Aufgrund mangelndem psychologischen Verständnisses erleben wir die Entwicklung der Hauptfigur Mae nicht nur viel zu sprunghaft, sondern auch unglaubwürdig aufgrund ihres eigentlich vorhandenen Potentials. Warum sie sich von systemkritisch zu völlig vom System überzeugt wandelt (trotz diverser Menschen innerhalb ihres Umfeldes, mit denen sie über Fragwürdigkeiten des Systems redet), innerhalb dieser Phase geradezu diktatorische Ideen, aufgepuscht von ersten Erfolgen des Systems, entwickelt, um am Ende "Timm Thaler"-ähnlich einen geradezu selbstverständlichen, finalen Trick anzuwenden, um nach Einsicht des Fehlverhaltens aus allen selbst- und fremdverschuldeten Problemen für jederman herauszukommen (was nur in einer naiv abgegrasten Welt wie jener von "The Circle" so simpel und reibungslos, wie uns vorgesetzt, funktionieren kann), kann man, so wie die Figur uns charakterlich vorgestellt wird, nicht nachvollziehen. So bleibt am Ende ein weder tiefgreifender, noch ein intelligenter Film zu all den wichtigen Themen, die gestriffen werden, und dass das Ganze sich zumindest unterhaltsam guckt, verdankt James Ponsoldts Werk zum einen der Eigendynamik der Geschichte, die auch in simpler Form erzählenswert ist und zum anderen den sympathischen Mimen, ist "The Circle" mit Emma Watson und Tom Hanks doch gut besetzt. Den Mainstream-Tiefpunkt erreicht "The Circle" für mich mit dem unnötigen Einbringen des Firmenschöpfers, der die Geschichte auf recht unglaubwürdige Art noch mehr vereinfacht, als sie ohnehin schon erzählt ist und gleichzeitig dem verträumten Zuschauer vermitteln soll, dass wer Sympathisches, der versehentlich Fragwürdiges erschafft, alles wieder rückgängig machen kann, egal wie global die Probleme sich auch verbreitet haben mögen. Es ist schon schade, dass aus einem Aufrüttel-Projekt ein "Schlaf weiter gut"-Manipulationsfilm wurde, wenn auch, das muss ich zugeben, ein sehr kurzweiliger. OFDb
Von einem der daheim blieb, um die weiten Welten des Films zu entdecken...
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09.01.2021
THE CIRCLE (2017)
Irgendwo angesiedelt zwischen "Das Netz", "Die Welle", "Startup" und "EDtv" besitzt die Geschichte um einen gigantischen HighTech-Konzern, mit Verweisen auf Facebook und Google, großes Potential. Der leichtsinnige Umgang mit persönlichen Daten in den sozialen Netzwerken, das Manipulative hinter der Aussage Transparenz schaffe Demokratie, die Aufgabe von Privatsphäre, die Macht von Konzernen gegenüber der Politik einzelner Länder, sich heimlich einschleichende Gehirnwäsche, Sekten-ähnliches Zugehörigkeitsgefühl, die Falle angeblicher Freiwilligkeit, geschaffene Abhängigkeit, Ausbeutung innerhalb einer kumpelhaft scheinenden Arbeitswelt, Heimlichtuereien hinter angeblicher Offenheit, die Aufgabe von Freiheiten für eine scheinbar bessere Welt mit weit geringerer Kriminalitätsrate und größeren medizinischen Erfolgen, all diese stets zu diskutierenden, aktuellen Themen vereint "The Circle", die Verfilmung eines Bucherfolgs, und klingt damit äußerst reizvoll. Doch wie bei so vielem in unserer modernen Gesellschaft reicht heutzutage einzig der Aufhänger, das Abgrasen der Oberflächlichkeiten dieser Themen, manchmal sogar nur die kurze Benennung dieser. Was nutzt die Vielzahl an gesellschaftskritischen Themen, wenn nur damit geblendet wird, dass sie zum Nachdenken anregen sollen? "The Circle", der Film, wird mit dem Verweigern einer Vertiefung zu dem was The Circle als die Firma innerhalb des Filmes darstellt: ein seelenloses Produkt, welches den Anschein weckt Großes zu schaffen, um in Wahrheit zu blenden.
24.07.2016
THE CRAZIES - FÜRCHTE DEINEN NÄCHSTEN (2010)
Bevor George A. Romero damals seinen Überraschungserfolg „Die Nacht der lebenden Toten“ mit „Zombie“ fortsetzen sollte, der das Untoten-Genre ebenso mitprägen sollte wie sein Vorgänger, da inszenierte der für seine Zombiefilme berühmte Mann einen Horrorfilm verwandten Themas. „Crazies“ war ein Infizierten-Horror, und der zusätzliche Clou zu den sich durch eine Krankheit irre benehmenden ehemaligen Durchschnittsbürgern war die zusätzliche Gefahr, die vom Militär ausging, welches die Gegend säubert, eine Idee die sich später auch „28 Weeks Later“ zu Nutze machen sollte.
In Zeiten in denen der Zombiefilm sich mit dem Infizierten-Horror immer mehr vermischte, verwundert es nicht dass es zu einem Remake des Romero Geheim-Tipps kam. Und dies kommt unerwarteter Weise wesentlich wuchtiger daher als das Original, setzt wenig auf stille Fluchtmomente, sondern lässt es wo es nur geht krachen und rumsen. Das ist gewöhnungsbedürftig und sicher nicht die beste Art eine derartige Thematik zu erzählen, aber zumindest der Unterhaltungswert gibt Regisseur Breck Eisner recht. Langweilig wird es nie.
Zudem wird die bereits bekannte Geschichte dadurch angereichert, dass die infizierten Personen eine Restpersönlichkeit ihres gesunden Ichs besitzen, was ihnen nicht nur individuelle Charakterzüge beschert, sondern es in der Anfangsphase der Erkrankung auch erschwert zu erkennen ob da wer bereits infiziert ist oder nicht. Damit einhergehend darf man über sich selber zweifeln ob man bereits irres Verhalten an den Tag legt oder nicht. Das ist ein faszinierender Stoff in einer Zeit, in welcher einem die Menschheit ohnehin recht geisteskrank vorkommt. Wesentlich besser setzte diese Idee jedoch der sehr billig produzierte und damit etwas schwerer zu konsumierende „The Signal“ drei Jahre zuvor um, der immer wieder mit der Wahrnehmung des Zuschauers spielte. „The Crazies - Fürchte deinen Nächsten“ wagt dies nicht, ist er doch am Sehverhalten des Massenpublikums orientiert und will dieses nicht überfordern.
Bei dieser Grundhaltung darf man um so überraschter sein, dass „The Crazies“ dennoch ein unterhaltsames Werk geworden ist, auch wenn ich nach den lobenden Worten im Internet, nun wo ich Ewigkeiten später das Remake zum ersten Mal gesichtet habe, mit mehr gerechnet habe. Das Tempo wird stets hoch gehalten und Spannungsmomente gibt es auch genug, aber neben dem zu altbekannten Szenario und den etwas zu durchschnittlich geratenen Charakteren, die keinerlei Tiefe besitzen, wird einem doch nie so ganz klar warum die Bande Überlebender oftmals so unerkannt durch die Gegend laufen kann, nicht gerade clever mitten auf den Straßen oder über Stoppelfelder laufend, inmitten eines Gebietes welches das Militär überwacht.
Hubschrauber und anderweitige Militärpräsenz tauchen nur dann auf wenn es dem Autor gerade passt. Und warum das Militär einen Stützpunkt verlässt, nachdem ein Autofahrer gefangene Zivilisten mit einer Amokfahrt befreit hat, erklärt sich auch nicht von selbst. Hier erwarten die Verantwortlichen des Streifens dann doch etwas zu penetrant, dass man sich als Zuschauer mit den Geschehnissen einfach abzufinden habe. Aber noch bevor man sich ernsthaft über einen derart dümmlich veranlagten Plot ärgern kann, befindet man sich schon wieder in einer anderen packenden Situation, so dass man nicht all zu streng mit der typischen Krankheit eines US-amerikanischen Unterhaltungsfilmes umgehen muss.
Ein wenig hat mich der Film aufgrund des Aussehens des Helden, aufgrund der Präsenz des Militärs während des Ausbruchs einer lebensgefährlichen Situation und aufgrund des auch hier vorhandenen Soundtracks von Mark Isham an „Der Nebel“ erinnert, den ich im Vergleich jedoch gelungener finde. Der durfte aber auch die Neugierde des Publikums lange Zeit aufrecht erhalten, wohingegen die Thematik von „The Crazies“ von Anfang an klar ist und mit weiteren Überraschungen geizt. Dank des höheren Budgets ist er vielen anderen Infizierten-Horrors jedoch vorzuziehen, ist er technisch doch auf hohem Niveau umgesetzt und der Unterhaltungswert konstant auf einem guten Level. Werke wie der etwas eigenbrödlerische, wenn auch trotzdem im Mainstream verankerte, „Carriers“ sind dem etwas zu austauschbaren „The Crazies“ jedoch vorzuziehen. OFDb
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