spätere Szene zeigen wird. Das mag nicht konsequent genug klingen, aber nur so macht die Suche nach seiner Schwester viele Jahre später Sinn, die ja immerhin zum Haupteckpfeiler der zweiten Filmhälfte wird.

In dieser erleben wir wie Myers aus der Psychiatrie flieht (ohne eine in der Kinofassung zum Glück nicht eingebrachten, peinlich provokativen Vergewaltigungsszene, die völlig unpassend im Director’s Cut auftaucht) und nun seine Schwester sucht. Im Grunde passiert nun das selbe wie im Original, mit der Ausnahme dass Laurie Michaels Schwester ist. In der Originalreihe war sie nur eine Babysitterin, die erst mit Teil 2 zu Michaels Schwester wurde, um der ganzen Geschichte eine neue Mystik zu geben. Das hat Zombie dann auch zum Glück kapiert, leben doch all die Fortsetzungen von Michaels undurchsichtigen Antrieb seine Familie zu lynchen. Mit dem Element der Schwester hätten wir dann aber auch das einzige was Zombie aus den Fortsetzungen übernimmt. Der Rest orientiert sich am Original.

In der Neuverfilmung mag der Drang seine noch lebenden Verwandten zu suchen nun nicht so mystisch wirken wie in der sonstigen „Halloween“-Reihe, sieht Michael in seiner Schwester doch hier das einzig gute, das ihm je wiederfahren ist. Aber Zombie denkt zwei Schritte im Voraus. Vom letzten Hauch Gutem in Michael gelenkt, arbeitet er sich zu Laurie vor (eliminiert nebenbei alle menschlichen Störelemente, welche die Zweisamkeit mit seinem Schwesterchen später stören könnten) und wird nun ein letztes Mal bitter enttäuscht.

Unwissend reagiert Laurie wie es ein solches Opfer (zumindest in Filmen) tut. Mit der daraus resultierenden Enttäuschung stirbt in Michael nun komplett der Junge ab, zurück bleibt nur noch das unmenschliche Schattenwesen, der vierte und letzte Schritt in Michaels Metamorphose ist beendet. Der Junge wird nie mehr zurückkehren. Und nun haben wir die nötige Mystik für Fortsetzungen. So oft wie hier auf Michael geschossen wird, können wir auch im Remake nicht von einem Menschen sprechen. Die Geheimnisse um das Böse in Michael waren immer nötig, um der Reihe den nötigen Pfiff zu geben. Das Remake erklärt nur wie die Seele aus Michael verschwand, nicht aber durch was sie ersetzt wurde. Und nur wenn man dies erkannt hat, sieht man auch, dass Zombie gerade auch dieses Gesetz der Reihe als bekennender Fan respektiert, und nicht (wie oft zu lesen ist) ignoriert, um aus Michael einen menschlichen Killer zu machen.

So mystisch die Figur des Myers ist, so schwachsinnig ist die von Zombie gewählte Erscheinung dessen im Erwachsenenalter. Michael machte mir in der Jugend nicht den Eindruck eines nach Krafttraining lechzenden Jungen. Das Böse in ihm zeigt sich durch Schweigen und Geduld. Wie zum Teufel konnte aus dem schmächtigen Bübchen, angetrieben vom Bösen, so ein Klotz von Mann a la Jason werden? Das ist fehl am Platz und widerspricht seiner im Gefängnis gelebten Art. Der schmächtige Michael aus den anderen Filmen hatte mehr Wirkung und war auch logischer.

Doch so fehlbesetzt der erwachsene Myers auch ist, eine andere Rolle überrascht dafür um so mehr: Malcom McDowell spielt den Dr. Loomis hervorragend. Das mag andere „Halloween“-Fans sicherlich schocken, aber ich empfinde ihn als den besseren Loomis-Darsteller, und das obwohl ich Donald Pleasance in den Originalfilmen ebenfalls sehr gut gecastet fand. Aber rein optisch wirkt der neue Doktor mehr. Leider wird in der Neuverfilmung nicht ganz so deutlich wie sehr Loomis Michael mystifiziert. Das klingt nur kurz an, wirkt aber weniger überzeugend und weniger fanatisch. Hätte man hieran mehr gearbeitet, wäre vielleicht manch anderem ein Licht aufgegangen, was das Übernatürliche in Michael betrifft, das von vielen übersehen wurde.

Der restliche Cast ist o.k. zu nennen. Keiner fällt weder sonderlich positiv noch negativ auf. Udo Kiers Rolle hätte man sich komplett schenken können (wozu immer das krampfhafte Einbringen von Stars?) und die Rolle der Laurie Strode wurde interessant modernisiert. Sie ist nun nicht mehr das extreme Mauerblümchen, aber sie ist auch nicht zum Dummchen mutiert. Clever und taff ist eine seltene Kombination im klischeebeladenen Amerika-Popkorn-Kino, schön dass die Rolle der Laurie hier anders tickt.

Dass man mit Laurie nicht so mitfiebert wie mit jener aus der ersten Verfilmung liegt nicht an der Besetzung. Die Schuld hierfür trifft Zombie. Der gibt uns Michael in der ersten Hälfte als Identifikationsfigur, erzählt in der zweiten Hälfte den Film jedoch sehr nah am Original und vergisst dabei aber, dass Laurie nun nur schwer beim Zuschauer als Identifikation dienen kann. Sie ist einem fremd, ihr Verfolger ist uns hingegen vertraut. Dieser wird allerdings nun eingebracht wie im Original: als Schattenwesen, immer nur mal kurz auftauchend um im Finale wieder länger präsent zu sein.

Durch diese Erzählweise identifiziert man sich mit Michael in der zweiten Hälfte kaum noch, bzw. gar nicht mehr. Das ist schade. Gerade den Ansatz die Geschehnisse des Originals nun aus Michaels Sicht zu erleben, hätte ich für sehr reizvoll gehalten. Was bleibt ist eine zweite Hälfte ohne Identifikationsfigur. Das funktioniert, aber sicherlich nicht bei jedem Zuschauer. Die einzige wichtige Rolle, die uns in beiden Filmhälften vom gleichen Schauspieler gespielt begegnet, ist die des Dr. Loomis. Loomis kommt allerdings zu selten vor, als dass nun er als Identifikationsfigur fungieren könnte. Aber ich denke mal das hätte eh kaum wer gewollt.

Dass Zombie in der zweiten Hälfte Carpenters Original sehr häufig in Wort und Bild zitiert wird oft kritisiert, eben wegen der sehr originellen ersten Hälfte. Ich finde es allerdings o.k. Würde Zombie dies nicht machen, würde man von einer Neuverfilmung nur noch etwas in der Namensgebung merken. Letzten Endes war, ähnlich der "Freitag der 13."-Reihe, jede Fortsetzung ein Fastremake. Die Geschichten dort waren Magerkost. Aus der Schwester wurde die Nichte (deren Darstellerin hier eine Nebenrolle mit Oben-ohne-Auftritt hat) und später wurde aus der Verfolgten deren Tochter. Ansonsten war alles beim alten.

Würde Zombie nun nicht des öfteren kopieren, könnte man fast sagen man hätte es mit einem Teil 9 zu tun, der uns nur zusätzlich in der ersten Hälfte in Myers Vergangenheit schnuppern lässt. So wird das Remake-Anliegen nun Fakt, und man darf beobachten was Zombie verstanden und nicht verstanden hat.

Was mir fehlte war das klassische "der todgeglaubte Myers steht kerzengerade auf". An anderer Stelle zeigt Zombie, dass er die Worte Loomis' begriffen hat. Myers kennt keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Und so guckt er das von ihm an die Wand mit einem Messer fest getackerte Opfer, genau wie im Original, mit einem schräg positionierten Gesicht, sachlich an, ohne darin etwas (ehemals) Lebendiges zu sehen. Kopieren heißt nicht kapieren, aber Zombie zeigt ähnliches zuvor in der Kindheit, in welcher der junge Mörder nach einer seiner Bluttaten durch die Blutpfütze schlendert, ohne diese als solche wahrzunehmen. Das sind, ähnlich der Clownsmaskenszene, Bereiche, in denen die Psychologie stimmt.

Zum Schluss bleibt mir noch zu sagen, dass die Maske hier herrlich dreckig wirkt (zum Glück wurde diese nicht gegen eine andere Maske eingetauscht). Michael hat durch sie eine besonders düstere Wirkung. Mit einem schmaleren Darsteller hätte man diese ohnehin schon intensive Wirkung noch verstärken können. Im groben wurde aber zumindest das meiste richtig gemacht. Die Psychologie des Killers Myers wurde beibehalten (Heiligtum Haus, nur zweckdienlich morden, ...), es wurden neue interessante Dinge eingebracht, altes gewürdigt, und man durfte einen spannenden Film sehen.  OFDb

06.09.2012

ABOMINABLE (2006)

Ein Rollstuhlfahrer sichtet an einem Waldgebiet eine übergroße, yetiähnliche Kreatur, die es vorzugsweise auf die Mädels von der Blockhütte von gegenüber abgesehen hat...

Aus der Muppet Show entlaufen...
 
„Abominable“ entpuppte sich zu meiner Überraschung als spaßiges Horrorfilmchen für zwischendurch. Die Geschichte um ein Yeti-ähnliches Wesen wird etwas im Stil von „Das Fenster zum Hof“ erzählt, was einige Vorteile aufweist. Zum einen hätten wir da die Hilflosigkeit der im Rollstuhl sitzenden Hauptperson, dessen Pfleger ihm kein Wort glaubt. Zum anderen stehen dank dieser Erzählweise die erwachsenen Figuren im Vordergrund. Die im Genre zwingend scheinenden Teenierollen sind jene, die von der erwachsenen Hauptfigur beobachtet werden. Der Zuschauer bekommt sie, ähnlich wie der Held, nur mit Abstand präsentiert, was das eher untalentierte Spiel der Kreischgirls wesentlich erträglicher macht.

Dass bei dieser Voyeurnummer auch eine Nacktszene nicht fehlen darf ist klar. Dass ausgerechnet die unattraktivste Dame die Hüllen fallen lässt, ist dafür um so untypischer. Die bekannteren Namen aus dem Filmgeschäft, als da wären Jeffrey Combs aus „Re-Animator“, Paul Gleason aus „Der Frühstücksclub“ und Lance Henriksen aus „Aliens - Die Rückkehr“, haben sehr kleine Rollen erwischt, spielen diese aber unterhaltsam und nicht pflichtgemäß gelangweilt. Ohnehin haben sie nette Szenen ergattert. Henriksen darf z.B. nebenbei vom Darwin Award berichten, einer realen Auszeichnung, bei welcher jene geehrt werden, die auf besonders dumme Art gestorben sind.

So lustig gehen die Tode in „Abominable“ nicht vonstatten. Für einen derart kleinen, braven Routinehorror überrascht er dafür hin und wieder mit dem sehr blutigen Ableben seiner Figuren. Am übelsten trifft es hierbei den besagten Pfleger. Ihm wird die vordere Hälfte des Kopfes mit nur einem Happs abgebissen. Hierbei sieht man den kompletten Biss ebenso, wie den Leichnam mit halben Kopf, der zu Boden geschleudert wird.

Das Monster selbst ist so eine halbgare Sache. Von weitem wirkt es, und von nahem gefilmt hängt seine Wirkung von seinen Bewegungen ab. Da gibt es einige Kopf- und Bauchbewegungen, welche das Monster wie aus der „Muppet Show“ entlaufen wirken lassen. Andere Nahaufnahmen haben wiederum sehr wohl Potential. Manchmal macht das Gesicht der Kreatur einen zu steifen Eindruck, manchmal kommt es überzeugend rüber. Das Biest selbst ist sehr groß, und einem gelungenen Schlussgag sei dank, der den Ami bei seinem Tunnelblickdenken entlarvt, erfahren wir auch, warum es so viel frisst. Das Fressverhalten hätte ansonsten sehr unlogisch gewirkt, aber mit Unlogiken wird man in „Abominable“ ausnahmsweise ohnehin nicht zu sehr zugeschmissen. Dies ist für einen US-Horrorfilm dieses Produktionsniveaus eher selten.

Das Finale geht flott vonstatten, ist aber etwas schwächer umgesetzt als der Rest des Streifens. Mitunter liegt dies daran, dass eines der Teen-Girls nun mit in den Vordergrund rückt und schauspielerisch nicht mit dem Rest mithalten kann. Sie spielt nicht völlig untalentiert, aber nun einmal deutlich schwächer. Auch atmosphärisch lässt der Film im letzten Drittel etwas nach, dafür ist die Art, wie die Bestie ihren Tod findet, nett gewählt. Die ersten 60 Minuten sind im Vergleich zur finalen halben Stunde jedoch wesentlich spannender ausgefallen. Aber bei einem Film dieser Art ist es ohnehin erfreulich überhaupt einen funktionierenden Spannungsbogen geboten zu bekommen.

Dies ist der erste gelungene Yeti-Horror, den ich bisher sichten durfte. Und es ist schön mitzuerleben, wie eine solche Geschichte einmal halbwegs spannend und mit einem halbwegs wirksamen Monster erzählt wird. Und noch positiver überrascht ist man dann, wenn die Figuren zum Großteil nachvollziehbar handeln und deren Darsteller mimisch zu überzeugen wissen. Für den Horrorfreund, der mal wieder das kleine Filmchen für zwischendurch benötigt, sei dieser B-Movie also wärmstens ans Herz gelegt.  OFDb

18.08.2012

DIE FRAUEN VON STEPFORD (1975)

Joanna und ihr Mann Walter ziehen in das malerische Städtchen Stepford. Der auf dem ersten Blick so sympathische Ort wirkt beim näheren Hinsehen jedoch weniger gemütlich: die Herren verbringen die meiste Zeit in einem Männerclub, und die Frauen von Stepford benehmen sich alle wie glückliche Hausfrauen aus der Fernsehwerbung...

Den Ehemann glücklich machen...
 
Emanzipation - das war in den 70er Jahren eine Sache die sehr ernst genommen wurde. Ist sie heute eher eine Selbstverständlichkeit und in der Regel in verwässerter Form anzutreffen, war sie damals hart umkämpft, aber auch viel natürlicher gelebt. Schaut man US-Filme aus den 70er Jahren erlebt man immer wieder Frauenrollen, die gleichberechtigt und gleichzeitig Frau sind. Gleichberechtigung wurde nicht mit Angleichung verwechselt. Es war das Individuum das zählte.

Was erkämpft wurde, kann man wieder verlieren (hat man streng genommen bereits auch ein gutes Stück wieder), und je frischer die Wunden, desto größer die Angst der Rückkehr zur alten Norm. „Die Frauen von Stepford“ spielt in Form einer Satire mit der Idee, dass Frauen beides verlieren könnten: die Gleichberechtigung und das Individuum - und mit diesen beiden Elementen schlichtweg die Freiheit.

Ich weiß nicht ob die Fernsehwerbesendungen der strahlenden Hausfrau zu irgendeiner Zeit tatsächlich ernst genommen wurde, zur Entstehungszeit von Bryan Forbes Science-Fiction-Werk war dies zumindest nicht mehr der Fall, auch wenn „Drei Mädchen und drei Jungen“ und andere heile Welt-Serien tagtäglich im Fernsehen liefen. Der Gedanke der glücklichen Hausfrau schien grotesk. Zwar war es in den emanzipierten 70er Jahren legitim als Frau die Rolle der Hausfrau zu wählen, aber das Abbild dieser in der Werbung war und ist extremst überzogen und dient heutzutage nur noch als Belustigung.

Wenn die Heldin der Geschichte nun in einen Ort zieht, der geradezu bevölkert ist vom Frauenbild der Produktinformationen, dann weiß das einen eine Zeit lang zum Schmunzeln zu bringen, situativ sogar zum Lachen (z.B. wenn das erste Frauentreffen in Stepford stattfindet). Der dramatische Aspekt, der mit diesem leicht schwarzen Humor verbunden ist, und der Spannungsbogen um den Forbes bemüht ist, sorgen jedoch dafür, dass der nötige Ernst der Problematik nicht untergeht. Und je tiefer der Film in die Ereignisse um Stepford eintaucht, desto ernster nimmt man seine Geschichte.

Das liegt mitunter auch daran, dass die Orientierung an Joanna sehr hoch ist. Sie wurde mit Katharine Ross sehr interessant besetzt, ist diese doch ein süßes, zierliches Wesen, weiblich im Erscheinungsbild und etwas aufreizend gekleidet ohne zu gewagte Wege einzugehen. Das auch im Film kurz angesprochene Thema der Kampfemanzen sollte sie nicht verkörpern. Sie sollte die Frau von nebenan sein, ist charakterlich taff gestaltet, weiß sich in der Männerwelt durchzusetzen und ihren Wünschen zu folgen ohne dabei egoistisch nur an sich zu denken.

Man mag Joanna einfach, und man gönnt ihr das Recht auf ihre Freiheit. Aber so taff sie auch sein mag, gegen die auf sie so dümmlich wirkende männliche Dominanz kommt sie nie richtig an. Mit zwei verbündeten, ebenfalls erst kürzlich nach Stepford gezogenen, Frauen weiß sie sich zwar eine Zeit lang zu wehren und über die seltsame Art der Stepford-Frauen zu sinnieren, aber spätestens wenn ihr auch die zweite Verbündete genommen wird, die sich ebenso wie die erste in ein braves Hausmütterchen verwandelt hat, ist sie da, die zerbrechliche Frauenrolle, die körperlich dem Mann unterlegen ist und emanzipiert hin oder her sich der Überzahl der Feinde nicht mehr im Kampf stellen kann.

In dem düster angelegten Finale, das im Gegensatz zum Restfilm im Handeln der Hauptfigur manches Mal etwas unglaubwürdig wird, muss Joanna nun versteckt agieren. In einem „Nicht ohne meine Tochter“-Plot kann sie Stepford nicht ohne ihre Kinder verlassen, eines gespielt vom „Grüne Tomaten“-Star Mary Stuart Masterson, die hier ihr Schauspiel-Debut ablieferte. Filme der 70er Jahre waren im Science Fiction-Genre nicht sonderlich blauäugig erzählt, und so schließt der Film, betrachtet auf die bisherigen Vorkommnisse, glaubwürdig und düster. Die Schluss-Szene verdeutlicht in ihrer Monotonie nun welch bitterböses Bild sich hinter der Mentalität der Fernsehwerbungen versteckt, welche wir zu Unterhaltungszwecken verharmlosen bzw. als selbstverständlich zu akzeptieren gelernt haben.

„Die Frauen von Stepford“ ist sehr schleichend erzählt. Die ersten 30 Minuten zeigen lediglich die Umorientierung Joannas, die mit ihrer Familie zuvor in einer Großstadt lebte und das auch genoss. Erst nach dieser langen Einführung zeigt Forbes erstmals deutlich, dass die Stepford-Frauen so sind wie sie sind. Zuvor durfte man lediglich erst die Nachbarin erleben, die uns einen Vorgeschmack dessen gab, was in höherer Population noch folgen sollte.

Auch wenn des Rätsels Lösung heutzutage mit moderneren Alternativen zu lösen wäre, so guckt sich „The Stepford Wives“ (Originaltitel) doch recht zeitlos, eben weil er in einer friedlichen Kleinstadt spielt, die, sofern wir aktuellen Filmen glauben können, heute noch genau so geartet sind wie damals. Lediglich die Sehgewohnheiten der damaligen Zeit muss man als Zuschauer beherrschen können. Wer sich schnell langweilt und eher Aktion anstatt psychologische Stimmigkeit bevorzugt, der wird mit dieser Satire nichts anfangen können. Der wird eher in der albernen wie missglückten Neuverfilmung von Frank Oz, die ebenfalls den Namen „Die Frauen von Stepford“ trägt, sein cineastisches Glück finden.

Wer aber den langsamen Erzählstil des 70er Jahre-Kinos mag und es genießt interessant charakterisierte Figuren auch mal bei Nichtigkeiten zuzusehen, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben, der wird dieses sensibel angegangene Filmchen genießen können, auch wenn es etwas verwundert, dass der Spannungsgehalt doch recht gering gehalten wurde. Etwas mehr davon hätte nicht geschadet, um den an sich gelungenen Streifen noch etwas aufwerten zu können.

Denn letztendlich arbeitet er inhaltlich lediglich auf ein Geheimnis hin, dessen wir uns als Zuschauer in der Regel schon zuvor bewusst sind. Gerade deswegen ist es aber auch so erstaunlich, dass „Die Frauen von Stepford“ mit seinen Wichtigkeiten wie Nichtigkeiten so gut zu unterhalten weiß, zumal mit der Thematik um die Angst des Individualitäts-Verlustes, gerade zur Entstehungszeit des Streifens, im Science Fiction-Genre recht oft gespielt wurde (z.B. in „Die Körperfresser kommen“ und „Futureworld“). Bryan Forbes Werk kann mit der Konkurrenz jedoch bestens mithalten, gilt er doch heute als anerkannter Klassiker, einer der drei Fortsetzungen und die bereits erwähnte Neuverfilmung nach sich zog.  OFDb
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