lynx   »   [go: up one dir, main page]

Posts mit dem Label Daryl Hannah werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Daryl Hannah werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

20.09.2017

DAS FENSTER ZUM HOF (1998)

Alfred Hitchcock hatte mit „Das Fenster zum Hof“ einen großartigen Film abgeliefert, der es eigentlich nicht nötig gehabt hat neu verfilmt zu werden. Bis auf die zu braven Einblicke ins Privatleben Anderer, welche der biederen Entstehungszeit des Streifens zu verdanken sind, gäbe es keine nennenswerten Neuerungen, die der Thriller benötigen würde. Letztendlich ist Jeff Bleckners „Das Fenster zum Hof“ aber ohnehin nur eine alternative Erzählung zum Original und somit keine tatsächliche Neuverfilmung. Die Figuren sind andere, der angebliche Mordfall ist ein anderer, und der Grundton des Streifens ist auch ein anderer.

War Hitchcocks Werk ein für einen Thriller recht amüsant ausgefallener Film, so herrscht in der für das Fernsehen hergestellten zweiten Version des Stoffes von Beginn an ein ernster, düsterer Grundton. Der 90er Jahre-„Rear Window“ (Originaltitel) ist konventioneller erzählt, ist gradliniger ausgefallen und in vielen Dingen direkter angegangen, also weit weniger verspielt als die Hitchcock-Version. So ist z.B. von Anfang an klar hinter welchem Fenster sich der angebliche Mord abspielen wird. Und eigentlich rätselt man gar nicht so sehr, wie es im Original der Fall war, darüber ob alles nur ein Irrtum sein könnte, oder ob Jasons Verdacht der Wahrheit entspricht.

Solche Spielereien hat „Das Fenster zum Hof“ in seiner zweiten Version auch gar nicht nötig. Nicht nur, dass er gar nicht erst versucht mit Hitchcocks Original zu konkurieren, der Aufhänger der Neuverfilmung ist ein ganz anderer. Der Held des Streifens ist querschnittsgelähmt und kann sich damit noch weniger gegen mögliche Gefahren wehren, wie der diesbezüglich bereits eingeschränkte Held der 50er Jahre-Version. Wir erfahren viel darüber wie es ist mit der Lähmung leben zu müssen. Finanzielle Fragen tauchen neben den obligatorischen medizinischen Hintergründen ebenso auf wie zwischenmenschliche und seelische Problematiken. Es dauert allein 20 Minuten bis Jason erstmals aus dem Fenster guckt, bis dahin orientiert sich die Geschichte an den Fortschritten Jasons nach dem Unfall. Dass diese „Rear Window“-Version wesentlich düsterer ausgefallen ist, liegt somit nicht nur am verstärkten Thrillergehalt, sondern auch am dramatischen Aspekt, der hier weit mehr als nur simples Beiwerk ist.

Dieser dramaturgische Effekt wird zudem dadurch verstärkt, dass Hauptdarsteller Christopher Reeve selbst seit einem Reitunfall querschnittsgelähmt war und mit diesem von ihm mitproduzierten mutigen Projekt jedem zeigen kann wie es ist mit dieser Behinderung zu leben. Letztendlich ist Reeve Kemps, denn nicht nur der bewegungslose Körper vereint ihre Person, auch den ungebrochenen Willen daran zu glauben, dass es eines Tages eine Heilmöglichkeit gibt, überträgt Reeves von seiner Privatperson auf den von ihm gespielten Charakter. Bis zu seinem Tod glaubte Reeves felsenfest an eine Heilung und überraschte alle mit seiner optimistischen Überzeugung und dem Mut zum Kampf.

Den lebt er auch in seiner Rolle als Jason, und dass „Das Fenster zum Hof“ nicht nur zu einer Mitleidsnummer mit dem wirklich querschnittsgelähmten Reeves verkommt, liegt an dem Hauptdarsteller selbst, der nicht nur mutig und selbstbewusst auftritt, sondern auch beweist, dass er als Schauspieler stets unterschätzt wurde. Mag der Film manches Mal auch etwas zu gewöhnlich ausfallen und die Love Story mit seiner Kollegin arg unrealistisch wirken, die Leistung Reeves weiß zu packen und einiges wieder rauszureißen. Irgendwer Verantwortliches hat es zudem begriffen ihn optisch packend einzufangen, wenn er kritisch das Treiben von gegenüber beobachtet. Ob in Direktaufnahmen aufs Gesicht oder hinter der Scheibe sitzend, Jason wirkt wie eine ernstzunehmende Bedrohung auf den möglichen Mörder.

Ein zweites Meisterwerk wie Hitchcocks Version ist der 90er Jahre-„Rear Window“ nicht geworden, aber dank eines routinierten Spannungsbogens und eines alternativen Kriminalfalles und in erster Linie aufgrund Christopher Reeves packender und mutiger Darstellung, lohnt es sich trotzdem auch der Zweitversion des Stoffes eine Chance zu geben. Andere Schwerpunkte und ein düsterer Grundton machen aus dem Stück TV-Film eine eigenständige Angelegenheit, anstatt zur abgekupferten Blaupause eines berühmten Kinoklassikers zu verkommen.  OFDb

26.12.2016

BLADE RUNNER (1982)

Man traut es sich kaum dies offen auszusprechen, aber mit meiner Sichtung von „Blade Runner“ schließt sich eine jener Lücken, die unter die Überschrift „kaum zu glauben, dass ich diesen Film bislang nicht gesehen habe“ fällt. Nun habe auch ich den Vorreiter sämtlicher philosophischer Filme um künstliche Intelligenzen gesichtet, und ich bin überrascht wie zurückhaltend die Frage zwischen Leben oder Maschine noch behandelt wird, erfährt das Böse mit dieser aufgeworfenen Frage doch lediglich eine Handlungsmotivation und einen emotionalen Hintergrund, an der Frage ob böse oder nicht wird jedoch nur leicht gekratzt, und dies auch erst in Rutger Hauers letzter Szene.

Vor „Blade Runner“ hätte ich nach all den Erfahrungen, die ich mit ihm in B-Produktionen gemacht habe, nie gedacht, dass Rutger Hauer eine solch enorme Wirkung entfachen kann. Diese Vielfältigkeit aus eiseskalter Bösartigkeit, seinem Zynismus, der Trauer und dem Mix aus alledem hätte ich ihm schauspielerisch ehrlich gesagt nicht zugetraut. Er erweist sich als würdiger Gegenpart zum charismatisch spielenden Harrison Ford, innerhalb eines herrlich dreckig ausgefallenen Blockbusters, der den Vertretern heutiger Beiträge dieser Art zeigt, was mit vergleichsweise schlichten Mitteln alles möglich ist, um dennoch großes Kino zu schaffen.

„Aufstand der Anti-Menschen“ (Alternativtitel) ist ein pessimistischer Film. Er zeigt uns keine strahlende Zukunft, sondern eine Welt voller Maschinen wie sie wirklich ist: dreckig, voller Rost und Schrott, zugebaut, fern jeder klassischen Umwelt. Passend zur düsteren Atmosphäre und dem in einer dreckigen Stadt spielenden Szenario lässt Ridley Scott die Protagonisten meist zudem durch schlechtes Wetter laufen. Erstaunlich, dass er trotz dieser Übertreibung zum Pessimismus ein Werk geschaffen hat, welches sich trotz allem Futurismus gefühlsecht schaut, vielleicht auch weil seine Figuren verletzlich sind, körperlich wie geistig, eine Eigenschaft die es erstaunlich gut schafft über eigentlich recht flache Charaktere hinwegzutäuschen.

Überrascht hat mich zudem das Talent Ridley Scotts inmitten einer solchen Atmosphäre Platz für einen kunterbunten Spielplatz zu finden, wie wir ihn später aus der Mülldeponieszene aus „Die Reise ins Labyrinth“ kennen, oder aus dem kompletten Film „Toys“ mit Robin Williams. Wenn der zu früh alternde J.F. Sebastian die damals noch hoch attraktive Daryl Hannah in seine Wohnung bittet, und wir all seine sogenannten Freunde erblicken dürfen, dann wird aus einer düsteren Dystopie kurzfristig ein Karneval der Zukunft, ein Blick darauf was Technik dem Menschen ebenfalls hätte bringen können und in Wirklichkeit doch nur eine Täuschung ist, ein Ersatz für echtes Leben, echte Freunde, echte Heiterkeit - und damit doch nur bunt täuschende Traurigkeit.

Was andere Filme mit Thematiken um künstliche Intelligenz und Klone in verschiedenste Richtungen vertiefen, wird hier wie erwähnt nur angedeutet, aber am richtigen Punkt gefasst, denn was könnte ein Bewusstsein schon dringender wollen als verstehen und zu leben? Das sind berechtigte Wünsche. Da Emotionen von Maschinen in diesem Frühwerk der Thematik noch Deutungssache sind und nicht definitiv bewiesen, ist es wohl legitim dass „Blade Runner - Metropolis 2020“ (Alternativtitel) noch so hart mit der Maschinenwelt umgeht, anstatt sie in den Schutz zu nehmen und wahre Empathie zu ihr aufzubauen. Dieses Thema auszuweiten wäre nur einer vieler Gründe gewesen, warum es toll gewesen wäre, wenn „Dangerous Days“ (Alternativtitel) eine Fortsetzung erhalten hätte. Zu erzählen gäbe es noch viel über die Replikanten und ihrer moderneren Nachfolger. Aber was soll‘s, das haben im Laufe der Jahre dann unzählige Werke wie „Ghost in the Shell“, „Ex Machina“ und „Alles, was wir geben mussten“, um nur einige wenige zu nennen, nachgeholt.  OFDb

22.03.2015

HORROR AM MILL CREEK (1983)

Warum genau die Protagonisten von „Horror am Mill Creek“ ins Grüne fahren und was sie verbindet wird aufgrund der etwas arg wirren Erzählung nicht so ganz klar. Klar ist nur, dass der Film inhaltlich ein typisches Produkt seiner Zeit ist. Irgendwo zwischen Backwood-Horror und Slasher angesiedelt gibt er dem Publikum genau das was es damals sehen wollte: junge Menschen, die einem Killer ausgeliefert sind, angereichert mit gelegentlichen harten Kills.

Leider benötigt ein Film mit solch einem Minimum an Story eine gewisse Orientierung. Wenn man aber schon nicht weiß was die Leute an dem Ort tun wo sie sich befinden, sollte man besagte Menschen zumindest kennen lernen. Aber sie bleiben bis zum Schluss austauschbar und charakterlos. Eine Identifikation ist nicht möglich, zumal sie einem mit ihren völlig überzogenen Streitereien tierisch auf den Senkel gehen. Das Mitfiebern vor dem Bildschirm ist orientiert an solchen Proleten nur gering. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass besagter Streifen in der von mir gesichteten Fassung viel zu dunkle Bilder präsentiert, so dass man teilweise nicht einmal erkennen kann wen es gerade erwischt hat.

Schade, diese Samuel Z. Arkoff-Produktion klang wesentlich interessanter als sie schließlich ausfiel, allein schon weil die durch „Roxanne“ und „Splash - Jungfrau am Haken“ kurzfristig berühmt gewordene Daryl Hannah in jungen Jahren mit an Bord ist, was nach Sichtung aber auch völlig egal ist, ist ihre Rolle doch so austauschbar wie alle anderen auch, mit der Ausnahme dass sie zum aktiven Geschehen sogar noch weniger beiträgt als die männlichen Rollen, die zumindest in der späten Phase der Geschichte eine Gegenwehr planen.

Zwar schafft es Regisseur Andrew David auch den ein oder anderen spannenden Moment in die Monotonie einzubauen, vom Spannungspotential seiner späteren Hits „Auf der Flucht“  und „Ein perfekter Mord“ ist jedoch noch nichts zu spüren. Andererseits zeigte der gute Mann mit dem Schwarzenegger-Streifen „Collateral Damage“ dass er auch schlechteres abliefern kann als diesen längst vergessenen 80er Jahre-Horror, der auch unter dem Titel „Todesfalle am Mill Creek“ lief.

Leider tritt „Angst - Das Camp des Grauens“ (Alternativtitel) viel zu sehr auf der Stelle, als dass er wirklich zu interessieren wüsste. Ein gewisser stimmiger Grundton ist trotz aller Negativpunkte dennoch vorhanden, so sehr es auch wundert. Somit ist „The Final Terror“ (Originaltitel) nicht ganz so übel ausgefallen wie „Ausflug in das Grauen“ oder „Backwoods“. Wer aber zu diesem Thema aus dieser Entstehungszeit einen wahrlich guten Film sehen will, der sollte lieber zu dem sechs Jahre zuvor entstandenen „The Creeper“ greifen (nicht zu verwechseln mit „The Creeper“ aus dem Jahr 1983, dies ist ein weiterer Alternativtitel des hier vorliegenden Streifens), der langweilige Teenager gegen erwachsene Helden tauschte und das einem Irren in der Wildnis Ausgeliefertsein wesentlich spannungsfördernder einsetzte als es „Carnivore“ (Alternativtitel) selbst in seinen besten Momenten je schaffte.  OFDb

03.10.2014

ROXANNE (1987)

Viele der richtig geglückten Steve Martin-Filme stammen aus seiner eigenen Feder. „Roxanne“ ist ein solches Werk und kann als Fingerübung Martins für den erwachseneren „L.A. Story“ betrachtet werden, in dem er ebenfalls Stil, Köpfchen, humoristische Romantik und Albernheiten gekonnt vereint, jedoch etwas besser aufeinander abgestimmt als hier. Zudem beruht der spätere, professionellere Film auf keinem Fremdstoff, wohingegen „Roxanne“ eine moderne Variante von „Cyrano de Bergerac“ ist, was ihn allerdings weniger zu einer Neuverfilmung macht, als viel mehr zu einer Komödie, die mit allerhand Elementen dieses klassischen Stoffes spielt. Mag der hier besprochene Film auch noch nicht so ausgereift wie der ihm vier Jahre später folgende sein, auch „Roxanne“ ist eine wundervolle romantische Komödie mit gut aufgelegten Stars und sympathisch agierenden kleinen Lichtern aus dem Schauspielbereich. Daryl Hannah spielt zu ihrer attraktivsten Zeit, Steve Martin scheut sich inmitten einer recht niveauvollen Erzählung nicht mit Albernheiten zu sparen, und mag der Akteur des Chris auch nur gut aussehen ohne dabei sonderlich positiv auf beruflicher Ebene zu glänzen, das Drehbuch beschert ihm allerhand lustiger Szenen, meist auf seine Dummheit bauend, dies aber nie böswillig, was der Feel Good-Komödie ansonsten sicherlich hätte schaden können. Nicht immer harmonieren Klamaukszenen und Dramatik, aber jede Szene für sich gesehen kann man als gelungen betrachten, und da das meiste durchaus ineinander greift, braucht man sich an den paar wenigen Momenten die es nicht tun auch nicht aufzuhängen. Dafür ist „Roxanne“ viel zu sympathisch ausgefallen. Die Gefühle stecken an, der Humor lässt einen schmunzeln, lächeln und lachen, und manches mal darf der Film auch nachdenklich stimmen, handelt er doch von vielen kleinen menschlichen Fehlern, Macken und Eigenarten, so dass genug dabei ist mit dem man sich selbst identifizieren kann.  OFDb

14.09.2014

JAGD AUF EINEN UNSICHTBAREN (1992)

„Jagd auf einen Unsichtbaren“ ist ein Bastard von einem Film. Er ist ein merkwürdiger Mix aus Komödie und Science Fiction-Thriller, kein typischer Chevy Chase, ebenso kein typischer John Carpenter, einerseits anspruchsvoll erzählt und durchdacht, andererseits ein wenig zu sehr vor sich hinplätschernd, den Spannungsbogen nicht immer richtig im Blick behaltend. Aber trotz all seiner Schwächen ist er ein durchaus sehenswerter Film, der nur durch kleinere Korrekturen ein wirklich großer Science Fiction-Beitrag hätte werden können, was mitunter an der Kombination großartiger Spezialeffekte in Verbindung mit den neuen Denkansätzen zum Thema Unsichtbarkeit liegt. „Jagd auf einen Unsichtbaren“ springt nicht einfach auf dem einst mit „Der Unsichtbare“ begonnenen Zug dieser Thematik auf, er weiß sich gekonnt mit dem Phänomen zu beschäftigen und um einige Ecken weiter zu denken.

Dank seines stimmigen Soundtracks, einem wie schon in „Valkenvania“ charismatisch wirkenden Chevy Chase, einer zum letzten Mal so wirklich positiv auffallenden Daryl Hannah und einem Sam Neill, dem man die Spielfreude seiner Schurkenrolle regelrecht ansieht, weiß „Jagd auf einen Unsichtbaren“ zu sympathisieren, so sehr sogar, dass dramaturgische Schwächen zwar enttäuschen aber nicht zwingend stören. Zwar passiert im Film immer irgend etwas, und Charaktere werden dabei nie vernachlässigt, aber zur zweiten Hälfte hin wirkt der Streifen ein wenig orientierungslos, arbeitet sich inhaltlich nie wirklich zu wahren Höhepunkten hin, und so begleitet man Nicks episodenhafte Abenteuer zwar amüsiert und interessiert, fiebert aber nie wirklich dem Finale entgegen, das es schafft ohne großes Feuerwerk die Geschichte gekonnt abzuschließen.

Warum es gerade Spannungs-Profi John Carpenter nicht versteht den Thrill-Gehalt ein wenig mehr nach oben zu schrauben ist mir unverständlich, zumal „Jagd auf einen Unsichtbaren“ gerade von diesem auch in „12:01“ angewendeten ungewöhnlichen Genre-Mix aus Komödie und Thriller lebt. Der Streifen ist ein recht eigenständiges Werk, das zwar mit zuvor nie angewendeten Spezialeffekten anzugeben weiß, diese aber nie über die Geschichte stellt. Im Gegenteil: die Effekte werden stets kompatibel in das aktuelle Geschehen eingebunden, ein Zustand den man sich heutzutage in Filmen wie „Man Of Steel“ oder „The Amazing Spider-Man 2“ wünschen würde.

Ich hege große Sympathien an „Jagd auf einen Unsichtbaren“, aber auch die mittlerweile x-te Sichtung macht mir wieder deutlich wie lückenhaft er in seiner letzten Konsequenz doch ist und wie sehr ihm der letzte Pfiff fehlt um ihn wirklich als Empfehlung anzupreisen. Theoretisch ist alles Nötige für dieses Ergebnis vorhanden, im Umgang mit seiner Rezeptur fehlt trotz großartiger Zutaten jedoch die nötige Würze. Schade ist das schon, denn sowohl Chevy Chase, als auch John Carpenter und Daryl Hannah wären sicherlich einen anderen Weg in Hollywood gegangen, wenn „Jagd auf einen Unsichtbaren“ ein Erfolg geworden wäre. Ich hätte es allen Dreien gewünscht - und dem Film auch.  OFDb

07.03.2013

SHARK SWARM (2008)

Um eine Fischerstadt in Not zu versetzen, lässt ein Industrieller eine Chemikalie ins Wasser, welche die Fische vertreibt. Nun kann er sich als der gute Samariter präsentieren, der das untergehende Städtchen in die Zukunft führt und für Geldsegen sorgt. Zu dumm nur, dass aufgrund mangelnden Futters sich nun verschiedenste Haisorten zu einem großen Schwarm zusammen tun und dabei aggressiver denn je vorgehen. Ein Fischer und sein Professoren-Bruder riechen den Braten...
 
Der heiße Brei neu aufgewärmt...
 
Was rechtfertigt einen (Fast)-Drei Stunden-Film? Das habe ich mich schon bei der „Herr der Ringe“-Trilogie gefragt, in der nur eine Schlacht und ein Spezialeffekt dem nächsten folgten. Dabei haben Filme wie „Es“ vorgemacht, welchen Vorteil eine längere Laufzeit haben kann. Und selbst Produktionen wie „Sturm des Jahrhunderts“ nach Stephen King zeigten, dass auch mit ewigem Hinhalten ein längeres Stück Film möglich ist – wenn die Erwartungshaltung hoch genug gehalten wird.

„Shark Swarm“ erzählt jedoch nur das, was seit „Der weiße Hai“ schon viele Dutzend male erzählt wurde, manche Elemente sogar schon zuvor. Schaut man sich die Geschichte und ihren Ablauf an, kommt man sogar zu dem Schluss, dass selbst ein 90-Minüter die Geduld des Zuschauers auf eine harte Probe gestellt hätte. Filme wie „Shark – Das Grauen aus der Tiefe“ machten vor, wie man sich bereits nach 10 Minuten Laufzeit nach dem Ende sehnt, so langweilig kann Hai-Horror umgesetzt werden.

Leider ist Contners Subgenre-Beitrag ein Langeweiler, und damit eine Gurke hoch zehn. „Shark Swarm“ schafft es nicht einmal, trotz vorhandener Logikfehler, unfreiwillig komischer Trash zu werden, eine Art Nebenstraße, die unterirdische Filme wie „Raging Sharks“ und „Shark Attack 3“ unterhaltsam machten, wenn auch nicht auf die Art, die Produzenten und Regie erhofften.

Schaut man sich Contners Filmographie an, wundert einen ohnehin nichts mehr. Der hauptsächlich in Fernsehserien untergegangene Filmemacher drehte Werke mit solch grandiosen Namen wie „Schwanger! Es geschah unter Narkose“ oder „Entführt nach Schulabschluss“. Schnelle Dutzendware, und das ist das einzige Gebiet auf das Contner schielt, kann auf trivialer Ebene sicherlich auch unterhalten, soweit man einige Klischees akzeptieren kann, die bei Schnellschuss-Werken nun einmal dazu gehören, wie Windows zum Computer (nicht nötig, aber fast immer hat man’s).

„Shark Swarm“ ist jedoch ein Klischee in Reinform. Es gibt nichts, oder zumindest kaum etwas, das nicht Klischee ist. Die grobe Story, jede Zwischenstory, die Charakterzeichnung, der Handlungsverlauf, selbst die Dialoge sind alle schon oft gehört, nur die wenigsten Sätze haben etwas Innovatives zu bieten. Und selbst wenn ist keine Kunst zu erwarten, dafür aber immerhin die erste Konkurrenz zu dem berühmten Blaues Licht-Dialog aus „Rambo 3“. Wegen erfolglosen Fischfangs sagt der Kapitän zu seinem Helfer: „Wir fahren nach Norden.“ Der Helfer antwortet spöttisch, da orientierungslos: „Wo ist Norden?“ Der Chef antwortet: „Im Norden!“

So sehen Ausnahmen von Klischees aus und so der davon strotzende Rest: Dumme Städter lassen sich von einem gaaaanz bösem Industriellen mit Geld locken. Der Held (lieb) riecht den Braten. Doch der Sheriff ist bestechlich und hilft dem Bösen. Dieser hat einen Handlanger für die Drecksarbeit, der ist auch seeehr böse. Der Gute mag alles was alt und traditionell ist. Geld ist ihm egal. Die Tochter des Helden hat ein Geheimnis, sie will aufs College nach New York. Während der Geschichte lernt sie einen schönen Blonden kennen. Der surft den ganzen Tag. Sie macht sich ihm gegenüber neugierig, indem sie schnell verschwindet und nur halbe Antworten gibt. Haie attackieren Menschen, riechen einen Tropfen Blut kilometerweit entfernt, fressen jeden und alles zu jeder Zeit und sind jederzeit an jedem Ort. In der Gegend gibt es geschätzte eine Milliarde Taucher. Damit dennoch mal wer anders gefressen wird, sind jede Menge dummer Menschen aus den bescheuertsten Gründen im Wasser, selbst dann, wenn sich herumspricht das Menschen sterben.

Hoppla, jetzt bin ich schon in den Bereich der Logiklöcher gelandet. Deren bestes und größtes Manko ist übrigens, sofern man einmal den Aufhänger der Geschichte ignoriert, dass jede Menge Leute sterben, Leute die in dem kleinen Dorf nicht unbekannt sind, die aber nie vermisst werden. Gegen Ende darf man dazu einen Satz in die richtige Richtung hören. Man kann ja jede Menge Irrsinn ignorieren oder aber zum Trashvergnügen umfunktionieren, das klappt allerdings nicht, wenn man wirklich nur im Sekundentakt Klischees erdulden muss. Das macht einen Film tot öde. Selbst die dämliche Romanze zwischen Tochter und Strandboy wird von Fahrstuhlmusik untermalt wie sie klassischer nicht sein könnte. Die Unterhaltungen zwischen den beiden bieten nicht einen Satz, der nicht Klischee ist und den jeder aus Ideenlosigkeit auf die schnelle hinzufügen würde, um beim Schreiben einer Geschichte den Abgabetermin einzuhalten. Die Klischeeaneinanderreihung von „Shark Swarm“ ist derart intensiv, dass es fast schwierig klingt, einen solchen Film überhaupt zu schreiben. Wie schafft man es nur all diese Klischees zu sammeln ohne in kreative Momente abzurutschen? Das ist eigentlich schon Kunst für sich.

„Shark Swarm“ kann mit gar nichts punkten, außer vielleicht mit den Szenen eines kleinen Mädchens, das wegen ignoranter Eltern ständig Menschen im Wasser sterben sehen muss, und keiner hört der Kleinen zu. Das sind immerhin kurze Momente, die durchschielen lassen, dass mancher Moment doch nicht so bierernst gemeint ist, wie der Rest. Eine ernste Umsetzung wäre sicherlich auch nicht das Problem, aber Contners Werk ist bieder ernst. Er ist langweilig und handelt nur von langweiligen Personen, die langweiliges tun und ewig falsch handeln. Die Guten benehmen sich asozialer als die Bösen und arbeiten nicht einmal mit sachlichen Argumenten, wenn es darum geht irgendwem die Augen öffnen zu wollen.

Auf ebenso langweilig, wie überholte Art werden hier Frauen angebaggert, die dies in ihrem öden Leben sogar geradezu aufregend finden. Selbst die interessanteren Figuren, die Bösewichter, verbreiten durch das vorhersehbare Klischeeverhalten und –geschwätz lediglich Langeweile pur. Da muss man erst ein Filmmasochist wie Klein-Schlombie sein um solchen Dreck auf 170 Minuten bis zum Schluss gucken zu können. Und ich hatte das Glück das Teil auf DVD zu schauen, mit vorwärts gedrückten Werbepausen. Wer schafft es bitte schön dran zu bleiben, trotz ständiger Reklameunterbrechungen, die ausnahmsweise mal dafür da wären den Geist wach zu rütteln und den Filminteressierten dazu zu bewegen sich zu fragen: Ist es das wert, dafür all den Werbemüll zu gucken?

Wer dran geblieben ist darf im Finale eine weitere Idiotie sichten: Nach dem die Haie besiegt wurden (mit Hilfsmitteln, die gleich mehrere Logiklöcher hinterlassen) interessiert sich niemand mehr für das Gift im Wasser. Eine Entfernung der bösen Fässer? – Nö, wofür denn?

Aber was soll man von einem Film halten, der ohnehin Wolf im Schafspelz ist. Filme wie „Shark Swarm“ sind fragwürdig, da sie sich als ökofreundliche Werke ausgeben, gleichzeitig aber nur Klischees verbreiten und schlimmer noch: den ewigen Irrtum der Amis unterstreichen, dass alles Fehlgeleitete sich wieder beheben ließe. In Contners Werk findet diese Propaganda gar an verschiedenen Stellen statt, einmal sogar nur im Hintergrund während eine Frau vom Umweltamt im Fernsehen eine Doku laufen hat. Letztendlich erzieht die Industrie damit die Leichtgläubigen in eine falschen Richtung, getarnt als Freund, der dem geneigten Cineasten lediglich einen Horrorfilm zuwerfen will. Interessant, dass eine fast identische Taktik genau jene ist, die der böse Industrielle in diesem Hai-Horror verwendet. Er gibt sich als Freund aus, der die Stadt retten statt ausbeuten will, und manipuliert die Gemeinde mit gefaketen Ansichten über Nachbarschaft während einer Stadtversammlung.

Interessant ist auch der Blick auf die Darsteller. So wird, noch immer berühmter Name sei dank, Daryl Hannah ziemlich zu Anfang, wenn nicht sogar an erster Stelle genannt. Die in „Roxanne“, „Jagd auf einen Unsichtbaren“ und vielen anderen Filmen einst so süße Daryl wurde von der Zeit eingeholt und ist heute nicht mehr hübsch. Allein deswegen war sie damals schon fehlbesetzt in „Die Addams Family und die lieben Verwandten“, hier ist sie richtig besetzt, weil sie einfach nur die Frau von nebenan mimen soll, da passt das durchschnittliche Aussehen. Diese Rolle spielt die gute alte Hannah jedoch völlig lustlos, mit einer Fresse, die sogar pampig und angewidert wirkt, wenn sie lächelt. Verübeln kann man es dem einstigen Star nicht, ist ihre Rolle doch mehr als langweilig. Sie darf nur die besorgte Frau spielen. Die eigentliche Story betreffend handeln dürfen nur andere.

Aber Daryl Hannahs schlechtes Spiel wird überschattet von der Darstellerin, welche die Tochter spielen darf. Solch schlechtes Schauspiel erlebt man sonst meist nur bei deutschen Daily Soaps. Es gibt nicht eine Mimik, welche das junge Fräulein glaubhaft hinbekommt. Jeglicher Gesichtsausdruck, der unauffällig eingebracht werden müsste, gerät zur vordergründigen Grimasse. Sie sieht halbwegs süß aus, das ist der Grund warum sie gecastet wurde, aber das rettet ihre Rolle mit derart mangelndem Talent auch nicht mehr.

Kommen wir zum Schluss nun zu der Frage, die den Horrorfan interessiert: Wie sind die Haiattacken und die Haianimation an sich? Wie nicht anders zu erwarten sind die Viecher computeranimiert, und dank TV-Produktion nicht auf dem Niveau eines „Deep Blue Sea“ sondern billig und schäbig wie in „Megalodon“. Eine Berührung zwischen Mensch und Tier gibt es nicht. Hier wird schlecht geschnitten, schnell mit etwas Wasser geblubbert und zur großen Überraschung auch auf dem Wasser mit Blut gespart. Immerhin darf man mal einen abgebissen Arm sichten (oder war’s ein Fuß? Ich weiß es nicht mehr). Das war dann aber auch schon das höchste der Gefühle. „Shark Swarm“ ist Langeweile hoch zehn, ein Subgenrebeitrag der auch nur wieder mal den Schreiberlingen auf Tierhorror.de gefallen kann. Nachvollziehen kann ich das nicht. Aber jedem das Seine!  OFDb
Лучший частный хостинг